Psychopathologie - Begriffe
5. Semester
5. Semester
Fichier Détails
Cartes-fiches | 49 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 26.09.2018 / 25.01.2021 |
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Psychopathologie
Die Lehre von den psychischen Erkrankungen. Ist ein Teilbereich der Psychiatrie und der klinischen Psychologie
Epidemiologie
Lehre der Verbreitung, Ursachen und Folgen von gesundheitsbezogenen Konditionen oder Ereignissen
Ätiologie
Ursache einer Krankheit
Pathogenese
Entstehung und Entwicklung einer Störung ohne zwingende Spezifikation der Ursache
Ätiopathogenese
Beschreibung der Pathogenese mit Spezifikation der genauen Ursache
Nosologie
Die Lehre der Erscheinungsform und der Klassifikation von Krankheiten. Umfasst Teilaspekte der obengenannten Begriffe (Ätiologie, Pathogenese usw.)
Prävalenz
Anteil der Personen in einer Population, welche zu einem bestimmten Zeitpunkt oder Zeitspanne eine spezifische Störung hat (am häufigsten sind Punkt-Prävalenz, 12-Monats-Prävalenz und Lebenszeit- Prävalenz)
Inzidenz
Anteil der Personen in einer Population, welche zu einem bestimmten Zeitpunkt oder Zeitspanne eine spezifische Störung zum ersten Mal entwickelt hat (berücksichtigt nur Ersterkrankungen)
Kumulative Inzidenz
Anteil der Personen in einer Population, welche zu wiederholten festen Zeitpunkten oder Zeitspannen erstmalig eine spezifische Störung entwickelt hat (Synonym für Risiko; z.B. Risiko im Alter von 20-50 erstmalig an Krankheit XY zu erkranken)
Kausalität
Bedeutet das Beziehen von Ursachen zu den spezifischen Effekten, welche sie produzieren (klingt einfach, ist aber schwer nachzuweisen, denn Korrelation ≠ Kausalität).
Korrelation
Das gemeinsame gleichmässige Kovariieren von zwei Merkmalen
RCT
Randomised Controlled Trial (randomisierte klinische Kontrollstudie; Intervention vs. Kontrolle)
Meta-Analyse
Studie über aus mehreren Studien gemittelte Zusammenhangsmasse (d.h. Studie über Studien; erlaubt das Ermitteln durchschnittlicher Effektgrössen und Zusammenhänge)
Symptom
Krankheitszeichen; d.h. kleinste psychopathologische Einheit (z.B. Traurigkeit; Antriebsarmut; Niedergeschlagenheit; Suizidgedanken)
Syndrom
Gruppe von häufig zusammen auftretenden Symptomen, welche zusammen eine übergeordnete Einheit bilden (z.B. Depressivität)
Diagnose
Feststellung und Bestimmung einer Krankheit durch einen Kliniker aufgrund von vordefinierten Symptomen, Syndromen und formalen Verlaufs- und Belastungs-Kriterien (in der Psychopathologie definiert durch DSM-5 und ICD-10)
Komorbidität
Gleichzeitiges Auftreten von mind. zwei Diagnosen
Wichtigste Risikofaktoren für Depression
Weibliches Geschlecht : ca. zweifach erhöhte Prävalenz bei Frauen
Neurotizismus: erhöht erstmaliges Auftreten, Rezidive, Chronizität und Komorbidität deutlich
Missbrauch und Schikane während Kindheit/Jugend
Traumatische und belastende Ereignisse (Tod oder Trennung von Partner, Arbeitslosigkeit, schwere Krankheit, Opfer von Verbrechen, etc)
Tiefer sozio-ökonomischer Status und Armut
Antidepressive Psychopharmaka
Wirken auf synaptischer Ebene auf Neurotransmitterkonzentration ein, indem sie deren Wiederaufnahme oder Abbau im synaptischen Spalt hemmen. Klinische Richtlinien empfehlen insbesondere bei moderaten und schweren Depressionen Antidepressiva
Antidepressiva sollten nach der Remission mindestens 6 Monate beibehalten werden, um Rückfälle (Relapse) zu vermeiden
Monoamineoxidase-Hemmer (MAOI)
Die ersten Antidepressiva (Mitte 50er- Jahre). Können schwere kardiovaskuläre Nebenwirkungen verursachen, darum nicht mehr erste Wahl und nur als letzte Option zur Elektrokrampftherapie, wenn auf andere Medikamente nicht angesprochen wird.
Trizyklische Antidepressiva (TCA)
Kamen Ende 50er-Jahre auf den Markt. Ebenfalls mitunter starke Nebenwirkungen, weshalb durchschnittlich bis zu 30% Abbruchraten. Früher prioritäres Mittel (da relativ günstig), heute aber nur noch zweite Wahl.
Selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer (SSRI):
Entwickelt in den 80er- Jahren. Seit den 90er-Jahren und bis heute fast überall Mittel der Wahl. Z.B. Wirkstoff Fluoxetin (Markenname Prozac; in der CH Fluctine). Etwas weniger Nebenwirkungen als MAOI oder TCA, aber ungefähr gleich wirksam.
Serotonin-Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (SNRI)
Die neuste Generation von Antidepressiva. Z.B. Wirkstoff Duloxetin (Markenname: Cymbalta) oder Venlafaxin (Effexor).
Elektrokrampf-Therapie (EKT)
Kann bei schweren psychotischen Depressionen oder bei Patienten, welche auf medikamentöse Behandlung nicht ansprechen, kurzfristig effektiv sein. Wird nur bei expliziter schriftlicher Einwilligung gemacht. Aber auch bei EKT ist die Response-Rate nur 50-60% und das Verfahren ist weiterhin sehr umstritten (da längerfristig, d.h. 1 Monat nach der Behandlung, nicht wirksamer als Placebo-Behandlungen und neurologische Schäden entstehen können).
Patienten erhalten 6-12 Elektroschocks direkt am Kopf angebracht über verschiedene Tage hinweg. Erfolgt unter Vollnarkose. Es wird angenommen, dass dadurch Neurotransmitter-Systeme aktiviert werden. Nebenwirkungen sind Verwirrtheit und transiente Gedächtnislücken. Auch bleibender Gedächtnisverlust und kognitive Probleme möglich.
ICD-11
International Classification of Disease der World Health Organization (WHO):
- Internationale Klassifikation aller Krankheiten, wovon psychische Störungen (Kapitel 6) nur ein Teilbereich.
- Seit 2018 (Testversion).
DSM-5
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders der American Psychiatric Association (APA):
- Nur psychische Störungen.
- Seit 2013.
Hauptunterschiede DSM-5 und ICD-11
Hauptunterschied: DSM ist präziser, hat genauere diagnostische Kriterien und stärkere Operationalisierung (mehr Subtypisierungen), darum wird in der Forschung weltweit mit DSM-Klassifikation gearbeitet. In der klinischen Praxis wird aber mehrheitlich ICD angewandt. Denn Diagnose ist schneller und einfacher gestellt da weniger komplex.
Bipolare Störung
Wiederholte depressive und manische Episoden
Was bedeutet Manie?
Manie ist der Gegenpol zur Depression:
Gesteigerte Aktivität, Umtriebigkeit, Ruhelosigkeit, übersteigertes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl, Euphorie, Gefühl der Grossartigkeit, Überheblichkeit, Grössenwahn
Wenn über die Lebensspanne sowohl depressive als auch manische Episoden auftreten, spricht man von Bipolarer Störung (Lifetime-Prävalenz ca. 3-5%)
Ausschliesslich Manie kommt sehr selten vor. Fast in allen Fällen folgt auf eine manische Episode eine depressive Episode
BPS häufig chronisch und schwer beeinträchtigend
DSM-5 unterscheidet BP-I (Dep. + Manie) von BP-II (Dep. + Hypomanie)
Risikofaktoren für Manische Episode und Bipolare Störung
Erbliche Vorbelastung (BPS in der Familie)
Chronischer Stress
Substanzmissbrauch
Zyklothymie
Chronische Störung mit leichten depressiven und hypomanischen Episoden
Dysthymie
Chronische Störung mit permanent leichter depressiver Verstimmung
Beispiele Angststörungen
Generalisierte Angststörung
Soziale Phobie
Spezifische Phobie
Agoraphobie
Panikstörung
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Zwangsstörung
Krankheitsbild generalisierte Angststörungen
Charakterisiert durch überdauernde unverhältnismässige, d.h. exzessive und unkontrollierbare Sorge über zahlreiche Lebensbereiche, Ereignisse und Aktivitäten, wobei die Sorge nicht in Panik umschlägt. Begleitet werden diese ständigen Sorgen durch Symptome wie Ermüdbarkeit, innere Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, oder Schlafstörungen.
Die Ängste und Sorgen dürfen nicht ausschliesslich auf ganz spezifische Gegenstände bezogen sein wie offene Plätze (→ Agoraphobia), soziale Situationen (→ soziale Phobie), oder ganz bestimmte Tiere (→ spezifische Phobie). Der Gegenstand der Sorge ist variabel und umfangreich.
Krankheitsbild Panikstörung
Wiederkehrende unerwartete Panikattacken begleitet durch anhaltende Angst und Befürchtungen bezüglich erneutem Auftreten und den möglichen Konsequenzen (Angst einen Herzinfarkt zu erleiden oder vor Panik umzukommen; Todesangst)
Die Aufmerksamkeit und die Ängste sind stärker als bei anderen Angststörungen auf Körpervorgänge und Körperwahrnehmungen gerichtet.
Eine Panikattacke dauert in der Regel weniger als 30 Minuten und beinhaltet sich gegenseitig verstärkende psychologische Symptome (Angst, Verzweiflung, Kontrollverlust) und physiologische Symptome (Herzrasen, Schwindel, Zittern), welche meistens innerhalb von 10 Minuten ihren Höhepunkt erreichen
Krankheitsbild Phobien
- Soziale Phobie
- Spezifische Phobie
- Agoraphobie
Übertriebene und unkontrollierbare Furcht vor einem klar definierten Objekt oder einer Situation, die in den meisten Fällen zu ausgeprägtem Vermeidungsverhalten führt oder nur unter grösster Angst ertragen wird
Soziale Phobie: Soziale Situationen (Gespräche mit Fremden, Gesellschafts- Essen, Präsentationen halten)
Spezifische Phobie: Alle möglichen Objekte wie Tiere oder Spritzen oder Situationen, wo die Furcht nicht durch zwischenmenschliche Aspekte bedingt ist wie Fliegen, Höhen oder Gewitter
Agoraphobie: Ausschliesslich öffentliche Räume oder Orte (dazu zählen auch Autos oder Aufzüge)
Krankheitsbild Zwangsstörung
Ausgeprägte, repetitive und als unerwünscht bzw. übertrieben oder sinnlos empfundene Zwangsvorstellungen und/oder Zwangshandlungen, welche als das Produkt des eigenen Verstandes erkannt werden (d.h. keine Fremdeingebung wie bei Psychosen). Die Ursache der Zwänge sind ausgeprägte Ängste (z.B. Angst vor Versündigung oder Kontamination)
Die Ängste führen zu Kontrollhandlungen und Ritualen, wodurch die Angst kurzfristig gelindert werden kann, welche jedoch höchst belastend und beeinträchtigend sind
Aus Scham suchen viele Betroffene erst nach vielen Jahren der Erkrankung erstmals Hilfe auf
Krankheitsbild posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Kann nach verschiedenen traumatischem Ereignissen auftreten. Ein Trauma kann auch auftreten, wenn jemand nicht selbst lebensbedrohlicher Gefahr ausgesetzt ist, sondern dieser Situation als Beobachter beiwohnt (z.B. bei Katastrophenhelfern; Anschläge vom 11. September).
Die Symptome umfassen das Wiedererleben des traumatischen Ereignisses durch Intrusionen und Flashbacks (plötzliches Eintreten von Bildern und Wahrnehmungen des Traumas), ausgeprägte Vermeidung, Angst, Depression, Wut, Dissoziationen (mentales Abdriften), sowie Symptome des Hyper-Arousal (Zittern, Schweissausbrüche, Herzrasen, etc.)
Krankheitsbild Essstörungen
Die Störung manifestiert sich hauptsächlich durch gestörtes Essverhalten (exzessives Fasten und Hungern bis hin zu Essattacken mit Kontrollverlust; zudem kompensatorische Massnahmen zur Gewichtsreduktion wie Erbrechen und exzessives Training) und dysfunktionale Einstellungen zu körperlicher Erscheinung und Ernährung (Angst vor Gewichtzunahme, Körperschemastörung, auf Essen und Ernährung reduziertes Denken).