VWL Prüfungsfragen

VWL Prüfungsfragen FS19

VWL Prüfungsfragen FS19


Set of flashcards Details

Flashcards 58
Students 16
Language Deutsch
Category Macro-Economics
Level University
Created / Updated 18.06.2019 / 28.06.2022
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Weshalb kann das sog. „Überschiessen“ eine Möglichkeit für Innovation sein? Erläutern Sie allgemein und mit Hilfe von zwei Beispielen.Geschäftsmodell stattfinden.“

Wenn existierende Unternehmen mit ihren aktuellen Produkten zum „Überschiessen“ („Overshooting“) tendieren, ergeben sich Möglichkeiten, um neue Produkte erfolgreich zu machen.
− Ein typisches Beispiel sind Konsumenten gar nicht mehr wissen, wie sie mit noch komplexeren Produkten umgehen sollen. Dementsprechend sind sie auch nicht bereit, dafür höhere Preise zu zahlen. Dadurch
wird Raum für z.B. günstigere Produkte geschaffen.
- Es können Produkte mit neuen Produkteigenschaften entwickelt werden, welche von den marktbeherrschenden Unternehmen bisher ignoriert wurden
Beispiel: Nintendo und die Eroberung des unteren Endes des Marktes durch die Wii. In der Annahme,dass die Spiele mit hoch performanter Grafik den Mainstream-Nutzer zu überfordern begannen, führte Nintendo Spiele mit einfacheren Bedienmöglichkeiten ein.
Neue Produkteigenschaften, um das untere Ende des Marktes zu bearbeiten, sind etwa:
− Preis
− Bequemlichkeit
− Einfachheit − Flexibilität
Beispiel: Ipod

Erläutern Sie an einem frei gewählten Beispiel folgende Aussage: „Eine Innovation kann auch durch einen Musterbruch im Geschäftsmodell stattfinden.“

Geschäftsmodellinnovationen entstehen dadurch, dass die vorherrschenden Muster gesprochen werden. Muster beziehen sich auf vier Bereiche:
- Nutzens des Produkts
- Erlössystem
- Art der Leistungserstellung
- Absicherung der Vorteile gegenüber Konkurrenten
Beispiel – Musterbruch in der Produkt-/Marktkombination
Ein Muster in der Flugbranche ist es, Kunden in eine von drei Kategorien einzuteilen:
Diese drei Kundengruppen sind Geschäftskunden, Freizeitkunden und Kunden, die Freunde und Familie besuchen.
− Alle Gruppierungen weisen spezifische Charakteristika auf und werden von der Marketingabteilung differenziert angesprochen. Bei Marktanalysen prägen ebenfalls Muster die Vorgehensweise. So werden beispielsweise Individuen erst als potenzielle Kunden betrachtet und in eine der drei Gruppierungen eingeordnet, wenn ihr Haushaltseinkommen eine gewisse Grenze überschreitet.
Als Resultat wird in Schwelländern eine breite Schicht der Bevölkerung als potenzielle Kundschaft ausgeklammert, da für sie ein Flugticket nicht bezahlbar ist.
Im Jahr 2009 hatte die Vertriebsleiterin der Fluggesellschaft TACA in Costa Rica eine Idee. Potenzielle Kunden sollen bei TACA auf ein Flugticket sparen können. Innerhalb kurzer Zeit wurde durch persönliches Engagement eine hohe Anzahl von Kunden akquiriert, die sonst niemals geflogen wären. Über teilweise mehrjährige Zeiträume begannen diese Kunden, monatlich einen kleinen Betrag an TACA zu überweisen und so auf ein Flugticket zu sparen.

Weshalb funktionieren Peer-to-Peer-Geschäftsmodelle besser in kleinen Gruppen? Erläutern Sie mit Hilfe von zwei Aussagen mit dem Beispiel „Peer-to-Peer-Angebote für Versicherungen“.


Die Sichtbarkeit des Verhaltens ist in kleinen Gruppen viel grösser als in grossen Gemeinschaften. Grund: Identifizierbarkeit der Individuen. In einer kleinen Gruppe besteht ein Anreiz, eine Reputation zu schaffen und auf Grund der Identifizierbarkeit der Individuen kann Fehlverhalten sanktioniert werden.
- Eine Plattform vermitteln Standard-Versicherungsprodukte eines Versicherers an Privatpersonen, die bereit sind, einen Teil des Risikos mit Gruppenmitgliedern zu teilen. Das Risiko, dass der Selbstbehalt von
der Versicherung nicht übernommen wird, wird mit der Peer-Gruppe geteilt. Der Versicherungsnehmer als Peer nimmt automatisch die Rolle eines privaten Risikoträgers ein, da er sich an den Schäden der anderen Mitglieder beteiligt.
- Die individuellen Gestaltungsmöglichkeit der Peers für ein Produkt oder einen Vertrag, sind hier bereits deutlich höher als bei einem traditionellen Versicherer. Vorteil: Bei diesen Plattformen ist durch die Einbindung eines Versicherungsunternehmens die Zahlung im Schadensfall auf jeden Fall sichergestellt.

Erläutern Sie drei Instrumente zur Schaffung von Kooperation bei Peer-to-Peer-Tausch-Netzwerken von Musik.

1. Technische Mechanismen:
- Download von Musik nur bei Musikangebot (z.B. Tauschbörse eMule Verhältnis von 1:3)
- Download nur möglich, falls bei einem Nutzer effektiv auch Musikstücke von anderen Usern herunterladen (sog. Quoten)
- Aufteilung der Musikstücke in „Chunks“
- Technische Verzögerungen für Personen, welche keine Musik anbieten
2. Community-Massnahmen:
- Schaffung eines „Wir-Gefühls“ (Community)
- Hotlist-Funktionalität: Archiv zeigt auf, wer ein Trittbrettfahrer ist - Instant-Messenger-Service: „Give someone else a chance“
- Ratings bezüglich Menge und Qualität der angebotenen Dateien - Auszeichnungen für Teilnehmer mit grossem Angebot
- Downloadgeschwindigkeit in Abhängigkeit vom Rating
3. Markt-Mechanismen
- Bonuspunkte für schnelleres Download (gratis bei grossem Angebot, Kauf bei kleinem Angebot)

Erläutern Sie im Bereich des 3D-Drucks folgende mögliche Geschäftsmodellinnovationen:
- Razor and Blade:

- Add-on: Separate Verrechnung von Extras:

- Razor and Blade:
Druckerhersteller verkaufen Drucker zu einem besonders günstigen Preis bzw einer niedrigen Marge, um dann vor allem an der Lieferung der Rohstoffe Gewinn zu realisieren.
Qualitätsversprechen eines Drucker-Anbieters im Hinblick auf die Druckobjekte gelten nur bei Verwendung von Druckrohstoffen des gleichen Anbieters
- Add-on: Separate Verrechnung von Extras:
Günstiger Druck, aber hochpreisige Nachbearbeitung wie beispielsweise Oberflächenbehandlung

Erläutern Sie zwei Vorteile und zwei Nachteile bei der Nutzung von sog. mentalen Modellen der Informationsverarbeitung.

Vorteile:
• Neue relevante Informationen können schneller aufgenommen werden. Mentale Modelle passen sich wie ein „Kopiermechanismus“ an neuartige Entscheidungssituationen an. Sie sind somit effizient. Die schnelle Informationsverarbeitung ist der zentrale Vorteil der Nutzung von mentalen Modellen.
• Mentale Modelle ermöglichen eine Orientierung in komplexen Entscheidungssituationen. Individuen mit einer begrenzten Informationsverarbeitungskapazität können ihre Wahrnehmung auf relevante Bereiche lenken („selektive Wahrnehmung”). un
Nachteile:
• Mentale Modelle sind ein „Filter“, welche das Erkennen von
wichtigen Trends einschränken.
• Wie Daten aus der Firmenumwelt verarbeitet werden, hängt von
der Nutzung von Denkstrukturen ab. Die Wissensverarbeitung erfolgt subjektiv und kann deshalb fehlerhaft erfolgen.

Die Nutzung von mentalen Modellen kann zu einer falschen Konstruktion der Wirklichkeit führen. Erläutern Sie dies am Beispiel eines Pionierunternehmens.

Ein grundlegendes Problem bei mentalen Modellen ist, dass relevante Informationen verloren gehen können. Für Pionierunternehmungen ist das sehr schlecht, da jede Information benötigt wird um erfolgreich zu sein. Es gibt keine bestehenden Informationen, auf die zugegriffen werden kann. Die Konstruktion der Wirklichkeit durch mentale Modelle bieten einen Ansatz, weshalb es einem Pionierunternehmen nicht gelingt, Fehltritte trotz der Pioniervorteile zu korrigieren. Ein Pionierunternehmen entwickelt in seinem mentalen Modell die Vorstellung, dass sein Produkt dermaßen überlegen ist, dass es sich am Markt «problemlos» durchsetzen wird. Allerdings kann sich aus dem mentalen Modell «Überlegenheit» eine nicht zu korrigierende Abhängigkeit entstehen. Andere Marktteilnehmer stellen nämlich vergleichbare Überlegungen an und folgen dem Beispiel des Pioniers.

Was heisst: „Menschen suchen sich selbst bestätigende Informationen“? Was sind die Konsequenzen für den Innovationsprozess?

Menschen empfinden ein Unbehagen, wenn sie über zwei unterschiedliche Wahrnehmungen verfügen, welche sich widersprechen.
Dieser Zustand wird als als kognitive Dissonanz bezeichnet. Der Innovationsprozess wird deutlich verlangsamt, da auf Grund von widersprüchlichen Informationen nicht klar ist, welche Entscheidungen getroffen werden sollten. Kognitive Dissonanz entsteht insbesondere dann, wenn sich eine Investitionsentscheidung als Fehler herausstellt und Verluste entstehen.

Wie kommt es bei der Nutzung von mentalen Modellen zu folgendem Phänomen: „Vorhandene Informationen werden im Innovationsprozess überschätzt“

Mehrdeutigkeit bedeutet, dass für eine Entwicklung viele mögliche Interpretationen bestehen. Als Folge sind die Menschen durch zu viele mögliche Interpretationen verwirrt. Organisationen können die Mehrdeutigkeit und Unsicherheit nicht durch mehr Informationen reduzieren, da zusätzliche Informationen die Entscheidungssituation auch unklarer machen können.

Weshalb wird in Gruppen oftmals nicht offen diskutiert? Erläutern Sie die Aussage mit zwei Argumenten

Der Gruppendruck kann dazu führen, dass die Meinung der Mehrheit übernommen wird. Führungskräfte gehen davon aus, dass Entscheidungen, welche von der Mehrheit des Managementteams geteilt werden, auch richtig sind. Man will zu den Siegern gehören. Aus diesen Gründen orientieren sich die Mitarbeiter in Diskussion häufig an der Mehrheitsmeinung im Managementteam. Selbst wenn ein Mitarbeiter andere Meinung ist, kann es zu konformistischen (angepasstem) Verhalten kommen, da im Fall abweichenden Verhaltens in der Regel mit Sanktionen zu rechnen ist.

Skizzieren Sie das sog. Escalating Commitment in einem Informatikprojekt mit Hilfe von drei unterschiedlichen „Etappen“ und konkreten Aussagen.

In Innovationsprojekten ist regelmässig zu beobachten, dass Projekte trotz absehbaren Scheitern fortgeführt werden. Oftmal wird sogar mehr investiert.
Ein wichtiger Grund bildet das sog. Escalating Commitment:
• Beim Escalating Commitment kommt es zu einem Festhalten am
Projekt, obwohl Abbruch günstiger wäre. Grund sind nicht rationale
Verhaltensweise der Projektverantwortlichen
• Escalating Commitment ist ein irrationales Verhalten, bei welchem
eine Gruppe ein Projekt fortführt, obwohl es sinnvoller wäre das
Projekt abzubrechen.
Situationen in denen man von eskalierenden Commitments spricht, lassen sich anhand der folgenden Charakteristika definieren:
• Zur Erreichung des ursprünglichen Ziels wurden bereits irreversible Investitionen getätigt.
• Zur Erreichung des Ziel sind nicht nur einmalige, sondern wiederholte Investitionen erforderlich.
• Der Erfolg künftiger Investitionen ist ungewiss d.h., Entscheidungen über künftig zu investierenden Ressourcen sind Entscheidungen unter Unsicherheit.
Beispiel IT-Projekt des Bundes 2014
• Die Verantwortung für das Entwicklungsprojekt bei einem
Projektleiter, der bei einigen Vorprojekten beachtliche Erfolge gefeiert hatte und daher den Nimbus erlangte “to hit that homerun again”
• Dies führe zu einem hohen Optimismus auf Seiten Projektleiters
• Der Vorgesetzte glaubte, dass betreff. Projektleiter mit hoher
Sicherheit einen weiteren Erfolg verbuchen kann
• übermässiger Optimismus war ein wichtiger Grund dafür, dass das
IT-Entwicklungsprojekt erst mit grosser Verspätung abgebrochen
wurde.
• Bei einem absehbaren Scheitern des Projekts versucht der
Projektleiter durch die Fortführung des Projektes sein Selbstbild zu schützen.
Eskalationstendenz
• Persönliche Determinanten
o Selektive Wahrnehmung (Überoptimismus, Selbstüberschätzung)
o Innere Bedrohung des Selbstbildes • Soziale Determinanten
o Selbstrechtfertigung (Ausmass der persönlichen Verantwortung, Äussere Bedrohnung des Selbstbildes)
• Projekt
o Sunk-Cost-Effekt
• Persönliche Gefühle
o Emotionen (Positive Emotionen, Negative Emotionen)

Gemäss der Hirnforschung neigt der Mensch zum gewohnheitsmässigen Handeln. Weshalb neigen die Menschen zum gewohnheitsmässigen Handeln? Erklären Sie allgemein.

Individuen neigen dazu, auf bewährte Entscheidungsmuster zurückzugreifen, selbst wenn die Denkmuster sich als falsch erweisen.
o Menschliche Gehirn basiert auf einer strukturierten Organisation.
o Im Gehirn vorhandene Verschaltungen bestimmen unsere Denk- und Verhaltensmuster.
o Je öfter sich eine Strategie bewährt hat, umso gefestigter sind die Verschaltungen

Illustrieren Sie die Aussage von Frage 52 mit drei Aussagen zum Fallbeispiel SAP.

Frage 52: Gemäss der Hirnforschung neigt der Mensch zum gewohnheitsmässigen Handeln. Weshalb neigen die Menschen zum gewohnheitsmässigen Handeln? Erklären Sie allgemein.

Die Fallstudie zu SAP zeigt auf, dass das in Routinen gespeicherte Wissen reaktiviert wird und das Grundmuster der Routinen erhalten bleibt – obwohl man bewusst bestehende Routinen brechen wollte!
• Selbst bei bewusst geplanten Änderungen des Vorgehens können in Innovationsprozessen routinierte Handlungen einen Rückfall in alte Verhaltensweisen herbeiführen - dies trotz bewusster Entscheidung für die neue Alternative.
• Aufgrund der Vielzahl an Funktionen und der Anpassbarkeit bestehender SAP-Produkte erwarten die Anwender diese Eigenschaften auch bei einem neuen SAP-Produkt.

Erklären Sie mit Hilfe der Hirnforschung, weshalb Menschen zum gewohnheitsmässigen Handeln neigen.

Führen bestehende Verhaltensmuster zum Erfolg, werden Glückshormone ausgeschüttet, damit wird die Erfahrung besser merken können und in Zukunft erneut danach streben, durch Wiederholung versucht der Mensch, dieselben Glücksgefühle immer wieder herzustellen.

Wie kann man sich die persönliche Neigung zum Experimentieren (Entwicklung von neuen Verhaltensmustern) bewusst angewöhnen?

Der Psychologe Richard Wiseman schlägt vor, eine Liste von Dingen anzufertigen, die sie noch nie getan haben, aber für die Sie durchaus aufgeschlossen sind. Dann suchen sie sich sechs Dinge heraus und nummerieren Sie sie von eins bis sechs. Anschliessend bestimmen sie mit einem Würfel, welche der sechs Möglichkeiten Sie diese Woche umsetzen wollen.
Sich auf vieles einlassen, erhöht die Anzahl glücklicher Zufälle. Denn alles Neue birgt in sich das Potential für unerwartete Gelegenheiten.

Weshalb ist in einem Innovationsprozess die Fähigkeit zur Entwicklung von neuen Verhaltensmustern von grosser Wichtigkeit?

Neue Verhaltensmuster sorgen für eine hohe Innovationsdynamik. Man setzt die Wissenselemente auf eine neue Art und Weise zusammen.

 

Welche Bedeutung hat die sog. Analogiebildung und das Diskreditieren für den Innovationsprozess?

Die Methodik «Diskreditieren» stellt eine Möglichkeit dar, bestehende Denkstrukturen in Frage zu stellen.
• Die Technik des Diskreditierens soll aufzeigen, dass es die richtige Lösung in Innovationsprojekten nicht gibt
• Mit Argumenten soll die Korrektheit der bisherigen Lösung in Zweifel gezogen werden und die Individuen sollen zur Reflexion bewegt werden
Analogiebildung ist im besonderen eine Kreativitätstechnik zur Ideenfindung, die Merkmale (Eigenschaften, Attribute) der Aufgabenstellung bzw. des Problems verwendet, um verwandte Situationen aufzudecken

Zeigen Sie an einem frei gewählten Beispiel das Tool Analogiebildung auf.

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