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Kartei Details
Karten | 305 |
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Lernende | 39 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 23.07.2019 / 26.06.2025 |
Weblink |
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Verlauf Erstgespräch
- gegenseitiges Kennenlernen durch Informationsaustausch
- Einleitung der interpersonellen Beziehung
- Helferfunktion
Das Bedingungsmodell zur Analyse von Verhaltensweisen
- S --> Stimulus = dem Verhalten vorausgehende Reize, die das Verhalten auslösen (externe und interne Reizbedingungen)
- O -->Organismus = körperlicher, biologischer Zustand des Individuums (Hirnschädigungen, Krankheiten, Beeichträchtigungen der Sinnesorgane)
- R --> Reaktion = Reaktionen, Verhaltensweisen, Symptome, nicht hilfreiches Verhalten, das man erklären möchte; behaviorale, kognitive, emotionale, physiologische Aspekte
- C+/- -->Konsequenz = Auftretenshäufigkeit von Verhaltensweisen wird durch die positiven, negativen oder ausbleibenden Konsequenzen gesteuert
- K --> Kontingenz = Zusammenhang zwischen Konsequenzen und gezeigten Verhaltensweisen (Kontingenz, Kontiguität)
Law of Effect
= Verhalten als Ergebnis einer Verhaltenskonsequenz
- führt eine Verhaltensweise zu einer positiven (negativen) Konsequenz, dann wird die Verhaltensweise mit hoher Wahrscheinlichkeit häuiger (seltener/nicht mehr) wiederholt
- erklärt Verhalten und den Erwerb des Verhaltens
Ziele des SORCK-Modells
- Identiifikation optimaler Ansatzpunkte für das therapeutische Vorgehen
- Ableiten von Maßnahmen für die Verhaltensmodifikation
Beispiele evaluativer Diagnostik
- Therapeuteneinschätzung durch Patienten (THEBU)
- Goal Attainment Scale (GAS)
- SCL-90-R
Indikation
= Gesamtheit aller Entscheidungen über Untersuchungsmaßnahmen und ihre Modifikation
--> vor der Therapie
--> im Verlauf
- grundsätzlich geht es um die optimale Zuordnung von Patient und Behandlung
- Kontraindikation (Gegenanzeige): zwingender Grund, ein Verfahren nicht anzuwenden
Arten von Indikation
- selektiv: geeigneten Patienten für bestimmteTheraiemethode
- adaptiv: Anpassung an den Einzelfall
- prozessual: Anpassung im Verlauf des therapeutischen Prozesses
- differenziell: Auswahl zwischen Therapieformen
Nemeroff et al. (2003)
- Patienten mit chronischer Depression profitieren im Vergleich zu Patienten mit chronischer Depression und Kindheitstrauma mehr von Antidepressiva
- Patienten mit chronischer Depression und Kindheitstrauma profitieren im Vergleich zu Patienten mit chronischer Depression mehr von Psychotherapie
Allgemeine Wirkfaktoren psychologischer Interventionen
- Vertrauensvolle Beziehung
- Erklärungsprinzip
- Problemanalyse
- Vermittlung von Hoffnung
- Vermittlung von Erfolgserlebnissen
- Förderung emotionalen Erlebens
Spezifische Wirkfaktoren: Psychoanalyse
- Bewusstmachen
- Erinnern
- Verstehen
- Deuten
Spezifische Wirkfaktoren: Verhaltenstherapie
- Verstärkung: Auftretenshäufigkeit des erwünschten/unangemessenen Verhaltens
Spezifische Wirkfaktoren: Gruppentherapie
- Interpersonales Lernen
- Altruismus
- Selbstöffnung
Wirkfaktoren: Künstliche Dichotomie
- Allgemeine und spezifische Wirkfaktoren nicht unabhängig voneinander
- Therapieprozess ist komplexes, dynamisches Bedingungsgefüge
- Interaktion –auch mit individuellen und störungsspezifischen Patientenmerkmalen
- Problem: Wirkfaktorenkonzept zu ungenau
- Notwendig: Analyse des zeitlichen Zusammenspiels der relevanten Variablen des psychotherapeutischen Wirkprozesses + einheitliche, präzise und valide Terminologie
Konsistenztheoretisches Modell psychsichen Geschehens: Beschreibung
- ein von Grawe entwickeltes Rahmenmodell, das die theoretisch begründete Fallkonzeption und Planung eines Therapiekonzepts ermöglicht
- soll die klientenspezif. Gestaltung der Behandlung bzw. die zielgerichtete Auswahl therap. Methoden unterstützen
- Postulierung von vier Grundbedürfnissen nach cognitive-experiential self theory von Epstein (1990), die die psych. Aktivität des Organismus bedingen: Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle, Bedürfnis nach Bindung, Bedürfnis nach Lustgewinn/Unlustvermeidung, Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung/-schutz
Konsistenztheoretisches Modell psychsichen Geschehens: Konsistenz und Inkonsistenz
- Konsistenz = Übereinstimmung/Vereinbarkeit der simultan ablaufenden neuronalen bzw. psych. Prozesse innerhalb eines Organismus
- zwei Unterformen der Inkonsistenz:
1. Diskordanz: liegt vor, wenn zwei oder mehrere unvereinbare motivationale Tendenzen bedeutsam sind
2. Inkongruenz liegt vor, wenn die realen Erfahrungen und die motivationalen Ziele diskrepant sind
- entsteht Inkonsistenz, so setzen innerpsych. bzw. organismische Regulationsprozesse ein, die den Zustand der Konsistenz wiederherstellen (sollen)
- Konsistenzregulation wird wesentlich durch Motive und Ziele des Organismus mitbestimmt. Sie wird durch motivationale Schemata (Annäherungs- und Vermeidungsziele; Motivationstheorie ausgelöst, die das situative Erleben und Verhalten bestimmen
- zufriedenstellende Konsistenzherstellung ist zudem von der Verfügbarkeit und der Anwendung funktionaler Verhaltensweisen sowie Handlungsergebniserwartungen abhängig --> in starkem Maße durch die Lerngeschichte des Organismus geprägt
- führt Verhalten nicht zur Herstellung der Konsistenz, so entstehen neg. Emotionen und der neg. empfundene Zustand der Inkonsistenz bleibt erhalten bzw. wird ggf. verstärkt
Konsistenztheoretisches Modell psychsichen Geschehens: Therapie
- Streben nach Auflösung oder Vermeidung von Inkongruenz (als wichtigste Form der Inkonsistenz) als zentrale Bedingung für psych. Funktionieren
- lang andauernde, bedeutsame Inkongruenz bzw. Inkonsistenz als zentrale Ursache für psych. Störungen
--> werden als dysfunktionale neuronale Erregungsmusters aufgefasst, die durch wiederholte neuronale Bahnungsprozesse entstehen
--> gehen i. d. R. mit Defiziten in der Befriedigung aller vier Grundbedürfnisse einher
- Zentrale Wirkfaktoren der Psychotherapie: Reduktion der wichtigsten Inkongruenzquellen und Bedürfnis befriedigende Erfahrungen
- können insbes. durch auf Ziele und Motivationen des Pat. abgestimmte Beziehungsgestaltung (Therapiebeziehung) Ressourcenaktivierung sowie Unterstützung und Induktion von selbstwertförderlichen Erfahrungen, die pos. Kontrollüberzeugung und Handlungsergebniserwartung (i. S. einer funktionalen Kongruenz motivationaler Ziele und Wahrnehmungen) fördern, therap. unterstützt werden
Konsistenztheoretisches Modell psychsichen Geschehens: Bottom up Aktivierung motivationaler Schemata
- Wenn Grundbedürfnisse nicht befriedigt --> erst recht aktuell --> individuelle Mittel zur Befriedigung werden dauernd “energetisiert“ --> hohes Erregungsniveau bei überwiegenden Vermeidungszielen
- neu etabliertes dominantes Ordnungsmuster durch Beendigung der Inkonsistenz (positive Rückkopplung
Bindungstypen
- sicheres Bindungsverhalten (Vertrauen in Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Bindungsperson --> Explorationsverhalten, Bindungsverhalten nach Trennung, Differenzierung zwischen Bindungsperson und Fremden, Freude bei Rückkehr der Bindungsperson)
- unsichere Bindung und ambivalentes Beziehungsverhalten (stark auf die Bindungsperson fixiert, auch bei Anwesenheit der Bindungsperson stark in Explorationsverhalten eingeschränkt, Kind reagiert manchmal aggressiv und ärgerlich auf Bindungsperson und sucht im nächsten Moment Nähe)
- unsichere Bindung und vermeidendes Beziehungsverhalten (bei Abwesenheit der Bindungsperson kein Anzeichen der Beunruhigung oder des Vermissens, Exploration ohne Einschränkung und Akzeptanz von fremden Personen als Ersatz, Bindungsperson wird bei Rückkehr ignoriert und abgelehnt, Kind erwartet Zurückweisung --> unterdrückt seine Annäherungsneigung, um zumindest in einer tolerierbaren Nähe zur Mutter zu bleiben --> negative Gefühle werden unterdrückt)
- unsichere Bindung und desorganisiertes Beziehungsverhalten (wenig durchgängige Verhaltensstrategie, emotional widersprüchliches und unsicheres Bindungsverhalten, gleichzeitig genauso erhöhte Stresswerte, wie bei unsicher gebundenem Kind --> emotionale Kommunikation ist gestört, weil Bezugsperson gleichzeitig Quelle und Auflösung der Angst ist)
Auswirkungen unsicherer Bindung
- 1/3 der 11 bis 20 Monate alten Kinder Vermeidung und negative Emotionen
- im Vorschulalter: Unterschiede im Spielverhalten, sozialem Kontaktverhalten, Autonomie, Selbstvertrauen
Versuche an Rhesus-Affen
- zwei Gruppen
Gruppe 1: reichlich Nahrung, Mütter haben viel Zeit für Jungen
Gruppe 2: Wechsel der Phase von Nahrungsknappheit und reichlich Nahrung --> Mütter müssen auf Nahrungssuche gehen
--> Gruppe 2: Weniger Erkundungs-, Spielverhalten in neuer Umgebung Langzeiteffekte: erhöhte Stressanfälligkeit (v.a. CRF-Spiegel erhöht) Stärkere Reaktion auf Noradrenalin als auf Serotonin
--> Grundlage für Motivationale Schemata wird früh gelegt
Einflüsse auf Bindung
- z.B. angeborenes Temperament kann Einfluss auf Bindungserfahrung haben: stark irritierbarer Säugling --> Mutter weniger feinfühlig --> Wahrscheinlichkeit für unsicheren Bindungsstil größer; kann durch Training zur Feinfühligkeit verbessert werden
--> Bindungserfahrung kein unabwendbares Schicksal
- Ungünstige genetische Ausstattung (geringere Expression des Serotonintransportergens) --> weniger Serotonin in CSF, aber nur bei denjenigen, die ohne Mutter aufgewachsen sind
--> weniger günstige genetische Ausstattung kann durch Umwelteinfluss vollständig ausgeglichen werden
Verletzung des Bindungsbedürfnisses
1. Intensiven negativen Emotionen und Gefühlen der Nicht-Kontrollierbarkeit
2. Schlechte Emotionsregulation
3. Weniger positive Lebenserfahrung in der frühen / mittleren Kindheit --> geringere Wahrscheinlichkeit für zukünftige positive Erfahrungen
Rückkopplungsprozesse
- Positive Kontrollerfahrungen / selbstwerterhöhende Erfahrungen --> positive Emotionen
- Frühe positive Erfahrungen bezüglich des Bindungsbedürfnisses führen zur Befriedigung der anderen Grundbedürfnisse und insgesamt guter Entwicklung und psychischer Gesundheit
- Stabile Annäherungstendenzen
- Bei Nicht-Befriedigung: Stabile Vermeidungstendenzen --> dauerhafter Konflikt zwischen Annäherungs-und Vermeidungstendenzen --> Bei Personen mit unsicherem Bindungsstil sollten im Erwachsenenalter gehäuft psychische Störungen vorkommen
Gute psychische Gesundheit als Evidenz sicherer Bindung
- 60% der Bevölkerung sicher gebunden
- sieht bei klinischer Stichprobe anders aus:
--> BPS, affektive Störunugen, Angst, Sucht --> hauptsächlich desorganisiert gebunden
--> Schizophrenie und antisoziale Persönlichkeitsstörung --> hauptsächlich vermeidend gebunden
Schlussfolgerungen für die Psychotherapie
- Rückfall bei ausschließlich störungsspezifischer Intervention wahrscheinlicher
- Nicht schnell und einfach änderbar (nur durch Bearbeitung kognitiver Schemata möglich)
- Bindungsmuster beeinflussen Reaktion auf Stress, Emotionsregulation, automatisierte Wahrnehmungsbereitschaften, Vermeidungsreaktionen, etc.
Grundbedürfnis: Kontrollbedürfnis
- Eigenes Verhalten führt zu Wirkung
- Befriedigung des Kontrollbedürfnisses verringert Inkongruenzniveau
- Inkongruenz aktiviert immer das Kontrollbedürfnis
- Inkongruenz bezüglich Vermeidungszielen ist schwerer kontrollierbar als Annäherungsinkongruenz
Folgen konrollierbarer Inkongruenz
Stress sorgt für unspezifische Erregung --> Ausschüttung von Kortisol bei anhaltendem Stress --> Adrenerge Stimulation macht
Gehirn lernbereiter --> Neue Netzwerke können gut gebahnt werden --> Neue Netzwerke (= neue Verhaltensweisen) --> Situation in Zukunft bewältigbar
--> Inkongruenz ist positiv, solange sie kontrollierbar bleibt! (Motor der psychischen Entwicklung)
Frühkindliche Erfahrungen und Stresstoleranz
- Junge Ratten (3 Wochen): während der Stillphase 21 Tage lang jeweils 15 Minuten von Mutter getrennt
- AV: Stressreaktion
- Ergebnis: als erwachsene Ratten weniger furchtsam in neuer Umgebung, geringere Stressreaktion, gute HHNA Rückkopplung
--> Stressimpfung
Auswirkungen hoher internaler Kontrollüberzeugung
- Mehr Selbstvertrauen
- Höhere Lebenszufriedenheit
- Höheres Wohlbefinden
- Höhere Stressresistenz
- Höhere Kontrollerwartungen haben einen protektiven Wert als wichtiger Bestandteil psychischer Gesundhei
--> Bei befriedigtem Kontrollbedürfnis: bessere insgesamte Entwicklung, robuster, stressresistenter, gesünder, frühe positive Kontrollerfahrungen führen zu mehr positiven Lebenserfahrungen
Folgen unkontrollierbarer Inkongruenz
- unkontrollierbarer Stress --> weiterer Anstieg der Erregung --> verstärkt wird alles, was Inkonsistenz herabreguliert
- schädigt Hippocampus und Cortex --> System mit sich selbst beschäftigt
- Destabilisierung, System steht auf Abwehr --> antizipatorische Angst
Grundbedürfnis: Selbstwerterhöhung
- Spezifisch menschliches Bedürfnis: Überwindung eines Minderwertigkeitsgefühls wichtigste Motivationsquelle der Menschen
- Selbstwertregulation setzt Ich-Bewusstsein und Fähigkeit zur Reflexion voraus
- Selbstbild entwickelt sich in Interaktion mit anderen Menschen
- Selbstwertreaktionen sind in hohem Maße subjektiv
Zusammenhang mit anderen Grundbedürfnissen
- Frühe Bindungs-und Kontrollerfahrungen gelten als grundlegend
- Möglich: Entwicklung eines negativen Selbstbildes und schlechten Selbstwerts
- Folge: selbstabwertendes Verhalten
- Motivationale Schemata vor allem auf Vermeidung ausgerichtet
- Stehen der Annäherung entgegen, selbstwerterhöhende Erfahrungen bleiben aus
Zusammenhang Selbstwert und Annäherung/Vermeidung
- Tendenz zur Selbstwerterhöhung –Teil des Annäherungssystems
- Tendenz zum Selbstwertschutz –Teil des Vermeidungssystem
Selbstwert und Gesundheit
- “Gesunde“ Menschen: Neigung zu Selbstwert-, Kontrollillusionen --> selbstwerterhöhender Trend
- Patienten mit psychischer Störung: häufig erniedrigte Selbstwerte
- Verletzung des Selbstwertbedürfnisses ist Glied einer Kette negativer Entwicklungen --> Ausgang in unbefriedigtem Bindungs-und Kontrollbedürfnis
Selbstmitgefühl
- niedriges Selbstbewusstsein hängt mit niedrigem Selbstmitgefühl zusammen
- hohes Selbstbewusstsein hängt mit hohem Selbstmitgefühl zusammen
Schlussfolgerung für die Psychotherapie
- Therapeut muss keine absolut realistische Selbstsicht des Patienten anstreben
- Selbstwerterhöhendes Verhalten muss unterstützt werden, auch wenn es etwas übertrieben erscheint
- Selbstwerterhöhung löst positivere Gefühle aus als objektiver gerechtfertigt erscheint
- Selbstmitgefühl wirkt sich positiv auf emotionalen Zustand aus
--> ressourcenorientiertes Vorgehen
Grundbedürfnis: Lustgewinn/Unlustvermeidung
- Die Gut-/Schlechtbewertung ist ein ständig aktiver Motor psychischen Geschehens
- Emotionale Bewertung von Reizen erfolgt automatisch (unbewusster Vorgang)
- Automatische Aktivierung von Annäherungs-und Vermeidungstendenzen
Motivationale Schemata
- Motivationale Schemata haben eine Zielkomponente: Annäherungs-/ Vermeidungsziele
- Korrelieren nicht signifikant miteinander --> getrennteSysteme
- FAMOS (Fragebogen zur Analyse Motivationaler Schemata – Fragebogen von Grosse-Holtforth und Grawe zur Erfassung von Annäherungs-und Vermeidungszielen)
- Vermeidungsziele hemmen Annäherungsaktivität
Können Vermeidungsziele verändert werden?
- FAMOS prä-, post Vergleiche: d = 1.06 --> großer Effekt --> Motivationale Ziele als stabile Merkmale
- Veränderung motivationaler Ziele korreliert mit Veränderungen in anderen Therapieerfolgsmaßen