M7 3418 FUH
Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik - Grundlagen psychologischer Diagnostik
Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik - Grundlagen psychologischer Diagnostik
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Cartes-fiches | 120 |
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Utilisateurs | 10 |
Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 26.10.2018 / 15.02.2022 |
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Kap. 1
Warum ist Psychologische Diagnostik (PD) wichtig?
- PD ist zentrale Methodenlehre der Angewandten Psychologie
- PD zieht sich durch alle Grundlagen- & Anwendungsfächer → kann auch als Querschnittsdisziplin verstanden werden
- PD produziert den "Input" für die Bearbeitung einer Fragestellung → Qualität und Gültigkeit der Antwort hängt entscheidend von Qualität und Gültigkeit des Inputs ab
- PD dient dadurch also der Verminderung von Leiden und der Verhinderung finanzieller Verluste
- PD zielt im Sinne der Positive Psychology Movements aber auch darauf ab, Ressourcen & Potentiale von Individuen/Gruppen aufzudecken
- von einem ausgebildeten Psychologen erwartet man diagnostische Kompetenz
Kap. 2 (SB)
Zusammenfassung verschiedener Definitionen von Psychologischer Diagnostik
- PD ist eine Methodenlehre im Dienste der Angewandten Psychologie
- Gegenstand: Sammlung & Verarbeitung von Daten mithilfe spezieller diagnostischer Verfahren; auch für die Grundlagendisziplinen (v.a. Differentielle Psychologie) wichtig
- grundlegende Fragestellungen: Beschreibung, Klassifikation, Vorhersage, Evaluation von Unterschieden zwischen & innerhalb von Personen im Hinblick auf psych. Zustände/Eigenschaften und deren Veränderungen & Bedingungen
- untersucht nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Gruppen, Organisationen, Situationen etc.
- bereitet Entscheidungen nach wissentschaftlichen Kriterien & ethischen Standards vor
- ist ein mehrphasiger Prozess: Klärung der Fragestellung, Auswahl von psychol.-diagn. Verfahren, Anwendung, Auswertung, Interpretation, Gutachtenerstellung, Interventions- bzw. Maßnahmenvorschlag
Kap. 2 (SB)
Enge Verbindung zwischen Diagnostik & Intervention
Begründungen:
- erweiterter Interventionsbegriff: Intervention schließt jede Maßnahme ein, die für den Probanden eine Wirkung nach sich zieht
- Übergänge zwischen Diagnostik und Intervention sind fließend: schon durch eine diagnostische Maßnahme (Verhaltenstagebuch Rauchen) kann es zu einer Verhaltensänderung kommen (so ausführlich drüber nachgedacht, dass man dann doch keine Zigarette raucht)
Kap. 2 (SB)
Arten/Strategien der Diagnostik
Selektionsdiagnostik vs. Modifikationsdiagnostik
1. Selektionsdiagnostik:
- zielt darauf ab, geeignete Personen oder Bedingungen auszuwählen
- Personenselektion: geeignete Personen für bestimmte Anforderungen finden
- Bedingungsselektion: geeignete Bedingungen für eine bestimmte Person finden
- basiert hauptsächlich auf dem Eigenschaftsmodell
2. Modifikationsdiagnostik:
- klinisch-psychologisch
- Verhaltensmodifikation: welche Erlebens- & Verhaltensweisen einer Person sollen verändert werden, damit ein Problemverhalten reduziert werden kann
- Bedingungsmodifikation: welche externen Bedingungen müssen verändert werden, damit ein Problemverhalten reduziert werden kann
- basiert hauptsächlich auf verhaltensdiagnostischen Prinzipien
Kap. 2 (SB)
Arten/Strategien der Diagnostik
Eigenschaftsmodell vs. Verhaltensdiagnostik
1. Eigenschaftsmodell:
- Personen können auf bestimmten Dimensionen miteinander verglichen werden
- individuelle Ausprägungen werden mit einer Normstichprobe in Beziehung gesetzt
- Eigenschaften sind zeitlich relativ stabil und transsituativ konstistent
2. Verhaltensdiagnostik:
- Verhalten ist erlernt, variiert von Situation zu Situation und lässt sich prinzipiell verändern
- zentrale diagnostische Frage: welche situativen Bedingungen lösen ein Verhalten auf und erhalten es aufrecht?
Kap 2 (SB)
4 Dimensionen und Zielsetzungen der Diagnostik
1. Status- vs. Prozessdiagnostik
- Statusdiagnostik: Erfassung des Ist-Zustandes; Messung mehrerer Eigenschaftsausprägungen, die eine Vorhersage zukünftiger Erlebens- & Verhaltensweisen ermöglichen
- Prozessdiagnostik: Erhebung von Veränderungen interessierender Verhaltensweisen im Zeitverlauf; Verhalten muss zu mehreren Zeitpunkten registriert werden
Kap 2 (SB)
4 Dimensionen und Zielsetzungen der Diagnostik
2. Norm- vs. Kriteriumsorientierung
- Normorientierung: Eigenschaftsmodell; Vergleich des Untersuchungsergebnisses mit einer Normstichprobe
- Kriteriumsorientierung: Verhaltensdiagnostik; Kriterium = vorgegebenes Erlebens- oder Verhaltensziel
Kap 2 (SB)
4 Dimensionen und Zielsetzungen der Diagnostik
3. Testen vs. Inventarisieren
- Testen: Eigenschaftsmodell; aus der Grundgesamtheit des Erlebens- & Verhaltensrepertoires wird eine Stichprobe gezogen
- Inventarisieren: Verhaltensdiagnostik; möglichst vollständige Sammlung des gesamten für eine Fragestellung wichtigen Verhaltensrepertoires und der damit verbundenen auslösenden & aufrechterhaltenden Bedingungen
Kap 2 (SB)
4 Dimensionen und Zielsetzungen der Diagnostik
4. Diagnostik als Messung vs. Diagnostik als Information für und über Behandlung
- als Messung: Eigenschaftsmodell; Ziel ist eine möglichst genaue und valide Abschätzung der Ausprägung eines Persönlichkeitsmerkmals
- als Information: Verhaltensdiagnostik; Ziel ist die Erfassung von Informationen, die helfen sollen eine bestimmte Interventionsmaßnahme auszuwählen und/oder deren Effektivität zu bestimmen
Kap. 2 (PL)
Gegenstand der Diagnostik
- Interindividuelle Unterschiede im Verhalten & Erleben von Menschen sowie intraindividuelle Merkmale & Veränderungen unter Beachtung der situativen Gegebenheiten
- Informationen, die für das Verständnis menschlichen Verhaltens & Erlebens bedeutsamsind
- Psychische Merkmale von einem oder mehreren Menschen
Kap 2 (PL)
Aufgabe der Diagnostik
- Merkmale & Veränderungen so erfassen, dass präzise Vorherhersagen über künftiges Erleben & Verhalten sowie deren Veränderungen möglich werden (durch Zuhilfenahme besonderer Verfahren, die Erhebung von Differenzen von Merkmalsträgern, u.a.)
- Regelgeleitete Sammlung und Verarbeitung von gezielt erhobenen Informationen
- Psychologisches Wissen und psychologische Techniken bereitstellen, die dazu beitragen, praktische Probleme zu lösen
Kap. 2 (PL)
Vorgehen beim Diagnostizieren
- Fragestellungen eines Auftraggebers bearbeiten:
- Beschreibung & Klassifikation
- Erklärung
- Vorhersage
- Evaluation
von Zuständen oder Verläufen
- Klärung der Fragestellung
- Auswahl, Anwendung und Auswertung von Verfahren
- Interpretation und Gutachtenerstellung
- Festsetzen der Intervention (des Maßnahmenvorschlags)
- Entscheidung treffen
- die Prinzipien der Entscheidungsfindung müssen wissenschaftlichen Kriterien entsprechen
Kap. 2 (PL)
Abgrenzung
- Testen: ist eine Methode der Datenerhebung (psychische Diagnostik verwendet auch andere)
- Medizinische Diagnostik: körperliche Merkmale im Fokus, Diagnostik psychischer Störungen stellt einen Überlappungsbereich dar (medizinische & psychologische Diagnostik befassen sich damit)
- Evaluation: Maßnahmen werden evaluiert, unter Umständen braucht man dafür keine psychologisch-diagnostischen Verfahren; Diagnostik als Mittel zum Zweck der Evaluation
Kap. 2 (PL)
Diagnostische Fragestellungen in der Praxis
1) Klinische Psychologie
Diagnostik: Psych. Störungen diagnostizieren; therapiebegleitete Diagnostik
Verfahren:
- bei Störung: nähere qualitative Bestimmung durch kategoriale Diagnostik (Infos über Symptome gewinnen, mithilfe gebräuchlicher Kategoriensysteme einordnen: ICD-10, DSM-5)
- nach Diagnostik: Therapie und quantitative Beschreibung der Schwere der Störung (Bestimmung mithilfe von Fragebögen, Fremdbeurteilungsverfahren, Verhaltensbeobachtung; Evaluation von Verlauf & Erfolg der Therapie)
Kap. 2 (PL)
Diagnostische Fragestellungen in der Praxis
2) Gesundheitspsychologie
Diagnostik: Stress- & Krankheitsbewältigung erfassen, Prävention
Verfahren:
- Fragebögen zum Gesundheitsverhalten, zur Stress- und Krankheitsbewältigung
- Diagnostische Interviews
- Verhaltensbeobachtung und -beurteilung
Kap. 2 (PL)
Diagnostische Fragestellungen in der Praxis
3) Pädagogische Psychologie
Diagnostik: Leistungsstand und Fähigkeiten messen, Teilleistungsstörungen und Verhaltensprobleme erkennen, Schullaufbahnberatung und Hochbegabungsdiagnostik
Verfahren:
- Leistungstests (z.B. Intelligenztests, Hochbegabungsdiagnostik)
- Schulreifetests vor der Einschulung
- Intelligenz- und Konzentrationstests bei Leistungsproblemen
- Schulleistungstests (Leistungsstand in einem bestimmten Schulfach zum objektiven Vergleich der Schüler)
- Fragebögen, diagnostische Interviews und Verhaltensbeobachtung (bei Teilleistungsstörungen oder Verhaltensproblemen; um Förderung durch die Eltern, Interessen oder Schulangst herauszufinden)
Kap. 2 (PL)
Diagnostische Fragestellungen in der Praxis
4) Arbeits- und Organisationspsychologie
Diagnostik: Beratung von Jugendlichen bei der Berufswahl, Personalauswahl, Potenzialanalyse
Verfahren:
- Beratung von Jugendlichen (Fragebögen zur Erfassung von berufsrelevanten Interessen, Persönlichkeitsmerkmalen, in Einzelfällen Erfassung psychischer Störungen; Intelligenz- und Leistungstests)
- Personalauswahl (Intelligenz- und Leistungstests zur Azubi-Auswahl; diagnostische Interviews)
- Potenzialanalyse (Verhaltensbeobachtung bei Arbeitsprobe / im Assessmentcenter)
Kap. 2 (PL)
Diagnostische Fragestellungen in der Praxis
5) Forensische Psychologie
Diagnostik: Glaubwürdigkeit von Zeugen, Schuldfähigkeit von Tätern, beste Regelung für das Kind nach Scheidung, Rückfallprognosen bei Straftätern
Verfahren:
- Zeugen: Leistungstests (Intelligenztests etc.), Diagnostische Interviews (Aussagen inhaltsanalytisch auf Echtheit analysieren, Motivation für Falschaussagen erkunden)
- Täter: psychische Störungen diagnostizieren, Gründe für Schuldunfähigkeit (krankhafte seelische Störung, tiefgreifende Bewusstseinsstörung, Schwachsinn → Intelligenztest)
- Sorgerecht: Diagnostische Interviews (Bindung zu einem Elternteil)
- Rückfallprognosen: Biografische Merkmale & Rückfallhäufigkeiten, Aktenanalysen, Checklisten zu Risikofaktoren
Kap. 2 (PL)
Diagnostische Fragestellungen in der Praxis
6) Verkehrspsychologie
Diagnostik: Fahreignung nach Entzug der Fahrerlaubnis, Fahreignung von Bus- und Taxifahrern
Verfahren:
- Entzug der Fahrerlaubnis: medizinisch-psychologisches Gutachten durch ein diagnostisches Interview
- Bus/Taxi: Leistungstests zur Messung der Konzentrations- / Reaktionsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Belastbarkeit und Orientierung
Kap 2 (PL)
Wissensaustausch mit anderen Fachgebieten am Beispiel Intelligenz
- Diagnostik entwickelt Tests zur Messung von Intelligenz → Voraussetzung: Grundlagenwissen über Intelligenz
- Feststellung von Intelligenz ist oft relevant für angewandte und Grundlagenforschung (profitieren von der Diagnostik, weil die meisten Forschungsergebnisse ohne gute Tests nicht zustande gekommen wären)
⇒ die Psychologische Diagnostik ist mit vielen anderen psychologischen Teildisziplinen fest verbunden
Kap. 2 (PL)
Bedeutung von Erkenntnissen aus verschiedenen Fachgebieten für die Diagnostik
1) Differentielle Psychologie
- Konstrukt: Persönlichkeitsmerkmale
- Theorie/Modell/Forschungsergebnis: Big Five Modell der Persönlichkeit
- Relevanz für Diagnostik: Strukturmodell als Grundlage für Fragebogenentwicklungen; Big Five-Verfahren gut als Kriterium zur Validierung von Persönlichkeitsfragebögen geeignet
Kap. 2 (PL)
Bedeutung von Erkenntnissen aus verschiedenen Fachgebieten für die Diagnostik
2) Entwicklungspsychologie
- Konstrukt: Denken
- Theorie/Modell/Forschungsergebnis: Piagets Stufenmodell der Denkentwicklung
- Relevanz für Diagnostik: kann als Grundlage für Entwicklungstests zum Denken verwendet werden
Kap. 2 (PL)
Bedeutung von Erkenntnissen aus verschiedenen Fachgebieten für die Diagnostik
3) Sozialpsychologie
- Konstrukt: Soziale Erwünschtheit
- Theorie/Modell/Forschungsergebnis: Unterscheidung "self-and-other-deception"
- Relevanz für Diagnostik: Sollte bei der Entwicklung von Kontrollskalen in Fragebögen beachtet werden
Kap. 2 (PL)
Bedeutung von Erkenntnissen aus verschiedenen Fachgebieten für die Diagnostik
4) Biologische Psychologie
- Konstrukt: Stress
- Theorie/Modell/Forschungsergebnis: Kardiovaskuläre Regulationsmechanismen
- Relevanz für Diagnostik: Validierung von Stressfragebögen an psychophysiologischen Maßen
Kap. 2 (PL)
Bedeutung von Erkenntnissen aus verschiedenen Fachgebieten für die Diagnostik
5) Methodenlehre
- Konstrukt: Korrelation
- Theorie/Modell/Forschungsergebnis: Unterschiedliche Korrelationskoeffizienten je nach Skalenniveau
- Relevanz für die Diagnostik: Korrelation wurd durch Varianzeinschränkung und unterschiedliche Verteilungsformen gemindert - relevant für die Beurteilung von Validitätskoeffizienten
Kap. 2 (PL)
Eigenschaften als Erklärung für Verhalten
Traits
Eigenschaften (traits) werden aufgefasst als "relativ breite und zeitlich stabile Dispositionen zu bestimmten Verhaltensweisen, die konsistent in verschiedenen Situationen auftreten" (Stemmler et al.)
Kap. 2 (PL)
Der beste Weg zur Verhaltensvorhersage
- Eigenschaften mit geeigneten diagnostischen Verfahren genau erfassen (Annahme: die Person verhält sich auch in anderen Situationen gemäß ihrer Eigenschaftsausprägung; situative Einflüsse gibt es zwar, aber sie sind weniger wichtig bei der Verhaltenserklärung)
- Die zur Messung herangezogenen Verhaltensweisen müssen repräsentativ für die interessierende Eigenschaft sein
- Die Ausprägung einer Eingenschaft wird durch einen Vergleich mit anderen Menschen festgestellt → Normen
Kap. 2 (PL)
Eigenschaften als Erklärung für Verhalten
states
- Zustände (states) sind Verhaltensweisen, die zeitlich nicht stabil und situationsabhängig sind
- Typische Beispiele: Emotionen, mentale Zustände (Müdigkeit, Wachheit, Konzentration), Erregungszustände
- werden vom Eigenschaftsmodell explizit ausgeschlossen
- können für bestimmte Fragestellungen diagnostisch relevant sein
- Messung durch Fragebögen zum emotionalen Befinden
Kap. 2 (PL)
Situationsspezifisches Verhalten
- Eigenschaften sind oft so breit definiert, dass sie eine zu geringe Vorhersagekraft von Verhalten in konkreten Situationen haben
- stattdessen sind situationsspezifische Verhaltensdispositionen zu fordern
- die höchsten Zusammenhänge zwischen einem Prädiktor und einem Kriterium sind zu erwarten, wenn beide ähnlich spezifisch bzw. generell sind
⇒ für die Vorhersage von situationsspezifischem Verhalten ist ein spezifisches Instrument besser als ein globales
Kap. 2 (PL)
Eigenschaftsmodell
- geht davon aus, dass Personen auf bestimmten Dimensionen verglichen werden können (Intelligenz, soziale Kompetenz, Gewissenhaftigkeit,...)
- Individuelle Ausprägungen einer Eigenschaft weren mit einer Normstichprobe in Beziehung gesetzt → es kann abgeschätzt werden, ob die Person unter-/über-/durchschnittliche Werte auf der Dimension aufweist
- aufgrund der relativen zeitlichen Stabilität und transsituativen Konsistenz von Eigenschaften sind Prognosen möglich
Kap. 2 (PL)
Verhaltenstheoretischer vs. Eigenschaftsorientierter Ansatz
Verhaltenstheoretisch:
- Verhalten als Beispiel/Stichprobe ("sample") ähnlicher Verhaltensweisen, Eigenschaften nicht nötig
- Gütekriterien der Reliabilität von großer Bedeutung
- es genügt, das Verhalten genau zu messen
Eigenschaftsorientiert:
- Verhalten als Indikatoren/Anzeichen ("signs") für dahinterliegende Eigenschaften
- verlangt eine Klärung der Validität
- genaues Messen reicht nicht aus
Kap. 2 (PL)
Behaviorismus und Verhaltenstheorie
- eng verbunden: alles was nicht der direkten Beobachtung zugänglich ist, soll nicht Gegenstand der Forschung sein
- → geistige Prozesse & Gefühle wurden ausgeschlossen; unbeobachtbare Konstrukte (also auch Persönlichkeitseigenschaften) wurden als nutzlos angesehen
- Aufschwung der Verhaltenstheorie Ende 60er/Anfang 70er Jahre (Gründung einer eigenen Zeitschrift 1978)
- anfangs nur Messung von gut beobachtbaren motorischen Reaktionen, später (kogniitve Ansätze) auch Gedanken und Gefühle, dann weniger präzise messbare Bedingungen von Verhalten (familiäre, schulische Einflüsse, Arbeitsplatzbedingungen)
- Interesse an Beobachtungsmethoden ging zurück (hin zu Selbstberichten als Methode)
- Blütezeit der Verhaltenstheorie ist vorbei, heute auch Methoden wie Selbstbeobachtung, Beurteilungsskalen, Fragebögen, Tagebücher, Protokolle, verhaltensbezogene Interviews
Kap. 2 (PL)
Fear Survey Schedule (FSS)
klassisches Beispiel für ein Verfahren, das ganz der verhaltenstheoretischen Tradition verpflichet ist:
"Die Stichworte in diesem Fragebogen beziehen sich auf Dinge & Erfahrungen, die Angst oder unangenehme Gefühle hervorrufen können. Machen Sie bitte für alle Stichworte jeweils an der Stelle der Punkteskala ein Kreuz, die am besten den Grad Ihrer zurzeiit bestehenden Angst beschreibt"
Kap. 2 (PL)
Funktionale Verhaltensanalyse, S-O-R-K-C-Verhaltensgleichung
- funktionale Verhaltensanalyse ist wichtigstes Instrument der Verhaltenstheoretiker zur Erklärung von Problemverhalten
- wird mit der S-O-R-K-C-Verhaltensgleichung zu erklären versucht
- S: Stimulus (Reiz, der auf die Person einwirkt; Mitschüler hänselt Kind)
- O: Organismus (körperliche und psychische Merkmale einer Person; Kind ist körperlich unterlegen, geringes Selbstvertrauen)
- R: Reaktion (das zu erklärende Problemverhalten; Kind zieht sich von anderen Kindern zurück)
- K: Kontingenz (Regelmäßigkeit, mit der die Konsequenzen eintreten; gelegentlich)
- C: Konsequenz (Reaktion auf das Problemverhalten, positive oder negative Verstärkung; Mutter "tröstet" das Kind mit starker Zuwendung und Süßigkeiten)
Kap. 2 (PL)
Bedeutung von Situationen und Eigenschaften
(Verhaltenstheoretischer und eigenschaftsorientierter Ansatz ergänzen sich, Interaktionistische Betrachtung)
- Verhalten wird durch Situationen beeinflusst
- ein Mensch kann sich aber auch in ein und derselben Situation unterschiedlich verhalten → erklärt durch Persönlichkeitseigenschaften
- Interaktionistische Betrachtung (Endler & Magnusson): Situation und Persönlichkeitseigenschaften bestimmen das Verhalten gemeinsam
⇒ der Interaktionismus hat sich auf Dauer nicht durchgesetzt: Verhalten wird durch 2 Faktoren beeinflusst (SItuation & Eigenschaft), der Interaktionismus betont die Interaktion beider Faktoren, ignoriert aber die Haupteffekte (manchmal ist der pure Einfluss der Situation übermächtig, manchmal geht von der Situation kaum ein Einfluss aus, und fast alle Variation im Verhalten ist auf Eigenschaften zurückzuführen)
Kap. 2 (PL)
Ziele der psychologischen Diagnostik
Beantwortung von vorgegebenen Fragestellungen
Fragestellungen können nach Inhaltsbereichen, aber auch nach abstrakten Zielen (die unabhängig von den inhaltlichen Themen verfolgt werden) unterteilt werden
Kap. 2 (PL)
(Kap. 1.5.1 nochmal Überschrift suchen!!)
- Statusdiagnostik
- Klassifikation
- Erklären
- Vorhersagen
Kap. 2 (PL)
Statusdiagnostik
Beschreibung eines momentanen Zustandes, egal ob sich die Beschreibung auf Eigenschaften oder Verhalten bezieht; häufig ergänzen sich beide Arten der Beschreibung
Kap. 2 (PL)
Klassifikation
- Spezialfall der Beschreibung
- Klassifikationssysteme dienen dazu, psychische Störungen anhand von Symptomen zu diagnostizieren
- setzt immer genau definierte und voneinander abgegrenzte Klassen voraus → DSM-V und ICD-10 erfüllen die Voraussetzung
- Klassifikation in anderen Bereichen: z.B. Einteilung von Bewerbern nach Eignungsuntersuchung in ungeeignet/bedingt geeignet/geeignet
- künstliche Klassen: von Menschen für diagnostische Zwecke gebildet (u.a. auch die Klassifikationssysteme)
- natürliche Klassen: z.B. Geschlecht, Beruf, Schulart
Kap. 2 (PL)
Erklären
- Erklärende Ursache geht einem zu erklärendem Phänomen voran
- bei einigen psychischen Störungen wir per Definition angenommen, dass ein früheres Ereignis zu den aktuell vorhandenen Störungen geführt hat (z.B. PTBS)
- Diagnostik, die zum Zweck der Erklärung durchgeführt wird, bezieht sich daher stark auf die Vorgeschichte → geeignete Erhebungsinstrumente: diagnostisches Interview, Analyse von vorhandenen Akten
- oft bestehen die Ursachen fort und die Diagnostik kann sich auf die Gegenwart beziehen (z.B. nach Bedingungen suchen, die ein Fehlverhalten aufrechterhalten)
- Eigenschaftsdiagnostik kann auch Erklärungen beisteuern, weil Eigenschaften relativ stabil sind
- Erklärungen sind mehr oder weniger plausibel: Beiweise, dass ein Ereignis tatsächlich die Ursache für ein Problemverhalten ist, können nur durch experimentelle Variation von Bedingungen erbracht werden