BMA Hämatologie MDS

Theorie zum Myelodysplastischen Syndrom

Theorie zum Myelodysplastischen Syndrom


Kartei Details

Karten 31
Lernende 20
Sprache Deutsch
Kategorie Biologie
Stufe Andere
Erstellt / Aktualisiert 01.07.2017 / 06.11.2023
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Definition MDS:

Entartung der pluripotenten Stammzellen mit peripherer Pancytopenie; ineffektive Hämatopoese
klonale, neoplastische Erkrankung -> Verdrängung der normalen Hämatopoese; beschleunigte intramedulläre Apoptose; neoplastische Zellen reifen zum Teil aus
 

Welche Krankheitsbilder sind bekannt für eine ineffektive Hämatopoese?

- MDS
- Thalassämie major
- Megaloblastäre Anämie

Aetiologie bei MDS:

- zumeist unbekannt
- nach Strahlen-Chemotherapie
- Alter -> vermehrte Ansammlung genetsicher Fehler
- Karyotypische Veränderungen
- Umwelteinflüsse -> verzögerter Abbau von Karzinogen
- Mutationen in Genen von hämatopoetischen Stammzellen (chron. Entzündungen, Infekte, Toxine)
- Rauchen
- nach Immunsuppresion

Klinik MDS:

- manchmal Zufallsbefund
- verminderte Leistungsfähigkeit
- Schwäche, Schwindel
- Blutungsneigung, Hämatome
- Infektanfälligkeit
- Organmegalien, Lymphknotenschwellungen

Pathogenese MDS:

klonale Erkrankung der Hämatopoese mit zytogentischen und molekulargenetischen Veränderungen sowie einem Missverhältnis von Proliferation und fehlender Ausreifung der hämatopoetischen Vorläuferzellen
+ eingeschränkte DNA-Reperaturmechanismen -> genetische Instabilität führt zur Weiterentwicklung in AL
immer weitere DNA-Defekte verschlimmern MDS

- keine Differenzierungsblockade wie bei AL
- Funktionelle Ausreifung + Zellteilung gestört
- Beteilligung T-Zellen führt zu einem Autoimmunphänomen
- verfrühte Apoptose (unklar wieso) -> ineffektive Hämatopoese

Wie unterscheidet sich ein MDS zur AL?

MDS hat <20% NKZ; reife Formen = kein Differenzierungsstopp; alle Zellreihen können betroffen sein;

Welche Rolle spielen Lymphocyten bei den MDS?

können unter Umständen eine Autoimmunerkrankung auslösen

Wieso gestaltet sich die Diagnostik der MDS oft schwierig?

schwierig ein MDS von anderen Krankheiten abzugrenzen, z.T. DD megaloblastäre Anämie oder CML; konsequenter Ausschluss anderer Erkrankungen

Diagnostische Verfahrungen für MDS-Diagnostik:

- Zytoloige (peripher+medulär)
- Histologie (KM-Fibrose beurteilen)
- Durchflusszytometrie (Blasten, atypische Phänotypen)
- Zytogenetik (FISH)
- Blutbild für Dysplasiezeichen
- KC: LDH, Ferritin, EPO, Folsäure, VitB12

Wie kann EPO-Bestimmung bei der MDS-Diagnostik helfen?

beim MDS erhöht und bei einem Nierenproblem erniedrigt (Ausschluss Nierenerkrankung als Ursache)

Welche Aussagen können mit der Immunphänotypisierung bei den MDS gemacht werden?

- Zahl der abnormen Blasten -> Population herausfiltern
- Überexpression CD13, CD33
- CD11b, CD16 oft verminderte Expression
- schwaches Seitwärtsstreulicht (wegen Hypogranularität)
- Ausreifungsmuster stimmt nicht

MDS mit Deletion 5q - Prognose:

Hypolobulierte Megakaryocyten; gute Prognose, ausser wenn in Kombination mit einer anderen Mutation sehr schlechte Prognose

MDS: Mutation SF3B1:

Ringsideroblasten sind typisch im Knochenmarkt

Einteilung MDS:

klinisch, morphologisch, zytogenetisch in reine MDS und MDS/MPN
=> 11 Subtypen; je nach betroffene Zellreihe, Ringsideroblasten ja/nein, Blastenanteil im KM
und je nach zytogenetischen Veränderungen

Kriteren WHO-Klassifikation für MDS-Einteilung:

- Mutationen (je nach Mutationen ändert die Prognose)
- Blastenanteil (Grenze zu AML liegt bei 20%)
- Differenzierung, Linienangehörigkeit
- Dysplasiegrad und Karyotyp
- zytogenetisch/klinisch definierte Syndrom (5q-Syndrom)

Voraussetzungen für die Diagnosestellung MDS:

anhaltente Zytopeni >6 Monate:
- Hb < 100g/L
- Tc < 100 G/L
- Neutrophile < 1,8 G/L (Mono < 1 G/L)
- 200 Zellen im peripheren Blut und 500 Zellen im KM differenziert
- 1 % Blasten=NKZ muss mit 2. Bestimmung bestätigt werden

Merkmale MDS/MPN = myelodysplastische/myeloproliferative Snydrom:

Chronisch Myelomonozytäre Leukämien -> viele Monocyten

Bei welchen zytogenetischen/molekularen Aberrationen heisst die Diagnose AML auch wenn der Blastenanteil < 20% ist?

- t(8;21)
- t(15;17)
- inv(16)
- 11q23

Wozu dient die molekularbiologische Diagnostik bei den MDS?

- Diagnosestellung
- Prognose
- Splicing

Weitere Diagnostik MDS:

- Zytochemische Färbungen wie POX, Eisenfärbung
- Marker wie Fibrose oder Methylation
- Klinische Chemie (LDH, Eisen, Ferritin, EPO, Harnsäure, VB12, Folsäure)
- HLA-Typisierung (für ev. KM-/stammzelltransplantation)

Dysplasiezeichen der Erythropoese:

- Mehrkernigkeit
- Kernlappungen
- abnorme Mitosen
- Kernobulierungen
- unregelmässiges Zytoplasma
- PAS-positive Erytrhoblasten
- Ringsideroblasten

Dysplasiezeichen der Granulopoese:

- Hypogranulation (Myeloperoxidasedefekt)
- Zytoplasmabasophilie in ausreifenden Zellen
- Hypersegmentierung
- Hyposegmentierung (Pergeroide Formen)
- Atypien der Myeloblasten
- z.T. schwer oder nicht klassivizierbare Zellen
- Monocytose
- Monocyten schwer von Neutrophilen zu unterscheiden

Dysplasiezeichen der Thrombopoese:

- Mikromegakaryocyten
- Übersegmentierte Mikromegakaryocyten
- Grosse mononukleäre Formen
- Multiple kleine Kerne
- Riesengranula / abnorme Granula
- Riesenthrombozyten

Blutbefunde:

HB, Hämatokrie, EC tief
Poikiloytose
Makromegalocytose ohne Verminderung Folsäure+VitB12
Erytrholasten
Leukocyten oft vermindert
Linksverschiebung
Hypogranulation
auffallende Plasmabasophilie
Monocytose (oft)
Lymphocyten morphologisch unauffällig (funktioneller Defekt)
oft Thromopenie, Riesenthrombocyten
LDH erhöht
Eisen erhöht

Ergebnisse Cytochemie:

POX vermindert bis fehlend
PAS in der roten Reihe positiv
Esterase bei der CMML positiv
Ringsideroblasten nachweisbar

Merkmale Knochenmark:

alles möglich...blaues Bild
eher gesteigerter Zellgehalt (in ca 60%)
je nach Subtyp Veränderungen der Myelo- Mono- Erythro- und Thrombopoese
NKZ <20%
Granulopoese: megaloblastäre Veränderungen, Kernpyknose, Vakuolen, Eosinophilie
Erytrhopoese: Ineffektiv, Kernanomalien, megaloblastär, Zytoplasmareifungsstörung
Thrombopoese: Mikromegakaryozyten, verminderte Kernsegmentierung
Lymphocyten unauffällig
Gewebsbasophile vermehrt

Prognosefaktoren:

- Klinik
- Knochenmarkmorphologie
- WHO-Klassifikation
- Zytopenie
- Immunologie
- Zytogenetik (Aberationen)
- Molekulargenetik (Genexpressionsprofile)
- Übergang in eine akute Leukämie in 20-50% der Fälle

Gute Prognosefaktoren:

- wenig Blastenanteil
- 5q oder 20q

schlechte Prognose:

- hoher Blastenanteil
- Veränderungen Chromosom 7 (hohes Risiko -> AML)
- niedriges Hb + Thrombopenie
- LDH erhöht

Therapien - abhängig vom Risiko mittels Score:

- Symptomatische Thearpie (EK, TK, Antibiotika, Eisenchelation)
- spezifische Thearpie (Chemo, allogene Stammzellentransplantation, EPO, Eisenchelation, Cyclosporin, DNA-Methyltransferase-Inhibitoren, Immunsupressiva)

Differentialdiagnosen beim MDS:

Neoplasien im Knochenmark
Knochenmarkkarzinose
Maligne Lymphome
HCL
Immunthrombocytopenie
AIDS
Megaloblastäre Anämie
PNH
schwere aplastische Anämie
AML
reaktive KM, chronische INfekte
virale INfekte (HIV, CMV, HCV)
toxischer Knochenmarkbefund (Blei, Alkohol)
Monocytose anderer Genese