FUH Psychologie


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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 01.11.2019 / 02.02.2022
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BILDUNG Konzeption: formale Ebene 

Als Produkt = überdauernde Ausprägung der Persönlichkeit, wünschenswert aus gesellschaftlich-normative Perspektive

Als Prozess = Art der sozialen Vermittlung der Persönlichkeitsausprägung

Bildung - Konzeption: inhaltliche Ebene 

- humanistisches, ganzheitliches Bildungsideal

- Orientierung an gesellschaftlichen, arbeitsmarkpolitischen Anforderungen

- instrumenteller Begriff: Faktenwissen

- heute: berufliche Qualifikationen und soziokulturelle Kompetenzen

Definition Bildungspsychologie

- alle Bildungsprozessen, die zur Entwicklung von Bildungskomponenten (= wünschenswerte Persönlichkeitsausprägungen) beitragen
-  Bedingungen, Aktivitäten und Maßnahmen die diese Prozesse gemäß psychologischer Theorien/Modelle beeinflussen
 

Konzeptionsansätze - Barz

zwei Komponenten (gleich in allen soz. Milieus):

(a) verfügbare Wissensbestände und kulturelle Fähigkeiten
(b) kommunikative Kompetenz und Ausstrahlung

Konzeptionsansätze - Hentig

Maßstäbe:
a) Abscheu und Abwehr von Unmenschlichkeit
b) Wahrnehmung von Glück
c) Fähigkeit und Wille sich zu verständigen
d) Bewusstsein von der Geschichtlichkeit der eigenen Existenz
e) Wachheit für letzte Fragen
f) Bereitschaft zur Selbstverantwortung und Verantwortung in der res publica

Konzeptionsansätze - Baumert

Universalien mit folgenden Zielen:

(a) Vermittlung der kulturellen Basiskompetenzen

o Verkehrssprache
o mathematische Modellierungsfähigkeit
o fremdsprachliche Kompetenz
o informationstechnologische Kompetenz
o Selbstregulation des Wissenserwerbs

 

(b) Vermittlung hinreichend breites,organisiertes, vernetztes,
in unterschiedlichen Anwendungssituationen erprobtes Orientierungswissens in
zentralen kulturellen Wissensbereichen


(c) Aufbau sozial-kognitiver und sozialer Kompetenzen
o Perspektivenwechsel
o Mitempfinden
o Hilfsbereitschaft
o Kooperation
o Verantwortungsbereitschaft
o moralisches Urteil

Strukturmodell der Bildungspsychologie - Bildungskarriere eines Individuums:

o Säuglings- und Kleinkindalter
o Vorschulbereich
o Primärbereich
o Sekundärbereich
o Tertiärbereich
o Mittleres Erwachsenenalter
o Höheres Erwachsenenalter

Strukturmodell der Bildungspsychologie - Aufgabenbereiche von Bildungspsychologinnen

o Forschung
o Beratung
o Prävention
o Intervention
o Monitoring & Evaluation

Strukturmodell der Bildungspsychologie - Handlungsebenen

o Makroebene(Ebene der bildungspolitisch relevanten Gesamtsysteme)
o Mesoebene (Ebene der Institutionen)
o Mikroebene (Ebene der individuellen Bedingungen)

Geschichte

1900 - als eigenständige Disziplin entstanden

Gründerväter: Dewey, James, Meumann, Claparde, Thorndike, Fischer

Wurzeln in der Philosophie

Psychotechnik (1914) = angewandte Psychologie

in den USA dominierte früh der Behaviorismus

1941: Einführung einer allgemeine Diplomprüfungsordnung

 

Roth: setzte sich für empirische Orientierung ein, unterschiedliche Forschungsperspektiven

1965 - drohende „Bildungskatastrophe“ (ungleich verteilte Bildungschancen, nicht ausgeschöpftes Potential)

1980er - grundlagenorientierte Forschung
            - paradigmatischen Neuorientierung (kognitive Wende): Kritik am Behaviorismus
            - Novizen-Experten-Paradigma (löst Prozess-Produkt-Paradigma ab)

 

 

Epistemologischen Überzeugungen (Definition)

= subjektive Auffassung darüber, was Wissen eigentlich ist
Objektivität
- Richtigkeit
- Aussagekraft
- Herkunft


 

Arbeitsgedächnis (Definition)

„separater“ Speicher
- aktiver Teil des Langzeitgedächnisses
- Subkomponenten: Speicherung von visueller, akustischer, episodischer Information, exekutive Kontrolle

 

Theorien Wissenserwerb - Allgemein

1. Perspektive des aktiven Tuns
2. Perspektive der aktiven Informationsverarbeitung
3. Perspektive der fokussierten Informationsverarbeitung

Theorien Wissenserwerb - Perspektive des aktiven Tuns

Bedingung: Sichtbare, offene Aktivität

Theorien: o Modell des operanten Konditionierens (Skinner)
                o Konstruktivismus (Piaget)
                o Sozialkonstruktivismus (Vygotsky)

Situiertheitsansatz, Träges Wissen

Theorien Wissenserwerb - Perspektive der aktiven Informationsverarbeitung

Bedingung: mentale Aktivität

Theorie: Konstruktivismus

Notwendigkeit von Vorwissen

Funktionen des AG für Wissenserwerb

- Interpretieren (abhänging von Aktivierung des Vorwissens)
- Selegieren (Selektion relevanter Reize)
- Organisieren (Beachtung Informationszusammenhänge)
- Elaborieren (Verknüpfung neuer Information mit vorhandenem Wissen)
- Stärken (der Verknüpfung durch Wiederholung)
- Generieren (Schaffung neues Wissens, Abstrahierung)
- metakognitives Planen, Überwachen, Regulieren

Theorien WissenserwerbPerspektive der fokussierten Informationsverarbeitung

Bedingung: fokussierte mentale Aktivität

Bsp für fehlende Fokussierung: 

- Überforderung bei Interaktivität

 - fehlpriorisierte Konzepte

                                    - details

Lernen aus Texten - Ebenen

- Textoberfläche: wörtliche Repräsentation 


- Textbasis: 

o Repräsentation Textaussagen = Propositionen
o Lokale Kohärenzbildung = beieinander stehende 
Wörter werden in Zusammenhang gebracht

o Globale Kohärenzbildung = Konstruktion von Makropropositionen 


- Situationsmodell = mit Vorwissen angereicherte, ganzheitliche Repräsentation 

Bildung von Makropositionen (Lernen aus Texten)

1. Auslassung unwichtiger Propositionen


2. Verallgemeinerung von Einzelpropositionen auf einem höheren Abstraktionsgrad


3. Konstruktion einer neuen Proposition für eine Kette von Propositionen
  (aussagekräftiger Begriff wird anstelle einer 
unnötigen Beschreibung verwendet)

effektives Üben

o Überlernen
o verteilte Übung
o Übung im Kontext des Ganzen
o reflektierte Übung

Potenzgesetz der Übung

 = Übungseffekte zu Beginn sehr stark, dann schwächer

Lernformen - Lernen durch Gruppenarbeit (Perspektiven)

Neo-Piaget’sche Perspektive: soziokognitive Konflikte (Umstrukturierung von Wissensstrukturen)


Neo-Vygotsky’sche Perspektive: Problemlösen oder Argumentieren auf höherem Niveau (Zone der nächsthöheren Entwicklung)


Perspektive der kognitiven Elaboration & Metakognition/ aktiven Infoverarbeitung: 
aktive Auseinandersetzungen mit Lerngegenstand
(Elaboration, Metakognition)

Perspektive des argumentativen Diskurses: Erwerb differenzierten Wissens

Wissensmerkmale (De Jong, Ferguson-Hessler)

                  - Hierarchischer Status
                  - Innere Struktur
                  - Automatisierungsgrad
                  - Modalität
                  - Allgemeinheitsgrad

 

 

Wissensarten

-  Domänenspezifisches deklaratives Wissen (Kommaregeln)

- Domänenspezifisches prozedurales Wissen (Sätze korrekt schreiben)

- Domänenübergreifendes deklaratives Wissen (Wissen über argumentative Strukturen)

- Domänenübergreifendes prozedurales Wissen (Argumentieren)

- Deklaratives metakognitives Wissen (Wissen über Planungsstrategien beim Schreiben)

- Prozedurales metakognitives Wissen (Überwachung der Rechtschreibung)

- Schemata (Verallgemeinerte Vorstellungen)

- Kompetenz (Schreiben zur Alltagsbewältigung)

 

Lernformen - Lernen durch Erkunden

- Generierung der Konzepte und Prinzipien durch Lernenden selbst
- Anleitung nötig
- Gegensatz zu rezeptivem Lernen
→ erhöhte Motivation
→ Förderung Wissenserwerbsstrategien
→ fachspezifische, wissenschaftliche Vorgehensweisen

Perrys Modell der intellektuellen und ethischen Entwicklung

 

- Weiterentwicklung von Piagets Modell

- Entwicklung epistemologischen Überzeugungen hängt von intraindividuellen kognitiver Prozesse ab 

- Mensch entwickelt stetig neue qualitative Vorstellungen von der Wissensorganisation

- Übergang zur höheren Kategorie ausgelöst durch kognitives Ungleichgewicht 

- „Checklist of Educational Values“ (CLEV)

Epistemologischen Überzeugungen (Arten)

 Absolutismus (nur eine richtige Position)

 Multiplismus (Positionen als willkürliche Meinungen)

 Evaluatismus (verschiedene Positionen, die unterschiedlich gut begründet sein können)

Epistemologischen Überzeugungen (Kategorien)

Dualism (absolute Wahrheit, Schwarz-Weiß-Position)

Multiplicity (drei Kategorien: richtig, falsch, noch nicht bekannt)

Contextual Relativism (Wissen ist relativ und kontextbezogen)

Commitment within Relativism (Verantwortungsübernahme, moralisch-ethische Begründung) 

Schommers Modell unabhängiger Dimensionen (Epistemologische Überzeugungen)

Quick Learning (schnell VS schrittweise)

Fixed Ability (angeboren VS veränderbar)

Simple Knowledge (isolierte, einfache Fakten VS komplexes, vernetztes System)

Certain Knowledge (sicher VS unsicher)

Source of Knowledge (von Autoritäten vermittelt VS selbst konstruiert)

Intelligenz (Definition)

=  Fähigkeit eines Menschen zur Anpassung an neuartige Bedingungen und zur Lösung neuer
    Probleme auf der Grundlage vorangehender Erfahrungen im gesellschaftlichen Kontext

2-Faktoren-Modell (Spearman)

- Generalfaktor (g-Faktor) und Spezialfakroten (s-Faktoren)

Primärfaktorenmodell (Thurstone)

- unabhängige Primärfaktoren (Sprachverständnis, Wortflüssigkeit, Rechenfertigkeit,
  Raumvorstellung, mech. Gedächnis, Wahrnehmungsgeschwindigkeit, Schlussfolgern)

Structure-of-Intellect-Modell (Guilford)

- 5 Operationen: Kognition, Gedächtnis, diverg. Denken, konvergierendes Denken, Evaluation
- 6 Produkte: Einheiten, Klassen, Relationen, Systeme, Transformationen, Implikationen
- 4 Inhalte: figürlich, symbolisch, semantisch, behavioral

Berliner Intelligenzstrukturmodell (Jäger)

- an jeder Intelligenzleistung sind alle intellektuellen Fähigkeiten, unterschiedlich gewichtet, beteiligt
- Fähigkeitskonstrukte sind hierarchisch strukturiert

Theorie der multiplen Intelligenzen (Gardner)

- 8 voneinander unabhängige Typen von Intelligenz verbinden sich zu einem modularen Gesamtkonzept:
o linguistische Intelligenz
o logisch-mathematische Intelligenz
o visuell-räumliche Intelligenz
o musikalische Intelligenz
o körperlich-kinästhetische Intelligenz
o interpersonale Intelligenz
o intrapersonale Intelligenz
o naturalistische Intelligenz

Intelligenztheorie nach Cattell

Fluide Intelligenz: genetisch bedingt
kristalline Intelligenz: lernbedingt

Wissen (Definition)

= relativ dauerhafter Gedächtnisinhalt, dessen Bedeutung durch soziale Übereinkunft festgelegt ist

Themenbereiche der Wissenspsychologie

- Erwerb von Wissen
- Repräsentation und Organisation von Wissen im Gedächtnis
- Prozesse des Abrufs von Wissen
- Anwendung des Wissens beim Denken und Handeln

Chunking (Definition)

- Prozess des Bildens Informationseinheiten im Arbeits- oder Kurzzeitgedächtnis,
- Informationsverdichtung
- Rekodierung und Zusammenfassung separater Informationseinheiten
- durch Vorwissen, Ordnungsprinzipien

ACT*-Theorie/Adaptive Control of Thought Theory (Anderson)

= Prozess der Prozeduralisierung von Wissen

1) Deklarative Stufe (Wissenerwerb)
2) Stufe der Kompilation (Umwandlung deklaratives Wissen in prozedurales Wissen)
3) Stufe des Tuning (Feinabstimmung in der Praxis)