Klinische Psychologie II - Frau Stenzel
PHB Modul 5
PHB Modul 5
Kartei Details
Karten | 122 |
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Lernende | 19 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 19.06.2019 / 05.10.2021 |
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Was ist behavioral inhibition (BI)? (VL3)
= Temperamentsmerkmal „Verhaltenshemmung“
- Kinder ab 9 Monaten weisen in neuen, unbekannten Situationen ein stark erhöhtes sympathisches Erregungsniveau und Rückzugsverhalten auf (Zurückhaltung, Angst, Schüchternheit, Hemmung)
- Anstieg des Noradrenalinspiegels → erschwerte Reizübertragung im zentralen Nervensystem → Denk- und Handlungsblockade
- erhöhtes Risiko, später Angststörung / soz. Phobie zu entwickeln
Beschreiben Sie das Ätiologiemodell der sozialen Phobie nach Spence und Rapee (2016). (VL3)
Genetische Faktoren & Temperament (BI) und Umwelteinflüsse (Eltern, Peers, negative Lebensereignisse) stehen in Wechselwirkung miteinander und beeinflussen Proximale Faktoren (Verhalten und Kognitionen).
Dies bestimt das Level der sozialen Angst.
Kulturelle und persönliche Faktoren (Geschlecht, Alter, Kultur) verringern die Schwelle zur Diagnose.
Dies führt zur Diagnose der Sozialen Phobie.
= Virtual Reality Exposure Therapy
= angstauslösende Situationen werden visuell / akustisch / propriozeptiv durchlebt (z.B. Flugsimulator)
PRO: - Behandlung im therapeutischen Setting möglich
- ökonomisch (wiederholte Darstellung von ängstigenden Situationen möglich)
CONTRA: - Effekte nicht so stabil, wie in vivo
- mehr Studien nötig
….vielleicht Brückenfunktion zur Expo in vivo
Was ist korrekt bezüglich der Wirksamkeit von KVT bei Angststörungen? (VL3)
Nenne typische Behandlungsbausteine einer kognitiv-behavioralen Therapie der sozialen Phobie. (Ü3)
1. Psychoedukation & individuelles Störungsmodell -> Beziehungsaufbau, Motivation, Erarbeitung Störungsmodell
2. Kognitive Vorbereitung -> Korrektur fehlerhafter Arbeitsprozesse
3. Exposition in vivo/Verhaltensexperimente -> Aufsuchen sozialer Situationen, Herbeiführen korrigierender Erfahrungen
4. Kognitive Techniken -> Veränderung dysfunktionaler Gedanken und Grundüberzeugungen, Selbstwert stärken, soziale Kompetenz, Ziele, Werte, etc.
5. Rückfallprävention -> Entwicklung von Strategien zur Aufrechterhaltung
Beschreibe das Modell zur Aufrechterhaltung sozialer Ängste von Clark und Wells (1995). (Ü3)
Eine soziale Situation aktiviert kognitive Schemata, die die wahrgenommene Bedrohung und Gedanken beeinflussen.
Selbstaufmerksamkeit und die kognitive Repräsentation des Selbst geraten in den Mittelpunkt.
Körperliche Angstsymptome werden verstärkt, Sicherheitsverhalten dient dem kurzfristigen Spannungsabbau.
Was ist der Unterschied zwischen Exposition und Verhaltensexperiment? (Ü3)
Ziele der Exposition = Habituation der Angst
neue Informationen über befürchtete Konsequenzen
neuer Umgang mit negativen Gefühlen
Erfahrung, dass neg. Gefühle nicht unendlich/ unaushaltbar sind
Handlungsspielraum erweitern
Ziel des Verhaltensexperiments = Befürchtungen/ Hypothesen überprüfen
---> Therapeut macht mit
----> baut künstlich befürchtungsfördernde Handlungen ein
Was ist das Ziel von Selbstwertstärkenden Interventionen? (Ü3)
→ Fokus der Aufmerksamkeit von "als negativ und inakzeptabel" erlebten Aspekte der Person auf positive Aspekte verlagern
→ inneren Kritiker und wohlwollenden Begleiter gegenüberstellen
→ Selbstfürsorge etablieren
Was besagt das Expositionsrational? (Ü3)
Dem Patienten das Problem von Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten erklären:
- Menschen halten Verhaltensweisen aufrecht, die ihnen vermeintlich bei der schwierigen Situation helfen sollen
Person kann nicht überprüfen, welche Folgen die Auseinandersetzung mit der beängstigenden Situation/Emotionen tatsächlich hatte
- Ängste und Schemata einer Person verfestigen sich
- Tatsächliche Auseinandersetzung mit der Realität ist nicht möglich
- Funktionale Copingstrategien können nicht entwickelt werden
- Ängste steuern eigenes Leben und eigene Ziele
Quiz: Häufige Fragen zur Exposition
Exposition in vivo oder in sensu?
In vivo gilt als überlegen: Wenn Patient aber zu stark vermeidet --> zunächst in sensu
Quiz: Häufige Fragen zur Exposition
Graduelle oder massierte Exposition?
Rasche Konfrontation mit schweren bis sehr schweren Situationen gilt als überlegen.
Quiz: Häufige Fragen zur Exposition
Ablenkung oder Aufmerksamkeitsfokussierung während der Exposition?
Ablenkung ist Vermeidung, daher unterlegen
Aufmerksamkeitsfokussierung ist wichtig ! Emotionen sollen intensiv und bewusst erlebt werden
Quiz: Häufige Fragen zur Exposition
Kurz- oder langdauernde Exposition?
Eher lange Konfrontation, nicht abbrechen bevor eine deutliche Reduktion der Angst erreicht ist (mind. 30 Punkte oder die Hälfte der angegebenen Spannung)
Quiz: Häufige Fragen zur Exposition
Exposition alleine oder mit dem Therapeuten?
Anfangs schwierige Situationen mit dem Therapeuten, später langsam ins Selbstmanagement übergehen
Welche Erklärungsmodelle zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Zwangsstörungen kennst du? (VL4)
- Neurophysiologische Theorien
- Das Kognitiv-behaviorale Modell nach Salkovskis
- Theorie der Netzwerkstruktur von Zwängen nach Foa & Kozak
Was besagt die Theorie zur Netzwerkstruktur von Zwängen nach Foa & Kozak? (VL4)
- Emotionen werden in Netzwerkstruktur im Gedächtnis abgebildet
→ Informationen sind über assoziative Verknüpfungen miteinander verbunden
→ Angstnetzwerke = Programme für Flucht- und Vermeidungsreaktionen (werden preferiert -
„ausgetretene Pfade geht man häufiger“)
- Merkmale eines gestörten Furchtgedächtnisses
→ falsche Einschätzung der Bedrohung, sehr negative Bewertung des befürchteten Ereignisses;
exzessive Reaktionselemente, die auf Flucht/Vermeidung vorbereiten
→ Angstnetzwerk sehr verzweigt: Hinweis reicht aus, um Struktur zu aktivieren und Angst auszulösen
→ Angstnetzwerk sehr stabil: korrektive Infos sind schlecht zu integrieren
Erkläre das kognitiv-behaviorale Modell der Zwangsstörungen nach Salkovskis. (VL4)
1. Ein Stimulus (Trigger) triggert einen sich aufdrängenden, intrusiven Gedanken.
2. Intrusiver Gedanke wird von Prädispositionen, z.B. biologische oder kognitiven Schemata beeinflusst.
3. Automatische Bewertung des intrusiven Gedankens mit affektiver Reaktion.
→ Zwangspatienten reagieren aufgrund dysfunktionaler Überzeugungen mit katastrophisierenden Fehlinterpretationen
("Wenn ich das denke, bin ich wohl tatsächlich gewalttätig")
4. Schließlich Zwangshandlung, um kurzfristig Spannungs- und Angstzustände zu neutralisieren, langfristig (negative Verstärkung) gewinnt der intrusive Gedanke jedoch durch die affektive Reaktion an Bedeutung.
Was kennzeichnet eine Exposition mit Reaktionsverhinderung? (VL4)
Es wird auf offene oder verdeckte Zwangshandlungen oder -rituale verzichtet.
Ziele:- Habituation
- Abbau von Angst und Anspannung
- aktive Auseinandersetzung mit Emotionen
- Erlernen neuer Bewältigungsmöglichkeiten zum Umgang mit der erlebten Anspannung und Angst
Nenne einige Komponenten der kognitiv-behavioralen Therapie bei Zwangsstörungen. (VL4)
Anfangsphase -> Psychoedukation; Verhaltensanalyse (wichtig: Funktionalität im Hintergrund)
Intensivierungsphase -> Durchführung spezieller Techniken (z.B. Exposition mit Reaktionsverhinderung)
Endphase & Rückfallprophylaxe -> Bedingungen, die zu Rückfall führen können (z.B. Belastungs-situationen), Rekapitulation der erlernten Strategien, Umgang mit Stress, soziale Ressourcen nutzen)
Weitere mögliche Interventionen -> Selbstwertstärkung; Stärkung soz. Kompetenz, Problemlösetraining, Konflikte in der Partnerschaft
Welche Medikamente kann man zur Behandlung von Zwangsstörungen einsetzen? (VL4)
Clomipramin- trizyklisches Antidepressivum (TZA, unspezifischer Serotoninwiederaufnahmehemmer)
Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin (SSRI, spezifische Serotoninwiederaufnahmehemmer - empfohlen laut S3-Leitlinien)
-> Serotonerge Antidepressiva wirken sowohl in orbitofrontalen Regionen als auch in den Basalganglien
ACHTUNG: auf anticholinerge Wirkung bei Trizyklischen Antidepressiva achten
-> Überwiegend höhere Dosis als bei Depression
-> Therapiedauer mindestens 12-24 Monate
Was sind AWMF- Leitlinien? (VL4)
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.
= kriteriengestützte Konsensentscheidungen
Kriterien: z.B. Konsistenz Evidenzlage -> klin. Relevanz, Risiko-Nutzen, Pat.präferenz, Anwendbarkeit
Leitlinien:
S1: Handlungsempfehlungen von Expertengruppen (Konsensfindung, informelles Verfahren)
S2k: konsensbasierte Leitlinie (repräsentatives Gremium, strukturierte Konsensfindung)
S2e: evidenzbasierte Leitlinie (systematische Recherche, Auswahl, Bewertung d. Literatur)
S3: evidenz- und konsensbasierte Leitlinie (repräsentatives Gremium, systematische Recherche, Auswahl, Bewertung d. Literatur, strukturierte Konsensfindung)
Was empfehlen die Leitlinien in Bezug auf die medikamentöse Behandlung von Zwangsstörungen? (VL4)
KKP (Klinischer Konsensuspunkt) Monotherapie mit Medikamenten nur, wenn
- KVT abgelehnt oder wegen schwerer Symptomatik undurchführbar
- KVT steht nicht zur Verfügung (Wartezeit, Ressourcen)
- Erhöhung der Bereitschaft, sich auf KVT einzulassen
A (starke Empfehlung) wenn eine medikamentöse Therapie indiziert ist, dann SSRI z.B: Fluoxetin (Citalopram in Deutschland noch nicht für Behandlung von Zwangsstörungen zugelassen)
A (starke Empfehlung) erst SSRI, dann Clomipramin (da Clomipramin sehr hohe Nebenwirkung hat, die zu häufigen Abbrüchen der Therapie führen)
Was empfehlen die Leitlinien in Bezug auf Psychotherapie bei Zwangsstörungen? (VL4)
A (starke Empfehlung) Kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition und Reaktionsmanagement
0 (offen/nicht nötig) Die KVT mit Exposition und Reaktionsmanagement kann durch SSRI oder Clomipramin ergänzt werden
KKP (Klinischer Konsensuspunkt) Die Einbeziehung von Bezugspersonen bei der Durchführung einer KVT ist zu empfehlen
Was trifft auf den sokratischen Dialog zu ? (Ü4)
Was sind weitere kognitive Techniken bei der Behandlung von Zwangsstörungen? (Ü4)
Beschreibe den Ablauf einer Exposition bei der Behandlung von Zwangsstörungen. (Ü4)
- Verhalten während der Übung vorher besprechen!
- Grundspannung bestimmen
- Situation durchlaufen, möglichst ganz ohne Rituale/Zwänge
- Ängste/Befürchtungen sollten ausgedrückt werden
- Patient soll Spannung erleben, nicht nur "aushalten"
- keine Ablenkung, keine Entspannungsübungen - immer wieder auf Gefühle & Gedanken bezüglich der Zwangsthematik zurückkommen
Ziel: Reduktion um mindestens 30 Punkte oder die Hälfte der angegebenen Spannung
Wie häufig kommen Posttraumatische Belastungsstörungen in der Bevölkerung vor? (VL5)
1.4-6.8 % (Prävalenz schwankt sehr im nationalen Vergleich, durch Naturkatastrophen, Kriegsgebiete etc.)
Was ist ein Typ-1, was ein Typ-2 Trauma? (VL5)
Typ1: Kurze Dauer, z.B. kurze Naturkatastrophen, Überfälle, Vergewaltigung, Unfälle
Typ2: Lange Dauer, z.B. Folter, Geiselnahme, anhaltender/wiederholter Missbrauch
Welche Faktoren (Merkmale des traumatischen Erlebnisses, prä-, peri- und posttraumatische Faktoren) begünstigen die Entstehung einer PTBS? (VL5)
Merkmale des Traumas
-Traumaschwere, Traumadauer, "Man-made" Trauma, Akzidentelle Traumata
Prätraumatische Faktoren
-Weiblich, jung, psychische Störung, geringe Bildung
Peritraumatische Faktoren (während oder unmittelbar danach auftretend)
-Todesangst, Verhalten anderer, Dissoziation, Hilflosigkeit, Kontrollverlust, Selbstaufgabe
Posttraumatische Faktoren
-Vermeidung, Schuldvorwürfe, mangelnde soziale Unterstützung
Welches sind die 5 Hauptkriterien, um gemäß ICD-10 eine PTBS diagnostizieren zu können? (VL5)
A Traumatisches Ereignis, Reaktion mit Angst, Hilflosigkeit, Entsetzen
B Unwillentliches Wiedererleben des Traumas, z.B. durch
- Intrusionen, Träume, Flashbacks
- Emotionale und körperliche Reaktionen bei Konfrontation mit Hinweisreizen
C Vermeidung von traumaassoziierten Hinweisreizen, Gedanken, Orten, Aktivitäten
D Erinnerungsstörungen in Bezug auf das Trauma
oder
Symptome einer erhöhten Erregung, erkennbar an Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsproblemen, Hypervigilanz, erhöhte Schreckhaftigkeiten
E Zeitkriterium: B, C & D müssen innerhalb von 6 Monaten nach A auftreten
Welche Empfehlung gilt bezüglich der pharmakologischen Behandlung einer PTBS? (VL5)
Pharmakotherapie sollte nicht als alleinige Therapie der PTBS eingesetzt werden, es können Antidepressiva (nach S3 Leitlinie SSRI) eingesetzt werden. Vorsicht bei Benzodiazepinen!
Bei welchen Arten der Traumatisierung ist die Wahrscheinlichkeit, eine PTBS zu entwickeln am höchsten, bei welchen am niedrigsten? (VL5)
Die "man made"- Traumata schädigen nachhaltig besonders stark.
-> Verlust des Glaubens an das Gute im Menschen/ in der Welt
Prävalenzen:
50% bei Vergewaltigung, Krieg, Vertreibung, Folter
25% bei anderen Gewaltverbrechen
10% bei Verkehrsunfällen
10% bei Organerkrankungen (Herzinfarkt, Malignome (bösartiges Geschwulst))
Welche allgemeine Therapiestrategie wird bei der Behandlung einer PTBS empfohlen? Welche konkreten Therapieformen sind empirisch gut belegt und für die Behandlung geeignet? (VL5)
Hauptziele der kognitiven Therapie (Clark und Ehlers)
1. Problematische Bewertungen des Traumas und der Traumafolgen modifizieren
2. Intrusive Symptome reduzieren
3. Aufgabe von dysfunktionalen kognitiven/ behavioralen Strategien
konkrete Strategien
→ Aktivierung der Furchtstruktur, Ziel: Habituation
→ Elaboration problematischer Erinnerungen/ Diskrimination von Triggern, Ziel: Reduktion der Intrusionen
→ Modifikation von Einstellungen/ Trauma-hot-spots, Ziel: Bearbeitung dysfunktionaler Bewertungen
→ Identifikation aufrechterhaltender Strategien, Ziel: Aufgabe dysfunktionalen Verhaltens
-> Exposition/Konfrontation
-> Verhaltensexperimente (v.a. zur Aufgabe dysfunktionaler kognitiver/ behavioraler Strategien)
An welche anderen traumaassoziierten oder komorbiden Erkrankungen sollte man im Kontext einer Traumabehandlung noch denken? (VL5)
F40-F48: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
F60-F69: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen
F 62: Andauernde Persönlichkeitsänderung, nicht Folge einer Schädigung oder Krankheit des Gehirns
F43.0 Akute Belastungsreaktion
F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung
F62.0 Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung
Welche Somatoformen Störungen kennst du nach DSM-4? (VL7)
-Somatisierungsstörung
-Undifferenzierte somatoforme Störung
-Konversionsstörung
-Schmerzstörung
-Hypochondrie
-Körperdysmorphe Störung
-Nicht näher bezeichnete somatoforme Störung
Wie werden die somatoformen Störungen im DSM 5 bezeichnet? (VL7)
Kategorie "Somatic Symptom and related Dysorders"
- somatische Belastungsstörung
- Konversionsstörung
- Krankheitsangststörung
- nicht näher bezeichnete somatische Belastungsstörung