Rechtsgeschäfte im Privatrecht

Privatrecht 2. Semester

Privatrecht 2. Semester


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Langue Deutsch
Catégorie Droit
Niveau Université
Crée / Actualisé 22.02.2017 / 24.06.2025
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Was ist ein Antrag? Wann ist ein Antrag verbindlich?

Ein Antrag ist eine Offerte.

-> Antragssteller (Offerent) stellt dem B eine Offerte zu.

Tatbestand:

  • (ausdrückliche oder konkludente) Willenserklärung
  • Bestimmtheit aller wesentlichen Vertragspunkte
  • Bindungswille (Art. 7 Abs. 1 OR)

Rechtsfolge:

  • Bindung des Antragstellers (Art. 3-5 OR)

Wann besteht eine Annahme eines Antrags?

Eine Annahme eines Antrags (Offerte) besteht, wenn der Annehmender (Akzeptant) mit dem Antrag übereinstimmt und die Annahmefrist einhält.

Wenn B noch eine Änderung hervorbringen möchte, ist dies eine Gegenofferte.

Tatbestand:

  • (ausdrückliche, konkuldente oder stillschweigende) Willenserklärung
  • inhaltliche Übereinstimmung mit dem Antrag
  • Einhaltung der Annahmefrist

Rechtsfolge:

  • Zustandekommen des Vertrags

Was ist ein Antrag ohne Verbindlichkeit?

Einladung zur Offertenstellung Art. 7 Abs. 1 OR

Dies ist der Fall, wenn der Verpflichtungswille (Bindungswille) des Offerenten fehlt.

Dies wird mit einem Vorbehalt gekennzeichnet, Bsp.: freibleibend, ohne Verbindlichkeit, keine Obligo

Sind Versendungen von Tarifen, Preislisten und dergleichen für den Antragssteller verbindlich?

Art. 7 Abs. 2 OR, es handlt sich um eine Einladung zur Offertenstellung (ohne Bindungswille).

Bsp.: Internetangebote, Zeitungsinserate, Prospekte, Werbespots -> wenn es sich an eine Allgemeinheit richtet ist es eine Einladung

Sind Auslagen von Waren mit Angaben des Preises für den Antragssteller verbindlich?

Art. 7 Abs. 3 OR, es handelt sich um einen Antrag (mit Bindungswillen)

Bsp.: im Geschäft/Supermarkt, Schaufenster oder wenn sich der Preis individuell an jemanden richtet, ist es ein Antrag (Offerte)

Was sind die Kriterien zur Angabe des Preises?

  • Preisangabe muss sich auf die ausgestellte Ware beziehen
  • Bei mehreren Stücken, gilt der Preis nicht nur auf das angeschriebene, sonder für alle Waren der gleichen Art
  • nicht "Auslage" von Dienstleistungen

Welche zeitliche Bindungswirkungen des Antrages gibt es?

Art. 3-5 OR

  1. mit Annahmefrist -> Art. 3 Abs. 1 OR
  2. Ohne Annahmefrist
    • unter Anwesenden Art. 4 OR
    • unter Abwesenden Art. 5 OR

Wie ist die zeitliche Bindsungswirkung des Antrages unter Abwesenden?

Art. 5 OR

Ohne Annahmefrist unter Abwesenden verläuft in 3 Phasen:

  • Übermittlungszeit von A zu B
  • angemessene Überlegungszeit
  • Übermittlungszeit von B zu A

Wie ist die zeitliche Bindsungswirkung des Antrages unter Anwesenden?

Art. 4 OR

Ohne Annahmefrist unter Anwesenden (körperlich Anwesend oder telefonisch) ist sogleich.

Kann man bei einem stillschweigen von einer Annahme des Antrags ausgehen?

Art. 6 OR

Nur bei besonderen Natur des Geschäfts ist Stillschweigen in der Regel als Annahme zu werten, wenn der angebotene Vertrag der Angebotsempfängerin nur Vorteile bringt. 

Bsp.: bei der Schenkung oder bei Erlass einer Schuld.

Ab wann gilt die Annahmeerklärung?

Die Annahmeerklärung muss rechtzeitig sein, um den Vertragsschluss herbeizuführen.

Massgebend ist der Zeitpunkt, in dem die Erklärung beim Empfänger eintrifft, d.h. in seinem Machtbereich ankommt.

-> Die Erklärung "reist" auf Gefahr des Erklärenden!

Gibt es auch "nicht empfangsbedürftige Willenserklärungen"?

Es gibt auch nicht empfangsbedürftige Willenserklärungen, dazu gehören beispielsweise das Testament und die Errichtung einer Stiftung. Solche Erklärungen sind wirksam, sobald sie (in der gesetzlich vorgeschriebenen Form) abgegeben sind; sie brauchen keinem Empfänger zuzugehen.

Was sind "empfangsbedürftige Willenserklärungen"?

Empfangsbedürfitge Willenserklärungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie dem Empfänger zugehen müssen, um wirksam zu sein.

Die meisten Willenserklärungen sind empfangsbedürftig.

Bsp.: Kündigungen, Antrag, Annahme usw

Was ist mit einer "Stellvertretung" gemeint?

Stellvertretung ist rechtsgeschäftliches Handeln für eine andere Person.

Die Vertreterin schliesst den Vertrag nicht für sich selbst, sondern für den Vertretenden ab.

Welche Voraussetzungen müssen für eine Stellvertretung gegeben sein?

Stellvertretung Art. 32 OR

Tatbestand:

  • Vertretungsmacht des Vertreters
  • Handeln im Namen der vertretenden Person

Rechtsfolge:

  • Vertretungswirkung (die rechtsgeschäftlichen Handlungen des Vertreters entfalten ihre Wirkung für die vertretende Person)

Wie kann man eine Vertretungsmacht erlangen?

Die Vertretungsmacht, d.h. die Befugnis, eine Person zu vertreten, beruht

  • entweder unmittelbar auf einer Gesetzesvorschrift (gesetzliche Vertretungsmacht) -> Bsp.: unmündigen Kindes Art. 304 ZGB
  • oder darauf, dass die vertretende Person den Vertreter bevollmächtig (Vollmacht; Art. 33 Abs. 2 und 3 sowie Art. 34-36 OR)

Wie kann man "im Namen der vertretenden Person" handeln? Was ist damit gemeint?

  • Dies kann ausdrücklich geschehen.
    • Bsp.: "Ich vertrete die X AG und schliesse den Vertrag in ihrem Namen"
  • Oder es kann sich aus den Umständen ergeben.
    • Bsp.: Wenn ein Bankangestellter Vertragsverhandlungen mit einem Kunden führt, so ist er nicht für sich selbst, sondern für die Bank tätig.
    • Bsp.: Wenn eine Verkäuferin in einem Warenhaus Ware herausgibt und Geld dafür kassiert, so wickelt sie die Verkäufe nicht für sich, sonder für das Warenhaus ab.

Welche Arten von Vollmachten sind zu unterscheiden?

  • Speziealvollmacht: ermächtigt den Vertreter, ein bestimmtes einzelnes Geschäft abzuschliessen
  • Gattungsvollmacht: Ermächtigung zum Abschluss von Geschäften einer bestimmten Gattung
  • Generalvollmacht: erstreckt sich auf alle Geschäfte wirtschaftlicher Natur, die ein bestimmtes Vermögen betreffen

Was geschieht, wenn jemand ohne eine Ermächtigung zu haben, als Stellvertreter einen Vertrag abschliesst?

Fehlt dem Vertreter die Vertretungsmacht, so entfaltet sein Handeln keine Rechtswirkung gegenüber der vertretenden Person.

Die vertretende Person ist jedoch dazu berechtigt, den Vertrag zu genehmigen (Art. 38 Abs. 1 OR).

Solange die vertretende Person den Vertrag weder genehmigt noch ablehnt, bleibt der Vertrag innerhalb einer angemessenen Frist bestehen (Art. 38 Abs. 2 OR).

Welche Folgen hat das stellvertretende abschliessen eines Vertrages ohne Ermächtigung, für den vermeindlichen Stellvertreter?

Ausserbetracht fällt die vertragliche Verbindung des Vertreters, denn dieser hat nicht für sich selbst, sondern im Namen der vertretenden Person gehandelt.

Der Vertreter, der ohne Vertretungsmacht gehandelt hat, wird jedoch gegenüber dem Geschäftspartner (d.h. gegenüber der Drittperson) schadensersatzpflichtig, soweit Voraussetzungen aus Art. 39 OR gegeben sind.

-> Sonderfall von Culpa in contrahendo!

Wie unterscheiden sich der "Auslegungsstreit" und der "Konsensstreit" von einander?

  • Auslegungsstreit: die Parteien sind sich einig, dass zwischen ihnen ein Vertrag besteht; sie strieten sich jedoch darüber, was sie in diesem Vertrag vereinbart haben.
  • Konsensstreit: hier geht es um die Frage, ob es überhaupt zu einem Konsens und damit zu einem Vertrag gekommen ist.

Definition von Vollmacht.

Die Bevollmächtigung ist ein einseitiges, empfangsbedürftiges Rechtsgeschäft, mit welcher dem Vertreter eine Vollmacht (Vertretungsmacht) erteilt wird.

 

Was sind die vorvertraglichen Pflichten?

Es sind Rücksichtspflichten aufgrund von Treu und Glauben (Art. 2 ZGB)

  • ernsthaft zu verhandeln
  • die Geschäftspartnerin nicht zu täuschen
  • sie über wichtigte Umstände, welche sie nicht kennen kann zu informieren

Was sind die Folgen der Verletzung der vorvertraglichen Pflichten?

Verstösst ein Verhandlungspartner gegen eine vorvertragliche Rücksichtspflicht, kann dies eine Haftung aus Culpa in contrahendo auslösen.

Tatbestand:

  • einen Schaden
  • einen Verstoss gegen Treu und Glauben
  • einen (natürlichen und adäquaten) Kausalzusammenhang zwischen Schaden und treuwidrigem Verhalten
  • ein Verschulden (Vorsatz oder Fahrlässigkeit)

Rechtsfolge:

  • Schadensersatz

Was heisst "falsus procurator"?

Der Vertreter der ohne Vertretungsmacht gehandelt hat, wird als falsus procurator bezeichnet.

Was heisst "essentialia negotii"?

Mit essentialia negotii sind die objektiv wesentlichen Vertragspunkte gemeint, welche den Geschäftskern bilden.

Sie umfassen diejenigen Punkte, welche geregelt werden müssen, damit der Vertrag zustande kommt.

Was versteht man unter der "externen Vollmacht"?

Unter externen Vollmacht versteht man, wenn der Vollmachtgeber gegenüber Dritten die Vollmacht - ausdrücklich oder konkuldent - kundgibt.

Was ist die empirische Vertragsauslegung?

Der übereinstimmende wirkliche Wille der Parteien ist in erster Linie für den Vertag massgebend.

Was ist die normative Vertragsauslegung?

Wenn sich der übereinstimmende wirkliche Wille der Parteien nicht mehr feststellen lässt, so muss der objektive Sinn ermittelt werden. Dieser objektiver Sinn ist im Wege der Auslegung nach dem Vertrauensprinzip zu ermitteln.

Wie legt man die Willenserklärung nach dem Vertrauensprinzip aus?

Nach dem Vertrauensprinzip sind Willenserklärungen so auszulegen, wie sie

  • der Empfänger
  • aufgrund der Umstände
  • nach Treu und Glauben

verstehen durfte und verstehen musste.

Welche Vertragsmängel gibt es? 

  • Fehlende Handlungsfähigkeit
  • Formmängel
  • Inhaltsmängel
  • Übervorteilung
  • Willensmängel

Was geschieht, wenn ein Vertrag unter fehlender Handlungsfähigkeit, Fommängel oder Inhaltsmängel leidet?

Die Rechtsfolge dieser drei Mängel ist die Nichtigkeit.

Es gibt jedoch eine Schranke: Das Rechtsmissbrauchsverbot. -> Wenn ein Rechtsmissbrauch besteht, gilt der Vertrag doch.

Bsp.: wenn der Vertrag bereits erfüllt worden ist.

Was passiert, wenn ein Vertrag unter Übervorteilung oder Willensmängel leidet?

Die Rechtsfolge aus diesen zwei Mängeln ist die Anfechtbarkeit d.h., die Partei die sich auf die Übervorteilung beruft, kann innerhalb der Frist anfechten.

Was bedeutet es handlungsfähig zu sein?

Handlungsfähigkeit (Art. 12 und 54 ZGB) ist relativ und nicht fest gegeben. Die Fähigkeit, Rechte und Pflichten zu begründen.

Was bedeutet die Rechtsfähigkeit und wann beginnt sie?

Rechtsfähigkeit (Art. 11 ZGB), die Fähigkeit, Rechte und Pflichten zu haben.

Abs. 1: Jeder hat die gleiche Rechtsfähigkeit

Abs. 2 Aussnahmen: Beschränkung wegen Lebensalter, Gesundheit, Nationalität

Sobald das Kind lebendig geboren wird, (ist es rechtsfähig und kann z.B. als Erbe eingesetzt werden) bis zum Tod (Aussnahme: postmortaler Persönlichkeitsschutz)

Was beinhaltet die Handlungsfähigkeit?

  • Geschäftsfähigkeit (oder Vertragsfähigkeit)
  • Deliktsfähigkeit (Haftung aus Delikten)

Was sind die Voraussetzungen der Handlungsfähigkeit?

  • Volljährigkeit (Art. 14 ZGB; objektive Voraussetzung)
  • Urteilsfähigkeit (Art. 16 ZGB; subjektive Voraussetzung)

Was bedeutet es urteilsfähig zu sein?

Die Fähigkeit zu besitzen, den Sinn und Nutzen eines bestimmten Verhaltens einzusehen und die Folgen abzuwägen.

Welche Gründe gibt es für eine mangelnde Urteilsfähigkeit?

  • Kindsalter (unter 7 jahren)
  • psychische Krankheit (alle anerkannten Krankheitsbilder der Psychiatrie)
  • geistige Behinderung (engeborene oder entstandene Intelligenzdefekte)
  • Rauch und ähnliche Zustände (Übermüdung, Drogen, Fieber usw.)

Wie überprüft man, ob eine mangelnde Urteilsfähigkeit gegeben ist?

Es kommt darauf an ob die Urteilsfähigkeit für ein bestimmtes Rechtsgeschäft, zu einem bestimmten Zeitpunkt, in einem bestimmten Zustand des Menschen zu bejahen ist.