S.P.

Lernfragen

Lernfragen


Kartei Details

Karten 376
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 08.02.2017 / 31.10.2018
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Warum wird man zum Mitläufer (vgl. z.B. Schachter, 1951)?

Wenn Menschen das Gefühl haben, negative Konsequenzen zu erhalten oder Belohnungen zu verpassen, wenn sie sich nicht an den Konsens der Gruppe anpassen, kommt es häufig zu öffentlicher Konformität.

Dabei wird der Konsens zwar privat nicht akzeptiert, aber äußerlich im Verhalten gezeigt, um negativen Folgen zu entgehen bzw. Belohnungen durch die Gruppe zu erhalten.

Was versteht man unter pluralistischer Ignoranz?

Pluralistische Ignoranz beschreibt eine Situation, in der eine große Zahl von Personen öffentliche Konformität mit einer Gruppennorm zeigen, privat jedoch keiner wirklich mit der Sichtweise übereinstimmt.

Was versteht man unter groupthink?

Groupthink/Gruppendenken beschreibt eine Form der Entscheidungsbildung in einer Gruppe, die maßgeblich davon getrieben ist, einen Konsens zu finden, während relativ egal ist, wie der Konsens zustande kommt.

Wann passiert groupthink laut Janis am wahrscheinlichsten? Und wie kommt es zustande?

Laut Janis passiert groupthink vor allem dann, wenn Gruppen in Entscheidungssituationen überwältigenden Druck empfinden, einen Konsens erreichen zu müssen, damit ein positives Bild der Gruppe aufrechterhalten werden kann.

Dabei kommt es durch den Druck zu zu wenig systematischer Betrachtung von Informationen und einer Konsensbildung, die schließlich nur des Konsenses wegen zustande gekommen ist, weniger weil sie sinnvoll ist.

Welche drei Prozesse führen bei groupthink dazu, dass das Urteil am Ende völlig verzerrt und falsch ist?

  1. Unvollständige Informationen: Äußere Standpunkte werden stärker ignoriert.
  2. Abhängigkeit der Sichtweisen: Konsens entsteht durch Abhängigkeit der Mitglieder und die Art wie Äußerungen einander beeinflussen (selbstbewusste überlagern unsichere Mitglieder, die Sorgen und Kritik zurückhalten).
  3. Öffentliche Konformität: Um vor allem die Gruppenidentität zu wahren, wird stärker öffentliche Konformität gezeigt, um die Harmonie nicht zu stören.

Was empfiehlt Janis, um Groupthink zu vermeiden?

  • Devil's Advocate einschalten
  • Gruppe divers zusammensetzen
  • öffentliche Abstimmungen vermeiden
  • Einfluss von Führungsrollen einschränken
  • Zweifel und Widerspruch ermutigen

Wie muss sich eine Minderheit in einer Entscheidungssituation verhalten, um Einfluss auf die Konsensbildung zu nehmen?

  • Mitglieder einer Minderheit müssen konsequent geschlossen und einstimmig auftreten und sich in ihren Standpunkten nicht unterscheiden.
  • Die Minderheit muss über einen längeren Zeitraum konsistent auftreten, ohne zwischendurch von ihrem Standpunkt abzuweichen.

Welches Dilemma besteht für Minderheiten?

Minderheiten stehen vor dem Dilemma, einerseits eine klar abweichende Alternative anbieten zu müssen, während sie andererseits nicht zu sehr abweichen dürfen, um deswegen nicht von der Mehrheit als „für die Entscheidung nicht qualifiziert genug“ ignoriert zu werden.

Ähnlichkeit vs. Verschiedenheit

Wie muss die Minderheit vor dem Hintergrund des Dilemmas zwischen Ähnlichkeit und Verschiedenheit vorgehen?

Um die optimale Balance zu finden, ist es zunächst notwendig, dass Minderheiten sich als Teil der Gruppe präsentieren, indem Ähnlichkeiten betont werden oder Teile der Mehrheitsnorm akzeptiert werden.

Im zweiten Schritt ist es dann jedoch wichtig, eine klare Minderheitsmeinung zu äußern und Argumente präsentieren, sodass Anhänger der Mehrheitsmeinung unsicher werden, "warum jemand, der so ist wie ich, eine ganz andere Meinung vertritt" - systematische Verarbeitung wird angeregt.

Was ist das Problem von doppelten Minderheiten?

Man spricht von einer doppelten Minderheit, wenn es eine Minderheit in einer Minderheitsgruppe gibt.

Bsp.: Katholiken sind in Nordirland in der Minderheit, während die Nordiren als vermehrt protestantische Gruppe eine Minderheit im katholischen Irland sind.

Wie argumentierte Moscovici (1980), dass Minderheiten und Mehrheiten unterschiedliche Verarbeitungsprozesse auslösen? Welche Einschränkungen muss man ihm entgegenbringen?

Moscovici argumentierte, dass plausible Alternativen durch Minderheiten Unsicherheit bei den Mehrheitsanhängern auslösen und damit zu systematischer Verarbeitung anregen.

Wird hingegen nur eine Mehrheitsmeinung kundgetan, übernimmt man diesen häufig recht schnell und leicht, da man eher oberflächlich verarbeitet.

Allerdings muss diese Theorie mit Einschränkungen gesehen werden, da sowohl Mehrheiten als auch Minderheiten jeweils reflexhafte Reaktionen aber auch umfangreichere Denkprozesse auslösen können. Beispielsweise kann es Situationen geben, in denen es wenig verlockend ist, Teil einer Mehrheit zu sein, sodass auch die Präsentation von Argumenten durch die Mehrheit zu systematischer Verarbeitung anregen kann.

Auf welche Weise kann am besten ein valider Konsens gebildete werden?

  • Es müssen sowohl Mehrheits- als auch Minderheitsmeinungen sorgfältig betrachtet werden.
  • Dazu ist es notwendig, die Neigung, voreilig Mehrheitsmeinungen zu übernehmen, zu überwinden.
  • Um systematische Verarbeitung anzuregen, ist es daher hilfreich, Gruppenmitglieder zu kritischem Denken und der Beteiligung am Diskussionsprozess zu motivieren.
  • Kritisches Denken sollte also als Norm etabliert werden, um zukünftig besser Gruppenentscheidungen treffen zu können.

Was ist der Hauptunterschied zwischen einer sozialen Norm und einem Gesetz?

Normen werden in der Regel freiwillig befolgt und sind nirgends fest vorgeschrieben.

Gesetze hingeben sind durch eine gesetzgebende Gewalt festgelegt worden und eine ausführende Gewalt sorgt für die Befolgung der Gesetze, freiwillig oder nicht.

Welche Arten von Motivation gibt es, Normen einzuhalten?

  • Belohnungen erhalten / Bestrafungen vermeiden
  • Internalisierung
  • Verbundenheit zu anderen durch Konsens und soziale Unterstützung
  • häufige Aktivierung

Welchen Sinn hat es, dass Normen aufgeschrieben und sanktioniert werden?

Wenn Normen schriftlich festgehalten werden, betont dies deren Wichtigkeit und dient als klare Richtlinie, die auch Bestrafungen bei Nichtbeachtung der Norm umfasst.

Wie wird ein Normenverstoß häufig automatisch bestraft?

Wer sich den Normen der eigenen sozialen Gruppen widersetzt, wird häufig durch den Entzug von sozialer Akzeptanz und Unterstützung bestraft.

Warum ist die so offensichtliche Methode der Belohnung oder Bestrafung von Konformität bzw. Nichtkonformität trotzdem eher ineffektiv?

Geht die Nichtbeachtung einer Norm mit einer Bestrafung einher, engagieren sich die meisten Personen in öffentlicher Akzeptanz, um zumindest nach außen keine Angriffsfläche zu bieten. Privat wird diese Norm jedoch häufig nicht akzeptiert.

Außerdem braucht es eine Instanz, die die Bestrafung von Normverletzungen durchsetzt, was in der Regel schwierig zu bewerkstelligen ist.

Welchen Zweck hat die Anwendung von Normen häufig für das Individuum? Warum ist also das Individuum motiviert eine Norm zu verinnerlichen?

Mit Normen (privat) konform zu gehen bedeutet häufig, mastery und connectedness Bedürfnisse zu befriedigen.

Einerseits hilft die Konformität bei der erfolgreichen Beherrschung der Umwelt, andererseits trägt die Konformität zu sozialer Akzeptanz aus der Gruppe und damit einhergehenden Zugehörigkeitsgefühlen bei.

Manche Aktivitäten bedürfen der Beteiligung von anderen, was eventuell ein Problem darstellen kann. Warum ist das bei normativem Verhalten in der Regel nicht der Fall?

Da Normen in der Regel von den meisten Anwesenden in einer Situation befolgt werden, ist auch das eigene normgerechte Verhalten normalerweise eher als üblich und damit problemlos anzusehen.

Was passiert, wenn Normen häufig aktiviert werden?

Je häufiger eine Norm aktiviert wird, desto verfügbarer wird sie.

Mit der steigenden Verfügbarkeit wird eine Norm auch zunehmend zur Richtlinie für das eigene Verhalten.

Welche Auswirkungen hat eine Beteiligung der Arbeiter an Entscheidungsprozessen?

Sind Mitarbeiter an Entscheidungsprozessen beteiligt, so führt ihre Teilhabe an der Lösung dazu, dass ihre Zufriedenheit und damit auch die Produktivität steigt.

Was bedeutet Deindividuation?

Deindividuation bezeichnet den Prozess, bei dem die persönliche Identität vollständig von einer sozialen Identität dominiert wird. Persönliche Einstellungen werden fast vollständig durch Gruppennormen ersetzt, die nun maximal verfügbar sind.

Was sagt die Norm der sozialen Reziprozität?

Die Norm der sozialen Reziprozität beschreibt die allgemeine Sicht, dass Menschen dazu verpflichtet sind, Güter, Dienste und andere Zugeständnisse, die sie erhalten haben, zurückzugeben oder auszugleichen.

Was versteht man unter der door-in-the-face Technik?

Die door-in-the-face Technik ist eine Strategie, mit der Zugeständnisse einer Zielperson bewirkt werden sollen, die insbesondere in Verkaufssituationen eingesetzt wird.

Dabei wird zunächst eine Anfrage gestellt, die so groß ist, dass sie abgelehnt werden muss.
Daraufhin wird eine kleinere Anfrage gestellt, die den Anschein macht, ein Zugeständnis des Verkäufers zu sein.

Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Zielperson der Anfrage nachkommt, in ihrem Bedürfnis, das Zugeständnis zu erwidern.

Welche psychologischen Mechanismen stecken hinter der door-in-the-face Technik?

Durch die Ablehnung der ersten Anfrage fühlt sich die Person in der Regel schuldig - ein negativer Eindruck vom eigenen Selbst entsteht.

Um das geschädigte Selbstbild wiederherzustellen, zieht sie die zweite Anfrage mit erhöhter Wahrscheinlichkeit in Betracht.

Welche Verkaufstechniken leiten sich weiterhin aus der door-in-the-face Technik ab?

  • "Das-ist-nicht-alles" Technik (Kurz vor Ablehnung des Angebots durch die Zielperson wird das Angebot durch Zugabe eines weiteren Produkts schmackhafter gemacht.)
  • Selling the top of the line (Ein top Produkt mit der Absicht präsentieren, dass andere, günstigere Produkte wahrscheinlicher gekauft werden, da der Preis im Vergleich geringer erscheint.)

Was sagt die Norm des Commitments (Versprechen einhalten)?

Die Norm des Commitments ist die allgemeine Sicht, dass Menschen dazu verpflichtet sind, ihre Zusagen einzuhalten und ihren Verpflichtungen nachzukommen.

Was versteht man unter der low-ball Technik?

Die low-ball Technik ist eine Technik, mit der das Commitment einer Zielperson zu einem Einverständnis ausgenutzt werden soll.

Dabei wird zunächst das Einverständnis der Zielperson mit einer Anfrage eingeholt, um anschließend die Kosten jedoch für die Einhaltung der Vereinbarung zu erhöhen.

Was sind die Gründe, weshalb Menschen zu ihren Versprechungen stehen, auch wenn sich die Konsequenzen negativ verändern (Belohnung entzogen wird/mehr Kosten aufgewendet werden müssen)?

  1. Gefühl der Verpflichtung, soziale Verträge einzuhalten
  2. Wahrung des Selbstbilds als vertrauenswürdig und zuverlässig
  3. kognitive Polsterung des anfänglichen Versprechens

Welche Kritik wurde zu Milgrams Experiment laut?

Besonders die ethische Vertretbarkeit einer solchen Versuchsdurchführung wurde im Nachgang an Milgrams Experiment stark kritisiert. Der Versuchsaufbau könne nicht garantieren, dass den Versuchspersonen keinerlei kurz- oder langfristigen Schädigungen zugefügt werden könnten.

Die Versuchspersonen wurden gezwungen, gegen ihre natürlichen, mitmenschlichen Intuitionen zu handeln.

Was besagt die Norm der Gehorsamkeit gegenüber Autoritäten?

Die Norm der Gehorsamkeit gegenüber Autoritäten beschreibt die allgemeine Sichtweise, dass Menschen denjenigen gehorsam gegenüber sein sollten, die eine legitime Autorität besitzen.

Was sind die wichtigen Aspekte der Definition der Norm der Gehorsamkeit gegenüber Autoritäten?

  1. Autorität ensteht durch den Status, den eine Person verkörpert, nicht durch die Person selbst.
  2. Legitimität entsteht in der Gruppe selbst, indem sie einer Person Rechte und Macht überträgt, Anweisungen erteilen zu dürfen. Diesen zu folgen, ist die Pflicht der Mitglieder der Gruppe.

Milgram gelangte zu der Überzeugung, dass bestimmte Aspekte der Situation für den Gehorsam der Vpn verantwortlich waren. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, dass Menschen gehorchen? Und inwiefern waren diese in Milgrams klassischen Experiment und den zahlreichen Variationen gegeben?

  1. Autorität muss legitim sein (Die Versuchsleitung war eine akzeptierte Instanz der Autorität.)
  2. Autorität muss die Verantwortung übernehmen (Die Versuchsleitung hat betont, verantwortlich für die Bestrafungen zu sein.)
  3. Norm der Gehorsamkeit muss verfügbar sein (Es wurde mehrfach betont, dass die VP den Anweisungen Folge geleistet werden muss, damit das Experiment erfolgreich ablaufen kann.)
  4. Inkompatible Normen müssen unterdrückt werden (Durch die räumliche Trennung sind soziale Normen wie Hilfeleistung bei Bedürftigen etc. ausgeschaltet worden.)
  5. Grausamkeit der verlangten Taten muss langsam gesteigert werden (Durch anfänglich kleine Stromschläge konnte die Norm des Commitments aktiviert werden.)

Was versteht man unter Reaktanz?

Reaktanz beschreibt das Motiv, das Gefühl von Handlungsfreiheit zu schützen oder wiederherzustellen, wenn diese angegriffen oder eingeschränkt wird.

Wann wird keine Reaktanz ausgelöst?

Reaktanz wird nicht ausgelöst, wenn eine Norm als legitim und angemessen wahrgenommen wird und das Gefühl von Handlungsfreiheit nicht einschränkt.

Welche drei Strategien sollte man verwenden, um durch Normen nicht zum eigenen Nachteil geleitet zu werden?

Um erfolgreich jenen Normen zu widerstehen, die einen Nachteil für sich selbst mit sich bringen, ist systematische Verarbeitung hilfreich.

Dabei gibt es 3 Strategien, die den negativen Effekt von Normen reduzieren können:

  1. Normen und die Art, wie sie eingesetzt werden, hinterfragen
  2. Beziehungen, die Normen ausüben, hinterfragen (bspw. überlegen, ob ein Verkäufer wirklich eine Autoritätsperson darstellt)
  3. Ansichten anderer hinterfragen, die zur Normbildung beitragen (bspw. "Bin ich wirklich zu einer Gegenleistung verpflichtet?")

Ähnlich wie bei der Vermeidung von groupthink, hilft es durch die Etablierung von anderen Normen, die Macht von bestehenden zu untergraben. Was ist wichtig, wenn man eine andere Norm vertreten will, als die der Gehorsamkeit?

  • Um den Konsens einer bestehenden Norm zu durchbrechen, muss eine Alternative (Norm) präsentiert werden, der man sich zuwenden kann.
  • Damit dieser Alternative gefolgt werden kann, ist es notwendig, dass der bestehenden Norm offen widersprochen und die neue Norm geäußert wird.
  • Schließlich benötigt es eine neue Gruppierung, die solidarisch ist, sodass die neue Norm an Stärke gewinnt.

Was besagt die theory of planned behaviour?

Die theory of planned behaviour sagt aus, dass Absichten auf Basis von Einstellungen, sozialen Normen und dem Grad der empfundenen Kontrolle über ein Verhalten gebildet werden und schließlich das Verhalten selbst lenken.

Bsp.:
Einstellung: Es ist sinnvoll, einen Helm zu tragen.
soziale Norm: Alle anderen tragen einen Helm und denken, dass ich es auch tun sollte.
Kontrollgefühl: Es obliegt meiner Entscheidung, einen Helm zu tragen oder nicht.

-> Absicht: Einen Helm tragen.
-> Verhalten: Ich trage einen Helm.

Was versteht man unter social facilitation/sozialer Erleichterung?

Social facilitation beschreibt den Anstieg der Wahrscheinlichkeit, mit der hoch verfügbare Verhaltensweisen ausgeführt werden, oder die Minderung der Wahrscheinlichkeit, mit der sehr gering verfügbare Verhaltensweisen ausgeführt werden, dadurch, dass andere anwesend sind.

Welcher körperliche Vorgang ist für social facilitation Effekt verantwortlich?

Die Anwesenheit anderer führt zu einem physiologischen Erregungszustand, der dazu führt, dass wir einfache Aufgaben noch besser und schwierige Aufgaben noch schlechter ausführen können.