M7 3416 FUH
Einführung in die Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung
Einführung in die Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung
Kartei Details
Karten | 148 |
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Lernende | 19 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 17.10.2018 / 15.02.2022 |
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Kap. 5 Korollarien
11. Sozialitäts-Korollarium
- In dem Ausmaß, in dem eine Person die Konstruktionsprozesse einer anderen Person konstruiert, kann sie eine Rolle in einem sozialen Prozess spielen, der die andere Person mit einbezieht
- → es kann nur dann ein Austausch zustande kommen, wenn eine Person sich bemüht, die Konstruktionen ihrer Interaktionspartner zu konstruieren (sonst würde man ständig aneinander vorbei reden!)
- Die Mutter von Student M bemüht sich, die Prüfung mit den Augen ihres Sohnes zu sehen, wenn sie mit ihm darüber spricht
Kap. 5
Entstehung und Nutzen von Konstrukten; Arten von Konstrukten
- Konstrukte entstehen aus wiederholten Erfahrungen, wenn eine Person diese als invariant konstruiert hat
- Konstrukte dienen dazu, künftige Erfahrungen vorherzusagen und damit (kognitive) Kontrolle über die Zukunft zu erlangen (Kontrolle über die Zukunft ist laut Kelly die zentrale menschliche Motivation)
- Die Güte eines Konstruktsystems wird daran bemessen, wie gut es in der Lage ist, Erfahrungen Bedeutung zu verleihen und sie vorherzusagen (nicht Validität, sondern Effektivität ist wichtig)
- Arten: permeable/impermeable Konstrukte, präemptive/konstellatorische/propositionale Konstrukte
Kap. 5
Konstruktarten: Durchlässigkeit bzw. Zulassen von Änderungen
- permeable Konstrukte: bei neuen Erfahrungen wird der Konstruktbereich erweitert und differenziert; Konstruktsystem ist integrativ und flexibel
- impermeable Konstrukte: neue Elemente werden nicht zugelassen, stattdessen ständig Bildung neuer Konstrukte, die unverbunden nebeneinander existieren
Kap. 5
Konstruktarten: Differenziertheit
- präemptive Konstrukte: ein Element wird nur durch ein einziges Konstrukt abgebildet (z.B. Prüfung nur als Belastung); ungünstig!
- konstellatorische Konstrukte: feste Beziehungen zwischen Konstrukten, wie es für Stereotype charakteristisch ist; wenn ein Merkmal vorhanden ist, sind auch andere vorhanden (z.B. jemand trägt eine Brille, daher ist er intelligent)
- propositionale Konstrukte: ein Element wird nur so eingeordnet, wie es aufgrund entsprechender Erfahrung möglich ist; es werden keine darüber hinausgehenden Zuordnungen vorgenommen; angemessen!
Kap. 5
Konstruktiver Alternativismus
- eine der zentralen Annahmen Kellys
- zu jeder Konstruktion gibt es Alternativen → wir können Erfahrungen grundsätzlich auch anders konstruieren → jede Person ist frei, ihre Erfahrungen unterschiedlich zu konstruieren
- im Alltagsdenken werden Alternativen meistens ausgeschlossen, die Dinge "sind halt so wie sie sind"
- Kelly vertritt die wissenschaftstheoretische Position des Konstruktivismus: Zugang zur Realität erfolgt nur über ihre Konstruktion
Kap. 5 Erfassung von persönlichen Konstrukten
3 Möglichkeiten
- Offenes, freies Gespräch
- Selbstcharakterisierung in der 3. Person (sich aus Sicht eines vertrauten & wohlgesonnenen Freundes beschreiben)
- Role Construct Pepertory-Test (REP-Test)
Kap. 5 Erfassung von persönlichen Konstrukten
Durchführung eines REP-Tests
- 1. Schritt: Testperson füllt 18 Rollen-Titel mit konkreten Personen
- 2. Schritt: Zeilenweise werden jeweils 3 Personen markiert, insgesamt gibt es 32 solcher Personentripel
- 3. Schritt: die Testperson gibt jeweils an, in welcher Hinsicht sich 2 der 3 Personen ähneln (Ähnlichkeitspol) und in welcher HInsicht sie sich von der 3. Person unterscheiden (Kontrastpol)
- um herauszufinden, welche Konstrukte zur Personenbeschreibung verwendet werden und wie differenziert das Konstruktsystem ist
- Möglichkeit, implizite Konstruktionen explizit zu machen
Kap. 5 Erfassung von persönlichen Konstrukten
Auswertungs- und Variationsmöglichkeiten des REP-Tests
Auswertung:
- qualitativ
- quantitativ (Faktoren- oder Clusteranalysen)
Variationen (Bsp.)
- unipolare statt bipolare Konstrukte
- auf Situationen, Ereignisse bezogen statt auf Personen
Kap. 5
Idiographisch vs. nomothetisch
- alle diagnostischen Zugänge von Kelly sind idiographisch → offen für individuelle Konstrukte der einzelnen Person; personenzentrierte Erfassung; die Testperson bestimmt erst die verwendeten Dimensionen
- ⇔ nomothetisch: die Dimensionen sind vorgegeben
- Ursprung der Begriffe: W. Windelband (Philosphieprofessor) → es gibt 2 Wege zur Erkenntnis: nomothetisch und idiographisch; W. Stern übertrug das auf die Psychologie → 4 Teilgebiete der Differenziellen Psychologie: 2 nomothetische (Variations- & Kovariationsforschung) und 2 idiographische (Psychographie & Komparationsforschung)
Kap. 5
Fixierte Rollentherapie
- ungewöhnliche Form von Therapie, die Kellys Ansatz konsequent umsetzt
- Annahme: negative Gefühle & psychische Störungen entstehen, wenn ein Konstruktsystem Erfahrungen nicht angemessen abbilden kann (z.B. wenn für Erfahrungen keine Konstrukte vorliegen oder nicht bewährte Konstrukte beibehalten werden)
- Therapie: Klient ändert sein Konstruktsystem so, dass er Erfahrungen auf eine für ihn mit weniger Leiden verbundene Art abbilden kann (insbes. soll er vergangene Erfahrungen so konstruieren, dass er weniger unglücklich damit ist)
- "fixierte Rolle": Klient soll für begrenzte Zeit die Rolle von jemand anderem spielen (Therapeut erstellt Rollenskript, das von der Selbstbeschreibung des Klienten abweicht, aber nicht das Gegenteil (Kontrastpol) beschreibt)
- Ziel: im Schutz der Rolle neue Erfahrungen machen, die zu einem veränderten und effektiveren Konstruktsystem führen; bisherige Konstrukte sollen nicht mehr als gegeben, sondern als veränderbar wahrgenommen werden (das wäre auch allgemein die optimale Perspektive)
Kap. 5
Grundgedanken von Kelly in der aktuellen Persönlichkeitspsychologie
- in der sozial-kognitiven Lerntheorie
- in Ansätzen zum Thema Selbstkonzept
- v.a. die Themen subjektive Konstruktion, Konstruktiver Alternativismus und personenzentrierte Erfassung
Kap. 5 Kellys Theorie heute
Stellenwert der subjektiven Konstruktion
Mischel:
- im Kognitiv-Affektiven Persönlichkeitssystem (CAPS) kommen Enkodierungen (also persönlichen Konstrukten) eine Schlüsselrolle zu
- subjektive Konstruktion (nicht objektive Merkmale) löst Affekte, Ziele und Erwartungen aus und aktiviert Kompetenzen & Handlungspläne
Hazel Markus:
- Selbstschemata (entspricht dem Konstruktkonzept) können als persönliche Konstrukte verstanden weren, die sich auf Grundlage vergangener Erfahrungen bilden und die auf die eigene Person bezogenen Erfahrungen organisieren und strukturieren
Epstein:
- ein Selbstkonzept ist eine Theorie, die eine Person über sich selbst erstellt hat
- Gemeinsamkeit mit Kelly ist v.a. das Bild des Menschen als Wissenschaftler
Kap. 5 Kellys Theorie heute
Stellenwert des Konstruktiven Alternativismus
- in der sozial-kognitiven Lerntheorie ist die Bildung alternativer Konstruktionen eine wesentliche Voraussetzung für effektive Selbstregulation
- die Fähigkeit alternativ zu konstruieren ist die zentrale Kompetenz der Selbstregulation (Stichwort Belohnungsaufschub: wenn das Objekt der Belohnung (z.B. Marshmallow) als nicht genießbares Objekt konstruiert wird (Wolke), fällt das Warten leichter)
Kap. 5 Kellys Theorie heute
Stellenwert der personenzentrierten Erfassung
- Mischel: die Forderung nach einem personenzentrierten Ansatz ist verbunden mit der Forderung nach interaktionistischem Zugang (d.h. der Berücksichtigung der Situation als einen verhaltensdeterminierenden Faktor)
- Ansätze zur Erfassung persönlicher Ziele: hier stehen diejenigen Ziele einer Person, die sie für sich selbst als relevant formuliert hat, im Mittelpunkt (z.B. Little, der persönliche Ziele als "persönliche Projekte" bezeichnet und sich von Kelly beeinflusst sieht)
Kap. 5
Bewertung
- Kelly betonte früh den Stellenwert kognitiver Schemata
- Kellys Perspektive ist sowohl für die Forschung als auch für die Praxis von unschätzbarer Bedeutung
- Kelly hat in seiner Theorie die zentrale Rolle kognitiver Prozesse bereits früh vorweggenommen (zu früh → diese zentrale Rolle wurde erst in den 70ern thematisiert)
- Kellys Perspektive & die Fixierte Rollentherapie konnten sich am ehesten in GB durchsetzen (bis heute sehr beliebt)
- wichtiger Beitrag: REP-Test
- subjektive Konstruktion stellt für die Persönlichkeitstheorie eine zentrale theoretische Perspektive dar
Kap. 1
Allgemeine Psychologie vs. Differentielle Psychologie
- Allgemeine Psychologie sucht nach Gesetzmäßigkeiten für alle Menschen
- Differentielle Psychologie sucht Unterschiede zwischen einzelnen Personen/Gruppen von Personen (in bestimmten Merkmalen; in biologischen Faktoren)
- außerdem: welche Outcomes werden mit welchen Persönlichkeitsmerkmalen vorhergesagt?
Kap. 1
Persönlichkeitspsychologie, Persönlichkeitspsychologie im engeren Sinne
- Persönlichkeitspsychologie i.e.S. untersucht einzigartige Organisation von psychischen Merkmalen innerhalb einer Person → spiegelt nature (Genetik) und nurture (Erfahrung) wider
- Persönlichkeitspsychologie = Differentielle Psychologie + Persönlichkeitspsychologie i.e.S
Kap. 1
Begriff "Persönlichkeit"
- im Alltag oft als wertender Begriff → evaluativ
- in der Psychologie rein deskriptiver Begriff
- Herkunft: lat. "persona" = 1. Maske, äußerer Schein, gespielte Rolle im Schauspiel; 2. das Innere, Wahre, Wesentliche, der Mensch hinter der Maske
Kap. 1
Begriff "Charakter"
- griechisch "das Eingeritzte, Eingedrückte, Eingeprägte"
- woran man eine Person erkennt und unterscheidet (laut Aristoteles)
- früher (Theoprast) negativ besetzt: Charaktertypen wie der Geizige, der Nörgler etc.
- heute: Positive Psychologie (Betonung von Charakterstärken und Tugenden)
Kap. 1
Begriff "Temperament"
- lateinisch: richtiges Verhältnis gemischter Stoffe
- früher: Mischverhältnis der 4 Körpersäfte
- heute: ererbte Merkmale bezogen auf die Bereiche Affekt, Aktivierung, Aufmerksamkeit
- betreffen den Stil, das "Wie" des Verhaltens (langsam/schnell handeln, kontrolliert/impulsiv handeln)
- in Abgrenzung zu Intelligenz und Leistungsvariablen
Kap. 1
Begriff "Typus"
- griechisch "Schlag"
- Ausprägungsmuster von Persönlichkeitsmerkmalen, Persönlichkeitsprofil
- korrespondiert mit der Komparationsforschung
- Hippokrates: 4 Temperamentstypen, die auf den 4 Körpersäften basieren → nicht wissenschaftlich fundiert
Kap. 1
Persönlichkeitsdefinition von Herrmann
- P. ist bei jedem Menschen ein einzigartiges, relativ stabiles und den Zeitablauf überdauerndes Verhaltenskorrelat (= ein hypothetisches Konstrukt)
- Zeitliche Stabilität und transsituative Konsistenz sind wichtige Bedingungen für ein Persönlichkeitsmerkmal/Eigenschaft
- Die Definition spiegelt eher die Zielsetzung der Differentiellen Psychologie wider
Kap. 1
Persönlichkeitsdefinition von Pervin
- P. ist komplexe Organisation von Kognitionen, Emotionen und Verhalten
- gibt dem Leben Richtung und Zusammenhang
- umfasst Strukturen und Prozesse, spiegelt nature und nurture wider
- schließt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit ein
Kap. 1
aktueller Forschungsstand Persönlichkeit; Persönlichkeit nach Stern
- Organisation der Persönlichkeit ist kaum erforscht
- am ehesten noch bei Freud, in der CAPS-Theorie von Mischel und im New Big Five-Modell von McAdams & Pals
- W. Stern: intraindividuelle Organisation im Sinne einer Einheit in der Mannigfaltigkeit durch Zielstrebigkeit ist möglich
Kap. 1
Klassifikation von Persönlichkeitsunterschieden nach Weber und Rammsayer
- Bereich der Fähigkeiten und Kompetenzen (Intelligenz, Kreativität, Weisheit, Soziale & emotionale Kompetenzen, Selbstregulation und Selbstkontrolle, Stressbewältigung)
- emotional-kognitiver Bereich (Ängstlichkeit, Ärgerneigung, Stress, Wohlbefinden, Selbstwertschätzung, Kontrollüberzeugung, Selbstwirksamkeit, Optimismus)
- sozialer Bereich (Prosoziales Verhalten, Empathie, Aggressivität, Selbstdarstellung, Soziale Unterstützung, Partnerwahl und Partnerschaft)
- Quer dazu: Geschlechtsunterschiede, biologisch & kulturell bedingte Persönlichkeitsvariationen (können bei jedem genannten Merkmal zusätzlich berücksichtigt werden)
Kap. 1
Quasi-Paradigma vs. Domain-Programm
- Unterscheidung von Theo Herrmann
- unter einem Quasi-Paradigma (bzw. einer Persönlichkeitstheorie) können verschiedene Persönlichkeitsmerkmale untersucht werden
- umgekehrt kann ein Persönlichkeitsmerkmal aus verschiedenen quasi-paradigmatischen Perspektiven untersucht werden (= Domain-Programme)
Kap. 1
Anthropologische Grundannahmen in Persönlichkeitstheorien
Grundannahmen beeinflussen, wie man andere Personen wahrnimmt, behandelt und wie psychologische Theorien und Therapien konstruiert werden
9 bipolare Dimensionen (Hjelle & Ziegler)
- Freiheit vs. Determiniertheit
- Rationalität vs. Irrationalität
- Ganzheitlichkeit vs. Elementarismus
- Konstitutionalismus vs. Environmentalismus
- Veränderbarkeit vs. Unveränderbarkeit
- Subjektivität vs. Objektivität
- Proaktivität vs. Reaktivität
- Homöostase vs. Heterostase
- Erkennbarkeit vs. Unerkennbarkeit
Ergänzungen:
- Historizität vs. Ahistorizität
- Sozialität vs. Asozialität
- (Idiographisches Vorgehen vs. Nomothetisches Vorgehen (Laux))
Kap. 1
Anthropologische Grundannahmen, 3 Rubriken
Einteilung der 11 Dimensionen in
- Was determiniert das Verhalten des Menschen
- Wie veränderbar ist der Mensch
- Wie soll man den Menschen untersuchen
Kap. 1
1. Rubrik: Was determiniert das Verhalten des Menschen?
Betrifft 7 Dimensionen:
- Freiheit vs. Determiniertheit
- Rationalität vs. Irrationalität
- Konstitutionalismus vs. Environmentalismus
⇒bewusste, unbewusste und konstitutionelle Faktoren
- Sozialität vs. Asozialität ⇒ soziale Umwelt
- Historizität vs. Ahistorizität ⇒ soziale Umwelt über die Zeit
- Subjektivität vs. Objektivität
- Proaktivität vs. Reaktivität
⇒ist Verhalten intern oder extern determiniert
Kap. 1
Freiheit vs. Determiniertheit (1)
- wird das Verhalten von internen Faktoren dominiert oder von externen, die außerhalb der bewussten Kontrolle liegen?
- Zweifel daran, ob Determiniertheit überhaupt der adäquate Gegenbegriff zu Freiheit ist: Hjelle & Ziegler setzen Freiheit mit bewusster Handlungsplanung und bewusstem Denken gleich → demnach ist ein Mensch frei, wenn er sein Handeln bewusst plant und dann entsprechend ausführt (Freiheit ist also nicht das Gegenteil von Determiniertheit, es sollte besser von Freiheit durch bewusste Determiniertheit gesprochen werden)
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