03420-1

Diagnostische Verfahren: Interview und Beobachtung

Diagnostische Verfahren: Interview und Beobachtung


Kartei Details

Karten 121
Lernende 24
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 03.06.2015 / 09.09.2023
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Typische Merkmale eines Interviews?

-> Zwei oder mehr Personen treffen sich

-> Eine Person stellt Fragen, der/die Andere(n) beantwortet sie

Synonyme für den Begriff "Interview"

Die Begriffe

-> Befragung

-> Gespräch

werden manchmal als Synonym, manchmal als Oberbegriff verwendet.

Was bedeutet der Begriff "Anamnese"?

-> kommt aus der Medizin

-> wird verwendet, wenn Daten zur Vorgeschichte eines Patienten erfragt werden

-> erfolgt vor der eigentlichen Behandlung

Was bedeutet der Begriff " Katamnese"?

-> es werden rückblickend Informationen gesammelt

-> erfolgt nach Abschluss der Behandlung

-> dient zur Abschätzung der Stabilität des Behandlungserfolgs

Was ist eine Eigenanamnese?

Die betroffene Person selbst gibt Auskunft über ihre störungsbezogene Vorgeschichte.

Was ist eine Fremdanamnese?

Andere Personen (Eltern, etc.) geben Auskunft über die störungsbezogene Vorgeschichte des Betroffenen.

Nenne ein Beispiel für die Anamnese!c

Das Erhebungsinventar zur Egenanamnese bei Kindern von Kubinger, ein Gesprächsleitfaden für 6- 16 jährige Kinder.

Nenne ein Beispiel für eine Fremdanamnese!

Der anamnestische Elternfragebogen von Deegener.

Welche Merkmale unterscheiden das Interview von einem Gespräch?

Das Interview ist

-> regelgeleitet

-> zielgerichtet

-> Fragen werden wiederholt, um möglichst vollständig Auskunft zu erhalten

-> festgelegte Rollen, nur der Diagnostiker stellt Fragen

-> Steuerung des Redeflusses durch den Interviewer

-> implizite Wissensbestände werden möglichst explizit gemacht

-> zu bestimmten Themen werden möglichst viele und detaillierte Informationen gesammelt

Fisseni unterscheidet nach der Rolle des Befragers weiche, neutrale und harte Interviews.

Wie unterscheiden sie sich?

-> weiches Interview: Befrager ist warmherzig (offene, warme Atmosphäre, sprechen über Probleme wird erleichtert)

-> neutrales Interview: Befrager ist zurückhaltend- interessiert (Fehlerquellen werden minimiert und die Vergleichbarkeit der Interviews verbessert)

-> hartes Interview: Befrager ist einschüchternd (der Befragte wird überrrumpelt und provoziert, um Offenheit zu erzwingen)

Welche Haltungen werden in der von Carl Rogers begründeten Gesprächspsychotherapie (weiches Interview) benutzt?

-> positive Wertschätzung

-> Emphatie

-> Kongruenz/ Echtheit

Welche Dauer sollte ein Interview nicht überschreiten?

60- 90 Minuten

 

Interviews können verschiedene Ziele verfolge. Welche?

-> möglichst umfassende Beschreibung (z. B. biografische Persönlichkeitsforschung)

-> Erklärung oder Identifikation von auslösenden oder aufrechterhaltenden Bedingungen dysfunktionalen Verhaltens

-> Auswahl der besten Bewerber im Rahmen von eignungsdiagnostischen Interviews

 

Welche Aspekte lassen sich in einem Interview standardisieren?

-> Fragen

-> Antworten

-> Auswertung

-> Verhalten des Interviewers

Standardisierung- Welcher Begriff wird in der Literatur häufig synomym verwendet?

Strukturierung

Das Ausmass der Strukturierung eines Interwiews ist graduell. Welche Extreme gibt es?

-> völlig unstandardisiert

-> alle Aspekte festgelegt

Bei vollständiger Standardisierung lässt sich ein Interview auch durch einen Fragebogen ersetzten. Welche Datenquelle liefert ein Fragebogen nicht?

Die Beobachtung des Interviewten.

Was sind die Vorteile eines extrem standardisierten Interviews?

-> keine individuellen Variationen

-> Inhalt und Reihenfolge der Fragen sind festgelegt

-> Verhalten des Interviewers festgelegt

-> Antwortklassen und Auswertung festgelegt

-> Interviews können gut verglichen und ökonomisch ausgewertet werden

-> Anforderungen an den Interviewer niedrig

-> Objektivität, Reliabilität, Validität können leichter ermittelt werden

-> potentielle Interviewfehler sind besser kontrollier- und reduzierbar

 

Was sind die Nachteile eines hoch standardisierten Interviews?

-> subjektiver Lebensraum und Repräsentation des Probanden werden evtl. nicht angemessen erfasst

-> wortwörtlich festgelegte Fragen werden von verschiedenen Probanden evtl. unterschiedlich verstanden (Wortäquivalenz ist nicht gleich Bedeutungsäquivalenz)

-> festhalten an der Standardisierung kann im Gespräch unnatürlich wirken

Was sind die Nachteile des unstandardisierten Interviews?

-> schwierige Vergleichbarkeit mehrerer Befragungen

-> evtl. werden nicht alle relevanten Informationen erfasst (Befrager vergisst zentrale Informationen anzusprechen)

-> erfordert vom Interviewer hohe Fähigkeiten

Was sind die Vorteile eines unstandardisieren Interviews?

-> das "Individuum und seine Welt" können besser erfasst werden

-> Themen, die im Verlauf des Gesprächs auftauchen können weiter exploriert werden

-> Fragen können so formuliert werden, dass sie dem Sprachstil des Interviewten entsprechen

-> Bedeutungsäquivalenz bei mehreren Befragten ist wichtiger als Wortäquivalenz

-> ermöglicht ein adaptives Diagnostizieren, Anschussfragen können gestellt werden

 

Wie wird adaptives Diagnostizieren in standardisierten Interviews ermöglicht?

In Abhängigkeit auf die Beantwortung von Filterfragen wird ein "Fragenzweig" verfolgt oder eben nicht.

Welche Vorteile hat das halbstandardisierte Interview?

-> ´vereint die Vorteile der unstandardisieren und hoch standardisierten Interviews

-> basiert auf einem Gesprächsleitfaden, in dem mehr oder weniger ausformulierten Fragen festgelegt sind

-> Vergleiche mehrerer Interviews und die vergleichende Auswertung werden erleichtert

-> individuelle Variationen sind trotzdem möglich

Was passiert bei einem Interview aus kognitionspsychologischer Perspektive?

-> Interviews sind Informationsverarbeitungsprozesse

-> werden von Erwartungen, Motiven und Emotionen begleitet

-> non- und paraverbale Prozesse müssen von Interviewer und Interviewtem wahrgenommen werden und ihre Handlungen darauf abgestimmt werden

-> der Interviewte muss relevante Gedächtnisinhalte abrufen und formulieren

->verschiedene Emotionen können auftreten (Befürchtungen, Argwohn, Ärger, Sympathie, Antipathie, Hoffnung, Sotz, Kompetenzgefühl)

Welche Prozesse spielen bei einem Interview auf motivationaler Ebene eine Rolle?

-> Befürfnisse nach Kontrolle

-> Komplexitätsreduktion auf eine Rolle

-> Einschätzung der Situation (ist es bedrohlich, dem Interviewer intime Detail aus dem Leben zu erzählen?)

-> Selbstdarstellungsmotive (guten Eindruck machen)

-> Selbstwertregulation (sich nicht blamieren wollen)

-> Interesse am Thema

-> altruistische Motive (dem Interviewer bei der Bachelorarbeit helfen)

-> Machtmotive

Welche Prozesse spielen bei einem Interview auf lernpsychologischer Ebene eine Rolle?

-> wechselseitige Verstärkung, aber gesteuert vom Interviewer

-> der Redefluss kann durch verbale und non- verbale Prozesse stimuliert werden

Sozialpsychologie des Interviews- welche Prozesse treten im Interview auf?

-> Erste Begegnung: Ersteindrucks-, Stereotypisierungs-, und Kategorisierungsprozesse

-> Attributionsverzerrungen: es werden Erklärungen generiert, warum sich das Gegenüber verhält, wie es sich verhält

-> assymetrischer Kommunikationsprozess, implizite Rollenverteilung

-> gegenseitiges Wahrnehmen und Beurteilen

-> der Interviewte generiert Hypothesen über Ziel und Gegenstand des Interviews, die mehr oder weniger vom tatsächlichen Ziel abweichen

Wovon hängt das Verhalten des Interviewers ab (nach Dipboye 2002)?

Von seiner kognitiven, sozialen und emotionalen Kompetenz.

Prozess der sozialen Urteilbidung vei Einstellungsuntersuchungen nach Schuler- welche Komponenten interagierenden Bedingungen listet er auf?

-> Situationsparameter (Position, Organisation, Umwelt, Diagnosebedingungen, Vorinformation)

-> Mechanismen der Informationsverarbeitung

-> Person, Verhalten und Eindruck des Bewerbers

-> Person, Verhalten und Eindruck des Interviewers

-> Beziehung/ Interaktioin

-> Entscheidung des Bewerbers und des Interviewers

Gestaltung von weichen und neutralen Interviews- welche Regeln sollten beachtet werden?

-> Transparenz über Interviewsituation, Ziel, Rollenverteilung, Dauer

-> gute, vertrauensvolle Beziehungsgestaltung

-> freundlich, neutral,Interesse an den Aussagen des Interviewten zeigen

-> Möglichkeit zur Meta- Kommunikation einplanen

Wecher Vorteile hat das Interview gegenüber dem Fragebogen?

-> flexibler

-> berücksichtigen non- verbale Signale

-> Identität des Interviewpartners kann eindeutig bestimmt werden

-> höhere Kontrolle der Befragungssituation

In welchen Bereichen ist das Interview in der Individualdiagnostik nach Fisseni indiziert?

-> Bei er Erarbeitung diagnostischer Fragestellungen

-> zur Abklärung des Kontexts diagnostischer Fragestellungen

-> Erhebung persönlicher und intimer Informationen

 

Klinische Psychologie und Psychtherapie- mit welche diagnostischen Zielsetzungen kann ein Interview durchgeführt werden?

-> Deskription einer Symptomatik

-> Erklärung von Störungsbildern

-> klassifikatorischen Einordnung eines Störungsbildes

-> prädiktive Diagnostik

-> Evaluation von Veränderungen

-> klinische Dokumentation

Wozu dient das SIFFM (strukturieres Interview für das Fünf- Faktoren- Modell)?

Erfassung von adaptiven und klinisch relevanten Ausprägungen der Facetten und Faktoren der Big Five, die auf Persönlichkeitstörungen hinweisen.

Welche Vorteile bietet das strukturierte Interview SIFFM im Vergleich zu Fragebogenverfahren?

-> Persönlichkeitsbeurteilungen werden durch den Interviewer vorgenommen und sind daher geringer von der aktuellen Stimmungslage des Probanden beeinflusst

-> das Verständnis der Fragen kann eher sichergestellt werden

Welche behandlungssteuernde Funktionen schreibt Keßler dem Interview zu?

-> Auslösen typischer  Affekte, Emotionen und Einstellungen beim Patienten

-> Entwicklung, Förderung und dem Aufstellen und Ändern von Behandlungszielen und  Plänen

-> dient der Gestalung des Behandlungsablaufs

Warum sprechen Kanfer, Reinecker und Schmelzer(2009) von einem diagnostisch- therapeutischen Prozess?

Der Übergang zwischen Diagnostik und Intervention ist fliessend, alle äusserungen während der Behandlung liefern immer auch diagnostische Informationen. Eine mit diagnostischer Zielsetzung gestellte Frage kann Reflexionsprozesse stimulieren, die für therapeutische Zwecke wichtig sind.

Was ist der Szeno- Test?

-> spielbasiere Befragungstechnik

-> projektives Verfahren

 

Welche Bestandteile hat das MMI (multimodale Interview)?

-> Gesprächsbeginn

-> Selbstvorstellung des Bewerbers

-> Freier Gesprächsteil

-> Berufsinteressen

-> Biographiebezogene Fragen

-> Realistische Tätigkeitsinformation

-> Situative Fragen

-> Gesprächsabschluss

Was ist das entscheidungsorientierte Gespräch (EOG)?

-> Das EOG bietet eine Systmatik zur Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Interviews

-> entwickelt von Westhoff und Mitarbeitern

-> dient der Vorbereitung von möglichst zufriedenstellenden Entscheidungen