3. Studie 3464
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
Fichier Détails
Cartes-fiches | 17 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 06.06.2018 / 25.09.2019 |
Lien de web |
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Was wurde in der unten genannten Studie untersucht?
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
- Zsmh. zwischen Bindungsorientierung und Inhalt der täglichen sexuellen Phantasien in einem Zeitraum von 21 aufeinaderfolgenden Tagen bei jungen Erwachsenen, die sich einer bedeutungsvollen romantischen Beziehung befanden
- potentielle Rolle der täglichen Qualität der Paarinteraktion als Moderator dieses Zusammenhangs
Wenn Bindungspersonen nicht zuverlässig verfügbar sind, hat das nach Bowlby welche Folgen?
- kein Gefühl der Bindungssicherheit
- ernste Zweifel über den Selbstwert und den guten Willen anderer Menschen
- Entwicklung von zwei alternativen Regulationsstrategien:
- Hyperaktivierung (ängstliche Bindung)
- Deaktivierung (vermeidende Bindung)
Was untersuchte Birnbaum 2007?
Zusammenhang zwischen Bindungsorientierungen und Häufigkeit sowie Inhalt sexueller Fantasien (Querschnitt)
Zu welchem Ergebnis führten die Untersuchungen von Birnbaum 2007?
- Ängstlich Gebundene hatten am häufigsten sexuelle Fantasien - Inhalt: sich selbst bedürftig/hilflos, Anderen warm/liebevoll
- vermeidende Gebundene hatten sexuelle Fantasien, welche sie selbst und die Anderen distanziert und entfremdet zeigten
Welche Hypothesen untersuchte die u.g. Studie ?
"In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
untersucht, ob der Zsmh. zwischen Bindung und Fantasien für alltägliche sexuelle Fantasien in ihrem natürlichen dyadischen Kontext repliziert werden kann und bezieht die tägliche Qualität der Paarinteraktion als mäglichen Moderator mit ein
Hypothese 1: ängstliche Bindung in den Fantasien assoziert mit dem Wunsch nach Nähe, Anderen warm/liebevoll , Selbst als hilflos
Hypothese 2: vermeidende Bindung in den Fantasien assoziert mit Wunsch nach Abstand, Anderen feindseelig/fremd, Selbst stark/distanziert
Hypothese 3: Zsmh. Bindungsunsicherheit und spez. Konstellation interpers. Wünsche und den Repräsentationen des Selbst und der Anderen besonders stark an den Tagen, an denen Paarinteraktion negativ ausgeprägt
auch Effekt des Geschlechts und der Bindungsorientierung des Partners auf die Inhalte wurde untersucht, jedoch keine Vorhersagen getroffen
Wie viel Teilnehmer wurden untersucht, was waren Kriterien und was wurde gemacht um die Compliance zu verbessern?
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
n = 48 heterosexuelle, zusammenlebende israelische Paare (24% verheiratet, 76% zusammenlebend, alle kinderlos)
- Beziehungsdauer mind. 6 Monate
- sexuell aktiv
- alle 2 Tage Telefonkontakt um Compliance zu verbessern
- nach jeder Woche Fragebögen eingesammelt
Welche Maße wurden erfasst und wie?
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
- Bindungsorientierung:
- Experiences in Close Relationship Scales (ECRS): alle Skalen
- Maße der täglichen Beziehung:
- täglicher Bericht der Teilnehmer über 19 spez. Verhaltensweisen (förderlich und schädlich)
- sexuelle Fantasien:
- sex. Fantasien sofort nach Auftreten aufschreiben
Wie wurden die sexuellen Fantasien beurteilt?
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
Bewertung durch zwei Beurteiler
- Wünsche in den sex. Fantasien
- Reaktionen Anderer aufs Selbst
- Reaktion des Selbst auf Andere
25-Items Fantasy Checklist
6 Outcomevariablen: jeweils 3 repräsentierten die typischen Wünsche, Modelle des Selbst und Anderer für ängstliche vs. vermeidende Gebundene
Was sind die Ergebnisse der Studie ?
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
- in 68% der Tage: nur einer der Partner hat Fantasien
- in 32% der Tage: beide
- Männer fantasieren zu 50% über ihre Frau
- Frauen fantasieren zu 83% über ihren Mann
- Je mehr beziehungsschädliche Verhaltensweisen an einem bestimmten Tag, desto mehr Fantasien an diesem Tag mit Vorstellung des Selbst als erniedrigt und hilflos.
Ängstlichkeit:
- Frauen mehr Fantasien mit Selbst als hilflos & erniedrigt
- mehr Wunsch nach Intimität
- wenn männliche Partner ängstlich: weniger Wunsch nach Intimität in Fantasien bei Frauen
- Interaktion Ängstlichkeit & Erleben des Selbst als erniedrigt/hiflos mit beziehungsschädigenden Verhalten
- sign. mehr Fantasien bei denen der Andere als gefühlvoll/warm
Vermeidung:
- Frauen: weniger Wunsch nach Intimität
- wenn weibl. Partner vermeidend, mehr Wunsch nach Intimität bei Männern
- Interaktion Vermeidung & Erleben des Selbst als erniedrit/hilflos mit beziehungsschädigendem Verhalten (genau andersherum als bei Ängstlichen)
- mehr Männder Fantasien mit Anderen als aggressiv&fremd
- geschlechtsunabhängig sign. mit Fantasien bei dene Selbst oder Andere als fremd/aggressiv
männerspezifisch:
- wenn Partnerinnen mehr Vermeidung oder Ängstlichkeit: sich selbst als weniger hilflos&erniedrigt wahrnehmen
frauenspezifisch:
- wenn Partner ängstlich, sign. mehr Fantasien in denen Anderer als gefühlvoll&angenehm
- ängstliche: weniger Fantasien mit dem Wunsch nach Realitätsflucht
Welche Einschränkungen hat die Studie?
"In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
- nicht experimental, keine Kausalitäten
- keine sex. Variablen berücksichtigt, die sex. Fantasien beeinflussen
- Stichprobe hat relativ oft sex. Fantasien -> übertragbar?
- keine Infos darüber, ob Fantasien mit Partner geteilt wurden
Wie sieht der Zusammenhang zwischen Bindungstyp und Inhalt der Tagträume aus?
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
- Ängstlichkeit -> Wünsche nach Nähe & Modelle der Anderen als warm/herzlich
- Vermeidung -> Wünsche nach Distanz & Modelle des Selbst und der Anderen als aggressiv und fremd
- neg. Beziehungsinteraktionen -> mehr Wünsche nach Nähe und
Bei welchen Inhalten tritt beziehungsschädigendes Verhalten als Moderator auf?
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
Selbst als gemüdigt und hilflos (ängstliche haben mehr dieser Fantasien, vermeidende weniger)
Wunsch der Realität zu entfliehen (bei Vermeidenden)
Bewerten Sie die Ergebnisse in Hinblick auf die Hypothesen.
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
Hypothese 1: ängstliche Bindung in den Fantasien assoziert mit dem Wunsch nach Nähe, Anderen warm/liebevoll , Selbst als hilflos -> teilweise bestätigt
Hypothese 2: vermeidende Bindung in den Fantasien assoziert mit Wunsch nach Abstand, Anderen feindseelig/fremd, Selbst stark/distanziert -> bestätigt
Hypothese 3: Zsmh. Bindungsunsicherheit und spez. Konstellation interpers. Wünsche und den Repräsentationen des Selbst und der Anderen besonders stark an den Tagen, an denen Paarinteraktion negativ ausgeprägt -> teilweise bestätigt (für Selbst als gedemütigt/hilflos und Wunsch der Realität zu entfliehen)
Welche Konstellation von interpersonellen Zielen und mentalen Repräsentationen des Selbst & der Anderen kennzeichnet den ängstlichen bzw. vermeidenden Bindungstyp? Wie werden sie in der vorliegenden Studie operationalisiert?
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
ängstlich: Wunsch nach Nähe, Modelle der Anderen als warm/liebevoll, Selbst als hilflos
vermeidend: Wunsch nach Abstand, Modelle der Anderen als feindselig/entfremdet, Selbst als stark/distanziert
Operationalisierung: ECRS
Welche allgemeinen Funktionen führen die Autoren für sex. Fantasien an?
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
- nach Freud: unerfüllte Wünsche
- andere Autoren: gesunde Sexualität
- Studien wiederlegen Freud zunehmend
- häugfiges Fantasieren assoziert mit häufigerem Orgasmus, größerem sex. Verlangen, mehr Erregung und höherer Befriedigung
- Fantasien nicht unbedingt Ersatz für fehlende sex. Befriedigung an sich
- konkreten Inhalte können auf nicht befriedigte Bedürfnisse hinweisen
- Häufigkeit und Inhalt von Fantasien könnten auf Beziehungsstress hinweisen
Weshalb sollten negative Paarinteraktionen einen Einfluss auf den Zusammenhang zwischen Bindungstyp und Inhalt der Tagträume haben?
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
Da bindungsbezogene Ziele und Strategien unter Bedingungen, die eine Gefahr für die Beziehung darstellen, am ausgeprägtesten sind (Aktivierung des Bindungssystems), sagen die Autoren voraus, dass der Zsmh. zwischen Bindungstyp und sex. Fantasien durch neg. Paarinteraktionen verstärkt wird.
Wie erklären die Autoren die Befunde der Studie inhaltlich: welche Funktionen könnten die jeweils fantasierten Inhalte für Personen mit ängstlich bzw. vermeidenden Bindungsstilen erfüllen?
Studie "In and out of a daydream. Attachment orientations, daily couple interactions, and sexual fantasies" (Birnbaum, Mikulincer & Gillath, 2011)
ängstlich:
- Romantisierung sex. Interaktionen als Kompensation für unbefriedigte Bedürfnisse nach Akzeptanz und Nähe
- Fantasien reflektieren das Verlangen nach Liebe und Fürsorge
- repräsentiert die pos. hoffnungsvollen Einstellungen Beziehung und Partner gegenüber
- in dieser Welt des Wunschdenkens: neg. Selbstpräsentationen ängstlich gebundener generell weniger zugänglich
vermeidend:
- Fantasien reflektieren die zugrundeliegenden Handlungen distanzierender Strategien, die durch Sex implizierte Intimität minimieren und den Wunsch nach Realitätsflucht betonen
- Feindseeligkeit und Abstand dienen dem Ziel der Eigenständigkeit in Beziehungen und sind paradoxerweise für Vermeidende befriedigend