DkE2 Niere und Protein

Proteinhaushalt

Proteinhaushalt


Set of flashcards Details

Flashcards 12
Language Deutsch
Category Nutrition
Level University
Created / Updated 22.03.2017 / 11.04.2017
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Wie viele dialysepflichtige Personen haben eine Proteinmalnutrition?

1/3 des Dialysepatienten

Welche Ursachen (primär und sekundär) können zu einer Malnutrition führen?

Primär

  • erhöhter Proteinkatabolismus
    • Interkurrente Erkrankungen und Hospitalisationen
    • Andere Komorbiditäten
    • Metabolische Azidose (führt zu Proteinkatabolismus)
    • Dysfunktion GH-IGF-1 Achse
    • Katabole Effekte anderer Hormone (PTH, Cortisol, Glukagon)

Sekundär

  • erniedrigte Nahrungsaufnahme
    • übermässige Nahrungsrestriktion
    • verzögerte Magenentleerung und Durchfall
    • Komorbiditäten
    • Interkurrente Erkrankungen und Hospitalisationen
    • Medikation, die Dyspepsie verursacht (Phosphatbinder, Eisenpräparate)
    • Finanzielle Restriktionen
    • Depression
    • Geschmacksbeeinträchtigungen
  • erhöhte Verluste
    • Gastrointestinale Blutverluste (100 ml = 14-17 g Protein)

Was sind Symtpome einer Malnutrition?

  • Malaise
  • Müdigkeit
  • schlechte Rehabilitation
  • verzögerte Wundheilung --> abhängig von Proteine, die über Nahrung aufgenommen werden
  • erhöhte Infektionsgefahr
  • erhöhte Hospitalisationsraten und Mortalität

Was geschieht im Körper, wenn die Entzündungsmarker im Serum erhöht sind?

  • Die proinflammatorischen Zytokine selbst verursachen Anorexie durch Unterdrückung von Nahrungsaufnahme (Appetitlosigkeit!)
  • Chronische Entzündung ist assoziiert mit Zytokin-vermitteltem Hypermetabolismus

Was kann eine Proteinmalnutrition auslösen oder anzeigen?

  • Nausea (Übelkeit)
  • Erbrechen
  • Anorexie
  • Körpergewichtsveränderungen können Zeichen urämischen Ursprungs sein!
  • Nicht-urämische Gründe müssen bedacht werden:
    • schwere Herzinsuffizienz (kardiale Kachexie), Diabetes, Gastrointestinale Erkrankungen, Depression.
    • Phosphatbinder und orale Eisenpräparate können Dyspepsie verursachen, Prednison kann den Proteinkatabolismus erhöhen (Harnstoff hoch!)

Erkläre den Kreislauf eines Nierenschaden in Bezug auf die Proteinurie

siehe Bild

  • wenn > 1g Protein pro Tag in Glomeruli verloren geht, ist die Rückresorption nicht mehr möglich
  • Nierenüberleben kann besser werden, wenn Blutdruck im Normalbereich ist, aber bei älteren Patienten ist dann das Sturzrisiko erhöht, was auch nicht wünschenswert ist

Was ist das Tubulo-glomeruläre Feedback (TgF)?

  • Beim tubuloglomerulären Feedback handelt es sich um eine physiologische Gegenregulation, die einzelne Nephronen vor einer Hyperfiltration bzw. einer Überladung des Tubulus schützt
  • Mechanismus, mit dem die Filtration eines einzelnen Nephrons in der Niere reguliert wird
  • hohe GFR --> NaCl-Konzentration in Primärharn übersteigt Rückresorptionfähigkeit des Tubulus --> Macula densa registriert hohe NaCl-Konzentration --> Adenosin aus Macula densa freigesetzt --> Adenosin bewirkt Dilatation der Vas afferens
  • Protein-induzierte Hyperfiltration 

  • Mehr Aminosäuren filtriert, mehr Rückresorption durch Natrium-AS Kotransporter 

  • Abnahme der Natriumkonzentration distal an der Makula densa aktiviert TgF und erhöht die glomeruläre 
Filtrationsrate um die Natriumkonzentration an der Makula densa zu normalisieren
  • Bei Zunahme des NaCl-Gehalts im distalen Tubulus (Mittelstück) kommt es also zu einer Reduktion der glomerulären Filtrationsrate desselben Nephrons

Bei einem akuten Nierenversagen wird das tubuloglomeruläre Feedback "fälschlicherweise" aktiviert, da die NaCl-Rückresorption durch die tubuläre Schädigung stark beeinträchtigt ist.

Wieso führen Proteine bzw. eine proteinreiche Ernährung zu erhöhter Filtrationsleistung?

  • AS dilatieren das zuführende Gefäss, das abführende Gefäss jedoch bleibt gleich
  • Blutfluss glomerulär, Druck intrakapillär, GF und FF steigt --> mehr Flüssigkeit wird abgequetscht
  • Kann zu Schäden führen in Nierenfiltergewebe
  • Bei gesunden Menschen kann die Niere das wegstecken
  • Wenn bereits eine bestehende Erkrankung/ Schädigung der Niere kann eine erhöhte Proteinzufuhr die Niere noch mehr schädigen

--> siehe Bild

Was bewirkt eine Proteinreduktion über die Nahrung?

  • Reduzierter intraglomerulärer Druck
  • Verminderte glomeruläre Hypertrophie
  • Verminderte Zytokinexpression TGF-beta-1
  • Verminderte Zytokinexpression IGF-1
  • Verminderte Zytokinexpression PDGF
  • Verminderte Glukagonbildung
  • Verminderte Kininbildung
  • Expression von Renin vermindert (AT2 reduziert)

--> Nettoeffekt --> weniger Matrixbildung

Was ist die Stickstoffbilanz?

  • In einem gesunden Organismus besteht ein Gleichgewicht zwischen Zufuhr und Ausscheidung des Stickstoffs
  • Zielwert= +4 bis +6 g
  • Positive Stickstoffbilanz = Anabolismus (« aufbauend »)
    • Schwangerschaft
    • Während der Wachstumsphase
    • Akromegalie
  • Negative Stickstoffbilanz = Katabolismus (« abbauend »)
    • Ungenügende Proteinzufuhr
    • Malabsorption
    • Kortikoide
    • Schwere Infektionen
    • Verbrennungen, Polytrauma
  • 1 gr Stickstoff (N) = 2 gr Urinharnstoff = 6.25 gr Protein = 20-30 gr Muskelgewebe
  • 1 mmol Stickstoff = 14 mg Stickstoff 

Kann eine Proteinrestriktion die Progression von CKD verlangsamen oder stoppen?

  • Proteinrestriktion kann vielleicht gegen Progression der CKD schützen.
  • Die Vorteile einer 0.6-0.8gr/kg KG/Tag Proteindiät sind kontrovers. 

  • Es gibt höchstens einen minimen Vorteil in der Reduktion des jährlichen GFR Verlustes. 

  • Patienten mit einer GFR <60 ml/min wird eine Restriktion von 0.7 g/kg KG/Tag mit hochwertigem Protein empfohlen. 

  • Dies mit gleichzeitiger rigoroser Blutdruckkontrolle. 

  • Patienten die eine Proteinrestriktion erhalten, müssen durch Ernährungsspezialisten 3-6 monatlich überwacht werden 


Wie interveniert man bei der Behandlung oder Prävention von Malnutrition bei CKD- und Dialysepatienten?

  • CKD Patienten
    • Engmaschige Supervision, besonders Patienten mit Proteinrestriktion
    • Beginn der Hämodialyse oder frühe Transplantation in fortgeschrittenen CKD Stadien bei vorhandener urämischer Malnutrition trotz intensiver ernährungstherapeutischer Interventionen
  • Dialysepatienten
    • Angemessene Mengen Protein (>1.2 gr/kg/Tag) und Kalorien (>35 kcal/kg/Tag)
    • Optimale Dialysedosis (URR >70%)
    • Biokompatible Hämodialysemembranen (Mikroinflammation reduzieren)
    • Support für Ernährung, falls durch Patienten nicht möglich:
      • Supplementernährung (Fresubine etc..)
      • Nasensonde / PEG
      • Intradialytische parenterale oder enterale Supplements (« Eat and Move »)

Zusammenfassung siehe Bild