Sozialpsychologie
Dies und das
Dies und das
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Cartes-fiches | 235 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 18.11.2018 / 15.02.2024 |
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Wie hoch ist der Verbreitungsgrad sexueller Gewalt,
und welches sind die psychologischen Folgen?
Sexuelle Gewalt wird überwiegend von Männern
gegenüber Frauen ausgeübt, auch wenn einige Studien
sexuelle Aggression in gleichgeschlechtlichen
Beziehungen und von Frauen gegenüber Männern
nachgewiesen haben. In der Mehrzahl der Fälle
stammt der Gewalttäter aus dem sozialen Nahraum
des Opfers. Die Folgen sexueller Gewalt für die
Opfer sind gravierend, nicht zuletzt aufgrund der
vielfach negativen Reaktionen der sozialen Umwelt.
Was versteht man unter Bullying und wie belastend
ist es?
Bullying in der Schule und am Arbeitsplatz
sind Formen aggressiven Verhaltens, die durch ein
Machtgefälle zwischen Täter und Opfer gekennzeichnet
sind und in vielen Fällen über lange Zeit
andauern. Cyberbullying stellt eine neue Ausdrucksform
des Bullying dar, bei der elektronische Medien
es den Tätern erlauben, im Schutze der Anonymität
zu agieren.
Welche Prozesse lösen aggressives Verhalten zwischen
Gruppen aus?
Aggression zwischen Gruppen entsteht
nicht nur aus realen Interessenskonflikten um
materielle Güter, sondern auch aufgrund von Verschiebungen
der Aufmerksamkeit vom Individuum
hin zur Gruppe und aufgrund des Bedürfnisses
nach positiver sozialer Identität. Wenn Individuen
als Teil einer Masse handeln, verschiebt sich ihre
Aufmerksamkeit von den individuellen Verhaltensnormen
zu den in der Gruppe vorherrschenden
Normen. Außerdem dient die Bevorzugung der
Eigengruppe dem Ziel, eine positive soziale Identität
zu entwickeln und zu festigen. Das Modell der
„Treppenstufen“ erklärt terroristische Gewalt durch
das Zusammenwirken sozialer Bedingungen von
Ungerechtigkeit und individuellen Merkmalen in
der Bildlichkeit einer Treppe, auf der nur wenige
Personen bis ins oberste Stockwerk aufsteigen und
terroristische Gewalttaten verüben.
Wie kann man Aggression abbauen oder verhindern?
Die verbreitete Vorstellung der Katharsis als
Strategie zum Abbau von Aggressionen wurde
empirisch widerlegt. Der Einsatz von Strafe kann
erfolgversprechend sein, vorausgesetzt, die
Bestrafung erfolgt zeitnah und mit hoher Eintretenswahrscheinlichkeit.
Allerdings lässt der Einsatz
von Strafe Aggression als angemessenes Mittel der
Konfliktbewältigung erscheinen. Das Auslösen von
Reaktionen, die mit Aggression inkompatibel sind,
wie etwa prosoziales Verhalten oder positiver Affekt,
kann aggressive Kognitionen, Affekte und Verhaltensweisen
vermindern.
Empathie (empathy):
Die Erfahrung, den emotionalen
Zustand einer anderen Person zu verstehen oder
ihn gemeinsam mit ihr zu haben.
Hilfeverhalten (helping behavior):
Handlungen, mit
denen die Absicht verfolgt wird, anderen einen Nutzen
zu bieten oder ihr Wohlbefinden zu verbessern.
Prosoziales Verhalten (prosocial behavior):
Ein
Verhalten, das von der Gesellschaft als nützlich für
andere Menschen definiert wird. Das betreffende
Verhalten könnte aufgrund einer egoistischen oder
altruistischen Motivation erfolgen. Nicht darin eingeschlossen
ist ein Verhalten, das durch berufliche
Verpflichtungen motiviert ist.
Altruismus (altruism):
Verhalten, das ohne Erwartung
extrinsischer Belohnungen ausgeführt wird, um
anderen Menschen einen Nutzen zu bringen; wird
ausschließlich aufgrund empathischer Motivation
ausgeführt.
Empathische Anteilnahme (empathic concern):
Ein Gefühlszustand, der insbesondere aus den Emotionen
Mitgefühl, Wärme und Fürsorglichkeit für eine andere
Person besteht.
Modell des Abbaus negativer Stimmung (negativestate-relief model):
Hier wird argumentiert, dass
Menschen einen angeborenen Trieb haben, ihre eigenen
negativen Stimmungen abzubauen. Hilfeverhalten
kann die Stimmung heben – nach diesem Modell
helfen die Menschen somit aus egoistischen anstatt
aus altruistischen Gründen
Verantwortungsdiffusion (diffusion of responsibility):
Der Prozess, durch den die Verantwortung unter
der Gruppe der anwesenden Zuschauer aufgeteilt
wird. Je mehr Menschen in einer Notsituation
anwesend sind, desto stärker diffundiert die Verantwortung
zwischen ihnen; jeder einzelne individuelle
Zuschauer fühlt sich weniger verantwortlich, als wenn
er allein wäre.
Pluralistische Ignoranz (pluralistic ignorance):
Der Prozess, bei dem bei einem Notfall anwesende
Personen darauf achten, wie andere Anwesende auf
ein plötzliches und unerwartetes Ereignis reagieren.
Da niemand sofort reagiert, beobachtet jeder, dass
auch die anderen Zuschauer nicht reagieren und
interpretiert ihre Untätigkeit als Hinweis darauf, dass
das Ereignis nicht schwerwiegend ist und daher keine
Reaktion nötig ist.
Hemmung durch ein Publikum (audience inhibition):
Eine Erfahrung von Anwesenden in einer
Notsituation, deren Verhalten von anderen Anwesenden
beobachtet werden kann: In Notsituationen
befürchten die Betreffenden möglicherweise, dass sie
sich durch ihre eigenen Handlungen in der Reaktion
auf die Notsituation blamieren. Dies reduziert die
Wahrscheinlichkeit, dass sie eingreifen.
Zuschauereffekt (bystander effect):
Bezieht sich auf
das Phänomen, bei dem die Wahrscheinlichkeit dafür,
dass eine beliebige Person in einer Notsituation hilft,
in dem Maße abnimmt, wie die Anzahl der anderen
Anwesenden zunimmt.
Bewertungsangst (evaluation apprehension):
Eine
erlernte Reaktion auf die Anwesenheit anderer bei
der Ausführung einer Aufgabe; dabei erlebt der
Ausführende eine Erregung, wenn er Bewertung
durch andere erwartet. Kann zu sozialer Erleichterung
führen und auch Hilfeverhalten beeinflussen.
Selbstwirksamkeit (self-efficacy):
Überzeugung zur
eigenen Fähigkeit, bestimmte Handlungen ausführen
zu können, die zum Erreichen bestimmter Ziele erforderlich
sind (dass man z. B. fähig ist, eine Schlankheitskur
einzuhalten oder jemandem zu helfen).
Erregung: Kosten-Belohnungs-Modell (arousal: cost-reward model):
Legt nahe, dass es im Zuschauer
ein Gefühl der Erregung hervorruft, wenn er eine
Notsituation beobachtet. Diese Erregung, die fortlaufend
unangenehmer wird, kann durch den Zuschauer
abgebaut werden, wenn er auf eine Weise reagiert,
die die Kosten und Belohnungen dafür berücksichtigt,
dass er hilft oder nicht hilft.
Impulsives Hilfeverhalten (impulsive helping):
Unmittelbare, nicht durchdachte Form von Hilfeverhalten,
zu der anscheinend kein bewusster Entscheidungsprozess
gehört und bei der der Helfende seine
Aufmerksamkeit nicht auf die Anwesenheit anderer
Zuschauer richtet.
Modell der gemeinsamen Eigengruppenidentität (common ingroup identity model):
Hier wird versucht,
die gegenseitige Abwertung zwischen Gruppen
zu verringern, indem die Kategorisierung von
Eigengruppe versus Fremdgruppe in eine einzelne,
umfassendere Identität abgeändert wird. Das Modell
macht sich die Einflusskräfte der Eigengruppenbegünstigung
zunutze, um die Abwertung der Fremdgruppe
zu verringern und Hilfeverhalten zu fördern.
Freiwilligenarbeit (volunteerism):
Wenn Personen
bereitwillig Zeit und Mühe aufbieten, ohne eine
Belohnung dafür zu erwarten.
Prosoziale Persönlichkeit (prosocial personality):
Eine überdauernde Tendenz, an die Rechte und das
Wohl von anderen zu denken, Anteilnahme und
Empathie zu empfinden und so zu handeln, dass es
den anderen nützt.
Verwandtschaftskoeffizient (r) (coefficient of relatedness):
Der Verwandtschaftskoeffizient zwischen
zwei Individuen kann berechnet werden, wenn man
weiß, wie viele Schritte die Individuen von einem
gemeinsamen Vorfahren entfernt sind. Beispielsweise
sind die Verwandtschaftskoeffizienten zwischen
Kindern und Eltern bzw. Enkeln und Großeltern 0.5
bzw. 0.25.
Verwandtenselektion (kin selection):
Ist auch als
Theorie der Gesamtfitness bekannt und bezieht sich
auf die Annahme, dass unsere Entwicklung dazu
geführt hat, dass wir Menschen begünstigen, die
genetisch mit uns verwandt sind, und es wahrscheinlicher
ist, dass wir engen Verwandten (der Familie)
helfen als Fremden.
Anteil gemeinsamer Gene (proportion of shared
genes):
Bezieht sich auf die Menge des genetischen
Materials, das Menschen (und Tiere) gemeinsam
haben. Menschen haben einen nahezu identischen
Anteil gemeinsamer Gene mit irgendeinem zufällig
ausgewählten anderen Menschen.
Reziproker Altruismus (reciprocal altruism):
Eine
Theorie, die zur Klärung der Frage entwickelt wurde,
warum sich Beispiele für Altruismus gegenüber Fremden
finden lassen. Die Annahme lautet, dass sich die
Hilfe für Nichtverwandte entwickelt hat, weil/sofern
die Kosten dafür, dass man einem anderen hilft, durch
die Wahrscheinlichkeit aufgewogen werden, dass wir
dadurch wiederum einen Nutzen haben.
Öffentliche-Güter-Spiel (public goods game):
Man weist den Versuchsteilnehmern Spielmarken zu; dann
können sie (ohne Wissen der anderen) entscheiden,
wie viele sie behalten und wie viele sie in einen
gemeinsamen Topf geben wollen. Diejenigen, die
nichts zum gemeinsamen Topf beigetragen haben,
bezeichnet man als „Trittbrettfahrer“.
Starke Reziprozität (strong reciprocity):
Eine
Prädisposition von Menschen dafür, mit anderen
zusammenzuarbeiten und diejenigen zu bestrafen,
die abtrünnig werden, selbst wenn dieses Verhalten
nicht mit Eigeninteresse, einer Familienbeziehung im
weiteren Sinn oder reziprokem Altruismus gerechtfertigt
werden kann.
Warum untersuchen wir prosoziales Verhalten?
Die Untersuchung prosozialen Verhaltens ermöglicht es
Psychologen, grundlegende Fragen zur Natur des
Menschen zu erkunden. Dazu gehören die Fragen,
ob Menschen im Grunde genommen von Natur aus
egoistisch oder selbstlos sind – oder ob Menschen
am Ende gut oder schlecht sind.
Was ist prosoziales Verhalten?
Es wurden diverse
Begriffe verwendet, um den Forschungsgegenstand
im Bereich prosozialen Verhaltens zu definieren. Was
als prosozial betrachtet wird, ist kulturabhängig,
aber prosoziales Verhalten ist im Wesentlichen ein
Verhalten, das als vorteilhaft für andere Menschen
zu betrachten ist, jedoch nicht als Bestandteil einer
Verpflichtung ausgeführt wird.
Welche Arten von Phänomenen untersuchen Forscher
in diesem Gebiet?
Die Forschung auf diesem Gebiet
betrifft viele Arten von Verhalten, die sich von
kurzfristigem Hilfeverhalten in Notsituationen über
alltägliches Hilfeverhalten bis zu langfristigem,
wiederholtem Hilfeverhalten erstrecken, bei dem
sich der Helfende unter Umständen selbst einer
erheblichen Gefahr aussetzt.
Welche Rolle spielt der Altruismus?
Es gibt empirische
Befunde, die das Vorhandensein altruistisch motivierten
Hilfeverhaltens bestätigen. Die Forschung,
die sich mit der Empathie-Altruismus-Hypothese
beschäftigt, hat gezeigt, dass Gefühle der Empathie
zu einem Hilfeverhalten führen können, das darauf
zielt, das Wohl einer anderen Person zu verbessern.
Was bestimmt über Hilfeverhalten in Notsituationen?
Situationale Faktoren sind wichtige Einflussgrößen
für das Verhalten in Notsituationen. Die Arbeit von
Latané und Darley über den Zuschauereffekt hat
gezeigt, welchen Einfluss die Anwesenheit anderer
auf das Verhalten von Zuschauern in Notsituationen
hat; dabei konzentrierten sie sich vor allem darauf,
warum Menschen nicht helfen.
Welche Rolle spielt die Erregung in Notsituationen?
Die Forschung, die sich damit beschäftigt, warum
Menschen helfen, verweist darauf, dass in einer Notsituation
eine unangenehme Erregung hervorgerufen
wird und dass Menschen versuchen werden,
diese Erregung als Ergebnis von Überlegungen über
die Kosten und die Belohnungen des Helfens und
des Nichthelfens zu verringern.
Wie wird Hilfeverhalten durch Gruppenprozesse beeinflusst?
Über eine ganze Bandbreite verschiedener
Formen von Hilfeverhalten hinweg wurden
Gruppenprozesse als bedeutsam hervorgehoben.
Obwohl diese manchmal als etwas dargestellt wurden,
was einen negativen Einfluss auf Hilfeverhalten
hat, wurde in einer Reihe neuerer Forschungsarbeiten
betont, dass die psychologische Beziehung zu
anderen einen positiven Einfluss auf Hilfeverhalten
haben kann.
Welche Methoden werden bei der Forschung über Hilfeverhalten verwendet?
Um prosoziales Verhalten zu untersuchen, wurde eine breite Vielfalt von Methoden
eingesetzt. Obwohl die Verwendung von Laborsituationen
eine Reihe von Vorteilen hat, vermittelte
die Forschung mithilfe alternativer Methoden neue
Einsichten in die Faktoren, die einen Einfluss auf das
Zuschauerverhalten haben.
Gibt es Geschlechtsunterschiede beim Hilfeverhalten?
Obwohl es den Anschein hat, dass Männer vielleicht
mehr helfen als Frauen, kann dies das Ergebnis
der Arten von Hilfesituationen sein, die untersucht
wurden. Im Bereich von Hilfeverhalten in langfristigen
engen Beziehungen neigen Frauen stärker zu
Hilfeleistung.
Warum leisten Menschen Freiwilligenarbeit?
Die
Arbeiten zur Psychologie der Freiwilligenarbeit zeigten,
wie wichtig Identitätsprozesse für das Verhalten
von Freiwilligen sind.
Macht uns die Evolution egoistisch?
Die Forschung aus dem Bereich der Evolutionsbiologie deutet
darauf hin, dass Hilfeverhalten nicht gänzlich durch
Egoismus motiviert wird und dass Menschen egoistisches
Verhalten bei anderen bestrafen.
Was wissen wir über die Aktivierung des Gehirns und
Hilfeverhalten?
Die Forschung aus dem Bereich der
sozialen Neurowissenschaft hat dazu beigetragen,
dass wir einige der neuralen Korrelate für prosoziales
Verhalten genauer bestimmen können.
Ist Hilfeverhalten immer gut?
Hilfe ist nicht immer
positiv, sowohl aus der Sicht des Helfenden als
auch aus der des Empfängers von Hilfe. Die aktuelle
Forschung über das Empfangen von Hilfe beispielsweise
hat gezeigt, wie wichtig Machtbeziehungen
in Hilfesituationen sind.