PHTLS

Aussagen PHTLS 3. Auflage

Aussagen PHTLS 3. Auflage


Kartei Details

Karten 137
Lernende 20
Sprache Deutsch
Kategorie Medizin/Pharmazie
Stufe Mittelschule
Erstellt / Aktualisiert 13.09.2019 / 21.02.2025
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Komplette Durchtrennung

- Funktionen unterhalb der Verletzung sind erloschen

- Lähmung der Skelettmuskulatur

- Fehlen von Fremd- und Eigenreflexen

- Fehlen der Gefässregulation

- Tetra- oder Paraplegie

Inkomplette Durchtrennung

- Einige sensorische/motorische Funktionen vorhanden

- Tetra- oder Paraplegie

Rückenmarkserschütterungen

Temporäre Unterbrechung der Funktionen (SCIWORA).

Rückenmarkkontusionen

- Quetschungen des RM

- Blutungen ins RM Gewebe

- Verursacht durch: Penetrierende Verletzung, Verschiebung von Knochenfragmenten

Rückenmarkkompression

- Schwellung

- Bandscheibenruptur

- Knochenfragmente

- Druck auf RM kann zu lokalen Gewebe-Ischämie führen

Was bedeutet Akzeleration und Dezeleration?

 

Akzeleration = Beschleunigung

Dezeleration = Abbremsung

Welches sind wichtige Dermatome (=Sensorische Einzugsgebiete eines Spinalnervs)?

- Brustwarzen, Herz = Th4

- Bauchnabel = Th10

- Zwerchfell (Nervus phrenicus) = zwischen C2 und C5 (Pat. ersticken ohne Massnahmem nach wenigen Minuten -> Überdruckbeatmung

Neurologisches Dreieck: C5 = Bizeps, C6 = Daumen, Zeigfinger und radialisbereich, C7 = Mittelfinger und Ulnarisbereich, C8 = Ringfinger und kleiner Finger

Spinaler Schock

Verlust von sensorischen und motorischen Fähigkeiten nach Schädigungen am Spinalstrang (kein richtiger Schock).

Wichtige Punkte bei Extremitätenverletzungen

- Sind häufig bei Traumapatienten, jedoch selten lebensbedrohlich -> Beurteilungsprioritäten beibehalten

- Lebensbedrohliche Verletzungen des Bewegungsapparates erkennen

- Kinematik beachten und weitere lebensbedrohliche Verletzungen suchen

Kategorien Verletzungen des Bewegungsapparates

- Isolierte, nicht lebensbedrohliche Verletzungen des Bewegungsapparates

- Nicht lebensbedrohliche Verletzungen des Bewegungsapparates in Verbindung mit einem lebensbedrohlichen Polytrauma

- Lebensbedrohliche Verletzungen des Bewegungsapparates (Becken- oder Femurfrakturen mit lebensbedrohlichem Blutverlust)

Management Blutungen

- Direkten Druck auf äussere Blutung

- Druckverband

- Tourniquet

- Erwäge hämostatische Verbände (fördern Blutgerinnung durch Faktor 12) aus anatomischen Gründen (austamponieren)

- Evtl. Volumentherapie i.v.

Frakturen

Geschlossene Frakturen: SZ, Schwellung, Krepitation, Achsenfehlstellung.

Offene Frakturen: Scharfe Knochenfragmente, Weichteilverletzung, Infektionsgefahr, Knochenmark oder Weichteilblutung.

Management: Blutungskontrolle und Schockbekämpfung, offene Fx steril abdecken, Fx und Luxationen (Patella, OSG) in anatomischer Lage reponieren und Schienen, evtl. vorher Analgesie durchführen, Schmuck entfernen

Femurfrakturen

- Häufige Instabilität der Oberschenkel

- Können mit grossen inneren Blutungen assoziert sein 1-2l

- Immobilisation mit Rettungsbrett oder Vakuummatratze

- Erwäge Tourniquet

Kompartmentsyndrom

- Einblutung ins Gewebe durch Frakturen/ Gefässverletzung oder zu enge Schienen/Verbände (Spannung der Faszie)

- Pathologie: Kapillardruck im entsprechenden Kompartiment steigt an, venöser und art. Blutstrom wird beeinträchtigt

- Symptome: Pain, Pulslosigkeit, Pallor (Blässe), Paralyse, Parästhesien

- Therapie: Hochlagern, enge Schienen entfernen, Analgesie, Überwachung DMS

 

Beckenfrakturen

- Hohe Kinematik: Sturz >3m, Überrolltrauma

- Hoher Blutverlust 1l bis alles, oft bei bei Polytrauma

- Management: KISS-Schema, Beckengurt mit Innerrotation der Beine, Immobilisation (Vakuummatratze).

Mögliche Beckenfrakturen

- Frakturen der Sitzbeinäste -> meist harmlos

- Azetabulumfrakturen: Femur stosst durch Hüftpfanne -> erhebliche Blutungen

Beckenringfrakturen:

- Typ-A-Frakturen = laterale Kompression: sind stabil, SZ bei lateralem Druck

- Typ-B-Fx (Open-Book): =Symphysensprengung, Sz bei druck von ventral (oben), evtl. instabil, bei schlanken evtl. Dehiszenz.

- Typ-C-Fx = vertikale Abscherung: Bei Sprung aus grosser Höhe (einseitige Landung), VU,

Amputationen

Blutungen können möglicherweise schwer sein, durch Bewegung erneute Blutungen möglich

Behandlung: Psychologisch behutsamer Umgang mit Pat., Life before Limp, nach Pat. Versorgung, Amputat Versorgung, Zielspital Evaluation.

Crush-Syndrom / traumatische Rhabdomyolyse (Gewebszerfall)

Ursache: Verschüttung oder Einklemmung üner längere Zeit durch Erdbeben oder Arbeitsunfall. Verletzung über grosse Muskelmasse mit eingeschränkter Durchblutung.

Pathologie: Grosse Menge an Myoglobin Freisetzung, Schädigung der Nierentubuli, Freisetzung von Kalium. Durch Befreiung wird das verletzte Gebiet reperfundiert, Myoglobin und Kalium werden in Körper geschwämmt -> Nierenversagen, Herzrhytmusstörungen.

Therapie: Frühe und intensive Flüssigkeitstherapie vor Befreiung 1500ml/h, EKG, Defi-Pads, evtl. Beta-2-Sympathomimetikum (Prophylaxe Hyperkaliämie), erwäge Diuretika, Analgesie

 

Was heisst trockenes Ertrinken?

Reflektorischer Stimmritzenkrampf (Laryngospasmus) bei Eindringen von Wasser in den Nasenrachenraum. Ertrinken ohne Wassereintritt in die Lungen, Hypoxie. Bleibt über Bewusstlosigkeit erhalten.

Therapie Ertrinkungsunfall

Absaugen, Beatmen mit PEEP, Intubieren, Magensonde, Wärmeerhalt, evtl. immobilisieren, Bei REA: Beatmung vor Herzdruckmassage. Cave: sekundäres Ertrinken bis 48h.

Verbrennungsmechanismen

- Thermisch: Verbrennung oder Verbrühung

- Elektrisch: Niederspannung vs. Hochspannung

- Chemisch: Säuern / Basen

- Strahlenbedingt: Industrieunfälle, Terror

Zonen der Gewebeschädigungen bei Verbrennungen

Koagulationszone: Zone der grössten Zerstörung, Haut ist nekrotisch, Gewebeheilung ist nicht möglich.

Stasezone: Zone mit geringerer Schädigung. Blutfluss kommt nach Verletzung zum Stillstand. Zellen sind geschädigt aber nicht irreversibel zerstört. Heilung ist Behandlungsabhängig (kein Eis).

Hyperämiezone: Nur minimaler Zellschaden. Sie ist charakterisiert duch erhöhten Blutfluss und eine sek. Entzündungsreaktion.

 

Verbrennungsgrade

1. Grad: Nur Epidermis, Wunde ist gerötet und schmerzhaft, Heilung erfolgt ohne Narbenbildung

2. Grad A: Oberflächlich, wegdrückbare Rötung, Blasen Feucht, Haare halten, Heilung innert 10 Tagen, konservative Behandlung. B: Rütung schlecht wegdrückbar, Blasen feucht bis trocken, keine Haare, Heilung in 3-5 Wochen, OP nötig, Koagulationszone umfasst ganze Epidermis und teile der Dermis, Narbenbildung.

3. Grad: nicht wegdrückbar, keine Sensibilität, keine spontane Heilung, Operative Behandlung, Narbenbildung, in schweren Fällen haben die Wunden ein verkohltes Aussehen und thrombosierte Gefässe.

4. Grad: Verkohlung mit Zerstörung von Fettgewebe, Muskeln, Knochen und Organe. Absolut Schmerzlos, massive Narbenbildung. Können zu starken Enstellungen führen, Operatives Debridement.

Reizgasintoxikation vs. Thermisches IHT

Eine Reizgasintoxikation ist eine Biochemische Reizung der Mukosa. Mögliche Folgen: Lungenödem, Surfactantschaden, Atemwegsobstruktionen, Bronchospasmen, Lokale Gewebstoxizität.

Thermisches IHT: Isolierte Hitzeschädigung

Behandlung: Regelmässige A und B-Kontrollen, evtl. Bonchodilatantien, ggf. Cyanokit, Frühzeite ITN erwägen.

Vorgehen bei Extremitätenverletzungen

1. Primary Assessment komplett durchführen und lebensbedrohliche Probleme versorgen

2. Blutungen stoppen, Schock bekämpfen

3. Neurologie und Durchblutug distal der Extremitätenverletzung prüfen

4. Verletzten Bereich manuell ruhigstellen

5. Verletzung über zwei Gelenke immobilisieren

6. DMS erneut überprüfen

7. ggf. Analgesie durchführen

Wie schätzt man die prozentuale Verbrennungsoberfläche nach Wallace ein?

Erwachsene: Kopf und Arme 9%, Bein 18%, Thorax 18%/Seite.

Kleinkinder: Kopf 12%, Thorax 18%/Seite, Bein 16.5%, Arme 9%.

Hände (mit Fingern) und Genitalien = 1%.

Indikation Verbrennungszentrum

- Erwachsene: Verbrennung 2. Grades >15% und Verbrennung 3. Grades >10% der KOF

- Kinder: Verbrennung 2. Grades >10% und 3. Grades >5% der KOF

- Pat. mit Verbrennungen an Gesicht/Hals, Händen, Füssen, Genitalien, Achseln, über Gelenken

- Pat. mit IHT

- Pat. mit mech. Begleitverletzungen

- Pat. mit Vorerkrankung oder >60 Jahren, <8 Jahren

- Pat. mit Stromverletzungen

 

Flüssigkeitssubstitution bei Verbrennungsopfern

- i.v. Volumentherapie erst ab 2. Gradigen Verbrennungen >10% KOF. Volumenübertherapie: Abdominelles Kompartment, Lungenödem, Hautödem, Nekrose/Beatmungsdruck.

- Parkland-Formel: 4ml/kg x Gewicht in kg x %vKOF

- Mod. Brooke-Formel: 2ml/kg x Gewicht in kg x %vKOF davon 1/2 in den ersten 8h

- Präklinik: max. 500-1000ml

Allgemeine Behandlungsprizipien bei Verbrennungsopfern

- A: Regelmässige Kontrolle ob Schwellung der Atemwege vorliegt, evtl. HWS immobilisation.

- B: O2, evtl. Intubation, Adrenalin od. Ipramol, PEEP-Beatmung, Regelmässige Kontrolle, CO-Messung

- C: Bodycheck, Kinematik!, Kreislaufunterstützung, Volumen, evtl. i.o. Zugang, evtl. weiter Verletzungen beachten, EKG

- D: Neurologische Defizite, Cyanokit?, SHT, RM-Verletzung? Ketamin vs. Fentanyl

- E: Pat. entkleiden, Bodycheck, Verbrennungsausmass beurteilen, Verbrennungen versorgen, Wärmeerhalt! Kühlen nur bis 10% in den ersten 10min durch Leitungswasser

Pathophysiologie Verbrennungen

- Zerstörung der Zelle >44C = Nekrose

- Denaturierung von Proteinen >60C = Koagulation

- lokaler Verbrennungsödem innerhalb von Minuten (Kapillar-Leck). Durch starken Flüssigkeitsverlust über die Wundflächen (gener. Ödem) kann ein hypovolämer Schock, mit ARDS und akutem Nierenversagen (Crush-Niere) auftreten 

Indikation für eine Druckkammerbehandlung

CO über 20% oder eine anhaltende neurologische Symptomatik. Bei Brandverletzten mit neurologischen Symptomen muss zus. an eine Cyanidintoxikation gedacht werden.

Explosionsverletzung

1. Primärverletzungen durch die Schockwelle: Organrupturen, Pneumothorax, Trommelfellrisse etc.

2. Sekundärverletzungen durch Fragmente oder Splitter: RQW, Frakturen, Amputationen etc.

3. Tertiärveletzungen anprall Opfer auf Boden: Wie bei VU, Crush-Syndrom, Kompartmentsyndrom etc.

4. Quartärverletzungen: Verbrennungen, IHT, Kontamination, Vergiftungen

Niederspannungs- vs. Hochspannungsunfälle

Niederspannungsunfälle bis 1000V (Haushaltstrom 230V): Schäden durch elektrophysiologische Reizung, Strommarken mit leichten Verbrennungen, Verursachen Tetanien, Reizleitungsstörungen (VF, Asystolie). Ab 10mA gefährlich, ab 80mA Kreislaufstillstand.

Hochspannungsunfälle (ab 1 kV): Schäden durch Strom und elektrothermische Wärmeentwicklung, starke Verbrennungen, Herzrhytmusstörungen, Muskelschäden, Thrombosen, Crush-Syndrom, weitere Verletzungen.

Blitzschlag

Bis 1mio kV: An ein und Austrittsstellen Brandwunden und RQW, Verbrennung von Knochen, Nerven, Gefässen, grosse Zerstörung im Körperinnern.

Verletzungen Säuren vs. Basen

Säuren (Flusssäure, Schwefelsäure): Schädigen Gewebe durch Koagulationsnekrose, Betroffenes Gewebe verwandelt sich in Barriere -> kein weiteres eindringen, systemische Wirkung möglich.

Basen (Bleichmittel, Putzmittel): Gewebsschädigung durch Koagulationsnekrose, betroffenes Gewebe wird verflüssigt, wodurch chemikalie tiefer eindringen kann, Gefährdung Augenlicht.

Hitzschlag

Hyperthermie mit Totalausfall der Thermo-regulationssysteme -> Lebensbedrohlich! Häufig Kleinkinder oder alte Mensche durch vermindertes Schwitzen oder Junge bei Anstrengung.

Symptome: KKT >40 Grad, Delirium, Krampfanfälle, Koma, heisse, gerötete Haut, TK, Hypotension, Tachypnoe, nur teilweise schwitzend.

Management: Aggressive Kühlung, RTW, Eispackungen etc., Monotoring, O2

Anstrengungsindizierte Hyponatriämie

Lebensbedohlich, häufig bei Ausdauersportlern. Ursache: Exzessiver Wasserkonsum ohne Elektrolyte, verminderte Urinausscheidung, Natrium und Wasserverlust durch Schwitzen.

Symptome Leichter Verlauf: Wie bei Hitzererschöpfung KKT evtl. leicht erhöht, Müdigkeit, Kopf-SZ, Apathie -> Überwachen. Schwerer Verlauf: Hirnödem, Krampfanfall, Koma, Tod -> Aufrechte Position (minimierung Hirndruck), i.v. Zugang, restriktive Gabe vom Nacl, Monitoring, bei GCS-Minderung Seitenlage (Erbrechen).

Hypothermie Stufen und Behandlung 

- Grad I: Klares Bewusstsein, Zitternd -> 32-35 Grad   -> warme Umgebung, warme Getränke, O2

- Grad II: Gertübtes Bewusstsein, kein Zittern -> 28-32 Grad 

- Grad III: Bewusstlosigkeit -> 24-28 Grad -> Hämodialyse

- Grad IV: Keine Vitalzeichen <24 Grad -> Reanimation, keine Medikamente, max. 3 Defibrilationen.

Behandlung unter 32 Grad Immobilisation, schonende Bergung, Intubation, Temperaturüberwachung, EKG

Barotraumen

Bei zu schnellen Auftauchen im Wasser (ohne ausatmen der Luft) expandiert sich die komprimierte Luft was zu Lungenrissen, Spannungspneumothorax und LE, Trommenfellrisse kommen kann.

Dekompressionsunfall

Durch Druckerhöhung beim Tauchen werden über die Atmung vermehrt Gase ins Blut und Gewebe gelöst. Bei langsamer Drucksenkung lösen sich diese Gase wieder. Bei plötzlichem Druckabfall perlen diese Gase jedoch aus den Körperflüssigkeiten im Gewebe, Gefässsystem, in den Knochen usw. aus. Dies kann zu Gasembolien, Rupturen, Nervenirritatiomen, Knochen- und Gelenkschmerzen usw. führen.

Behandlung: Rekompressionskammer, 100% O2, Heli, Tauchcomputer mitnehmen