Sozialstrukturanalyse I - UNIBE

Sozialstrukturanalyse 1 bei Dr. Joël Berger an der Universität Bern, FS19

Sozialstrukturanalyse 1 bei Dr. Joël Berger an der Universität Bern, FS19


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Langue Deutsch
Catégorie Affaires sociales
Niveau Université
Crée / Actualisé 01.05.2019 / 12.06.2023
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vollendetes Alter (diskret)

Person ist x-jährig, wenn das exakte Alter im Intervall (x, x + 1) liegt.
Vom 4. Geburtstag bis vor dem Erreichen des 5. Geburtstags hat eine Person das vollendete Alter 4 Jahre.

Alterseffekt

Veränderung, die durch das Alter oder eine andere Zeitvariable im individuellen Lebenslauf erzeugt wird.
Beispiel: steigender Lohn über den Lebensverlauf oder Verlaufsmuster der Scheidungsrisiko nach der Ehedauer

Kohorteneffekt

Veränderung, die durch die Zugehörigkeit zu einer Kohorte (Teilpopulation, charakterisiert durch ein gemeinsames Startereignis) erzeugt wird.
Beispiel: höhere Bildungsbeteiligung aufgrund der Bildungsexpansion

Periodeneffekt

Veränderung, die durch ein historisches Ereignis erzeugt wird.
Beispiel: wirtschaftskonjunkturelle Effeket auf das Einkommen

-> Um Alters-, Perioden-, und Kohorteneffekte trennen zu können, werden Längsschnittdaten benötigt.

Darstellung der Altersstruktur

  • Pagode: geringst entwickelte Länder
  • Dreieck: weniger entwickelte Länder
  • Bienenstock: stationäre Gesellschaft
  • Urne: entwickelte Länder

von welchen Faktoren hängt die Altersstruktur ab

  • Muster der altersspezifischen Sterblichkeitsraten
  • Veränderung der altersspezifischen Sterblichkeitsraten
  • Veränderung der Geburtenraten (Wachstum/Schrumpfung)
  • altersselektive Wanderung

Mögliche Probleme einer alternden Gesellschaft

  • Veralterung von Wissen und Fähigkeit
  • Anzahl Erwebstätige wird zurückgehen und der Arbeitsmarkt könnte dann von einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften betroffen sein
  • Starkes Wachstum des Bevölkerungsanteils Hochbetagter (über 80 - Wachsende Gesundheitskosten)
  • Intergenerationales Umlageverfahren zur Finanzierung der Altersversogung (AHV): Immer weniger Erwerbstätige müssen immer mehr Personen im Rentenalter finanzieren

Befürchtung der Gerontokratie

  • Ausrichtung der Parteiprogramme auf Bedürfnisse der älteren Generation
  • Ältere Menschen haben weniger zukunftsorientierte politische Präferenzen
  • Geringere Chancen für politische, soziale und wirtschaftliche Reformen

Fertilität

Anzahl Geburten (Geburtenhäufigkeit)

Fekundität

Fortpflanzungsfähigkeit, biologische Fruchtbarkeit

Infekundität

Fortpflanzungsunfähigkeit (Sterilität) durch Empfängnisunfähigkeit oder Fortpflanzungsfunähigkeit

Parität

Rang- oder Ordnundsnummer der Geburt in der Fertilitätsgeschichte einer Frau (Anzah Geschwister)

Generatives Verhalten

Der die Fortpflanzung betreffende Teil menschlichen Verhaltens

Reproduktion

Kapazität einer Population, die Bevölkerungsgrösse von einer Generation zu nächsten konstant zu halten

Maximale Fertilität

Maximale Anzahl Kinder, die eine durchschnittliche Frau unter Idealbedingungen gebären kann - ca. 16 Kinder

Natürliche Fertilität

Eine natürliche Fertilität konnte bei den amerikanischen Hutterern der 1930erJahre beobachtet werden. Niedriges Heiratsalter, gute Ernährung und medizinische Versorgung, Bibeltreue und strikte Ablehnung von Empfängnisverhütung = 11 Kinder

Periodenfertilität

Betrachtung der Fertilität in einem bestimmten Kalenderjahr. Eignet sich insbesondere für Querschnittsvergleich

Kohortenfertilität

Betrachtung der Fertilität nach Geburtsjahrgang der Mütter. Geeignet für Aussagen über die zeitliche Veränderung der Fertilität

Kompression

Ein Aufschieben von Geburten während Krisenzeiten führt zu einem Anstieg der TFR nach der Krise, da die regulären Geburten der jüngeren Kohorten mit den aufgeschobenen Geburten der älteren Kohorten zusammenfallen

Dekompression

Nach dem Baby-Boom begann das Geburtenalter zu steigen, was zu einem verstärkten Rückgang der TFR führte

Ökonomische Theorie zu Kosten und Nutzen von Kinder

steigender Wohlstand führt zu veränderten individuellen Anreizen, Kinder zu bekommen.

Nutzen der Kinder

  1. Konsumnutzen: Wert der Kinder für ihre Eltern an sich (Zuneigung, persönliche Erfüllung). Wenige Kinder reichen aus zur Produktion dieses Nutzens
  2. Einkommensnutzen: Wert, den Kinder durch eigene produktive Tätigkeiten zum Familieneinkommen beitragen
  3. Versicherungsnutzen: Absicherung der Eltern gegen materielle Notsituationen durch Krankheit oder Alter (Kinder als Altersvorsorge)

Kosten der Kinder

Direkte Kosten (Essen, Kleider) und Indirekte Kosten (Opportunitätskosten - Kindererziehung kostet Zeit. Die Kosten dieser Zeit sind umso höher, je grösser der mögliche Nutzen, der durch eine alternative Zeitverwendung generiert werden könnte)

Ökonomische Theorie zu Kosten und Nutzen von Kindern
• Bei steigendem Wohlstand...

  • . . . bleibt der Konsumnutzen unverändert
  • . . . sinkt der Einkommens- und der Versicherungsnutzen von Kindern
  • . . . steigen die direkten Kosten (Investition in Qualität anstatt Quantität)
  • . . . und steigen v.a. die Opportunitätskosten der Kinder (zunehmende Bildungs- und Erwerbspartizipation von Frauen, Zunahme an Optionen individueller Freizeitgestaltung, Nutzen der Freizeit steigt)

Morbidität

Häufigketi von Erkrankungen in einer Bevölkerungsgruppe

Krankheitsinzidenz

Erkrankungshäufigkeit

Krankheitsprävelenz

Krankheitshäufigketi

Sterbetafel

Eine Sterbetafel gibt das vollständigste Bild der Mortalität bzw. Überlebenschancen in Abhängigkeit des Alters. Sie beantwortet
Fragen wie:

  • Wie gross ist die Lebenserwartung bei Geburt?
  • Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, ein bestimmtes Alter zu erreichen?
  • Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit einer x-jährigen Person, im nächsten Altersjahr zu sterben?
  • Wie viele Jahre kann eine x-jährige Person erwarten, weiterhin am Leben zusein?

Expansionsthese der Morbidität

Eine Zunahme der Lebenserwartung führt zu einer zunehmenden Selektion von weniger gesunden Personen bis ins hohe Alter.

Kompressionsthese

Die Begrenztheit der menschlichen Lebensspanne haben zur Folge, dass der medizinische Fortschritt immer weniger der Lebenserwartung und immer mehr der Gesundheit zu Gute komme. Immer wichtiger wird zudem die Prävention

Dynamisches Gleichgewicht (Lebenserwartung und Morbidität)

Gesunde Lebenszeit und Lebenszeit mit (leichten) gesundheitlichen Beeinträchtigungen steigen proportional

Soziale Konsequenzen der erhöhten Lebenserwartung

  • grössere Sicherheit und Planbarkeit des Lebenslaufs
  • Höhere Anreize für Zukunftsinvestitionen (längere Amortisation): z.B. Sparverhalten, Bildung
  • Verschwinden der Allgegenwart des Todes aus dem täglichen Leben und damit Vorschub für Säkularisierung (Lösung von der Kirche)
  • Verlangsamung des Generationenwechsels und des damit verbundenen Wertewandels
  • Bevölkerungswachstum und Veränderung der Altersstruktur

Ursachen der Übersterblichkeit von Männern

  • Biologische Faktoren: Geringere Sterblichketi der Frauch druch zusätzliches X-Chromosom, hormonelle Unterschiede (Testosteron schädlich für Herz-Kreislauf-System) und weibliche Evolutionsvorteile
  • Verhaltens- bzw. umweltbedingte Faktoren: Höhere Sterblichkeit der Männer durch höheren Alkohol- und Zigarettenkonsum, mehr riskante Verhaltensweisen, fetthaltigere Ernährung, Tätigkeit in gesundheitsgefährdenden Berufen, grösser sozioökonomische Stressbelastung, Krieg

Klosterstudie von Luy

Vergleich der Sterblichkeit von Nonnen und Mönchen mit der Sterblichkeit der Allgemeinbevölkerung
-> Der Unterschied in der geschlechtsspezifischen Mortalität ist grösstenteils auf die vergleichsweise schlechten Überlebensverhältnisse der Männer in der Allgemeinbevölkerung zurückzuführen.

Verheiratete Personen leben in vielen Ländern länger als unverheiratete. Mögliche Erklärungen:

Selektionseffekt: Personen mit tieferer Lebenserwartung (z.B. aufgrund Krankheit, Such) haben geringere Heiratschancen
Protektionseffekt durch Partnerschaft (kausaler Effekt): mehr emotionale Unterstützung, geregelteres Leben, gesünderer Lebensstil, weniger Risikobereitschaft

Neonatale Sterberate

Anteil Säuglinge pro 1000 Lebendgeborenen, die in den ersten 28 Tagen sterben. (Ursachen sind meist endogene, d.h. nichtinfektiöse Krankheiten)

Postneonatale Sterberate

29. – 365. Tag (Meist durch Infektionskrankheiten bedingt).

Kindersterberate

Anteil Kinder, die in den ersten fünf Jahren sterben

Faktoren die dazu führen, dass sich Mortalität und Lebenserwartung nach sozialem Status bzw. sozialer Schicht unterscheiden

  • materielle Lebenserwartung (Einkommen, Ernährung, Wohnsituation)
  • schichtspezifische Lebensstile
  • Arbeitsbedingungen
  • schichtspezifisch unterschiedlicher Zugang zu medizinischer Versorgung
  • gesundheitliche Effekte des sozialen Vergleichs (relative Deprivation)
  • ABER: möglicherweise ein Selektionseffekt -> Gesündere haben besser Aufstiegschancen

Hauptgrund für Migration in die Schweiz

  1. Familie
  2. Beruf
  3. Asyl
  4. Ausbildung