Bau- und Planungsrecht: Vorlesungsunterlage III

TU Wien, Architektur: Bau- und Planungsrecht (VO 280.140) Vorlesungsunterlage III

TU Wien, Architektur: Bau- und Planungsrecht (VO 280.140) Vorlesungsunterlage III


Kartei Details

Karten 39
Sprache Deutsch
Kategorie Allgemeinbildung
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 10.11.2019 / 18.05.2020
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Welche 6 Aspekte sind für Raumordnungsgesetze wesentlich?

  1. Zukunftsbezug

  2. Entscheidungs- und Gestaltungsbezug

  3. Gebietsnutzungsbezug

  4. Koordinierungs- und Optimierungsanspruch

  5. Rationalitätsanspruch

  6. Gemeinwohlbezug

Was ist mit dem Zukunftsbezug als wesentlichen Aspekt der Raumordnung gemeint?

Raumplanung stellt dem Istzustand einen Sollzustand gegenüber und orientiert sich an künftigen Auswirkungen;

sie soll kommende Entwicklungen vorwegnehmen, Perspektiven aufzeigen und ist damit an der künftigen Gestaltung interessiert.

Was ist mit Entscheidungs- und Gestaltungsbezug als Aspekt der Raumordnung gemeint?

Raumplanung soll künftige Entwicklungen leiten und raumrelevante Entscheidungen treffen bzw. vorbereiten;

Raumplanung soll in erster Linie Ursache von boden- und raumrelevanten Entscheidungen sein und nicht bloß ihre Wirkung.

Was ist mit Gebietsnutzungsbezug als Aspekt der Raumordnung gemeint?

Raumplanung bezieht sich grundsätzlich auf Gebiete, wobei durch die Raumplanung vor allem die Gebietsnutzungen gestaltet werden

Was ist mit Koordinierungs- und Optimierungsanspruch als Aspekt der Raumordnung gemeint?

Raumplanung koordiniert vielfältige Interessen;

sie setzt Prioritäten

bei der Chancenverteilung der beteiligten Interessen versucht sie diese optimal auszugleichen

Was ist mit Rationalitätsanspruch als Aspekt der Raumordnung gemeint?

Planerische Entscheidungen sollen rationalen Ziel-Mittel-Kalkülen folgen und nachvollziehbar sein

die Bewertungsgrundlagen und Entscheidungen sollen offen gelegt und begründbar sein

Was ist mit Gemeinwohlbezug als Aspekt der Raumordnung gemeint?

grundsätzlich werden öffentliche Interessen an der räumlichen Entwicklung höher gereiht als private Individualinteressen

Die Gemeinde befindet sich auf der untersten Ebene des Stufenbaus der Rechtsordnung. Durch welche höheren Ebenen werden Planungsakte der Gemeinden bestimmt?

  • Bestimmungen in den Raumordnungsgesetzen

  • hoheitliche Raumpläne auf überörtlicher Ebene

  • Planungen und Maßnahmen aufgrund von Fachmaterien des Bundes

  • Planungen und Maßnahmen der Länder

Wer prüft die Einhaltung der Gesetze bei Planungsakten der Gemeinden?

die Aufsichtsbehörde

Was ist ein Hauptinstrument der Bodennutzungsplanung?

der Flächenwidmungsplan

Mit welchem Instrument wird in den Raumordnungsgesetzen hauptsächlich geplant?

Mit Nutzungsbeschränkungen (Verboten)

Welche Veränderungen haben eine Relativierung des Flächenwidmungsplan als Hauptinstrument der Bodennutzungsplanung bewirkt?

wirtschaftliche, umweltbezogene und gesellschaftliche Veränderungen

Das Planungssystem ist dabei sich zu verändern. Wie verändert sich es?

  • Planung beschränkt sich nicht (mehr) nur auf gesetzlich vorgeschriebene Instrumente und Verfahren
  • harte und weiche Planungsinstrumente
  • Planung „entstandardisiert“ sich, vom Plan zum Prozess

Warum werden in der Raumplanung zunehmend unverbindliche Konzepte eingesetzt?

  • Nicht alle Grundsätze und Maßnahmen haben auch „normativen Gehalt“, das heißt sind mit rechtlichen Mitteln durchsetzbar

  • Mangelnde Anpassungsfähigkeit von einmal rechtskräftig gewordenen Verordnun- gen und Bescheiden an geänderte Rahmenbedingungen

  • Starke Einschränkung des politischen und finanziellen Handlungsspielraumes durch langfristige rechtsverbindliche Programme

Welche Beispiele für unverbindliche Konzepte im Städtebau gibt es?

  • Wiener Hochhauskonzept

  • Vorarlberger Bodenschutzkonzept

  • Tiroler Golfplatzkonzept

  •  

Was sind Kennzeichen von Konzepten bzw. Masterplänen, die die Raumordnungsgesetze ergänzen?

  • Inhaltlich hochrelevant, Grundlage für weitere Planungsschritte

  • Rechtlich unverbindlich

  • Kein formales Verfahren

  • Keine unmittelbare Rechtswirkung

  • Keine Rechtsschutzmöglichkeiten

Vervollständige die Verwaltungsebenen um die zugehörigen räumlichen Planungsinstrumente!

Wie erfolgt die Umsetzung der planerischen Bestimmungen?

durch Bauplatzerklärung bzw. Baubewilligung

Was ist mit überörtlich bzw. örtlich gemeint?

  • überörtlich bezieht sich auf die Landesebene
  • örtlich bezieht sich auf die Gemeindeebene

Welche Behörde ist für die überörtliche Raumplanung zuständig?

Welche Behörde ist für die örtliche Raumplanung zuständig?

Bürgermeister sind Baubehörde ... Instanz?

Welche Aufgabe kommt den Bürgermeistern als Baubehörde zu?

sie wenden die Bestimmungen der Raumpläne an das konkrete Bauverfahren an

Welche 3 Funktionen hat die Landesregierung im Zusammenhang mit der Raumordnung?

  1. Planungsbehörde für die überörtliche Raumplanung

  2. Aufsichtsbehörde für örtliche Planungen der Gemeinden

  3. Beratungs- und Unterstützungstätigkeit für  die Gemeinden

Was sind Planungsregionen?

In manchen Bundesländern werden die Gemeinden in (Klein-)Regionen zusammengefasst, für die Entwicklungskonzepte zu erstellen sind

Warum gibt es in der Raumplanung Interessenskonflikte in der Siedlungsentwicklung?

Weil jede Gemeinde nur auf die Aufgaben innerhalb ihrer Grenzen schaut und nicht die Interessen der Nachbargemeinden berücksichtigt. Das kann zu Konflikten führen.

Welche Lösungskonzepte gibt es für die Interessenskonflikte in der Siedlungsentwicklung?

Verstärkte Kooperationsbemühungen in Form von

  • Gemeinde oder Regionalverbänden
  • Kleinregionen

  • regionalen Visionen

Was müssen überörtliche Raumordnungsprogramme oder Entwicklungskonzepte beinhalten? 

Ziele und Maßnahmen müssen bezeichnet werden

Welche Ziele kennt die überörtliche Raumplanung?

  • Erhaltung von Freiflächen
  • Ausschließen von Baulandwidmungen
  • Definition von überörtlichen Interessen zur Einschränkung der kommunalen Planungstätigkeit
  • Definition von zentralen Orten
  • Definition von Siedlungsgrenzen
  • Definition von Vorrangflächen für öffentliche Einrichtungen
  • Definition von Vorrangflächen für Gewerbe und Industrie
  • Definition von Sachthemen mit überörtlicher Bedeutung (Golfplätze, Schilifte)

Kann der Flächenwidmungsplan der Gemeinden von der Landesregierung eingeschränkt werden?

  • durch die Raumordnungsprogramme können Baulandwidmungen im Flächenwidmungsplan der Gemeinden verboten werden
  • durch die Definition von Siedlungsgrenzen, Grünzonen sowie landwirtschaftlicher oder ökologischer Vorrangflächen können Gründlandnutzungen geboten werden

Prinzipiell sind die Gemeinden für raumplanerische Aufgaben zuständig. Wann kann der Wirkungsbereich der Gemeinden in Angelegenheiten der örtlichen Raumplanung eingeschränkt werden?

Wenn überörtliche Interessen wichtiger sind.

Wie ist der Wirkungsbereich der Gemeinde in der örtlichen Raumplanung definiert?

alle Angelegenheiten, die im Interesse der Gemeinde liegen und von ihr besorgt werden können

Welche Beispiele für ein Überwiegen überörtlicher Interessen gibt es?

Einkaufszentren

Grünzonen

Welches Beispiel überwiegender örtlicher Interessen gibt es?

Standortplanung von Tankstellen

Welche Schritte bei der Erstellung eines Raumordnungsprogramms gibt es?

  1. Ausarbeitung des Entwurfes

  2. Durchführung einer strategischen Umweltprüfung

  3. Begutachtungsverfahren

  4. Beschlussfassung durch die Landesregierung

  5. Kundmachung

Was geschieht im Schritt Begutachtungsverfahren während der Erstellung eines Raumordnungsprogramms?

  • Die fachliche Richtigkeit des Entwurfes wird einem Diskussionsprozess unterzogen
  • Möglichkeit zur Stellungnahme für unterschiedliche Gruppen

In welcher Form werden Raumordnungsprogramme veröffentlicht?

als Verordnungen der Landesregierungen

Wer sind die Adressaten der Raumordnungsprogramme? 

  • Gemeinden: örtliche Raumpläne dürfen überörtlichen Raumordnungsprogrammen nicht widersprechen
  • Privatwirtschaftsverwaltung des Landes- bzw. der Gemeinden: Förderungs- und Investitionstätigkeiten dürfen überörtlichen Raumordnungsprogrammen nicht widersprechen  

Sind Grundeigentümer von überörtlichen Raumordnunsprogrammen betroffen?

Nur indirekt über den Flächenwidmungsplan (der überörtlichen Raumordnungsprogrammen nicht widersprechen darf)