Politikwissenschaft
Einführung in die Politikwissenschaft
Einführung in die Politikwissenschaft
Set of flashcards Details
Flashcards | 97 |
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Language | Deutsch |
Category | Politics |
Level | University |
Created / Updated | 03.12.2019 / 26.07.2022 |
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Rechtsstaat
Niemand, auch nicht die Staatsgewalt, steht über dem Gesetz
Gewaltenteilung
System von Kontrollen und Gegengewichten: Politische Macht wird auf verschiedene Ämter uns Staatsorgane verteilt, damit keiner Machtträge unabhängig von den anderen handeln kann (Rechtsstaat allein genügt nicht, die Macht der Regierenden effektiv zu kontrollieren)
Vertikale Gewaltenteilung
Zuständigkeiten und Regelungsbefugnisse werden zwischen nationalen und subnationalen Staatsebenen aufgeteilt.
Förderalismus: Handlungsautonomie der jeweils verantwortlichen Regierungsebene verfassungsrechtlich garantiert
- Kompetenzverteilung zwischen Zentralstaat und Gliedstaaten
- demokratisch legitimierte Institutionen auf substaatlicher Ebene
- Spannungsverhältnis zwischen der nationalen und substaatlichen Ebene
- Spannungsreduktion durch zweite Parlamentskammer, geschriebene Verfassungen, starke Verfassungsgerichtsbarkeit
- Bikameralismus: zweite Parlamentskammer, in der Teilstaaten vertreten sind.
- Verfassungsgerichtsbarkeit: in föderalen Staaten wichtige Rolle
- Drei Arten von Dezentralisierung: administrative, fiskalische, politische
Deutschland: Förderaler Bundesstaat durch Ewigkeitsklausel geschützt, sechzehn Bundesländer mit eigenem System, zweite Parlamentskammer (Bundesrat)
Österreich: neun Bundesländer ohne Judikative, starke Verfassungsgerichtsbarkeit, zweite Parlamentskammer (Bundesrat), wenig Kompetenzen der Bundesländer.
Schweiz: Föderalismus stark ausgeprägt, zweite direkt gewählte Parlamentskammer (Ständerat), keine starke Verfassungsgerichtsbarkeit, aber Referendum
Wirkung: Wahrung von Vielfalt
- Besonders bei heterogenen Staaten intergrativ
- Schutz von Minderheiten, regional unterschiedliche Politik möglich
- Teilstaaten im Wettbewerb
- Mehr Ansatzpunkte zu politischen Partizipation
- Kompromiss- und Zeitbedarf für Entscheidungsfindung erhöht
- Staatstätigkeit unübersichtlicher
- Grösseres Risiko für Staatsverschuldung
Vetospieleransatz
Auswirkungen verschiedener institutioneller Konfigurationen analysieren, je mehr Vetospieler desto schwieriger Entscheidungsfindung
Vetospieler: individuelle oder kollektive Akteure, deren Zustimmung für eine politische Entscheidung notwendig sind
grafische Darstellung: Idealpunkt und StatusQuo-Indifferenzkurven von zwei policies für mehrere Vetospieler, Windet kann in der Schnittfläche liegen, niemand möchte seine Verschlechterung des Status Quo
Horizontale Gewaltenteilung
Aufteilung der Staatsmacht zwischen den Institutionen der Legislative (gesetzgebende Gewalt), Exekutive (ausführende Gewalt) und Judikative (richterliche Gewalt)
Parlamentarisches Regierungssytem: indirekte Wahl der Regierung, Möglichkeit des Parlaments, die Regierung abzusetzen.
- Parlament ist das einzige, vom Volk direkt gewählte Staatsorgan
- Exekutve geht aus dem Parlament hervor, Exekutive existiert nicht unabhängig von der Legislative
- Regierung ist dem Parlament rechenschaftspflichtig, Parlamentsmehrheit kann Regierung durch Misstrauensvotum aus dem Amt entheben.
- Rolle der Partei: gut organisierte Parteien, starke Parteidisziplin
- Machtverteilung zwischen Exekutive und Legislative: starke Kooperation, Möglichkeit der Regierung, Gesetze einzubringen (Agenda-Setting-Macht)
Präsidentelles Regierungssystem: nicht nur Parlamentsmitglieder sondern auch der Präsidident wird vom Volk gewählt
- Präsident hat eine dem Parlament ebenbu ̈rtige demokratische Legitimation
- Parlament und Präsident ko ̈nnen sich nicht absetzen / auflösen
- Präsident innerhalb der Regierung hervorgehobene Stel-lung, bestimmt die Zusammensetzung seines Kabinetts
- Prsident hat in Entscheidungsfragen das letzte Wort
- Minister haben weniger Macht, sind eher Berater des Präsidenten
- Rolle der Parteien: Bedeutung schwächer, Arbeit der einzelnen Abgeordneten steht im Mittelpunkt
- Machtverteilung zwischen Exekutive und Legislative: aus- geglichener, konfliktreich, es kann zu einem Patt im Entscheidungsprozess kommen
Semi-Präsidentielle System: Vom Volk gewählter Präsident nebeneinem dem Parlament verantwortlichen Premierminister samt Kabinett, Exekutivmacht geteilt, politische Entscheidungsfindung kann schwierig werden
Deutschland: klassisches parlamentarisches Regierungssystem
Österreich: Klassifizierung umstritten, eher semi-präsidentielles Regierungssystem
Schweiz: Mischsystem, Parlament aus zwei direkt vom Volk gewählten Kammern (Nationalrat und Ständerat), beide Kammern wählen Regierung aus sieben gleichberechtigten Bundesräten, kein Misstrauensvotum möglich, starke direktdemokratische Mitbestimmungsrechte
Funktionen (Systemen)
Selektionsverfahren, durch die eine Körperschaft gebildet oder eine Person mit Führungspositionen ausgestattet werden
In autokratischen Systemen: nicht Wettbewerb um politische Systeme, sondern Stabilisierung der Herrschaftsverhältnisse, oft Ämterzuweisung suggesiert, Wahlprozess aber manipuliert.
In demokratischen Systemen: Rekrutierung in politische Ämter, wettbewerbsorientiert, konstitutiv, Grundbedingungen: allgemein (alle Staatsbürger), gleich (jede Stimme gleich viel), frei (kein Zwang oder Behinderung), direkt (Stimme hat unmittelbaren Einfluss auf Bestellung der Mandatsträger), geheim (Wahlentscheidung des Einzelnen nicht erkennbar)
Institutionelle Merkmale von Wahlsystemen
Wahlsysteme können am leichtesten verändert werden
Wahlkreiseinteilung: Räumliche Unterteilung eines Wahlgebiets, innerhalb derer die Übertragung von Stimmen auf ein oder mehrere Mandate erfolgt, bei nur einem Mandat werden grosse Parteien systematisch bevorurteilt, natürliche Sperrklausel ist der Anteil der Stimmen für ein Mandat, Wahlkreiszuschnitte sind für die Resultate entscheidend
Stimmverrechnung: Verfahren, durch das Wählerstimmen auf Mandate übertragen werden, Majorzregel (einfaches oder absolute Mehrheit der Stimmen in einem Wahlbezirk, restliche Stimmen gehen verloren), Proporzregel (Mandate im Verhältnis zu den abgegebenen Stimmen)
Wahl- und Meldepflicht: Wahlpflicht führt zu hoher Beteiligung, obligatorische Eintragung in Wählerlisten drückt Wahlbeteiligung
Mehrheitswahlsystem
stabile Mehrheiten, stabileres Regierungen, eindeutige Zuweisung der politischen Verantwortung, polarisierter Wahlkampf führt zu Identifikation
Verhältniswahlsystem
gerechte Repräsentation, Chance für neue politische Strömungen
Geschaffene Mehrheiten
grosse Parteien werden über Gebühr bevorteilt und haben mehr Sitze als Stimmanteil
Scheinbare Mehrheit
Zweitstärkste Partei hat absolute Mehrheit der Sitze im Parlament
Verdiente Mehrheit
Partei hat Mehrheit der Sitze und Mehrheit der Stimmen
Wähler
Alle Staatsbürger ab einem bestimmten Alter wahlberechtigt (Aktives Wahlrecht), Alle volljährigen Staatsbürger dürfen gewählt werden (passives Wahlrecht)
Erklärungsmodelle
in der Wahlforschung
Soziologischer Erklärungsansatz: Wahlentscheidung kann durch Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen erklärt werden, politische Sozialisierung wichtig
Individualpsychologischer Erklärungsansatz: individuelle Parteiidentifikation (affektive Bindung), durch langfristige Sozialisationsprozesse entwickeln sich Wahrnehmungen und Bewertungen politischer Ereignisse (funnel of causalitiy), Kandidatenorientierung oder Sachthemenorientierung
Modell des rationalen Wählers: beschränkt sich auf kurzfristige Einflussfaktoren, Wähler entscheidet sich für jene Partei, von deren Politik er sich den grössten Vorteil verspricht, Ideologien als Orientierung, Paradoxon, dass Nichtwählen rationaler ist
Einflussfaktoren auf Partizipation
Wahlpflchtgefühl, Parteienidendifikation, Zufriedenheit mit dem System, Wahrnehmung der Problemlösungskompetenz des Systems, sozioökonomischer Status
Effekte von Wahlzyklus
Unterschiedliche Wahlsysteme. bilden Parteipräferenzen unterschiedlich stark ab:
Verhältniswahl: stärleres Fairnessgefühl, grössere Wahlbeteiligung, Kompetenzzuschreibung schwieriger
Mehrheitswahltrecht: klare Alternativen, Stimme primär für oder gegen bestimmte Regierung, Stimmen gehen vor allem an die zwei stärksten Parteien
Zeitperspektive: Wahlentscheidung kann rückblickend (Belohnung oder Bestrafung) oder vorausschauend geschehen.
Wahlkampfstrategie: Im Mehrheitswahlrecht breitere Strategie mit ideologisch neutralen Themen, in Verhältniswahlrecht abgrenzende Strategien
Regierungsarbeit: Im Mehrheitswahlsystem bei jeder Wahl Chance auf Richtugnswechsel
Politische Repräsentation: In Mehrheitswahlsystemen politische Bürger weniger gut repräsentiert
Halbdirekte Demokratie
Kombination der direkten (alle politischen Entscheidungen werden direkt vom Volk getroffen) und der repräsentativen / indirekten Demokratie
Funktion (Kapitel 7 Direkt Demokratie)
Grundsätzlich dieselben Funktionen wie Wahlen, allerdings in Sachfragen und keine zeitliche Regelmässigkeit
Kontrollfunktionen: stellt sicher, dass getroffene Entscheidungen dem Willen der Volksmehrheit entsprechen
Legitimationsfunktion: gesellschaftliche Akzeptanz einer politischen Entscheidung erhöhen
Deutschland (direkte Demokratie)
auf Bundesebene keine direktdemokratische Elemente, aber in einigen Bundesländern und Gemeinden
Österreich (direkte Demokratie)
Volksabstimmung, Volksbefragung auf Antrag des Nationalrates (rechtlich nicht bindend) mit zwei alternativen Lösungsvorschlägen für ein künftiges Gesetz, Volksbegehren
Schweiz (direkte Demokratie)
Alle Gesetze auf nationaler Ebene unterliegen dem dem obligatorischen oder fakultativen Referendum, auch Volksinitative, Mehrheit der Stimmen un der Stände notwendig
Elemente Obligatorisches und fakultative Referendum
Inkrafttreten eines Rechtsaktes verhindern
- Wahrscheinlichkeit des Zustandekommens umso höher, je stärker die Oppositionsgruppe ist (Organisations-,Konfliktfähigkeit und Wählerpräferenzen)
- Politik unter Referenden von einer steten Risikoabwägung zwischen Mehrheitskoalition und Oppositionsminderheit geprägt
- Annhäherung der politischen Entscheidungen am Status Quo, Reform- und Veränderungstendenzen werden benachteiligt
- Unter vollständiger Information würde es nie zu fakultativen Referenden kommen
- Innovatinshemmende Wirkung
Regierungsreferendum: kann nur durch Regierungsparteien, Regierung oder einzelne Regierungsvertreter ausgelöst werden
- Kein Instrument der Opposition
- Vergewisserung der öffentlichen Unterstützung für eine politische Agenda
- Spannung innerhalb der Regierungspartei oder - koalition überwinden
- Niederlage bedeutet Legitimationsverlus, Sieg Legitimiationsgewinn
Volksinitiative: Fordert die Inkraftsetzung eines bestimmten Rechtsaktes
- Direkte Durchsetzung einer Forderung gegenüber den Behörden (Legale Revolution)
- Indirekter Erfolg bei dem Behörden (Schwunggeber und Verhandlungspfand)
- Mobilisierung neuer politischer Tendenzen und Themen
- Interne Mobiliserung und Selbstinszenierung
Verhalten von Stimmberechtigten
Abstimmungsteilnahme variiert stärker als Wahlteilnahme
Sozial-struktureller Ansatz: Inhalt der Abstimmung mobilisert bestimmte Bevölerungsschichten und Gruppen, je prominenter die gesellschaftliche Konfliktlinie desto höher die Abstimmungsteilnahme
Sozial-psychologischer Ansatz: Problemorientierung, je deutlicher Abstimmungsthema Parteien und Interesengrupoen trennt, desto höher die Abstimmungsteilnahme
Ökonomischer Ansatz: Zur Wahl stehende Alternativen werden vor dem Hintergrund des eigenen Interesses abgewägt und die Alternative mit dem grössten Nutzen gewählt
Parteien (1)
auf Dauer angelegte organisierte Zusammenschlüsse gleichgesinnter Staatsbürger zur Förderung gemeinsamer politischer Anliegen
Definition: Nehmen zu allen wichtigen Sachfragen anhand einer allgemein poltiischen Programmatik Stellung, abstrakte Ziele
vote seeking: Teilnahme an Wahlen, politische Verantwortung
policy seeking: Beeinflussen direkt und indirekt die politische Gestaltung
office seeking: Streben politische Ämter an
Funktionen: für demokratischen Prozess unabdingbar
Bindeglied- und Netzwerkfunktion: horizontal mit anderen Parteien und Interessengruppen zbd vertikal vin regionalen Gruppierungen bis zur nationalen Partei
Interessensvertretungsfunktion: Einspeisung gesellschaftlicher Interessen ins politische System
Legitimationsfunktion: Im Paralement getroffene politische Entscheidungen der Gesellschaft vermitteln
Personalrekrutierungsfunktion: Rekrutierung, Ausbildung und Vermittlung von politischen Führungspersonal
Kontrollfunktion: Parteien kontrollieren sich gegenseitig in der Machtausübung
Parteien (2)
Klassifikation: bezieht sich vor allem auf organisatorische oder programmatische Erscheinungsform
Honoratiorenpartei: ursprüngliche Form, Paralementarier in locker verbundenen Gruppierung
Massenpartei: von einer Massenbasis getragen (Arbeiterpartei, Bauernpartei), Effektivität über Anzahl Mitglieder
Absolute Massenintergrationspartei vollständige Dominanz der Partei über politische und private Aktivitäten ihrer Mitglieder (kommunistische, faschistische)
Demokratische Massenintergrationspartei: gewaährt dem Bürger die Freiheit.
Kaderpartei: Effektivität über Auslese von Aktivisten
Catch-All-Party: Hinderliche programmatische Konzentrationen werden aufgeweicht, um Klientelgruppen auszuweichen.
Position: Messung der programmatischen Position von Parteien
Parteienfamilien
Rechts-Links-Skala: Rechte Positionen fordern weniger Staat und mehr individuelle Selbstgestaltung, linke Positionen stehen für den Ausbau oder Erhalt des Wohlfahrtsstaates
A priori Einschätzung Programmatischer Ausrichtigung
Sekundäranalysen Von Literatur positioniert
Demoskopie Repräsentative Umfragen
Elitenbefragung nach Ideologie befragt
Expertenbefragungen
Inhaltsanalysen von Parteiprogrammen
Abstimmungen Anstimmungsverhalten der Abgeordneten wird analysiert
Parteiensysteme
als abhängige oder unabhängige Variable
Klassifikation: Anzahl Parteien (Zweiparteiensysteme, Zweieinhalnparteiensysteme, Multiparteiensysteme mit oder ohne dominante Partei), Fragmentierungsgrad (wenig fragmentierte Systeme gelten als stabiler), Parteien mit Koalitionspontential, Parteien mit Erpressungspotential, Rae-Index, (Wahrscheinlichkeit, dass zwei Abgeordnete zur gleichen Partei gehören)
Struktur und Dynamik unterschiendlicher Parteiensysteme
Dominanzsystem: Eine Partei dominiert Parteiensystem und stellt Regierungsmehrheit
Zweiparteiensystem: Zwei grosse Parteien sind zur Regierungsbildung nicht auf Koaltitionspartner angewiesen, bei jeder Wahl Möglichkeit eines Regierungswechsels
Gemässigter Pluralismus: Drei bis fünf relevante Parteien mit geringer ideologischer Distanz (koalititionsfähig)
Polarisisert Pluralismus: sechs oder mehr Parteien, Existenz von Antisystemparteien mit Oppositionstaktik, vom zentripetalen (nach innen) zum zentrifugalen (nach aussen) Parteienwettbewerb)
Satori: Graphische Darstellung nach Anzahl relevanten Parteien und ideologischer Distanz
Enstehung: soziostrukturelle Erklärung
Cleavages: historisches Entwicklungsmodell gesellschaftlicher Konflinktlinien, Konfliktlinien zum zeitpunkt der Nationenbildung entscheidend für Enstehung des Parteiensystems, Politischer Mondernisierung > kulutrelle Konflikte (Kirche/Staat, zentrum /Peripherie),
Wirschafltiche und soziale Modernisierung > materielle Konflikte (Stadt/Land, Arbeitgeber, Arbeitnehmer)
Drei Konfliktlinien Erste Konfliktlinie: Reformation, zweite Konfliktlinie: nationale Revolution, dritte Konfliktlinie: industrielle Revolutition
Parteien heute: professionelle Massenorganisastion mit detaillierten Informationen über Gesellschaft, agieren strategisch um ihren politischen Einfluss zu maximieren
Auswirkungen: Fragmentiertes führt zu erhöhter Wechselwählerschaft, Fragmentierungsgrad entscheidentd für unterschiedliches Parteien- und Koalitionsverhalten
Interessengruppen
Wichtiges Bindeglied zwischen Bürgern und Institutionen des Staates
Definitionen Vereinigung von Einzelpersonen oder Körperschaften mit dem Ziel, politische Prozesse und Entscheidungen so zu beeinflussen, dass diese ihren Interessen entsprechen. Sie beeinflussen politische Willensbildung und Entscheidfindung durch Mitwirkung und Einwirkung auf Regierung, Parlament, Verwaltung, Parteien und Öffentlichkeit. Nach innen werden gewisse Dienstleistungen produziert.
Handlungsrepertoire Beeinflussung durch Überzeugung und Überredung, Verbandsfärbung durch Platzierung von Verbandsvertretern, Einspeisung von Informationen in den Entscheidungsprozess, finanzielle Zuwendungen, Vergabe von Verbandsämtern an Politiker, Mobilisierung und Beeinflussung der öffentlichen Meinung, Lancierung von Initiativen und Referenden.
Klassifikation Unterscheidung von materiellen und ideellen Interessen, Organisationsstruktur (Mitgliederverbände, Dachverbände), Tätigkeitsbereich
Organisationsfähigkeit Theorie des kollektiven Handelns: Einfluss von Interessengruppen hängt ab von Organisierbarkeit (Fähigkeit, eine Gruppe von Personen sowie Finanzen und Infrastruktur zur Verfolgung konkreter Ziele zu mobilisieren) und Konfliktfähigkeit (Fähigkeit, politische Entscheidungsträger und andere Interessengruppen zu beeinflussen durch Kostenandrohung oder Nutzenversprechung), Trittbrettfahrer als Problem (nimmt mit Grösse der Gruppe zu), Mitgliederzahl als Signal an Nicht-Mitglieder
Gewerkschaften wichtigste Merkmale der Beziehung zwischen Unternehmer- und Arbeitnehmerschaft aus Anfagsphase der Industrialisierung, damals vorherrschende politische kulturelle Konfliktlinien werden reflektiert
Pluralismus unzählige Interessengruppen konkurrieren um politischen Einfluss, politische Entscheidungsträger als Schiedsrichter mit Eigeninteressen, alle Interessengruppen haben gleiche Chance beim Zugang
Korporalismus Beziehung zwischen Interessengruppen und Staat stärker institutionalisiert, nur wenige privilegierte Interessengruppen besitzen ein Vertretungsmonopol, z.B. Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände und dem Staat.
Soziale Bewegung
entstehen aufgrund einer spezifischen gesellschaftlichen Problemlage, umfassen und vernetzen eine relativ grosse Gruppe von Menschen mit konfliktiver Haltung gegenüber anderen Akteuren, organisatorische Strukturen sind dezentralisierter, weniger hierarchisch, partizipativer, flexibler und kurzlebiger als bei Parteien und Interessengruppen.
Einfluss auf politische Entscheidungen mittels Protest und Information vor allem über Öffentlichkeit
Handlungsrepertoire Traditionelle politische Mittel (Versammlung, Demonstrationen, Petitionen, Streiks), unkonvetionelle Mittel (passiver Widerstand gegen Staatsgewalt, Verkehrsblockaden, Häuserbesetzungen, Gewalt gegen Sache und Personen)
Themen Von der politischen und wirtschaftlichen Elite bisher vernachlässigte oder verdrängte Themenfelder, tendenziell linke politische Wertvorstellungen
Phasen Thematisierung eines Problems, Herausbildung einer Führerschaft, öffentlichkeitswirksame Handlungen, Etablierung, Auflösung
Entstehung und Erfolg Ausmass der Unzufriedenheit mit dem Status quo, gruppeninhärente Organisationfähigkeit (Theorie des kollektiven Handelns, Ressourcenmobilisierungstheorie), gruppenexterne Rahmenbedinungen (politische Opportunitätsstrukturen)
Massenkommunikation
Verbreitung symbolischer Inhalte durch speziallisierte soziale Gruppen (Kommunikatoren) mittels technischer Systeme, (Medien) an ein grosses heterogenes und weit verstreutes Publikum (Rezipienten)
Verhältnis zum politischen System
Lockerung der Parteienidentifikation zwingt Regierung und Parteien dazu, Zustimmung über die Massenmedien zu suchen
1. Medienallmacht Stimulus-Response-Modell, pessimistische Persönlichkeitstheorien (bis 1940)
2. Medienohmacht Modell der zweistufigen Kommunikation, Meinungsführer als Knotenpunkte im Kommunikationssystem, Theorie der kognitiven Dissonanz, Informationsquellen werden selektive ausgewählt, wahgenommen und gespeichert (bis 1970)
3. Selektive Medienwirkung Wirkung der Medien abhängig von Art der Botschaft, Medium, Art der Präsentation, bestehenden Weltanschauungen, politische Interessen, zeitlichen Umständen > kontextabhängig (heute)
Agenda-Setting-Theorie Medien vermitteln Meinungsgegenstand, öffentliche Agenda (Medienrealität)
Wissenskluft-Hypothese Wissensstand trotz Massenmedien tief, Kluft zwischen schlecht und gut Informierten nimmt zu
Poltisiche Funktion
Gruppe der intermediären Akteure
Informations- und Bildungsfunktion Bereitstellung von Fakten-, Zusammenhangs- und Orientierungswissen, Schaffung von Transparenz, Befähigung des Einzelnen zur Partizipation am demokratischen Prozess
Artikulationsfunktion Forum für den politischen Meinungsaustausch
Kritik- und Kontrollfunktion Sach- und Personalentscheide hinterfragen, politischen Stil kritisieren, Missstände aufdecken
Logik
Chefredakteure und Verleger ziehen Nutzen aus Unternehmensgewinn (Lohn) und Reputation ihres Mediums, wollen Einnahmen aus em Werbemarkt maximieren, für möglichst viele, werbewirtschaftlich lukrative Konsumenten ein interessantes und attraktives Produkt zu möglichst geringen Kosten produzieren
Narchichtenfaktoren: Zeit, Nähe (räumlich, politisch, kulturell), Status, Dynamik, Valenz, Identifikation.
Rudejorunalismus: Leitmedien selektieren und thematisieren, werden von anderen Medien repliziert.
Öffentlichkeitsstrategien: Agenda der Massenmedien gezielt und von diesen weitgehend unbemerkt bestimmen.
Themenmanagement: Besetzen, Prägen und Umdeuten von Begriffen, Gebrauch von einprägsamen Slogans, Ritualen und wertbesetzten Schlüsselsymbolen
Symbolische Politik politisch-strategisches Handeln unter bewusster Verwendung symbolischer Mittel und der Reduktion komplexer Sachverhalte auf politische Fundamentalalternativen
Wahlkampfkommunikation
innerhalb rechtlicher Rahmenbedingungen, Medien als Schleusenwärter, prämodern (direkte, interpersonelle Kommunikation, kurzfristig und lokal geplant), modern (zentral von der Parteiführung koordiniert, externe professionelle Wahlkampfberater), postmodern (Vielzahl unterschiedlicher Berater, nationale Planung, dezentrale Durchführung, permanenter Wahlkampf)
Legislative
Versammlung der gesetzgebenden Staatsgewalt, Ursprung in den ständischen Vertretungen des Mittelalters
Funktionen (Legislative)
vom Umfed abhängig
Repräsentation: Volksvertretung, Bindeglied zwischen Bürgern und Regierung, Kontinuum zwischen imerpativem Mandat und freiem Mandat, Legitimation (für getroffene Lösungen in der Öffentlichkeit werben)
Kontrolle: Legislative kontrolliert agenda setting power der Regierung, in präsidentellen Systemenen ist Exekutive und Legislative unabhängig, in parlamentarischen Systemen ist die Regierung jederzeit abwählbar, Kontrollfunktion in parlamentarischen Systemen vor allem durch Opposition
Gesetzgebung: In parlamentarischen Demokratien durch Exektuvien initiiert und in Legislative beraten und beschlossen, Opposition kritisiert und schlägt alternative Lösungen vor, in präsidentellen Systemen werden Gesetze von der Legislative eingebracht, Präsident muss Gesetzinitiative befürworten.
Wahlfunktion: Parlament besetzt wichtige Staatsämter, je nach System
Bikameralismus
Politische Entscheidungen sollen durch eine zweite Kammer bessere Qualität erhalten, Sicherung von Minderheiteninteressen (durch systematische Vertretung von Statusgruppen, regionalen Einheiten oder ethnischen Gruppen), zweite Kammer meist kleiner, Amtszeit oft länger
Charakteristika Zweite Kammer meist weniger politische Rechte als erste Kammer, Kammern oft inhaltlich nicht kongruent, Charakterisierung aufgrund von Symmetrie und Kongruenz
Deutschland (Legislative)
Bundestag (erste Kammer)
Bundesrat (zweite Kammer) muss bei wichtigen Gesetzen zustimmen, bei anderen Einspruch erheben
Österreich (Legislative)
Nationalrat (erste Kammer)
Bundesrat (zweite Kammer)
Kompetenzen sehr ungleich verteilt > unechtes Zweikammersystem, Bundesrat nur aufschiebendes Veto
Schweiz (Legislative)
Nationalrat (erste Kammer), Ständerat (zweite Kammer)
zusammen vereinigte Bundesversammlung, Mitteparteien im Ständerat stärker vertreten
Europa (Legislative)
Drei Kammern an der Gesetzgebung beteiligt, Europäisches Parlament Europäische Kommission, Rat der Europäische Union