Brückenkurs Klinische Psychologie MEU Magdeburg / Diploma M.Sc.

Fragen für den Brückenkurs Klinische Psychologie an der MAPP Empowerment University Magdeburg / Diploma

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Set of flashcards Details

Flashcards 42
Students 24
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 16.08.2018 / 16.02.2025
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1. Wie ist Klinische Psychologie definiert?

Teildisziplin der Psychologie. Befasst sich mit Forschung und Praxis von psychischen Störungen und den psychischen Aspekten somatischer Störungen und Krankheiten. Im Speziellen beschäftigt sie sich mit:

  1. Deskription (Symptomatologie)
  2. Klassifikation
  3. Diagnostik
  4. Verbreitung
  5. Verlauf
  6. Atiologie- und Bedingungsanalyse
  7. Gesundheitsförderung
  8. Primärer und Sekundärer Prävention
  9. Therapie und Rehabilitation

bei psychisch bedingten Gesunheitsproblemen

2. Wie ist psychische Störung definiert?

Gruppe (Syndrom) interkorrelierter, klinisch relevanter Verhaltens- oder Erlebensweisen (Symptome) welche mit außergewöhnlichem Leid und / oder Funktionsbeeinträchtigungen einhergehen.

Zusätzlich darf das Syndrom oder Muster nicht nur eine verständliche und kulturell sanktionierte Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis sein.

Berking & Rief S.2f

3. Welche drei Personen gelten vor Allem als "Begründer" der Klinischen Psychologie?

4. Wer prägte den Begriff "Klinische Psychologie"?

5. Womit hat sich Emil Kraeplin verdient gemacht?

Er hat eine Krankheitslehre begründet, welche ICD und DSM maßgeblich beeinflusst hat.

6. Welche dieser zwei Punkte gehen laut Begleitheft Nr. 873 auf Sigmund Freud zurück?

7. Was ist ein Paradigma?

Ein kognitives System mit vier Komponenten:

  1. Theoretische, characteristische Kompnente: Gesetzeshypothesen und Modellvorstellungen
  2. Empirische Komponente: Exemplarische Anwendungen
  3. Methodologische fachspezifische und metawissenschaftliche Komponente, der weltanschauliche Anteil
  4. Programmatische Komponente: Das Versprechen, bei fortgesetzter Arbeit alle Phänomene einer Phänomenklasse erfolgreich zu klären und verändern zu können. 

8. Welche fünf Definitionen des Normalitätsbegriffs gibt es?

  1. Idealnorm
  2. Statistische Norm
  3. Soziale Norm
  4. Subjektive Norm
  5. Funktionale Norm

Begleitheft zum Brückenkurs S. 11

9. Wie ist die Definition von Idealnorm?

Es wird von einer potentiellen Vollkommenheit ausgegangen. Beispiel ist die frühere Definition der WHO von Gesundheit als Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und seelischen Wohlbefindens. 

10. Wie ist die Definition von Statistischer Norm?

Normalität ist, wenn sich Menschen in einem bestimmten Bereich um den Mittelwert eines Merkmals befinden. Beispiele sind in der Medizin zu finden, etwa der Bluthochdruck

11. Wie ist die Definition für Soziale Norm?

Wenn Erlebens- und Verhaltensweisen durch den kulturellen Hintergrund als normal oder unnormal definiert werden, ist von sozialer Norm die Rede. Klassifikationssysteme wie der ICD-10 versuchen auf diese Normen wenig Rücksicht zu nehmen, um möglichst allgemeine Gültigkeit zu haben.

12. Wie ist die Definition für Subjektive Norm?

Hier legt das Individuum selbst fest, was es als normal empfindet. Wichtig um zu verstehen, wann jemand glücklich oder unglücklich ist. Für Gesundheitssysteme nicht sinnvoll einsetzbar.

13. Wie ist die Definition für Funktionale Norm?

HIer stellt sich die Frage, ob jemand die ihm zugetragene Funktion erfüllen kann. Wenn jemand nicht mehr arbeiten, soziale Beziehungen eingehen oder genießen kann, wird dies als krank definiert. ICD und DSM orientieren sich in weiten Bereichen an diesem Konzept.

14. Beschreiben Sie den Prozess der Diagnoseerstellung

  1. Symptome werden exploriert.
  2. Treten bestimmte Symptome gehäuft gemeinsam auf wird es zu einem Syndrom.
  3. Dann werden Ein- und Ausschlusskrieterien verglichen.
  4. Stimmt dies alles -> Diagnose

Symptom -> Syndrom -> Diagnose

15. Was bezeichnet kriteriumsorientierte Diagnostik?

Bei kategorialer Diagnostik werden psychische Störungen als klar vom Zustand der Gesundheit abgegrenzt. Dichotomie gesund/krank.

16. Nennen Sie die wichtigsten Unterschiede zwischen kategorialer und dimensionaler Diagnostik.

Bei dimensionaler Diagnostik ist der Übergang zwischen krank und gesund fließend. Bei kategorialer ist er abrupt.

17. Beschreiben  Sie kurz den Aufbau  von DSM-IV und ICD-10.

DSM-IV: Multiaxiale Diagnostik

  1. Klinische Störungen
  2. Geistige Behinderung und Persönlichkeitsstörungen
  3. Medizinische Krankheitsfaktoren
  4. Psychosoziale Probleme
  5. Globales Funktionsniveau

ICD-10: 

  • Enthält Krankheiten und psychische Störungen
  • Jedes Kapitel ist durch einen Code definiert.
  • F-Codes stehen für psychische STörungen.
  • Unterkapitel sind durchnummeriert mit bis zu 2 Stellen nach dem Komma.

18. Was sind die wichtigsten Methoden zur Erfassung psychischer Erkrankungen?

  • Strukturierte Klinische Interviews
  • Mikro- und Makroanalysen
  • Psychometrische Verfahren (z.B. Verhaltensbeobachtung)
  • Kategoriale und Dimensionale Diagnostik

19. BeschreibenSie kurz das SORCK-Modell

S= Situative Merkmale

O= Organismusvariablen 

R= Reaktionskomponenten 

C= Consequences

K= Kontingenzverhältnisse

 

Merksatz: Ein Problemverhalten zeigt sich in einer Situation mit bestimmten Merkmalen (S), in der eine Person mit ihren Eigenschaften (O) auf eine bestimmte Weise reagiert (R), da durch dieses Verhalten eine Konsequenz (C) erfolgt, die die Person bestärkt, so zu handeln. Wann und wie diese Verstärkung eintritt, kann variieren (K)

20. In welchem Verhältnis stehen Modelle zur Wahrheit?

Wie ein Landkarte zum Gelände: Der Wert von Theorien definiert sich am Wahrheitsgehalt aber auch Nützlichkeit

21. Welche notwendigen Bedingungen müssen erfüllt sein, damit man von einem kausalen Zusammenhang sprechen kann?

22. Was kennzeichnet in der Regel aktuelle Erklärungsmodelle in der klinischen Psychologie?

Sie sind [...] orientiert?

23. Sind die „Ursachen“ einer psychischen Störung automatisch auch ein therapeutischer Ansatzpunkt? Bitte begründen Sie Ihre Antwort.

Nein, weil die Ursache nicht notwendigerweise zum aktuellen Zeitpunkt für die Aufrechterhaltung der Problematik verantwortlich ist. Selbst wenn dies der Fall sein sollte, wäre noch zu prüfen, inwieweit sie mit therapeutischen Methoden verändert werden kann.

24. Inwiefern zeichnet sich die Klinische Psychologie durch einen „Paradigmen-Pluralismus“ aus?

Insofern, als dass parallel verschiedene Paradigmen (geschlossene Erklärungssysteme, die sich durch bestimmte Annahmen und Methodologien auszeichnen) zur Erklärung relevanter Sachverhalte herangezogen werden.

25. Wie hängen psychische Störungen und die soziale Schicht zusammen, und welche Erklärungsansätze gibt es für diesen Zusammenhang?

Personen mit niedrigerem sozioökonomischem Status weisen ein höheres Risiko für die Entwicklung psychischer Störungen auf. Zur Erklärung dieses Befundes sind drei Annahmen vorgeschlagen worden:

  1. Stress-and-Strain-Hypothese - Ein niedriger Status ist mit einer Vielzahl von Belastungen verbunden, welche psychisch krank machen;
  2. Social-Drift-Hypothese: Eine psychische Erkrankung führt zu einem sozialen Abrutschen der Betroffenen und damit zu einem niedrigeren sozioökonomischem Status;
  3. Transaktionsmodell: Dieses Modell kombiniert die beiden anderen Modelle. Ein niedriger Status führt danach über statusspezifische Belastungen und eine schlechtere Versorgung mit effektiven Präventions- und Behandlungsverfahren zu psychischen Störungen. In der Folge kommt es zu einem Statusverlust, der mit weiteren Belastungen und einer Zunahme des Erkrankungsrisikos assoziiert ist. Damit entsteht letztlich ein Teufelskreis aus niedrigem Status, erhöhten Belastungen, schlechterer Gesundheitsversorgung und psychopathologischen Symptomen, welcher (ggf. über mehrere Generationen) letztlich zum beobachteten Zusammenhang von Status und Störungsprävalenz führt.

26. Welche Eigenschaften sollten Modelle aufweisen, mit denen Patienten Störungen erklärt werden?

27. Was ist der Unterschied zwischen Traurigkeit und einer Depression im klinischen Sinne? Welche Kriterien müssen für die Diagnose einer depressiven Episode erfüllt sein?

Jeder Mensch erlebt in seinem Leben Phasen von Traurigkeit. Von einer Depression im klinischen Sinne kann aber nur dann gesprochen werden, wenn eine klinisch bedeutsame Veränderung der Stimmungslage im Sinne der im ICD-10 oder DSM-IV-TR beschriebenen Kriterien vorliegt. Folgende Kriterien müssen erfüllt sein:

  • Die Symptome treten über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen an fast jedem Tag auf
  • und führen zu bedeutsamem Leid und/oder zu Beeinträchtigungen.

28. Was wissen Sie über die Prävalenz depressiver Störungen?

  • Unipolare depressive Erkrankungen zählen mit einer 4-Wochen-Prävalenzrate von 5,6 % zu den am häufigsten auftretenden psychischen Erkrankungen.
  • Die Lebenszeitprävalenz liegt bei 17,1 %.
  • In den meisten Krankheitsfällen handelt es sich um depressive Episoden.
  • Frauen sind von affektiven Erkrankungen etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.
  • In den letzten Jahrzehnten weisen einige Studien auf eine Zunahme depressiver Erkrankungen und auf eine Vorverlagerung des Ersterkrankungsalters hin.
  • Häufig liegen Komorbiditäten mit anderen Störungen vor.
  • Depressive Erkrankungen gehen mit einem erhöhten Suizidrisiko einher.

29. Welche Modelle zur Entstehung und Aufrechterhaltung unipolarer Depressionen kennen Sie? Bitte erläutern Sie jeweils die zentralen Annahmen.

  • Polygenetisch übertragene heriditärbedingte Vulnerabilität,
  • Monoaminmangelhypothese,
  • Dysregulation der HHN-Achse,
  • Neuroplastizitätshypothese

Wichtige psychologische Erklärungsmodelle:

  • Verstärker-Verlust-Modell nach Lewinsohn
  • Theorie der gelernten Hilflosigkeit nach Seligman 
  • Attributionstheoretische Revision des Hilflosigkeitsmodells nach Abramson et al
  • Kognitive Erklärungsmodelle (v. a. in der Tradition von Beck)
  • Multimodale bzw. Common-pathway-Modelle (u. a. von Akiskal & McKinney, Teasdale & Barnard)

30. Welche Behandlungsverfahren für depressive Störungen kennen Sie?

Zu den wichtigsten Therapieverfahren zählen:

  • Kognitive Therapie, Verhaltenstherapie (behaviorale Aktivierung),
  • Kognitive Verhaltenstherapie,
  • Interpersonale Therapie, Problemlösetrainings,
  • Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy,
  • Mindfulness-based Cognitive Therapy for Depression,
  • Psychodynamische Verfahren,
  • Paar- und Familientherapien

31. Erläutern Sie das Vorgehen bei einer kognitiven Verhaltenstherapie.

Im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie werden kognitive und behaviorale Methoden kombiniert. Typische Behandlungselemente sind neben der Diagnostik und dem Beziehungsaufbau v. a.: Psychoedukation, Herleitung des therapeutischen Rationales, Aufbau positiver Aktivitäten, kognitive Umstrukturierung, Rückfallprophylaxe. Gegebenenfalls werden zusätzlich Übungen zur Stärkung defizitärer Kompetenzen integriert.

32. Was wissen Sie über die empirische Evidenz von Depressionstherapien?

Die kognitive Verhaltenstherapie ist das mit Abstand am besten untersuchte psychologische Therapieverfahren und hat sich in Vergleichen mit diversen passiven und aktiven Kontrollbedingungen als überlegen erwiesen. Allerdings zeigt sich auch, dass Interpersonale Therapie und behaviorale Aktivierung (sowie evtl. auch Problemlösetrainings) zumindest ebenso wirksam sein können wie die kognitive Verhaltenstherapie, so dass diese Verfahren zurzeit als „Goldstandard“ der Depressionstherapie gelten.

33. Wodurch ist das Störungsbild „bipolar affektive Erkrankungen“ gekennzeichnet?

Bipolare Störungen gehören zu den affektiven Erkrankungen. Sie sind durch wiederholte Episoden deutlich beeinträchtigter Stimmung und Veränderungen im Aktivitätsniveau charakterisiert. Die Stimmungs- und Aktivitätsauslenkung dieser Episoden kann depressiver oder hypo-/manischer Art sein (frühere Bezeichnung: „manisch-depressiv“).

34 Welche Entstehungsmodelle gibt es?

Meyer und Hautzinger fassen in einem integrativen Störungsmodell relevante Entstehungsfaktoren zusammen:

  • Eine genetische Vulnerabilität prädisponiert dafür, dass biologische Rhythmen wie der Tag-Nacht-Rhythmus oder das Aktivitätsniveau beim Auftreten von Störungen (Stress, kritische Lebensereignisse und Veränderungen) sehr schnell instabil werden.
  • Individuelle Problembereiche und das Fehlen individueller Ressourcen können dieses Instabilitäts- bzw. Dysregulationsrisiko zusätzlich verstärken, was letztlich im Auftreten affektiver Episoden resultieren kann.

35. Nehmen Sie Stellung zu der Aussage: „Bipolare Störungen sollten ausschließlich medikamentös behandelt werden!“.

Zwar gilt bei der Behandlung bipolarer Erkrankungen die medikamentöse Therapie als Goldstandard, jedoch können und sollten psychoedukative und psychotherapeutische Maßnahmen als sinnvolle Ergänzung – vor allem im Rahmen der Rezidivprophylaxe, aber auch während akuter Episoden – zum Einsatz kommen.

36. Was können zusätzliche psychotherapeutische Interventionen bei der Therapie bipolarer Erkrankungen leisten?

Psychotherapeutische Maßnahmen können zwar keine „Heilung“ der bipolaren Störung an sich erzielen, jedoch als sehr wertvolle Ergänzung zur Verbesserung der Symptomatik gesehen werden. Vor allem ein verbesserter Umgang mit Krisen sowie ein allgemein optimiertes Funktionsniveau können dazu beitragen, Rückfallraten bzw. die Anzahl erneuter Krankheitsepisoden zu reduzieren und die phasenfreie Zeit zwischen zwei Episoden deutlich zu verlängern. Mögliche Komponenten können sein: Akzeptanz der chronischen Erkrankung und Erlernen eines angemessenen Umgangs damit: Psychoedukation zu Krankheitsbild und -verlauf, Medikamenten-Compliance, Umgang mit Drogen und Alkohol, Schlafregulation etc.; Stressbewältigung, Selbstbeobachtung von Stimmung und Aktivitäten (Erkennen von Frühwarnsymptomen); Etablierung von Regelmäßigkeiten im Alltag (z. B. Schlaf-Wach-Rhythmus, Ernährung etc.)

37. Was ist Suizidalität?

Suizidalität beschreibt einen psychischen Zustand, in dem Gedanken und Verhaltensweisen darauf ausgerichtet sind, gezielt den eigenen Tod herbeizuführen oder diesen als möglichen Ausgang in Kauf zu nehmen. Die Tendenz zur Selbsttötung bildet sich auf einem Kontinuum von suizidalen Gedanken und Suizidideen über suizidale und riskante Verhaltensweisen bis hin zum Suizidversuch und Suizid ab.

38. Welches sind die Charakteristika des präsuizidalen Syndroms nach Ringel?

Erwin Ringel hat drei Charakteristika einer suizidalen Persönlichkeit als präsuizidales Syndrom zusammengefasst:

  • Einengung in persönlichen Möglichkeiten (Rigidität),
  • Aggression und Frustration gegen die eigene Person,
  • Suizidfantasien

39. Welche Kriterien gilt es im Hinblick auf Suizidalität zu überprüfen?

Zur Bestimmung der Suizidgefahr sind in jedem Fall die folgenden Punkte genau abzuklären:

  • Ankündigung des Suizids,
  • Klarheit und Persistenz der Suizidgedanken,
  • konkrete Planungen und Vorbereitungen,
  • frühere Suizidversuche,
  • Familienanamnese von Suizidhandlungen,
  • Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit,
  • Kontaktreduktion und Interesselosigkeit,
  • Perspektiven und zukunftsbezogenes Denken

40. Welche Personengruppen weisen die höchste Suizidgefährdung auf?

Männliche, alleinstehende Personen höheren Alters mit komorbiden psychischen Erkrankungen, chronischen körperlichen Erkrankungen, ungünstigen sozialen Bedingungen, negativen Lebensereignissen, früheren Suizidversuchen und suizidalem Verhalten in der Familie und im Freundeskreis.