Bau- und Planungsrecht: Einführung

TU Wien, Architektur: Bau- und Planungsrecht (VO 280.140) Vorlesungsunterlage I

TU Wien, Architektur: Bau- und Planungsrecht (VO 280.140) Vorlesungsunterlage I


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Flashcards 51
Language Deutsch
Category Agriculture
Level University
Created / Updated 04.11.2019 / 22.11.2020
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Wie sieht der Stufenbau der österr. Rechtsordnung aus?

Aus welchem verfassungsrechtlichen Grundrecht folgt das Prinzip der Baufreiheit?

Was regelt das Planungsrecht?

Das Planungsrecht gestaltet die Verwendung von Grund und Boden.

Wer entscheidet in erster Linie über die Nutzung und Verwendung von Grund und Boden?

Wie heißt das Prinzip, wonach der Grundeigentümer über die Verwendung und Nutzung von Grund und Boden entscheiden kann?

Kann das Privateigentum an Grund und Boden durch den Staat beschränkt werden?

Wann kann das Privateigentum an Grund und Boden bschränkt werden?

Wie heißt das Prinzip, wonach das Privateigentum an Grund und Boden beschränkt werden kann?

Was ist eine Mindest-Voraussetzung zur Errichtung einer Baulichkeit?

Welcher Rechtsakt ist im Stufenbau der österr. Rechtsordnung die unterste Stufe?

Nenne für jede Stufe des Stufenbaus der österr. Rechtsordnung ein Beispiel!

  • Bescheid:
  • Bundes- bzw. Landes- oder Gemeinde-Verordnung:
  • Bundes-, bzw. Landes Gesetz:
  • Verfassungsgesetz:

  • Bescheid:
    • Bauanzeige
  • Bundes- bzw. Landes- oder Gemeinde-Verordnung:
    • Bundesverordnung: Wasserschutzgebiet
    • Gemeindeverordung: Flächenwidmungsplan, Bebauungsplan
    • Landesverordnung: Landesraumordnungsprogramm oder Naturschutzgebiet
  • Bundes-, bzw. Landes-Gesetz:
    • Landesgesetz: Vorarlberger Raumplanungsgesetz, Salzburger Raumordnungsgesetz, Wiener Bauordnung
    • Bundesgesetz: Baurechtsgesetz
  • Verfassungsgesetz:
    • Artikel 5 des Staatsvertrags (Grundrecht auf Privateigentum)

Wer hat die Befugnis örtliche Raumpläne zu erstellen?

Wer hat die Befugnis örtliche Raumpläne zu beschließen?

Wenn ein Architekt an der Erzeugung einer allgemeingültigen Rechtsnorm beteiligt ist, was bedeutet das? Gib ein Beispiel dafür an!

Es wird damit eine Verordung geschaffen, an die sich andere halten müssen (ähnlich einem Gesetz).

Beispiel: Der Ziviltechniker-Architekt ist bei der Erstellung örtlicher Raumpläne beteiligt. Die Behörde beschließt diese.

Was ist ein Normadressat?

Was ist eine Rechtsnorm?

eine rechtlich verpflichtende Vorschrift, zB ein Gesetz oder eine Verordnung

Grundsätzlich kann man die Regelungen des Bauwesens in zwei Bereiche unterscheiden. Welche?

  1. Raumplanungs- und Raumordnungsgesetze
  2. Bauordnungen bzw. Baugesetze

Das Baurecht kann grundsätzlich in zwei Bereiche unterteilt werden. Welche?

  1. privates Baurecht
  2. öffentliches Baurecht

Was regelt das öffentliche Baurecht?

  • die Zulässigkeit und die Grenzen der baulichen Nutzung des Bodens
  • insbesondere die Errichtung, Veränderung oder Beseitigung baulicher Anlagen

Was regelt das private Baurecht?

  1. Aspekte des Grundeigentums
  2. Nachbarrechte
  3. Vertragsbeziehungen
  4. Haftungsfragen

Welche Normenarten können im öffentlichen Baurecht unterschieden werden?

  • Grundsätzliche Bebauungsbestimmungen (Baubewilligung, Bauvorhaben)

  • Baupolizeiliche Regelungen (Überprüfung, Kontrollen und Strafen)

  • Bautechnische Vorschriften (Regelungen zur Sicherheit, Festigkeit, zum Brandschutz, der Gesundheit, der Hygiene, usw.)

Was versteht man unter Nominelles Raumordnungsrecht?

Es umfasst all jene gesetzlichen Regelungen der Bundesländer, die ausdrücklich als Raumordnungs- oder Raumplanungsgesetze bezeichnet werden bzw. welche die überörtliche und örtliche Raumordnung der Länder regeln.

Was versteht man unter Funktionelles Raumordnungsrecht?

  • Es setzt sich aus jenen Rechtsnormen zusammen, die sich mit Raumfaktoren wie Boden, Luft, Wasser und der rechtlichen Regelung, ihrer Nutzung und Verwendung befassen.
  • Für die Steuerung des Bauwesens können somit eine Vielzahl von Rechtsmaterien eine entscheidende Bedeutung haben (z.B. Gewerberecht, Wasserrecht, Straßenrecht, Forstrecht, Denkmalschutzrecht, Naturschutzrecht, ...).

Aus welchen Gründen kann die Baufreiheit beschränkt werden? Nenne mind. 7 Gründe!

  1.  
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  1. aus Gründen der Gefahrenabwehr (z.B. Maßnahmen gegen Brandgefahren oder Bauverbotsbe- reiche für lawinengefährdete Liegenschaften)
  2. aus sozialen Gründen (z.B. Vorschreiben von Kinderspielplätzen oder Parkanlagen)
  3. Bautätigkeit soll an siedlungsstrukturell gewünschten und nicht an ungeeigneten Standorten erfolgen
  4. Bautätigkeit soll einen geringen Ressourcenverbrauch (Bodenverbrauch, Erschließung, Energie) zur Folge haben
  5. Bautätigkeit soll das Orts- und Landschaftsbild nicht beeinträchtigen
  6. Bautätigkeit soll technisch sicher erfolgen
  7. Bautätigkeit soll hygienischen und sanitären Standards entsprechen
  8. Bautätigkeit soll keine Beeinträchtigung der Nachbarrechte zur Folge haben
  9. Bautätigkeit soll qualitativ hochwertige Bauformen und -strukturen zur Folge haben

Was bedeutet föderaler Staatsaufbau?

Dass die Staatsfunktionen (Gesetzgebung und Vollziehung) zwischen Bund und Länder aufgeteilt sind.

Welche Methoden gibt es, um die Kompetenzen in Gesetzgebung und Vollziehung zwischen Bund und Länder zuzuweisen? Wie weiß man, wer wofür zuständig ist?

  • Enumerationsmethode: Bestimmte Kompetenzbereiche werden durch die Aufzäh- lung in den Art 10 (Gesetzgebung und Vollziehung beim Bund), Art 11 (Gesetzge- bung Bund, Vollziehung Land) und Art 12 (Grundsatzgesetzgebung Bund, Ausfüh- rungsgesetzgebung und Vollziehung Land) eindeutig zugeordnet.

  • Generalklausel zugunsten der Länder: Alle Angelegenheiten, die nicht durch die Bundesverfassung dem Bund übertragen sind, verbleiben im selbständigen Wir- kungsbereich der Gemeinde (Art. 15 B-VG)

Was ist die Enumerationsmethode als Kompetenzzuweisungsmethode?

Enumerationsmethode: Bestimmte Kompetenzbereiche werden durch die Aufzäh- lung in den Art 10 (Gesetzgebung und Vollziehung beim Bund), Art 11 (Gesetzge- bung Bund, Vollziehung Land) und Art 12 (Grundsatzgesetzgebung Bund, Ausfüh- rungsgesetzgebung und Vollziehung Land) eindeutig zugeordnet.

Was besagt die Generalklausel als Kompetenzzuweisungsmethode?

Generalklausel zugunsten der Länder: Alle Angelegenheiten, die nicht durch die Bundesverfassung dem Bund übertragen sind, verbleiben im selbständigen Wirkungsbereich der Gemeinde (Art. 15 B-VG)

Sind EU-Vorschriften für Österreich verbindlich?

Was ist das Gemeinschaftsrecht?

EU-Recht

Welche 4 Arten von Rechtsakten gibt es auf EU-Ebene?

  1.  
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  4.  

  1. Verordnungen: Allgemeine verbindliche Rechtsakte mit unmittelbarer Geltung, er- setzen nationales Recht;

  2. Richtlinie: Für die Mitgliedstaaten verbindlich, die Art der Umsetzung ist den einzel- nen Staaten im Rahmen der nationalen Gesetzgebung überlassen;

  3. Entscheidung: individuelle Gültigkeit, bezieht sich auf Einzelfälle;

  4. Empfehlung, Stellungnahme: rechtlich unverbindlich.

Welche EU-Richtlinien betreffend das Bauwesen gibt es?

  1. Bauprodukterichtlinie (zur Standardisierung der Bauprodukte, zB Sicherheits-Standards) 

  2. Baukoordinierungsrichtlinie (für die Vergabe öffentlicher Bauaufträge)

  3. UVP-Richtlinie (Umweltverträglichkeitsprüfung)

  4. Gebäuderichtlinie (Gesamtenergieeffizienz)

Ist Baurecht und das Raumplanungsrecht grundsätzlich Landesmaterie oder Bundesmaterie?

Baurecht und (Teile des) Raumordnungsrecht fallen aufgrund der Generalklausel des Art 15 Abs. 1 B-VG in Gesetzgebung und Vollziehung in die Zuständigkeit der Länder

Ist es möglich, dass sowohl Bund als auch Länder ein Raumordnungsrecht haben?

Nein, es darf keine Überschneidung der Komptenzen geben.

Die Technik der Kompetenzverteilung (Enumeration und Generalklausel) ergibt, dass konkurrierende Zuständigkeiten ausgeschlossen sind. Ein und dieselbe Materie kann nur einem einzigen Kompetenztatbestand zugeordnet werden. Nicht zulässig wären somit ein Raumordnungsrecht des Bundes und ein Raumordnungsrecht der Länder oder ein Baurecht des Bundes und ein Baurecht der Länder (Exklusivität der Kompetenzen).

 

Artikel 15 der Bundesverfassung lautet:

"(1) Soweit eine Angelegenheit nicht ausdrücklich durch die Bundesverfassung der Gesetzgebung oder auch der Vollziehung des Bundes übertragen ist, verbleibt sie im selbständigen Wirkungsbereich der Länder."

Was bedeutet das?

  • Es handelt sich um die Generalklausel zugunsten der Länder.
  • Alle Angelegenheiten, für die nicht der Bund zuständig ist, sind grundsätzlich Angelegenheit der Länder

Warum ist die kompetenzrechtliche Situation der Raumplanung komplizierter?

  1. Grundsätzlich gilt, dass das Bau- und Raumplanungsrecht Angelegenheit der Länder ist
  2. Die Länder sind für die Raumplanung zuständig
  3. Es gibt aber Ausnahmen, wenn das Gesetz den Bund dafür ausdrücklich vorsieht
  4. Der Bund darf nur in bedeutenden Fachmaterien Planungskompetenzen haben

Warum spricht man von einer Querschnittsmaterie Raumplanung?

weil es Schwierigkeiten bei der Kompetenzverteilung zwischen Bund und Länder gibt

Welcher Artikel ist die verfassungsrechtliche Grundlage für die Landesgesetze im Bau- und Planungsrecht?

Was meint man mit dem Begriff Bauordnung?

Es handelt sich um einen Überbegriff für die vielfältigen baurechtlichen Normen der einzelnen Länder.

In Österreich gibt es mehrere Bauordnungen. Warum?

Dieser Kompetenzzuweisung an die Länder entsprechend, werden baurechtliche Vorschriften in der Regel durch Bauordnungen bestimmt, wobei diese Bezeichnung einen Überbegriff für die vielfältigen baurechtlichen Normen der einzelnen Länder bildet.