FernUni Hagen - Psycholigie - M3a - Kapitel 1-5


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Flashcards 299
Students 35
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 16.08.2018 / 10.02.2024
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Welche Forschungsansätze werden in Vorlesung 1 vorgestellt?

  1. Experimentelle Kognitive Psychologie (im klassischen Sinne)
  2. Kognitive Neuropsychologie 
  3. Kognitive Neurowissenschaft
  4. Komputationale Kognitionswissenschaft

Schwerpunkte der Experimentellen Kognitiven Psychologie?

 

Untersuchung der Kognition durch Aufzeichnung von Verhalten BEI der Bewältigung kognitiver Aufgaben (Experiment als Methode)

 

Schwerpunkte der Kognitiven Neuropsychologie?

Untersuchung von Patienten mit Schädigung des Gehirns um (auch) Kognition bei Personen ohne diese Schädigung zu verstehen (Vergleiche)

 

Schwerpunkte der Kognitiven Neurowissenschaft?

Aufzeichnung der Aktivität des Gehirns bei der Bewältigung kognitiver Aufgaben (fMRT, EEG…)

 

Schwerpunkte der Komputationalen Kognitionswissenschaft?

"Rechnende Kognitionswissenschaft“

-> Entwicklung mathematisch spezifizierter Modelle, um Kognition besser beschreiben & vorhersagen zu können

 

Begründer der Experimentellen Kognitiven Psychologie?

Wilhelm Wundt: ersten psychologisches Experimentallabor 1879 in Leipzig

Hermann Ebbinghaus: Gedächtnisexperimente

 

Bedeutung der Experimentellen Kognitiven Psychologie?

  • Lange Tradition
  • zentrale Bedeutung für die Entwicklung von Theorien
  • Entwicklung von Untersuchungsparadigmen
  • Nutzung des Experiments zur Theorietestung

Klassische Annahme der Experimentellen Kognitiven Psychologie?

Computer-Metapher: Informationsverarbeitung beim Menschen wie bei Computer-Programmen 

-> Annahme: schrittweise, serielle Verarbeitung (ein Prozess nach dem Anderen)

 

Zur klassischen Annahme gehöriges Informations-Verarbeitungsprinzip?

 

Bottom-up: reizgesteuerte Informationsverarbeitung 

Reiz -> Aufmerksamkeit -> Wahrnehmung

Neuere Annahme der Experimentellen Kognitiven Psychologie?

Netzwerk-Metapher: Informationsverarbeitung durch einfache Einheiten im Netzwerk 

-> schnell & parallel, automatische Aktivationsausbreitung

 

Zur neuere Annahme gehöriges Informations-Verarbeitungsprinzip?

Top-down: Einflüsse von Vorwissen/Erwartungen beeinflussen Aufmerksamkeit & Wahrnehmung (interaktive Aktivation)

 

Stärken der Experimentellen Kognitiven Psychologie?

  • erster systematischer Ansatz zur Erforschung menschlicher Kognition
  • Entwicklung zentraler Theorien und Paradigmen

Schwächen der Experimentellen Kognitiven Psychologie?

  • verwendete Aufgaben haben oft geringe ökologische  /externe Validität
  • kaum Generalisierung möglich 
  • Verwendung indirekter Maße (z.B. Akkuratheit)
  • Teilweise unpräzise, verbale Theorien 
  • kein übergreifendes Modell der Kognition als Ganzes

Gegenstand der Kognitiven Neuropsychologie?

Untersuchung der kognitiven Leistung von Patienten mit Hirnschädigungen 

-> Ziel: direkte Aussage über Verbindung zwischen Gehirn & Kognition UND etwas über Gesetzmäßigkeiten der Kognition zu lernen, nicht nur über materiellen Aufbau des Gehirns

 

Grundannahmen der Kognitiven Neuropsychologie?

  • funktionale Modularität (Vorhandensein von unabhängigen Verarbeitungseinheiten)
  • anatomische Modularität (spezifische Gehirnregion pro Verarbeitungseinheit) 
  • Einheitlichkeit der funktionalen Architektur (personenübergreifend)
  • Subtraktivität (KEINE Plastizität!)

Was bedeutet Subtraktivität in diesem Zusammenhang?

Annahme: Schädigungen im Gehirn führen zu spezifischen Ausfällen von Modulen, ein Mensch kann diese Ausfälle nicht durch andere Module kompensieren -> diese Annahme ist in großen Teilen widerlegt, bspw. durch neuronale Plastizitätsannahmen

 

Bedeutung der Kognitiven Neuropsychologie

Sie verbindet die Experimentelle Kognitive Psychologie mit der kognitiven Neurowissenschaft

 

Zentrale Frage der Kognitiven Neuropsychologie

Ist die theoriebasierte Abgrenzung kognitiver Funktionen haltbar? Sind sie abhängig oder unabhängig? Bsp: Findet Wahrnehmung & Gedächtnis unabhängig von der Informationsverarbeitung von sozialen Reizen statt?

 

Methoden der Kognitiven Neuropsychologie (3 Methoden)

  • einfache Dissoziation 
  • Doppel-Dissoziation 
  • Untersuchung von Assoziationen

Einfache Dissoziation

Experimentalgruppe: Patienten mit spezieller Hirnschädigungen, Kontrollgruppe: Patienten ohne spezielle Hirnschädigungen, sollten gleich sein im Bezug auf Alter, Geschlecht…

-> Vergleich der Leistungen beider Gruppen bezüglich unterschiedlicher Aufgaben (LZG, KZG…)

 

Doppelte Dissoziation

Zwei Patientengruppen: unterschiedliche Schädigungen, bspw. LZG vs. KZG. 

-> Vergleich der Leistungen 

-> Es gibt überzeugende Evidenz für die Abgrenzung von Funktionen & relevanten Gehirnregionen

 

Untersuchung von Assoziationen

Symptome der Leistungseinschränkung in Aufgabe X und Y treten bei Patientengruppen verstärkt gemeinsam auf 

-> Annahme einer gemeinsamen Ursache, das heißt dann Syndrom

 

Stärken der Kognitiven Neuropsychologie

  • Doppel-Dissoziationen: starke Evidenz für Modularitäten, 
  • Nachweis kausaler Verbindungen zwischen Hirnschädigung & kognitiver Leistung -> wichtig in Forschung zu Gedächtnis & Sprache

Schwächen der Kognitiven Neuropsychologie

  • Modularitätsannahmen zu stark 
  • Patienten entwickeln Kompensationsstrategien 
  • neuronale Plastizität, Hirnschädigungen betreffen mehrere Module 
  • Verbindungen zwischen kognitiven Prozessen werden zu wenig beachtet 
  • interindividuelle Unterschiede existieren

Hauptfrage der Kognitiven Neurowissenschaften

Wie ist das Hirn vernetzt?, Intensive Untersuchung des Gehirns: 100 Mrd. Neuronen, komplex vernetzt

 

Theorie der Kognitiven Neurowissenschaften

Theorie der komplexen Topologie / Vernetzung (Bullmore & Sporns 2012)

 

Was umfasst die Theorie der komplexen Topologie?

2 Prinzipien:

  1. Prinzip der Kosten-Kontrolle (wenig Verbindungen, kurze Distanzen)
  2. Prinzip der Effizienz (Fähigkeit, Infos über der Gehirn hinweg zu integrieren)

3 Möglichkeiten der Anwendung dieser Prinzipien

  1. Lattice Topology: geringe Effizienz, geringe Kosten
  2. Komplexe Topologie (das ist die vorgestellte Theorie), Mittelweg zwischen Kosten und Effizienz, beides okay
  3. Random Topology: hohe Effizeinz, hohe Kosten

Komplexe Topologie (Möglichkeit 2) besagt also

Es gibt viele Module (kleine Areale, intern eng vernetzt) 

& Hubs (stark vernetzte Verteilerzentren)

 

Methoden der Kognitiven Neurowissenschaften

6 Stück:

  1. Einzel-Ableitung
  2. EPRs
  3. PET
  4. fMRT
  5. MEG
  6. TMS/rTMS

 

Einzel-Ableitung

Mikroelektrode wird im Gehirn zur Messung der elektrischen Ladung von Zellen implantiert

Zeitlich/Räumlich: gut

Problem: Invasiv, ethisch schwierig

 

Ereigniskorrelierte Potentiale (ERPs)

Aufzeichnung elektrischer Gehirnaktivität durch Elektroden auf der Kopfhaut, 

Zeitlich: gut | Räumlich: geringe Auflösung 

Problem: viele Wiederholungen notwenig, Sub-Kortikale Aktivität nur schwer messbar

 

Positionen Emissions Tomographie (PET)

Aufzeichnung der Bewegung schwach radioaktiver Substanz im Gehirn, 

Zeitlich: schlecht | Räumlich: Gut 

Problem: invasiv, Strahlenbelastung

 

funktionelle Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRT)

Messung von Gehirn-Aktivität über Sauerstoffgehalt des Blutes 

-> unterschiedliches Drehverhalten im starken Magnetfeld, 

Zeitlich: mittel | Räumlich: sehr gut

Problem: laut und unbequem, nur eingeschränkte Möglichkeit zur Präsentation von Stimuli

 

Magneto-Enzephalographie (MEG)

Messung magnetischer Aktivitäten des Gehirns, welche durch Stromfluss erzeugt werden

Zeitlich: exzellent | Räumlich: gut

Problem: sehr teuer, neue Technologie (nicht überall verfügbar)

 

(repetitive) Transkranielle Magnet-Stimulation (TMS und rTMS)

Hemmung spezifischer Bereiche des Gehirns durch starkes magnetisches Feld, temporäre Läsion (!)

-> Kausalschlüsse möglich bezüglich Beteiligung von Hirnarealen 

Problem: Auswirkungen komplex & nicht vollkommen verstanden, Lokalisierung nicht vollkommen klar, Sicherheit der Probanden

 

Vorteile der Kombination verschiedener methodischer Ansätze:

Eine Kombination erlaubt sehr gute zeitliche / räumliche temporäre Auflösung, 

funktionale Spezialisierung & Integration kann nachvollzogen werden, TMS erlaubt Kausalschlüsse

 

Nachteile der Kombination verschiedener methodischer Ansätze:

  • Befunde werden überinterpretiert
  • Es ist schwierig, Hirnaktivität & kognitive Theorien aufeinander zu beziehen
  • methodische Probleme -> oft Alpha-Fehler (da wenig Probanden)
  • Neuroimaging Illusions

Ausgangspunkt der Komputationalen Kognitionswissenschaft

Komputationales Modelling: 

  • Programmierung von Modellen, die Aspekte der menschlichen Kognition nachbilden
  • Modell der Zusammenhänge & Schritte der Informationsverarbeitung 
  • Klare Abgrenzung der Komputationalen Kognitionswissenschaft von artifizieller Intelligenz (diese will möglichst intelligente Ergebnisse)

2 Modelle der Komputationalen Kognitionswissenschaft

  1. Konnektionistiches Netzwerk (Rummelhart&McCelland, 1986)
  2. Produktionssysteme (kognitiver Architektur)