HS19


Kartei Details

Karten 215
Sprache Deutsch
Kategorie Naturkunde
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 23.09.2019 / 28.10.2019
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Definition Wirtschaftswachstum:

Zunahme des BIP (Bruttoinlandsprodukt), d.h. des Wertes der im Inland hergestellten und auf Markt gehandelten Waren und Dienstleistungen

Social-economic trends

alles nahm ab 1950 Jahren zu (Papier, Wasser, internationaler Tourismus, Energy, urban population; anders Wohnen,Wanderungs); => ausgangspunkt 1950; Great Acceleration

Earth system trends

Great acceleration ab 1950;

Co2, Nitrous oxide, ocean acidification, tropical forest loss, surface temperature

Wachstum als zentrales Thema ab 1950er

J.R. Hicks (1966: 257)#: „It is not by any means necessary that economics should be growth-minded. I can indeed myself remember a time it was not growth-minded at all. I remember listening to a course on [economic] Principles … in 1926-27…: Nothing about it having a high growth rate! … We were quite happy to be static in most of our economics.“

3. BIP-Entwicklung – ein Massstab für ökonomischen und gesellschaftlichen Wohlstand?

Ab 1950ern korrelierte Wohlstandzunahme mit BIP-Zunahme

Kann BIP wirklich Wohlstand messen?

Kritik: Ins BIP gehen auch ein…

… wirtschaftliche Tätigkeiten, die Lebensqualität senken (Ausgaben für Unfälle, Reparaturen, umweltschädigende Tätigkeiten, naturkatastrophen (Fukuschima hat in Japan BIP erhöht) …)

 

Ins BIP gehen nicht ein…

… wohlfahrtsschmälernde Entwicklungen (Umweltverschmutzung, Reduktion von Ressourcenlagern, verlust ökologischer Werte…)

… verschiedene wohlfahrtssteigernde Aktivitäten (Miliz-, Hausarbeit etc.)

 

England musste ökonomie umbauen ; Kriegszeit; nationale ökonomische Buchhaltung; Hauptgrösse BIP; nicht Glücklichkeit gemessen

Kann BIP aktuellen technischen Fortschritt und Veränderung der Ökonomie erfassen?

weil vieles nicht über offiziellen Kauf gehen

bsp;

• Sharing Economy (Uber, Airbnb): Verringerte Nachfrage nach Kapital- und Konsumgütern, Preissenkungen

• Big Data (um Kundenbedürfnisse besser zu befriedigen): bessere Leistungen ohne höhere Preise

• Data Economy (Apps etc. gegen Daten): Nicht im BIP, weil keine Bezahlung über Geld.

• Industrie 4.0 (Roboterisierung…): höhere Kapitalproduktivität kann evtl. BIP senken

• Ikea Economy (Dienstleistungen selbst erbringen): Arbeiten gehen in informellen Bereich (kein SChreiner mehr, der es zusammenbaut; eigene Arbeit

 

bsp; Telefonrechnungen massiv gesunken durch anrufe übers Internet

Vergleich BIP mit Alternativem Messkonzept

ISEW: Index of Sustainable Economic Welfare (Daly/Cobb 1989), ähnlich Nationaler Wohlfahrtsindex (Diefenbacher/Zieschank 2009)

= Korrektur des BIP um wohlfahrtssteigernde und –schmälernde Aspekte

 

Threshold-Hypothesis

«For every society there seems to be a  period in which economic growth (as conventionally measured) brings about an improvement in the quality of life, but only up to a point - the threshold point - beyond which, if there is more economic growth, quality of life may begin to deteriorate.»

 

Vergleich Pro/Kopf-BNP vs. Pro/Kopf-ISEW, Max-Nef 1995.

 

NWI: Neuer Wohlstandsindikator

4. Grenzen des Wachstums

Natürliche Grenzen; Nahrung, Rohstoffquellen und -senken 

in der nächsten Zeit; Carrying Capacity nimmt ab; weniger Fische etc

Hoher Ressourcen- und Umweltverbrauch: Materialverbrauch nimmt zu: Zement sehr Energieeffizient (Non-metallic minerals): China verbraucht richtig viel in den letzten zwei Jahren

 

Ökologische Grenze des Wachstums betrifft

- Quelle von Umweltressourcen und/oder

- Senke von Emissionen/Abfall?(bsp. Klimawandel) was müssen wir tun

bsp: Fische: ist es die verschmutzen Meere oder die Fischerei? heute: wir überlasten unsere Senken, 

 

Hohe Energiekosten

KReislauf: viel stärkere Schwankungen in der Ökonomie wegen höheren Kosten; Investitionsentscheidung werden unsicherer

Demographie

Bevölkerungsrate zurück gehen? 

1960 immer steigend

heute; am meisten leute im alter von 40-50

Konsumsättigung

Ikea merkt, dass Konsumgrenzen bestehen

Peak erreicht

=> neue Konsumpraktiken; bsp Sharing economy, Housing, Social food, Collaborative finance, Entrepreneurship / work, Media (books, movies, games, music)

Ausdehnung 3. Sektor

tertiär wächst weniger wie Industriesektor

 

=> Industrie kann mal leichter produktiver werden (bessere MAschinen etc.)

Tertiärsektor ist es viel schwieriger effizienzmassnahmen einzuführen (deshalb kleineres Wachstum; grenzen)

=> verlangt immer mehr ausbau an Tertiärsektor = Wirtschaft wächst immer weniger

Rückl.ufiges Produktivitätswachstum

Def. Produktivität: Wie viel während bestimmter Anzahl Arbeitsstunden hergestellt wird

 

Produktivitätswachstum Schweiz: nimmt linear ab seit 1960

Weniger Erfindungen mit Wachstumspotential

Innovationen von 1870 - 1900 (Elektrizität, Verbrennungsmotor, fliessendes Wasser, Sanitätsanlagen, Chemikalien, Kommunikationsmittel, Erdölverarbeitung) haben Wachstum von 1890 - 1972 stärker angeschoben als neuere Innovationen dies tun (Computer, Web, Smartphones)

Entkopplung

absolute (entgegengesetzte Richtung; BIP steigt anderes sinkt)

und relative (CO2 emissionen nicht mit BIP parallel am wachsen)

5. Wachstum und Umweltnutzung: Ein Zusammenhang?

Zwei zentrale Fragen:

a) Bedeutet Wirtschaftswachstum Umweltbelastung?

b) Lassen sich Wirtschaftswachstum und Umweltverbrauch absolut (relativ) entkoppeln

• Absolute Entkopplung: sinkender Umweltverbrauch bei Wachstum

• Relative Entkopplung: Umweltverbrauch nimmt weniger stark zu als Wirtschaftswachstum

RMC = Raw Material Consumption = Rohstoffverbrauch = material inputs in the form of raw materials (bsp. Materialeffizienz Teil2, s.5)

inländisch RMC nimmt zu, BIP nimmt zu

RMC pro Kopf nimmt ab, BIP??

=> nationaler Ebene; relative Entkopplung

 

global; ressourcen verbrauch, dank einer Material efficienz tatsächlich gesunken

Bislang keine absolute Entkopplung, aber z.T. relative Entkopplung. Grund:

für fehlende absolute Entkopplung:

Wachstums- bzw. Konsumeffekte

Rebound-Effekte

Effizienz wirkt, aber wird überkompensiert

Abnehmende Produktivität der Energie- und Ressourcenproduktion (EROI) sowie Energy cannibalism (zunehmender Energieverbrauch für Aufbau/Produktion weiterer Energie

Mainstream-Erklärung für Umweltprobleme (2 Punkte)

1. Marktversagen (falsche Marktsignale) schafft negative Externalitäten Lösungsansätze

a) Internalisierung externer Kosten

b) technischer Fortschritt

c) Substitution umweltintensiver zugunsten weniger umweltintensiver Aktivitäten

 

Wachstum ist nicht Problem, im Gegenteil…;

2. Gemäss Environmental Kuznets-Kurve sinkt Umweltbelastung mit steigendem BIP

=> Problem löst sich mit wirtschaftlicher Entwicklung 

Belege für diese These nur in Bereichen mit etabliertem technischen Umwelt-Schutz (z.B. Luftemissionen)

6. Wachstumskritik und Argumente dagegen

Vor 1972:

- Ökologische Argumente: J.S. Mill, N. Georgescu-Roegen, K. Boulding, H.- C. Binswanger, H. Daly …

- Sozio-ökonomische Argumente (Konsum, Konjunktur): K.W. Kapp, J.K. Galbraith, G. Myrdall …

1972: Grenzen des Wachstums (D.&D. Meadows et al.)

1977: Social Limits to Growth (F. Hirsch; materielles Wachstum macht wegen Positionsgütern (und Vergleich mit anderen) nicht ständig alle Menschen zufriedener)

1979: Wege aus Wohlstandsfalle (H.C. Binswanger/W. Geissberger/T. Ginsburg); Ein Planet wird geplündert (H. Gruhl)

1980/90er: Ökologische Ökonomik plus Debatte über qualitatives Wachstum; Kritik an globaler Industrialisierung, Arbeitsbedingungen, Dritte Welt

Wachstumskritik

Ab Mitte 2000

Konservative Wachstumskritik in D (R. Miegel / K. Biedenkopf,

DenkwerkZUKUNFT)

Décroissance/Degrowth (Kritik gegenüber Konsum, Werbung,

Globalisierung und Umweltzerstörung, z.B. Latouche)

Graswurzelbewegungen (Regionalwährungen, Transition towns,

Kommunen, urban gardening, repair-revolution, commons…)

Ökonomie: Fokus auf

Makroökonomie (z.B. P. Victor)

sozio-ökonomisches System (z.B. T. Jackson)

Postwachstum (z.B. I. Seidl/A. Zahrnt, N. Paech)

degrowth (z.B. G. Kallis, J. Martinez-Allier)

steady-state economy (z.B. Daly)

Journalisten CH: Guggenbühl / Gasche

Argumente gegen Wachstumskritik

Pro-Wachstumsargumente: Wachstum ist ein natürliches Phänomen, weil es immer Innovationen geben wird, weil Menschen Wohlstand halten wollen (z.B. Rutz/Schwarz, NZZ 22.7.13; Avenir Suisse-Infographik auf Olat) 

 

Green Growth und Green Economy sollen – mit Wachstum – ökologischen Umbau der Gesellschaften und Erhalt der hohen Lebensqualität ermöglichen ….

Green Growth (Grünes Wachstum) – eine viel genannte Idee ab ≈ 2010

Motivation und Ziele

1: Steigerung der Ressourcenproduktivität

2: Staatlich induzierte Investitionen mit potenzieller Refinanzierung über Effizienzgewinne (angesichts steigender Ressourcenpreise)

3: Forcierung des Innovationstempos von umweltschonenden Verfahren/Produkten

4: Dynamik grüner Zukunftsmärkte auslösen/nutzen (aufgrund Umweltund Ressourcenprobleme) -> neue Lösungen, Nachfrage der Mittelschicht…

5: Vermeidung von wachstumsschädlichen Entwicklungen: gesamtwirtschaftliche Stagnation oder Schrumpfung nicht erwünscht

 

Energie bsp: Erneuerbare Energie bringt es nur, wenn man zurück von Kohlenenergie geht

7. Postwachstumsgesellschaft – was ist das?

Ausgangspunkte

1) Wachstumsabhängigkeit in zentralen gesellschaftlichen Subsystemen

2) Wachstumsfixierung verhindert griffige Umweltpolitik

3) Wachstumsförderung in gesellschaftlichen Systemen eingebaut (z.B. Steuersystem, Sozialsystem)

4) Politik ergreift z.T. ökonomisch, sozial und ökologisch schädliche Massnahmen für Wachstumsankurbelung Postwachstumsgesellschaft = Gesellschaft ist nicht existenziell auf Wirtschaftswachstum angewiesen

Wachstumsabhängige gesellschaftliche Subsysteme (8 Punkte)

Alterssicherung

Gesundheitswesen

Arbeitsmarkt

Konsum

Sozialer Ausgleich

Unternehmen(sverfassung)

Finanzmärkte, Banken, Geld

Steuerpolitik, Staatsfinanzen

Postwachstumsgesellschaft = Gesellschaft ist nicht existenziell auf Wirtschaftswachstum angewiesen

 

1) Keine Politik zur Erhöhung des Wirtschaftswachstums

2) Wachstumsabhängige und wachstumstreibende Bereiche, Institutionen und Strukturen werden umgebaut, so dass sie von Wirtschaftswachstum unabhängig sind

3) Wachstum von Energie- und Ressourcenverbrauch wird gestoppt und Verbrauch entsprechend den Nachhaltigkeitszielen zurückgefahren. Weder Wachstumsgebot noch Wachstumsverbot

Ansatzpunkte für Umgestaltung zu Postwachstumsgesellschaft

Voraussetzung für politische Entscheidung:

1) Problem hat politische Aufmerksamkeit

2) Thema steht auf Entscheidungsagenda der Regierung

3) Es bestehen politische Entscheidungsmöglichkeiten, Ideen, Konzepte und Handlungsmöglichkeiten, getragen von politisch handelnden Personen

 

Wachstum ist eine «mentale Infrastruktur» (Glaubenssätze, Normen, Werte, Konzepte des Selbst; konstruiert durch Gewohnheiten, tägliche Routinen, Wahrnehmungen).

=> Überwinden erfordert persönliche Erfahrung mit neuen Praktiken, Routinen, Wahrnehmungen

Beispiel: Überwindung der Wachstumsabhängigkeit für ausreichend Erwerbsarbeit

Abhängigkeit von Wachstum für …

Verhindern, dass Arbeitsgesellschaft die Arbeit ausgeht Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen

Reduktion der bisherigen Arbeitslosigkeit

Sicherung von Steuereinnahmen und Sozialbeiträgen (nächste Folie)

Überwinden der Beschäftigungsschwelle (CH: 1.8%, D: 1.2-2.4%)

VL12: Biodiversität als Grundlage der Nachhaltigkeit

1) Was ist Biodiversität?

Definitionen, Masse und räumliche Muster

2) Entwicklung der Biodiversität

Werden und Vergehen

3) Biodiversität als Grundlage nachhaltiger Ökosysteme

4) Bewertung der Biodiversität

5) Diversität als Grundlage nachhaltiger Entwicklung

was ist biodiversität (3Punkte)

verschiedene Arten

versch. Sorten

versch. Ökosysteme

Biodiversitätdefinition

Anzahl und Unterschiedlichkeit lebender Einheiten

pro Raumeinheit zu einer bestimmten Zeit.

 

Organisationsebene:

1Individuum – 2Population – 3Lebensgemeinschaft – 4Ökosystem – 5Landschaft

1,2,(3) Genetische Diversität

(3),4Artenvielfalt, Funktionelle Diversität, Interaktions-Diversität

4,5 Ökosystem-Diversität, Prozess-Diversität, Landschafts-Diversität

 

Biodiversitätsmasse

Anzahl, Verteilung, Unterschiedlichkeit: kleiner (Gräser), grösser(Tiere)

α- und β-Diversität

Bei guter „Durchmischung“ findet man viele Arten auf kleiner Skala und geringe Unterschiede zwischen Teilflächen, bei schlechter Durchmischung umgekehrt:

α-Diversität: Diversität innerhalb einer Teilfläche

β-Diversität: Diversität zwischen Teilflächen

Einige Masse zur Bestimmung der Artenvielfalt

Artenzahl = S

Proportion Art i, pi = Anzahl Individuen der Art i / N

Shannon Index, H´= -Σ [pi ln(pi)]

Effektive Artenzahl = exp(H´)

Inverser Simpson, D = 1 / Σ [p^2]

Shannon Evenness = H´ / ln(S)

2. Entwicklung d. Biodiversität

Entstehung der Biodiversität (2 Punkte)

 

1. Selbst-Vermehrung

2. Variation

Generelle Trends der Biodiversität

• Zunehmende Anzahl verschiedener Organismen

• Zunehmende Grösse

• Zunehmende Anzahl Interaktionen (Bestäuber, Blütenpflanzen)

• Integration verschiedener Formen

Biodiv. heute

Artenzahl total:

Beschriebene Arten (innen) 1’750’000

Geschätzt total 14’000’000

Anthropozän: das sechste Massenaussterben

Abnahme der Biodiversität in historischer Zeit

• Begann vor ca. einer Million Jahren mit der Ausbreitung von Menschen nach Europa und Asien.

• In Australien starben nach der Ankunft von Menschen vor 50’000 Jahren fast alle Grosstiere aus.

• In Nordamerika und Südamerika starben nach der Besiedlung durch Menschen vor 11’000 Jahren unter anderem aus:

Gründe für das heutige Aussterben von Arten (3Punkte)

Habitatszerstörung und -fragmentierung

Globale Klimaveränderungen

Biologische Invasionen

Wie warm wäre es auf der Erde ohne Biodiversität?

Erde heute; LEben;  Biosphäre als Klimaanlage 20 oC

=> sonst kein Leben, Treibhauseffekt: heiss