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Flashcards 223
Language Deutsch
Category Religion/Ethics
Level University
Created / Updated 18.09.2018 / 12.12.2018
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Wie wird ein Verstorbener in Tibet zur letzten Ruhestätte begleitet?

- Transport des Leichnams: in weisses Tuch eingeschlagen, in einer hölzernen Kiste

- Leichenzug: nur Leichenträger, oder begleitung von Verwandten und Freunden, Lamas

- In manchen Regionen begleiten Frauen den Leichenzug, in anderen nicht

- Festbinden eines Khatang am Leichnam oder der Bahre

- Unterwegs dürfen die Leichenträger nicht anhalten und den Leichnam auf dem Boden absetzen

  • Bahre wird auf Steinen abgelegt

Was kann man über die Bestattungsarten in Tibet sagen?

Regional unterschiedlich, oft wohl vom sozialen Status bestimmt sowie wahrscheinlich in einzelnen Regionen gender-speziefisch

 

Was ist wichtig hintergründlich zu wissen, wenn man die Bestattungsrituale in der Mongolei und un Tibet betrachtet?

- Ritualpraktiken und ihre Reihenfolge, Umgang mit dem Leichnam und Bestattungsarten: grosse Variationsbreite in den einzelnen Regionen

  • zum Teil wird der Tod sehr tabuisiert

- Umgang mit dem Tod in tibetischen und mongolischen Gesellschaften:

  • Der Tod als Bestandteil der «drei Wahrheiten» (Geburt, Leben, Tod).
  • Die «richtige» Weise zu sterben: in vollem Bewusstsein, zum Todeszeitpunkt karmisch positive Gedanken zu hegen
  • Keine Trauerbezeigungen durch Hinterbliebene in den ersten Tagen

Wie verläuft der Sterbeprozess und wann ist ein Mensch wirklich tot? (tibetischer und mongolischer Buddhismus)

- Der Prozess des Sterbens in tibetischen Texten, z.B. Text «Selbstbefreiung durch [das Erkennen] der Omen und Zeichen des Todes» 

Unterscheidung zwischen der Einstellung des «äusseren Atems» und der Einstellung des «inneren Atems»

  • «äusserer» Atem: Ein- und Ausatmen
  • Wenn der Mensch aufhört zu atmen, verbleibt das Lebensprinzip (srog) im Körper, am Leben gehalten durch den subtilen «inneren» Atem, den «Wind» (rlung, skt. prana)
  • Solange der «innere» Atem funktioniert, gilt der Körper als bewusstlos
  • Erst wenn der «innere» Atem stoppt, ist der Mensch tot

Wie wird in tibetischen Gesellschaften der Todeszeitpunkt bestimmt?

- keine schriftlichen Quellen zur Bestimmung des Todeszeitpunktes

  • unklar, wer einen Menschen für tot erklärt

- Mönche oder Lamas erscheinen oft erst, nachdem der Mensch für tot erklärt worden ist

- Bei den Thakali in Nepal: (vergebliches) Herbeirufen der Seele (bla) durch die Verwandten, um den Tod festzustellen 

- Vollzug von Ritualpraktiken nach Ende der «äusseren» Atmung

- Praktische Vorbereitungen für die Bestattung erst nach dem Ende des «inneren» Atems

Welche Vorkehrungen werden in Tibet zum Schutz der Hinterblibenen getroffen?

Zwei Gefahren:

  1. Versuch der Seele, zurückzukehren
  2. der Dämon, der den Tod verursacht hat
  • der Leichnam darf nicht von Dämonen oder der Seele des Verstorbenen «übernommen» werden  (Rolang)

Vorkehrungen gegen Rolang:

-  Bittgebete, Opfergaben

-  Wache beim Leichnam und Rezitation von Mantras (durch einen Lama)

-  Keine Katzen und Hunde im Haus

-  Bindung des Leichnams in fötaler Position (Brechen des Rückgrats)

-  Talismane auf dem Körper

-  Erhöhte Türschwellen, niedrige Türen

-  Almosen an Bettler und Tempelbesuche

Beschreibe die Erdbestattung genauer

- wird in manchen Regionen anscheinend positiv bewertet, in den meisten jedoch negativ

  • soll zu einer Wiedergeburt in den Höllen führen
  • lange Zeit der Verwesung wird negativ gesehen: die Gefahr, ein Rolang zu werden, ist gross

- Diese Bestattungsart scheint bei ansteckenden Krankheiten angewendet worden zu sein

- Der Körper wird oft nur wenig mit Erde bedeckt, das Grab ist flach

Beschreibe die Bestattungsart der Verbrennung genauer

- Bei Mönchen und Lamas

  •  Entstehen von Ringsel

- In der indischen und nepalesischen Diaspora die bevorzugte Bestattungsmethode

Beschreibe die Mummifizierung genauer 

- Präparierung des Leichnams

- oft bevorzugte Bestattungsart bei hohen Lamas (z.B. Dalai Lama)

 

Beschreibe die Wasserbestattung genauer

- Bestattungsart bei ansteckenden Krankheiten, Unfall- oder Mordopfern, schwangeren/unfruchtbaren Frauen etc. ?

- Bei Kindern und Säuglingen

Beschreibe die Anfänge der Himmelsbestattung genauer

- bya gtor = "Den Vögeln hinstreuen"

  • erste tibetische Erwähnung in einem Text von 1685
  • erste europäische Erwähnung 1327/28 in einem Reisebericht

Himmelsbestattungsplätze: immer ausserhalb der Siedlung, an erhöhten Platz, oft auf grossen Stein/ Felsen

- Aussagen, wer durch bya gtor bestattet wird und wer nicht, widersprechen sich

  • Erwachsenen vorbehalten? (hingegen Charles Ramble: normale Bestattungsform für Kinder bis zum 13. Lebensjahr)
  • Manche Autoren sagen, bya gtor sei dem buddh. Klerus vorbehalten, andere behaupten das Gegenteil

Was gibt es über die heutige Himmelsbestattung in Tibet zu sagen?

- laut Behördenangaben in der TAR 1075 Bestattungsorte für bya gtor

- Ca. 100 Tobden, Ragyapa, wahrscheinlich auch chinesische «Bestatter»

  • Grösster Bestattungsort beim Kloster Drigung: im Durchschnitt 10 Bestattungen pro Tag

- 1985-1990 Gesetzgebung zu Bya gtor

  • 1996 neue gesetzliche Regelungen, insbesondere in Bezug auf Zuschauer

- Laut Pasang Wangdu, Direktor des Nationality Research Institute der Tibetischen Akademie der Sozialwissenschaften, wählen 80% der Tibeter bya gtor als Bestattungsart (Aussage von 2005).

  • Aber: keine Untersuchungen zur Häufigkeit der verschiedenen tibetischen Bestattungsarten

Wie wird eine Himmelsbestattung durchgeführt?

1. Entkleidung des Körpers, Ausstrecken auf dem Felsen/Stein, Festbinden des Kopfs mit dem Gesicht nach unten in einer Schlinge an einem Holzpfahl (manchmal einem Stein)

2. Aufschneiden oder Zerhacken des Körpers in einer ersten Fütterung für die Geier; oft Herausnahme von Leber, Herz, Nieren, Eingeweide und als zweite Fütterung dargeboten

3. Die Knochen werden entweder zerstreut oder sie werden in einer zweiten Fütterung zerstossen und mit Tsampa vermischt erneut angeboten

4. Zerkleinerung der Innereien des Toten und mit Tsampa, Butter, Früchten vermischt den Vögeln angeboten

--> Unbekannt, ob die Bestattung von besonderen Ritualen (ausser der Rezitation von Mantras etc.) begleitet wird 

Wie verhalten sich Pilger an solchen Bestattungsorten?

Veronika Ronge schrieb dazu 1990 in einem Bericht: 

«Zum Zeichen der Ehrfurcht hatten die Männer ihre Zöpfe gelöst. Nach der Zirkumambulation – auch der Opferfeuer – betraten sie die Steinplatte, legten sich mit dem Rücken darauf nieder und schoben den Kopf durch eine der drei Seilschlingen, die an einem länglichen Felsbrocken, der auf der höchsten Kante der Steinplatte lag, befestigt waren. Sie verharrten eine Weile so und hatten auf diese Art ihre zukünftige Zerstückelung symbolisch vorweggenommen.»

Weshalb etscheiden sich Tibeter für die Himmelsbestattung?

- Verdiensterwerb

- Möglichst schnelle zerstörung des Körpers und somit Schutz davor, ein Rolang zu werden

- Anscheinend ist es in vielen Gegenden wichtig, dass der Körper ganz verschwindet

  • Bleiben Reste, wird dies zu Tatsa verarbeitet

- Weiterverwertung der Knochen zu Ritualzwecken

  • Knochentrompeten oder Schädelkalotten

Was kann man zusammenfassend über die Bestattung in tibetischen Regionen sagen?

- Der Mensch ist erst tot, wenn der «innere Atem» versiegt

- Der Bewusstseinszustand (möglichst klar und bewusst, positive Gedanken) zum Zeitpunkt des Todes ist sehr wichtig für das nachtodliche Schicksal und die Wiedergeburt

- Der Tod verunreinigt zwar, der Leichnam wird aber nicht als extrem unrein angesehen, man darf ihn berühren

- Bei der rituellen Behandlung des Leichnams stehen Schutzmassnahmen für die Hinterbliebenen im Mittelpunkt

- Es gibt regional unterschiedliche Bestattungsarten

- Zu den nachtodlichen Ritualen gehört die Führung des im Zwischenzustand verweilenden Bewusstseins bis zur nächsten Wiedergeburt

- Die Wiedergeburt erfolgt in den sechs Existenzbereichen

Wie geht man in der Mongolei mit dem Leichnam um ?

- Nach dem Todeseintritt: Leerräuming der Jurte, ausser dem Toten und den Buddhastatuen

- Aufbahrung in der "Löwenposition", in nordwestlicher Richtung (Richtung des Weges der Seele), mit gebeugten Knien

- Wenn der tote religiös war, wird ihm sein "Brustbuch" unter den Kopf gelegt (sein sonstiger Besitz weggeräumt)

- Rituelle Vorkehrungen:

  • Anzünden von Öllamoen
  • Weihrauch
  • Verschliessen des Rauchlochs
  • Zustopfen sämtlicher freier Stellen mit Erde 
  • Verschliessen der Tür von aussen 
  • Jurte wird mit einem Zeichen versehen

- Niemand bleibt beim Toten, ausser ab und zu der Lama, der Gebete liest

- In der Stadt kommt der Leichnam zuweilen in die Leichenhalle und wird am Vorabend der Bestattung nach Hause gebracht

Wie wird Körper und Seele in der Mongolei unterschieden?

bey-e = Körper ... beseelt mit...

aman = "Lebensgeist" ... und ...

sünesün/süns = Seele ... und ...

tsogts = Körper als biologischer Organismus

Wie wird sterben in der Mongolei definiert?

Der Lebensgeist und die Seele verlassen den Körper, der als lebloser Organismus zurückbleibt

Weshalb wird in der Mongolei keine Totenwache gehalten?

- aus Furcht vor dem Leichnam

- der unbeseelte Leichnam gilt als extrem unrein

  • bei Todesfall Reinigungsriten für die ganze Familie

ABER: in Gebieten mit chinesischem Einfluss wird Totenwache gehalten

Was geschieht nach mongolischer Auffassung mit der Seele nach dem Tod?

- Nach dem Tod verlässt die Seele den Körper, hält sich aber in seiner Nähe auf

  • Ebenfalls Vorstellung, dass sie in der ersten Zeit in ein anderes Lebewesen (z.B. einen Vogel) eintritt.
  • Nach 49 Tagen wird sie von diesem Körper befreit (Weg in die nächste Wiedergeburt)

- Konsultation eines Lamas: um die Gründe für den Tod und das weitere Schicksal des Verstorbenen herauszufinden

- Der Lama sagt auch die Wiedergeburt voraus:

  • immer menschlich;
  • Geschlechtsumwandlung möglich;
  • Geschlechtswechsel als «schlechtes Geschick»

- Oft Wiedergeburt in derselben Familie

Weshalb wird in der Mongolei nach dem Tod ein Astrologe konsultiert?

- Für die Bestimmung des khorgodoson yum ("Ding, in dem man Schutz gefunden hat")

  • Enge Verbindung der Seele mit einem materiellem Objekt, das ihr Schutz gewährt

- Der Astrologe gibt den Hinweis auf das Objekt --> die Familie gibt es sofort weg, verkauft oder vergräbt es direkt mit dem toten Körper

Wie wird in der Mongolei der Ort der Bestattung bestimmt?

- Durch die Astrologie wird ein Hinweis über den Ort für das Aussetzen des Leichnams gegeben

  • früher: Aussetzung des Toten im Freien
  • Nur bei ansteckenden Krankheiten wurden die Toten verbrannt

- Ein Begräbnis ist eher beunruhigend und unangenehm, da dann das inatkte Skelett in der Erde liegt

- Idealer Aussetzungsort: 

  • Sonniger Abhang an einem Hügel
  • mit einem Fluss im Süden 
  • eine Strasse in der Nähe

 

Wie wird ein Leichnam in der Mongolei für das Begräbnis vorbereitet? 

- Haare und Fingernägel des Verstorbenen werden geschnitten

- Der Verstorbene wird nackt in ein weisses Tuch eingenäht (gegen den Uhrzeigersinn)

- Über dem Kopf wird ein nomyn khunjil («religiöses Tuch») platziert (Papier mit einigen Buddhas und Gebeten)

- Das Gesicht wird mit einem Khatag bedeckt

--> Früher wurde das Gesicht nie offengelegt («das Gesicht des Toten soll nicht dem Himmel gezeigt werden»)

Was bedeutet es in der Mongolei, das "Land zu prüfen"?

- Aufgabe von zwei, drei älteren Männern, oft zusammen mit einem Lama

- Wenn der Ort gefunden ist, bittet entweder der Lama die Erdherren um Erlaubnis für die Aussetzung, oder einer der Älteren sagt:

  • «Mein Berg und meine Erde, gebt mir bitte etwas Land, um meinen geliebten xxx beizusetzen»
  • Markierung der Stelle 
  • Platzierung eines gefalteten Khatag
  • Darbringung eines Milchopfers
  • Ausstreuung von Reis oder Hirsekörnern
  • Reinigung des Orts mit Wacholder und anderem Weihrauch

- In Ulaanbaatar Durchführung des Rituals auch auf den Friedhöfen

  • die «Wahl» ist allerdings limitiert auf einen Platz auf dem Friedhof, oft nicht neben den Angehörigen
  • auf Friedhöfen auf dem Land werden die Angehörigen einer Verwandtschaftsgruppe gemäss Seniorität beerdigt
    • (die Söhne «unter» (südlich) ihren Vätern)

Beschreibe das "Hinausbringen aufs Land" in der Mongolei

- Ritual findet nur am Montag, Mittwoch und Freitag statt

  • Genaue Zeit wird vom Astrologen bestimmt

- Ein älterer Mann wird zum «Knochen tragenden Menschen» bestimmt

- Heute wird der Sarg aus der Yurte oder dem Raum entgegen dem Uhrzeigersinn um den Herd herum hinausgetragen

  • Wenn der Sarg hinausgetragen wird: Ritual des «Einladens von Glück/Wohlstand» 

- Der «Knochenträger», der den Leichnam wegbringt, verstreut an jeder Kreuzung etc. Reis, Hirse, losen Tee und Münzen

- Verwandte und Freunde folgen in einem anderen Fahrzeug

Was passiert beim Aussetzen eines Toten in der Steppe bei den Mongolen?

1. Ein Lama mit ein, zwei Helfern begibt sich mit dem Leichnam an die zuvor bestimmte Stelle und legt den in ein weisses Tuch eingeschlagenen Leichnam in «Löwenposition» ab

2. Keine Abschiedsworte, der Lama liest einige Bittgebete

- In sozialistischen Zeiten und heute:

  • Aushebung eines nur ganz flachen Grabes
  • Abdecken mit Holzbrettern und etwas Erde

- gutes Omen: wenn Tiere in der Nähe sind, da sie den Leichnam schnell fressen

- Der Leichnam soll sich schnell in die Natur auflösen

- Ort, wo der Leichnam abgelegt wird: Eingang in die «Anderswelt» der Toten

- Tote Kinder wurden früher in einen Sack gesteckt, lose hinter sich auf den Sattel gebunden und in der Steppe «verloren»

Was kann man über Fiedhöfe in der Mongolei sagen?

- Neue Bestattungsart und erst seit der sozialistischen Zeit 

- kein Grabkult: Friedhöfe werden gemieden

- Grabbeigaben im Sarg in Form von Gold, Silber, Koralle, etc. (Opfergaben für die Erdgeister)

- Heutzutage wird der Khatang vom Gesicht genommen und auch persönliche Worte gesagt

- kleie Yurten auf den Gräbern sollen Ruheplätze für Seele bieten

Was geschiet nach der Bestattung in der Mongolei?

- Früher: Bestattungsort für mind. 3 Jahre nicht besucht

- Heute: manchmal Besuch der Friedhöfe, aber nur zu zuvor vom Lama oder Astrologen festgelegten Zeiten

  • Oft wird in der kleinen Yurte auf dem Grab eine Schale für den Verstorbenen hingestellt
  • Oft noch viele Jahre später

- Nach dem Tod werden vom Lama am 7., 21. und 49. Tag oft von Lamas Gebete rezitiert

Was kann man zusammenfassend über die Bestattung in der Mongolei sagen?

- Es wird unterschieden zwischen dem «belebten» Körper und dem Körper als Organismus

  • Der Körper als Organismus, ohne «Seele», wird als extrem unrein angesehen

- Nach dem Tod muss sichergestellt werden, dass die Seele sich völlig lösen kann vom Körper, der Familie, dem materiellen Besitz

- Der Leichnam soll möglichst im Freien den Elementen ausgesetzt werden

- Ein möglichst schnelles, restloses Verschwinden gilt als Zeichen für eine problemlose Wiedergeburt

- Seit der sozialistischen Zeit sind Bestattungen in Gräbern auf Friedhöfen vorgeschrieben, auf dem Land werden sie aber immer noch umgangen

-  Die Wiedergeburt erfolgt als Mensch, oft in derselben Familie und im gleichen Geschlecht

!!!Welches Vorwissen ist wichtig, wenn man das tibetische Totenbuch betrachtet?

Das Totenbuch der Tibeter gibt es nicht!

- Konvulut

Worum handelt es sich bei Terma ("Schatz") Texten?

- Terma: Texte und zu ihnen gehörende Ritualpraktiken, Gegenstände

- Der Tradition nach von Padmasambhava oder Personen seiner engeren Umgebung als Schätze für die Nachwelt versteckt

  • Nicht nur Texte sondern auch Ritualgegenstände wurden versteckt
  • verborgene Täler im Himalaya sind nur zu bestimmten Zeiten Menschen zugänglich

- Traditionelle Dreitelung der Terma bei den Nyingmapa:

  1. "Erd-Schätze": werden materiell in der Erde, Felsen etc entdeckt
  2. "Geist-Schätze": Texte, die im "geist des Schatzentdeckers" gefunden wurden
  3. "Reine Visionen": Unterweisungen, unmittelbar von einem Buddha/Dakini etc. übermittelt

- Keine Verknüpfung der terma durch den Buddha, sondern Enstehung "im Geist der Buddhas" (nicht von Buddha verkündet worden)

- Anschliessend Weiterüberlieferung durch «Wissenshalter»

  • mündliche Weitertradierung: terma werden unmittelbar von einer Person zur anderen weitergegeben, auch wenn zeitlich mehrere Jahrhunderte zwischen den Personen liegen

- Terma verborgen u.a. in Bergen, Felsen , Seen, Stupa, Tempeln, Buddhastatuen oder direkt im Geist des tertön ("Schatzentdeckers")

- Die Schätze befinden sich in einem "Schatzbehältnis"

- Manche terma werden von einem tertön zwar entdeckt, aber wieder für einen späteren tertön verborgen ("2.Schatz")

  • Kann die Überlieferungen ungalubbar machen, weshalb im allgemeinen die Bergung der terma öffentlich stattfindet

 

Worum handelt es sich bei den tertön ("schatzentdecker")

- Wiederverkörperungen aus dem engeren Schülerkreis von Padmasambhava, berufen sich auf seine Inspiration

- 3 Handlungen, die 3 "Überlieferungen", zur Sicherstellung der Authentizität der terma:

  1. Ermächtigung durch ein Wunschgebet
  2. Vorhersage, dass ein bestimmter Schatzentdecker den Text finden wird, genaue Angaben über Person, Ort, Zeit, Umstände
  3. Texte sind direkt dem Schutz einzelner Dakinis oder Gottheiten unterstellt. Diese bewahren sie vor dem Zugriff Unbefugter

Nenne die soziologischen Aspekte des gTerma-Konzepts

- Authenzitität und Autorität neuer Kulte, Rituale und Lehren durch Rekurs auf die Tradition (Pasmasambhava)

- religiöse Legitimierung

- terma sind damit nichts Neues, sondern etwas immer schon Vorhandenes

- hohe soziale Anerkennung der tertön, Unterstützung durch säkulare Gabenherren, überregionale Ausstrahlung, Rolle als soziale Mediatoren in Konflikten

- aber auch heftige Kritik: Aura des Scharlatan

 

Worum handelt es sich beim "Totenbuch der Tibeter"?

 

Ein Terma-Zyklus

"Tiefgründige Lehre, Eigenbefreihung durch Meditation über die Friedvollen und Zornvollen (Gottheiten)"

  • Praxistext für Sterbende und Hinterbliebene
  • Schulspezifische Tradition: Viele Kelugpa kennen das tibetsiche Totenbuch nicht

- "Entdeckt" von dem Tertön Karmalingpa im 14 Jh.

- kein Einzeltext, sondern Textkorpus, zu dem ausser dem einen in Übersetzung bekannten Text noch zahlreiche weitere Texte gehören

Beschreibe den Inhalt des Totenbuchs

- Beschreibt den Zwischenzustand (bardo) zwischen Tod und erneuter Geburt und die verschiedenen Möglichkeiten, in diesem Zwischenzustand die Befreiung aus dem Kreislauf der Existenzen zu erlangen

- Der Bardo besteht genauer aus 3 Bardos

  • Drei Zwischenzustände durchquert das "Bewusstseinsprinzip" auf seiner Reise in eine neue Existenz

Was genau durchwandert die Bardos?

- Kein Selbst und keine Seele nach buddhistischer Lehre

- 3 Begriffe im Tibetischen zur Bezeichnung der Elemente, die "Leben" ausmachen:

  • Sog: "Lebenskraft", hört mit dem Tod auf zu existieren
  • La: "Seele", überlebt den Tod, ist aber an den Ort, wo der Leichnam bestattet wird, gebunden
  • Namshe: "Bewusstseinsprinzip", das 5. skandha, das die Bardos bis zur erneuten Wiedergeburt durchlebt

--> kein konsistenter Gebrauch dieser Begriffe in tibetischen Texten, die Natur des Bardowa («der im Bardo-Zustand ist») bleibt letztlich unklar

- vor-buddh. Indien: das "Zwischenwesen" als preta, "Hungergeist"

  • Pali-Kanon: gandharva, "das Wesen, das wiedergeboren wird"
  1. Der "subtile Körper" im Bardo bildet sich erst im ("Bardo der Existenzbereiche") und ernährt sich von Gerüchen
  2. Pretas existieren nur für eine kurze Zeit (7 Tage): manche tibetische Texte sagen, dass bardowa alle 7 Tage "stirbt" und "wiedergeboren" wird, insgesamt 6 mal
  3. 7. und letztes Mal: endgültige Wiedergeburt in einer neuen Form/Körper

im mongolischen: tib. namshe = sünesün

 

Nenne die 3 Bardos

3 Ebenen der Todeserfahrung des Menschen im Bardo entsprechen den 3 Körpern des Buddha

  1. Der Bardo im Todesaugenblick = Dharmakaya
  2. Der Bardo der Wirklichkeitserfahrung = Sambhogakaya
  3. Der Baerdo der Existenzbereiche = Nirmanakaya

Beschreibe den Bardo im Todesaugenblick genauer

Im klaren Licht (`od gsal) des Todesaugenblicks erscheint der Dharmakaya:

- klares und gleissendes, blendendes Licht bezeichnet höchste Wirklichkeitserfahrung des Dharmakaya

- Erkennt das Bewusstsein, was das klare Licht ist, erlangt es in diesem Moment die Befreiung aus dem Kreislauf der Existenzen, die Buddhaschaft

--> Gelingt dies nicht, weil sich das Bewusstsein zu sehr wegen dem Licht erschreckt: Abstieg des Bewusstseins in den zweiten Bardo

Beschreibe den Bardo der Wirklichkeitserfahrung genauer

- Das Bewusstsein beginnt, die Strahlungen der fünf Elemente wahrzunehmen

- visionäre Bilder der friedvollen und zornvollen Gottheiten = die Zustände unseres eigenen Bewusstseins

- Bei Nichterkennen der Gottheiten als Projektionen des eigenen Bewusstseins: Abstieg in den dritten Bardo