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Set of flashcards Details
Flashcards | 305 |
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Students | 39 |
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 23.07.2019 / 26.06.2025 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20190723_klausur_interventionspsychologie
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Weitere Forschungsfragen/Kontroversen
- Differenzielle Indikation
- Wirkfaktoren
- Frage nach Effektivität vs. Passung zum Menschenbild des Therapeuten und Präferenzen der Patienten
- Kompetenter Einsatz achtsamkeitsbasierter Elemente –durchgängig und integer
Systemische Therapie - wichtige Personen
Salvador Minuchin
- Arbeitet mit unterprivilegierten Familien; Familien mit psychosomatischen Patienten
- Jede Familie hat ihre eigene Kultur, die einer spezifischen Struktur unterliegt (z.B. Hierarchien, Grenzen)
- Normatives Fundament: Familien funktionieren gut, wenn die Hierarchien intakt sind und wenn die Grenzen weder zu schwach noch zu starr sind
- Bekannt geworden durch provozierenden Stil („Wie haben Sie es nur geschafft, solche Monster großzuziehen?)
Ivan Boszormenyi-Nagy & Helm Stierlin
- Psychoanalytische Denkweise: Intergenerationale Loyalitäten ("Die Dynamik von Bindungen und Ausstoßung von Familienmitgliedern wurde gesehen unter der Perspektive, wie sich transgenerational „Konten und Vermächtnisse von Familien führen lassen und die Frage, ob ein Vermächtnis erfüllt wird oder nicht, wird als Kernfrage dafür angesehen, ob jemand aus dem System ausgeschlossen wird oder nicht.")
- Stierlin: „Heidelberger Modell“ – von der explizit psychoanalytischen Sichtweise entfernt; neue Aspekte der SFt integriert (narrativer Ansatz, Mehrgenerationenperspektive, Genogramm und Paartherapie)
Systemische Therapie - wichtige Personen II
Virginia Satir
- Entwicklungsorientierter / erlebniszentrierter Ansatz --> Eigenverantwortung für Lebensgestaltung, in sich selbst Schlüssel zur Problemlösung
Mara Selvini Palazzoli
- Mailänder Modell
- Paradoxe Intervention (Unter einer paradoxen Intervention versteht man in der Regel verschiedene psychotherapeutische Methoden, die in scheinbarem Widerspruch zu therapeutischen Zielen stehen, die aber tatsächlich dafür entworfen sind, diese Ziele zu erreichen)
- Schlusskommentar (früher eher paradoxe Interventionen, heute eher Schlusskommentar)
- Zirkuläres Fragen (Diese Technik besteht darin, die Gefühle und Reaktionen, die eine Person A infolge des Verhaltens von B entwickelt, nicht direkt von Person A zu erfragen, sondern von einer dritten Person C. Beispiel: „Sag mal Hans, was glaubst du, was deine Mutter fühlt, wenn sie deinen Vater so weinen sieht?“)
- „Zweikammersystem“ (= Therapeut und Klient sitzen in einem Raum und werden räumlich getrennt von co-Therapeuten beobachtet)
Systemische Therapie - Begriffe
- Familientherapie = Systemische Therapie = Systemtherapie
- werden synonym verwendet wegen Bezug auf Interaktionsstrukturen im familiären System und resultierende Narrationen
- Werden verschieden verwendet, da systemische Therapie auch mit Einzelpersonen, Paaren, größeren sozialen Verbände
Systemische Therapie - Definition
Systemische Therapie lässt sich als eine Form von Psychotherapie definieren, deren Fokus auf dem sozialen Kontext psychischer Störungen liegt und die zusätzlich zu einem oder mehreren Patienten („Indexpatienten“, IP) weitere Mitglieder des für den / die Patienten bedeutsamen sozialen Systems einbezieht und / oder auf die Interaktionen zwischen Familienmitgliedern und deren sozialer Umwelt fokussiert.
Systemische Therapie - Hypothese
- Nicht der einzelne Mensch, der Symptome zeigt, ist krank, sondern das System seiner Familie und / oder seines sozialen Umfelds sind „gestört“
- „Patient“ ist also nicht Einzelperson, sondern gesamte Familie bzw. soziales Gefüge
- kann also auch über Familie hinausgehen
Systemische Therapie - Fokus
- Zirkuläre Wechselbeziehungen zwischen
- Mindestens zwei Menschen
- Deren Symptome
- Soziale Umwelt
- Wie wirken sich die Interaktionen innerhalb der Familie auf die Symptome des IP aus?
- Wie wirken sie die Symptome des IP auf die Familie und Umwelt aus?
Systemisch-integratives Minimalmodell
- Wechselwirkungsbeziehung
- Dauerhafte Interaktionsmuster
- Wechselseitige Verflochtenheit
- Problem und Symptom
- Ideen und Bedeutung
- Lösung des Problems
- Aufgabe des Therapeuten
Systemische Therapie - zentrale Elemente
- Orientierung an Anliegen und Auftrag des Klienten
- Ressourcenorientierung
- Allparteilichkeit / Neutralität Verständnis für alle
- Verblüffende Interventionen werden eingesetzt
Systemtheorie
- Augenmerk auf Zusammenhängen und Wechselbeziehungen; weniger individuelle Merkmale
- Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile; letztere sind nur im Gesamtkontext zu verstehen
- Wurzelt in der allgemeinen Systemtheorie und Kybernetik
- Rückkopplungsschleifen (Selbstverstärkung des durch das System bedingten Prozesses oder zu dessen Abschwächung oder Selbstbegrenzung
- Homöostase (Aufrechterhaltung eines Gleichgewichtszustandes eines offenen dynamischen Systems durch einen internen regelnden Prozess)
- Konzept der Familienregeln (impliziter Normen des Zusammenlebens)
- System = Satz von Elementen und Objekten und den Wechselbeziehungen zwischen diesen
- Lebende und nicht-lebende Systeme - System –immer im situativen Kontext
- Zirkularität
- System-Umwelt-Grenzen (ein System grenzt sich prinzipiell gegen seine Umwelt ab; es gibt immer etwas, was zum System gehört und etwas, das nicht zum System gehört)
- Morphostase/ Morphogenese (Entwicklung von Organismen oder Systemen)
- Selbstorganisation
Kommunikationstheorie
- Kommunikation = wechselseitiger Austausch
- Jedes beobachtbare menschliche Verhalten ist Kommunikation („man kann nicht nicht kommunizieren“; z.B. non-vebale Kommunikation durch Mimik, Gestik, Olfaktorik, Distanz, Prosodie, etc.)
- Formen von Kommunikation (Inhalts-vs. Beziehungsaspekt)
- Kreisförmigkeit von Interaktionen (double bind)
Vier-Seite-Modell (Schulz von Thun)
- Sachebene (=worüber ich informiere)
- Beziehungsebene (= wie wir zueinander stehen und was ich von dir halte)
- Selbstoffenbarung (= was ich über mich selbst mitteile)
- Appell (=wozu ich dich veranlassen möchte)
Double-bind Kommunikation
z.B. „Ich will, dass du das freiwillig tust.“ / „Sei jetzt spontan.“
--> double-bind Kommunikationen führen zu größter Verwirrung, Misstrauen, negativen Emotionen, vor allem, wenn man
- Vom Sender abhängig ist
- Der Situation nicht entfliehen kann
- Nicht zur Metakommunikation fähig ist
Double-bind Botschaften: Lösungen
1) Die Botschaft qualifizieren
- Durch den Kontext
- Durch die Art der Formulierung (z.B. Ich-Botschaften)
- Durch nonverbale Botschaften
- Durch Rückfragen
2) Metakommunikation
Kommunikation: Zusammenfassung
- Nachrichten enthalten verschiedene Botschaften
- Sender und Empfänger halten häufig unterschiedliche Botschaften für die wesentliche Nachricht
- Hieraus können Missverständnisse entstehen, die die Interaktion erschweren
- Metakommunikation oder Qualifizierung der Botschaft schaffen Abhilfe
Systemische Therapie: Diagnostik
- GARF: Global Assessment of Relationship Functioning Scale
- ICD-10 lässt eine genaue Kodierung noch nicht zu
- Grenze zwischen gesunder und kranker Familie (?)
- Standardisierte Verfahren zur Erfassung von Familiendaten
- Wenig Interesse an standardisierter Diagnostik
- Übergang zur Intervention fließend
Systemische Therapie: Ziele
- In Frage stellen von
- Symptomfördernden familiären Interaktionen
- Dysfunktionalen Lösungsversuchen
- Fördern von
- Entwicklung neuer, gesundheitsfördernder Interaktionen
- Anregen neuer Lösungsversuche
- Ziele eher pragmatisch niederschwellig
Systemische Therapie: Setting
- i.d.R. weniger als 25 Sitzungen
- Konkrete Ziele, auf Ende wird hingearbeitet
- Ende, sobald
- Symptome abgenommen haben
- Interaktionen verbessert
- Sicht und Erleben geändert - Kleine Veränderungen werden als hinreichend betrachtet
Systemische Therapie: Therapeutischer Prozess
- Erstgespräch
- Informationen über das Familiensystem
- Neue Informationen in das System
- Herstellung tragfähiger Beziehung
- Therapeutisches Vorgehen im Einzelsetting
- Spezielle Interventionstechniken: Triadische oder zirkuläre Frage; Hypothetische Fragen, Fragen zur „Verflüssigung von Eigenschaften“ (= alles systemische Fragen)
- Genogramm (Verhaltensmuster, beziehungsbestimmende psychologische Faktoren und sich innerhalb einer Familie wiederholende Verhaltensweisen werde visualisiert und anschließend analysiert)
- Familienskulptur (die realen Familienmitglieder stellen sich zueinander in Form einer menschlichen Skulptur auf, nehmen körperliche Haltungen zueinander ein, die die Beziehungen der Familienmitglieder kennzeichnend ausdrückt)
- Schlussintervention (Direkte Intervention, positive Konnotation, Reframing, Symptomverschiebung)
- Wichtig:
- Nur für Probleme relevante Personen miteinbeziehen
- Setting muss zum Problem passen, um Problem zu aktualisieren und zu bearbeiten
- Ablehnung von Kontakt respektieren vs. problematisieren
- Schwierigkeiten aktualisieren und bearbeiten
- Therapeutisch wirksame Faktoren: Ressourcenorientierung / Reframing (positive Umdeutung)
Zirkuläres Fragen
- anstatt: "Warum weinst du? Was ist da in dir los?"
- "Was denkst du, Helmut, was dein Weinen für Hannelore bedeutet?"
Genogramm - Probleme
- Unstrukturiertes Interview
- Keine standardisierte Vorgehensweise, v.a. in Bezug auf emotionale und beziehungsbezogene Prozesse
- Fehlende Reliabilität zwischen Interviewern und Individuen/Familien
--> „The Family Genogram Interview“ (Platt & Skowron, 2012)
- Standardisierte Fragen zu jeder Subskala
- Gute Interraterreliabilität
- Mäßige Konstruktvalidität
Familienskulptur
- Symbolische Darstellung von Familienbeziehungen in einer Skulptur
- 2 Varianten: lebende Skulptur mit echten Menschen oder Figure placement techniques (z.B. FAST = Familien-Systemtest)
Familienskulptur - Pro und Contra
Contra
- Schüchternheit
Pro
- zurückliegende Situationen intensiv erlebbar machen
- aus neuer Perspektive betrachten
- Darstellung der Komplexität von Familiensystemen ohne Rückgriff auf Sprache möglich
- bringt Klarheit durch Handlungssymbolik, daher multikulturell geeignet
- aktueller Stand der Familie (muss von Therapeut und Familie ausgehalten werden)
Systemische Therapie - Indikation und Kontraindikation
Indikation
- Bei der Manifestation der psychischen Störung spielt das soziale System des IP eine besondere Roll
Kontraindikation
- „das System“ erteilt keinen Behandlungsauftrag
Systemische Therapie: Evaluation
- 1985: insgesamt wenige Studien
- Die meisten zur systemorientierten Familientherapie
- V.a. zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen
- Studien wurden nur miteinbezogen, wenn auch Veränderungsmessungen für die beteiligten Erwachsenen vorlagen
- Für Verbesserung der Familienbeziehung scheint ausdrücklicher Bezug auf die Familiensituation wichtig
- Wirkt auch im Einzelsetting; d.h. die Anwesenheit der ganzen Familie scheint nicht notwendig zu sein
- Längerfristig scheint eine (zusätzliche) Einzelbehandlung des IP bessere Wirkung zu erzielen