Betriebswirtschaftliche Steuerlehre I
Betriebswirtschaftliche Steuerlehre I Universität Zürich Frühlingssemester 2019
Betriebswirtschaftliche Steuerlehre I Universität Zürich Frühlingssemester 2019
Fichier Détails
Cartes-fiches | 72 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Gestion d'entreprise |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 23.06.2019 / 24.06.2019 |
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Steuern als Bestandteil der finanziellen Unternehmensführung:
Wie sollen Steuern Unternehmen unterstützen?
Die betriebliche Steuerpolitik soll die Zielsetzung der finanziellen Unternehmensführung bestmöglich unterstützen.
Begriffe des Unternehmens aus folgenden Sichten:
1. Betriebswirtschaftlich
2. Handelsrechtlich
3. Steuerrechtlich
Betriebswirtschaftlich: Grundeinheit der wirtschaftlichen Produktion
Handelsrechtlich: selbstständige, auf dauernden Erwerb gerichtete wirtschaftliche Tätigkeit
Steurrechtlich: id.R. existiert kein eigener Unternehmensbegriss in den Steuergesetzen -> Abstellen auf Doktrin und Rechtsprechung
Was bedeutet direkte und indirekte Gewinnzurechnung bei Personenunternehmen und Kapitalgesellschaften?
Personenunternehmen: direkte Zurechnung des Gewinnes als Einkommenssteuer
Kapitalgesellschaften: indirekte Zurechnung des Gewinnes. Zuerst als Gewinnsteuer durch die Juristische Person (AG), anschliessend als Einkommenssteuer durch die natürliche Person (Aktionär).
Was ist wirtschaftliche Doppelbelastung?
Achtung: Doppelbelastung ≠ Doppelbesteuerung
Eine Doppelbesteuerung liegt vor, wenn mehrere selbstständige Steuerhoheitsträger (z.B. Kantone) aufgrund desselben Steuertatbestandes einen Steuerpflichtigen (Steuersubjekt) für den gleichen Zeitraum mit einer gleichartigen Steuer belasten.
Wirtschaftliche Doppelbelastung bei Gewinn?
Gewinn der Kapitalgesellschaft:
1. Gewinnsteuer der Kapitalgesellschaft
2. als Dividende auch als Einkommenssteuer
Wirtschaftliche Doppelbelastung bei Kapital / Vermögen?
Das Kapital / Vermögen wird besteuert als:
1. Kapital durch Kapitalsteuer auf Stufe Gesellschaft
2. Vermögen durchVermögenssteuer auf Stufe Aktionär
Was versteht man unter Dividenden nach Steurrecht?
Dividenden:
- Dividenden,
- Gewinnanteile,
- Liquidationsüberschüsse
- geldwerte Vorteile aus Beteiligungen
Was ist eine qualifizierte Beteiligung?
mindestens 10% des Grund- oder Stammkapitals einer Kapitalgesellschaft (oder Genossenschaft)
(Gilt für Bund und Kantone)
In welchem Umfang sind Dividenden steuerbar auf Bundesebene?
Geschäftsvermögen: 50% steuerbar
Privatvermögen: 60% steuerbar
In welchem Umfang sind Dividenden steuerbar auf Kantonsebene?
Praxis: Entlastung i.d.R. ca 50%
möglich sind Teileinkünfte (Dividenden gekürzt) oder Teilsatzverfahren (Steuersatz wird gekürzt).
Welche zwei Punkt sind bei der Teilbesteuerung umstritten?
1. Rechtsgleichheit
Problematik einer Mindestquote von 10% für eine qualifizierte Beteiligung
Dividendenprivileg gemäss StHG verfassungswidrig, jedoch aufgrund von Art. 190 BV anwendbar.
2. Gleichbehandlung
Entlastung darf nicht auf Erträge auf Schweizer Beteiligungen beschränkt werden -> Erträge aus ausländischen Beteiligungen sind gleich zu behandeln.
Was ist der unterschied zwischen ordentlichen und privilegiert besteuerten Unternehmen? Nenne dazu 5 Beispiele.
Gewisse juristische Personen unterliegen, falls sie bestimmte Merkmale erfüllen, nicht oder nicht vollumfänglich der ordentlichen Gewinn- und Kapitalbesteuerung
→ privilegierte Besteuerung (Steuerprivileg, Spezialsteuerstatus)
Beispiele:
- Holdinggesellschaft (Privileg auf Stufe Kanton)
- Gemischte Gesellschaft (Privileg auf Stufe Kanton)
- Domizilgesellschaft (Privileg auf Stufe Kanton)
- Prinzipalgesellschaft (Steuerausscheidung auf Stufe Bund)
- Swiss Finance Branch (Privileg auf Stufe Kanton und Bund)
Praxisbeispiel einer gemischten Gesellschaft
Voraussetzungen:
- Kapitalgesellschaften
- Geschäftstätigkeit mit Aufwendungen und Erträgen überwiegend im Ausland; in der Schweiz lediglich untergeordnete Geschäftstätigkeit.
- Praxis: Mindestens 80% des Bruttoertrags und mindestens 80% des Aufwands aus ausländischer Quelle
Besteuerung auf Stufe Kanton:
- Gewinn aus ausländischer Quelle wird nach Massgabe des Umfangs der Geschäftstätigkeit (Anteilmässige Quote) in der Schweiz besteuert.
- Gewinn aus schweizerischen Quellen ordentlich besteuert.
Was sind die Merkmale des schweizerischen Steuersystem?
1. Aufteilung der Steuerhoheit auf verschiedene Hoheitsträger (Bund, Kanton, Gemeinde, Kirchgemeinde)
2. Erhebung einer Vielzahl von Steuern
3. Steuersubjekte sind hauptsächlich NP und JP
4. Quelle des Steuerertrag:
Bund: Mwst
Kanton/Gemeinde: Einkommens & Gewinnsteuer
Was versteht man unter «ergänzendes Besteuerungsrecht?
Die Steuern, die der Bund erheben darf, sind in der BV explizit aufgeführt.
Was versteht man unter «primäres Besteuerungsrecht»?
Die Kantone können sämtliche Steuern erheben, die nicht ausdrücklich dem Bund vorenthalten sind.
Was sind die übergeordneten Rahmenbedingungen?
3 Prinzipien & 6 Grundsätze
Verfassungsmässige Prinzipien
- Allgemeinheit
- Gleichmässigkeit
- Verhältnismässigkeit
Verfassungsmässige Grundrechte?
- Rechtsgleichheit
- Wirtschaftsfreiheit
- Eigentumsgarantie
- Glaubens- und Gewissensfreiheit
- Verbot interkantonaler Doppelbesteuerung
- Verbot ungerechtfertigter Steuerabkommen
Was ist ein Kreisschreiben?
Vollzugslenkende Verwaltungsordnung für einheitliche und sachrichtige Praxis des Gesetzesvollzugs
Was sind Steuerrulings?
Vorbescheide in Steuersachen mit verbindlicher Auskunft der Steuerbehörde zur steuerlichen Behandling eines konkreten Sachverhaltes.
Steuerrulings ≠ Steuerabkommen
Welche direkten Steuern gibt es auf Bundesebene?
1. Einkommenssteuer bei NP
2. Gewinnsteuer bei JP
3. Verrechnungssteuer
4. Spielbankenabgabe
Welche direkten Steuern gibt es im Kanton?
1. Einkommens- und Vermögenssteuer bei NP
2. Kopf, Personal- oder Haushaltssteuer
3. Gewinn- und Kapitalsteuer bei JP
4. Lotteriegewinnsteuer
5. Liegenschaftssteuer
6. Handänderungssteuer
7. Kantonale Spielbankenabgabge
Welche Bedeutung haben die einzelnen Steuern für den Bund / den Kanton?
Bund:
Mehrwertsteuer 1/3
Direkte Bundessteuer 1/3
Kanton:
Einkommenssteuer & Vermögenssteuer: 2/3
Gewinnsteuer & Kapitalsteuer: 23%
Was sind die 5 Elemente des Steuerrechtsverhältnisses?
- Steuerhoheit: Wer darf Steuern erheben?
- Steuersubjekt: Welche Person ist verpflichtet?
- Steuerobjekt: Was ist steuerbar?
- Steuerberechnungsgrundlage: Wie berechnet sich die Steuer? Steuerbasis x CHF
- Steuermass: Wie berechnet sich die Steuer? (Steuerbasis: Satz/Fuss)
Was sind die Merkmale des Steuersatzes?
- Fixe Tarifgestaltung
- Im jeweiligen Steuergesetz geregelt
- Arten: linear oder Progressiv
- NP (Einkommenssteuer):
- idR progressig
- Bund bis 11.5%
- Kantone sehr unterschiedlich
- JP (Gewinnsteuer):
- idR linear
- Bund 8.5% statutarisch
Was sind die Merkmale des Steuerfusses?
- Flexibler, periodisch festgelegter Multiplikator
- Nicht im Gesetz festgehalten
- Zumeist in % der einfachen Staatssteuer (= Einkommen * Steuersatz)
- Bund kennt keinen Steuerfuss
- Auch einzelne Kantonen kennen keinen Stuerfuss bei der Gewinnsteuer
Was sind die wichtigsten Steuern von Unternehmen?
Einkommenssteuer
Vermögenssteuer
Gewinnsteuer
Kapitalsteuer
Verrechnungssteuer
Stempelabgabe
Grundstückgewinnsteuer
Mehrwertsteuer
Einkommenssteuer: Subjektive Steuerpflicht
- Steuerpflich aufgrund persönlicher Zugehörigkeit
- Anknüpfun: Steuerrechtlicher Wohnsitz
- Absicht dauernden Verbleibs, Mittelpunkt des Lebensinteressen
- Unterscheidung zum zivilrechtlichen Wohnsitzbegriff
- Anknüpfung: Aufenthalt
- Bei Aufenthalt von 30 Tagen mit Erwerbstätigkeit
- Bei Aufenthalt von 90 Tagen ohne Erwerbstätigkeit
- Ausnahme: Lehranstalt, Pflege in einer Heilstätte
- Bei persönlicher Zugehörigkeit ist die Steuerpflich unbeschränkt: es werden die weltweit erzielten Einkünfte besteuert.
- Die Steuerpflich erstreckt such nicht auf Geschäftsbetriebe, Betriebsstätten und Grundstücke im Ausland
2. Steuerpflich aufgrund wirtschaftlicher Zugehörigkeit (Deutscher arbeitet in CH)
- Anknüpfung:
- Inhaber, Teilhaber, Nutzniesser an Geschäftsbetrieben (≠ Aktionät)
- Betriebsstätten
- Eigentum an Liegenschaft
- Bei wirtschaftlicher Zugehörigkeit ist die Steuerpflicht beschränkt: es wird lediglich das Einkommen besteuert, welches sich aufgrund der wirtschaftlichen Anknüpfung in der Schweiz ergibt.
- Es ist mindestens das in der Schweiz erzielte Einkommen zu versteuern (für Ermittlung des Steuersatzes wird auf das weltweite erzielte Einkommen abgestellt)
Einkommenssteuer: Subjektive Steuerpflich
Beginn und Ende der Steuerpflicht?
Beginn der Steuerpflicht:
- Bei persönlicher Zugehörigkeit: mit Geburt, Zuzug in die Schweiz/Kanton/Gemeinde
- Bei wirtschaftlicher Zugehörigkeit: mit begründung einer steuerrechtlich relevanten Beziehung, dem Erwerb steuerbarer Werte oder dem Bezug bestimmter Leistungen.
Ende der Steuerpflicht:
- Bei persänlicher Zugehörigkeit: Tod, Wegzug
- Bei wirtschaftlicher Zugehörigkeit: Aufgabe der im betreffenden Gemeinwesen steuerbaren Werte
Beispiel subjektive Steuerpflicht
Herr Brenner, österreichischer Staatsangehöriger, lebt seit Beginn dieses Jahres zusammen mit seiner Freundin in Zürich, wo er für eine namhafte Bank tätig ist.
Herr Brenner ist ebenfalls Teilhaber der Beratungsfirma Heizer, Brenner & Co. mit Sitz und Geschäftsort Bern. Zudem ist er Alleinaktionär der BTB-Bank mit Sitz in Zug.
Wo ist Herr Brenner steuerpflichtig?
Zürich: Persönliche Zugehörigkeit mit unbeschränkter Steuerpflicht
Bern: Wirtschaftliche Zugehörigkeit, beschränkte Steuerpflicht
Zug: Keine Zugehörigkeit, Steuersubjekt ist die Bank (AG), Dividenden aus Beteiligung in ZH versteuert.
Steuerliches Einkommensbegriff?
Reinvermögenszugangstheorie / Zuflussprinzip:
Steuerbar sind die Einkünfte, die von aussen dem Steuerpflichtigen ins Privatvermögen fliessen
Es gibt gemäss schweizerischen Steuergesetz keine Legaldefinition, aber:
- einmaligen und widerkehrende Einkünfte als steuerbar
Wichtige Merkmale der Vermögenssteuer
- Im Kanton steuerpflichtige NP hat auf Stufe Kanton/Gemeinde Vermögenssteuer zu entrichten
- Der Bund erhebt keine Vermögenssteuer
- Gesamter Reinvermögen (Privat- und Geschäftsvermögen abzüglich Schulden)
- Bewertung zu Verkehrswerten
- Steuerbelastung im Bereich von 0% - 5.15%
Gewinnsteuer: Subjektive Steuerpflicht
Steuerpflicht aufgrund der persönliche Zugehörigkeit?
- Anknüpfung:
- Sitz oder Ort der tatsächlien Verwaltung
- Bei persönlicher Zugehörigkeit: unbeschränkt
Steuerpflicht aufgrund der wirtschaftlichen Zugehörigkeit?
- Anknüpfung:
- Eigentum an Liegenschaft, Betriebsstätten
- Teilhaber an Geschäftsbetrieben
- Bei wirtscafhtlicher Zugehörigkeit: beschränkt
Befreiung, Beginn und Ende der Steuerpflicht bei Gewinnsteuer?
Befreiung:
- Abschliessende Aufzählung im Gesetz
Beginn:
- Gründung
- Verlegung Sitz / Ort der tatsächlichen Verwaltung
- Erwerb von in der Schweiz steuerbaren Werten
Ende:
- Abschluss Liquidation
- Verlegung Sitz / Ort der tatsächlichen Verwaltung ins Ausland
- Wegfall von in der Schweiz steuerbaren Werten (z.B. Verkauf Liegenschaft)
Beispiel zur subjektiven Steuerpflicht
Die Calanda AG ist einer 100%ige Tochtergesellschaft der Beverin AG.
Beide Gesellschaften haben Sitz und Geschäftsleitung im Kanton Zürich und zwar die Calanda AG in Dübendorf, die Beverin AG in Wädenswil.
Die Calanda AG besitzt zudem eine Produktionsstätte in Thusis, Kanton Graubünden.
Wer unterliegt wo der Steuerpflicht?
ZH: Calanda, Beverin durch persönliche Zugehörigkeit
GR: Beverin, wirtschaftliche Zugehörigkeit
Wichtig: keine Gruppenbetrachtung, jede Gesellschaft ist Steuersubjekt und tatsächliche Verwaltung geht vor Sitz, wenn Abweichungen