Allg. II 1-30

Uni WÜ, Andreas Eder

Uni WÜ, Andreas Eder


Kartei Details

Karten 42
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 08.01.2019 / 29.10.2024
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Was sind implizite und explizite Messverfahren der Motivationspsychologie und was messen sie? Warum ist diese Unterscheidung für eine Verhaltensvorhersage wichtig?

Explizite Motivmessung beruft sich auf bewusste und verbalisierbare Vorlieben und Handlungspräferenzen.Dabei werden direkte Messverfahren, wie etwa Selbstberichte oder Fragebögen, verwendet.

Implizite Motivanteile stellen unbewusste affektive Vorlieben und Reaktionen dar, die der reflektierten Selbstbeobachtung nicht unmittelbar zugänglich.Diese Motivanteile zeigen sich in Situationen, die Freiraum für selbstinitiierte Handlungen und Interpretationen lassen. Gemessen werden sie über indirekte (projektive) Messverfahren, also mehrdeutige, interpretationsoffene Reizvorlagen mit offenen Antwortformat (ZB Rorschach-Test, Thematischer Apperzeptionstest)

Die Unterscheidung ist wichtig für die Verhaltensvorhersage, da Motivation stehts beide Komponenten hat - dementprechend lässt sich Verhalten auch nur dann gut Vorhersagen, wenn beide Anteile klar sind. Auch können durch impizite Testverfahren in Ergänzung zu Expliziten Verfahren Störvariabelen, wie etwa die soziale Erwünschtheit rausgerechnet werden.

Warum ist der Mensch laut Triebtheorien Triebeinflüssen auf das Verhalten in stärkerem Maße “ausgeliefert” als Einflüssen, die von Anreizen ausgehen? 

Anreize (äußere) und Triebe (innerer Druck, unterbewusst) bedingen/beeinflussen beide Motivation für ein bestimmtes Verhalten. Man kann äußeren Anreizen aber aus dem Weg gehen, während das bei Trieben nicht der Fall ist.Je länger man letztere aufschiebt, destso stärker wird der Druck (also die Anspannung, deren Reduktion als lustvoll erlebt wird).

Beschreiben Sie die Studie von Milner und Olds (1954). Warum sind die Ergebnisse dieser Studie für Triebtheorien ein Problem?

Im Experiment von Milner und Olds (1954) konnten Ratten durch einen Hebeldruck ihr mesolimbisches System (Belohnungssystem; Stimulation führt zu Dopaminausschüttung) selbstständig intrakraniell stimulieren. Dies führte bei den Ratten zu einer Reaktionsrate von über 6000 Hebeldrücken pro Stunde und der Vernachlässigung von anderen Anreizen (zB Futter, Wasser). 

Triebtheorien gehen davon aus, dass Triebe die stärksten Motivatoren für Verhalten sind. Dieses Experiment steht dem gegenüber, da das Belohnungssystem alle sonst vorhandenen Triebe zu überlagern scheint. Es ist damit nicht nur die Triebreduktion, sondern auch Belohnung für Verhalten verantwortlich.

Motive sind theoretische Konstrukte zur Erklärung von intraindividueller Stabilität und interindividueller Variabilität. Erläutern Sie diese Aussage. 

Innerhalb einer Versuchsperson (intraindividuell) bleiben Motive relativ stabil, während sich die Motive zwischen Personen (interindividuelle) sehr stark unterscheiden können. Dies ermöglicht eine gewisse Vorhersagbarkeit von Motiven einer Versuchsperson, aber gleichzeitig ihre Unterscheidung im Vergleich zu anderen.

Beschreiben Sie die Studie von Rakinson & Derringer (2008). Welche Aussage macht diese Studie über die Wahrnehmung von „emotionalen“ Reizen?

Aufbau
Säuglinge (5 Monate) bekommen spinnenähnlich schematische Reize vorgelegt, oder andere (Kontrolle)

AV: visuelle Fixationsdauer

Ergebnis
spinnenähnlichster Zeichnung wird am meisten Aufmerksamkeit zugewendet

emotionale Reize

emotionale Reize haben eine hochautomatisierte angeborene Wahrnehmung (kein Modelllernen nötig)

emotionale Reaktion setzt keine kognitive Analyse der Situation voraus, sondern wird direkt durch die Wahrnehmung eines Situationsmodells ausgelöst

Spricht für biologische Theorie

Erläutern sie die vier Hauptgruppen von „Stimulus Evaluation Checks“ (SEC) im Komponenten-Prozess-Modell von Klaus Scherer. In welcher Reihenfolge werden SECs vorgenommen?

 

4 Stimulus Evaluation Checks (SECs) Reihenfolge entspricht den Nummern

1. Relevanz

  • Neuigkeitsbewertung
  • Intrinsische Angenehmheit
  • Relevanz für Ziele und Bedürfnisse

2. Implikationen

  • kausale Attribution („Wer hat was getan und warum?“)
  • Ergebniswahrscheinlichkeit, Diskrepanz zu Erwartung, Dringlichkeit
  • Zuträglichkeit bzw. Abträglichkeitzu eigenen Zielen und Bedürfnissen

3. Bewältigungspotenzial

  • Kontrolle, Macht, Anpassungspotential

4. Normative Signifikanz

  • interne und externe Standards

Erläutern Sie den Einfluss von Attributionen auf die Emotionsentstehung anhand der Studie von Neumann (2000).

Studie
UV: Satzbildungsaufgabe („Ich nehme...“ vs. „Er nimmt...“) -> Manipulation der Attributionsstile (self/other)
VP wurden angewiesen, Raum mit „Stoppschild“ zu betretenAV: Reaktion auf harsche Zurechtweisung von Confederate(Fragebogen)

Ergebnis

„Ich nehme...“ ->Schuld -> internale Attribution
„Er nimmt...“-> Ärger -> externale Attribution
-> unbewusste Beeinflussung der Reaktion durch Veränderung des Attributionsstils: Der zuvor Aktivierte Attributionsstil beeinflusst die emotionale Reaktion der Person, ohne dass diese Beeinflussung der Person bewusst war

Was ist der Gegenstand der Motivationspsychologie? 

Motivationspsychologie ist die Untersuchung von ergebnisorientiertem, zielgerichtetem Handelnhinsichtlich Dauer (Persistenz), Richtung (Wahl), Beginn und Ende (Latenz) und Intensität (Anstrengung). Besonders hoher Erklärungsbedarf besteht dabei bei besonders auffälligem oder normabweichedem Verhalten.

Was ist ein „Trieb“ und was behauptet die „Triebreduktionshypothese“?

Ein Trieb bezeichnet eine allgemeine, unspezifische Quelle der Verhaltensenergetisierung(Motivation als Energie, kein Verhalten ohne Aktivierung). Trieb ist eine Druckvariable(push), die das Verhalten von innen anschiebt (Triebzustände sind unausweichlich). Die Triebreduktionshypothesegeht davon aus, dass ein Trieb ein Zustand der Anspannung ist, dessen Reduktion als befriedigend und lustvoll erlebt wird.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Bedürfnissen und Anreizen?

Je nach Bedürfnis (zB Abnehmen vs. Hunger)bekommen Anreize unterschiedliche Bewertungen und affektive Reaktionen (zB Anstreben/Ablehnen von Essen oder Sport).

Bedürfnisse sind Wachstumsorientierungen oder Mangelzustände und können in physiologisch, psychologisch und sozial eingeteilt werden. Ein Anreiz repräsentiert den subjektiven „Wert“ eines Objekts/Situation und stellt eine affektive Reaktion auf bedürfnsisrelevante Reize dar. Man unterteilt Anreize in (intrinsische) Tätigkeits- und (extrinsische) Ergebnisanreize.

Welche Einwände gibt es gegen Instinkttheorien?

Zum einen gibt es eine Terminologische Verwirrung(Instinkt – Gewohnheit – Reflexe), außerdem ist nahezu jedes menschliche Verhalten modifizierbar(zB Hungerstreik), was gegen die Lernunabhängigkeit von Trieben spricht. Auch sind selbst einfachste Verhaltensweisen, wie Aufsuchen von Essen oder Trinken, erfahrungs- und lernabhängig. Auch ist der Schluss, dass sobald man Lernen falsifizieren kann, man damit Instinkte verifiziert, falsch.

Zusammenfassend ist Verhalten weder von „nature“ (Gene) noch „nuture“ (Erfahrung) allein erzeugt.

Grenzen Sie die drei wichtigsten theoretischen Ansätze in der Emotionspsychologie voneinander ab. In welchen Grundannahmen unterscheiden sie sich? Welche Stärken und Schwächen haben die einzelnen Ansätze?

Biologische Ansätze
biologischer Ursprung von Emotionen in funktional spezialisierten Emotionsmodulen

-> evolutionspsychologische Funktion von Emotionen

Kognitive Ansätze
kognitive Einschätzungen in Bezug auf das eigene Wohlergehen und Wohlbefinden

Konstruktivistische Ansätze
sozio-kulturell geprägte Kategorisierungen von unspezifischen affektiven Zuständen

 

Erläutern Sie den Unterschied zwischen motivationspsychologischen Druck- und Zugvariablen.

Druckvariablen sind Triebe, Instinkte oder Emotionen die uns drängen ein bestimmtes Verhalten auszuführen. Wir sind ihnen passiver ausgeliefert als Zugvariablen und sie wirken eher internal. Zugvariablen wirken dagegen eher external und der Mensch ist aktiver an Ihrer Kontrolle beteiligt. Dazu gehören zB Anreize und Ziele. Sie stellen einen erstrebenswerten Zustand da, den man erreichen möchte

Welche dopaminergen Systeme gibt es im menschlichen Gehirn? Welches ist das(neurohormonelle) „Belohnungssystem“?

Es gibt 3 dopaminerge Systeme: 
Zum einen gibt es das Nigro-Striatale System, dass für die Bewegung zuständig ist, zum anderen das Tuberoinfundibuläre System, dass für die Steuerung Endokriner Funktionen (Prolactin) verantwortlich ist. Das neurohormonelle Belohnungssystem ist das Mesolimbische System, was auch bei der sogenannte aufsuchende Motivation eine Rolle spielt.

Was ist „Affective Computing“? 

Affective Computing ist eine relativ neue Wissenschaft und stellt eine Symbiose aus Informatik, Psychologie und Kognitionswissenschaft dar. Es werden anhand von Stimmaufnahmen die Motive, Motivationen, die Persönlichkeit oder Emotionen von Menschen analysiert. Bestimmten Mustern innerhalb dieser Tonaufnahme werden also bestimmte affektive und motivationale Komponenten zugeordnet

Beschreiben Sie Aufbau und Ergebnisse der Untersuchung des kleinen Albert (Watson & Rayner, 1920). Welche Bedeutung haben diese Ergebnisse für biologische Emotionstheorien?

Aufbau
o 11 Monate alter Albert --> Furchtkonditionierung
o 1.Phase: keine Angst vor weißer Ratte
o Konditionierung: Ratte + lautes Geräusch (7mal)
- Ergebnisse
o hat Angst vor der Ratte. Generalisierung auf Kaninchen, Hund, Seehundfell, Nikolaus
o hohe Löschungsresistenz (noch einen Monat später vorhanden)


- dies ist ein Beleg für den biologischen Ansatz, gemäß dessen Emotionen entweder durch biologische Schlüsselreize oder emotional gelernte Reize ausgelöst werden. Dieser Befund führte dazu dass der biologische Ansatz in die Lerntheorien integriert wurde

Erläutern Sie zwei allgemeine Prinzipien der Verhaltensregulation.

Das erste allgemeine Prinzip der Verhaltensregulation ist der Hedonismus. Er ist durch das Streben nach Lust und Vermeidung der Unlustcharakterisiert und hat eine positive Affektbilanzim Vordergrund. Das zweite Prinzip ist die Homöostase, die aus einem Regelkreis, der beständig die Diskrepanz zwischen IST- und SOLL-Zustand verringert, besteht.  Es geht also um die Aufrechterhaltung eines Gleichgewichtszustandes.

Beantworten Sie aus der Sicht von biologischen Emotionstheorien folgende Fragen: Was ist eine Emotion? Was verursacht eine Emotion? Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?

- Emotionen sind der Output von Emotionsmodulen
- Verursacht werden Emotionen durch biologische Schlüsselreize und emotional gelernten Reizen
- Unterschiedliche Emotionen entstehen dadurch, dass es sogenannte Emotionsmodule gibt die funktional spezifisch sind und auch eine Domänenspezifität aufweisen.

Was ist mit Reaktionskohärenz gemeint und wie wurde diese überprüft? Wie ist der aktuelle Forschungsstand bezüglich einer emotionalen Reaktionskohärenz einzuschätzen? Nehmen Sie hierfür Bezug auf die Metaanalyse von Lensch et al. (2011).

Reaktionskohärenz geht davon aus, dass Emotionen aus einem Zusammenhang und Zusammenwirken unterschiedlicher Reaktionsebenen entstehen.

Metaanalyse von Lench et al. (2011):

  • gemischte Resultate (keine bis schwache und mittelstarke Korrelationen)
  • Gesamtbefunde sprechen eher für einen losen Zusammenhang zwischen den einzelnen Reaktionssystemen

Was sind Emotionsmodule?

Emotionsmodul = separates informationsverarbeitendes System

  • genetisch festgelegte Schaltkreise („affect circuits“)
  • Domänenspezifität (spezifisches Thema, z.B. Bedrohung, Untreue)
  • funktionale Spezialisierung (Schutz, Exploration, etc.)
  • hoch automatisierte Funktionsweise
  • Enkapsulation(fraglich ob es zutrifft)

Was ist ein Ziel?

Ein Ziel ist das Anstreben einer positiven Umweltveränderung (Endzustand) durch einen Verhaltensakt (Mittel).Ziele sind hierarchisch in Ober- und Unterziele unterteilt.

Diskutieren Sie kritisch die Deep-Brain Stimulation Studie von Schlaepfer und Kollegen (2008).

In der Studie wurde Deep Brain Stimulation des Nucleus Accumbens zur Behandlung von schweren Depressionen eingesetzt., In weitern Studien wird Deep-Brain Stimulation zur Behandlung von Zwangsstörungen, Sucht und Dyskinesien verwendet. 

Schläpfer et al. Konnten in ihrer Studie nachweisen, dass die Patienten eine verringerte Symptomatik hatten. Dennoch muss man das Ergebnis kritisch sehen, da es in weiteren Studien zu eher gemischten Resultaten kam, es viele Freiheitsgrade in der Studie gab und es nur Fallstudien (3 schwerst depressive Patienten, die auf keine andere Therapie reagiert haben) waren.

Was unterscheidet Motive von Trieben?

Motive sind zeitlich Stabile Wahrnehmungs- und Bewertungsdispositionen.Sie sind Inhaltsklassen von bestimmten Handlungszielen (zB Macht, Anschluss, Leistung) und können durch passende Situationen angeregt werden. Als Trieb bezeichnet man einen aktivierten Erregungszustand, dessen Reduktion als befriedigend erlebt wird.Der Hauptunterschied besteht in der zeitlichen Stabilität der Motive,, die im Gegensatz zu dem schwankenden Erregungslevel von Trieben stehen.

Welche Unterschiede bestehen zwischen wissenschaftlichen und alltagspsychologischen Erklärungen von zielgerichtetem Verhalten? 

Im Alltag versucht man häufig mit der Beschreibung möglicher Gründe für das Verhalten einer Einzelperson, das Verhalten zu erklären. Das hat jedoch meist mangelnden Erklärungswert und die Tendenz zur Zirkularität. 

In der wissenschaftlichen Erklärung geht es um Ursache-Wirkungs-Beziehungen, die möglichst allgemeingültig sind.Motive werden etwa als theoretische Konstrukte mit intraindividueller Stabilität und interindividueller Variabilität betrachtet. Auch gilt es ,sich auf wenige, aber dafür grundlegende Motivezu beschränken (Äquivalenzhypothesen). Situative Anregungsbedingungen werden spezifiziert sowie Motive und Verhalten unabhängig voneinander erfasst, um Zirkularität zu vermeiden. Auch steht in der wissenschaftlichen Erklärung die Prüfung von Theorien motivationaler Vermittlungsprozesseim Vordergrund, wobei Vermittlungsprozesse direkt manipuliert und kognitive sowie affektive Begleitprozesse gemessen werden.

Erläutern Sie Ansatzpunkte eines Motivationstrainings und motivationspsychologische Interventionsmaßnahmen.

Es gibt zwei Ansatzpunktefür Motivationstrainings. Zum gibt es die Anreiz- und zum anderen die Motivstruktur.  Man kann entweder die  Anreiz- auf die Motivstrukturanpassen (Aufgabe wird an Person angepasst; zB Leistungssport im Team oder Einzeln) oder durch die Anpassung der Motiv- auf die Anreizstruktur(„Anpassung“ der Person an die Aufgabe, zB Anforderungsanalysen, Veränderung von Motivkomponenten) herbeiführen.

Mögliche motivationspsychologische Interventionsmaßnahmenkönnen zB Interessenfördermaßnahmen, Imaginationstraining, Reappraisal-Training, Zielvereinbarungen oder Training der Selbstregulation(Fokussierung, Entspannung) sein.

Was ist der Unterschied zwischen „Trieb“ und „Instinkt“? 

Ein Trieb bezeichnet eine allgemeine, unspezifische Quelle der Verhaltensenergetisierung(Motivation als Energie, kein Verhalten ohne Aktivierung). Trieb ist eine Druckvariable(push), die das Verhalten von innen anschiebt (Triebzustände sind unausweichlich). Die Triebreduktionshypothesegeht davon aus, dass ein Trieb ein Zustand der Anspannung ist, dessen Reduktion als befriedigend und lustvoll erlebt wird.

Eine Instinkthandlung ist eine angeborene „Bewegungsformel“. Sie sind angeboren(Gattung), biologisch gereift, lernunabhängig und werden perzeptuell autonom ausgeführt. Diese regulativen, stereotype Bewegungsketten werden durch Schlüsselreize ausgelöst, die wiederum einen angeborenen Auslösemechanismus initiieren, der zur Instinkthandlung führt.

Instinkte werden durch externe Schlüsselreize ausgelöst, währen Triebe intern ausgelöst werden. Im Gegensatz zu Instinkten ist der Trieb immer durch eine Handlung gekennzeichnet, die eine Triebbefriedigung bezweckt.

Was ist eine Instinkthandlung und wodurch wird sie ausgelöst?

Eine Instinkthandlung ist eine angeborene „Bewegungsformel“. Sie sind angeboren(Gattung), biologisch gereift, lernunabhängig und werden perzeptuell autonom ausgeführt. Diese regulativen, stereotype Bewegungsketten werden durch Schlüsselreize ausgelöst, die wiederum einen angeborenen Auslösemechanismus initiieren, der zur Instinkthandlung führt.

Schlüsselreiz -> angeborener Auslösemechanismus (AAM) -> Instinkthandlung

 Erläutern Sie motivational-emotionale Funktionen der im Schaubild dargestellten Hirnstrukturen. 

(von oben nach unten)

1. Zielplanung, Intensionsbildung(Präfrontaler Kortex); 2. Verstärkung, Belohnung(mediales Vorderhirnbündel);3. Lernen, GEdächtnis (Hippocamups)                                                                4. Hypothalamus (Hunger/Durst/Sex);                           5. Bedrohung/Frucht/Salienz(Amygdala);         6.Erregung (Formatio Reticularis)

Mit welchen konzeptuellen Problemen hat die Motivationspsychologie zu kämpfen?

Es existiert eine terminologische Verwirrungbezüglich der Abgrenzung verschiedener Begriffe (zB Emotion-Trieb- Bedürfnis-Motiv). Auch ist die Motivklassifikationein Problem, vor allem die Frage, von wie vielen Motiven man ausgehen kann. Derrichtige Abstraktionsgradkann ebenfalls problematisch sein, wenn nicht genau geklärt ist, auf welcher Hierarchiestufe (Handlung? Aktion? Bewegung?) man derzeit betrachtet. Zirkularitätstellt ebenfalls ein konzeptuelles Problem da – Motive werden aus Verhalten erschlossen und Motive erklären Verhalten.

Erklären Sie die Grundzüge der klassischen Zwei-Faktoren-Theorie der Emotionsentstehung und ihre experimentelle Überprüfung in der Studie von Schachter & Singer (1962). Welches Ergebnis wurde in dieser Studie beobachtet und wie wurde es interpretiert?

Zwei-Faktoren Theorie von Stanley Schachter (1964):

  1. unspezifischer physiologischer Erregungszustand
  2. kognitive Erklärung der Erregung mit einer emotionalen Ursache

Untersuchung von Schachter & Singer (1962):

Cover Story: Auswirkung von Vitaminpräparaten auf Sehleistung

  • Personen bekommen

    • Adrenalin (physiologische Erregung wird ausgelöst) vs. Placebo

  • Dann wurde Erklärungsbedürfnis der physiologischen Erregung manipuliert: korrekt informiert (Präparat kann Herzrasen etc. verursachen) vs. falsch informiert (Kopfschmerzen, Juckreiz, ...) vs. gar nicht informiert

  • bei Warten auf "Sehtest" war Confederate ansteckend euphorisch vs. verärgernd

Ergebnis:

Gruppe nicht informiert oder falsch informiert wurden von der Stimmung des Confederates angesteckt (besonders bei Euphorie); (Placebo ähnlich)
Informierte wurden nicht angesteckt

Interpretation: 

Wenn Erklärung für Arousal vorhanden: keine weitere Suche nach Begründung (Bei Vps die voher über richtige Nebenwirkungen informiert wurden)

Wenn keine Erklärung vorhanden: Suche nach Begründung -> Begründung durch Ansteckung der Stimmung des Confederates

Beantworten Sie aus der Sicht von kognitiven Emotionstheorien folgende Fragen: Was ist eine Emotion? Was verursacht eine Emotion? Wie entstehen unterschiedliche Emotionen?

Emotionen sind das Ergebnis von emotionalen Einschätzungen, Muster von physiologischen, expressiven und motivationalen Veränderungen (Reaktionsprofil = Emotion)


- Verursacht werden Emotionen durch eine subjektive Einschätzung (appraisal) einer Situation oder eines Ereignisses in Hinsicht auf Werte, Ziele und Normen 


- Kognitive Prozesse: Unterschiedliche Emotionen ergeben sich als Kombination unterschiedlicher Einschätzungen dh. Unterschiedliche Einschätzungsmuster lösen unterschiedliche Muster von physiologischen, expressiven und motivationalen Veränderungen aus. Auch kommt es zu unterschiedlichen Emotionen über verschiedene Kulturen hinweg durch kulturspezifische Einschätzungen von Situationen.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Dopamin und Sucht?

Drogenkonsum (Kokain, Amphetamine, Opiate) verstärkt die Dopaminkonzentrationim Gehirn (High-Gefühl), während Abstinenz von Drogen die Dopaminkonzentration wiederum verringert (Carving). Es gibt nicht nur mehr Dopamin im synaptischen Spalt, sondern es verbleibt auch oftmals länger darin.Dadurch werden neue Dopaminrezeptorengebildet, die, wenn die Dopaminkonzentration auf ein normales Level absinkt, eine Unterversorgung signalisieren, sodass es zu Entzugserscheinungen kommt.

  1. Erklären Sie das Wechselwirkungs-Modell der modernen Motivationspsychologie. Welches Ergebnis der klassischen Studie von Le Magnen (1967) stützt dieses Modell? 

Das Wechselwirkungsmodell geht davon aus, dass sowohl die Situation (und damit der Anreiz den diese bietet) als auch die Person (inklusive ihres Motivs) die Ausprägung und Art von Motivation bestimmen. Motivation bedingt sich damit aus der Wechselwirkung von Person (Motiv) und Situation (Anzreiz). Diese Motivation führt schließlich zu Verhalten. Motivation und Verhalten sind dabei als hypothetische Konstrukte zu betrachten. Zusammenfassend ist Motivation ein Zusammenspiel aus äußeren (situativen)und inneren (personalen) Faktoren

LeMagnen (1967) experimentierte mit Ratten bezüglich ihres Futterverhaltens. Er wies durch die Veränderung des Futterverhaltens (und damit der Situation) nach, dass diese zur Veränderung im Verhalten führt (gemessen an der aufgenommenen Futtermenge). Da Motivation Verhlaten laut dem Wechselwirkungs-Modell vorrausgehen, hat er damit den Einfluss der Situatuin (des Anreizes) auf Motivation nachgewiesen

Was ist „vorbereitetes Lernen“? Wie wurde es experimentell nachgewiesen?

vorbereitetes Lernen/preparedness = Erleichterung bestimmter Lernerfahrungen, für die ein Organismus prädisponiert ist

Beispiel: Tendenz, eher Furcht vor Schlangen zu erlernen als Furcht vor Blumen

Experiment (Cook und Mineka, 1989):

Affen wurde im Labor Video gezeigt, in dem ein anderer Affe Angst vor einem Spielzeugkrokodil oder einem Spielzeughasen hatte.

AV: Furcht vor Krokodil oder Hase

  • Zeigte kaum Angst vor Hasen, aber starke Angst vor Spielzeugkrokodil
  • Beleg für Preparedness! (Angst lässt sich nur schnell bei bestimmten Reizen erlernen)

Ordnen Sie folgenden (neuro)hormonellen Systemen motivationale Funktionen zu: Serotonin, Noradrenalin, Kortisol, Oxytocin.

Serotonin wird die vermeidende (aversive) Motivation, Noradrenalin Aktivation und Wachheitund Kortisol (in Verbindung mit Adrenalin) die Stressantwort zugeschrieben. Oxytocin ist das sogenannte „Bindungshormon“, dass für Stress-Coping und Tend-and-Befriendzuständig ist.

Schildern Sie die Studie von Valins (1966). Welche Bedeutung haben die Ergebnisse dieser Studie für die klassische Zwei-Faktoren-Theorie der Emotionsentstehung von Stanley Schachter?

Untersuchung von Valins (1966):

  • Bilder von halbnackten Frauen gezeigt

  • UV: fiktive akustische Rückmeldung einer Herzschlagveränderung vs. KG: akustische Töne

  • AV: Einschätzung von Bildern, wie erotisch sind sie?

  • Ergebnis:

    Herzrate hoch –> erotischere Einschätzung; Bei KG nicht!

Modifiziert damit die zwei-Faktoren-Theorie von Schachter und Singer (die kognitive Repräsentation der eigenen Erregung reicht aus dass Emotionen entstehen, die tatsächliche physiologische Erregung ist nicht notwendig)
- Stellen Notwendigkeit von physiologischer Erregung in Frage --> Verdrängung der Zwei-Faktoren-Theorie

Erläutern Sie die Heider-Simmel Illusion. Welche alltagspsychologische Prozesse werden hier aktiv? 

Die Illusion besteht aus einem Filmabschnitt mit mehreren geometrischen Figuren, die sich bewegen. Der Beobachter schreibt relativ willkürlich den Figuren automatisch bestimmte Intensionen, Motivationen, Motive und Emotionen zu.Verhalten wird durch die Begründung desselben Verhaltens erklärt – ein zirkulärer Schluss.

  1. Erläutern Sie zentrale Fragen der Motivations-, Volitions- und Emotionspsychologie mit eigenen Beispielen. 

Emotion: Wie entstehen Emotionen? Was sind Emotionen? Wozu gibt es Emotionen? Wie kann man Emotionen kontrollieren?

Motivation: Warum tun wir das, was wir tun?

Volition: Wie tun wir das, was wir tun?

Beschreiben Sie den Thematischen Auffassungstest und nennen Sie methodische Mängel des TAT. Mit welchem Verfahren können diese Mängel beseitigt werden? 

Im TAT müssen Probanden zu 10 Bildtafeln Geschichten erzählen und diese Geschichten werden dann mittels einer qualitativen Antwortanalyse untersucht um implizite Motivanteile zu extrahieren. Der Test hat eine geringe Auswertungsobjektivität und Reliabilität. 

Eine hohe Retest-Reliabilität und keine Verfälschung durch soziale Erwünschtheit hat dagegen das Multi-Motiv-Gitter (MMT), eine semi-projektives Verfahren.. Es werden 14 Lebenssituationen vorgestellt und die Probanden können zwischen verschiedenen Antwortkategorien und mehreren Füllitems wählen.

Was ist „Humanethologie“ und welchen Ansatz verfolgt dieser Wissenschaftszweig?

Die Humanethologie ist ein Zweig der Verhaltensbiologie, der vor dem Hintergrund, dass auch der Mensch das Resultat einer langen stammesgeschichtlichen Entwicklungsreihe ist, insbesondere jene Verhaltensweisen unserer Art erforscht, die als angeboren gelten können, bzw. die angeborene Grundlagen haben (Anlage - Umwelt).