Methodenlehre Psychologie
Einführung in die Methoden der Psychologie
Einführung in die Methoden der Psychologie
Set of flashcards Details
Flashcards | 453 |
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Students | 55 |
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 12.01.2019 / 04.02.2025 |
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Welcher Zusammenhang besteht zwischen Determinismus und der nature / nurture Debatte?
- wenn Mensch vollständig durch Gene und Sozialisation geprägt (Determinismus), dann kann er nicht anders handeln/ wollen als er handelt/ will
- die Quantenmechanik spricht dafür, dass unsere Welt nicht determiniert ist
- oder wie Kant es sagt: Freiheit als Vermögen, Kausalketten anzufangen, ohne dass dieser Anfang selbst Wirkung ist
- aus der Tatsache, dass es Regeln gibt folgt nicht, dass alles Naturgeschehen (a priori) regelhaft sein muss
- somit könnte es Regeln alla Determinismus geben, aber auch den freien Willen
Wie sinnvoll ist es Freiheit als "Vermögen Kausalketten anzufangen" zu definieren?
- nicht sinnvoll, denn ein undeterminierter Anfang wäre ja definitionsgemäß ein wilkürlicher Anfang, also gerade nicht planmäßig gewollt (freier Wille als Tourette-Syndrom)
- "so sind alle Handlungen des Menschen in der Erscheinung aus seinem empirischen Charakter und den mitwirkenden anderen Ursachen nach der Ordnung der Natur bestimmt"
- er sagt, menschliche Handlungen können beschrieben werden in einem naturwissenschaftlichen Diskurs, wo Begriffe wie Freiheit, Grund (statt Ursache) etc. Sinn machen
Was hätte Freud gegen Kants Position zu Willensfreiheit einzuwenden?
- das Gewissen ist kein Ausdruck menschlicher Freiheit, sondern es ist anerzogen und zeigt sich in Form des Über-Ich
Wie funktioniert das klassische Libet-Experiment?
Libet-Experiment: Messung des zeitlichen Abstands, der zwischen Nervenaktivität im Gehirn, die einer bestimmten Handbewegung einleitend vorausgeht, und dem erst danach erfolgenden Bewusstwerden der dazu gehörenden Handlungsentscheidung liegt
- Libets Ausgangspunkt war ein EEG- Experiment
- es zeigte, dass bei einer einfachen Handbewegung zwischen einer bestimmten einleitenden Nervenaktivität im Motorkortex und ihrer tatsächlichen Ausführung etwa eine Sekunde verstreicht
Auf welche Weise kann man die Libet-Experimente interpretieren und welche Kritik kann man daran üben?
- Extrem: unser Wille verursacht nicht unsere Handlungen
- Libet: wir haben ein sehr schmales Zeitfenster, um unsere vom Gehirn geplanten Handlungen zu stoppen (freier Wille als Veto-Recht)
- Problem: wird in dem Experiment wirklich das abgebildet, was wir unter freiem Willen verstehen? Vielleicht bahnt sich der Wille langsam an, und ab einem bestimmten Zeitpunkt entscheidet der Proband ("Jetzt bin ich mir sicher genug, dass ich die Taste nun drücken werde, und fühle mich jetzt willens")
- Hinweis ist die große Variabilität zwischen den Probanden bezüglich der zeitlichen Angaben
Wie werden in der Philosophie des Geistes mentale Zustände kategorisiert?
- Empfindungen/ Stimmungen (z.B. Schmerz): haben Qualia (phänomenales Bewusstsein, wie sich etwas anfühlt, nicht physikalisch reduzierbar)
Propositionale Einstellungen (ich weiß, dass...; ich habe Angst, dass...): Modus und Inhalt, Intentionalität (="Gerichtetsein" auf etwas)
Was bedeutet Intentionalität in der Philosophie des Geistes und was meinen wir mit Intentionalität im Gegensatz dazu im Alltag?
- Philosophie des Geistes: Gerichtetsein auf etwas
- Alltag: Zielgerichtetheit
Durch welche zwei Aspekte sind propositionale Einstellungen charakterisiert?
- durch Modus und Inhalt (evtl. Modus, Inhalt und Intentionalität)
Was sind Qualia? Geben Sie ein Beispiel?
- ein phänomenales Bewusstsein, wie sich etwas anfühlt, nicht physikalisch reduzierbar
- Beispiel: Farben --> jeder Mensch könnte andere Farben (andere Qualia) sehen
- solange die Unterschiedlichkeit der Farbe gewährleistet ist, würde es nicht auffallen
Inwiefern sind mentale Zustände privat und warum ist das ein Problem für die wissenschaftliche Erforschung?
- Zugang zu mentalen Zuständen erfolgt ausschließlich über die 1-Person-Perspektive
- ein Vergleich ist quasi nicht möglich--> ein anderer Mensch empfindet die Schmerzstufe sechs des einen evtl. als eine zehn
Inwiefern ist es problematisch zu behaupten, der Begriff "rot" referiert auf einem mentalen "rot"-Eindruck?
- tut er schlichtweg nicht
- jeder Mensch könnte andere Farben (andere Qualia) sehen
- solange die Unterschiedlichkeit der Farben gewährleistet ist, würde es nicht auffallen
- es wird also nicht der Inhalt (rot) referiert, sondern nur die Differenz zu anderen Begriffen--> Strukturalismus
Kann man die Existenz von Qualia durch ihre Funktion erklären?
- Nein!
- Beispiel: "Schmerz (Qualia) ist dazu da, damit ich meine Hand von der Herdplatte ziehe" --> der gleiche Mechanismus wäre auch ohne diese Qualia denkbar und erklärbar
Wie unterscheiden sich die Konzeptionen des "Ich" bei Descartes, Kant und Hume?
- Descartes: Ich als Substanz, inklusive Denken, Wollen, Wünschen
- Kant: anders als bei Descartes, das, was alle meine Vorstellungen begleitet--> also ohne die Vorstellungen und das Denken selbst
- Hume: Nichts an meinen Bewusstseinsinhalten deutet auf ein Ich hin--> "Ich meines Teils kann, wenn ich mir das was ich als "mich" bezeichne, so unmittelbar als irgend möglich vergegenwärtige, nicht umhin, jedesmal über die eine oder die andere Perzeption zu stolpern. Niemals treffe ich mich ohne eine Perzeption an."
Welche Eigenschaften hat das "Ich" in der Philosophie des Geistes?
- Perspektivität (jetzt / hier)
- Meinigkeit (ob ich oder wer anders Schmerzen hat, macht einen großen Unterschied)
- Einheit / Identität (s. Kant)
- Reflexivität (Selbstbewusstsein)
Beschreiben Sie die mögliche Wechselwirkung zwischen Physischem und Psychischem anhand eines Beispiels. Worin besteht hierbei das Problem der kausalen Geschlossenheit?
- Physisches kann Psychisches beeinflussen (Aspirin gegen Kopfweh)
- Psychisches kann Physisches beeinflussen (Absichten führen zu Bewegungen)
- Problem der fehlenden kausalen Geschlossenheit: eigentlich sollte nur Physisches Physisches beeinflussen können
Skizzieren Sie fünf verschiedene philosophische Konzeptionen zum Verhältnis von Leib und Seele.
- Parallelismus: beide Bereiche sind exakt aufeinander abgestimmt, aber interagieren nicht
- Idealismus: Reduktion auf das Psychische
- Materialismus: Reduktion auf Physikalisches, Behaviorismus
- Eigenschaftsdualismus: das gleiche Etwas hat physische und psychische Eigenschaften
- Epiphänomenalismus: Physisches bewirkt Psychisches, aber nicht umgekehrt (Extremposition: Libet Experiment)
- Identitätstheorie: Gedanke= Gehirnzustand
- Zwei-Sprachen-Theorie: zwei inkommensurable (nicht aufeinander reduzierbare) Sprachen über diesselbe Welt
Geben Sie ein psychologisches Beispiel für eine Sprachvermischung, bei der physische Entitäten mentale Eigenschaften zugesprochen werden.
- Das Gehirn entscheidet...
- Die Neuronen erkennen...
Was unterscheidet Lockes Konzeption der Außenwelt vom naiven Realismus?
- naiver Realismus: Außenwelt ist so, wie wir sie wahrnehmen
- Locke teilt die wahrgenommene Außenwelt in zwei Bereiche ein:
- primary qualities: Festigkeit, Ausdehnung, Gestalt, Anzahl--> Eigenschaften der Außenwelt
- secondary qualities: Farbe, Geruch, Geschmack, Töne--> keine Eigenschaften der Außenwelt
Warum sprach Fechner in Bezug auf Lockes primary qualities von einer "Nachtsicht" der Welt?
- weil sie einer Nachtansicht der Welt gleichen--> sie sind ohne Farben etc.
Wie grenzt sich Berkeleys Idealismus argumentativ von Lockes Realismus ab?
- Substanzen mit rein primären Qualitäten sind gar nicht vorstellbar, also sinnlos
Wie erklärt Berkeley sich die Existenz von Gegenständen vor Anbeginn der Menschheit?
- sie waren dann statt im menschlichen Geist im Geist Gottes (da ja alle Dinge in irgendeinem Geist sein müssen)
Definieren Sie Realismus, Idealismus, Konstruktivismus.
- Realismus: es gibt eine von uns unabhängige Außenwelt
- Idealismus: eine von uns unabhängige Außenwelt ist unerkennbar bzw. existiert nicht
- Konstruktivismus: betont aktive Rolle des Subjekts in der Konstruktion der Wirklichkeit
Geben Sie ein Beispiel für realistische und idealistische Positionen in der klassischen Psychologie?
- Realismus:
- Wundt (seelische Erlebnisse in uns als, gegeben, was sie sind)
- Neisser (Hauptgrund, weshalb man kognitive Prozesse studieren sollte, weil es sie gibt)
- Idealismus:
- Ebbinghaus (psychologisch Relevantes, wird oft nicht erlebt, sondern erraten, erschlossen, konstruiert)
- MacCorquodale & Meehl (psychologische Begriffe als hypothetische Konstrukte; ausschließlich durch Beziehung zu anderen theoretischen Begriffen definiert nicht durch Erfahrung)
Inwieweit hat der Begriff "Konstrukt" etwas mit Idealismus zu tun? Geben Sie psychologische Beispiele für Konstrukte.
- Idealisten MacCorquodale& Meehl: "psychologische Begriffe als hypothetische Konstrukte, sind ausschließlich durch Beziehung zu anderen theoretischen Begriffen definiert nicht durch Erfahrung"
- eine von uns unabhängige Außenwelt ist also unerkennbar bzw. existiert nicht
- Konstrukte sind z.B. Gedächtnis, Emotionen, Motivation etc.
Gibt es kognitive Strukturen, Prozesse und Mechanismen wirklich? Was spricht dafür, was dagegen?
- "Prozesse wie Aufnahme, Verarbeitung, Speicherung und Abruf von Information werden weder erlebt, noch können sie durch Introspektion beobachtet werden; sie sind uns auch nicht bewusst; um Verhaltensweisen handelt es sich auch nicht und neurophysiologisch sind sie ebenfalls nicht."
- alle Begriffe der Psychologie können also nur eine nützliche Fiktion sein
- allerdings helfen sie uns dabei Verhaltensweisen etc. zu erklären
Inwiefern spielen Metaphern eine Rolle in Bezug auf theoretische Konstrukte in der Psychologie?
- häufig werden theoretische, kaum falsifizierbare Postulate auf der Basis eines metaphorischen Modells gemacht
- Erkenntnis wird letztlich über Rückschlüsse von Verhalten auf die Passung der Metapher gewonnen
Ist der Zugriff auf die Außenwelt in der Teilchenphysik unmittelbarer als in der kognitiven Psychologie?
Nein!
Inwiefern kann man Schopenhauers philosophische Positionen von Descartes abgrenzen? Wie argumentiert Schopenhauer gegen Descartes?
- Schwerpunkt liegt nicht auf der Rationalität als Kernmerkmal des Subjekts, sondern auf dem Willen
- Schopenhauers Kritik: Erkennen des Erkennens nicht möglich, da bei Erkenntnis das Subjekt immer Subjekt bleiben muss (und nicht Objekt werden kann)
- daher bleibt im Zuge der Selbstreflexion übrig, die Erkenntnis des Selbst als wollendes Subjekt
Was versteht man unter der Willensmetaphysik? Nennen Sie zwei wichtige Vertreter.
- blinder, irrationaler Wille als göttliches Weltprinzip
- Jakob Böhme
- Arthur Schopenhauer (bei ihm atheistisch)
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen zwischen Schopenhauers und Kants philosophischen Positionen?
- Gemeinsamkeit: idealistische Grundannahme, dass die Welt "meine" Vorstellung ist und daher durch mich konstituiert ist
- Unterschied: Schopenhauer nimmt als philosophische Methode die Selbstreflexion; der Wille soll die Rolle von Kants "Ding an sich" einnehmen
Inwieweit geraten Kant und Schopenhauer an ein ähnliches Problem in Bezug auf das Postulat des Willens bzw. Dinges an sich?
- der Wille, so wie Schopenhauer ihn definiert, ist egentlich unerkennbar, was zu Selbstwiderspruch führt
- der Wille soll die Rolle von Kants "Ding an sich" einnehmen, aber "auch die innere Wahrnehmung, welche wir von unserem eigenen Willen haben, liefert keineswegs eine adäquate Kenntnis des Dinges an sich, da eigener Wille zwar nicht räumlich, aber zeitlich ist sowie als Objekt des Erkennens innerhalb einer Subjekt-Objekt-Relation"
Inwiefern nimmt Schopenhauer Freuds Idee des Unbewussten vorweg?
- der Intellekt ist Sklave des Willens
- das Bewusstsein ist die bloße Oberfläche unseres Geistes
- "was aber die Gedankenassoziation selbst Tätigkeit versetzt, ist in letzter Instanz oder im geheimen unseres Innern der Wille, welcher seinen Diener, den Intellekt, antreibt, nach Maßgaben seiner Kräfte, Gedanken an Gedanken zu reihen"
Wann / was war der "linguistic turn" in der Erkenntnistheorie?
- Sprachanalyse als philosophische Kernmethode
- Anfang des 20ten Jahrhunderts
Mit welchen Argumenten haben Sprachphilosophen die Sinnhaftigkeit philosophischer Sätze wie z.B. Descartes ("Ich denke, also bin ich") angezweifelt?
- Alltagssprache ist oft unpräzise und führt daher zu Missverständnissen
- dasselbe Wort drückt sehr verschiedene Verhältnisse aus
Wie formalisiert man in der Prädikatenlogik die logische Struktur von Sätzen? Geben Sie Beispiele und erläutern Sie, wozu diese Formalisierung sinnvoll sein kann.
- Existenz ist eine Eigenschaft von Begriffen, nicht von Gegenständen
- Existenz ist ein Begriff zweiter Stufe, Tisch sein ein Begriff erster Stufe
- kategorialer Unterschied, der in Alltagssprache verschleiert wird
- deshalb in der Prädikatenlogik folgendes:
- P(a) als Symbol für "Gegenstand a fällt unter den Begriff erster Stufe P" wie in "Gegenstand a ist ein Tisch"
- €xP(x) als Symbol für "es existiert etwas, das unter den Begriff P fällt" (z.B. es gibt Tische)
- E(a) mit E für Existenz würde logisch keinen Sinn machen (z.B. dieser Tisch existiert nicht)
Inwieweit kann sprachanalytische Philosophie unmittelbar hilfreich für uns Psychologen sein?
- man kann damit testen, ob ein Satz überhaupt etwas Sinnvolles aussagt
- Übergang von Urteilen zu Sätzen als Untersuchungsobjekte
- Schaffung einer idealen Sprache mit präzisen Begriffen
- Identifizierung von Irreführungen in der Sprache