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Steop Modulprüfung A1 Paradigmengeschichte und Rahmenbedingungen der Psychologie
Steop Modulprüfung A1 Paradigmengeschichte und Rahmenbedingungen der Psychologie
Set of flashcards Details
Flashcards | 131 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 17.12.2019 / 24.12.2021 |
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1. Verwendung Begriff "psychologia"
Goclenius 1950
im Titel einer Abhandlung
von wem stammt die deutsche Bezeichnung "Psychologie"
Christian Wolff, lebte um 1700
erste Verwendung "psychology"
1840 im Titel eines Buches von Friedrich August Rauch
Wilhelm Wundt
1. Labor 1879 Leipzig
Dr. med. in Heidelberg
Assistent im Physiologischen Labor von Hermann Helmholtz
VOs über experimentelle Physiologie, medizinische Physik, mikroskopische ANatomie, Anthropologie, Ethnographie, "Naturgeschichte der Rassen"
1. Psychologie-Vorlesung in Heidelberg: "Psychologie vom nawi Standpunkt" 1862
1874 Lehrstuhl für induktive Philosophie
Wilhelm von Humboldt
lebte um 1800
umfassende Uni und MIttelschulreform > Gymnasien 8-klassig, Fachlehrerprinzip
Uni: Einrichtung der "Philosophischen Fakultät" > wissenschaftliche Ausbildung der Fachlehrer
Philosophie als Königin der Wissenschaft
Humboldt
höchste Form des Wissens
Einzelwissenschaften > Fakten > philosophische INterpretation > Einordnung in ein übergreifendes philosophisches Weltbild
Niedergang der Philosophie als "Königin der Wissenschaft"
1930/40 > Untergang Geschichts- und Naturphilosophie > Unterordnung Theorie unter Primat der Erfahrung
> Forschung nicht mehr Suche nach Wahrheit, sondern durch systematische Methoden vermittelte Erfassung von den zugänglichen Aspekten der Realität
= prozessural definierte Wissenschaften
Wissenschaft Beruf statt Berufung
Identitätskrise der Philosophie
19. Jhdt.
muss Verhältnis zu Einzelwissenschaften neu bestimmen
Lösungsversuche der Identitätskrise der Philosophie (2)
- historische Rekonstruktino der Entwicklung philosophischer Denkweisen - Geburtsstunde der Philosophiegeschichte (Orientierung an Sprach- und Geschichtswissenschaften)
- philosophische Probleme nawi behandeln > Psychologie > empirische Untersuchung der Bedingungen von Erkenntnis
Entstehung der Psychologie aus Philosophie
Probleme der philosophischen Erkenntnistheorie wahrnehmungs- bzw. denkpsychologisch umgedeutet und mit nawi (experimentellen) Methoden untersucht
Physiologie als Vorbild (selbst junge Wissenschaft, entstand im 19. Jhdt. aus Anatomie) > Funktionen von Körperteilen
Johannes Müller
Anfang 19. Jhdt.
Vorreiter der Phsiologie
"historische Übergangsfigur" zwischen romantischer Naturphilosophie und moderner wissenschaftlicher Forschung
Anhänger des Vitalismus (besondere Kraft an organischer Materie - "Lebenskraft", "Seele")
"nur der Physiologe kann Psychologie betreiben"
"Handbuch der Physiologie des Menschen" mit Hauptabschnitt über Psychologie > letztes Mal, dass psychologische Themen in Physiologie vorkommen
Anti-Vitalisten
Schüler von Müller
u.a. Hermann Helmholtz
wollten beweisen, dass im Organismus nichts wirkt außer Physik und Chemie
"organische Physik" > Paradigma der modernen Physiologie
Forderung nach einer von Physiologie unabhängigen Wissenschaft der Psychologie
zb Helmholtz
enge Anlehnung an Physiologie
philosophische Erkenntnistheorie mit physiologischen = experimentellen Methoden bearbeitet
Physiologie und Philosophie stießen Psychologie ab > Philosophie fand durch Kritik an "Psychologismus" neue Identität & Stärke
Psychologismus
vermeintlich unangemessener GEltungsanspruch der empirischen Psychologie
Gesetze der Logik, normative Setzungen der Ethik ujnd Ästhetik seien nicht forschungswissenschaftlich sondern philosophisch zu begründen
Kritik der Philosophen
Antipsychologismus
Neukantianismus
gegen Andrängen von Experimentalpsychologen auf Lehrstühle für Philosophie
zb Wilhelm Windelband
Gottlob Frege & Edmund Husserl > Psychologismus-Kritik > strikte TRennung der Geltungsansprüche > Sache für Philosophen erledigt
erzwungene Emanzipation von der Philosophie
Wundt warnte vor Loslösung
weil Psychologen sich weiterhin mit philosophischen Fragestellungen befassen werden, nun aber ohne philosophische Vorbildung > negative Folgen > zu viel Aufteilung in Fächer und Spezialisierungen
Folgen des Rausschmiss der Psychologie aus der Philosophie für die Philosophie
Rückzug aus der wissenschaftlichen Forschung
endgültige institutionelle Verselbstständigung der Psychologie erst in Nazi Zeit > Diplomprüfungsordnung für Psychologie 1941
Gegenstand der Psychologie
Verhalten
Erleben (!!!)
Bewusstsein
Introspektion
Selbstbeobachtung
ist es eine wissenschaftliche Methode?
heftige Diskussion im 18. Jhdt
Immanuel Kant
fragte sich, ob Psychologie als empirirsche Wissenschaft möglich ist
"eigentliche Wissenschaft" = mathematisch darstellbar > Psychologie nicht, weil Zeit eindimensional ist
Beobachtung an sich verändert Zustand des beobachteten Gegenstands > Kritik an Introspektion
Introspektionsproblem
wie soll die wissenschaftliche Erforschung von Erlebnis- und Bewustseinszuständen ohne bzw. nur mit einem Minimum an Introspektion möglich sein?
Vorschläge zur Lösung des Introspektionsproblems (3)
- europäische (deutschsprachige) Tradition der Bewusstseinspsychologie
- amerikanische Tradition des Behaviorismus = radikale Lösung (Watson)
- geisteswissenschaftliche Psychologie / verstehende Psychologie (Vorläufer Kulturpsychologie)
europäische (deutschsprachige) Tradition der Bewusstseinspsychologie - Lösungen des Introspektionsproblems
- Wundt > "Externalisierung" psychischer Vorgänge im Experiment
- psychisches über Beziehung zu physischen Vorgängen erfasst > heute neurowissenschaftlich - biologische Psychologie
- Brentano > Rehabilitation Introspektion als RETROSPEKTION (Würzburger Schule)
- Synthese: Gestalttheoretische Schule (Max Wertheimer, Kurt Koffka, Wolfgang Köhler)
Wundts Lösung des Introspektionsproblems
Psychischer Vorgang zeigt sich, indem er Zeit verbraucht
übernahm experimentelles Verfahren von Physiologen Donders & dessen Schüler Jaager (substraction method)
> Unterscheidungsakte (zb nur reagieren wenn rotes Licht) und Wahlakte (mit links wenn rotes Licht mit rechts wenn blaues)
Vorläufe der kognitiven Psychologie
substraction method
- test of simple reaction time srt
- test of discrimination reaction time drt
- drt - srt = time necessary for the formation of ideas and the making of decisions
Donders & Jaager > Wundt
klassisches Experiment aus der frühen kognitiven Psychologie
Saul Sternberg 1966
Reaktionszeitversuche, ob serieller oder paralleler Zugriff > dauert länger bei längerer Zahlenreihe
> vollständiges serielles Abtasten der im Arbeitsspeicher aktuell vorhandenen Info
Franz Brentano
Selbstbeobachtung als wissenschaftliche Methode unzulässig
"Psychologie vom empirischen Standpunkte"
Rehabilitation der Introspektion als Retrospektion
Würzburger Schule
experimentelle Umsetzung der Retrospektion
von Oswald Külpe in Würzburg begründet
Mitglieder: Narziss Ach, Karl Bühler, Ernst Dürr, Karl Marbe, August Messer, Otto Selz
rückschauende Selbstbeobachtung unter experimentellen Bedingungen > VP befragt, was in ihnen vorgegangen ist
Karl Bühler
begründet gemeinsam mit seiner Frau Charlotte 1922 das Wiener Psychologische Institut > damals eine der renommiertesten psychologischen Forschungsstätten weltweit
- unanschauliche Gedanken wesentlicher Bestandteil unseres Denkens
- Denkverlauf folgt nicht primär Gesetzen der Assoziation, sondenrn den Forderungen der gedachten Gegenstände
Karl Duncker
1903-1940
Introspektion > "Lautlösungsprotokolle" als Methode der Denkpsychologie
auch heute noch angewendet
John B. Watson
Begründer des amerikanischen Behaviorismus
Little Albert Experiment
Behaviorismus
Verhalten = alles, was man aus der Perspektive der 3. Person beobachten kann (auch Gehirnfunktionen)
Verhalten unabhängig vom Erleben
Verhalen entsteht nicht aufgrund von INdividuen, sondenr aufgrund von Reizen
heute noch von Neurowissenschaft vertretene Sicht
Geisteswissenschaftliche / verstehende Psychologie
- Vorläufer der Kulturpsychologie
- Wilhelm Dilthey (komplementär zu Watsons These)
- Eduard Spranger
- kein Schulenzusammenhang > Einzelkämpfer aus anderen Fächern
- verschiedene Ansätze mit Gemeinsamkeiten
- kein Mensch ist rein aus sich selbst geworden, sondern unter dem bestimmenden Einfluss der Gesellschaft
- Menschliche Lebensverhältnisse lassen sich, weil sie sinn- bzw. bedeutungsstrukturiert sind, nicht mit nawi Methoden erfassen
- Bedeutung einer Handlung für Beobachter nur verständlich, wenn er den kulturellen Kontext versteht
- subjektiver (persönlicher) vs sozialer (kultureller) Sinn
- individueles ERleben ist über seinen Ausdruck, seine Objektivation in Handlungen zu erfassen - über im weitesten Sine hermeneutische (sinnerfassende) Methoden
Hermeneutik
Methode des Verstehens symbolisch artikulierter Bedeutungen
Begriff Paradigma
von Kuhn geprägt 1962
= ein vorherrschendes Denkmuster einer bestimmten Zeit
Funktionen eines Paradigmas in der Wissenschaft
- Unterscheidung Wissenschaft - Nicht-Wissenschaft
- Forschungsprogramm wird bestimmt
- Aufrechterhaltung des Faches
- wird über den wissenschaftlichen Diskurs aufrecht erhalten
Paradigmen in der Psychologie
multiparadigmatische Wissenschaft
Beispiele:
- Behaviorismus
- Kognitivismus
- Tiefenpsychologie (Therapieform Psychoanalyse)
- Systemisches Denken
- Humanistische Psychologie (Therapieform Existenzialismus)
Menschenbilder
- sind zeitlich begrenzte Annahmen / Konstruktionen
- entstehen im sozialen und personalen Kontext
- bestimmen, was "menschengerecht" ist
- können implizit und explizit sein
wichtigste Dimension von Menschenbildern
Kontrolle vs Vertrauen
weitere Dimensionen:
- Beziehungsangewiesenheit - Autonomie/Individualismus
- Unfreiheit - Freiheit
- Konstruktivität - Destruktivität
Zusammenhang Menschenbild, Paradigma und Theorien
Menschenbild > Paradigma > Modelle, Metatheorien > Einzeltheorien