Sozialpsychologie JMU

SS 2019: Inhalte aus der Vorlesung (VL) und dem Lektürekurs (LK)

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Catégorie Psychologie
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Crée / Actualisé 04.08.2019 / 08.05.2025
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VL: Normativer vs. informationaler Einfluss (Deutsch & Gerard, 1955)

Konformität beeinflusst durch

  • informationalen Einfluss "richtige Sicht der Welt": Folge oft "conversion"
  • normativen Einfluss "Zustimmung und Akzeptanz (vgl. Konformitätseffekt in Studien nach Asch: r=.43): Folge oft "compliance"

VL: Normativer Einfluss

 

  • Bei öffentlichen Urteilen signifikant mehr Konformität als bei privaten Urteilen: Konformität wird durch normativen Einfluss erzeugt
  • Motivation, Gruppe nicht zu widersprechen:
    • Positivere Bewertung von Menschen, die Normen erfüllen
    • Negative eigene Emotionen bei Abweichung von wichtigen Gruppen

VL: Informationaler Einfluss - Beschreibung und Moderatoren (3)

  • bei schwieriger Aufgabe steigt die Konformität mit der Wichtigkeit, richtige Ureile abzugeben: bei hoher Schwierigkeit tritt informationaler Einfluss auf (vgl. Studie Baron, Vandello & Brunsman, 1996)

Moderatoren:

  • stärker bei Uneindeutigkeit der Situation
  • stärker bei Krisensituationen
  • stärker bei Expertise anderer

VL: Konformität/ Conformity - Definition (Smith & Mackie, 2007)

"the convergence of individual's thoughts, feelings, or behavior toward a social norm"

VL: Soziale Normen/ social norms - Definition (Smith & Mackie, 2007)

"Generally accepted ways of thinking, feeling, or behaving that people in a group agree on and endorse as right and proper"

VL: False Consensus Effect - Definition (Gilovich, 1990) und Gefahr

"Personen überschätzen Konsensus über eigene Meinungen und Vorlieben"

Gefahr: Geschätzte Prävalenz wirkt wie soziale Norm (Verhaltensintention?)

 

VL: Conversion -

private Akzeptanz (oft durch informationalen Einfluss)

VL: Compliance -

nur öffentliche Akzeptanz (oft durch normativen Einfluss)

VL: Commitment Norm -

(Selbst-) Verpflichtung als Norm; Versprechungen einlösen (Anwendung: Low-Ball-Technik)

VL: Low Ball Technik - Beschreibung und Mechanismen (3)

Zuerst Commitment, dann nachträgliche Änderung der Bedingungen. (vgl. z.B. "Feldexperiment vor Krankenhaus", Gueguen et al., 2002)

Mechanismen:

  • Direkte Wirkung der Commitment Norm
  • Positive Selbstsicht
  • Rechtfertigung der ursprünglichen Entscheidung

Wirkt auch langfristig.

VL: Reziprozitätsnorm - Inhalt und Funktion

Empfangene "Taten" (z. B. Gefallen, Konzessionen) erwidern.

Funktion:

  • Austausch sichern
  • Gerechtigkeit herstellen
  • postives Selbstbild

(Anwendung bei "Door in the face")

VL: Door-In-The-Face-Technik -  Beschreibung und Moderatoren

Erst große Bitte (die oft abgelehnt wird, dann kleinere Bitte (der dann oft nachgegeben wird).

(Anwendung der Reziprozitätsnorm: "Zurückrudern" als Zugeständnis)

Moderatoren: insbesondere Wirkung, wenn...

  • erste Bitte nicht zu extrem
  • erste und zweite BItte zum gleichen Thema
  • beide Bitten von gleicher Person

VL & LK: Foot-In-The-Door-Technik - Beschreibung und Mechanismus

Technik, um Zustimmung zu größerer Bitte zu erhalten, indem man zuerst um Zustimmung zu kleinerer Bitte fragt. (vgl. Studie "Fahrsicherheitskampagne", Freedman & Fraser, 1966)

Mechanismus:

  • Self-perception-Prozess (vgl. self perception theory: aus eigenem Verhalten auf eigene Einstellung schließen)

 

VL: Autoritätsnorm - Inhalt und Funktion

"Legitimen Autoritätspersonen folgen"

Funktion: soziale Koordination

VL: Milgram-Experiment (1963):

  • Fragestellung
  • Versuchsablauf
  • Ergebnisse
  • Prozesse
  • Moderatoren

Fragestellung:

  • Ist Gehorsam eine Folge kultureller oder persönlicher "Abnormität"?

Versuchsablauf:

  • N = 40 ("Normalbürger")
  • Vp als "Lehrer" in fiktivem Lernexperiment
  • beaufsichtigt Lernen, und bestraft Misserfolge mit Stromstößen (15 - 450 Volt; fiktiv)
  • Lerner Komplize des VL: äußert mit zunehmender Stromstärke Protest; reagiert bei höheren Stromstärken gar nicht mehr
  • AV: stärkster vergebener Stromstoß

Ergebnis:

  • die ersten VP steigen erst bei 300 Volt aus
  • 26 VP geben trotz (Zweifeln) letalen Stromstoß ab

Prozesse laut Milgram:

  • Konflikt zwischen Gehorsam und Empathie (Bitte, aufzuhörern, Lerner zu werden)
  • Direkte Wirkung der Autoritätsnorm
  • allmähliche Steigerung: Gewöhnung und Konsistenzstreben
  • Verantwortungsdelegation (wenig Evidenz)

Moderatoren:

  • Salienz der Autoritätsnorm (Lab setting > Office setting >Ordinary person gives orders = Experimenter gives orders, then leaves)
  • Intensität der Empathie (Learner not visible < Learner heard on intercom < Learner and participant in same room < Participant touches learner)
  • soziale Vorbilder (nicht gehorsame andere Teilnehmer anwesend > keine anderen Teilnehmer anwesend > gehorsame andere Teilnehmer anwesend)

VL: Replikation Milgram-Experiment (Burger, 2009):

  • Fragestellung
  • wesentliche Abweichungen
  • Ergebnisse

 

Fragestellung:

  • Would people still obey?

Abweichnungen:

  • geringerer Probeschock
  • geringere Höchstintensität
  • Ausführliches Screening der VP
  • Ausführliche Aufklärung über Abbruchmöglichkeit
  • Sofortige Aufklärung (danach)
  • Beobachtung durch klinischen Psychologen (Abbruchinstruktion bei "exzessivem Stress")

Ergebnisse:

  • ähnliche Gehorsamraten wie bei Milgram
  • keine Replikation früherer Vorbildeffekte
  • keine signifikanten Geschlechtseffekte

VL: Interdependenz: allgemein - positiv - negativ

 

Interdependenz: Zielerreichung abhängig vom Verhalten anderer Personen

  • positive Interdependenz: Andere gewinnen - wir gewinnen
  • negative Interdependenz: Andere gewinnen - wir verlieren (Folge: Intrgruppen-Konflikt)

VL: Theorie realistischer Konflikte/ Realistic Conflict Theory - Definition

"The theory, that intergroup hostility arises from competition among groups" (vgl."Robbers-Cave-Experiment", Sherif et al. 1954/ 1966)

VL: Realistischer Konflikt - Inhalt und Folgen

Wettbewerb um Ressourcen

Folgen:

  • negative Einstellungen (vgl. "Zusammenhang zwischen Intergruppenkonflikt und Fremdenfeindlichkeit", McLaren, 2003)
  • Gruppenbedrohung wesentlich wichtiger als persönliche Bedrohung

 

VL: symbolischer Konflikt -

  • Konflikt nicht unbedingt sachlich: Konflikt um Meinungen oder Glaubenssätze
  • Konflikteskalation: bloßes Gewinnen des Konflikts rückt in den Vordergrund

VL: Soziale Dilemmata -

Negative Interdependenz zwischen Individual- und Gruppenziel.

VL: Gefangenendilemma

  • Beschreibung
  • gängige UVs
  • gängige Fragestellungen
  • Realsituationen mit Gefangenendilemma-Struktur

Beschreibung:

  • soziales Spiel, das als Modell für Konflikte verwendet wird
  • gemeinsamer Nutzen wäre bei Kooperation am größten
  • Typischer Befund: beide "gestehen", nur  suboptimaler Nutzen durch mangelndes Vertrauen

UVs:

  • Auszahlungsverhältnisse (Payoff-Matrix)
  • Kommunikationsmöglichkeit
  • Gruppen- oder Einzelaufgabe
  • Spielhäufigkeit
  • Bedrohungsmöglichkeiten
  • Personenfaktoren

Fragestellungen:

  • Unter welchen Bedingungen wird Kooperation gefördert?
    Welche Strategie ist wann optimal?

Reale Beispiele:

  • Wettrüsten zwischen Staaten
  • Werbeinvestitionen von Unternehmen
  • Arbeitskampf und Streikbruch
  • Erderwärmung und CO2-Emmissionen
  • ...

VL: Public-Goods-Dilemma - Definition und Bsp.

"Ein soziales Dilemma, bei dem Individuen zu einem gemeinsamen Topf beitragen müssen, um öffentliche Güter zu erhalten"

Bsp.: ÖPNV - Schwarzfahren, "Kaffeekassen"

VL: Commons-Dilemma - Definition und Bsp.

"Soziales Dilemma, bei dem jeder auf einen Vorrat an Gemeinschaftsgütern zugreift, der sich bei moderatem Zugriff selbst regeneriert, bei Überstrapazierung jedoch erschöpft"

Z. B.: Fischfang, Abholzung des Regenwalds

VL: Tit-for-Tat - Prinzip und Varianten

"Wie du mir, so ich dir" - konsistente Erwiderung der vorigen Spielzüge des Mitspielers; erster Zug kooperativ

großzügigere Varianten:

  • TFT+1: immer ein wenig mehr Kooperation als Partner
  • Nice and Forgiving: max. Kooperation bis 80% Kooperation des Partners; schnelle Rückkehr zu TFT wenn >80%

VL: Aggression - Definition (Anderson & Bushman, 2002)

"Human Aggression is any behavior directed toward another individual that is carried out with the proximate (immediate) intent to cause harm. In addition, the prepetrator must believe that the behavior will harm the target, and that the target is motivated to avoid the behavior."

VL: Gewalt - Definition (Anderson & Bushman, 2002)

"Violence is aggression that has extreme harm as its goal"

VL: Aggressionsarten - Definitionen

  • instrumentell
  • feindselig
  • physikalisch
  • verbal
  • sozial
  • direkt
  • indirekt

instrumentell:

  • Aggressives Verhalten, das als das Mittel zum Zweck ausgeführt wird, ein bestimmtes Ziel zu erreichen

feindselig:

  • Aggressives Verhalten, das durch das Bedürfnis motiviert ist, Ärger und feindselige Gefühle auszudrücken

physikalisch:

  • anderen mit körperlicher Gewalt oder Waffengewalt schaden

verbal:

  • anderen mit Worten schaden

sozial (relational):

  • "intentionally harming another person's social relationships, feelings or acceptance by others, or inclusion within a group"

direkt:

  • das Opfer ist (physikalisch) anwesend

indirekt:

  • das Opfer ist (physikalisch) abwesend

VL: kompetitives Reaktionszeitparadigma - Erklärung

Reaktionszeitaufgabe, bei der es nach Taylor (1967) die Möglichkeit gibt je nach Erfolg einen Strafreiz an einen Mitspieler zu verteilen.

Im Experiment Mitspieler fiktiv, 5 Reizintensitäten dienen eigentlich der Aggressionsmessung

VL: Narzissmus - Merkmale (3)

  • unrealistische, extrem positive Selbstsicht
  • hohes Geltungsbedürfnis
  • höhere Aggressionsneigung, insbesondere bei Provokation

VL: feindseliger Attributionsbias/ hostile attribution bias - Defintion und Zuammenhänge

"Tendenz einer Person, die einen Schaden verursacht hat, eine feindselige Absicht zu unterstellen, obwohl unklar it, ob der Schden aus Versehen oder absichtlich herbeigeführt wurde"

Zusammenhänge:

  • zu aggressivem Verhalten und Trait-Aggressivität
  • ermöglicht längsschnittlicher Vorhersage von Aggressivität (metaanalytisch abgesichert)
  • Angriffspunkt vieler Anti-Aggressionstrainings

(vgl. Studie Dodge et. al., 1990)

VL: sozial-kognitives Lernen - Erkenntnisse aus "Bobo-Doll" Studien, Bandura et al. 1963

Imitation wahrscheinlicher bei

  • intelligentem
  • sozial positiv bewertetem Modell
  • mit hohem Sozialstatus
  • und Ähnlichkeit zum Beobachter

Vermittelnde Prozesse?

VL. wichtige aggressionsfördernde kognitive Faktoren (4)

  • aggressive Skripts (z. B. Vergeltung)
  • aggressive Wertvorstellungen
  • feindselige Attribution
  • selektive/ verengte Aufmerksamkeit

VL: Frustrations-Aggressionstheorie - Definition Frustration und Grundpostulate (4)

Frustration=Zielblockierung

  • Frustration verrusacht Aggression
  • Aggression durch Frustration verursacht
  • Bestrafungsangst hemmt aggressives Verhalten
  • bei Hemmung durch Bestrafungsangst kommt es zu verschobener Aggression: Aggression richtet sich gegen anderes Ziel als Frustrationsquelle

(vgl. Studie Geen, 1968)

 

VL: Verallgemeinerung der Frustrations-Aggressionstheorie durch Berkowitz - Erweiterungen (3)

  • Verallgemeinerung der Auslöser: Negativer Affekt löst Aggressionsbereitschaft aus (Frustration, Schmerz, Lärm, Hitze Gestank)
  • Abgeschwächte Kausalität: Negativer Affekt fördert Aggressionsbereitschaft, nicht Aggression selbst
  • Ob Kampf oder Flucht auftritt abhängig von Genen, Lernen oder situationalen Hiweisreizen

VL: Triebtheorie/ Katharsis - Idee und Evidenz

Menschen haben aggressive Triebenergie (Lorenz, 1973: "Aggressionsinsitinkt"; Freud, 1920: "Todestrieb"), die in moderner Welt nur unzureichend gehemmt und abgeführt werden kann (~Katharsis).

Evidenz (z. B. Bushman et al., 2002): Katharsis aggressiver Triebenergie durch Symbolhandlungen nicht möglich

VL: Proszoziales Verhalten -

.Bezieht sich auf Hilfeverhalten, das nicht durch berufliche Verpflichtungen motiviert ist und das nicht von einer Organisation ausgeführt wird

VL: Helfen - Hilfeverhalten

Bezieht sich auf Handlungen, die die Absicht verfolgen, die Situation des Hifeempfängers zu verbessern

VL: Altruismus - Altruistisches Verhalten

 

Bezieht sich auf prosoziales Verhalten, dessen oberstes Ziel darin besteht, einer anderen Person zu nützen

VL: Verwandtenselektion - Deifinition und Ausführung

.Verwandten zu helfen, hilft der Weitergabe eigener Gene. (vgl. Studie Burnstein et al. 1994)

Form von egoistischem Altruismus