WATE- Wissenschaftstheorie

Modul Wissenschaftstheorie MSC BA BFH

Modul Wissenschaftstheorie MSC BA BFH

Luca D'Alberto

Luca D'Alberto

Kartei Details

Karten 92
Sprache Deutsch
Kategorie BWL
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 10.01.2017 / 19.01.2020
Weblink
https://card2brain.ch/box/20170110_wate_wissenschaftstheorie
Einbinden
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20170110_wate_wissenschaftstheorie/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Ziel der Wissenschaftstheorie

Orientierungsrahmen für wissenschaftliche Erkenntnis zu liefern

--> dieser soll Probleme und Grenzen von wissenschaftlicher Erkenntnis aufzeigen, Wissenschaftspraxis kritisch hinterfragen und auf Schwierigkeiten hinweisen, die in der Praxis auftreten

4 typische Fragen der Wissenschaftstheorie

  • Was sind die Aufgaben der Wissenschaft?
  • Wann dürfen Aussagen als wissenschaftlich gelten?
  • Wie verlässlich sind wissenschaftliche Erkenntnisse?
  • Wie ist das Verhältnis zwischen Theorie und Realität?

Bedeutung der Wissenschaftstheorie in der Betriebswirtschaftslehre

Betriebswirtschaftslehre sthet im Spannungsfeld zwischen theoretischen Grundlagen und praktischer Anwendung. BWL beschäftigt sich vor allem mit Planung, Organisation und Durchführng einzelwirtschaftlichen Handelns.

Auf was bezieht sich Wissenschaft

auf das wissenschaftliche Arbeiten als Tätigkeit und auch auf das Produkt wissenschaftlicher Tätigkeit

Welche vereinfachende Einteilung kann für die Wissenschaft vorgenommen werden?

Wissenschaft als Prozess

Wissenschaft als Ergebnis

Welche Perspektiven kann bei der Einteilung der Wissenschaft vorgenommen werden?

  • Kurzzeit
  • Langzeit

Kurzzeit-Perspektive bei Wissenschaft als Prozess

Individuelle Gewinnung und Überprüfung wissenschaftlicher Erkenntnisse

Kurzzeit-Perspektive der Wissenschaft als Ergebnis

Wissenschaftliche Ergebnisse z.B. in Form wissenschaftlicher Aufsätze und Examensarbeiten

Langzeit-Perspektive der Wissenschaft als Prozess

Historisch-kulturelle Entwicklung wissenschaftlicher Traditionen und wissenschaftlichen Fortschritts

Langzeit-Perspektive der Wissenschaft als Ergebnis

Kanon der Wissenschaften, wissenschaftliche Disziplinen wie z.B. Betriebswirtschaftslehre, wissenschaftliche Leitbilder (PAradigmen), wissenschaftliche Beurteilungskriterien, wissenschaftliche Institutionen wie z.B. Hochschulen

Kurzzeit-Perspektive

individuelle Entwicklung in Form der Gewinnung und Überprüfung wissenschaftlicher Erkenntnisse (z.B. Forschung, durchgeführt von Wissenschaftler/Forscher)

Langzeit-Perspektive

Im Fokus stehen wissenschaftliche Systeme.

  • Lehrgebäude
  • etablierte Formen der Einteilung der einzelnen Wissenschaften (Kanon)
  • etablierte Wissenschaftsdisziplinen
  • wissenschaftliche Leitbilder (Paradigmen)
  • wissenschaftliche Beurteilungskriterien
  • wissenschaftliche und wissenschaftstheoretische Positionen

Unterscheidung der Wissenschaft (Gegenstandsbereich)

  • Formalwissenschaften
  • Realwissenschaften

Formalwissenschaften

untersuchen Strukturen unabhängig von der Realität. Sie widmen sich der Analyse von formalen Systemen (analytischen Wissenschaften) z.B. Logik und Mathematik

Realwissenschaften

haben die Beschaffenheit der realen Welt zum Gegenstand. Die notwendie Bedingung zu GEwinnung von Aussagen über die reale Welt ist die Erfahrung (Erfahrungswissenschaft pder empirische Wissenschaft). Bei der Formulierung von Aussagen werden häufig Prinzipien oder Methoden benutzt.

Unterscheidung der Realwissenschaften in...

  • Naturwissenschaft
  • Kulturwissenschaft

Kulturwissenschaft (Teil der Realwissenschaft)

umfasst alle sozialen und kulturellen Gegebenheiten. Kultir= alles was vom Mensch gemacht oder beeinflusst ist. Beinhalten:

  • traditionalle Geisteswissenschaften (Geschichte, Sprachen, Literatur)
  • Sozialwissenschaften
  • Witschaftswissenschaften (VWL und BWL)

Unterscheidung der Wissenschaft nach der Zielsetzung

Grundlagenwissenschaften

Anwendunswissenschaften

  • Sonderfall: Handlungswisseschaften

Grundlagenwissenschaften (Unterscheidung nach Zielsetzung)

  • Fokus auf theoretische Zusammenhänge
  • Problemstellung frei wählbar
  • Abstraktion vom Einzelfall (Generalisation)
  • Genauigkeit der Abbildung der Realität als Kriterium für die Güte einer Theorie
  • Aussschliessliche Berücksichtigung innerwissenschaftliche Normen (Erkenntnisnormen)

Anwendungswissenschaften (Unterscheidung nach Zielsetzung)

  • Fokus auf die Bedürfnisse der Praxis
  • Problemstellung durch die Praxis vorgegeben
  • Abstraktion und Konkretisierung
  • Funktionieren in der Praxis als Kriterium für die Güte einer Theorie
  • Berücksichtigung von Handlungsfordernissen (Handlungsnormen)

Handlungswissenschaften (Unterscheidung nach Zielsetzung)

  • Fokus auf konkrete Kandlungsentscheidungen
  • Problemstellung bezieht sich auf konkrete Entscheidungssituationen
  • Konkretisierung für den Einzelfall (Individualisierung)
  • Anwendbarkeit auf den Einzelfall als Kriterium für die Güte einer Theorie
  • Berücksichtigung von sozialen, politischen und ethischen Normen sowie von Wertnormen

Wie unterscheiden sich Alltagserkenntnisse von wissenschaftliche Erkenntnisse?

  • in den Regeln und MEthoden der Aussagengewinnung
  • in der Formulierung der gewonnenen Aussagen
  • in der Überprüfbarkeit der Aussagen
  • in der Reichweite der Aussagen

Alltagserkenntnis

  • Erkenntnis erfolgt durch Verallgemeinerung einzelner Erfahrungen sowie Plausibilitätsüberlegungen, sie sich auf den "gesunden Menschenverstand" stützen
  • Die Aussagen sind vage formuliert und schwer widerlegbar
  • Die Art und Weise, wie die Aussagen gewonnen werden, ist subjektiv
  • Die gewonnenen Aussagen sind kaum an der Realität überprüfbar
  • Einmalige und zufällige Ereignisse werden von einmal auf immer veralgemeinert
  • Einmalige und zufällige Ereignisse werden von einer auf alle verallgemeinert

Wissenschaftliche Erkenntnis

  • Erkenntnis erfolgt systematisch unter Anwendung bestimmter Regeln und Methoden
  • Zusammengehörige Aussagen sind in sich widerspruchsfrei, und die einzelnen Aussagen sind prinzipiell widerlegbar
  • Die Art und Weise, wie die Aussagen gewonnen werden, ist intersubjektiv nachvollziehbar (objektiv)
  • Die gewonnenen Aussagen sind hinsichtlich ihrer Gültigkeit an der Realität überprüfbar. Sie können durch neue Erkenntnisse in Frage gestellt werden.
  • Die gewonnenen Aussagen sind Wahrscheinlichkeitsaussagen.
  • Der Geltungsbereich der Aussagen wird angegeben. Die Aussagen treffen auf die angegebenen Personenkreise und Situationen zu.

Beruteilung der Angemessenhiet wissenschaftlicher Aussagen

Um die Angemessenheit wissenschaftlicher Aussagen zu beurteilen, müssen Urteile gefällt werden. Diese Urteile müssen bestimmten Vorschriften oder Soll-Vorgaben (=Präskriptionenen) entsprechen. Hier spricht man von Normen.

4 Normen zur Beurteilung der Angemessenheit von wissenschaftlichen Aussagen

  • Erkenntnisnormen
  • Handlungsnormen
  • Ethische Normen
  • Wertnormen

Erkenntnisnormen (Beurteilung Angemessenheit wiss. Aussagen)

  • Methodologische Vorgaben
  • Ziel: Intersubjektive Überprüfbarkeit
  • Innerwissenschaftlich
  • z.B. Mehtodische Gütekriterien

Handlungsnormen (Beurteilung der Angemessenheit wissenschaftliche Aussagen)

  • Anleitung zu zweckgerichtetem Handeln
  • Ziel: Optimierung betriebswirtschaftlichen Handelns
  • Innerwissenschaftliche
  • z.B. Präskriptive Entscheidungslehre

Ethische Normen (Beurteilung der Angemessenheit wissenschaftliche Aussagen)

  • Allgemeine sittliche Wertmassstäbe
  • Ziel: Ethisches HAndeln
  • Ausserwissenschaftlich
  • z.B. allgemeine Menschenrechte

Wertnormen (Beurteilung der Angemessenheit wissenschaftliche Aussagen)

  • Betriebswirtschaftliche Wertvorstellungen
  • Ziel: Optimierung betriebswirtschaftlichen Handelns unter ethischen Vorgaben
  • Aussenwissenschaftlich
  • z.B. alle Stakeholder haben gleiche Partizipationsrechte (Stakeholder-Orientierung)

4 Aufgaben der Realwissenschaft

  • Beschreiben
  • Erklären
  • Vorhersagen
  • Gestalten von Handlungsmassnahmen

Beschreiben (Aufgabe der Realwissenschaft)

  • Was?, Wie?/ Wie sehr?/ Wie oft?, wann?
    • Was soll produziert werden?
    • Wie soll Produziert werden?
    • Für wen soll produziert werden?
  • Basierend auf Fallstudien, Befragungen und BEobachtungen im natürlichen Umfeld des betrieblichen Geschehens
  • Ergebnis sidn deskriptive Aussagen (Ermittlung von Häufigkeiten, Durchschnittswerte und Schwankungsbreiten)

 

Erklären (Aufgabe der Realwissenschaft)

3 Arten von Erklärungen

  • Kausal
    • Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung
    • Ursprung: Naturwissenschaft, insb. Physik
    • Bsp: Gehalterhöhung als Ursache besserer Arbeitsleistung
  • Teleologisch (final)
    • Zweck von Handlungen
    • Ursprung: Biologie, insb. Evolutionsbiologie
    • Bsp: Arbeitsleistung als Grundlage der Bedürfnisbefriedigung
  • Funktional
    • Einzelelemente als Komponenten eines übergeordneten Systems
    • Ursprung: Allg. Systemtheorie
    • Bsp: Arbeitsleistung als Komponente eines betreiblichen Systems

 

Wiss. Erklärung gibt befriedgende Antwort auf die Frage nach dem Warum?

Dient dazu Sachverhalt zu verstehen

Vorhersagen (Aufgabe der Realwissenschaft)

Die Erkenntnisse aus früheren Forschungen auf andere Personengruppen, Betriebe, Branche, Umgebungsbedingungen und Zeiten übertragen. Dabei wird unterschieden:

  • Generalisierung oder Veralgemeinerung
  • Spezialisierung oder Individualisierung
  • Prognostische Vorhersagen

Gestalten von Handlungsmassnahmen (Aufgabe der Realwissenschaft)

Ziel der BWL ist neben der Optimierung von betrieblichen Abläufen auch die Optimierung von Entscheidungen. Z.B. optimales Produktionsprogramm. Vorsicht bei Überproduktionen, auch der Markt hat eine beschränke Aufnahmemöglichkeit. Z.B. von Gütern. 

Wie gewinnt man wissenschaftliche Aussagen?

Durch Schlussfolgerungen werden Beziehungen zwischen einzelnen Erfahrungen beziehungsweise Denkinhalten, Informationen und Beobachtungen hergestellt, die vorher ungeordnet und unzusammenhängend waren.
Dazu wird in der Wissenschaft eine systemische Herangehensweise verwendet, diese folgt bestimmten Regeln und Prinzipien.
Wissenschaftliche Schlussfolgerungen werden nach deren Erklärungen für ähnliche Erfahrungen und den Vorhersagen für die Zukunft bewertet.

Zusammenhängende Systeme solcher Erklärungen nennt man Theorie  oder Modell

 

Welche Formen des wissenschaftlichen Schlussfolgern gibt es?

  • Induktion
  • Deduktion
  • Abduktion
  • Hermeneutisches Schliessen

Welche Formen der Überprüfung werden zur Absicherung der aus Schlussfolgerungen abgeleiteten Erklärungen verwendet?

  • Verifikation
  • Falsifikation
  • Evidenznachweis
  • Hermeneutische Rekonstruktion

Zwei Komponenten bei der Suche nach Erklärungen:

  • Explanandum: Tatbestand der erklärt werden soll
  • Explanans: gesetzmässige Aussage oder Regel, welche die Erklärung liefert

Induktion (Formen des wiss. Schlussfolgern)

Bei der Induktion wird von einzelnen Fällen und deren Resultat auf eine allgemeine Gesetzmässigkeit oder Regel geschlossen. Vom Explanandum (Erfahrung) zum Explanans (Schlussfolgerung).

Erfahrung 1: Auf dem Markt X sind die Produkte A,B,C,D... billif zu erwerben (Fälle)

Erfahrung 2: Die Produkte A,B,C.... sind von minderwertiger Qualität (Resultate)

Schlussfolgerung: Auf dem MArkt X sind billige Produkte von minderwertiger Qualität (Regel). 

Die Betriebswirtschaftslehre findet, dass Induktion der notwendige Ausgangspunkt zur Bildung von Theorien ist.