Sozialpsychologie JMU
SS 2019: Inhalte aus der Vorlesung (VL) und dem Lektürekurs (LK)
SS 2019: Inhalte aus der Vorlesung (VL) und dem Lektürekurs (LK)
Kartei Details
Karten | 127 |
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Lernende | 13 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 04.08.2019 / 08.05.2025 |
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VL & LK:
Definitionsvorschläge Sozialpsychologie
VL:
Allport 1954: "Sozialpsychologie ist der Versuch, zu verstehen und zu erklären, wie die Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen von Personen durch die tatsächliche, vorgestellte oder erschlossene Anwesenheit anderer Menschen beeinflusst wird."
Smith & Mackie, 2007: "Social psychology is the scientific study of the effects of social and cognitive processes in the way individuals perceive, influence and relate to each other"
LK:
"Wissenschaftliche Untersuchung der Effekte von sozialen und kognitiven Prozessen auf die Wahrnehmung, den Einfluss und die Beziehungen von Personen"
VL: Hitzetheorie der Aggression (Anderson, 2001)
- Gesetzesaussagen
- Hitze verursacht feindliche Gefühle
- Hitze verursacht feindliche Gedanken
- Feindselige Gedanken und Gefühle verursachen Aggression
VL: Grundlegende methodische Ansätze empirischer Wissenschaften
- Allgemeine Gesetzesaussagen erlauben Erklärungen und Vorhersagen konkreter Einzelfälle
- Theorien: kohärente Menge allgemeiner Gesetzesaussagen zu einem Themenbereich
- Prüfung durch Experiment/ Beobachtung
VL: Ziel psychologischer Forschung
- Theorien entwickeln, die auf der Grundlage allgemeiner Gesetzesaussagen bekannte Phänomene erklären und neue Vorhersagen erlauben
- diese Theorien durch Experimente emprisch prüfen, wobei
- Manipulation der Randbedingungen (UV)
- Messung des Effekts (AV)
- über Ergebnis Rückschlüsse auf Gültigkeit der Theorie
- diese Theorien durch Beobachtung empirisch prüfen, wobei
- Messung der Randbedingungen
- Messung des Effekts
- Analyse des Zusammenhangs der Messungen
- Problem: Kausalität unklar!
VL: Attributionstheorie - Definition (Parkinson 2007)
"Annahmen darüber, wie Laien zu Erklärungen für ihr eigenes Verhalten und das Verhalten anderer Menschen gelangen"
VL: Korrespondenzverzerrung/ Correspondence Bias - Definition (Gawronski, 2007)
(+ Definition LK)
"People´s tendency to infer stable personality characteristics from observed behavior even when this behavior could also be due to situational factors"
(LK: "Tendenz, von beobachtetem Verhalten auf Persönlichkeitseigenschaften zu schließen, obwohl diese Schlussfolgerung nicht gerechtfertigt ist, weil es andere Gründe für das Verhalten gibt")
VL: Zwei-Prozess Theorien
- Allgemeine Attributionstheorie (Gilbert, 1989)
Je nach Motivation (und Kapazität findet unterschiedlich aufwendige Attribution statt:
internale Attribution (korrespondierende Schlussfolgerung) vs. korrigierte Attribution (aufwendiges attributionales Denken)
VL: Spontaneous Trait Inferences (STI) - Erklärung
Schluss auf Eigenschaften einer Person über deren Verhalten; Dispositionsinferenz
(vgl. Gedächtnis-Paradigma, z. B. Todorov & Uleman, 2003)
VL: Akteur-Beobachter-Verzerrung (ABV) - Erklärung (Jones & Nisbett, 1972)
- Verhalten anderer Personen: starke Gewichtung von Dispositionen
- Eigenes Verhalten: stärkere Gewichtung situationaler Faktoren
VL: selbstwertdienliche Attribution - Erklärung
Verzerrung der Attribution, so dass der Selbstwert gesteigert oder geschützt wird
z. B. bei Erfolg internale, bei Misserfolg externale Lokation
VL: feindseliger Attributionsbias/ hostile attribution bias
Fremdattribution: negative Ereignisse werden internal, kontrollierbar und intentional attribuiert
VL: Definitionen -
- Soziale Gruppe/ Kategorie
- Stereotyp
- Vorurteil
- Diskriminierung
- Soziale Gruppe/ Kategorie: "Two or more people who share some common charateristic that is socially meaningful for themselves or for others"
- Stereotyp: "A cognitive representation of a social group that people form by associating particular characteristics and emotions with that group"
- Vorurteil: "Any positive or negative evaluation of a social group and its members"
- Diskriminierung: "Any positve or negative behavior directed towards a social group and its members"
VL: Illusorische Korrelation - Definition (Hamilton & Gifford, 1976)
Unrealistisch erhöhte wahrgenommene Korrelation zwischen Gruppenmitgliedschaft und Eigenschaften (vgl. Studie Hamilton & Gifford, 1976)
VL: benevolenter Sexismus - Erklärung + Inhalt (Glick & Fiske, 1996)
Spezifisches, poitives Stereotyp ggü. Frauen
Inhalt: Reinheit, Moralität, Zerbrechlichkeit, Schutzbedürftigkeit (vgl. Ambivalent Sexism Inventory, Glick & Fiske, 1996)
VL: Stereotype Threat - Erklärung
"When the allegations of the stereotype are importantly negative, this predicament may be self-threatening enough to have disruptive effects of its own. And the self-threat it causes - through a variety of mechanisms - may interfere with the intellectual functioning of these students, particularly during standardized tests" (vgl. Studie Steele & Aronson, 1995)
VL: Kontakthypothese/ contact hypothesis nach Allport (1954) - Definition (Spears & Tausch, 2014)
"Intergruppenkontakt wird Vorurteile abbauen, wenn er (1) das Potenzial zum Anknüpfen von Bekanntschaften birgt, (2) unter Bedingungen gleichen Status' abläuft, (3) Kooperation in Richtung auf ein gemeinsames Ziel beinhaltet und (4) in einem unterstützenden normativen Klima stattfindet."
(vgl. Metaanalyse Pettigrew & Tropp, 2006: mittlerer Effekt r(Kontakt, Vorurteil) = -.215)
VL: Subtyping - Definition (Richards & Hewstone, 2001)
"A subset of disconforming groupmembers is excluded" (Kontakt führt hierbei nicht zu Veränderung)
VL: Definitionen -
- Self-concept
- Self-aspects
- Self-schema
- Self-complexity
- Self-concept: "all of an indiidual's knowledge about his or her personal qualities"
- Self-aspects:"summaries of a person's beliefs about the self in specific domains, roles, or activities"
- Self-schema: "core characteristics, that a person believes characterize him or her across situations"
- Self-complexity: "the number of aspects that one uses to cognitively organize knowledge about the self, and the degree of relatedness of these aspects. Without getting formal at this point, the greatest degrees of complexity occur with a large number of aspects that are totally independent."
VL: Social Comparison Theory (Festinger, 1954)
- (5) Kernannahmen (und neuere Erweiterungen)
- Self-evaluation motive: Personen streben nach akkurater Selbsteinschätzung bzgl. Fähigkeiten und Meinungen
- Bevorzugung objektiver Standards
- ohne objektive Standards: Soziale Vergleiche
- Bevorzugung möglichst ähnlicher Verglichspersonen (oder leichter Aufwärtsvergleich)
- Assimilation als mögliches Ergebnis der Vergleiche
Erweiterungen:
- Vergleiche nicht nur seitwärts (self-evaluation motive), sondern auch abwärts (self-enhancement motive), aufwärts (self-improvement motive)
- Vergleich über Routinestandards: "cognitive laziness"
- Ähnlichkeits- oder Unterschiedssuche (Ergebnis Assimilation vs. Kontrast)
VL: Selective Accessibility Model (Mussweiler, 2003) - Erklärung
Modell zur...
- Vorhersage der "Wirkrichtung": Assimilation vs. Kontrast
- Erklärung der Wirkung: mediierende Prozesse
- Similarity testing: selective accessibility of standard-consistent target knowledge
- Dissimilarity testing: selective accessibility of standard-ínconsitent target knowledge
VL: Selbstwert - Definition (Smith, Mackie & Claypool, 2015)
"An individual's positive or negative evaluation of himself or herself"
VL: Sociometer theory of self-esteem (Leary et al., 1995) - Erklärung
Selbstwert reflektiert "Anpassung" an soziale Umwelt und Ziele
VL: Selbstwertdienliche Verzerrungen
- (5) Tendenzen
- Selektive Attribution: Erfolge internal, Misserfolge external
- Selektive Erinnerung: positive Ereignisse bevorzugt
- Selektive Vergleiche: Auswahl niedriger Vergleichsstandards
- Above-Average-Effect/ Lake-Wobegon-Effect: Mehrzahl schätzt sich überdurchschnittlich gut ein
- BIRGing (Basking in reflected glory): Aufwärtsvergleiche führen zur Selbstaufwertung
VL: Above-Average-Effect - Erklärung
Mehrzahl schätzt sich überdurchschnittlich gut ein.
- Stärker, je uneindeutiger die Eigenschaft
- schwächer in kollektivistischen Kulturen
VL: Kruger-Dunning-Effect - Definition
"Those who are less skilled tend to overestimate their abilities more than do those who are more skilled" (vgl. z..B. Studie Kruger & Dunning, 1999)
VL: Modell der Selbstwerterhaltung (Tesser, 1988) - Erklärung
Vergleich: andere Person mit besserer Leistung und sozialer Nähe
- Bei hoher Relevanz der Leistung für die Selbstdefinition: Bedrohung des Selbstwert und ggf. Verbesserung der eigenen Leistung/ Verringerung der Nähe der sozialen Beziehung/ Verringerung der Bedeutung der Leistung
- Bei geringer Relevanz der Leistung für Selbstdefinition: ggf. Selbstaufwertung (BIRGing)
VL: Fluctuating Asymmetry (FA) - Erklärung (Thornhill & Gangestad, 1999) und Korrelationen (4)
"FA is thought to result from developmental instability (the inability to perfectly express developmental design) and therefore, reflects maladaption"
Korrelationen: Attraktivität, wahrgenommener Dominanz, wahrgenommener Gesundheit, Krankheit
VL: Averageness - Erklärung im Hinblick auf Attraktivität
Übereinstimmung mit dem für eine Population typischen Gesicht/ MIttelwert der Population als Anzeichen für Attraktivität
Gründe: Adaptivität/ Entwicklungsstabilität, Wahrnehmungsflüssigkeit (vereinfachte Aufnahme und Integration)
(vgl. "Identifikation unbhängiger Effekte von Symmetrie und Attraktivität", Rhodes et al., 2001)
VL: WHR
Waist-to-hip-ratio als Anzeichen für Attraktivität; mögliche Korrelation mit Fruchtbarkeit; häufig korreliert mit BMI
VL: SHR
Shoulder-to-hip-ratio; Anzeichen für Attraktivität bei Männern
VL: BMI
Body-Mass Index (kg/m2); Zusammenhang: Fertilität; vermutlich bedeutsamer als WHR bzgl. Attraktivität
VL: Strategic Pluralism/ Dual-Mating-Strategy/ Kompromisshypothese - Erklärung
Anzeichen für Geschlechtshormon-Marker (Gesicht) bei Frauen zuverlässiger Prädiktor für Attraktivität. Uneindeutiger Effekt bei Männergesichtern:
- Hohes Testosteron erzeugt Dilemma: Zwar "genetischer Fitnessvorteil", aber Unzuverlässigkeit, geringere Bindung und hohe Risikobereitschaft
- je nach "Partnerziel" wechselnde Strategie: niedriges T ~ Langzeitversorgung, hohes T ~ Fortpflanzung
VL: Parental Investment Theory (Trivers, 1972) - Thesen (3) und Vorhersagen (4)
Thesen:
- Ausmaß der elterlichen Investitionen bestimmt die Partnerwahlstrategie
- Partnerwahl genetisch fixiert
- Investition F>M
Vorhersagen:
- Wichtigkeit "ökonomischer Ressourcen": F>M
- Wichtigkeit von Fertilitätscues (Jugend, Schönheit): M>F
- Quantitative Strategie M>F
- Geschlechtsunterschiede universell
VL: Social Structual Theory (Eagly & Wood, 1999) - Thesen (2) und Vorhersagen (2)
Thesen:
- Biologische Unterschiede Teilursache von Geschlechtsrollen (z. B. Muskelkraft - körperliche Arbeit)
- Geschlechtsrollen bestimmen Partnerpräferenzen (z. B. ökonomische Unselbstständigkeit - hoher SES)
Vorhersagen:
- Unterschiede in Geschlechtsrollen proportional zu Unterschieden in Partnerpräferenzen
- keine universelle Gültigkeit
VL: Homogamie - Erklärung und Ursachen
Bindung an ähnliche Partner.
Warum?
- Wettbewerb um "beste Partner"
- Validierung von Einstellungen, erleichterte Interaktion, Erwartung positiver Bewertung
- Präferenz für Ähnlichkeit: "Gleich und Gleich gesellt sich gern"
VL: Drei Säulen der interpersonellen Attraktion
- Schönheit
- Sozioökonomische Ressourcen
- Ähnlichkeit
VL: Kollektive Intelligenz - Mechanismen (3)
Gruppenleistung > Summe der Einzelleistungen?
Häufig postulierte Mechanismen:
- Gegenseitige Feherkorrektur
- Kompetenzaddition
- Stimulation
VL: Aufgabentypen nach Steiner (1972) - Art der Aufgabe, Gruppenpotenzial, Beispiele
- Additv: Summe der Leistungen der einzelnen Mitglieder (z. B. Tauziehen, Schneeschaufeln, Brainstorming)
- Disjunktiv: Einzelleistung des besten Mitglieds (z. B. Problemlösen, Entscheidung treffen, math. Rechnung)
- Konjunktiv: Einzelleistung des schlechtesten MItglieds (z. B. Bergsteigen, Präzisionsarbeit, etwas vertraulich halten)
VL: Groupthink - Erklärung
Neigung einer Gruppe, voreilig zu einer unzulänglichen Entscheidung zu kommen. (u.a. durch Uniformitätsstreben und Entscheidungsdruck)
VL: Hidden profile paradigm - Defintion (Lu et al.) und Mechanismen
"The hidden profile paradigm describes a biased pattern of information distribution in which some information, prior to group discussion, is shared by all group members and some is unique to individual members;
the common information favors a suboptimal decision alternative, and thus the optimal decision choice is hidden to the group as a whole and can be discovered only when all individuals share their unique information and the group applies the information to the decision under consideration."
Mechanismen:
- Ungeteilte Information kann entgegengesetzte Implikationen wie geteilte Information haben
- Dominanz geteilter Informationen durch größere Abrufwahrscheinlichkeit, positivere Bewertung, und größere subjektive Validität