S.P.
Lernfragen
Lernfragen
Set of flashcards Details
Flashcards | 376 |
---|---|
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 08.02.2017 / 31.10.2018 |
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Was versteht man unter einer kognitiven Repräsentation?
Eine kognitive Repräsentation ist ein Gerüst, eine Sammlung von Wissen über ein Objekt, eine Situation, eine Person, eine Gruppe usw.
Bsp.: Schokolade als kognitive Repräsentation besteht aus Geruch, Geschmack, Aussehen usw.
Warum ist es sinnvoll und wichtig, dass wir Reize wie Aussehen und Verhalten beachten?
Reize, die unmittelbar wahrzunehmen sind (Aussehen, Verhalten, ...) sind die ersten Informationen, die wir über eine Person oder eine Situation erhalten. Auf ihnen bauen unsere ersten Beurteilungen und Interpretationen auf, die wir dazu nutzen können, unser eigenes Verhalten in sinnvoller Weise auszurichten.
Warum ist das Aussehen so ausschlaggebend bei der Bildung eines ersten Eindrucks?
Aussehen ist das erste und stärkste Anzeichen (cue) für unsere Meinungsbildung, da wir es schnell und direkt erfassen können. Verschiedene Äußerlichkeiten werden schnell mit verschiedenen Eigenschaften in Verbindung gebracht, sodass ein erster Eindruck einer Person entsteht.
Welche nonverbalen Hinweise scheinen ausschlaggebend für die Entdeckung von Lügen?
Herumspielen mit Haaren oder Gegenständen, versteinerte Haltung, Augen reiben, falsches Lächeln, Blinzelfrequenz
Was ist das Prinzip eines Lügendetektors?
Lügendetektoren sind in der Regel Polygraphen, die Zeichen physiologischer Erregung messen: Atemfrequenz, Herzfrequenz, Schweißbildung - Prozesse, die nur in Teilen von der Person gesteuert werden können.
Diese Anzeichen sollen durch extra Stress oder die Anstrengung zu lügen entstehen, sodass sie als Indiz für Lügen erachtet werden können.
Warum werden Lügedetektoren bei Verhören (in Deutschland) nicht eingesetzt?
Forschung zu Lügedetektoren zeigt, dass die Untersuchungen mithilfe des Polygraphen, entgegen der verbreiteten Annahme, nicht präzise genug sind. So werden mitunter nur 75% der Schuldigen, gleichzeitig aber bis zu einem Drittel der Unschuldigen als schuldig ernannt.
Was versteht man unter Salienz?
Salienz beschreibt die Augenfälligkeit, die Anzeichen in einem spezifischen Kontext besitzen.
Saliente cues sind jene Charakteristiken, die in einer Situation gegenüber anderen Charakteristiken besonders auffallen.
Welche Reize sind salient?
Reize sind immer dann salient, wenn sie sich gegenüber anderen Reizen hervorheben. Das betrifft insbesondere Reize, die in einem Kontext unüblich sind.
Bsp.: überdurchschnittliche Körpergröße in Alltagssituationen, unanständiges Verhalten im Restaurant usw.
Was versteht man unter Assoziationen?
Assoziationen sind starke Verknüpfungen zwischen zwei kognitiven Repräsentationen.
Bsp.: Diebstahl wird stark mit dem Konzept der Unehrlichkeit verbunden
Wie entstehen Assoziationen?
Assoziationen entstehen durch Nähe kognitiver Repräsentationen (bspw. Stadion und Fangesang) oder häufige Wiederholung der kombinierten Wahrnehmung (bspw. wiederholte News über Brad Pitt und Angelina Jolie).
Was versteht man unter Verfügbarkeit?
Verfügbarkeit beschreibt die Art und Weise, wie schnell und wie leicht abgespeichertes Wissen in das Bewusstsein treten kann. Je verfügbarer eine Information ist, desto größer ist ihr Einfluss auf Gedanken, Gefühle und Verhalten.
Warum hat die Verfügbarkeit von Konzepten einen so großen Einfluss und wodurch werden Konzepte verfügbar?
Je verfügbarer eine Information ist, desto eher dient sie als Grundlage unserer Interpretationen. Auch wenn Situationen mehrdeutig sind, obsiegt oftmals die Assoziation, die am schnellsten und einfachsten verfügbar ist, über eine andere, ebenfalls mögliche.
Konzepte werden verfügbar durch:
- gleichzeitige Aktivierung,
- kürzliche Aktivierung (recency) oder
- wiederholte Aktivierung
von kognitiven Repräsentationen.
Was versteht man unter Priming?
Priming bezeichnet eine Methode, mit deren Hilfe (Versuchs-)Personen innerlich auf zu interpretierende Objekte vorbereitet und manipuliert werden. Mithilfe von Priming werden kognitive Repräsentationen verfügbarer gemacht, sodass sie nachfolgende Interpretationen beeinflussen.
Priming kann auch unbewusst funktionieren, bspw. durch subliminales Priming.
Was versteht man unter einer correspondent inference/korrespondierenden Inferenz?
Eine korrespondierende Inferenz ist ein Attributionsprozess, in dem ein Beobachter eines Verhaltens feststellt, ob ein Verhalten beabsichtigt war und ob das Verhalten mit einer Persönlichkeitseigenschaft korrespondiert.
Wann sind correspondent inferences zulässig?
- das Verhalten muss freiwillig ausgeführt worden sein
- das Verhalten muss einzigartige Effekte besitzen im Vergleich zu anderen Verhaltensweisen
- das Verhalten muss unerwartet und außergewöhnlich sein (auch niedrige soziale Gewünschtheit)
Was versteht man unter dem correspondence bias/Attributionsfehler?
Der Attributionsfehler beschreibt die Tendenz, Verhaltensweisen auf Persönlichkeitseigenschaften zurückzuführen, selbst wenn die Möglichkeit besteht, dass auch äußere Umstände für das Auftreten eines Verhaltens verantwortlich sein könnten.
Wie kann man den correspondence bias/Attributionsfehler reduzieren?
- durch Motivation, mehr über eine Situation herauszufinden
- in interdependenten Kulturen
- bei hoher Salienz der Situation
Was passiert bei oberflächlicher Verarbeitung? Was passiert bei systematischer Verarbeitung?
Bei oberflächlicher Verarbeitung werden Eindrücke meist schnell und auf Basis weniger Attribute gebildet.
Systematische Verarbeitung braucht mehr Zeit, da eine größere Zahl von Faktoren und Aspekten in den Verarbeitungsprozess einbezogen wird. Systematische Verarbeitung geschieht aus der Hoffnung heraus, eine genauere Vorstellung von einer Situation oder Person zu entwickeln.
Was ist notwendig, damit Menschen Informationen systematisch verarbeiten?
2 Faktoren sind für die systematische Verarbeitung von Bedeutung:
- es muss die Motivation vorhanden sein, ein tieferes Verständnis zu entwickeln
- systematische Verarbeitung muss möglich sein, bspw. durch ausreichend Zeit, Freiheit und die (kognitive) Fähigkeit
Was versteht man unter Kausalattributionen?
Eine Kausalattribution ist ein Urteil über die Ursache einer Handlung oder eines Ereignisses.
Welche Eigenschaften haben Informationen, die als Ursache angenommen werden?
Informationen, die als Ursache angenommen werden, ...:
- sind häufig salient, da sie beim Eintreten des Ereignisses unsere Aufmerksamkeit gewinnen.
- treten gleichzeitig mit dem Ereignis auf.
- können den Dimensionen Situation, Reiz oder Akteur zugeordnet werden.
Beschreiben Sie das Modell von Kelley (1967).
Das Modell von Kelley (1967) beschreibt eine Systematik, mit der Informationen auf die Dimensionen Reiz, Person oder Situation attribuiert werden können.
Dazu werden 3 Maße berücksichtigt:
- Konsistenz (Wie ähnlich ist das Verhalten bezüglich eines Reizes in verschiedenen Situationen zu verschiedenen Zeiten?) -> bezieht sich auf den Akteur
- Distinktheit (Wie gut lässt sich das Verhalten auf einen bestimmten Reiz beziehen? -> bezieht sich auf den Reiz
- Konsensus (Wie reagieren andere auf den Reiz?)
Konsistenz HOCH, Distinktheit HOCH, Konsensus HOCH -> Attribution auf den Reiz (Komiker ist lustig)
Konsistenz HOCH, Distinktheit NIEDRIG, Konsensus NIEDRIG -> Attribution auf die Person (Person lacht gerne)
Konsistenz NIEDRIG, Distinktheit HOCH, Konsensus NIEDRIG -> Attribution auf die Situation (die Umstände sind lustig)
Bsp.: Eine Person sieht eine Comedy-Show und lacht.
Welchen Prozess versteht man unter Discounting?
Discounting beschreibt den Prozess, bei dem zuvor gebildete, erste Eindrücke revidiert oder reduziert werden, da andere plausible Gründe erkannt wurden.
Was besagt die implizite Persönlichkeitstheorie?
Die implizite Persönlichkeitstheorie geht davon aus, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale häufiger zusammen auftreten und dadurch miteinander assoziiert werden.
Wie werden positive und negative Informationen integriert? Was versteht man unter dem negativitiy effect?
Die meisten Menschen erwarten, dass positive Eigenschaften auch andere positive Eigenschaften und negative Eigenschaften auch andere negative Eigenschaften mit sich bringen.
Mit der Zeit entsteht ein verknüpftes Cluster aus positiven und negativen Eigenschaften, die wir beobachtet und geschlussfolgert haben.
Der negativity effect besagt, dass negative Informationen einen größeren Einfluss auf die Urteilsbildung haben als positive oder neutrale Informationen, da sie meistens erstaunlicher und informativer erscheinen als positive.
Beschreiben Sie die Allgemeine Attributionstheorie nach Gilbert, 1989.
Nach der Allgemeinen Attributionstheorie von Gilbert findet Attribution je nach Motivation und Kapazität auf unterschiedlich aufwendige Weise statt:
- Zunächst werden korrespondierende Schlussfolgerungen gebildet, indem eine Verhaltensweise internal auf eine Persönlichkeitseigenschaft attribuiert wird.
- Liegen ausreichend Zeit, Energie und Motivation vor, so können auch mögliche Ursachen außerhalb der Person mit einbezogen werden, sodass es zu einer korrigierten Attribution kommen kann - bspw. auf die situativen Umstände.
Welche Motive haben einen Einfluss auf die Bildung eines Eindrucks?
- Genauigkeit
Genauigkeit ist eine der stärksten Motivationen dafür, einen genauen Eindruck bilden zu wollen. Genauigkeit kommt dann zustande, wenn sie für etwas notwendig ist - bspw. das Kennenlernen des zukünftigen Kollegen. - connectedness & Wertsteigerung des "me and mine"
Eindrücke werden häufig so gebildet und manipuliert, dass sie den eigenen Beziehungen zuträglich sind und die Bewertung von Personen und Umständen im eigenen Umfeld positiv beeinflussen.
Wozu führt es, wenn wir uns auf unsere früher gebildeten Eindrücke verlassen?
Wenn wir zu einem früheren Zeitpunkt oberflächlich verarbeitet und ein Urteil getroffen haben, bspw. nur anhand eines Attributs, dann beeinflusst uns dieses Urteil auch in neuen Situationen, wenn wir diese nicht neu hinterfragen.
Das ist besonders problematisch, wenn das frühere Urteil unter Verzerrungen zustande gekommen ist.
Was versteht man unter dem primacy effect?
Eindrücke, die in der Urteilsbildung zuerst gebildet wurden, haben häufig einen nachhaltigen Effekt auf nachfolgende Interpretationen.
Sie wirken damit eine Art bias für alle folgenden Schlussfolgerungen.
Was versteht man unter dem perseverance bias?
Erste Eindrücke haben häufig eine so starke und anhaltende Wirkung, dass sie auch noch wirken, wenn sie widerlegt wurden.
Bsp.: Versuchsteilnehmern wird Feedback bezüglich ihres IQ ausgestellt. Später wird dieses Feedback zurückgenommen. Trotz der Rücknahme des Feedbacks, hatte es einen bleibenden Effekt auf die Wahrnehmung der Intelligenz der Versuchspersonen.
Was versteht man unter einer self-fulfilling prophecy/selbsterfüllenden Prophezeiung?
Eine selbsterfüllende Prophezeiung ist ein Vorgang, bei dem die eigenen Erwartungen und Eindrücke das eigene Verhalten so beeinflussen, dass beim Gegenüber Verhaltensweisen hervorgerufen werden, die den eigenen Erwartungen entsprechen.
Bsp.: Wenn ich erwarte, dass eine Person freundlich ist, dann verhalte ich mich ihr gegenüber auch freundlich, was wiederum dazu führt, dass die Person sich tatsächlich selbst freundlich verhält - die eigenen Erwartungen werden erfüllt.
Wodurch werden die Effekte der self-fulfilling prophecy eingeschränkt?
- Wenn die Zielperson, von der ein Verhalten erwartet wird, sehr starke Überzeugungen von sich selbst hat, dann wird sie nicht durch Verhaltensweisen der anderen Person (die durch eine Erwartungshaltung entstanden sind) zu anderen Verhaltensweisen gebracht.
- Wenn sich die Zielperson der Erwartungshaltung des Gegenübers bewusst ist, kann sie diese Erwartungen bewusst durchbrechen, wenn die Erwartungen nicht im Sinne der Zielperson sind.
- Wenn die Zielperson versucht, einen sehr klaren Eindruck zu erzeugen, dann sind die Effekte der Erwartungshaltung durch das Gegenüber ebenfalls geschwächt. (Liegt der Beobachter falsch mit seinen Erwartungen, werden diese in diesem Fall nicht bestätigt.)
Warum sind wir bemüht, inkonsistente Informationen "wegzuerklären"?
Inkonsistente Informationen gefährden 2 wesentliche Motive des Menschen:
- mastery: das Bedürfnis, Umwelt und Mitmenschen verstehen zu können und ein stimmiges Bild zu besitzen
- connectedness: das Bedürfnis, Beziehungen und Interaktionen erfolgreich zu gestalten
Daher neigen Menschen dazu, inkonsistente Informationen nach Möglichkeit zu entfernen, um ein stimmiges, oberflächlicheres Bild aufrechtzuerhalten - bspw. durch "wegerklären".
Welche Effekte haben bedeutsame Ungereimtheiten auf kognitive Prozesse und Gedächtnis?
Können geringere Unstimmigkeiten nicht ignoriert oder wegerklärt werden, setzen wir uns ausführlicher mit ihnen auseinander und versuchen, eine Erklärung für die Inkonsistenz zu finden.
Bereits durch die ausführlichere Auseinandersetzung mit der Information, wird diese besser im Gedächtnis behalten und beeinflusst uns in Zukunft stärker (salienter).
Wenn wir keine plausible Erklärung für eine Inkonsistenz finden, bspw. indem wir die Unstimmigkeit auf äußere oder situative Umstände attribuieren, müssen wir sie in unser Netz von Informationen integrieren und ggf. unseren Eindruck anpassen.
Das Wissen, das wir über uns selbst haben, umfasst mehrere Komponenten. Welche sind das?
Das Wissen über uns selbst umfasst vor allem das self-concept (Wer bin ich?) und das self-knowledge (Wie bin ich?).
Zum Selbst als Gesamtheit gehören darüber hinaus self-esteem (Welche Gefühle habe ich mir selbst gegenüber?) und das social self (Wer bin ich in meinem sozialen Umfeld?).
Was besagt die self-perception theory von Daryl Bem?
Die self-perception theory nach Daryl Bem besagt, dass Individuen aus ihrem eigenen Verhalten Erkenntnisse über die eigene Persönlichkeit gewinnen, wenn innere Motive schwach, unsicher oder vollständig unklar sind.
Was sind zwei Faktoren, die wichtig dafür sind, dass aus dem eigenen Verhalten Schlussfolgerungen auf Persönlichkeitseigenschaften gemacht werden?
- Das Verhalten muss freiwillig ausgeführt werden.
- Man hat zum betreffenden Thema keine starken Gefühle und keine feste Einstellung.
Was ist mit dem looking-glass self gemeint?
Besonders im Kindesalter oder bei Menschen mit einem unsicheren Selbstkonzept tragen die Reaktionen und Aussagen anderer zur Bildung des Selbstkonzepts bei, da wir so an Informationen über uns selbst gelangen.
Andere fungieren wie ein Spiegel für uns.
Was besagt die social comparison theory von Festinger?
Die social comparison theory nach Leon Festinger sagt, dass Menschen über sich selbst Wissen ansammeln und die eigenen Fähigkeiten bewerten, indem sie sich mit anderen vergleichen.
Die aussagekräftigsten Informationen erhält man, wenn man sich mit Personen mit ähnlichen Fähigkeiten vergleicht.
Was besagt der Kontrasteffekt?
Der Kontrasteffekt tritt bei sozialen Vergleichen auf und sorgt dafür, dass wir uns selbst deutlich besser (schlechter) wahrnehmen, wenn wir uns mit einem sehr schlechten (guten) Vergleichspartner vergleichen, statt mit einem ebenbürtigen Vergleichspartner.