Geschichte des Städtebaus
Prof. Dr. Ing. Vittorio Magnago Lampugnani
Prof. Dr. Ing. Vittorio Magnago Lampugnani
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Flashcards | 107 |
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Language | Deutsch |
Category | History |
Level | University |
Created / Updated | 03.02.2017 / 28.01.2023 |
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- Bei den grossmassstäblichen Transformationen von Paris' Innenstadt spielte die Eigentumsfrage eine entscheidende Rolle.
- Im Zentrum stand dabei die Enteignung von Grundstücken, welche von den neuen Durchbrüchen, bzw. den Strassenverbreiterungen betrofen waren.
- Die Enteignungspläne bildeten ein wichtiges Instrumentarium im Transformationsprozess von Paris.
- Auf der Grundlage eines genau vermassten Plans wurden mit Farbe die von der Enteignung betrofenen Grundstücke hervorgehoben.
- Die Legende unterscheidet die Grundstücksanteile, welche direkt den neuen und verbreiteten Strassen weichen müssen, von den nicht direkt betrofenen.
- In vielen Fällen durchschnitten die neue gelegten Strassenlinien ein bestehendes Gebäude oder einen Innenhof, was eine Neuauslegung der gesamten betrofenen Parzellen forderte.
Der Plan von 1891 weist eine deutliche Verdichtung des Strassennetzes gegenüber 1861 auf. Bereits im Plan von 1870 sind die Vorschläge zur Verdichtung des Strassennetzes schwarz eingezeichnet
Alle drei Pläne sind nach Südwesten ausgerichtet. Alle drei Pläne zeigen eine Ausrichtung des Nordpfeils ungefähr in die untere rechte Ecke des abgebildeten Plans.
Der Plan von 1870 ist eine Überlagerung des Hobrecht Plans von 1861 mit dem neu geplanten Strassenraster. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass der bauliche Bestand in der Zwischenzeit weiter zugenommen hat.
Der Begrif Stadterweiterung ist klar deiniert. Welche Aspekte gehören dazu?
Stadterweiterungsgebiete sind zunächst von der bestehenden Stadt administrativ, wirtschatlich und soziokulturell abhängig. Politisch gehören Stadterweiterungsgebiete zur Kernstadt.
Der Begrif ,Stadterweiterungen‘ trit auf geplante und gesteuerte Entwicklungen zu, denen ein übergeordneter, ganzheitlicher Gestaltungsplan zugrunde liegt. Eine Stadterweiterung im korrekten stadträumlichen Sinn unterliegt stets einem politisch überwachten Planungsprozess.
Stadterweiterungsgebiete schliessen räumlich an die bestehende Stadt an. Eine Stadterweiterung ist ein additives städtebauliches Element einer Stadt.
Stadterweiterung ist eine geplante und gesteuerte Entwicklung auf der Basis eines übergeordneten, ganzheitlichen Plans. Das Stadterweiterungsgebiet besitzt in der Regel einen direkten räumlichen Anschluss an die bestehende Stadt und ist von dieser administrativ, wirtschatlich und soziokulturell abhängig bzw. beeinlusst.
- Bei beiden Plänen ist die Strassenbebauung geschlossen. Von der Strasse aus erhält der Fussgänger keinen oder wenig direkten Einblick in das Innere des Blockrandes.
- In Plan 2 sind die Strassen einheitlich breit. Der Fluchtlinienplan von James Hobrecht legte eine einheitliche Strassenbreite fest.
- Gestalterische Vorgaben zur Bebauung der Parzellen gab dieser jedoch keine vor.
- In Plan 2 verfügen die Parzellenbebauungen auch über Seiten- und Hinterhäuser. Die Seiten- und Hinterhäuser boten jedoch keine idealen Wohnbedingungen, da die hygienischen Verhältnisse - Licht, Lut und Grün - mangelhat waren.
- Beide Pläne beruhen auf rechtwinkligen Strassenrastern. In beiden Fällen folgen die Blockrandbebauungen dem orthogonalen Strassenraster.
James Hobrecht sah in der Mietskaserne...
den idealen grossstädtischen Bautyp, der eine Mischung und Integration der verschiedensten sozialen Bevölkerungsschichten befördern würde.
Die Mietskaserne geriet dennoch Ende des 19. Jh. in Verruf und wurde für die aukommenden antistädtischen Bewegungen zum Symbol einer verabscheuungswürdigen Wohnform, aus folgenden Gründen:
Bodenspekulationen führten zu extremen baulichen Verdichtungen.
In den Mietskasernen entstanden unhygienische Verhältnisse, es fehlte an Licht, Lut und Grün.
Die soziale Mischung und Integration funktionierten nicht; es entstanden speziische Quartiere für bestimmte Bevölkerungsschichten.
1 Paris.Im Zuge der Transformationsarbeiten wurden die Strassenfassaden betrefend Höhe, Gliederung und Verwendung von Ornamenten einheitlich gestaltet. Alle Bauten entlang der Strasse wurden in bürgerliche Wohnbauten transformiert. Einheitlichkeit bei den Rückfassaden und der Bebauungsstruktur der einzelnen Parzellen als gesamtes wurde nicht angestrebt.
2 Berlin. Der Bebauungsplan zur Stadterweiterung war allein ein Fluchtlinienplan. Gestalterische Vorschriten, z.B. zu den Fassaden oder zur Bebauungstypologie, gab es keine.
3 Lissabon. Beim Wiederaubau war die Sicherheit, bzw. die Stabilität der Bebauungsstruktur ein entscheidendes Merk mal. Daher wurde die maximale Bebauungshöhe auf 4 Geschosse beschränkt. Typenhäuser aus vorfabrizierten Elementen wurden auf der Grundlage eines festgelegten Blockrandbebauungsplans erbaut.
Stadtgründung
- In der Geschichte des Städtebaus ist zwischen Stadt-Werden und Stadtgründung zu unterscheiden.
- Während das Stadt- Werden den sukzessiven, ungeplanten Prozess einer Stadtentstehung meint, zum Beispiel durch die Verleihung des Stadtrechtes an eine bestehende Ansiedlung, ist unter einer Stadtgründung ein geplanter, intentionaler Akt zu verstehen.
- Ein eindeutiges Gründungsjahr, ein namentlich bekannter Stadtgründer sowie eine planmässige Grundrissstruktur sind Kennzeichen.
- Weiterhin gibt es otmals Beispiele mit ähnlicher städtebaulicher Anlage, sodass ein Stadtgründungstypus bestimmt werden kann.
Stadterweiterung
- Stadterweiterung ist eine geplante und gesteuerte Entwicklung auf der Basis eines übergeordneten, ganzheitlichen Plans.
- Das Stadterweiterungsgebiet besitzt in der Regel einen direkten räumlichen Anschluss an die bestehende Stadt und ist von dieser administrativ, wirtschatlich und soziokulturell abhängig, bzw. beeinlusst.
Stadtumbau
Stadtumbau ist die funktionale, infrastrukturelle, stadträumliche und soziale Veränderung eines Gebietes innerhalb einer bestehenden Stadtstruktur.
Wie äussert sich das aufklärerische Gedankengut in Willebrands Vorstellung von Stadt?
- Der Aufgabenbereich der Organisation der Stadt umfasst auch die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse.
- Die Vorstadt wird zum Wohnort, die ,Hauptstadt‘ (das Stadtinnere) dient allein als Arbeitsort und zur Repräsentation.
- Die Stadt wird nicht mehr ,beherrscht‘, sondern ,regiert‘ und verwaltet.
- Die Stadt ist keine Festung mehr, sondern eine ummauerte Ansiedlung mit Toren, durch welche Bewohner und Reisende ein- und austreten und mit Hölichkeit begrüsst werden.
- Die Stadt ist nicht mehr nur der Ort, welcher vor dem Feinde Schutz bietet, sondern auch ein Ort für den kulturellen und sozialen Austausch.
Welche Bedeutung misst Hirschfeld der Stadt Bern bei?
„Bern [...] verdient unter allen vortrelichen Städten in Europa eine nicht geringe Stelle“
„Bern ist unstreitig der schönste Ort in der Schweiz“
Was ist, Hirschfeld zufolge, das markanteste Merkmal der Stadt Bern?
Arkaden
Welche sind nach Hirschfeld die stadträumlichen Aspekte einer gut funktionierenden Stadt?
Länglicher Stadtgrundriss mit drei zentralen, an einander hängenden Gassen und Quergassen
Alle Häuser sind von einer gleichen Höhe mit 3 Stockwerken plus Arkaden
Hirschfeld bewertet einige markante Bauten der Stadt Bern.
- Er findet, das Zeughaus sei das Beste in der Schweiz.
Er findet, das Rathaus mache keine sonderliche Figur.
Wien
- Wiens Stadtmauer war bis Ende des 18. Jahrhunderts als frühneuzeitliches Bauwerk noch intakt und wurde ab dem Ende des 18. Jahrhunderts mehrfach umgewertet und umgestaltet.
- Unter Joseph II. wurde auf der Stadtmauer eine Promenade angelegt und auf dem Glacis - das nicht bebaubare Gelände vor dem Stadtgraben - Pappeln geplanzt.
- In einem Handschreiben Kaiser Franz Josephs I. am 20. Dezember 1857 wurde entschlossen, die Befestigungsanlagen abzureissen und das somit frei werdende Gebiete - die abzubrechende Stadtmauer, der Stadtgraben und das so genannte Glacis mit einbezogen - mit einem Boulevard, öfentlichen Bauten und privaten Wohngebäuden zu bebauen. Hauptaufgabe dieser Strategie lag darin, die Innenstadt mit den neu eingemeindeten Vorstädten gebührend zu verbinden.
- 1863 wurde eine gesamtheitliche Planung realisiert, die den Wienfluss als bedeutendes städtebauliches Element miteinbezieht.
- Bereits in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts wurde dieser jedoch eingewölbt und das neu geschafene Terrain als Bauland verwendet.
Landlucht, Industrialisierung
- Im 19. Jahrhundert nahm in ganz Europa dank der Fortschritte im Agrarwesen sowie der Verbesserungen in der
- Ernährung und der sanitären Versorgung die Bevölkerung stark zu. Parallel dazu entwickelte sich in der ländlichen Bevölkerung die Tendenz, vom Land in die Stadt abzuwandern.
- Diese Landlucht, die das Verhältnis zwischen Landbewohner und Stadtbewohner erheblich auf den Kopf stellte, hatte ihre Hauptursache in der Industrialisierung.
- Das Handwerk wurde weitgehend von der maschinellen Produktion verdrängt und die Heimarbeit von der Fabrikarbeit abgelöst.
- Die ersten Industrieballungsräume entstanden.
- Die industrielle Revolution hatte schwerwiegende soziale Folgen. Weil sich das Kapital zum entscheidenden Wirtschatsfaktor entwickelte, wurden die kapitallosen arbeitenden Menschen zunehmend benachteiligt.
- Die sozialen Spannungen und Ungerechtigkeiten, die sich daraus ergaben, wurden unter anderem in den unmenschlichen Arbeitsbedingungen und der unzumutbaren Wohnsituation des Proletariats sichtbar.
Die Lage der arbeitenden Klasse in England, Friedrich Engels 1845
Die Wohnungsfrage betrit den Mangel an Wohnraum und die schlechten Wohnverhältnisse. Diese Aussage beschreibt das zentrale Problem der Wohnungsfrage, welche die Arbeiterschicht betraf.
Durch die Wohnungsfrage wird der Stadt-Land Konlikt deutlich aufgezeigt. In der Stadt, dem zentralen Standort für die kapitalistische Produktionsweise, lebten das kapitalistische Grossbürgertum und die Arbeiter dicht nebeneinander. Der verschärte Gegensatz in den Lebensumständen äusserte sich stark in der Wohnsituation. Engels wirt in seinem Text der kapitalistischen Gesellschat vor, kein Interesse an der Aulösung des Gegensatzes zwischen Stadt und Land zu haben, da sie von der gegenwärtigen Situation proitiere.
Die Wohnungsfrage ist eine soziale Frage. Engels schreibt, dass die Wohnungsfrage erst durch die Abschafung der kapitalistischen Produktionsweise und durch Expropriation (Grundstücks- und Immobilienenteignung) gelöst werden kann. Im Gegensatz zum Nationalökonomen Emil Sax (Emil Sax, Die Wohnungszustände der arbeitenden Klassen und ihre Reform, Wien, 1869), auf welchen sich Engels in seinem Text bezieht, glaubt Engels nicht, dass die sozialen Missstände durch bessere Wohnverhältnisse der Arbeiter gelöst werden können, sondern nur durch Auhebung der Abhängigkeit vom Kapital.
Die Wohnungsfrage steht für die Diskrepanz zwischen einer würdigen und unwürdigen Arbeiterexistenz. Die Wohnsituation hat auf das Selbstverständnis und die Zufriedenheit der Bewohner einen grossen Einluss. Sie beeinlusst auch den Einsatz und die Bereitschat bei der Arbeit. Dies veranlasste mehrere Industrielle – vorerst in England und in den USA – zum Bau von Company Towns.
Die Wohnungsfrage steht in engem Zusammenhang mit der Industrialisierung in der ersten Hälte des 19. Jahrhunderts.
Welche Faktoren führten direkt oder indirekt zu den katastrophalen Verhältnissen?
Boden- und Immobilienspekulationen. Das in den Städten stark gewordene Bürgertum sah im Wohneigentum und in der Vermietung eine willkommene Einkommensquelle. Die schlecht bezahlten Arbeiter hingegen konnten auch nach Jahren das Kapital zum Erwerb eines Wohneigentums nicht aubringen und fanden sich allein als zahlende Mieter wieder.
- Knapper und teurer Wohnraum für die Arbeiterschicht. Mit ihrem geringen Lohn konnten die Arbeiter die verhältnismässig teuren und schlecht instandgehaltenen Wohnungen in der Stadt nur mit Mühe inanzieren. Um die Mieten bezahlen zu können, mussten entsprechend viele Mieter in einer Wohnung leben.
- Schlechte Hygiene in den Behausungen. Die schlechte Hygiene war das Resultat der hohen Bewohnerdichte und der schlechten Bauweise.
Längere Lebenserwartung aufgrund besserer medizinischer Versorgung. Die bessere medizinische Versorgung verhinderte teilweise grössere Epidemien und führte gleichzeitig zur Bevölkerungszunahme. Auch die Kindersterblichkeit ging zurück.
Robert Owen und Charles Fourier
- Beide hatten die Vorstellung einer idealen Gesellschat und beide entwickelten dafür ein eigenes Siedlungsmodell.
- Owens Bemühungen gingen von seiner Überzeugung aus, dass das Leben auf dem Lande und die landwirtschatlichen Tätigkeiten, zusätzlich zu einer geregelten industriellen Produktion, die Voraussetzungen für das soziale Wohl seien. Als Begründer der „Institution for the Formation of Character“ in New Lanark (1816), beschwor Owen in seinen Schriten das Modell der genossenschatlich organisierten Siedlungen für je 1200 Einwohner mit landwirtschatlicher und manufaktureller Produktion, basierend auf dem Prinzip der Gleichheit und des Gemeinbesitzes. In seinem Siedlungsmodell stellen quadratisch um die öfentlichen Anlagen und Gebäude angeordnete Baukörper ein wiederholbares Modul dar.
- Fourier erstrebte eine spirituelle und leidenschatliche Gesellschat. Er entwickelte das Konzept der genossenschatlichen Mustersiedlung, baulich umgesetzt als palastartiger Bau mit Nebenbauten für bis zu 1600 Einwohner (Phalanstère). Nebst der landwirtschatlichen und manufakturellen Produktion sollten dort auch wissenschatliche und künstlerische Tätigkeiten ermöglicht werden.
Engels bemerkt in seinem Text, dass in den Mustersiedlungen von Owen und Fourier der Gegensatz von Stadt und
Land nicht mehr existiere. Welche Vorstellungen lagen dieser Aussage zugrunde?
Die kapitalistische Produktionsweise wird abgeschat, die Arbeiter sind im Besitz aller Lebens- und Arbeitsmittel. Die Abschafung der kapitalistischen Produktionsweise war das zentrale Anliegen von Engels. Allerdings ist Owens Siedlungsprojekt New Harmony unter anderem gerade an diesem sehr introvertierten Lebensmuster, beziehungsweise dem Selbstversorgergedanken, gescheitert.
Die Qualitäten von Stadt (Arbeit, Kultur) und Land (Natur, Erholung) werden vereint. Die Bewohner sollten innerhalb der Siedlung beschätigt werden, aber im Gegensatz zu den Stadtbewohnern in der umliegenden Natur ihren Ausgleich inden. Beschätigungen sollten nicht nur in der manufakturellen, sondern auch in der landwirtschatlichen Produktion ermöglicht werden.
Minderjährige leisten keine Arbeit, stattdessen besuchen sie den Schulunterricht. Bereits 1819 brachte Robert Owen im Parlament ein Gesetz durch, welches die Arbeitszeiten in der Baumwollindustrie für Kinder über neun Jahren limitiere und die Beschätigung von Kindern unter neun Jahren ganzheitlich verbot.
Genossenschatliche Siedlungsmodelle ersetzen spekulative Mietobjekte. Sowohl Owens als auch Fouriers Siedlungen sollten im Besitz der Gemeinschat sein, wobei Fourier (wie später Ebenezer Howard) das Genossenschatsmodell vorsah. Engels erachtete die Abschafung des kapitalistischen Privateigentums von Wohnobjekten als zentralen Bestandteil der Aulösung des Gegensatzes von Stadt und Land.
Die Arbeiter sollen nicht mehr ausgebeutet und unterdrückt werden. Durch die soziale Gleichstellung aller Bewohner und den Ausgleich von Arbeit und Freizeit sollten sich die Lebensumstände der Arbeiter verbessern.
Genossenschatsmodell
- Auf dem freien Markt erworbenes Land (das vormals landwirtschatlich genutzt wurde) wird über ein Hypothekarmodell schrittweise zum Eigentum der Gemeinde / der Genossenschat. Die Bewohner zahlen allein eine Bodenrente, wobei die Gemeinde / die Genossenschat damit öfentliche Investitionen inanziert.
- Im Gegensatz dazu:
- Kommunistisches Modell: Boden und Kapital werden unter der Exekutive der Arbeiterklasse verstaatlicht.
- Sozialutopisches Modell: Aufgrund ihrer ‚angeborenen Selbstlosigkeit‘ verzichten die Menschen freiwillig auf Privateigentum
Welches sind gemäss Howard die Anziehungspunkte und die Nachteile der Stadt einerseits und des Landes andererseits?
Vorteile der Stadt:
- Arbeitsplätze mit Aussicht auf berulichen Aufstieg
- gute Entlöhnung
- gesellschatlicher Umgang
- gut beleuchtete Strassen
- ansehnliche Gebäude und Statuen
Nachteile der Stadt
- Hohe Bevölkerungsdichte
- hohe Mieten und Lebenskosten
- langer Arbeitsweg
- lange Arbeitszeiten
- schlechte Luft
- Paläste auf der einen Seite - Slums auf der anderen
Vorteile des Landes:
- Schönheit und Wonne der Natur
- körperliches Wohlbeinden
- schöne Aussichten
- Parks, frische Lut
- gut riechende Wälder und plätscherndes Wasser
Nachteile des Landes
- Soziale Isolation
- wenig Kapital
- wenig gesells. Anlässe
- niedriger Lohn
Die von Howard vorgeschlagenen Lösungsansätze beziehen sich auf die räumliche Organisation sowie auf die ökonomischen und politischen Aspekte.
Räumliche Organisation
- Mehr Platz zum Wohnen
- mehr Bezug zur Natur
Ökonomische Aspekte
- Saubere Industriearbeitsplätze
- höherer Lebensstandard für alle
- niedrigere Wohnkosten
- autarke Ansiedlungen auf billigem Agrarland,
- Genossenschatsmodell
Sozialpolitische Aspekte
- Die Bewohner aufs Land zurückführen
- Industriestädte von der hohen Bewohnerdichte entlasten
- soziale Wohnformen schaffen
- autonome Verwaltung einrichten
- Dezentrale Anordnung mehrerer Ansiedlungen
- Schafung von autarken, funktionsdurchmischten Ansiedlungen
- Die Siedlungsgemeinschat als Form des Zusammenlebens, in der alle gleichartigen Bedürfnisse zentral + kollektiv erfüllt wurden
- Vernetzte Infrastrukturen, die über die Stadt hinaus auch die Region erschlossen
- Ringförmige Erweiterung der bestehenden Städte
Prinzipien der City Beautiful
- Die städtebaulichen Prinzipien der City Beautiful wurden aus der direkten Anschauung europäischer Metropolen und Residenzstädte gewonnen, wobei die Ideen der Ecole des Beaux-Arts, welche die Planer in einen amerikanischen Massstab übertrugen, dominierten.
- Folgende städtebauliche Merkmale sind für die amerikanischen Stadtverschönerungen charakteristisch:
- weiträumige und übersichtliche, meist symmetrische städtebauliche Entwürfe
- grosse Parkanlagen
- neoklassizistische Architekturen
- harmonisierende, aber nicht vereinheitlichende Baureglemente
- grosse Infrastrukturbauten wie Bahnhöfe, sowie ein repräsentatives «Civic Center», in dem öfentliche Bauten nach einem sorgfältig abgestimmten Plan angeordnet sind.
Otto Wagner vs. Sitte
wandte sich in seinen Schriten und Projekten vehement gegen das von Sitte propagierte pittoreske Gestaltungsideal und forderte stattdessen einen monumentalen, rational begründbaren Städtebau: „Unser Realismus, unser Verkehr, die moderne Technik, sie begehren heute gebieterisch die gerade Linie, und nur deren Anwendung können jene Verkehrszüge entstehen, welche keine Grossstadt entbehren kann, und auch nur so werden Häuser, Strassen und Menschen zusammenpassen.“ Seiner 1910 veröfentlichten Publikation Die Groszstadt. Eine Studie über diese fügt Otto Wagner einen Plan im Massstab 1:100‘000 bei, der ein utopisches metropolitanes Wien der Zukunt zeigt.
Welche zwei städtebaulichen Strategien können Sie im Plan von Otto Wagner für die Grossstadt Wien erkennen?
- Vernetzung der Verkehrswege. Wagners Verkehrs- und Ordnungskonzept ist formal umgesetzt als 'Spinnennetz'
Unbegrenzte Ausdehnung der Grossstadt. Die 'Spinnennetz'-Struktur, welche auch die Altstadt miteinbezieht, sollte als Grundlage dienen für eine gleichmässige Ausdehnung der Stadt in alle Richtungen. Dadurch sollte der Stadt «die freie Entwicklung für immerwährende Zeiten gesichert» werden.
Sitte‘s Grundsätze im bezug auf Letchworth und Unwin
- Das Zentrum, die Mitte wird baulich freigehalten. Diese Aussage entspricht den Vorstellungen von Sitte. Er begründete das Freihalten der Mitte eines Platzes von Monumenten damit, dass ansonsten «Ansicht und Genuss des Gebäudes» gestört würden.
- Der Platz ist baulich geschlossen. Die Geschlossenheit des Platzes ist ein zentrales Forderung Sittes. «..aber so wie es möblirte Zimmer und auch leere gibt, so könnte man von eingerichteten und noch uneingerichteten Plätzen reden, die Hauptbedingung dazu ist aber beim Platz sowie beim Zimmer die Geschlossenheit des Raumes.»
- Die Anordnung der auf den Platz hin führenden Strassen verhindert ungünstige Kreuzungspunkte des Verkehrs in der Platzmitte. Sitte sah bei mehreren Strassen, welche auf einen Platz zuführten, beziehungsweise von diesem wegführten, ein Vorteil in der tangentialen, jedoch nicht in der zentralen Anordnung, weil mit Hilfe einer korrekten Verkehrsführung Kreuzungspunkte vermieden werden könnten.
- Da in Letchworth die zentral auf den Platz zuführende Achse keine Kreuzung in der Platzmitte erfährt, ist ihre Anordnung in Sittes Sinn.
- Unwin führt bei der Diskussion um die Strassenführung an, dass ein öfentlicher Platz des Verkehrslusses bedarf, weil er bei mangelnder Belebung seinen Charakter verlieren könnte.
Welche städtebaulichen Vorbilder, beziehungsweise Referenzen hat Otto Wagner für dieses Projekt bewusst oder unbewusst gewählt?
- City Beautiful Bewegung, USA (ab 1893): Geometrische Parkanlage mit Wasserbecken und repräsentativen Bauten
Paris, städtebauliche Transformationen unter Napoléon III. und Baron Haussmann (1853-1868): Durchgehend sieben bis achtgeschossige Mietshäuser entlang von baumgesäumten Strassen
Savannah (gegründet 1733): Rasterförmige Strassenanlage und auf die einzelnen Quartiere / Blöcke verteilte Plätze
Was verstand Berlage unter impressionistischer Baukunst?
Zwei Tendenzen charakterisieren Berlages umfangreiches gebautes und schritliches Werk: einerseits das Bemühen, die kapitalistische Gesellschat in eine linksliberale zu reformieren; andererseits den herrschenden eklektizistischen Stil der Architektur zu einer konstruktiv rationalen Baukunst hin zu reformieren. Für Berlage war eine neue Architektur Symbol wie Mittel der gesellschatlichen Erneuerung. Die Impressionistische Baukunst entsprach seiner Aufassung nach der Wahrnehmung des modernen Menschen, d.h. sie ist im Vorübergehen, aus dem Bus, der Tram etc. leicht zu erfassen und weist daher weniger Ornament, aber mehr Formung und Rhythmus auf.
Baublock
- Der Baublock besteht aus einer Gruppe von Parzellen und ist allseitig von Strassen umgeben und erschlossen.
- Die Gebäude sind mit der Frontseite zu den Strassen orientiert. Dadurch entsteht eine eindeutige sozialräumliche Diferenzierung von aussen (öfentlich) und innen (privat).
- Die Grundrissgeometrie der Blöcke kann unterschiedliche Formen annehmen .
- Die allseitig umlaufende Erschliessung und Orientierung erfolgt von aussen.
- Baublöcke können komplett geschlossen bebaut sein. Die Randbebauung kann aber auch durchbrochen sein, Lücken aufweisen oder aus kürzeren Reihen-, Doppel-, und Einzelhäusern bestehen.
- Die Gestaltung der Ecke stellt eine besondere Herausforderung dar.
- Der Baublock ermöglicht eine intensive Vernetzung mit der umgebenden Stadtstruktur.
- Eingebunden in das System der städtischen Strassen und Bauluchten, entsteht ein von allen Seiten erreichbarer, durchgängiger und weitgehend geschlossener Stadtraum.
- Durch seine rationale und ökonomische Ausnutzung des städtischen Bodens erlaubt der Block vergleichsweise hohe städtebauliche Dichten.
- Durch seine unmittelbare Einbindung in das räumliche Gesamtsystem der Stadt, ist der Baublock für eine Aufnahme unterschiedlichster Nutzungen und Nutzungsmischungen sehr gut geeignet.
Mit welchen gestalterischen Mitteln haben die Architekten der Amsterdamer Schule versucht, den Wohnbauten
– meist soziale Wohnblöcke – in Bezug auf die der neuen Geschwindigkeit entsprechenden Wahrnehmung ihre
eigene Identität zu verleihen?
Aulösung von Gebäudewänden in individuelle Einheiten
Erhöhte, bzw. akzentuierte Bauten an den Ecken der Blöcke
Dynamik durch versetzte Balkone
Rhythmisierung von langen Gebäudeeinheiten durch Treppentürme
Monumente am Ende von Blickachsen
Das letzte Kapitel in der aktuellen Vorlesungsveranstaltung widmete sich dem hema „Rotterdam – vom Block zur Siedlung“. Welche städtebaulichen und architektonischen Merkmale bestimmen diese Veränderung?
Der aufgebrochene Baublock ist zugunsten von Häuserzeilen aufgegeben. Die Anordnung in Zeilen entsprach erstens der neuen Ideologie, bzw. dem neuen Ansatz zur Sachlichkeit durch serielle Addition und formale Reduktion. Zweitens liess die Anordnung in Zeilen eine bessere Belütung des Quartiers zu (Durchzug) und schate somit bessere hygienische Verhältnisse als die Höfe in den geschlossenen Wohnblocks.
Der Backstein ist dem weissen Putz gewichen. Weil die Siedlung nur für einen Zeithorizont von 25 Jahren gebaut wurde, wählte der Architekt als Konstruktionsmaterial nicht den langlebigen Backstein, sondern einen weissen Verputz über einer Holzkonstruktion.
Die viergeschossigen Bauten haben eingeschossigen Häusern mit ausgebautem Dachstock Platz gemacht. Im Gegensatz zu den eingeschossigen Mietwohnungen mit Balkonen erhielten durch den eingeschossigen Zeilenhausbau alle Einheiten einen eigenen Aussenraum.
Garniers Ideologien
Gefängnis, Polizeistation und Gerichtshof, aber auch Sakralbauten sind nicht notwendig, denn allein die menschengerechte urbane Anlage beugt Verbrechen vor und macht den Trost der Religion überlüssig. Stattdessen sind Gemeinschats- und Bildungseinrichtungen sowie Sport- und Freizeitalagen privilegiert.
Die ideale Stadt gründet auf dem Boden der Arbeit von allen und wird für alle errichtet. Die Industriestadt dient als menschengerechte urbane Anlage einer sozialistischen Gesellschat.
Ideologien Hendrik Christian Andersen/Ernest Hébrard
Um den Lebensbrunnen herum soll eine ganze ideale Stadt als urbanes Gesamtkunstwerk konzipiert werden
Das internationale und disziplinumspannende Wissens- und Vermittlungszentrum führt hin zum weltweiten Frieden zwischen den Nationen und den Klassen.
Im Gegensatz zu den Stadtutopien, welche als „Modelle“ universale Gültigkeit besitzen sollten, waren viele Idealstadtentwürfe für einen konkreten Standort vorgesehen. Idealstadtentwürfe wurden – speziell in der Renaissance – auch oft getätigt, um einer etablierten Machtstruktur noch mehr Gewicht zu verleihen (z.B. Palmanova, Neuf-Brisach). Das heisst, der politische Status Quo wurde akzeptiert, während viele Stadtutopien sich als Alternativen zu bestehenden Situationen präsentierten. Die Grenze zwischen Idealstadt und Stadtutopie ist jedoch fliessend.
Zwischen 1865 und 1900 wurde im Zuge des erwachten Interesses für die Archäologie ganze Städte ausgegraben, zum Beispiel Alexandria, Kyrene, Selinunt, Priene und Milet. Die geometrischen Planstädte der Griechen begeisterten die Architekten und entzündeten ihre Phantasie, indem sie ihnen einen umfassenderen Zugang zum Stadtentwurf eröfneten. Vor diesem Hintergrund sind auch das neu erwachte Interesse für urbane hemen in der Ecole des Beaux-Arts sowie der Rückgrif auf viele Merkmale der nun erforschten antiken Planstädte zu sehen.
Zwischen 1877 und 1900 stieg die Zahl der Bevölkerung Berlins von 1 Million auf 3.8 Millionen. 1908 wurde mit dem ausgeschriebenen Wettbewerb «Gross-Berlin» versucht, den durch das rasante und unkontrollierte Wachstum der Hauptstadt des Deutschen Reiches entstandenen Problemen zu entgegnen. Die Zielvorgaben für die Wettbewerbsteilnehmer umfassten drei Schwerpunkte.
1. Reformation des städtischen Blocks und Anlage von Gartenvororten. Die Mietskasernen, welche als Folge der Bodenund Immobilienspekulationen für die Bewohner Berlins extrem schlechte Lebensbedingungen schufen, sollten dringend durch Wohntypologien ersetzt werden, die mehr Licht, Lut und Platz boten.
2. Lösung des Verkehrsproblems in der Innenstadt mit Schwerpunkt auf dem Eisenbahnnetz. Durch den Bau von Eisenbahnlinien ab der Mitte des 19. Jahrhunderts und die Anlage von acht großen Kopbahnhöfen auf Stadtgebiet wurde die Anbindung verbessert.
3. Schafung eines repräsentativen Stadtzentrums. Das politisch gestärkte Selbstbewusstsein der Reichshauptstadt Berlin sollte durch bauliche Massnahmen unterstrichen werden.
Welcher Architekt hat 1939 einzelne Komponenten von Mächlers Plan für die Umgestaltung der Berliner Stadtmitte übernommen?
Alfred Messel
Im Kontext welcher politischen, wirtschatlichen, demographischen und sozialen Rahmenbedingungen wurde der Wettbewerb «Gross-Berlin» 1908 ausgelobt?
- Politische Rahmenbedingungen: Nach dem Sieg im deutsch-französischen Krieg von 1870–71, bedurte es im neu gegründeten Deutschen Reich einer baulich repräsentativen Hauptstadt.
- Demograische Rahmenbedingungen: Med. Fortschritte und verbesserte Hygiene führten zur Absenkung der Geburtensterberate u. zum Anstieg der Lebenserwartung. Die Ind. verursachte eine massive Landlucht
- Planungspolitische Rahmenbedingungen: Da es sich beim 1862 in Krat getretene Hobrecht-Plan vor allem um einen Fluchtlinienplan handelte, kam es zu Boden- und Immobilienspekulationen, die Berlin den Ruf als Mietskasernenstadt einbrachten
- Wirtschatliche Rahmenbedingungen : Eine übergeordnete Planung, zum Beispiel in Form eines gesamtstädtischen Regulierungsplans, fehlte in Berlin lange Zeit. Wohnungsnot und Armut stiegen in der Hauptstadt des Deutschen Reiches stark an. = Soz. Rahmenbed. Frankreich musste nach der Niederlage im deutsch-französischen Krieg 1870-71 hohe Reparationszahlungen leisten. Das Deutsche Reich wurde dadurch als Industrienation gestärkt
Die Besitzer der zur Ausführung der Durchbrüche zu enteigneten Grundstücke sind im Plan von Berlin nicht erkennbar, der Plan von London hingegen zeigt den im Bereich der Regent‘s Street liegenden Grundstücksbesitz des englischen Königshauses.
Mächlers Plan weist auf keine Eigentumsverhältnisse hin. Das Grundstückseigentum der englischen Krone ist im Plan von Nash mit blauer Farbe gekennzeichnet, worauf unterhalb des Plantitels hingewiesen wird (sehr klein geschrieben). Die Verlaufsanordnung der Regent‘s Street war sehr stark von den Eigentumsverhältnissen beeinlusst.
Mächler schlägt eine gerade Achse durch die bestehende Stadtstruktur Berlins, während Nash bei der Regent Street mehrfach Verlaufsänderungen einfügt.
Während sich Martin Mächler in seinem Projekt sowohl von den stadträumlichen Gegebenheiten als auch von den bestehenden Besitzverhältnissen loslöste, reagierte Nash durch die Verlaufsänderungen der Regent Street auf die konkreten stadträumlichen, architektonischen und wirtschatlichen Rahmenbedingungen. Beispielsweise sollte das Cavendish Harley House nördlich der Oxford Street unbedingt erhalten bleiben.
In beiden Plänen besteht die primäre Strategie darin, mittels einer linearen Verbindung zwei Punkte innerhalb der Stadt aneinander anzuknüpfen: Bei Mächler zwei Kopbahnhöfe, bei Nash das Carlton House mit dem Regent‘s Circus, beziehungsweise dem Regent‘s Park.
Die Agora (altgriechisch ἀγορά) war im antiken Griechenland der zentrale Fest-, Versammlungs- und Marktplatz einer Stadt. Sie war aber zugleich auch eine bedeutende gesellschaftliche Institution und als solche ein kennzeichnendes Merkmal der griechischen Polis. Als wichtiger Kultplatz war sie der Veranstaltungsort vieler für die Ausbildung einer gemeinsamen Identität entscheidender religiöser Feste mit gymnischen und musischen Agonen. Als Ort der Volks- und Gerichtsversammlungen kam ihr eine herausragende Rolle für das geordnete Zusammenleben in einer Gemeinschaft zu