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Gesprächspsychotherapie

Gesprächspsychotherapie


Kartei Details

Karten 61
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Grundschule
Erstellt / Aktualisiert 14.01.2018 / 28.01.2021
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Klientzentrierte Persönlichkeitstheorie - Selbstkonzept ( Selbsterfahrung)

  • Selbst als Gegenstand des eignen Erlebens
  • Wahrnehmungen der Charakteristika und der Beziehungen des „Ich“
  • Inhalte: aktuelles Selbst, ideales Selbst, erwartetes Selbst
  • Erfahrungen können durch die Selbstaktualisierungstendenz zu Selbsterfahrungen
  • werden und bilden das Selbstkonzept

Klientzentrierte Persönlichkeitstheorie - Selbstaktualisierungstendenz

• auf das Selbst gerichtete Aktualisierungstendenz (als Teil der allgemeinen Aktualisierungstendenz)
• Aufgabe: Teile des Erlebens zu symbolisieren, d.h. sich bewusst werden, erfahren
• Erfahrungen des eigenen Seins und Handelns werden zu Selbsterfahrungen

Klientzentrierte Persönlichkeitstheorie - Selbstbehauptungstendenz

• Aufrechterhaltung des Selbstkonzept
• Erfahrungen werden bewertet, ob sie dem Selbstkonzept dienlich sind
• Spaltung der Aktualisierungstendenz: Kollision zwischen Selbstbehauptung und Selbstaktualisierung
 

Klientzentrierte Persönlichkeitstheorie - Abwehr

• Ausdruck der Selbstbehauptungstendenz und dient zur Abwehr von nicht dienlichen Erfahrungen

Wie entstehen laut Gesprächspsychotherapie Psychische Störungen?

- Blockierung der Aktualisierungstendenz durch Sozialisierung

- Inkongruenz (Unvereinbarkeit von Erfahrungen und Selbstkonzept)

-> Folge: Rigides Selbstkonzept

Inkongruenz

• Nicht-Übereinstimmung und Unvereinbarkeit von Erfahrung und Selbstkonzept
• mit dem Selbstkonzept unvereinbare Erfahrungen
- werden als inkongruent erlebt
- werden abgewehrt, verleugnet, verzerrt oder unvollständig symbolisiert
• Inkongruenz führt zu Angst, Bedrohung, Desorganisation
• Psychische Störung als Folge der Stagnation der Selbstkonzeptentwicklung

Rigides Selbstkonzept

• Abwehr gegen neue Selbsterfahrungen eher hoch
• Inkongruenz
• Konflikt zw. Ideal- und Realselbst
• geringe Selbstakzeptanz/ -empathie
• erhöhte Angstbereitschaft

Flexibles Selbstkonzept

• Abwehr gegen neue Selbsterfahrungen eher gering
• Kongruenz
• realistische Selbsteinschätzung
• flexible Anpassungsfähigkeit
• geringe Angstbereitschaft

„fully functioning person“

  • Angstfreiheit
  • Verantwortlichkeit sich selbst und den Mitmenschen gegenüber
  • Autonomie
  • Selbstempathie,
  • Selbstakzeptanz
  • Selbstreflektion,
  • Offenheit gegenüber neuen (Selbst)Erfahrungen
  • Flexibilität und Kreativität

Was fällt unter den Begriff Diagnostik: Strukturmerkmale des Selbst 

1. Allgemeine Charakteristika

2. Selbstwahrnehmung

3. Objektwahrnehmung

4. Selbststeuerung

5. Abwehr / Bewältigung

6. Kommunikation

7. Bindung

Struktur des Selbst in Beziehung zum Anderen - Strukturmerkmale des Selbst

 Verfügbarkeit über intrapsychisch und interpersonell regulierende Funktionen zur Erhaltung von Autonomie und Beziehungsfähigkeit

Selbstwahrnehmung - Strukturmerkmal

  • Fähigkeit zur Selbstreflexion
  • zur Gewinnung von Selbstbild und Identität
  • zur Introspektion und Differenzierung eigener Affekte 

Objektwahrnehmung - Strukturmerkmal

  • Fähigkeit, zwischen innerer und äußerer Realität sicher zu unterscheiden
  • andere Personen ganzheitlich, kohärent wahrzunehmen;

-> Empathie-Fähigkeit

Selbststeuerung - Strukturmerkmal

  • mit eigenen Bedürfnissen, Affekten und Selbstwertgefühlen steuernd umzugehen
  • Toleranz für Ambivalenzen und negative Affekte

Abwehr/Bewältigung  - Strukturmerkmal

  • seelisches Gleichgewicht in inneren und äußeren Konflikten durch bestimmte Abwehrmechanismen zu erhalten oder wieder herzustellen

Kommunikation - Strukturmerkmal

  • Fähigkeit, sich auf andere auszurichten
  • sich ihnen mitzuteilen
  • affektive Signale des Anderen zu verstehen

Bindung - Strukturmerkmal

  •  innere Repräsentanzen des Anderen zu errichten
  • diese längerfristig affektiv zu besetzen (Objektinternalisierung, Objektkonstanz);
  • variable Bindungen; Wechsel von Bindung und Lösung 

Welche Ausprägungsgrade können die Strukturmerkmale annehmen?

 gut integriert, mässig integriert, gering integriert, desintegriert

Was sind die therapeutischen Grundbedingungen der Gesprächspsychotherapie?

1. psychologischer Kontakt in der therapeutischen Beziehung

2. Inkongruenz des Klienten: verletzlich (nicht bewusst) oder ängstlich (bewusst)

3. Klient nimmt emphatisches Verstehen und Wertschätzung wahr

4. Therapeut ist in der Beziehung zum Klienten kongruent

5. bedingungslose positive Wertschätzung

6. Empathie 

Welches sind die Therapeutenmerkmale in der Gesprächspsychotherapie?

1. Kongruenz

2. Bedingungefreie Anerkennung

3. Empathie

Was ist mit dem Therapeutenmerkmal der Kongruenz gemeint?

  • Möglichkeit sich aller bewusstseinsfähigen Erfahrungen bewusst zu werden & sie im Selbsterleben zu repräsentieren
  • Therapeut sollte sich aller Gefühle bewusst werden, die der Patient in ihm auslöst
  • wird er sich diesen nicht bewusst, behindert ihn dies sich in den Patienten einzufühlen und ihn zu wertschätzen
  • Echtheit: eigene Gefühle mitteilen, sich selbst einbringen 

Was ist mit Bedingungsfreie positive Beachtung gemeint und wozu dient es?

  • wenn positive Beachtung der Erfahrungen und des Erlebens des Patienten nicht an bestimmt Bedingungen gebunden ist
  • Ziel: Etablierung eines emphatischen inneren Objekts beim Klienten

Was ist mit dem Therapeutischen Merkmal der Empathie gemeint?

  • Kongruenz und Wertschätzung werden dadurch erfahrbar
  • richtet sich auf den inneren Bezugsrahmen des Patienten
  • (nach-)vollziehen und reflektiertes (mit)erleben des Erlebten (als-ob-Charakter)
  • das empathisch Verstandene wird dem Patienten gegenüber zum Ausdruck gebracht
  • -> „verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte“ 

Indikationskriterien für Gesprächspsychotherapie nach Biermann-Ratjen et al. 2003

  • psychischen Störung, die auf Inkongruenz beruht
  • Selbstkonzept und ein gewisses Ausmaß von Beziehungsfähigkeit zu sich selbst beim Klienten
  • Klient nimmt seine Inkongruenz im Ansatz wahr
  • hat den Wunsch nach Veränderung
  • Klient nimmt Beziehungsangebot in Ansätzen wahr
  • Aufhebung der Inkongruenz im Erleben des Klienten sollte als ein erster Schritt zur Behebung einer psychischen Störung bzw. zur Lösung seiner Probleme gesehen werden 

Kontraindikation für Gesprächspsychotherapie?

eigentlich keine, da Nichtdirektivität der Therapie wenig invasiv ist

aber Gesprächspsychotherapie kann Patienten mit instabilem Selbstkonzept überforderten 

Ziele der Gesprächspsychotherapie

  • Veränderung des Selbstkonzeptes
  • Reduktion von Inkongruenz im Erleben
  • Förderung der Aktualisierung im Hier und Jetzt
  • (korrekter) Wahrnehmung des Erlebens und der Selbstexploration
  • Entwicklungsziele: „das Selbst zu sein, das man in Wahrheit ist“ – weg von eine Fassade
  • Selbstbestimmung, Autonomie und Verantwortung für sich selbst – Offenheit für die Erfahrungen – Akzeptieren des anderen
  • Fernziel: „fully functioning person“ 

Wozu dient dir therapeutische Haltung in der Gesprächspsychotherapie?

ermöglicht dem Patienten die Entwicklung eines von von äußeren Bewertungen unabhängigen positiven Selbstbilds und damit die unverzerrte Wahrnehmung und Integration der Erfahrung

Wodurch ist das therapeutische Handeln in der Gesprächspsychotherapie geprägt?

1. Nichtdirektivität

2. Empathisches Zuhören

3. Zentrierung der Aufmerksamkeit

4. Verbalisierung der Erfahrungen des Klienten durch den Therapeuten

 

Was ist mit Nichtdirektivität gemeint?

  • Vertrauen auf die Entwicklungstendenz des Klienten
  • aufmerksames Zuhören, selten Fragen stellen
  • Förderung des Selbsterlebens des Klienten
  • Enthaltsamkeit: keine Übungen, Vorschläge etc.

Was ist mit empathischem Zuhören gemeint?

  • Raum für Selbstdarstellung lassen
  • im emotionalen Kontakt bleiben und auf das Selbsterleben achten 

Was ist mit Zentrierung der Aufmerksamkeit gemeint?

  • Aufmerksamkeit auf das eigene Selbsterleben (des Therapeuten)
  • Aufmerksamkeit auf das Selbsterleben des Klienten: Selbstexploration, bewertetes Selbsterleben (innerer Bezugsrahmen), Bedeutung des Selbsterlebens („experiencing“)

Was meint "Verbalisierung der Erfahrungen des Klienten durch den Therapeuten"

  • benennen der Gefühle des Klienten unter Einbeziehung des inneren Bezugsrahmens
  • Verbesserung der Selbstwahrnehmung des Klienten und des Annehmens der Erfahrungen
  • Symbolisierung und Integration in das Selbstkonzept (Reduktion von Inkongruenz) 

Weiterentwicklungen der Gesprächspsychotherapie

Focusing Therapie nach Gendlin (1981)

Klärungsorientiere Psychotherapie nach Sachse (2003) 

Prozess-/Erlebnisorientierte Therapie nach Greenberg

Emotionsfokussierte Therapie nach Greenberg

Was meint Focusing in der Focusing Therapie nach Gendlin (1981)

 bewusste Lenkung der Aufmerksamkeit des Patienten auf bedeutungshaltige Körperwahrnehmungen (felt senses) 

Was sind felt senses in der Focusing Therapie nach Gendlin (1981)?

körperlich spürbare, aber unbewusste Bedeutung eines Ereignisses oder Problems, welche zusätzliche Informationen zu bewussten Gedanken und Gefühlen liefern kann 

Schritte des Focusing

  1. Inneren Freiraum schaffen (Entspannung, auf den Körper achten und Empfindungen wahrnehmen)
  2. Problem soll beschrieben werden und „felt sense“ entstehen lassen
  3. „felt sense“ mit einem Wort, Symbol oder Bild beschreiben: „einen Griff finden“
  4. Stimmigkeit zwischen „felt sense“ und dem Begriff prüfen
  5. Fragen: warum löst das Problem diesen „felt sense“ aus? was braucht der „felt sense“ um sich besser anzufühlen? Kann das auch zur Problemlösung beitragen?
  6. den heilenden Prozess annehmen und schützen

Prozess-/Erlebnisorientierte Therapie nach Greenberg 

  • Kombination aus klientzentrierten Methoden und aktiven, aufgabenorientierten Ansätzen der Gestalttherapie 
  • emotionale Erfahrungen des Patienten stehen im Mittelpunkt
  • Emotionale Schemata: sind Organisationseinheiten von Erfahrungen und dem Bewusstsein so lange nicht zugänglich, bis sie reflektiert oder aktiviert werden

Ziele der Prozess-/Erlebnisorientierte Therapie nach Greenberg 

  • Aktivierung emotionaler Schemata und Emotionen
  • Erfassung emotionaler Prozesse:
  • 1. primär adaptive emotionale Reaktionen: ungelernte direkte adäquate Reaktion (Verletzungen -> Wut, Ärger)
  • 2. maladaptive emotionale Reaktionen: gelernte direkte Reaktion (Verletzung -> Zuneigung)
  • 3. sekundär reaktive emotionale Reaktion: adaptive Emotion/Reaktion verschleiert primäre Emotion (Verlust -> Trauer -> Aggression)
  • 4. instrumentelle sekundäre Reaktion: Emotionen werden unabhängig vom aktuellem Zustand gezeigt, um einen gewünschten Effekt zu erreichen (Trauer -> Zuwendung) 

Methoden der Prozess-/Erlebnisorientierte Therapie nach Greenberg

miteinander interagierende „Stimmen“ (z.B. Zwei-Stuhl-Dialoge)

Klärungsorientiere Psychotherapie nach Sachse (2003)

  • integriert: kognitive Elemente, Focussing, Prozess-/Erlebnisorientierte Therapie, Gestalttherapie
  • Grundannahme: Patienten werden durch unbewusste Schemata gesteuert
  • Schemata:
  • - Strukturen von Annahmen mit kognitiven und affektiven Anteilen
  • - Schemata führen zu problematischem Handeln/Erleben und psychischen Problemen