Kommunikation im Wandel

Leuphana Universität Master Business Development Prof. Bekmeier-Feuerhahn

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Kartei Details

Karten 51
Sprache Deutsch
Kategorie BWL
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 09.01.2017 / 25.02.2022
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Definition Kommunikation

Lässt sich ganz unterschiedlich definieren. Für uns ist nur die Humankommunikation relevant.

Die untergliedert sich in 

- Interpersonale Kommunikation und

- Massenkommunikation

--> Wichtig für jede Kommunikation ist die Abgrenzung zur Information

Unterschied zwischen Information & Kommunikation

lateinisch: informare = Gestalt geben; communicare = (mit)teilen, gemeinschaftlich etwas tun

Information meist ein one-way process, während Kommunikation meit ein two-way process ist

Bei Information werden Signale und Botschaften vermittelt, während die Kommunikation sich durch Repräsentation geteilter Meinungen auszeichnet

Wesentliche Funktionen der Kommunikation

  1. Mitteilung und Information
  2. Verstehen und Verständigung
  3. Beeinflussung und Überzeugung
  4. Wissens- und Erkenntnisgewinn
  5. Sozialität und Identität

Ansätze der Unternehmenkommunikation

  1. Funktionalistischer Ansatz
  2. Konstitutiver Ansatz

Funktionalistischer Ansatz der Kommunikation (Konzeption, Ziel, Stil, Metapher, Perspektive, Informationssicherheit, Spezialisierung, Kontinuität)

Konzeption: Übermittlung von Information

Ziel: Transparenz

Stil: Monolog

Metapher: Kanal

Perspektive: Sequentiell

Informatinossicherheit: hoch

Spezialisierung: gering

Kontinuität: gering

 

Konstitutiver Ansatz der Kommunikation (Konzeption, Ziel, Stil, Metapher, Perspektive, Informationssicherheit, Spezialisierung, Kontinuität)

Konzeption: Wechselwirkungen

Ziel: Mitgestalten

Stil: Dialog

Metapher: Verbindung

Perspektive: Idolistisch

Informationssicherheit: gering

Spezialisierung: hoch

Kontinuität: hoch

Informationsperspektive: One-Way-Modell der Kommunikation von Shannon und Weaver.

(Funktionalistischer Ansatz)

Auch Encoder/Decoder-Modell genannt

 

 

Quelle:  www.gq.magazin.co.uk , www.touque.ca 

Hard-System-Model (Beispiel für Informationsstrategie im Wandel.)

 

(Funktionalistischer Ansatz)

- ist top-down orientiert

- Maximierung des ökonomischen Wertes

- Veränderung von Strukturen

- programmatische Planung

- Einhaltung von Plänen

- Motivation durch Anreize

 

Probleme: 

  • -  Häufig geringe Wertschätzung von Menschen (homo-oeconomicus)

  • -  Dialog als Instrument der Interessendurchsetzung vs Verständigung

  • -  Blockierer nicht erwünscht

  • -  Management als einzige Informationsquelle über bevorstehenden organisationalen Wandel

  • -  Hyperkultur

  • -  Symbolische Magersucht

  • -  Begrenzter Wert von Werten 

 

Linguistische/Semiotische Perspektive nach Bühler (Verständigungsorientiertes Model)

 

(Funktionalistischer Ansatz)

„als ein sozialer Prozess aufzufassen, an dem mindestens zwei Menschen beteiligt sind, die mittels Zeichen, Medien und Sprache in ein wechselseitiges Mitteilungs- und Verständigungshandeln eintreten, um sich aktuell aneinander zu orientieren, etwas Bestimmtes zu erreichen oder gemeinsam auf ein zukünftiges Ziel hin tätig zu sein“.

Sprache betrachtet er als Medium kommunikativen Handelns. 

Organon Modell nch Bühler (Verständigungsorientiertes Modell)

 

(Funktionalistischer Ansatz)

Verbale Kommunikation: SPRACHE 

- wichtigstes Kriterium ist ihr Zeichencharakter

Wichtigste Funktionen der Sprache:

  1. Darstelllungsfunktion (Sprache als Symbol für Gegenstände oder Sachverhalte) 
  2. Ausdrucksfunktion (Sprache als Symptom eines inneren Zustandes des Senders)
  3. Appellfunktion (Signal für einen Empfänger) 

Kommunikationstheorie nach Watzlerwick (Empfängerorientierte Perspektive)

 

(Funktionalistischer Ansatz)

wechselseitigen Ablauf von Mitteilungen zwischen zwei oder mehreren Personen 

--> Kommunikation beinhaltet Informationsaustausch und Bedeutungszuweisung. 

 

Eine Nachricht wird vom Sender vermittelt und automatisch von Seiten des Empfängers interpretiert.

- Gemeinsamer Zeichenvorrat
- Subjektive Bedeutung des Empfängers 

Kommunikations-Prozess Information Dissemination (Lewis)

 

(Funktionalistischer Ansatz)

  • —  Kommunikationsprozess in Veränderungsprozessen um Unsicherheiten abzubauen

  • —  Implementierer haben klassischerweise die Aufgabe:

    • —  Informationen über Wandel angemessen zu verbreiten

    • —  Missverständliche Informationsquellen aufzuspüren

    • —  Klarstellen von missverstandenen Informationen

      — Problematik:

    • —  Informationsmacht liegt bei Implementieren und Top-Management

      → Informationen von Stakeholdern werden übergangen-> informelle Kommunikation?

    • —  Ist Unsicherheit in Wandlungsprozessen überhaupt ein Problem, das mit mehr Informationen gelöst werden muss?

      Teilweise ist es eher erforderlich Präferenzen und Prioritäten zu erzeugen. 

Konstituierende Betrachtung von Kommunikation nach Johannsson und Heide

...

CCO-Perspektive

 

(Konstitutiver Ansatz)

CCO = Communication Constitutes Organization

--> begreift Organisationen als Kommunikationsgefüge 

- When I imagine an organization I have in mind nothing more than interlocking network of communication processes (Taylor)

- An organization is not a physical structure – a collection of people  (Taylor)

  • Kommunikation in und über die Organisation ist also konstituierend für diese. Gleichzeitig enthält

    Organisationskommunikation vielfältige Stimmen und enthält verschiedenste Normen, Werte und Praktiken 

Soft-System Model

 

(Konstitutiver Ansatz)

  • -  Holistischer Ansatz

  • -  Organisationen bestehen aus unterschiedlichsten nicht kontrollierbaren Beziehungen

  • -  Wandel und Transformation sind unausweichlich mit paradoxen und widersprüchlichen Informationszusammenhängen verknüpft

  • -  Konflikt ist nichts negatives sondern zentraler Bestandteil eines Wandels

  • -  Fokussieren sämtliche Kommunikationsprozesse 

Theorie des kommunikativen Handelns (Habermas)

 

(Konstitutiver Ansatz)

Sprache als Medium der Verständigung  (Sprache ist zugleich Handlen)

  • (Kommunikatives Handeln ≠ erfolgsorientiertes Handeln (instrumentell oder strategisch) 
  • Strategisches Handeln auch in Form von strategischer Kommunikation: z.B. Lockung oder Drohung 
  • Ziel des Kommunikativen Handelns: Konsens durch Verständigung:
    „Im Rahmen kommunikativen Handelns können [kommunikativ handelnde Subjekte] einen angestrebten Erfolg nur über eine gelungene Verständigung erreichen“. 

Handlungstypologien nach Habermas

 

(Konstitutiver Ansatz)

Erfolgsorientierung vs. Verständigungsorientierung

Kommunikationsmodell symbolischer Interaktionismus (Mead)

 

(Konstitutiver Ansatz)

--> Model der Perspektivübernahme (Gesten, Reaktion, Sprache)

  • Antizipation des Antwortverhaltens
  • Integration in das eigene Handeln. Bzw. Auslegen des eigenen Handelns nach dem antizipierten Antwortverhalten des Interaktionspartners

 

Rollenhandeln nach Mead

 

(Konstitutiver Ansatz)

Wechselseitige Interaktion gelingt:

  • -  Interpretation von Verhaltenserwartungen

  • -  Gegenseitige Anerkennung der Identität 

Soliciting Input (Kommunikationsstrategie)

participation, empowerment, feedback, upward communication, and voice 

--> Kommunikationsprozess in Veränderungsprozessen der gekennzeichnet ist von Partizipation und Feedback 

 

Vorteile:
— Weniger Widerstand gegen Wandel, Erhöhung der Zufriedenheit — Mehr Begeisterung bei Teilnehmern
— Wachsendes Gefühl der Kontrolle bei Stakeholdern

Aber der am wenigsten in der Praxis genutzt Weg

Partizipationsmöglichkeiten im Wandlungsprozess (Lewis)

Stakeholder werden entweder ausgewählt oder formen sich selbst zu einer diversen Gruppe

Stakeholder wird das Gefühl vermittelt, dass sie wichtig sind und dass sie involviert sind (Symbol)

vs.

Stakeholder bekommen die Entscheidungsgewalt und die Kontroller über Ressourcen bezüglich der Implementierung und der Adaption des Wandels (Ressource)

Socialization (Kommunikationsstrategie)

 

  • Fortdauernder Prozess der Entstehung, Entwicklung und Ausbildung von Persönlichkeitsstrukturen in beruflichen Struktur- und Interaktionszusammenhängen.

  • Es bilden sich Verhaltensdirektiven heraus, um zukünftigen Situationen gerecht zu werden --> Rollenübernahme

Rollen sind abhängig von:

  1. organisationalen Anforderungen/Erwartungen;

  2.  Rollen Schemata,

  3. Selbstkonzept 

Anpassungsstrategien:
— Persönliche Entwicklung (Entfaltung) Anpassung persönlicher Referenzwerte, Werte,  Eigenschaften)
— RollenanpassungVeränderung von Rollenanforderungen in Bezug auf persönliche Werte 

 

Unternehmenskultur (Definition)

  • gesamte gewachsene Meinungs- , Norm- und Wertegefüge, welches das Verhalten der Führungskräfte und Mitarbeiter prägt 

Voraussetzungen: Gruppen, soziale Gemeinschaften

Moderierend:  Organisationstyp
Struktur: Flexibel bis kontrolliert

Fokus: Intern (z.B. Mitarbeiterzufriedenheit)
bis Extern (z.B. Funktionsfähigkeit in der Umgebung) 

Unternehmenskultur (Merkmale)

  • Entwickelt die kulturelle Identität und stärkt das Wir-Gefühl 
  • Sichert Basiskonsens und Verständigungspotenzial
  • Gibt Sicherheit, Handlungsorientierung und -koordination
  • Vermittelt Sinn 

Unternehmenskultur (Funktionen)

  1. Koordinationsfunktion: Vermittlung von Richtlinien für das alltägliche Leben
  2. Identifikationsfunktion: Schaffung eines Zugehörigkeitsgefühls
  3. Motivationsfunktion: Vermittelt Sinn der Arbeit und steigert damit die Leistungsbereitschaft
  4. Profilierungsfunktion: Abgrenzung zu anderen Unternehmen und Subkulturen
  5. Lern- und Entwicklungsfunktion: Eröffnet Lernpotentiale
  6. Konfliktlösungsfunktion: Erleichtert Kommunikation und Metakommunikation im Unternehmen

Konzeptionelle Modelle der Unternehmenkultur

  • -  Betrachtung des formalen Aufbaus

  • -  3-Ebenen Modell von Schein (1985) 

Quantitative Modelle der Unternehmenskultur

Beschreiben die Kulturstärke
Kulturbeschreibungsansatz von Steinmann & Schreyögg (2003) 

Positive Wirkung der Unternehmenskultur

Positive Wirkungen einer hohen Kulturstärke:

  • Hohe Bereitschaft zur Erreichung der Unternehmensziele und somit sichern von Stabilität und Fortbestand des Unternehmens
  • Hohe Motivation und Loyalität
  • Schnellere und reibungslosere Umsetzung von Projekten, Plänen etc.
  • Durch die Orientierungsfunktion werden schnellere Entscheidungs- und Problemlösungsprozesse gefördert 

Negative Wirkungen der Unternehmenskultur

Negative Wirkungen einer hohen Kulturstärke:

  • Kulturelle Orientierungsmuster und Werte werden so beherrschend, dass Kritik, Warnsignale, neue Anforderungen etc. verdrängt werden
  • Fest eingeschliffene Traditionen und dadurch Widerstand gegen Veränderungen
  • Anpassungsmaßnahmen nur zögernd und widerwillig umgesetzt 

Interdependenz von Kommunikation und Unternehmenskultur 

Kultur beeinflusst (interne) Kommunikation

(interne) Kommunikation schafft Kultur

3 Phasen-Modell zu Change von Lewin

1. Unfreeze: 

  • Auflösung der aktuellen Situation (Auftauen)

  • Diagnose der Ist- Situation

  • Leidensdruck erzeugen

  • Motivation für Veränderung wecken 

2.Move:

  • Umsetzung der Veränderungen
  • Implementierungs- phase
  • Effizienzniveau sinkt

  • Neue Verhaltensweisen entwickeln 

3.Refreeze:

  • Veränderte Verhaltensweisen stabilisieren und integrieren

  • Nachhaltige Verankerung in der Organisation

  • Kontrolle & Auswertung

  • Höheres Effizienzniveau 

Ratardierende Kräfte (Individuum)

Stolpersteine des aktiven Widerstands:

- Gegenargumentation, Intrigen, Unruhe, Gerüchte, Streit

Stolpersteine des passiven Widerstands:

- Schweigen, Müdigkeit, Krankheit, Unaufmerksamkeit, Lustlosigkeit

Changemodelle im Vergleich: Lewin, Schein, Tichy & Devanna

Lewin: Unfreeze, Move, Refreeze

Schein: Disconfirmation, Cognitive Reconstruction, Internalizing New Concepts

Tichy & Devanna: Recognizing the need for Revitalization, Moving, Institutionalizing of Change

Process-Models der Veränderung

Kotter: 8 Schritte (Urgency, Coalition, Vision, Communicating, Empowerement, Short-term win, gains, new approaches)

Kanter: 10 (Analyze, Vision, separate from past, Urgency, leader role, sponsorship, implementation plan, structures, Communicate, institutionalize

Lueck: 7 

Psychologische Phasen des Wandels & Ziele der Kommunikation

7 Phasen: Schock, Verleugnung, Frustration, Depression, Versuch, Entscheidung, Integration

Readiness for Change

  • Bereitschaft für Veränderung ist einer die kritischsten Faktoren im organisatorischen Wandel 
  • Definition: Individual ́s, attitudes, beliefs and intentions regarding the extent to which changes are needed and the organization’s capacity to successfully undertake those changes  
  • Eine Einstellung ist eine psychologische Tendenz, die dadurch zum Ausdruck gebracht wird, daß eine bestimmte Entität mit einem bestimmten Ausmaß an Zustimmung oder Ablehnung bewertet wird 

  • Überzeugung als feste, unerschütterliche, durch Nachprüfen eines Sachverhalts oder durch Erfahrung gewonnene Meinung – oder ein fester Glaube. 
  • Verhaltensbereitschaft als Indikator, eine Einstellung in die Tat umzusetzen 

  • Einstellung besteht aus kognitiven und emotionalen Komponenten, bislang wurden die emotionale Komponente vernachlässigt 

  • related to change readiness: support for change, openness toward change, commitment to change, acceptance and adaptation to change and resistance and cynicism about change 

Readiness for Change - individuelle Ebene

Kognitive Komponente:

  • Veränderung ist notwendig (discrepency)
  • Angebrachte Reaktion auf Situation (appropriate)
  • Individuelle Fähigkeit zur Umsetzung von Veränderungsinitiativen - efficacy

  • Gefühl der Unterstützungs durch Organisation - principal support

  • Individuelle Kosten-Nutzen Evaluation - valence 

Affektive Komponente:

- Unmittelbar erlebte positive Emotion bezüglich Wandel

- Erwartetes Erleben einer pos. Emotion

Readiness for change - Kollektivebene (Gruppenebene)

kollektive Reaktionen hinsichtlich Veränderungen sind zu berücksichtigen.

Kognitive Ebene:

- Arbeitsgruppen entwickeln kollektive Überzeugungen bezüglich a) (positiven) Ergebnisse des Wandels, (b) inwiefern Wandlungsbedarf besteht und gemeinsam geteilte Überzeugungen (z.B. bzgl. Fähigkeiten/Ressourcen) 

Affektive Ebene: Mechanismen zur Entwicklung von geteilten Emotionen bei Gruppenmitglieder. 

- Vergleichsprozesse

- Ansteckungsprozesse: durch bewusste oder unbewusste Induktion von emotionalen Zuständen durch Verhaltens- Mimik und Synchronität in sozialen Situationen (emotionale Ansteckung). Bewusster Selbstwahrnehmungsprozess: Menschen leiten ihre eigenen emotionalen Zustände anhand ihres eigenen expressiven Verhaltensab (Facial Feedback-These). 

Readiness for change - Kollektivebene (Organisationsebene)

Bereitschaft für Wandel wird durch Organisationsstruktur, Organisationspolitik, Kultur und Führung beeinflusst. 

Kognitive Komponente: Prozesse wie Anziehung, Selektion, natürlicher Abgang und organisatorische Sozialisation erleichtern gemeinsame Interpretationen des Arbeitsplatzes und entwickeln gemeinsame Überzeugungen bezgl. Wandel. 

Affektive Komponente: Leadership, Identität und Kultur der Organisation beeinflussen die Entwicklung von einheitlichen kollektiven affektiven Reaktionen auf organisatorische Veränderungen. 

Interne und externe Einflüsse auf Veränderungsprozesse

Extern: Prozesse und Ereignisse, die den Wandel antreiben, wie technologische Entwicklungen, gesetzl. Regulierungen, Demographische Entwicklungen, 

Intern: Organisatorische Prozesse, die den Wandel unterstützen, z.B. Kommunikation, Partizipation, organization support, Leadership, Organisationskultur.