Delir
Akut Somatik 2 ZHAW 3. Semester
Akut Somatik 2 ZHAW 3. Semester
Kartei Details
Karten | 42 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Pflege |
Stufe | Andere |
Erstellt / Aktualisiert | 03.10.2019 / 03.10.2019 |
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Delir Definition
- sichtbare Reaktion des Gehirns auf metabolische, immunologische oder endokrine Störungen im Körper
- auf Noxen, gehirneigene Erkrankungen oder Kombinationen verschiedener Störungen
- typische Veränderungen der Kognition, Wahrnehmung, Bewusstsein und Aufmerksamkeit
- Symptome entwickeln sich in kurzer Zeit, fluktuieren im Tagesveraluf und bilden sich zurück, sobald die Ursache gemildert wird
Delir Diagnose nach Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-5)
5 Kriterien
- Störung der Aufmerksamkeit und des Bewusstseins
- Störungsbild entwicklet sich in kurzer Zeit, ursprünglicher Zustand ist verändert, fluktuierender Schweregrad im Tagesverlauf
- Kognitive Funktionen sind zusätzlich beeinträchtigt
- Die Störungsbilder können sich nicht durch eine andere vorbestehende oder sich entwicklende Neurokognitive Störung (Demez) erklärt werden. Auch nicht im Kontext von stark reduzierter Wachheit oder Koma
- Kein Zusammenhang zwischen einem medizinischen Krankheitsfaktor, Substanzintoxikation, eines Substanzentzugs oder Exposition gegenüber einem Toxin
Folgen des Delirs
- Höhere Verweildauer im Spital
- vermehrte Komplikationen im Spital und danach
- schlechtere Rehabilitiations- Outcomes
- Höhere Mortalität
- höhere Pflegebedürftigkeit mit häufigerer Einweisung in Pflegeheim
- Dauerhafte Verschlechterung von kognitiven Fähigkeiten
- erhöhte Behandlungskosten
Risikofaktoren für das Delir: Patientenbezogen
- Alter
- vorbestehende kognitive Beeinträchtigung
- Vorangegangenes Delir
- ZNS Erkrankung
- erhöhte Durchlässigkeit Blut- Hirn- Schranke
- schlechter Ernährungsstatus
Delir Risikofaktoren: Medizinisch
- schweregrad der Begleiterkankung
- Verbrennung
- HIV/ AIDS
- Organversagen
- Infektionen (HWI)
- Hypoxämie
- Fraktur
- Hypotermie/ Fieber
- Elektrolytstörungen
- Dehydratation
- Geringeres Serumbalbumin
- Nikotinentzug
- unktontrollierte Schmerzen
Delir Risikofaktoren: Prozeduren
- Perioperativ
- Art des Eingriffs
- Notfalleintritt
- Operationsdauer
- Blasenkatheter
Delir Risikofaktoren: Medikamente
- Polypharmazie
- Drogen- und Alkoholabhängigkeit
- Psychoaktive Medikamente
- Anticholinerge Medikamente
Delir Risikofaktoren: Umgebung
- soziale Isolation
- Reizüberflutung
- Sehschwäche
- Hörschwäche
- Immobilität
- Neue Umgebung
- Stress
- Fixierung
Delir Risiko von iatrogenen Massnahmen und Komplikationen
- Fixierung
- Blasenkatheter (Infektion)
- 3 zusätzliche immobilisierende Massnahmen
- weniger als ein Mal täglich aus dem Bett
- Mehr als 2h auf der Notfallstatin
- iatrogenes Ereignis
- Malnutrition
- respiratorische Insuffizienz
- Dehydration
Delirformen
- Alkoholentzugsdelir
- Delir aufgrund aberranter Stressreaktionen
- Delirien aufgrund eines Acetylcholinverlusts
Einschätzung des Entzugsrisiko von Alkohol
- Alkoholanamnese
- Risiko für ein Entzugssyndrom
- Frauen: tgl Konsum von 25 - 60g Alkohol
- Männer: tgl Konsum von 25 - 80g Alkohol
- Risiko für Entzugsdelir
- Frauen: tgl Konsum von >60 - 100g Alkohol
- Männer: tgl Konsum von > 80 - 120g Alkohol
- Cave: Ältere als 65 Jarhe: bereits ab geringer Mene bis zur Halbierung der Dosis
Risko für ein Entzugssyndrom
- Erwachsene bis zum 65. Lebensjahr
- Täglicher Alkoholkonsum von 80 -120 g Alkohol
- ca 1L wein oder 2,5L Bier pro Tag
- über Längere Zeit
- über 65 JAhre
- Sensitivität gegenüber Alkohl stiegt
- hähtere Risiko für die Entwicklung eines Entzugssyndroms selbst bei nierdrigen Alkoholmengen
EntzugssyndromCIWA-Ar Addiction Research Foundation Clinical Institute Withdrawal Assessment for Alcohol (CIWA-Ar)
1. Übelkeit und Erbrechen
2. Tremor (Arme ausgestreckt und Finger gespreizt)
3. Schweißausbrüche
4. Ängstlichkeit:
- Frage: „Sind Sie nervös oder ängstlich?“
5. Antriebsniveau
6. Taktile Störungen: Fragen:
- „Spüren Sie irgendein jucken oder Ameisenlaufen, irgendein Brennen oder Taubheitsgefühle oder haben Sie das Gefühl, dass Käfer auf oder unter Ihrer Haut krabbeln?“
7. Akustische Störungen:
- Fragen: „Sind Sie geräuschempfindlicher? Sind die Geräusche greller als sonst? Erschrecken die Geräusche Sie? Hören Sie etwas, dass Sie stört? Hören Sie Dinge, von denen Sie wissen, dass sie nicht da sind?“
8. Visuelle Störungen:
- Fragen: „Erscheint Ihnen das Licht heller als sonst? Sind die Farben anders? Schmerzen dadurch die Augen? Sehen Sie irgendetwas, dass Sie stört? Sehen Sie Dinge, von denen Sie wissen, dass Sie nicht da sind?
9. Kopfschmerzen, Druckgefühle im Kopf:
- Fragen: „ Fühlt sich Ihr Kopf anders an? Haben Sie das Gefühl als hätten Sie einen Ring um den Kopf?“ Schwindelgefühle und Benommenheit sollen nicht beurteilt werden.
10. Orientiertheit und Trübung des Bewusstseins:
- Fragen: „Welcher Tag ist heute? Wo sind Sie? Wer bin ich (der Befragende)?
Entstehung des Alkoholentzugsdelir
Fehlende Hemmung der GABA-Rezeptoren, welche zu Unruhe, Agitiertheit und epileptischen Anfällen führen kann
Enthemmtes NMDA-System, welches im Übermasseden erregenden Neurotransmitter Glutamat ausschüttert. Ein so übererregtes Gehirn kann mit epileptischen Anfällen reagieren
Reduktion der Alpha-2-Rezeptoren, weshalb es zur sympathischen Überaktivität kommt, bei dem ein "Noradrenalinsturm" zu Tachykardie, Hypertension, Tremor und Schweissausbrüchen(Hyperhidrose) führen kann
Verzögerte Vermehrung der dopaminergenRezeptoren, weshalb psychotische Symptome mit einer Verzögerung auftreten
Cholinerge Insuffizienz, welche zu kognitiven Defizite wie Gedächtnisstörung und Desorientierung führt
Vermehrte Ausschüttung des antidiuretischen Hormons (ADH), was zur Flüssigkeitsretention und Hirnödemführen kann.
Ablauf des Alkoholentzugsdelir
Ein vollständiges Delir entwickelt sich in 5% der Alkoholentzüge. (Diener, et al., 2008)
Das lebensbedrohliche Entzugsdelir tritt in ca. 7% der Alkoholdelirien auf.
Unbehandelt verläuft das Entzugsdelir in 15% der Fälle tödlich.
Als „point of no return“ gilt das Entzugsdelir, bei dem die Alkoholgabe wirkungslos bleibt und von Fachgesellschaften als Behandlungsoption strikt abgelehnt wird.
50% der Entzugsdelirien beginnen mit initialemepileptischen Anfall
Symptome des vollständigen Entzugsdelirs
Bewusstseinstrübung
Desorientiertheit
Suggestibilität
Halluzinationen
gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus
psychomotorische Unruhe
Fieber
Evidenz der Entzugs-Prophylaxe
Bei der Entzugs-Prophylaxe gibt es unter allen Medikamentenregimen Prophylaxe-Versager
Benzos sind vorteilhafter bezüglich des Einhalts von therapeutischen Zielkorridore
In seltenen Fällen des prolongierten Delirs ist eine Zusatzbehandlung mit Gabapentin(Neurontin) erforderlich
Therapeutische Alkoholgabe zur Behandlung des Delirium Tremensist ineffektiv
Substitution von Alkohol
Distraneurin führt zur vermehrten nasopharyngealen/bronchialen Sekretion
Für die Präventionsbehandlung wird als Benzodiazepin Lorazepam (Temesta/Tavor) eingesetzt, weil speziell Lorazepam nicht der hepatischen Oxidation unterliegt, so dass der Abbau von Lorazepam wenig von einer Leberdysfunktion beeinträchtigt ist.
Delirien aufgrund aberranterStressreaktionen
Blut-Hirn-Schranke verändert sich strukturell und funktionell mit
- Zunehmendem Alter
- Diabetes
- Alzheimer Demenz
- Vaskulärer Demenz
Mikroglia ist dauerhaft aktiviert und überreagiert auf periphere Stimuli
Reize die eine Delir bei vorgeschädigtem Gehirn auslösen
Normale Entzündungsreaktion bei:
- Operationen
- Infektionen (HWI, Kathetersepsis)
- Gewebsverletzung (Dekubitus)
Psychischer Stress
- Neue Umgebung
- Kommunikationsverminderung (Sehschwäche, Hörschwäche)
- Überforderung (Rasante Abläufe, welche überfordern)
- ständig wechselnde Ansprechspartner
Stress reduzierende Massnahmen
Inouyeadressierte an folgende Risikofaktoren
- Kognitive Einschränkung,
- Schlafmangel
- Immobilität
- Seh-und Hörschwäche
- Dehydratation.
Interventionen
- Regelmässig orientierende Massnahmen
- Verbesserung der Kommunikation durch die Versorgung mit Hör-und Sehhilfen
- nichtpharmakologische Schlafförderung mittels rhythmischen Einreibungen
- Frühmobilisation der Patienten
- Trinkprotokoll.
Die Delirinzidenzkonnte somit um 34%, die Dauer um 35% und die Anzahl der Delirepisodenum 31% gesenkt werden.
Faktoren, welche ein bestehendes Delir verschlechtern
- Spitaleinhait (IPS oder Langzeittherapie)
- Anzahl der Zimmerwechsel
- Fehlen einer Wand oder Armbanduhr
- Fehlen von Lesebrillen
- Medikamentöse Ruhigstellung (Benzos) oder mechanische Fixierung
Warum ältere Menschen und Menschen mit Demenz empfänglicher für ein Delir sind
„brainreserve“
Natürlicher Rückgang der Neurotransmittervorräteim Alter
Pathologischer Rückgang des Acetylcholins bei Alzheimerdemenz
Grundsätze der medikamentösen Delirtherapie
- Delirauslöser reduzieren
- Anticholinerge Medikamente Reduzieren
- Delirauslöser behandelnd
- Infektbehandlung
- Schmerztherapie
- Elektrolyte korrigieren
- Exsikkose Behandlung
- Cerebrales Ereignis behandlen
- Oygenierung verbessern
- Psychose behandeln
- Seroquel
- Haldol
Prävention Patienten mit Hüftfraktur
- reduzierte präopertative bzw eliminierte die anticholinerg wirkenden Substanzen
- korrigierte erniedrigte Sauerstoffsättigung
- korrigierte Elektrolyt- und Wasserhaushalt
- behandelte schwere Schmerzzustände suffizient
- reguliert die Blasen und Darmfunktion
- postoperativ ausreichende Ernährung
- Frühmobilisation
- vermied postoperative Komplikationen
Reversible Ursachen der Demenz
Schilddrüsenunter-/-überfunktion
Entzündung der Hirngefässe
Vit. B12, Folsäuremangel
Medikamente
Neurosyphilis
Hirntumor,-blutung
Dissoziation
- vorübergehender oder anhaltender Verlust einer integrativen Funktion im Gehirn,
- eine Art «Filmriss» im Erleben, im Gedächtnis, im Gedankenstrom, in der Selbstkontrolle, in den Planungs/Handlungsfunktionen (Exekutivfunktionen)
- In der Gesamtheit des Erlebens verlieren die Betroffenen für Momente oder für längere Zeit die natürliche Gewissheit: «ich bin es, der etwas denkt, empfindet oder handelt
- Dissoziative Zustände werden von den demenzbetroffenen Betroffenen nicht oder erst rückblickend wahrgenommen.
- Affekte: Gefühle des Unheimlichen, des Grauens, der Angst
- Verlust der natürlichen Selbstverständlichkeit
Bedeutung des dissoziativen Geschehens für Demenzbetroffene
Kognitive Höchstleistung gleichzeitig neben kognitiver Fehlleistung
Mangelnde/fehlende Verknüpfung von Erfahrung mit neuen Wahrnehmungen und Herausforderungen
Denken (Wünsche) und „exekutive“ Funktionen (Planen, Abwägen der Gedanken, Entscheiden) können nicht mehr miteinander verknüpft werden
Körperwahrnehmung und autonome Reaktion können nicht mehr miteinander verknüpft werden
Insgesamt geht der „Überblick über sich selbst“ allmählich verloren
Existentielle Abhängigkeit von den Pflegenden/Umgebung
Screeninginstrumente für Delirien
DOS
ICDSC
Beobachtungskritierien
DOS
- Nickt während des Gesprächs ein
- Wird durch Reize der Umgebung schnel labgelenkt
- Bleibt aufmerks am im Gespräch oder in der Handlung
- Beendet begonnene Fragen oder Antworten nicht
- Gibt unpassende Antworten auf Fragen
- Reagiert verlangsamt auf Aufträge
- Denkt irgendwo anders zu sein
- Erkennt die Tageszeit
- Erinnert sich an kürzliche Ereignisse
- Nestelt, istruhelos, unordentlichund nachlässig
- Zieht an Infusion, an Sonde oder an Katheterusw.
- Reagiert unerwartet emotional
- Sieht, hört oder riecht Dinge, die nicht vorhanden sind