Technische Dokumentation

Fragen zu verschiedenen Teilgebieten der Technischen Dokumentation

Fragen zu verschiedenen Teilgebieten der Technischen Dokumentation


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Flashcards 39
Students 28
Language Deutsch
Category Technology
Level Other
Created / Updated 07.01.2017 / 17.02.2024
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Was sind Maschinen im Sinne der Maschinenrichtlinie?

Was ist eine Horizontalnorm?

Übergreifende Norm, die andere Normen beeinflusst

Was ist eine harmonisierte Norm?

Harmonisierte Normen sind europäische Normen für Produkte. Eine harmonisierte Norm ist eine nationale Norm, die aufgrund eines Mandats der Europäischen Kommission konkretisiert wurde (basierend auf einer Richtlinie) (Qu.: Notes C. K.) Alle europäischen harmonisierten Normen müssen als nationale Normen umgesetzt werden (DIN EN…, ÖNORM EN…, SN EN… usw.); dazu im Widerspruch stehende nationale Normen müssen innerhalb eines bestimmten Zeitraums zurückgezogen werden. (Qu.: Wikipedia)

Muss man sich als Hersteller an Normen halten?

Kommt auf die jeweilige vertragliche Vereinbarung an. Wenn man sich nicht dran hält, muss man einen Grund dafür angeben.

Nennen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Produkthaftungsgesetz und Haftung nach BGB!

Gemeinsamkeiten:

  • Haftung für Körperschäden und Sachschäden
  • Voraussetzung ist ein fehlerhaftes Produkt


Unterschiede: 

  • §823 BGB setzt vorsätzliches oder fahrlässiges Verhalten voraus, §1 ProdHG ist verschuldensunabhängig
  • Nach §823 BGB gibt es Schadensersatz bei Personen- und Sachschäden. Nach §1 ProdHG gibt es nur Schadensersatz bei Personenschäden. Sachschäden werden nur bei Verbraucherprodukten ersetzt und dies auch nur an anderen Sachen als dem fehlerhaften Produkt
  • Verjährung tritt nach §823 BGB 3 Jahre nach Kenntnis ein, bei späterer Kenntnis aber spätestens 30 Jahre nach Inverkehrbringen. Verjährung tritt nach §1 ProdHG 3 Jahre nach Kenntnis ein, Anspruch erlischt spätestens 10 Jahre nach dem Inverkehrbringen des Produktes.

Erläutern Sie den Begriff Maschinenrichtlinie!

Die Maschinenrichtlinie ist eine Europäische Richtlinie über den sicheren Gebrauch von Maschinen

Was können Sie zum Begriff Baumusterprüfung sagen?

Die EG-Baumusterprüfung ist Teil eines von der Europäischen Union vorgeschriebenen und Konformitätsbewertung genannten Verfahrens, mit dem bestimmte Produkte (z.B. Medizinprodukte oder Produkte nach den ATEX-Richtlinien) vor deren Inverkehrbringen auf die Einhaltung von EU-Normen zu prüfen sind. Die rechtliche Grundlage hierfür sind verschiedene Richtlinien im Rahmen des sogenannten Neuen Konzepts von 1985, auf dessen Grundlage europaweit einheitliche Mindestanforderungen zu gewährleisten sind. Baumusterprüfungen werden durch sogenannte Benannte Stellen durchgeführt.

Wie würden Sie vorgehen, um Gesetze zu recherchieren?

www.gesetze-im-Internet.de und Seiten der Europ. Kommission zu Richtlinien und Verordnungen, z.B. https://europa.eu/european-union/eu-law/legal-acts_de

Was kann der Verbraucher am CE-Zeichen „ablesen“?

Konformität mit den Anforderungen einschlägigen EU-Richtlinien, die der Produktsicherheit dienen. Keine geprüfte Sicherheit!

Erläutern Sie die Begriffe „verschuldensabhängig“ und „verschuldensunabhängig“.

verschuldensabhängig: Mindestens Vorsatz oder Fahrlässigkeit erforderlich

verschuldensunabhängig: Es ist egal, ob Vorsatz oder Fahrlässigkeit vorlagen. Maßgeblich ist allein, ob das Produkt einen Fehler hatte, der zu einem Schaden geführt hat.

Was wissen Sie zum Thema Übersetzung im Zusammenhang mit Gesetzen und Normen in der Technischen Dokumentation?

Grundsätzlich ist die Betriebsanleitung in der Landessprache bereitzustellen. Sonderregelung bei Maschinenrichtlinie für Wartungsanleitungen

Nennen Sie die beiden wichtigsten Gesetze zur Produkthaftung und die jeweiligen Paragraphen!

§823 BGB und §1 ProdHG

Welche Aussagen trifft das ProdSG bezüglich Gebrauchs- und Bedienungsanleitungen?

Bei der Beurteilung, ob ein Produkt der Anforderung nach Satz 1 entspricht, sind
insbesondere zu berücksichtigen: 

  • die Eigenschaften des Produkts (einschließlich seiner Zusammensetzung, seiner Verpackung, der Anleitungen für seinen Zusammenbau, der Installation, der Wartung und der Gebrauchsdauer, der Aufmachung des Produkts, seiner Kennzeichnung, der Warnhinweise, der Gebrauchs- und Bedienungsanleitung, der Angaben zu seiner Beseitigung sowie aller sonstigen produktbezogenen Angaben oder Informationen)
  • Sind bei der Verwendung, Ergänzung oder Instandhaltung eines Produkts bestimmte Regeln zu beachten, um den Schutz von Sicherheit und Gesundheit zu gewährleisten, ist bei der Bereitstellung auf dem Markt hierfür eine Gebrauchsanleitung in deutscher Sprache mitzuliefern, sofern in den Rechtsverordnungen nach § 8 keine anderen Regelungen vorgesehen sind. (§ 8 regelt Rechtsverordnungen)

Für die Technische Dokumentation besteht eine Aufbewahrungspflicht von 10 Jahren. Begründen Sie den Sinn dieser Pflicht anhand des Produkthaftungsgesetzes!

Erlöschen von Haftungsansprüchen nach 10 Jahren

Erklären Sie den Begriff Konformitätserklärung!

Erklärung über die Übereinstimmung des Produktes mit den anwendbaren Richtlinien

Erläutern Sie die Begriffe A-, B- und C-Norm!

  • Typ-A-Normen (Sicherheitsgrundnormen) behandeln Grundbegriffe, Gestaltungsleitsätze und allgemeine Aspekte, die auf Maschinen angewandt werden können
  • Typ-B-Normen (Sicherheitsgruppennormen) behandeln einen Sicherheitsaspekt oder eine Art von Schutzeinrichtungen, die für eine ganze Reihe von Maschinen verwendet werden können
  • Typ-C-Normen (Maschinensicherheitsnormen) behandeln detaillierte Sicherheitsanforderungen an eine bestimmte Maschine oder Gruppe von Maschinen.

Wo können Sie Normen recherchieren?

tekom-Normenkommentar, ISO-website, IEC-website, Beuth

Erklären Sie die Begriffe DIN, EN, ISO!

  • DIN (Deutsches Institut für Normung) – Deutsche Norm bzw. in Deutschland übernommene Norm
  • EN (Europäische Norm von CEN, CENELEC oder ETSI)
  • ISO (International Organisation for Standardization, internationale Norm)

„Normen sind keine Gesetze. Es steht deshalb jedem frei, sie zu befolgen.“ Wie stehen Sie zu dieser Aussage?

Aussage ist korrekt. Es gibt im Grunde nur 2 Ausnahmen:

  • Man hat sich vertraglich zur Anwendung verpflichtet
  • In ganz seltenen Fällen können Normen quasi Gesetzesstatus haben (z.B. bestimmte Normen in China)

Welche Aussagen trifft die Maschinenrichtlinie zum Thema Übersetzungen (bezogen auf die Betriebsanleitung und die Konformitätserklärung)?

  • Die Betriebsanleitung muss in einer oder mehreren Amtssprachen der Gemeinschaft abgefasst sein. Die Sprachfassungen, für die der Hersteller oder sein Bevollmächtigter die Verantwortung übernimmt, müssen mit dem Vermerk „Originalbetriebsanleitung“ versehen sein.
  • Ist keine Originalbetriebsanleitung in der bzw. den Amtssprachen des Verwendungslandes vorhanden, hat der Hersteller oder sein Bevollmächtigter oder derjenige, der die Maschine in das betreffende Sprachgebiet einführt, für eine Übersetzung in diese Sprache(n) zu sorgen. Diese Übersetzung ist mit dem Vermerk „Übersetzung der Originalbetriebsanleitung“ zu kennzeichnen.
  • Abweichend von den vorstehenden Bestimmungen kann die Wartungsanleitung, die zur Verwendung durch vom Hersteller oder von seinem Bevollmächtigten beauftragtes Fachpersonal bestimmt ist, in nur einer Sprache der Gemeinschaft abgefasst werden, die von diesem Fachpersonal verstanden wird.
  • Für die Abfassung der Konformitätserklärung sowie deren Übersetzungen gelten die gleichen Bedingungen wie für die Betriebsanleitung

Was wissen Sie über die DIN EN 82079-1?

DIN EN 82079-1 Erstellen von Gebrauchsanleitungen – Gliederung, Inhalt und Darstellung – Teil 1: Allgemeine Grundsätze und ausführliche Anforderungen.
Die Norm richtet sich an Personen, die an der Konzeption und Erarbeitung von Gebrauchsanleitungen beteiligt sind -- allen voran Technische Redakteure, aber beispielsweise auch Übersetzer, Softwareentwickler und Technische Zeichner.
Die DIN EN 82079-1 hat einen sehr weiten Anwendungsbereich. Sie bezieht sich auf die Erstellung von Gebrauchsanleitungen für einfache Produkte genauso wie auf die Erstellung von Betriebsanleitungen für komplexe Anlagen.

Welche Anhaltspunkte außer Gesetzen und Normen gibt es noch für Technische Redakteure?

Richtlinien von Fachverbänden wie tekom oder VDI

Welche Zwecke kann eine Dokumentation z.B. erfüllen?

  • Lehrfunktion
  • Handhabungsfunktion
  • Suchfunktion
  • Orientierungsfunktion
  • Nachschlagefunktion
  • Logistische Funktion (Ersatzteilliste!)
  • Marketingfunktion (Interesse wecken)
  • Entscheidungshilfe beim Kauf

Was unterscheidet ein CMS in der Technischen Dokumentation (wie Schema ST4, Sirius, Cosima) von einem Web-CMS (wie Joomla, Typo3, Wordpress)?

Ein CMS für die Technische Dokumentation bietet in aller Regel

  • Modularisierung
  • Variantenmanagement
  • Übersetzungsmanagement
  • Versionsmanagement
  • Layout-Automatisierung
  • Single Source Publishing

Wer hat den Begriff "Hypertext" geprägt? (Qu.: S. Closs, digitale Doku)

Ted Nelson

Welche Tools gibt es für die Erstellung digitaler Dokumentation?  (Qu.: S. Closs, digitale Doku)

Was ist ein Topic?  (Qu.: S. Closs, digitale Doku)

Ein Gedanke, eine Aussage, z.B. Erklärung eines Begriffs

Was macht ein gutes Topic aus?  (Qu.: S. Closs, digitale Doku)

Inhalt
soll in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendbar sein
soll einer Systematik folgen

Verwaltung
wird in der Regel als separates Element (Datei, Objekt) verwaltet
wird (in Onlinehilfesystemen oder DITA-Tags) mit Metadaten angereichert

Was sind wichtige Topic-Merkmale?  (Qu.: S. Closs, digitale Doku)

  • nur 1 Aussage
  • muss korrekt sein
  • minimalistisch (keine unnötigen Informationen)
  • präzise (Wortwahl, Bezüge, Platzierung)
  • konsistent (Schreibweise, Struktur, Detailtiefe)

Was besagt das Hamburger Verständlichkeitsmodell?

Es besagt, dass Texte besser verstanden und behalten werden, die folgende Kriterien erfüllen:

  • Einfachheit (kurze Sätze (9 bis 13 Wörter), kurze Wörter (dreisilbig), vertraute Wörter (keine Fremdwörter oder Fachbegriffe),
  • Gliederung (nur ein Gedanke pro Satz, das Wesentliche zu Beginn des Textes und zu Beginn eines Satzes, Sinnzusammenhänge durch Absätze anzeigen)
  • Prägnanz (Verben statt Substantivierungen, eine bildhafte Sprache)
  • Anregung (erklärende Bilder und Grafiken)

Was sind die Qualitätskriterien für die Nutzung einer Dokumentation? (Qu.: S. C. Digitale Doku, Folien p 21)

  • Zielgruppen-Eignung
  • Korrektheit
  • Konsistenz
  • mediengerechte Aufbereitung der Information
  • effizienter Zugang zur gewünschten Information
  • einfache Handhabung

Was beschreibt das Semiotische Dreieck? (Qu.: Sem. Fr. Drewer)

Es beschreibt die Beziehungen zwischen

  • einem Gegenstand (in der Realität)
  • seiner Benennung (in der Sprache)
  • und dem dahinterliegenden Begriff (abstrakt, im Denken)

Was bedeutet die Abkürzung AR im Zusammenhang mit Multimedia?

Augmented Reality - 'erweiterte Realität' ; zu finden in modernen Anleitungen. Dabei zielt man mit Tablet oder Smartphone auf ein Bedienelement und bekommt es textlich erklärt - z.B. im PKW

Was verstehen Sie unter einem Funktionsverbgefüge?

Meist wird durch eine Nominalisierung dem Verb die Bedeutung entzogen. Deshalb muss ein anderes Verb herhalten, das den Sinn des Satzes nicht verändert (=Funktionsverb).

Beispiele:

  • Messung durchführen (statt "messen")
  • Kontrolle vornehmen (statt "kontrollieren")
  • zum Einsatz kommen (statt "einsetzen")

 (Qu.: Duden, Ratgeber Techn. Dokumentation, p 105)

Was ist eine Deixis?

hinweisende Funktion von Wörtern (z. B. Pronomen wie dieser, jener, Adverbien wie hier, heute) in einem Kontext (Qu.: Duden-Website). Kann in der TD je nach Kontext zu missverständlichen Anweisungen führen, daher möglichst zu vermeiden.

Was ist ein Modalverb?

Unter die Gruppe der Modalverben fallen folgende Wörter: können, wollen, sollen, müssen, mögen und dürfen. In der TD ist es in aller Regel sinnvoll, Modalverben gezielt zu verwenden oder zu vermeiden. (Qu.: Duden-Ratgeber TD, p 111)

"TD sollte sich in Satzbau und Wortwahl an der gesprochenen Sprache orientieren, nicht an der Schriftsprache." Was halten Sie von dieser Aussage?

Ich würde der Aussage insofern zustimmen, als gesprochene Sprache meistens leichter zu verstehen ist als Schriftsprache. Und eine Hauptanforderung an TD ist, verstanden zu werden. (Qu.: ist mir beim Lesen des Duden-Ratgebers TD eingefallen, könnte auch irgendwo wörtlich so drinstehen ;-))

Standardisierungsmethoden, Funktionsdesign: Beschreiben Sie die wichtigsten Schritte und Elemente und deren Abfolge!

Vorgehensmodell in sieben Schritten: 

  1. Analyse IST (Reengineering, Rauswerfen von Überkommenem, Überflüssigem, Bewahren des Guten)
  2. Bewertung vorhandener Informationsprodukte und Analyse künftiger Anforderungen
  3. neue Klassifizierung der vorhandenen und notwendigen Informationsprodukte wie Bed.-Anl., Montageanl., Wartungshandbuch, Hilfesystem usw.
  4. Definition der erforderlichen Funktionalen Elemente für alle Informationsprodukte ("Kerngeschäft" des FD-Standard-Entwicklers)
  5. Dokumentation der Festlegungen für alle Funktionalen Elemente in einem Leitfaden
  6. Zusammenführung der FE mit der jeweiligen Tool-Umgebung, insbesondere geeignet ist XML (und dort DITA) 
  7. Implementierung, Schulung, Erstellen von Musterdokumenten

Entscheidend: Festlegen, welche kommunikativen Handlungen die Autoren für einen bestimmten Informationsprodukt-Typ verwenden dürfen.

Ebenenmodell: Bei der funktionalen Betrachtung von Informationsprodukten unterscheidet die Funktionsdesign-Methode vier Ebenen.

  1. Art des Informationsprodukts (Betriebsanleitung, Wartungsanleitung...)
  2. Sequenzmuster (Handlungssequenz, Warnhinweis...)
  3. Funktionale Einheit (Themenangabe, Zielangabe, Voraussetzung, Einführung, Erklärung, Maßnahme, Handlungsaufforderung, Resultat der Handlung...)
  4. Auszeichnungselement (Produktnamen, Benutzer-Eingabe, Codephrase, Displaymeldung...)

(Qu.: aus verschiedenen Quellen und der Master-Veranstaltung von J. Muthig von Achim zusammengetragen bzw. abgeschrieben)

Nennen Sie ein Beispiel für einen Verständlichkeitsindex und erläutern Sie seine Berechnung und Interpretation!

Abstraktionsindex: AI-Prozent = Summe Substantive mit Abstraktionssuffix * 100 / Gesamtzahl Substantive
AI 0-6,25%: sehr konkret
AI 7-12,5%: konkret
AI 12,8-25%: mittelmäßig abstrakt oder konkret
AI 25,25-31,23%: abstrakt
AI >31,25%: sehr abstrakt

Qu.: Lehrndorfer-Skript p28