Sozialpsychologie HS17 FHNW
Bei Prof. Dr. Frank Ritz
Bei Prof. Dr. Frank Ritz
Set of flashcards Details
Flashcards | 127 |
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Students | 11 |
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 17.01.2018 / 02.02.2022 |
Weblink |
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Explizite und implizite Einstellungen
Explizite Einstellungen können wir bewusst bekräftigen und darüber Auskunft geben
Implizite Einstellungen sind unwillkürlich, unkontrollierbar, stellen unbewusste Bewertung dar.
Bsp. „Ich bin gegen die Diskriminierung von Farbigen (explizit)!- Fühle aber eine gewisse Nervosität in Anwesenheit von Farbigen(implizit)
Wann ensteht eine affektive Einstellungsänderung?
Wenn...
- die Expertise des Kommunikators hoch wahrgenommen wird
- die Attraktivität des Kommunikators/Objekts hoch ist
- die Menge der Argumente hoch ist (unabhängig von deren Qualität)
- eine «emotionale Ansprache» erfolgt
Allgemein gilt dabei: Der periphere Weg ist schnell zu erzeugen, hat einen geringen Bezug zum Verhalten und ist nicht sehr änderungsresistent.
Wann entsteht eine Einstellungsänderung - Kognitiver (intensiver/zentraler) Weg?
Kognitiv basierte Einstellungen lassen sich beeinflussen, indem z.B. Vor- und Nachteile des Einstellungsobjekt nachhaltig in Frage gestellt werden.
Für diesen kognitiven Weg sind verschiedene Schritte notwendig:
- Aufmerksamkeit bzw. Fokussierung (z.B. auf ein Werbeplakat)
- Verstehen (z.B. der Grundaussage eines Werbeplakates)
- Nachdenken (z.B. über die zentralen Aussagen des Plakates)
- Akzeptieren
Kennzeichen: Der zentrale Weg benötigt Zeit, hat einen starken Bezug zum Verhalten und ist änderungsresistenter.
Lassen sich Einstellungen verändern, indem Reize eingesetzt werden, die unterhalb der Wahrnehmungsschwelle liegen?
Beispiel Coke & Popcorn-Werbung während eines Kinofilms
Keine eindeutigen Effekte feststellbar, weil Probleme bei der Umsetzung resultieren (z.B. Darbietungszeit) und nicht abschliessend geklärt ist, wie der Stimulus genau auszusehen hat
-> Studie war bezahlt von Coca Cola
Subliminale Einstellungsänderung wird kaum/gar nicht eingesetzt. Es scheint also darauf anzukommen, dass man den Stimulus bewusst wahrnimmt.
Stärke und Zugänglichkeit von Einstellungen
Bezieht sich auf die Stärke der Verbindung zwischen dem Objekt und seiner Bewertung. Spontanes Verhalten lässt sich aufgrund leicht zugänglicher Einstellung leichter Vorhersagen.
Wichtiger Bestimmender Faktor: Ausmass der Verhaltenserfahrung mit dem Einstellungsgegenstand- je unmittelbarer die Erfahrung mit dem Eistellungsgegenstand ist, desto zugänglicher die Einstellung.
Elaborations-Wahrscheinlichkeits-Modell
Ein Modell, das mithilfe von zwei Wegen erklärt, wie persuasive Botschaften eine Einstellungsänderung bewirken können: mithilfe des zentralen Wegs, wenn die Menschen motiviert und fähig sind, sich mit den Argumenten der Botschaft auseinanderzusetzen, und mithilfe des peripheren Wegs, wenn sie nicht den Argumenten folgen, sondern stattdessen von oberflächlichen Faktoren beeinflusst werden (zum Beispiel davon, wer die Rede hält)
Emotionen und Einstellungsänderung
Emotionen beeinflussen Einstellungen auf verschiedene Weise.
Negatives Gefühl in Bezug auf ein Objekt=negative Einstellung
Positives Gefühl in Bezug auf ein Objekt=positive Einstellung
(Unabhängig davon von was das Gefühl eigentlich ausgelöst wurde- Emotionen als Heuristiken)
Einstellungsimpfung
Die Immunisierung von Menschen gegen Versuche, ihre Einstellung zu
ändern, indem man sie anfänglich kleinen Dosen von Argumenten gegen ihre Position aussetzt.
Persuasive Kommunikation
Mitteilen einer Botschaft, in der eine bestimmte Meinung zu einem Thema vertreten wird.
Wie kann man Gruppendruck (Gruppenzwang) standhalten?
Gruppendruck kann standgehalten werden indem der Einstellungsimpfungsansatz auf stärker affektiv basierte Überzeugungsmethoden übertragen wird.
Also logische sowie emotionale Appelle, denen man begegnen kann „trainieren/impfen“
(vor allem bei Kindern. Erwachsene nicht mehr so anfällig )
Reaktanz
Menschen erleben einen unangenehmen, als Reaktanz bezeichneten Zustand, wenn ihre Entscheidungsfreiheit bedroht ist.
Versuche, die Einstellungen von Menschen zu Steuern, können Gegenreaktionen auslösen, wenn diese sich dadurch eingeschränkt fühlen.
Stereotype – Zentrale Stufen der Entstehung und Wirkung
Stufe 1 → Soziale Kategorisierung.
→ Unterschiede werden betont (Hautfarbe).
→ Grenzen werden deutlich (zu anderen Gruppen).
Stufe 2 → Soziale Diskriminierung (Stereotyp und Verhalten).
Entstehung von Stereotypen (In- vs. Outgroup)
- Eigengruppen Durch sozialer Kategorisierung ordnen wir uns (Ingroup) bestimmten Gruppen zu, deren Mitglieder uns besonders nahe stehen oder ähnlich sind.
- Fremdgruppen Durch sozialer Kategorisierung grenzen wir uns von (Outgroup) Gruppen ab, deren Mitglieder uns besonders unähnlich sind.
Wann werden Stereotype aktiviert?
Stereotype werden besonders dann (automatisch) aktiviert, wenn die Unterschiede zwischen In- und Outgroup deutlich erkennbar sind. Dies liegt vor bei:
- Markantem äusserem Auftreten der Fremdgruppe (Fans).
- Konkurrenzsituation zwischen Fremd- und Eigengruppe (Stadion).
- Keine Gemeinsamkeiten zwischen Fremd- und Eigengruppe (Ziele, Symbole).
- Mangelnde Gruppenüberlappung (Fankurve).
- Meinungsführer betonen Differenzen (Fangesänge).
Welche Personen neigen zu Stereotypenbildung?
- Personen mit starkem Bedürfnis nach kognitiver Ordnung & klaren Strukturen.
- Personen mit starker Abneigung gegen Diffusität & Widersprüchen.
- Personen mit Orientierungsproblemen in der komplexen Welt.
- Personen mit Tendenz, sich über Zugehörigkeit in der Eigengruppe zu definieren
Sind Stereotypen ein Automatismus?
- Stereotype sind bei (fast) allen vorhanden und können jederzeit verhaltenswirksam werden.
- Stereotype sind immer im Gedächtnis (bewusst / unbewusst) präsent.
- Stereotype werden unter bestimmten Bedingungen spontan und unbewusst aktiviert, geraten aber dann fast automatisch ins Bewusstsein.
Wie funktioniert die Theorie des geplanten Handelns (Ajzen 1985)
Ein Verhalten und eine Verhaltensintention wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst.
- (persönliche) Einstellung zum Verhalten: Was finde ich an diesem Smarpthone gut
- Subjektive Norm: Was meinen die anderen dazu
- Wahrgenommene Verhaltenskontrolle: Wie einfach/schwierig fällt es mir, die Verhaltensausführung zu kontrollieren
Verhaltenswirksame Folgen – Diskriminierung
Ein Stereotyp erzeugt oftmals negative Verhaltensweisen wie:
- Benachteiligung
- Vorenthalten von Ressourcen
- Gewalt
- Kontaktvermeidung
Mehrheitseinfluss – Konformität
- Unter Konformität versteht man eine Verhaltensveränderung eines Menschen, die durch Erwartungserwartung anderer (zumeist mehrheitlicher) Personen erzeugt wird.
- Man unterscheidet 2 idealtypische Formen sozialen Einflusses:
- Informativer Einfluss (ohne Entscheidungszwang) Informationsaufnahme, z.B. bei Arbeitsvorgängen.
- Normativer Einfluss (sozial, von anderen erwartet)
Es wird versucht einen gewünschten Eindruck zu erzielen.
Der informative Einfluss entsteht besonders in…
- Uneindeutigen Situationen (z.B. wenn nicht klar ist was richtig/falsch ist.
- Situationen, in welcher Personen das Verhalten anderer als Information nutzen, in der Annahme sich richtig zu verhalten (Herdentrieb).
- Man orientiert sich in mehrdeutigen Situationen am Verhalten anderer.
→ Theorie des sozialen Vergleichs.
Normativer Einfluss
Wenn der Einfluss anderer uns zu konformem Verhalten verleitet weil wir gemocht/akzeptiert werden möchten. Führt zu öffentlicher Compliance, nicht aber unbedingt zu privater Akzeptanz gegenüber Überzeugungen + Verhalten der Gruppe. (siehe Asch‘s Studie -> Linienlänge-Vergleich)
Das Auftreten von Konformität wird durch verschiedene Randbedingungen beeinflusst:
- Wenn keine Einheitlichkeit der Gruppe vorliegt, wird Konformität reduziert.
- Unabhängigkeit als Lerneffekt, reduziert Konformität. Wenn Personen zuvor „Abweichler“ beobachten konnten.
- Durch Geschlechtsunterschiede, insbesondere in „face-to-face“ Interaktionen.
- Durch Kulturabhängigkeit. Kollektivistische Kulturen zeigen mehr Konformität.
- Geringes Selbstwertgefühl führt zu einer starken Konformitätsneigung.
Unter welchen Bedingungen kann eine Minderheit Einfluss ausüben?
- Wenn sie von Beginn an ein non-konformes Verhalten zeigen und dabei konsistent auftreten und argumentieren.
- 2 Prozesse möglich:
- Diachrone Konsistenz (intra-individuell, über die Zeit hinweg).
- Synchrone Konsistenz (inter-individuell, zu einer bestimmten Zeit).
Gehorsam
- Unter Gehorsam versteht man in Bezug auf sozialen Einfluss eine besonders starke Konformitätsform. Das zeigt sich in der Tendenz, Autoritäten zu folgen.
- Klassische Studie → Milgram Experiment (Elektroschocks).
- Please continue / go on.
- The experiment requires that you continue.
- It is absolutely essential…
- You have no other choice, you must go on.
Milgram – Experiment / Rahmenbedingungen
Remote / Proximity (Probanden & Bestrafer in getrennten Räumen).
Voice – Feedback (Schreie waren hörbar).
Advocatus Diaboli
Massnahme gegen Groupthinking:
Eine Person in der Gruppe kriegt die Rolle, alle Entscheidungen in Frage stellen zu müssen.
Delphi-Methode
Massnahme gegen Groupthinking:
Wenn Entscheidungen in Gruppen anstehen, werden diese anonym von jedem Mitglied auf einem Zettel geschrieben. Diese Zettel werden so lange von aussen ausgewertet bis ein Konsens gefunden wird.
Definition - Gruppe
- Zusammengehörend und verfolgen gemeinsame Ziele (Kohäsion).
- Teilen Normen und Verhaltensvorschriften.
- Haben mehr Interaktionen untereinander als nach aussen.
- Sind räumlich und/oder zeitlich von der Umgebung abgehoben.
- 2 oder mehrere Personen
Unterscheidung nach Mitgliederanzahl
- Dyade / Triade: 2 / 3
- Kleingruppe : 2 bis 7
- Grossgruppe: bis 20
- Masse: mehr als 20, beliebig gross
Gruppe: Unterscheidung nach Interaktionskanal (Verhalten)
- Face-to-face Gruppe
- Mitglieder in direkter Interaktion.
- Non- oder paraverbale Interaktion (z.B. durch Gesten).
- Computergestützte Gruppe
- Räumlich und zeitlich getrennt.
- Interaktion durch Internet.
Weshalb zeigen manchem Personen bei öffentlichen Auftritten in bestimmten Situationen eine bessere, manche Personen eine schlechtere Leistung als allein?
- Alleine die Anwesenheit anderer beeinflusst das Verhalten.
- Radfahrer fahren im Wettbewerb schneller als nur gegen die Uhr. Das ist aber nicht immer so! Warum?
Es geht um die subjektive Empfindung der Aufgabe!
Es geht um die „Bekanntheit“ oder „Unbekanntheit“, nicht um die „Schwere“!
- Anwesenheit anderer kann bei leichten Aufgaben leistungssteigernd sein.
- Anwesenheit anderer kann bei schwierigen Aufgaben leistungsmindernd sein.
Alternative Erklärungen dafür, dass die Anwesenheit anderer unsere Leistung und unser Verhalten beeinflussen.
- Bewertungs-Erwartungsthese: Wenn andere unsere Leistung bewerten.
- Ablenkungsthese: Die Anwesenheit lenkt von der Aufgabe ab.
Motivationsgewinn in Gruppen
Typische Motivationsgewinne:
- Soziale Kompensation: Starke Mitglieder könne die Leistung schwächerer Mitglieder ausgleichen.
- Sozialer Wettbewerb: Vergleich mit anderen Mitgliedern kann anspornen.
- Köhlereffekt: Schwächere Mitglieder könne ihre Leistung steigern, um den Rest der Gruppe nicht im Stich zu lassen.
Motivationsverlust in Gruppen
Typische Motivationsverluste:
- Trittbrettfahrer: Mitglieder reduzieren ihre Anstrengung, weil ihr (free riding) Beitrag unwichtig erscheint.
- Gimpel-Effekt: Mitglieder reduzieren ihre Anstrengung bei unglei- (sucker effect) chen Einzelbeiträge, um nicht ausbeutbar zu sein.
- Soziales Faulenzen: Mitglieder reduzieren ihre Anstrengung, weil ihr (social loafing) persönlicher Beitrag nicht identifizierbar ist.
Soziale Erleichterung: Bekanntes oder unbekanntes Publikum – wen würden Sie gerne bei einem wichtigen Auftritt dabei haben?
Probanden sollten innerhalb von zwei Minuten Rückwärtszähllen in 13er Schritten (1470-1457…). Sie taten dies vor einem Einwegspiegel, hinter dem sie einen guten Freund oder eine unbekannte Person vermuteten.
Ergebnis:
- Bei der Vermutung «guter Freund» 17 Antworten
- Bei der Vermutung «unbekannte Person» 23 Antworten
Motivationsgewinn oder Verlust?
Beeinflussende Faktoren
- Aufgabentyp: Interdependente vs. additive Aufgaben.
- Faktoren auf individueller Ebene: Z.B. Kollektivismus / Individualismus.
- Faktoren auf Gruppenebene: Werte und Normen.
Die Informationsart hat bei Gruppenentscheidungen einen wesentlichen Einfluss
Zwei Informationsarten:
- Geteilte Information: Alle Mitglieder besitzen die Information schon vor der Diskussion.
- Ungeteilte Information: Informationen die nur einzelne Mitglieder besitzen (Spezialwissen)
Sampling Bias bei Gruppenentscheidungen
- Geteilte Informationen werden öfters genannt, obwohl ungeteilte häufig entscheidend sind.
- Geteilte Informationen werden glaubwürdiger und wichtiger eingestuft.
Gruppen wählen statt der optimalen Lösungsalternative, die, die durch die geteilten Informationen nahe gelegt wird
Individueller Präferenzeffekt
Die Forschung zeigt, dass individuelle Meinungen (Präferenzen) vor der Gruppendiskussion oft nur unzureichend in der Gruppendiskussion korrigiert werden.
Beeinflussende Faktoren – Informationsaustausch in Gruppen
Person
- Erfahrung mit ähnlichen Aufgaben.
- Aufgaben- und Teamerfahrung.
Gruppe
- Vertrautheit der Gruppenmitglieder.
- Wissen und Expertise. Führungsstil.
Situation
- Aufgabentyp.
- Informationszahl.
Gruppendenken (Groupthink)
Denken, bei der der Erhalt der Gruppenkohäsion und Solidarität wichtiger ist als die Berücksichtigung von Tatsachen. Begünstigt durch:
-hohe Kohäsion
-isolierung von anderen Meinungen
-Direktiver Gruppenführer
-Mangel an standardisierten Entscheidungsprozeduren
-Homogenität der Gruppenmitglieder
Gruppen neigen unter bestimmten Bedingungen dazu, riskantere Entscheidungen zu treffen
Wie erkennt man „Groupthink“?
- Selbstüberschätzung
- Illusion der Unverwundbarkeit / Unfehlbarkeit
- Innen / Aussen-Denken (Abwertung anderer Gruppen)
- Einheitsdruck (Selbstzensur Einzelner)