Harnbildung
Harnbildung: Vom Primärharn zum Endharn - Med2 HS18 UniFr
Harnbildung: Vom Primärharn zum Endharn - Med2 HS18 UniFr
Kartei Details
Karten | 53 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Medizin |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 13.12.2018 / 08.04.2019 |
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Bildungsort und -prinzip der Harnbildung?
- Bildungsort: Nierenkörperchen und Tubulussystem
- Prinzip der Harnbildung
- Blut durchfließt das renale Gefäßknäuel
- Filtration des Blutes durch den glomerulären Filter in den Kapselraum: Primärharn entsteht (etwa 180 L/d)
- Primärharn durchfließt das Tubulussystemund wird „prozessiert“: Endharn entsteht
- Endharn wird ausgeschieden
Welche Vorteile hat das Prinzip der Harnbildung?
- Stoffe, die zwingend ausgeschieden werden müssen (harnpflichtige Substanzen wie bspw. Kreatinin), können den Körper in großen Mengen verlassen
- Gleichzeitig kann die Wasser- und Elektrolytausscheidung dem Bedarf angepasst werden
Generelle Zusammenfassung der Harnbildung?
Im Nierenkörperchen wird erst einmal alles (bis auf Makromoleküle und Blutzellen) in großen Mengen gefiltert, wodurch der Primärharn entsteht. Im Tubulussystem und Sammelrohr finden dann Resorptions- und Sezernierungsvorgänge statt, wobei der Endharn entsteht!
Menge und Zusammensetzung des Primärharns beschreiben?
- Menge: Etwa 1/5 des durchgeflossenen Blutplasmas (ca. 180 L/Tag)
- Zusammensetzung: Entspricht weitestgehend der des Blutplasmas
Was ist konzentrationstechnisch der Unterschied zwischen Primär- und Endharn betreffend frei filtrierten Stoffen und Makromolekülen?
Stoffe, die frei filtriert werden (also gelöste, nicht an Proteine gebundene, ungeladenen Stoffe), liegen im Primärharn in der gleichen Konzentration vor wie auch im Blutplasma.Makromoleküle (wie bspw. Plasmaproteine) liegen hingegen im Vas efferens in einer höheren Konzentration vor als im Primärharn, da sie nicht filtriert werden, dem Vas efferens allerdings Flüssigkeit entzogen wurde!
Menge und Zusammensetzung des Endharns beschreiben
- Menge: Etwa 1/100 des Primärharnvolumens (ca. 1,8 L/Tag)
- Zusammensetzung: Sehr variabel
- Osmolarität: Zwischen 50–1500 mosmol/L
- pH-Wert: Etwa 5,5 (zwischen 4,5 und 8,2)
Beschreiben des Blutweges durch die Nieren
Nierenarterien(Aa. renales) → Interlobararterien (Aa. interlobares) → Bogenarterien (Aa. arcuatae) → Interlobulararterien (Aa. corticales radiatae interlobulares) → Afferente Arteriolen (Vasa afferentes) → 1. Kapillarnetz: Glomeruli(Filtration des Primärharns) → EfferenteArteriolen → 2. Kapillarnetz: Peritubuläres Kapillarsystem (Versorgung der Niere mit Nährstoffen)
Welche Parameter hat die Nierendurchblutung?
- Renaler Blutfluss (= RBF)
- Definition: Menge an Blut, das pro Minute durch die Niere fließt
- Menge: Etwa 1/5 des Herzminutenvolumens(entspricht etwa 1,2 L/Min.)
- Renaler Plasmafluss (= RPF)
- Definition: Menge an Blutplasma, das pro Minute durch die Niere fließt
- Berechnung: RPF = RBF × (1-Hämatokrit)
- Menge: ∼600 mL/Min.
Beschreiben der myogener Autoregulation der Niere (anderer Name dafür?)
Auch Bayliss-Effekt:
- Beschreibung: Die renalen Arterien gleichen Blutdruckschwankungen (zwischen 80 und 180 mmHg) selbstständig aus
- Mechanismus
- Blutdruckanstieg (bis 180 mmHg) → Anstieg des intravasalen Blutdrucks → Kontraktion des Vas afferens → Blutdruckabfall im glomerulären Gefäßbett → Blutdruck bleibt konstant
- Blutdruckabfall (bis 80 mmHg) → Abfall des intravasalen Blutdrucks → Dilatation des Vas afferens → Blutdruckanstieg im glomerulären Gefäßbett → Blutdruck bleibt konstant
Regulation der Nierendurchblutung über Prostaglandine beschreiben?
- Prinzip: Mangeldurchblutung (insb. des Nierenmarks) → Stimuliert die Synthese von Prostaglandinen → Vasodilatation der Gefäße → Gesteigerte Durchblutung insb. des Nierenmarks
Beschreiben des Tuboglomerulären Feedbacks
- Ziel: Anpassung der renalen Filtration an die tubuläre Resorptionskapazität
- Mechanismus: Macula densa im distalen Tubulus misst die Salzkonzentration im Harn des Tubuluslumens und steuert durch lokale Mechanismen indirekt die GFR
- Ablauf: Hypertoner Harn → Freisetzung von Adenosin → Vas afferens kontrahiert → Kapillardruck sinkt → GFR sinkt
Was sind die Ziele des RAAS im Kreislauf und in der Niere?
- Kreislauf: Erhöhung des arteriellen Blutdrucks
- In der Niere: Aufrechterhaltung der glomerulären Filtrationsrate bei Blutdruckabfall
Welche Hormone sind am RAAS beteiligt?
- Renin
- Angiotensinogen
- Angiotensin I
- Angiotensin-Converting-Enzyme (ACE)
- Angiotensin II
Definition, Syntheseort und Wirkung von Renin beschreiben
- Definition: Protease, die die erste Reaktion des RAAS katalysiert
- Syntheseort: Zellen des juxtaglomerulären Apparates (epitheloide Polkissenzellen der Arteriola afferens)
- Wirkung: Spaltung von Angiotensinogen zu Angiotensin I
Welches sind die Reize für die Reninausschüttung?
- Abfall des Blutdrucks unter den myogenen Autoregulationsbereich (also unter 80 mmHg)
- Sympathikusaktivierung
- Hypovolämie
- Hyponatriämie
- Hypotoner Harn
Welches sind hemmende Reize für die Reninausschüttung?
(Im Sinne einer negativen Rückkopplung)
Definition und Syntheseort von Angiotensinogen
- Definition: Glycoprotein; wird innerhalb des RAAS von Renin zu Angiotensin I gespalten
- Syntheseort: Vor allem in Leber, Fettgewebe
Was ist Angiotensin I?
Spaltprodukt des Angiotensinogens, das von ACE zu Angiotensin II umgewandelt wird
Definition und Syntheseort von ACE?
- Definition: Protease; konvertiert Angiotensin Izu Angiotensin II
- Syntheseort: Endothelzellen, hauptsächlich der Lunge
Definition und molekularer Wirkmechanismus von Angiotensin II
- Definition: Wird (von ACE katalysiert) aus Angiotensin I gebildet und vermittelt bei Aktivierung des RAAS gemeinsam mit Aldosteron eine Steigerung des Blutdrucks
- Molekularer Wirkmechanismus: Bindung an den AT1-Rezeptor
Was sind die direkten Wirkungen von Angiotensin II an den Zielorganen?
- Vaskulär: Vasokonstriktion
- Zentral
- ADH-Freisetzung aus der Neurohypophyse
- Salzappetit↑
- Durst↑
- Renal: Gesteigerte Natriumresorption im proximalen Tubulus → Gesteigerte Wasserresorption
- Adrenal: Stimulation der Aldosteronsynthese
Was sind die indirekten Wirkungen von Angiotensin II?
- Indirekt (über Aldosteron): Gesteigerte Natrium- und Wasserretention sowie K+- und H+-Sekretion im distalen und Verbindungstubulus sowie im Sammelrohr
Zusammenfassen des RAAS-Mechanismus
- Reninausschüttung nach Stimulation durch o.g. Faktoren (z.B. Blutdruckabfall)
- Renin spaltet Angiotensinogen zu Angiotensin I
- ACE wandelt Angiotensin I zu Angiotensin II um
- Angiotensin II hebt über o.g. Mechanismen den Blutdruck und das Extrazellulärvolumen
Welche externen Regulationsmechanismen existieren für die Niere?
Das vegetative Nervensystem:
- Ziel: Nervale Regulation der Nierendurchblutung
- Mechanismus
- Noradrenalin (NA): Über α1-Rezeptoren → Vasokonstriktion der Arteriolen → Widerstandserhöhung → Durchblutung sinkt
- Dopamin (DA): Über D1-Rezeptoren → Vasodilatation der Arteriolen → Widerstandserniedrigung → Durchblutung steigt
- Wirken Noradrenalin und Dopamin gleichzeitig auf die Niere ein, überwiegt der Effekt von Noradrenalin
Definition, Menge und Verlauf der GFR geben
- Definition: Beschreibt die Plasmamenge, die von allen Glomeruli der Niere pro Minute filtriert wird
- Menge: Etwa 120 mL/min
- Verlauf: Die Filtrationsleistung jedes einzelnen Glomerulus verändert sich im Verlauf der glomerulären Gefäßschlinge (nimmt vom Vas afferens zum Vas efferens ab)
Von welchen drei Faktoren ist der GFR abhängig?
- Dem effektiven Filtrationsdruck Peff
- Der Filtrationsfläche F
- Der Durchlässigkeit des Filters L
Was ist die Formel zur Berechnung des GFR?
GFR = Peff × F × L = Peff × Kf
Was ist der entscheidenende Parameter (o. die treibende Kraft) der Filtration?
Der effektive Filtrationsdruck Peff ist die treibende Kraft der Filtration
Definieren von Peff?
Definition von Peff: Peff = Pkap − Pbow − πonk→ Peff = ΔP – πonk
- Pkap: Hydrostatischer Druck in den Glomeruluskapillaren (= Kapillardruck)
- Pbow: Hydrostatischer Druck in der Bowman-Kapsel (= Kapseldruck)
- ΔP: Differenz zwischen Pkap und Pbow
- πonk: Onkotischer Druck (= kolloidosmotischer Druck) in den Kapillaren
Definieren und Berechnen der Cockcroft-Gault-Formel?
GFR ≈ [(140−Alter) × Körpergewicht in kg] / [72 × Serum-Kreatinin in mg/dL]
- Bei Frauen muss das Ergebnis noch mit 0,85 multipliziert werden
- Die Cockcroft-Gault-Formel wird im Klinikalltag häufig verwendet, um eine grobe Abschätzung der GFR zu erhalten
Was bedeutet das Filtrationsgleichgewicht? Wie und wo kann es sich einstellen?
Gegen Ende der Kapillarstrecke kann sich ein sog. Filtrationsgleichgewicht einstellen, das dazu führt, dass nichts mehr abfiltriert wird. Es entsteht, wenn sich ΔP (Pkap – Pbow) und πonk so sehr annähern, dass deren Differenz Peff – und damit die treibende Kraft der Filtration – gegen Null geht.
Wie verändert sich der effektive Filtrationsdruck entlang der Glomerulumkapillare?
Der effektive Filtrationsdruck (= Peff) wird entlang der Glomerulumkapillare kleiner und sinkt gegen Ende gegen Null − ein Filtrationsgleichgewicht stellt sich ein!
Voraussetzungen für die Beziehung zwischen GFR und renalem Plasmafluss (RPF)
- Je höher der renale Plasmafluss (also die Nierendurchblutung), desto mehr wird das Filtrationsgleichgewicht an das Ende der Kapillare verschoben
- Je weiter das Filtrationsgleichgewicht an das Ende der Kapillare rückt, desto größer ist die zur Verfügung stehende Filtrationsfläche
- Je größer die Filtrationsfläche F, desto größer die GFR (da gilt: Peff × F↑ × L= GFR↑)
Was lässt sich über die Beziehung zwischen der GFR und dem RPF sagen?
Filtrationsleistung der Niere (GFR) ist proportional zum renalen Plasmafluss (RPF): Je größer der renale Plasmafluss, desto größer die Filtrationsleistung der Niere
Definition der "Clearance"
- Definition: Beschreibt das „fiktive“ Plasmavolumen, das innerhalb einer bestimmten Zeit von einer Substanz gereinigt („gecleared“) wird
Wie kann die "Clearance" interpretiert werden?
- Die Clearance ist größer als die GFR, wenn die Substanz zunächst frei filtriert und dann zusätzlich sezerniert wird
- Die Clearance ist kleiner als die GFR, wenn die Substanz zunächst frei filtriert und dann wieder rückresorbiert wird
- Die Clearance ist gleich der GFR, wenn die Substanz frei filtriert und ohne Modifikation ausgeschieden wird
Wie wird die "Clearance" berechnet?
Clearance (mL/min)= StoffkonzentrationHarn (mmol bzw. g/mL)× Harnzeitvolumen V (mL/min)/ StoffkonzentrationPlasma (mmol bzw. g/mL)