Methodenlehre Psychologie

Einführung in die Methoden der Psychologie

Einführung in die Methoden der Psychologie


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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
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Crée / Actualisé 12.01.2019 / 04.02.2025
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Was unterscheidet in der Wissenscahftstheorie Metatheorien von Methodologien? 

- die Prinzipien

- Metatheorien: Theoriestrukturen und Wirklichkeitsverknüpfungen 

- Methodologien: Normen zum Erkenntnisvorgang

Was unterscheidet in der Wissenschaftstheorie apriostische von quasi-empirischen Herangehensweisen? 

- die Prinzipien 

- apriostische Herangehensweisen: klären, wie Theorien und Forschung sein sollten

- quasi-empirische Herangehensweisen: zeigen, wie Wissenscahft wirklich funktioniert  

Was sind Aufgaben der Wissenschaftstheorie? 

- systematische Rekonstruktion von Theorien der Einzelwissenschaften 

- Nachweis von Unklarheiten, Problemen etc. 

Was sind Induktion und Deduktion und nach welchem Verfahren handelt die empirische Wissenschaft? 

- Induktion: Schluss vom Einzelnen aufs Allgemeine

- Deduktion: Schluss vom Allgemeinen aufs Einzelne 

- empirische Wissenschaft: Deduktion?  

Was sind zentrale Annahmen des logischen Empirismus? Wer vertrat diese Annahmen wann? 

- Vertreter: Schlick & Carnap

- Gesetze (Aussagen über Regularitäten) werden im logischen Empirismus als Verallgemeinerungen einzelner Tatsachen per Induktion gewonnen und durch Feststellung weiterer Geltung bestätigt: 

  • empirische Verifikation (anfangs) 
  • Bestätigung (später) 

Welche Annahmen machte Carnap über den Zusammenhang von wissenschaftlichen (theoretischen) Aussagen und der Realität? 

- sinnvolle wissenschaftliche Aussagen und damit einzig sinnvolle Aussagen überhaupt sind analytische Sätze (Definitionen) oder synthetische (empirische) Sätze 

Welcher Bezug besteht für Carnap zwischen Theorie und Empirie? 

- Theorien als Zusammenfassung der Protokollsätze, theoretische Begriffe daher auf Beobachtungsbegriffe rückführbar (--> Forderung nach ausschließlich operationalen Definitionen) 

- Theoretische Begriffe sind bloß Kurzbezeichnungen für Experimentalresultate 

Welche Probleme und Grenzen des logischen Empirismus wurden diskutiert? 

- Induktionsprinzip ist logisch nicht begründbar 

- "Warum sollte sich etwas ändern" ist genauso plausibel wie "warum sollte etwas gleich bleiben" 

- Problem der Willkürlichkeit der Forschung ohne Theorieleitung 

- Begriff der Verifizierbarkeit wissenschaftlicher Sätze problematisch wegen Induktionsproblem 

Inwiefern grenzt sich Popper von Carnap ab? 

- er lässt Theorien zu (als Bewährung) 

- man beginnt mit Aufstellung einer allgemeinen Aussage (per Theorie- Verstand ausgeklügelt, daher Rationalismus) 

- dann deduziert man Hypothesen, die man dann testet, um die allgemeine Aussage ggf. zu falsifizieren

--> deduktiver Ansatz 

Warum heißt Poppers Standpunkt "kritischer Rationalismus"? 

- Kritischer Rationalismus: übernimmt die im Alltagsverstand selbstverständliche Überzeugung, dass es die Welt wirklich gibt, und dass sie vom menschlichen Erkenntnisvermögen unabhängig ist 

- bedeutet z.B., dass sie nicht zu existieren aufhört, wenn man die Augen schließt 

- Mensch ist in seiner Erkenntnisfähigkeit dieser Welt durch seine Wahrnehmung begrenzt, so dass er sich keine endgültige Gewissheit darüber verschaffen kann, dass seine Erfahrungen und Meinungen mit der tatsächlichen Wirklichkeit übereinstimmen (--> kritischer Rationalismus) 

- der kritische Rationalismus fragt also zum Beispiel nicht, wie man eine naturwissenschaftliche Theorie beweisen kann, sondern wie man herausfinden kann, ob und wo sie fehlerhaft ist, und was man tun sollte, wenn man einen Fehler gefunden hat  

Warum meint Popper, die Wissenschaft müsste deduktiv vorgehen? Und tut sie das wirklich? 

- wegen des Induktionsproblems sollte man nur von fehlgeschlagenen Versuchen der Falsifikation sprechen, daher der Vorschlag der Bewährung von Theorien 

- Aufstellung einer allgemeinen Aussage (Theorie-Verstand ausgeklügelt, daher Rationalismus)--> dann deduziert man Hypothesen--> testet diese, um die allgemeine Aussage ggf. zu falsifizieren 

- deduktives Vorgehen? 

Inwieweit ist der kritische Rationalismus eine skeptische Haltung? 

- nimmt an, dass Positivität hinsichtlich unseres Wissens nicht möglich ist, nur eine Sammlung fehlgeschlagener Falsifikationen 

Warum sollen laut manchen Wissenschaftstheoretikern keine theoriefreien Beobachtungssätze möglich sein? Erläutern Sie diesen Punkt mit guten Beispielen. 

- Beobachtungen werden immer vor dem Hintergrund einer (idealerweise expliziten) Theorie gemacht

- wenn ich etwas beobachte, muss ich dabei auf irgendetwas achten

- mein Versuchsaufbau lässt sich nur machen, wenn ich weiß, was ich untersuchen will 

Was hat Popper gegen Carnaps Protokollsätze? 

- statt objektiv gültiger Protokollsätze gibt es nur Basissätze, auf die sich Wissenschaftler letztlich per Konvention einigen 

Warum sollten Forscher versuchen, ihre Theorie zu falsifizieren (statt sie zu beweisen)? 

- wissenschaftliche Sätze sind unbegrenzte Allsätze, daher prinzipiell nie verifizierbar

- bei maximaler Falsifikationbemühung können sich Theorien bewähren 

- Gefahr der Immunisierung wird vermindert 

Was ist Poppers Standpunkt zum Status nicht beobachtbarer Sachverhalte? Und wie sieht das im Vergleich bei Carnap aus? 

- unbeobachtbare Sachverhalte sind kausal für beobachtbare Sachverhalte 

- für Carnap sollten sie nicht relevant, da nicht direkt "objektiv nachprüfbar" sein 

- sie werden ja erst durch eine Theorie "real" 

Was nennt man Immunisierung einer Theorie und was hat das mit CP-Bedingungen zu tun? 

- theoretisch genügt ein Gegenbeispiel, um ein Gesetz zu falsifizieren 

- faktisch ist das in den empirischen Wissenschaften nicht so einfach, da man stets diskutieren kann, ob das Gegenbeispiel auch als solches zählt (genau dann spricht man von der Gefahr einer Immunisierung der Theorie) 

- man kann sich sicherlich stets mit den CP-Bedingungen rausreden, wenn gegensätzliche Untersuchungsergebnisse auftauchen 

Was unterscheidet Lakatos´ wissenschaftstheoretischer Ansatz von Popper? 

- er empfiehlt entgegen Popper eine explizite Theorieimmunisierung durch die Änderung der Hilfshypothesen und nicht des Theoriekerns 

Wodurch ist der wissenschaftstheoretische Strukturalismus gekennzeichnet?

- Grundelemente von Theorien sind ohne empirischen Gehalt, stattdessen analytisch 

- Theorien sind gar nicht veri- / falsifizierbar 

- Ziel der Forschung ist die Erweiterung der Anwendungsbereiche, Einführung neuer Theorieelemente etc. 

Inwiefern ist der wissenschaftstheoretische Strukturalismus mengentheoretisch formuliert? 

- Theoriekern inklusive Menge der Partialmodelle

- Menge der intendierten Anwendungen 

- Menge der paradigmatischen Anwendungen

- Menge aller erfolgreichen Anwendungen 

Empfiehlt der wissenschaftstheoretische Strukturalismus die Beseitigung einer Theorie bei erwartungswidrigen Ereignissen (wie Popper)? 

- Nein!

- er empfiehlt die Modifizierung der Axiome, Differenzierung der Anwendungsbereiche und die Einführung neuer Theorieelemente 

Welche Konsequenzen hat der wissenschaftstheoretische Strukturalismus für das Konzept der externen Validität und für die Inferenzstärke? 

- externe Validität ist kein Gütemerkmal bzw. Ziel der Forschung 

- vor diesem Hintergrund macht auch die Inferenzstatistik eigentlich keinen Sinn, da man gar nicht auf Grundgesamtheiten schließen will

Was ist der Unterschied zwischen Wundts Strukturalismus, dem Strukturalismus der französischen Philosophie und dem wissenschaftstheoretischen Strukturalismus? 

- Wundt: 

Strukturalismus als psychologische Richtung (Vetreter: W. Wundt, E. B. Titchener), die im Gegensatz zum Funktionalismus nach dem “Ist” und nicht nach dem “Wozu” fragt und betont, psychische Einheiten seien in besonderer Art miteinander verbundene strukturierte Elemente. Demnach sei das Verhalten nicht als isolierte Erscheinung, sondern vor dem Hintergrund eines systematischen Zusammenhangs zu betrachten, der seine Struktur bestimmt.

- französische Philosophie:

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts kamen wesentliche Anstöße für die französische Philosophie aus dem in der Linguistik von Ferdinand de Saussure entwickelten Strukturalismus, einem wissenschaftsorientierten Gegenkonzept zur Hermeneutik und der Sprachanalytischen Philosophie, der vor allem Anwendung in der ethnologischen Anthropologie von Claude Lévi-Strauss fand.

- Wissenschaftstheoretischer Strukturalismus (siehe Folien)

Was sind zentrale Annahmen von Kuhns Analyse des Wissenschaftsprozesses? 

- Theorien werden nicht durch objektiv bessere ersetzt

- Theorien lösen sich eher ab wie Modeströmungen

- Theorien sind oft inkommensurabel (und somit gar nicht empirisch gegeneinander testbar)

- Phasen der Normalwissenschaft werden abgelöst durch wissenschaftliche Revolutionen 

Was verstand Kuhn unter "Paradigma"? Wie benutzen Psychologen heute den Begriff? 

- Theorien werden von ihm mit dem Begriff "Paradigma" spezifiziert 

- heute entweder im Sinne von typsichen Versuchsanordnungen oder im Sinne einer allgemeinen "Glaubensrichtung" 

Woher kommt der Begriff Methodologie und was bedeutete er ursprünglich? 

- aus dem Griechischen: methodos (nachgehen, verfolgen), logos (Wort, Lehre)

--> also die Lehre davon, etwas nachzugehen

Wie kann man Methodologien und Methoden unterscheiden? Geben Sie Beispiele!

- Methodologien sind allgemeine Verfahrensweisen, der wissenschaftlichen Forschung und weitgehend unabhängig vom Forschungsgegenstand

--> Beispiele: quantitative vs. qualitative Forschung, experimentelle vs. korrelative Forschung und Theoriebildung 

- Methoden sind konkrete Verfahrensweisen der Datengewinnung und für bestimmte Forschungsgegenstände konzipiert

---> Beispiele: neurowissenschaftliche / physiologische Methoden, Verhaltenserfassung und die Befragung 

Was hat methodisches Vorgehen mit der erkenntnistheoretischen Definition von "Wissen" zu tun?

- die erkenntnistheoretische Definition von Wissen weist bereits auf ein empirisches und subjektive Evidenz beanspruchendes Urteilsverfahren hin

--> hierfür ist methodisches Vorgehen nötig 

Inwieweit geht es beim methodischen Vorgehen um Entscheidungen und welche Freiheitsgerade bestehen dabei? Geben Sie Beispiele. 

- manche Entscheidungen sind aus gutem Grund vorgeschrieben, andere eher frei und sollten nach Abwägung von Vor- und Nachteilen gefällt werden

- Kompromisse sind in der Wissenschaft aber unvermeidbar

- z.B.: bei Interview viele Freiheitsgerade, bei denen der Forscher variabel mit der Situation verfahren kann  

Warum ist methodisches Vorgehen nicht starr festgelegt? Erläutern Sie dies anhand eines selbstgewählten Beispiels!

- starre Festlegung könnte zu Erkenntnisverlust führen 

- manchmal werden Sachverhalte erst durch ein verändertes methodisches Vorgehen entdeckt 

- Beispiel: wenn ich während meiner Versuchsdurchführung feststelle, dass es einen großen Unterschied macht, ob ich die Aufmerksamkeit morgens oder abends teste, muss ich mein methodisches Vorgehen variieren um konstante und interpretierbare Ergebnisse zu erhalten 

Skizzieren Sie einen Stufenplan zur Studiendurchführung!

  1. Fragestellung (Problem)
  2. (Sach-) Hypothesen
  3. Operationalisierung
  4. Versuchsplan 
  5. Kontrolle der Störvariablen 
  6. Stichprobe
  7. Empirische Vorhersage und statistische Hypothese 
  8. Durchführung 
  9. Auswertung der Daten 
  10. Schluss auf die Sachhypothese
  11. Diskussion der Ereignisse für Theorie und Praxis 
  12. Bericht 

Nennen Sie fünf allgemeine Möglichkeiten für wissenschaftliche Beobachtung in der Psychologie. 

- Test: standardisierte Reize unter standardisierten Bedingungen 

- Verhaltensbeobachtung: von Individuen, Gruppen, Entwicklungsverläufen 

- Physiologische / neurowissenschaftliche Verfahren (als UV oder AV)

- Verhaltensspurenanalyse (Zeichnungen, Fotos, Tagebuch) 

- Befragung (mündlich oder schriftlich) 

Sind objektive Methoden immer besser als subjektive? Diskutieren Sie Vor- und Nachteile anhand zweier treffender Beispiele aus der Psychologie.

- Nein, subjektive Verfahren (häufig) valider 

- aber, objektive Verfahren weniger fehleranfällig

- Beispiel: möchte ich das Erregungsniveau eines Menschen messen, ist eine physiologische Messmethode für subjektive Fehlurteile nicht anfällig; die Testung der aktuelle empfundenen Angst kann aber kaum physiologisch gemessen werden, da es darauf ankommt, wie der Mensch die physiologischen Aktivitäten beurteilt 

Sind Laborstudien immer besser als Feldstudien? Diskutieren Sie Vor- und Nachteile anhand eines Beispiels aus der Psychologie. 

- Feldforschung: Realitätsnäher und höhere externe Validität

- Beispiel: bei einem Aufmerksamkeitstest, bei dem die Leistungsfähigkeit in einer Klausur mit oder ohne Druck verglichen wird, ist besser untersuchbar in einer realen Klausur, denn nur dabei ist der Leistungsdruck groß genung

- Laborforschung: lässt Ursache- Wirkungs- Zusammenhänge aufdecken, höhere interne Validität, bietet sicherere Erkenntnis

- Beispiel: geht es darum die Aufmerksamkeit morgens und abends zu vergleichen kann man im Labor die möglichen Störvariablen wie Lichtverhältnisse, Störgeräusche etc. kontrollieren

Was haben Verhaltens- und Leistungsmessung mit allgemeiner und differentieller Psychologie zu tun? 

- allgemeine Psychologie: Fokus auf dem Verhalten--> überwiegend Verhaltensmessungen 

- differentielle Psychologie: befasst sich größtenteils mit Leistungstests

(Nennen Sie fünf typische Effektorsysteme, die in der Psychologie gemessen werden.)

- manuelle Reaktionen und Fehler

- Blickbewegung

- Handbewegung

- sprachbezogene Verhaltensmaße 

- Methode des lauten Denkens 

- Gestik, Mimik, Fußbewegung 

 

 

Nennen Sie fünf typische Verhaltenstypen, die in der Psychologie gemessen werden. 

- Reaktionszeiten

- Fehler

- räumliche Parameter

- Verhaltensklassen

- indirektes Erschließen von Verhalten 

Was sind die Ziele der Verhaltensmessung in der Psychologie? 

- Bestimmung von Wahrnehmungsleistung

- Bestimmung von kognitiven Verarbeitungsprozessen 

- Bestimmung von motorischen Kontrollprozessen 

- Spezifikation neuronaler Mechanismen 

Welche Art von Verhalten wird in der quantitativen Psychologie wohl am häufigsten gemessen? 

- Reaktionszeiten / Fehler

Inwieweit wird in der Psychologie Verhalten auf einem Kontinuum von offen bis verdeckt gemessen?

Beispiele:

- offen und Studienzweck explizit

- offen und Studienziel verdeckt 

- heimliche Verhaltensbeobachtung / Verhaltensspurenanalyse