Diverse Themen der Vorlesungen FHSG


Set of flashcards Details

Flashcards 137
Students 62
Language Deutsch
Category Social
Level University
Created / Updated 25.11.2017 / 11.06.2025
Weblink
https://card2brain.ch/box/20171125_modul_c3_veraenderungsprozesse_in_gesellschaftlichen_problemfeldern
Embed
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20171125_modul_c3_veraenderungsprozesse_in_gesellschaftlichen_problemfeldern/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

abweichendes Verhalten

Wie ist die Bedeutung von Normen in Bezug auf abweichendes Verhalten?

  • Rollenerwartungen an Inhaber sozialer Rollen
    Internalisierung der Normen durch Rolleninhaber
  • Grad der Legitimität der Normen
  • Sanktionen
  • Funktionalität der Normen
  • Normeninterpretation
  • Normenkonflikt
  • Normen sind nützlich im Alltag

Anomie

Was ist das für ein Ansatz? Aus welcher "Denkrichtung"?

Ätiologischer (=Grund) / Objektivistischer Ansatz 

Anomie

Was ist die Anomie-Theorie?

  • Anomie (lat. Gesetz- oder Normlosigkeit)
  • Beschreibt Zustand der sozialen Desintegration in einer zunehmend arbeitsteiligen Gesellschaft
  • Einfluss von gesellschaftlichen Verhältnissen (sozialer Wandel) auf das Verhalten
  • Erste Studie von Durkheim 1893 à ab der Schwelle zum 20JH erklärt er die „Krise und Anomie als Dauerzustand und sozusagen normal“ 

Anomie

Wie ist die Situation seit dem ausgehenden 20 JH?

Seit ausgehendem 20 JH gibt es in der westlichen Industriegesellschaft eine radikale Beschleunigung von Veränderungen (normativ = Normen und Werte) (kognitiv = es wird anderes Wissen benötigt, als noch bei unseren Eltern) (sozialstrukturell = soziale Mobilität) 

Anomie

Welche Probleme wurden aufgrund der Anomie zu gesellscahftlichen Krisenlagen?

  • Schere zwischen Arm und Reich wird grösser
  • Rückzug aus Institutionen
  • Anforderungen der Arbeitswelt (Mobilität, Flexibilität) führen zur Zerstörung von sozialen Beziehungen
  • Auflösen des Wertes- und Normenkonsenses 

Anomie

Was gibt es für Gründe? Wieso?

  • Soziale Regeln finden keine Beachtung mehr / Abweichung wird zur Regel

 

Wieso ist das so?

  • Zunehmende Arbeitsteilung durch Industrialisierung
  • Spezialisierung führt zwar zur Abhängigkeit, allerdings entwickelt jeder seine eigene Ideologie
  • Individualismus statt kollektives Bewusstsein

Anomie

Wie äussert sie sich?

  • Herrschende Normen geraten ins Wanken
  • Bestehende Werte und Orientierungen verlieren an Verbindlichkeit
  • Gruppenmoral wird erschüttert
  • Soziale Kontrolle wird weitgehend beeinträchtigt

 

-> Ungleichgewicht in der Beziehung zwischen Gesellschaft und dem Einzelnen

das äussert sich in: soziales Unbehagen / Angst / Unzufriedenheit / abweichendem Verhalten 

Anomie

Was untersuchte Robert K. Merton (welcher die Theorie nach Durkheim weiterentwickelte?

  • Untersuchte kulturelle Dimension (finanziell messbarer „Erfolg“ in Gestalt von Wohlstand) von Anomie
  • Diskrepanz zwischen kulturellen Zielen und Ressourcen von Einzelnen führt bei sozialen und strukturell benachteiligten Gruppen zu abweichendem Verhalten
  • Anomie versteht er als Zusammenbruch der „kultureller Struktur“ der betroffenen Gruppen
  • Das passiert wenn: Die sozial strukturierten Mittel (wie Geld, Einfluss, Beziehungen), welche zur Realisierung der kulturellen Ziele (also Bildung, Wohlstand, Erfolg) verwendet werden dürfen sind ungleich verteilt (= soziale Ungleichheit).

Anomie

Welche Formen von Anpassung an normative Anforderungen gibt es nach Merton?

Konformität     Kulturelles Ziel ist anerkannt

                       Institutionalisierte Mittel zur Erreichung sind vorhanden

                       -> Diese Erwartungen können nur in einer stabilen Gesellschaft erreicht werden

 

Innovation      Kulturelle Ziele werden akzeptiert

                       Mittel sind nicht vorhanden

                       -> illegitime Mittel werden angewandt (Kriminelles Verhalten, Bandenbidlung)

 

Ritualismus      Kulturelle Ziele sind nicht mehr erwünscht, aber zwanghaftes festhalten

                       Institutionalisierte Mittel zur Erreichung werden angewandt

                       -> Scheinanpassung

 

Apathie           Kulturelle Ziele werden verworfen

                       Zurückzug

                       -> Aussenseiter, Landstreicher, Nichtsesshafte, Süchtige

 

Rebellion         Ablehnung der kulturellen Ziele

                       Anstreben einer neuen Sozialstruktur

                       -> Veränderung der bestehenden Machtstrukturen

-> kriminelle Aktivitäten möglich

Anomie

Wie wurde die Therie nach Heitmeyer weiterentwickelt?

  • Modifizierung im Hinblick auf die funktional differenzierte Gegenwartsgesellschaft
  • Nutzung der Differenzierungstheorie nach Habermas
    à Wirtschaftssystem (über Arbeits-, Kapital-, Gütermärkte gesteuert)
    à poltisch-administratives System (bürokratisch, gewaltmonopolisierend)
  • kulturelle „Lebenswelt“ (frei von systemleitender instrumenteller Vernunft)
  • Logik des Marktes (Effizienz, Rentabilität) weitet sich über Grenzen des Wirtschaftssystems hinaus
  • kann durch keine Kulturbestände mehr in Schach gehalten werden
  • politisch-administratives System und kulturelle „Lebenswelt“ verkümmern
  • Lebenswelt wird aufgelöst, Politik verliert an Bedeutung, gesellschaftliche Bezüge werden Individualisiert 

Anomie

Was sagt Heitmeyer zu Individualität?

  • Zentrale Leitorientierung in den letzten 20 Jahren
  • Führt gekoppelt mit dem „entfesselten Kapitalismus“ (=Zerfall Kommunismus 1989) nicht nur zu Freiheitsgewinn, sondern auf zu Desintegrationsphänomenen 

Anomie

Welche Desintegrationsphänomene gibt es nach Heitmeyer?

Inkonsistenz                Subjektivierung der Werte und Normen schaffen neue Spielräume

                                   vs. kapitalistische Markt

 

Ungleichzeitigkeit       Individualität braucht hoher materielle Lebensstandard

                                   vs. drohender gesellschaftlicher Abstieg

 

Asymmetrie                 Soziale Benachteiligung erschwert Individualisierung

 

-> Individualisierung als Kulturelles Norm vs. strukturelle Begebenheit, die einem davon abhaltet 

Anomie

Welche Gesellschaftliche Krisenlagen gibt es nach Heitmeyer?

Strukturkrise (abnehmende Steuerungsfähigkeit von Politik und Staat

à Differenzierung des Systems

à Probleme in der Existenzsicherung

à Verschärfung von Ungleichheit

à Ohnmacht, Gleichgültigkeit, Entsicherung von Gewaltpotential

 

Regulationskrise (Delegitimierung von Normen und Kontingenz (Grad der Wahrscheinlichkeit des gemeinsamen Auftretens zweier Sachverhalte) von Werten)

à Pluralisierung von Werten und Normen

à Probleme in der Verständigung

à Steigerung der Gewaltanfälligkeit 

 

Kohäsionskrise (übersteigerte Individualisierung, Auflösung der Vergemeinschaftung)

à Individualisierung der sozialen Lebenswelt

à Probleme in der Anerkennung, Bindung, Zugehörigkeit

à Vereinzelung, Aktivierung von Abgrenzung

à Lenkung von Gewaltpotentialen (nach der eigenen Ethnie) 

Anomie

im Wirtschaftssystem?

  • Globalisierter Markt (Druck zur Standortkonkurrenz, Rentabilität)
  • Jobless growth = trotz Wirtschaftswachstun stagnierende oder gar sinkende Beschäftigung
  • Arbeiternationalismus mit dem Ziel: erhalt Status-quo
  • Heutige Arbeiter verlieren mehr als nur Arbeitsstelle à nämlich soziale Identität, Selbstbild

Anomie

..im politischen System?

  • Politik ist für materille Umverteilung zuständig
  • Wohlstands-chauvinistischer Isolationismus (selbstgefällig und mit übersteigertem Selbstwertgefühl) à überlässt das politische System Berufspolitiker
  • Eigennutz und Stammesbewusstsein an Stelle von Demokratie und Allgemeinwohl 

Anomie

und normative Pluralisierung?

  • Änderung von materialistischen Werten (Fleiss, Disziplin, Pflichterfüllung und Bescheidenheit) zu à post-materialistischen Werten (Autonomie, Emanzipation, Genuss- und Selbstverwirklichung)
  • „Recht auf Individualität“ steht so hoch, dass teils Kritisierende Menschen sich rechtfertigen müssen, da die soziale Kontrolle bei den abweichenden Personen liegt
  • Individualisierte Weltorientierungen (wie Subgruppen) sind egozentriert und orientieren sich nicht am Gemeinwohl, sie stellen ihre Normen und Werte über die allgemeinen Normen des Zusammenlebens und beachten auch rechtliche Normen nicht 

Anomie 

und Massenmedien?

  • Interpretation der Welt von globalen Massenmedien konstruiert
  • Entdifferenzierung im Sinne der kulturellen Angleichung
  • ähnliche Bedürfnisse, Erwartungen
  • Differenzierung im Sinne von Individualisierung
  • Kommerzialisierung der Medien (leicht konsumierbare Pseudo-Nachrichten)

 

-> Medien verstärken das Anomiepotential

 

 

Anomie 

als Schatten und Bedrohung der Moderne?

  • Regulierende und integrierende Kräfte der Solidarität lassen nach
  • Dichotomie (Zweiteilung) in teilbare Konflikte (verhandelbares materiellen issues; also Probleme) und unteilbare Konflikte (unverhandelbaren kulturellen issues)
  • Verschärfung die unteilbaren Konflikte à Verunsichert kulturelle Normen, Werte und den Sinn durch hohe Mobilität und Migration à kann zu Nationalismus, religiösen Fundamentalismus und Rassenhass führen
  • Veränderung der stratifikatorischen Differenzierung „oben“ und „unten“ durch Dichotomie Inklusion und Exklusion in „in“ und „out“
  • Problem im Wirtschaftssystem nicht mehr Ausbeutung und Entfremdung, sondern der Zugang zur Mitgliedschaft überhaupt
  • Die Politik verspricht Abhilfe durch die Abschaffung oder beschönigend ausgedrückt den „Umbau“ des Sozialstaats 

Anomie

Lösungen nach Heitmeyer?

  • Es muss eine funktionale Äquivalenz zur wohlfahrtstaatlichen Kompensation der Anomie Probleme gefunden werden
  • Ausweitung des Schattens der Anomie zur Bedrohung der modernen Gesellschaft bei nichtgelingen der (wieder-)Eingliederung oder wenigsten Ruhigstellung der „outsider“ 

Labeling Approach

Wann Enstand der Ansatz? und au welcher Denkrichtung?

Konstruktivistischer Ansatz

  • Begründet von Frank Tannenbaum Anfang des 20 JH
  • Gewann in den 1950gern an Bedeutung 

Labeling Approach

Wie entsteht Abweichendes Verhalten unter Labeling Approach?

  • Normen(durch)setzung als Bezugspunkt und nicht die Suche nach Ursachen
  • Anwendung von Normen entscheidet ob Verhalten (non-)konform ist
    • wenn formelle und informelle Instanzen etwas deuten und negativ bewerten führt das zu abweichendem Verhalten
  • gesellschaftliche Definitions- und Zuschreibungsprozesse klassifizieren Abweichendes Verhalten
  • Definitions- und Zuschreibungsprozesse werden SELEKTIV vorgenommen (schwarzer vs. Anzug-Mann) besonders durch institutionalisierte Instanzen
  • Durch Zuschreibungsprozesse in der selektiven Normanwendung, wird der Verhaltensspielraum der Etikettierten minimiert
  • Labeling Approach bewirkt Paradigmawechsel und übt Kritik an Anomietheorien (Legitimiert die individualzentrierten Ansätze der herrschenden Gruppen / Machterhalt durch Institutionen) 

Labeling Approach

Worauf wird der Fokus gelegt?

  • Kriminalisierende Funktion gesellschaftlicher Kontrollinstanzen (z.B. Polizei erzeugt abweichendes Verhalten indem sie das Etikett „Abweichend“ anbringt)
  • LA interessiert sich für die Art und Weis e der Etikettierung (Ungleichverteilung der Definitionsmacht)
  • Etikettierungs- und Kriminalisierungsprozesse / kriminelle Karrieren stehen im Blickfeld à Devianz ist kein Singuläres Ereignis
  • Beleuchtung der Herausbildung krimineller Identitäten (Verstärkungslernen in Subkulturen) 

Labeling Approach

Welche Varianten gibt es?

Gemässigter Ansatz (Becker, Lemert)

Reaktionsansatz, „Sekundäre Devianz“ aufgrund tatsächlicher Ereignisse

 

Radikaler Ansatz (Sack, Haferkamp

Vorurteile = Gesellschaftliche Interaktions- und Bewertungsprozesse stellen abweichendes Verhalten her und nicht der Täter à Er muss also nicht unbedingt etwas „falsch“ gemacht haben

 

Makro- und mikrosoziologischer Prozess (Erikson, Kitsuse)

informelle mikrosozialer Bereich = Verdacht

Makrosoziale offizielle Reaktionsbereich = „wirkliche Straftat“ (vgl. sich selbst erfüllende Prophezeiung)

 

Labling Aprach und SA

Karriereverläufe „Aktenpersönlichkeiten“

„Diversionsansatz“ als bessere Lösung die weniger stigmatisierend ist

 

 

Labeling Approach

Wie funktioniert der Zuschreibungsprozess nach Lamnek?

„Produktion “ von Abweichendem Verhalten durch gesellschaftsdynamischen und sozial-konstruktivistischen (interaktiven) Zuschreibungsprozess

-> also entweder Normsetzung oder Normanwendung

(Abweichendes Verhalten ist kein objektives Kriterium)

->

Feststellung von abweichendem Verhalten durch Informelle oder Formelle soziale Kontrolle

->

Durch Labling (also Etikettierung) und negative Zuschreibung wird die Abweichung erschaffen

->

Gesellschaftliche Reaktion zeigt, ob es sich wirklich um Abweichung handelt

Labeling Approach

Wie funktioniert der Selektionsprozess nach Lamnek?

  • Selektionseffekt à gleiche Verhaltensweise kann als Konform oder abweichend definiert werden
  • Abweichung wird also nur bestimmten Personen / Gruppen zugeschrieben und ist situationsspezifisch
  • Abweichende Identität entsteht durch Verfestigung der Abweichenden Verhaltensweisen 

Labeling Approach

Was ist Primäre und Sekundäre Devianz nach Lamert?

Primäre Devianz         „tatsächliches“ abweichendes Verhalten

kommt aufgrund unterschiedlicher Ursachen zustande

 

Sekundäre Devianz    Gesellschaftliche Reaktion / Rollenzuschreibung auf primäre Devianz

                                   à Reaktions- und Zuschreibungsprozess

 

  • Sekundäre Devianz setzt nicht zwingend primäre Devianz voraus (es kann auch irrtümlich das Etikett „abweichend“ verliehen werden, also ohne tatsächliche Devianz)
  • Übergang von primärer zu sekundärer Devianz durch Sanktionserlebnisse / Strafen
  • Labeling Approach interessiert sich für die definierenden Strafanwender
  • Sekundäre Devianz entsteht, wenn keine konformeren Verhaltensmöglichkeiten existieren (z.B. aufgrund Verlust der Arbeit) à Ausweg in abweichendem Verhalten
  • Kann sogar zu abweichender Identität führen (also Selbstdefintion)  

 

Stigmatisierung

Denkrichtung? Abgrenzung zu Labeling Approach?

Konstruktivistischer Ansatz

-> es gibt viele Parallelen zum Labeling Aproach; es darf aber nicht vermischt werden!

-> Stigmatisierung geht nicht auf die Srafen ein, der Labeling Aproach schon 

Stigmatisierung

Definition?

  • Das Stigma bestimmt die Stellung einer Person in der Gesellschaft und der Umgang andere Menschen mit der Person
  • Jeder Mensch hat bestimmte (bewusste oder unbewusste) Vorstellungen davon, wie sich Individuen verhalten, leben oder sein sollen
  • Mechanismus der Einteilung in „wir“ und „die Anderen“
  • Ein stigmatisierter Mensch ist von vollständiger sozialer Akzeptanz ausgeschlossen
  • Stigma ist eine Eigenschaft einer Person, anhand derer sie durch andere „zutiefst diskreditiert“ wird
  • Stigma als Ergebnis von Relationierung (also als in Beziehung setzen von einer aktuellen Eigenschaft und einem Stereotyp) und nicht als Eigenschaft
  • Stigmatisierung meint allerdings nicht nur die Eigenschaft sondern auch die negative Zuschreibung durch andere (vgl. Lebenslustige Frau die früh schwanger wird = negativ vs. „normale“ Frau = positiv)
  • Stigmatisierung ist ein sozialer Definitions- und Zuschreibungsprozess von negativen Eigenschaften und Merkmalen 

Stigmatisierung

Funktion?

  • Orientierungsfunktion in sozialen Interaktionen
  • Reduktion von Unsicherheit und Komplexität à wirken also systemstabilisierend
  • Selektive Wahrnehmung und Verzerrung
  • Projektionen
  • Stigmata als Identitätsstrategie der Stigmatisierten
  • Zugang zu (im)materiellen sozialen Gütern (Berufschancen, Macht, sozialer Status) regeln
  • Helfen Normen und Werte einer Gesellschaft aufrecht zu erhalten und Missstände in einer Gesellschaft aufzudenken 

Stigmatisierung

Entstehung?

  • Interesse globaler gesellschaftlicher Institutionen (Familie, Wirtschaft, Kirche)
  • Leistungs-Normen
  • Herrschaftsstrukturen in einer Gesellschaft
  • Machtdifferenz

Stigmatiserung

Techniken zur Bewältigung beschädigter Identitäten nach Goffman?

Misere des Diskreditierten

  • Annahme, dass die anderen schon über das Anderssein des stigmatisierten Individuums Bescheid wissen

 

Misere des Diskreditierbaren

  • Das Anderssein ist weder bekannt, noch wahrnehmbar

 

Drei Typen von Stigma

  • Abscheulichkeiten des Körpers = physische Deformationen
  • Charakterfehler = Willensschwäche, unnatürliche Leidenschaften, starre Meinungen
  • Unehrenhaftigkeit

 

Stigma schafft Normalität

  • Durch das Stigma des Anderen werden wir zu den Normalen
  • Sechster Sinn oder Intuition soll uns zeigen, dass viele wünschenswerte und auch unerwünschte Eigenschaften auf der Basis der einen ursprünglichen Eigenschaft angekettet sind
  • Tendenz eine lange Kette von Unvollkommenheiten zu unterstellen 

Stigmatisierung

Wie ist der Prozess? 

Wahrnehmung und Benennung einer Auffälligkeit à Etikettierung von Unterschieden

->

Aktivierung/Zuschreibung negativer Stereotypen (Vorurteile)

->

Abgrenzung „normale Person“ gegenüber dem Träger des Stigmas

->

Negative Konsequenzen (Statusverlust, ...) für die stigmatisierte Person bis hin zur

->

soziale Desintegration (=Ausgrenzung) der stigmatisierten Person

psychische Erkrankung dadurch möglich

(was ein neuer Grund für eine Stigmatisierung darstellt = Teufelskreis)

Stigmatisierung

Bewältigungsmuster der Stigmata nach Goffman?

  • Täuschung, Maske (Homosexueller mit Freundin)
  • Enthüllung, Hervorhebung
  • Verbergen oder Entschuldigung für Misserfolge
  • Veränderungen, Stigma korrigieren (operieren)
  • Realität neu interpretieren (Kraft für neue Identität schöpfen) 

Grohall

Inwiefern haben soziale Probleme eine Brückenfunktion zwischen der Soziologie und der Sozialen Arbeit? 

Soziologie liefert Erklörungsansätze für die Entstehung der sozialen Probleme.

SA definiert Probleme und ist verantwortlich für die hilfreiche Reaktion auf ein Problem

(vgl. S. 158)

Grohall

Funktion von Normen?

Abweichendes Verhalten steht immer im Zusammenhang mit sozialen Normen.

Sie regeln das Zusammenleben der Menschen, stellen Verhaltensanforderungen und schaffen somit eine Voraussetzung, dass Menschen gemeinsam handeln können. 

Grohall

Welche Bedingungen führen dazu, dass sich neue Vorstellungen von „Normalität“ entwickeln? 

Wenn sich die Normen und Werte in einer Gesellschaft wandeln, entstehen neue Normen und Werte und somit eine neue „Normalität“.

Normen sind immer Gesellschaftlich und Kulturell bedingt und müssen in einem Kontext gesehen werden.

 

Normalität vermittelt ein Gleichgewicht zwischen persönlicher Freiheit und fremder Bestimmtheit. Normalität schwächt den Problemdruck und den dringenden Handlungsbedarf ab und ebnet abweichendes Verhalten ein.

-> soziale Determiniertheit (=Festlegung) des Menschen als Marionette der Normen 

Grohall

Was soll mit sozialer Kontrolle erreicht werden? 

Soziale Kontrolle besteht aus (1) Identifikation einer Diskrepanz zwischen Normen und Verhalten (2) Definition als soziales Problem (3) Reaktion darauf

-> Sie zielt auf die Erfüllung der Normen

 

Erwünschtes Verhalten „belohnen“ und abweichendes Verhalten „sanktionieren“

Führt dazu, dass die Gesellschaft eine Einheit bleibt, also der Zusammenhalt bestehen bleibt

 

Grohall

Weshalb werden heute eher weiche, besonders pädagogisch beeinflussbare und therapeutische Formen von Sanktionen bevorzugt? 

Labelling Approacht à Resozialisierung ist durch starke Sanktion schwerer (sekundäre Devianz)

 

Da Strafe sogar als eine Bedingung für abweichendes Verhalten gesehen wird

Aus behavioristischer Sicht sind Strafen untauglich, da sie das Verhalten nicht verändern

Negative Wirkungen in Form einer abweichenden kriminellen Karriere 

Grohall

Beschreiben Sie das Spannungsverhältnis von Sozialer Arbeit und sozialer Kontrolle. Welche Spannungsfelder ergeben sich?

Doppeltes Mandat im Sinne von Hilfe und Kontrolle oder sogar Tripplemandat (vgl. Böhnisch)

Verschiedene Erwartungen an einen Professionellen der SA

 

Bsp. Normen und Werte der Gesellschaft umsetzten vs. Professionsvorstellung

Gesellschaftliche Anpassung vs. Autonomie 

Grohall

Von welchen Bedingungen hängt die Intensität der Reaktionen auf ein soziales Problem ab? 

Schwere des abweichenden Verhaltens à Je schlimmer aV desto schlimmer die Reaktion

Veränderbarkeit à einmaliger Ausrutscher ist weniger Schlimm als Wiederholung

Folgewirkungen à Zeichen setzten vs. sinnvolles Strafmass

Auf die kombinierten Ausprägungen der Variablen: Geltungsgrad, Wirkungsgrad, Sanktionswahrscheinlichkeit, Sanktionsbereitschaft