Laurent Stalder


Kartei Details

Karten 92
Sprache Deutsch
Kategorie Geschichte
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 10.02.2017 / 06.01.2023
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Völkerbundspalast, Sigfried Giedion: Bauen in Frankreich

1928 erschien mit «Bauen in Frankreich, Eisen, Eisenbeton» Giedions erstes Buch zur modernen Architektur, in dem er in apodiktischem Duktus und unterstützt durch eine programmatisch argumentierende Bildregie seine Thesen entwickelte. Er begriff die Eisenskelettbauten des 19. Jahrhunderts und die kubistische Malerei als Vorläufer der modernen Architektur. Erstere verkörperten für ihn die unbewusste, ästhetisch und theoretisch noch unartikulierte Vorstufe der Ideen des modernen Bauens; letztere verstand Giedion als künstlerische Verwirklichung eines neuen, relationalen Raumbegriffs, der wiederum auf einem Wahrnehmungsbegriff basiert, der durch Bewegung, Beziehung und Durchdringung charakterisiert ist.

Völkerbundspalast, Giedion: Space, Time and Architecture, 1963

1938/39 begannen – mit den Charles Eliot Norton Lectures an der Harvard University – Giedions Aktivitäten als Universitätslehrer. Auf der Basis dieser Vorlesung erschien 1941 «Space, Time and Architecture», Giedions zentrales Buch zur Architekturgeschichte, in dem er einen über Jahrzehnte international breit rezipierten Kanon theoretischer und historischer Paradigmen zur Architektur der Neuzeit formulierte und die Entwicklungsgeschichte des modernen Bauens an Hand einiger zentraler Protagonisten erzählt.

Völkerbundspalast, CIAM

CIAM: Das 20. Jahrhundert beschäftigte sich mit zahlreichen Manifesten zur Thematik der zeitgemäßen Architektur und Stadtplanungen. Einen wesentlichen Beitrag zum Gedankenaustausch lieferten international angesehene Architekten in der Gruppe CIAM. 28 europäische Architekten gründeten auf Chateau de la Sarraz im schweizerischen La Sarraz nahe Lausanne im Juni 1928 den Congrès International d’Architecture Moderne (CIAM). Initiatoren waren Le Corbusier unterstützt von Hélène de Mandrot, der Eigentümerin des Schlosses, Gabriel Guévrékian und dem Kunsthistoriker Sigfried Giedion, dem ersten Generalsekretär des CIAM. Giedion regte auch die Gründung der MARS-Gruppe in Großbritannien an, die sich im Februar 1933 als Zweig der CIAM formierte.

 

Die urbanistischen Modelle der CIAM verstehen Städtebau weniger als Fortentwicklung historischer Städte, sondern als umfassenden, rationalistisch geplanten Neubau. Dabei soll die Stadt nach Funktionsbereichen unterteilt werden wie Wohnen, Arbeit, Erholung und Verkehr. Ältere Städte sind dementsprechend in ihren Funktionen zu entflechten. Die Mitglieder der CIAM kritisierten die akademischen Entwurfsprinzipien, insbesondere der Beaux-Arts-Architektur, sowie Architektur und Städtebau des Historismus. Sie setzen sich für die modernistischen Architekturströmungen wie das Neue Bauen oder die Neue Sachlichkeit ein.

Völkerbundspalast, Rationelle Bauweise

die Wan¬ derausstellung «Rationelle Bebauungsweisen» (14. Februar bis 15. März) und sorgte durch Veranstaltung von öffentlichen Führungen für die zweckdienliche Erschliessung des reichhaltigen Materials. Denn eine solche Ausstellung muss nicht nur besichtigt, sondern «gelesen» werden. Auf grossen Aluminiumtafeln sind die einheitlich ausgearbeiteten Darstellungen aufgezogen: Beispiele aus allen Ländern mit Situationsplänen in gleichem Masstab und Zahlenangaben in gleichförmiger, leicht vergleichbarer Anordnung. Weitere illustrative Beigaben dienen zur Bereicherung der systematisch aufgebauten Tafeln. Was ergibt sich nun aus dem Studium dieser Zusammenstellung?

  • Wenn man es nun unternimmt, bei der Erstellung von neuen Wohnquartieren eine gesundere und vernünftigere Anordnung zu treffen, so kommt es vor allem auf eine rationelle Erschliessung des Geländes an.
  • Wesentlich ist für eine rationelle Bebauungsweise vor allem die Planung im Grossen. Die stark zerstückelten und komplizierten Grundbesitz-Verhältnisse, die man im allgemeinen beim Bauen vorfindet, lassen auch gute neue Leistungen als Stückwerk erscheinen, wenn kein grosser Zusammenhang geschaffen werden kann. Geländeecken und unverwertbare Winkel hindern den Architekten ebenso stark wie die enge Begrenzung des verfügbaren Platzes.

Völkerbundspalast, Die Funktionelle Stadt

  • Allem Städtebau liegen die vier Funktionen des Wohnens, der Arbeit, der Erholung und des Verkehrs zugrunde.
  • Die Stadt muss als funktionelle Einheit definiert und in dem größeren Rahmen ihres Einflussbereichs geplant werden.

Exposition internationale des Arts et Techniques dans la Vie Moderne, Paris, 1937

[Generalplan: Jacques Gréber]

Exposition internationale des Arts et Techniques dans la Vie Moderne, Paris, 1937

 

Pavillon des Temps Nouveaux

Die Pariser Internationale Weltausstellung von 1937 hatte das Leitthema „Kunst und Technik im modernen Leben“. 44 teilnehmende Nationen präsentierten dazu ihre Beiträge an verschiedenen Standorten innerhalb der Stadtgrenzen. Aufgrund der Unterstützung des Gesamtplaners Jacques Grêber und des französischen Ministerpräsidenten Leon Blum erhielten Le Corbusier und Pierre Jeanneret den Auftrag für eine Halle an der Porte Maillot mit 1.050 Quadratmetern Grundfläche. Le Corbusier hatte in den Jahren zuvor diverse ergebnislose Versuche unternommen, auf der Ausstellung präsent zu sein. Erst mit dem Pavillon des Temps Nouveaux gelang ihm dies schließlich. Darin wurden einem breiten Publikum fortschrittliche städtebauliche und architektonische Konzepte präsentiert – darunter viele Beiträge für die CIAM.

Alvar Aalto: Finnischer Pavillon, Paris, 1937

Josep Lluís Sert: Spanischer Pavillon, Paris, 1937 [Wandbild: Pablo Picasso / Mobile: Alexander

Calder]

Albert Speer: Deutscher Pavillon, Paris, 1937 

Boris Iofan: Sowjetischer Pavillon, Paris, 1937

Sigfried Giedion: The Need for a New Monumentality

  • Er sieht in Corbusiers architektur eine monumentalität, weil symmetrien und materialien
  • Monumentalität auch durch lichtführung und einfachen geometrischen formen