Modul C3 Veränderungsprozesse in gesellschaftlichen Problemfeldern

Methodisch geleitete und wissenschaftlich begründete Bearbeitung sozialer Probleme mittels personenzentrierter Unterstützung und arrangieren von Umweltbedingungen 

Sozialpathologischer (= sozial abnormal) Ansatz

• Soziale Probleme als Abweichung von normal funktionierender Gesellschaft
• Bestimmung sozialer Probleme durch normative bzw. moralische Kriterien
• Ursache sozialer Probleme bei biologischer Ausstattung der Betroffenen
• Medikalisierung sozialer Probleme 
• Blütezeit vor und während 2 WK (vgl. Rechtsextremismus, Eugenik) 

Soziale Desorganisation in urbanen Milieus

• Soziale Probleme als Indikatoren des Versagens von Regeln und sozialer Kontrolle infolge zu raschen sozialen Wandels
• Personale (Verhaltensunsicherheit, Fehlanpassung, Überlastung) und soziale Desorganisation
• Handlungsleitende Regeln und normative Strukturen fehlen
• Blütezeit 19/20 JH (vgl. Industrialisierung) 

Strukturfunktionalismus (objektivistischer Ansatz)

• Soziale Probleme als Diskrepanz zwischen kulturell geforderter Standards und sozialer Realität
• „soziale“ Ursache à also von Menschen gemacht
• Definition von Machtverhältnissen abhängig
• Probleme werden nur thematisiert, wenn an die Veränderbarkeit geglaubt wird
• Soziale Probleme sind als objektive Bedingungen aufzufassen, die dem sozialen System schädlich sind
• Teilsysteme leisten ihren Teil zum ganzen à funktionierende Gesellschaft, wenn Gleichgewicht herrscht à Naiv? Gesellschaft = Konflikte?
• Blütezeit ab ca. 1950 (vgl. Robert K. Merton, Parsons) 

Konflikttheoretischer Ansatz

• Soziale Probleme als Folge von Konflikten und strukturellen Widersprüchen
• Ungleichverteilung von Macht und Herrschaft in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen als Ursache der Probleme
• eng verbunden mit sozialen Bewegungen
• normative Argumentation als Reaktion auf Strukturfunktionalismus
• Blütezeit 19/20 JH (vgl. Karl Marx, feministische Ansätze) 

Prozess der Problematisierung (konstruktivistischer Ansatz)

• Soziale Probleme als Ergebnis von gesellschaftlichen Definition- und Konstruktionsprozessen (keine objektiv Messbaren Zustände)
• Soziales Problem entsteht erst, wenn es von der Gesellschaft als solches wahrgenommen wird
• Frage der Bedingungen und der Prozesse sozialer Interaktion muss gestellt werden (nicht Personen sind „das Problem“ sondern die Definition macht es zu einem Problem)
• Blütezeit ab ca. 1960 (vgl. Herbert Blumer) 

Objektivismus            
zeichnen konkrete gesellschaftliche Bedingungen
haben einen Problemkern
Wer ist schuld? Wer ist betroffen?

Konstruktivismus         
soziale Konstruktion von sozialen Problemen
Wie wird aus einem Phänomen ein soziales Problem? 

Manifeste soziale Probleme

• Objektive soziale Bedingungen (sind zurzeit als soziales Problem anerkannt)
• Von „Problemdefinierenden“ als von den gegebenen Werten abweichend angesehenen

Latente soziale Probleme

• Problematische Bedingungen
• Weichen von gegebenen Werten ab
• Werden von der Öffentlichkeit noch nicht erkannt 

1. Primäre Akteure, beginnen einen Sachverhalt als Problem zu definieren

2. Massenmedien berichten. Es entsteht ein Problemmuster.

• Name des Problems
• Kriterien zur Identifizierung des Problems
• Problem wird beschrieben und bewertet
• Abstrakte Problemlösungen und konkrete Handlungsanleitungen

3. Öffentliche Anerkennung = Deutungsmuster wird von vielen übernommen. Problemdeutung wird verbreitet. Dabei wird...

• dramatisiert (z. B. Verweis auf das „riesige Dunkelfeld“)
• moralisiert (z.B. Vorwurf des Gleichgültig seins gegenüber Opfer)
• Alltagsmythen reproduziert (Figur des Verbrechers, gegen den nur ein unnachsichtig eingesetztes Strafrecht Schutz biete).

Problemdefintionen sind erfolgreich, wenn es Massenmedien schaffen die öffentliche Anerkennung zu erhalten:

• die Anschliessbarkeit der Problemwahrnehmung an Alltagsmythen und
• allgemein geteilte Werte
• die Personalisierbarkeit des Problems
• die Identifizierbarkeit von Schuldigen
• die personale Nähe zu den Rezipienten und angesichts der publizistischen
• Dominanz des Fernsehens
• die Visualisierbarkeit des Problems

4. Staatliche Anerkennung

Parteien im Parlament davon überzeugen, dass sie mit einer Übernahme der Problemdefinition die Meinung vieler Wähler/-innen treffen. Das Problem muss also nicht möglichst gross sein, sondern einen Nutzen für die Partei haben.

5. Problembekämpfung

Staatliche Organe sind verpflichten, das Problem aktiv (mit Geld und Recht) zu bekämpfen. Z.B. über temporäre oder dauerhafte Instutionalisierung (Expertengruppe oder Schaffung neuer Institutionen) oder Änderung des Strafgesetzbuches.

6. Problemlösung

Massnahmen werden übernommen 

Massenmedien berichten. Es entsteht ein Problemmuster.

• Name des Problems
• Kriterien zur Identifizierung des Problems
• Problem wird beschrieben und bewertet
• Abstrakte Problemlösungen und konkrete Handlungsanleitungen

Öffentliche Anerkennung

Deutungsmuster wird von vielen übernommen. Problemdeutung wird verbreitet. Dabei wird...

• dramatisiert (z. B. Verweis auf das „riesige Dunkelfeld“)
• moralisiert (z.B. Vorwurf des Gleichgültig seins gegenüber Opfer)
• Alltagsmythen reproduziert (Figur des Verbrechers, gegen den nur ein unnachsichtig eingesetztes Strafrecht Schutz biete).

Problemdefintionen sind erfolgreich, wenn es Massenmedien schaffen die öffentliche Anerkennung zu erhalten:

• die Anschliessbarkeit der Problemwahrnehmung an Alltagsmythen und
• allgemein geteilte Werte
• die Personalisierbarkeit des Problems
• die Identifizierbarkeit von Schuldigen
• die personale Nähe zu den Rezipienten und angesichts der publizistischen
• Dominanz des Fernsehens
• die Visualisierbarkeit des Problems 

Staatliche Anerkennung

Parteien im Parlament davon überzeugen, dass sie mit einer Übernahme der Problemdefinition die Meinung vieler Wähler/-innen treffen. Das Problem muss also nicht möglichst gross sein, sondern einen Nutzen für die Partei haben.

Problembekämpfung

Staatliche Organe sind verpflichten, das Problem aktiv (mit Geld und Recht) zu bekämpfen. Z.B. über temporäre oder dauerhafte Instutionalisierung (Expertengruppe oder Schaffung neuer Institutionen) oder Änderung des Strafgesetzbuches.

Problemlösung

Massnahmen werden übernommen 

Konstruktion sozialer Probleme wird durch spezifische institutionelle Kontexte strukturiert oder gerahmt. (chaotisches Modell) 

Arenen stehen miteinander in Beziehung, dabei sind es keine zeitlich geordneten Sequenzen, sondern gesellschaftliche Sphären, in denen spezifische Bedingungen und Logiken die Konstruktionen sozialer Probleme leiten. (Mobilisierung der Öffentlichkeit wird dabei ausser Acht gelassen) 

Als kriminelle Handlungen, gelten Handlungen von Menschen, die gegen die geltende Strafrechtsordnung verstossen und daher mit Mitteln des Strafrechts sanktioniert werden können (vgl. Oberwittler). Diese juristische Legaldefinition orientiert sich also an formalen Strafbarkeit. 

Gesellschaftliche Wahrnehmung orientiert sich eher am gesellschaftlichen Schaden des Handelns (vgl. ibid) Gesellschaftliche Kriminalitätskonstruktionen (also jenseits der formal – juristischen Definition) sind somit nur gültig, wenn die Normen in der Bevölkerung freiwillig anerkannt werden. (vgl. Oberwittler)

• Kriminalität kommt in allen Gesellschaften vor
• Kriminalität ist eine konkrete Erfahrung sowohl für Opfer als auch Täter
• Kriminalität hat eine hohe ökonomische Bedeutung (Schäden, Justiz, Strafvollzug) 

• Gesellschaftliche Normen bzw. Gesetze sagen, was als kriminell gilt und was nicht
• Kriminalität wird durch politische und gesellschaftliche Definitionsprozesse geschaffen -> Staat (und politische Willensbildung) definieren also was besonders schutzwürdig ist

Kriminalität ist von der Wahrnehmung und der Interpretation des normverletzenden Verhaltens sowie der Reaktion darauf gezeichnet.

• Konstruktionscharakter!!!

folgendes spielt dabei eine Rolle:

• Bedeutung von Kriminalitätsstatistiken (Kontext beachten – ist immer eine Konstruktion der Realität)
• Hell- und Dunkelfeld beachten
• Bedeutung von verschiedenen Interessen (Wer publiziert was mit welcher Absicht?)
• These der Sündenbock-Funktion: Problematisierung von „Ausländerkriminalität“ und „Jugendkriminalität“ 

• Bedeutung und Gültigkeit von Normen und Werten werden hinterfragt (können gar das Strafrecht ändern) oder gefestigt (Straftat erregt hohe Aufmerksamkeit aufgrund grundlegender Normen und Wertverletzung)
• Gruppenzusammenhalt wird in der Rechtssprechung gefestigt „Im Namen des Volkes...“
• Befriedigung kollektiven Strafbedürfnisses durch mehr oder weniger dramatisch inszenierte Bestrafung
• Kriminelle Handlungen können Gesellschaft befreien von unerträglichen Zuständen (Massenrepublikflucht = Zusammenfall DDR)
• Kriminalität (Prävention, Bekämpfung, Sanktionen) sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor (Arbeitsplätze) 

• Voraussetzung: Definition von kriminellen Handeln à Anzeige à polizeiliche Untersuchung à Strafprozess (nur bei Verstoss gegen geltendes Recht)
• Strafrecht ist national es gibt aber Ermessenspielräume, die mehr oder weniger genutzt werden
• Strafrecht wird laufend geändert aufgrund veränderter Normen und Werte einer Gesellschaft
• Kulturelle Einflüsse haben Einfluss auf Gesetzgebung, Rechtsprechung, Anspruch an Strafrecht, Forschung

+ Auflistung aller bekannten Fälle (prozessproduzierte Daten)

-  nur eine Hellfeld-Beschreibung (Teils grosses Dunkelfeld)

• entstehen im Zuge staatlichen Handelns
• Instanzen der sozialen Kontrolle registrieren und sanktionieren strafbares Verhalten
• Sind „Abbild der Aktivitäten der staatlichen Kontrollorgane“
• Bsp. je mehr Polizeipatroullien desto mehr Verurteilungen / nur weil mehr Fälle von sexueller Gewalt an Kinder aufgedeckt werden, gibt es nicht mehr, es kommen vielleicht nur mehr ans Licht 

• Politik ist gesellschaftliche Reaktion auf Kriminalität
• Steht im Fadenkreuz von gesellschaftlichen Interessen-, Macht- und Herrschaftsverhältnissen
• Reagiert auf sozialen Wandel 

• Delinquenz sind Regelverstösse eher leichterer Art
• Vor allem im Kinder- und Jugendalter (im angelsächsischen Raum ausschliesslich)

• Verbreitung der kollektiven Deutungsmuster
• Haben eigene Moralvorstellungen und Interessen
• Können gesellschaftliche Prozesse auslösen 

Die Furcht, Opfer von Straftaten zu werden,

• Ist sehr deliktspezifisch
• Eher emotional als realitätsangemessen à Kriminalitätsfurchtparodoxon (= man hat am meisten Angst vor dem, was am unwahrscheinlichsten passiert) 
• Weniger auf konkrete eigene Erfahrungen als auf medial Darstellung von Kriminalität zurückzuführen 

Repression

= auf jemanden Druck ausüben à Kontrolle!

Bsp. Freiheitsentzug

Reintegration

= wieder in die Gesellschaft integrieren um künftige Straftaten zu vermeiden

Restoration

= Wiederherstellung von Frieden, Konflikte lösen

Partizipation für Opfer à auf individuelle Bedürfnisse eingehen

Löst nicht alle Probleme (z.B. Psychische, Familiäre)

Kann in CH bei jeder Straftat angewendet werden, wird es aber nicht

Deversion

=Umleitung im Sinne von aussergerichtlichen Einigung anstatt stigmatisierendem Verfahren (Täter-Opfer-Ausgleich) mit Mediation

in CH kein Thema, da Verfahren nicht so schlimm ist

Child-Freiendliness

• Druck wegnehmen um unnötigen Stress zu vermeiden à es muss mit Kindern gearbeitet werden können
• Alles auf Kinder und Jugendliche spezialisieren (Gebäude, Richter, Sozialdienst, Wartezimmer zur Vermeidung von Schocks oder Vorbildfunktion von Erwachsenen Straftätern) 

siehe Bild

1. Internationales Recht (Kinderrechtskonvention)

• Wurde von allen Ländern bis auf USA unterschrieben (Totdesstrafe für Jugendliche)
• Prinzip des Vorrangs von Alternativen zum Freiheitsentzug (Vorrang ambulanter Reaktionsformen)
• Das Prinzip der Subsidarität von Strafe und Strafverfahren (Diversion)

2. Mediation

3. Get Tough

Härtere Bestrafung (Boot-Camp, öffentliche Gerichtsverhandlungen, Überfürung von Jugendlichen in Erwachsenenverfahren)

à stellt Errungenschaft des letzten JH in Frage

Entwicklung in Schweiz

Anpassung an internationales Recht

Einführung Mediation

Verschärfung Freiheitsentzug

• ab 1850 Bewusstsein für altersspezifische Behandlung von Kindern und Jugendlichen -> Fokuswechsel von Bestrafung auf Behandlung (in Waisen- und Schutzhäusern) -> Heute Ziel: Schutz und Erziehung
• ab 1937 Jugendstrafrecht als separater Teil im StGB
• ab 2007 JStG in Kraft à Erziehungs- und Schutzgedanke -> Entstehung der 4 Jugendanwaltschaften mit internem Sozialdienst
• ab 2011 JStPO in Kraft  

Materielles Recht à JStG (teils auch StGB)

à Welches Verhalten ist strafbar? wie wird bestraft?

Formelles Recht à JStPO

à Ablauf des Verfahren 

siehe Bild

Sinn der Strafe ->  Resozialisierung durch Schutz und Erziehung

und nicht:

Vergeltung (Ausgleich der Tat oder der Schuld) oder Generalprävention (Abschreckung)

persönliche Bedürftigkeit des Täters erkennen, daraus resultiert Sanktionsentscheid

im Erwachsenenstrafrecht Tat-Strafrecht (Sanktion von schwere der Strafe abhängig)