M7 3416 FUH
Einführung in die Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung
Einführung in die Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung
Kartei Details
Karten | 148 |
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Lernende | 19 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 17.10.2018 / 15.02.2022 |
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Kap. 3
Reiz-Reaktions-Verknüpfungen und Gewohnheitsstärke
- Gewohnheit = Habit = SHR = erlernte Verknüpfung zwischen einem Reiz und einer Reaktion ⇒ Reiz und Reaktion sind durch die Stärke der Gewohnheit miteinander verbunden
- Reiz = S (stimulus); Reaktion = R
- Gewohnheiten und ihre Stärke bilden sich durch die individuelle Lerngeschichte bzw. Erfahrung aus
- erworbene Reiz-Reaktions-Verknüpfungen (Gewohnheiten) sind hierarchisch angeordnet (also wie angeborene Rezeptor-Effektor-Verbindungen) = Habit-/Gewohnheitshierarchie (ist bei jedem hoch individuell)
Kap. 3
Was entscheidet über die Höhe der Gewohnheitsstärke?
- zeitliche Nähe (Kontiguität) von Reiz & Reaktion
- Ausmaß der Verstärkungen
- Anzahl der verstärkten Durchgänge während der Übungsphase
Kap. 3
Reaktionspotenzial
- bestimmt, ob und auf welche Art ein Organismus reagiert
- = Produkt aus Gewohnheitsstärke und Trieb SER = SHR x D
- beides muss größer als 0 sein, sonst keine Reaktion
- Zusammenhang: Triebenergie entscheiden ob und wie stark reagiert wird, nondirektional; Gewohnheitsstärke gibt die Richtung des Verhaltens vor (was für eine Reaktion wird gezeigt)
Kap. 3
Reaktive Hemmung (Reaktionspotenzial)
- IR
- jede Ausführung einer Reaktion löst Ermüdung aus
- je häufiger die Reaktion ausgeführt wird, desto stärker ist das Ruhebedürfnis
- ⇒ IR ist ein Bedürfnis, dessen Befriedigung als primäre Verstärkung erlebt wird
Kap. 3
Konditionierte Hemmung (Reaktionspotenzial)
- SIR
- das Individuum erfährt aufgrund reaktiver Hemmung eine zusätzliche Verstärkung für sein Nichtreagieren
- reaktive & konditionierte Hemmung addieren sich zur Gesamthemmung İ = IR + SIR
- das aktuell zur Auslösung einer Reaktion zur Verfügung stehende effektive Reaktionspotenzial (SĒR) besteht aus der Differenz des Reaktionspotenzials und der Gesammthemmung SĒR = SER - İ
⇒Die Reaktion erfolgt nur, wenn İ kleiner ist als SER
⇒die letzte Gleichung erklärt, warum nach mehrmaliger Reaktionsausführung eine weitere Reaktion ausbleibt, auch wenn das primäre Bedürfnis nicht befriedigt wurde
Spontanerholung = wenn die Reaktionsausführung länger ausbleibt, baut sich die Müdigkeit/Hemmungspotenzial ab und SĒR nimmt wieder einen positiven Wert an → Wiederauftreten der vermeintlich gelöschten Reaktion
Kap. 3
Allgemeines zu Skinner
- operantes Konditionieren
- Grundsätze des klassichen Konditionierens haben nur für einen kleinen Teil der Lernsituationen Gültigkeit
- operante Reaktionsmuster sind Verhaltensweisen, mit denen ein Mensch/Tier in seiner Umwelt operiert (Geschirrspülen. Schreiben,...)
Kap. 3
Beeinflussung der Auftretenswahrscheinlichkeit operanter Reaktionsmuster
Das Auftreten operanter Reaktionsmuster ist von Konsequenzen abhängig und weniger von Reizen
4 mögliche Konsequenzen:
- Positive Verstärkung (jede Art von Belohnung): materielle, soziale, Handlungsverstärker wirken bei jedem unterschiedlich; generalisierte Verstärker machen verschiedenste Arten von Verstärkern verfügbar (GELD)
- Negative Verstärkung: beendet einen aversiven Zustand
- Bestrafung (aversive Konsequenz): bewirkt die Abnahme der Auftretenswahrscheinlichkeit
- Extinktion/Löschung: Verhalten tritt nicht mehr auf, weil es über einen längeren Zeitraum nicht mehr verstärkt wurde
Kap. 3
Verstärkungspläne
Es gibt
- kontinuierliche Verstärkung (Handlung wird bei jeder Ausführung verstärkt → schnelles Erlernen, gering Löschresistnz)
- intermittierende Verstärkung (nicht jedes Mal verstärkt): Intervall- und Quotenverstärkung
Aus persönlichkeitspsychologischer Sicht ist interessant zu wissen, unter welchen (Verstärkungs-)Bedingungen sich bestimmte Persönlichkeitsmerkmale herausgebildet haben → z.B. Rückschlüsse über Löschungsresistenz/Stabilität
Kap. 3
feste/variable Intervall- & Quotenverstärkung
- feste Intervallverstärkung: jew. die erste erwünschte Reaktion, die nach einem zuvor festgelegten Intervall auftritt, wird verstärkt
- variable Intervallverstärkung: im Durchschnitt wird eine erwünschte Reaktion z.B. alle 5 Min. verstärkt; die einzelnen Intervalle können aber länger/kürzer sein
- feste Quotenverstärkung: jew. die erste erwünschte Reaktion, die nach einer zuvor festgelegten Anzahl des Auftretens erfolgt, wird verstärkt
- variable Quotenverstärkung: im Durchschnitt erfolgt eine Verstärkung z.B. nach zehnmaligem Auftreten der Reaktion; im Einzelfall kann die Verstärkung aber auch früher/später erfolgen
Kap. 3
Reaktionsgeneralisierung
- die Stärkung eines operanten Reaktionsmusters führt zu einer Stärkung oder Festigung anderer operanter Reaktionsmuster
- Beispiel: Übung in bestimmten Bereichen der manuellen Geschicklichkeit bewirkt auch eine verbesserte Leistung in anderen Bereichen
Kap. 3
Reaktionsdiskrimination
- Gegenteil der Reaktionsgeneralisierung
- ein bestimmtes Element in einer Verhaltenskette wird besonders hervorgehoben
- Beispiel: Blickkontakt im Vortag soll aufrechterhalten werden; statt glober Verstärkung (Lob für den gesamten Vortrag) wird nur verstärkt, wenn der Redner den geforderten Blickkontakt aufgebaut hat
Kap. 3
Reizkontrolle
- ein diskriminativer Reiz informiert darüber, ob eine bestimmte Verhaltensweise eher zu positiven oder negativen Konsequenzen führt
- das operante Reaktionsmuster unterliegt dann zusätzlich einer sog. Reizkontrolle
- Beispiel: eine Frau will ihrem Mann von ihrem erfolgreichen Tag erzählen, wartet aber erst ab ob er vielleicht gestresst ist und Ruhe möchte
Kap. 3
Welche Vorgehensweisen gibt es beim erlernen komplexer Verhaltensweisen?
Verhaltensformung (Shaping), Verhaltensverkettung (chaining)
Kap. 3
Verhaltensformung (shaping)
- zunächst werden einzelne (Teil-)Reaktionen verstärkt, die in irgendeiner Beziehung zum angestrebten Endverhalten stehen
- dann werden nur noch Reaktionen verstärkt, wenn sie in der richtigen Reihenfolge gezeigt werden etc.
- ⇒systematische Verstärkung der schrittweisen Annäherung an das Zielverhalten
- Skinner geht davon aus, das z.B. sprechen und schreiben so erlernt wird
Kap. 3
Verhaltensverkettung (chaining)
- komplexes Verhalten wird in kleinere (Teil-)Reaktionen untergliedert
- das angestrebte Zielverhalten wird systematisch aufgebaut (nicht zufällig wie beim shaping): zum Beispiel wird erst der letzte Schritt geübt und verstärkt, dann der vorletzte und der letzte gemeinsam, der vorvorletzte...
- Beispiel: Kind lernt, Suppe mit dem Löffel zu essen
Kap. 3
Bewertung
- + naturwissenschaftliche, experimentelle Ausrichtung
- + Betonung situativer und umweltbezogener Einflussfaktoren auf das menschliche Verhalten
- - starkt vereinfachendes Menschenbild, das der Komplexität des menschlichen Verhaltens nicht gerecht wird
- - Vernachlässigung kognitiver Prozesse
- - kein Raum für biologische Einflussfaktoren → abiologische Sichtweise auf Persönlichkeit
- - gehen nicht von fester Persönlichkeitsstrukur aus: ändert sich die Umwelt, ändert sich auf das Verhalten (und nur beobachtbares Verhalten ist relevant)
Kap. 4
Rotters Annahmen zu Persönlichkeit
- Persönlichkeit stellt eine Wechselwirkung zwischen dem Individuum und seiner bedeutsamen Umwelt dar
- Persönlichkeit ist ein relativ stabiles Gefüge der individuellen Möglichkeiten, in einer bestimmten sozialen Situation zu reagieren
- ständig neue Erfahrungen, daher fortwährende Veränderung der Persönlichkeit; trotzdem besteht eine gewisse Stabilität, weil neue Erfahrungen durch frühere beeinflusst werden
Kap. 4
Verhaltenspotential (behavior potential)
- Verhalten ist beobachtbare + nicht beobachtbare Verhaltensweisen
- Verhaltenspotential VP ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmtes Verhalten in einer gegebenen Situation mit der Aussicht auf eine Verstärkung auftritt; hängt ab von E & VW
- VP = f(E & VW)
- E: Erwartung/expectancy: die vom Individuum vermutete Wahrscheinlichkeit, dass eine bestimmte Verhaltensweise zu einer bestimmten Verstärkung führt; hängt ab von früheren Erfahrungen; rein subjektive Erwartung; kann sehr stark von der objektiven Auftretenswahrscheinlichkeit abweichen
- VW: Verstärkungswert/reinforcement value: Grad der Präferenz, den ein bestimmter Versärker für eine Person besitzt; subjektive Einschätzung
Kap. 4
Verhaltenspotential vs. Reaktionspotential (Hull)
- Reaktionspotential: multiplikative Verknüpfung von Trieb- & Gewohnheitsstärke
- Verhaltenspotential: keine strenge Annahme über die Art der Verknüpfung (&-Zeichen), gemeinsamer Effekt von Erwartung und Verstärkungswert
Kap. 4
"Psychologische Situation"
- der subjektive, erworbene Bedeutungsgehalt, den ein Umweltreiz oder eine bestimmte soziale Situation für das Individuum besitzt, ist entscheidend/bestimmt das Verhalten
- "psychologische Situation" = komplexes Muster von sich gegenseitig beeinflussenden Hinweisreizen, die auf ein Individuum einwirken und jeweils zu hoch individuellen Erwartungen führen
- zur Verhaltensvorhersage müssen sowohl die (Persönlichkeits-)Merkmale als auch die bedeutungshaltigen Hinweisreize der Situation mit einbezogen werden (in der Psychoanalyse & im Behaviorismus wurde jeweils nur einer der beiden Aspekte betrachtet)
- sowohl Personen- als auch Situationsvariablen sind durch vorangegangene individuelle Lernprozesse beeinflusst
Kap. 4 Internale vs. externale Kontrollüberzeugungen
Spezifisch vs. generalisiert
Individuelle Erwartungen sind entweder spezifisch oder generalisiert
- spezifische Konstrukte: konkret, auf engen Anwendungsbereich bezogen; relativ genaue Vorhersage, die aber nur für ganz bestimmte Situationen Gültigkeit haben; Vorerfahrung & Informationen über die Situation nötig
- generelle Konstrukte: abstrakt, breiterer Anwendungsbereich; erlauben Vorhersagen für viele verschiedenartige Situationen; erfordern sehr viel weniger Informationen; die Vorhersagen sind weniger genau
Kap. 4
Internale vs. externale Kontrollüberzeugung (locus of control)
sind generalisierte Erwartungen
- internal: Erwartung eines Individuums, dass es auf die Konsequenzen seines Handelns Einfluss nehmen kann
- external: Erwartung, dass das Erlagen einer bestimmten Verstärkung/das Eintreffen einer Verhaltenskonsequenz außerhalb der eigenen Einflussmöglichkeiten liegt
- Messung z.B. mit IPC-Fragebogen (I-Skala: Internalität; P-Skala: potency, Person sieht sich bei hohem Wert als machtlos und von anderen abhängig an; C-Skala: chance, Eintreten einer bestimmten Verhaltenskonsequenz hängt von Schicksal, Pech, Glück oder Zufall ab)
Kap. 4 Internale vs. externale Kontrollüberzeugungen
Bedingungen der Kontrollüberzeugungen (Erziehung, Herkunft)
- positiver Zusammenhang zwischen stark kontrollierendem Erziehungsstil & hoher externaler Kontrollüberzeugung beim Kind
- unterstützender/positiver Erziehungsstil ist positiv mit internaler & negativ mit externaler Kontrollüberzeugung korreliert
- höhere soziale Schicht → stärkere internale Kontrollüberzeugung
- allgemein: internale Überzeugung ist besser, aber auch externale kann hilfreich sein (Selbstbild aufrecht erhalten, wenn gerade alles schief läuft: "es liegt nicht an mir")
Kap. 4
Albert Bandura allgemein
kognitive (→ Person) und soziale (→ Umwelt) Einflussfaktoren auf Lernprozesse sowie auf die Produktion und Regulation von Verhalten stehen im Mittelpunkt
Kap. 4
Lernen am Modell
→ Lernen durch Beobachtung von Modellen
4 Teilprozesse:
- Aufmerksamkeit: beeinflusst durch Merkmale des Geschehens und des Beobachters
- Speicherung: Beeinflusst durch die Art & Weise wie Informationen gespeichert werden, wie häufig sie abgerufen werden und durch kognitive Fähigkeiten des Beobachters
- Produktion: beeinflusst durch mentale Repräsentationen des Verhaltensablaufs, durch Korrekturen infolge von Feedbacks und durch relevante physisch-motorische Fähigkeiten des Beobachters
- Motivation: führt zur Umsetzung von gelerntem Verhalten; beeinflusst durch äußere Anreize, stellvertretende Verstärkung, Selbstverstärkung und durch Merkmale des Beobachters
klare Trennung zwischen dem Erlernen/Üben von Verhalten (1-3) und der tatsächlichen Umsetzung (4) → ein Verhaltensmuster kann gelernt, aber nie in die Tat umgesetzt werden bei fehlender Motivation
Kap. 4
"Bobo Doll"-Experiment
- ein Erwachsener malträtiert eine Puppe vor den Augen von Kindern und wird 1) bestraft, 2) belohnt oder 3) nichts passiert (KG)
- Bei 1) ahmen die Kinder das Verhalten in geringerem Ausmaß nach als bei 2)
- wenn die Kinder fürs Nachahmen belohnt werden, konnten sie alle das Verhalten reproduzieren: sie hatten es unabhängig von der beobachteten Konsequenz nur durch zuschauen gelernt
Kap. 4
Erwartungen
- 3 Personenmerkmale nehmen eine Schlüsselrolle ein: Erwartungen, Verhaltenspotential & Verhaltensstandards
- 2 Erwartungstypen:
- Ergebniserwartungen (vgl. Rotter: welche Konsequenzen hat ein bestimmtes Verhalten?): 1) körperlich-physische Folgen (erwartetes Ausmaß an Wohlbehagen/Unbehagen), 2) soziale Folgen (Ausmaß an Zustimmung Anderer & Instrumentalität eines Verhaltensergebnisses, z.B. mehr Macht), 3) Folgen im Hinblick auf die Selbstbewertung (Ausmaß in dem persönliche Verhaltensstandards erreicht werden)
- Erwartung von Selbstwirksamkeit (self-efficiacy): für Bandura der Kern des Menschen als aktives Wesen; nimmt auf alle anderen Faktoren der Verhaltensproduktion & -regulation Einfluss
Kap. 4
Erfassung von Selbstwirksamkeit
- Selbstwirksamkeit = die Erwartung einer Person, ein bestimmtes Verhalten realisieren zu können
- nach 3 Aspekten zu unterscheiden:
- das Schwierigkeitsniveau des auszuführenden Verhaltens
- die Spezifität des Verhaltens, d.h. die Enge oder Breite des Verhaltensbereiches, auf den sich die Erwartung bezieht
- die Stärke ihrer Ausprägung, d.h. das Ausmaß an subjektiver Gewissheit, mit der eine erfolgreiche Verhaltensausübung erwartet wird
- Erfassung: Person wird gefragt, ob und mit welcher Gewissheit sie überzeugt ist, ein bestimmtes Verhalten realisieren zu können
- Bandura bezieht Selbstwirksamkeit auf einen begrenzten Verhaltensbereich
- andere Autoren (z.B. Jerusalem & Schwarzer) sehen Selbstwirksamkeit allgemeiner → die Person sieht sich generell dazu in der Lage, mit schwierigen Situationen umzugehen
Kap. 4
4 Quellen von Selbstwirksamkeit
- Mastery experiences: wirksamste Quelle; Erfahrung einer Person, dass sie das Verhalten schon mal erfolgreich ausgeführt hat; wichtig: der Erfolg ist den eigenen Fähigkeiten zuzuschreiben
- Beobachtung von erforlgreich agierenden Modellen (v.a. wenn das Modell einem selbst ähnelt)
- Zusicherung von anderen, dass sie einer Person zutrauen, ein bestimmtes Verhalten realisieren zu können (und wenn sie auch Gelegenheuten schaffen, um das Verhalten ausüben zu können)
- Verlassen auf eigenen körperliche und affektive Reaktionen in kritischen Situationen: ruhig und gelassen → höhere Selbstwirksamkeit als bei zittern und Herzklopfen
Kap. 4
Selbstwirksamkeit in Anwendungsgebieten
- wichtig in Klinischer Psychologie & Verhaltenstherapie
- Aufbau von SWK ist entscheidende therapeutische Maßnahme
- gewonnene SWK zeigt den Erfolg einer Therapie
- weitere Anwendungsgebiete: Gesundheitsverhalten, Leistungsverhalten in Schule, Sport, Arbeit
Kap. 4
5 menschliche Fähigkeiten nach Bandura
- Fähigkeit, Wissen symbolisch zu repräsentieren, z.B. in Form von Sprache (symbolizing capability)
- Fähigkeit, Wissen und Fertigkeiten durch Beobachtung von Modellen zu erwerben (vicarious capability)
- Fähigkeit, Verhaltensfolgen zu antizipieren (forethought capability)
- Fähigkeit zur Selbstregulation, d.h. die Fähigkeit, sich Ziele zu setzen und zu überprüfen, inwieweit diese auch erreicht werden (self-regulatory capability)
- Fähigkeit zur Selbstreflektion, d.h. Fähigkeit, über sich selbst nachzudenken und das eigene Verhalten bewusst zu reflektieren (self-reflective capability)
Kap. 4
Triadisch reziproke Verursachung
Kap. 4
Walter Mischel (allgemein)
Integriert vorliegendes Wissen um den Einfluss von Personmerkmalen auf Lernprozesse und Prozesse der Verhaltensregulation in einem Modell der Persönlichkeit, das er als Kognitiv-Affektives Persönlichkeitssystem (CAPS) bezeichnet
Es gibt 5 Merkmalsbereiche innerhalb des CAPS; sie beziehen sich v.a. auf Prozesse der Verarbeitung von (sozialen) Informationen und die Generierung von (sozialem) Verhalten
Enkodierung, Erwartungen & Überzeugungen, Affekte, Ziele & Werte, Kompetenzen & Pläne zur Selbstregulation
Kap. 4
5 Merkmalsbereiche des CAPS
- Enkodierung: interindividuelle Unterschiede in Konstrukten zur Kategorisierung der eigenen Person, von anderen Personen, Ereignissen und Situationen
- Erwartungen & Überzeugungen: interindividuelle Unterschiede in den bekannten Erwartungstypen, darunter Selbstwirksamkeitserwartungen & Ergebniserwartungen
- Affekte: interindividuelle Unterschiede in aktuell & habituell erlebten Emotionen einschließlich physiologischer Reaktionen
- Ziele & Werte: interindividuelle Unterschiede in den Zielen & Projekten, die eine Person verfolgt, und in den Wertmaßstäben, an denen sie ihr Verhalten ausrichtet
- Kompetenzen & Pläne zur Selbstregulation: interindividuelle Unterschiede im Verhaltensrepertoire und in den Strategien & Plänen für die Handlungsorganisation; u.a. Konstruktionskompetenz (Situationen & Erfahrungen flexibel konstruieren oder kategorisieren) → ist eine wesentliche Voraussetzung für Selbstregulation und somit für selbstbestimmte Veränderungen
Kap. 4
Sonstiges zum CAPS
- das Verhalten einer Person wird durch die subjektive Konstruktion seiner Situation bestimmt, daher ist 1. Enkodierung ein besonders wichtiger Punkt (subjektive Konstruktion → Affekte → Ziele & Erwartungen → Kompetenzen & Handlungspläne)
- die individuelle Ausprägung in den 5 Personmerkmalen ist das Resultat sowohl genetisch-biologischer Ausstattung als auch der (sozialen) Lerngeschichte
- es ist ein interaktionistisches & personenzentriertes Modell: das Verhalten einer Person lässt sich als individuelle Verhaltenssignatur in Form von stabilen Verhaltensprofilen abbilden (wenn Situation s, dann Verhalten v)
Kap. 4
Bewertung Rotter
- erfolgreicher Versuch, lerntheoretische Konzepte und kognitive Ansätze miteinander zu verbinden; betont die Bedeutung von kognitiven Prozessen für menschliches Verhalten
- wie im Behaviorismus sind menschliche Verhaltensweisen ausschließlich gelerntes Verhalten, biologische/genetische Einflussfaktoren werden vernachlässigt
- der Aspekt der Veränderung individuellen Verhaltens wird hervorgehoben → ist eher eine Prozess- als eine Strukturtheorie der Persönlichkeit
- keine umfassende Theorie der Persönlichkeit, es werden nur einige grundlegende Konzepte behandelt, die in einer solchen Theorie enthalten sein sollten
Kap. 4
Bewertung Bandura
- die Theorie ist in vielen Teilgebieten der Psychologie wichtig geworden
- für Persönlichkeitspsychologie v.a. relevant, weil sie die Aufmerksamkeit auf interindividuelle Unterschiede in der sozialen Lerngeschichte und in den kognitiven Verhaltensdeterminanten richtet
- konzentrierte sich vorrangig auf den Bereich der Erwartungen
Kap. 4
Bewertung Mischel
- bezog alle Personfaktoren ein, deren Relevanz für die Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Verhalten in der Forschung nachgewiesen wurden
- → v.a. die Bedeutung subjektiv konstruierter, psychologischer Situationen als Ausgangspunkt des Verhaltens
- offen für alle weiteren Bestimmungsstücke der menschlichen Persönlichkeit, einschließlich genetisch-biologischer Einflussfaktoren
- gegenwärtig der umfassendste theoretische Rahmen für die Persönlichkeitstheorie