«Sporttheoretische Grundlagen FS14» | 04: Konditionelle Substanz = Konditionelle Fähigkeiten
Sporttheoretische Grundlagen FS14, Primarstufe und Sekundarstufe 1, PH Zürich
Sporttheoretische Grundlagen FS14, Primarstufe und Sekundarstufe 1, PH Zürich
Kartei Details
Karten | 38 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Sport |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 23.03.2014 / 19.03.2023 |
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Schnelligkeit
Schnelligkeit
Schnelligkeit ist die Fähigkeit, Bewegungen in minimaler Zeit auszuführen. Prozesse des Nerv-Muskel- Systems und das Kraftentwicklungsvermögen der Muskulatur spielen dabei eine wesentliche Rolle.
Die Schnelligkeitsfähigkeiten werden vor allem durch die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft des zentralen Nervensystems und des neuromuskulären Systems definiert. Schnell zu sein erfordert eine schnelle und exakte Informationsaufnahme und -verarbeitung sowie einen perfekt koordinierten Einsatz der Muskulatur.
Reaktionsschnelligkeit
Reaktionsschnelligkeit
Die Fähigkeit, auf bestimmte Signale rasch und zweckentsprechend zu reagieren, heisst Reaktionsschnelligkeit. Dauer: Sekundenbruchteile.
Beispiele: Starten bei leichtathletischen Sprints und beim Schwimmen, Auslösen eines Gegenstosses im Handball.
Training der Reaktionsschnelligkeit: Die Grundlagen zur Entwicklung der Reaktionsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit werden durch variantenreiches Üben erzielt.
Beispiele für das Training: Neck- und Fangspiele (Bändelraub, Tag und Nacht), Starten aus verschiedenen Positionen auf akustische, optische oder taktile Signale.
Beschleunigungsvermögen
Beschleunigungsvermögen
Die Beschleunigungsfähigkeit ist die Fähigkeit, den eigenen Körper oder ein Gerät optimal zu beschleunigen. Sie wird durch die Kraft (Schnellkraft) und die Technik beeinflusst. Dauer: bis 4 Sekunden.
Beispiele: Beschleunigung beim Sprint auf den ersten 5 - 10 Metern, die Kugel mit einer möglichst grossen Geschwindigkeit wegstossen.
Beschleunigungsvermögen wird durch disziplinspezifisches Explosivkraft- und Techniktraining verbessert.
Beispiele für das Training: Explosives Stossen mit Medizinbällen.
Aktionsschnelligkeit
Aktionsschnelligkeit
Die Fähigkeit, Bewegungen fortgesetzt mit hoher Geschwindigkeit auszuführen, nennen wir Aktionsschnelligkeit. Dauer: bei Kindern und Jugendlichen bis 10 Sekunden.
Beispiele: Schrittfrequenz beim Sprint, schneller Ballwechsel im Speedminton oder Badminton.
Die Aktionsschnelligkeit sollte immer mit vollem Einsatz und hoher Konzentration trainiert werden. Ein seriöses Aufwärmen ist wichtig.
Beispiele für das Training: 10 Sekunden Skipping (Schnelles Traben mit Knieheben) mit grösstmöglicher Frequenz beim Sprinttraining, 15 Sekunden Drives (schneller direkter Schlag) im Badminton spielen, 20 Meter Sprinten mit maximaler Schrittfrequenz.
Handlungsschnelligkeit
Handlungsschnelligkeit
Die Fähigkeit, in einer komplexen Situation und unter Zeitdruck schnell Informationen aufzunehmen, das Wesentliche zu erkennen und richtig zu antizipieren, in kürzester Zeit aus mehreren Handlungsalternativen die beste zu wählen und dann mit grosser Geschwindigkeit und hoher Präzision zu agieren, nennen wir Handlungsschnelligkeit. Wer optimal antizipiert, ist meistens eine Nasenlänge voraus.
Beispiele: Überraschende Auslösung eines Gegenstosses, Abwehrgeste des Torhüters, optimale Abwehrreaktion im Volleyball oder beim Kämpfen.
Das Training der Handlungsschnelligkeit ist eine Kombination aus Kognitions-, Konzentrations- und Aktionstraining.
Beispiele für das Training: Abwehrtraining auf verschiedene Angriffsbälle im Volleyball, Torhütertraining im Unihockey.
Hinweise zum Schnelligkeitstraining
Hinweise zum Schnelligkeitstraining
Im frühen Schulalter erfährt die Schnelligkeit ihren höchsten Entwicklungsschub überhaupt. In diesem Alter ist es besonders wichtig, dass die Reaktions- und Aktionsschnelligkeit sowie das Beschleunigungsvermögen entwickelt werden, zum Beispiel durch Fangformen, Startspiele oder Verfolgungsrennen.
- Gut aufgewärmt und mit höchster Konzentration üben.
- Nur maximaler Einsatz führt zum Erfolg: Go hard or go home!
- Optische, akustische und taktile Signale zur Reizauslösung einsetzen.
- Vollständige Erholung ist wichtig: Die Übungsdauer und die Pausen so wählen, dass die Geschwindigkeit und die Qualität der Bewegungen infolge eintretender Ermüdung nicht absinkt.
- Das Üben von Bewegungsabläufen unter Zeitdruck ist dann sinnvoll, wenn diese «sitzen».
Beweglichkeit
Beweglichkeit
Die Beweglichkeit setzt sich aus der Gelenkigkeit und der Dehnfähigkeit zusammen. Die Beweglichkeit umschreibt den Bewegungsumfang in einem Gelenk. Diese Reichweite kann vom Gelenk selber vorgegeben oder von der Toleranz des aktiven Bewegungssystems mit allen dazugehörigen Anteilen (Muskeln) bestimmt sein. In Gelenken wie dem Kniegelenk oder dem Ellbogen ist ein Gelenkstopp einfach zu erkennen. Ein Ellbogen kann - je nachdem, wie das Gelenk gebaut ist - etwas mehr oder etwas weniger gestreckt werden. Diese gelenksbedingten Beweglichkeitsgrenzen lassen sich nicht beeinflussen. Alle anderen Bewegungsgrenzen lassen sich beeinflussen und durch entsprechendes Training verändern. Viele beobachtbare Bewegungseinschränkungen, zum Beispiel des Hüftgelenks, der Wirbelsäule, der Schulter oder des Halses sind nicht gelenkbedingt, sondern abhängig vom Bewegungsapparat (Muskeln, Sehnen, Bänder, Kapseln). Entsprechend kann die Beweglichkeit in diesen Bereichen beeinflusst werden.
Faktoren, welche die Beweglichkeit beeinflussen
Als wichtigster Faktor, der die Beweglichkeit sowohl einschränken als auch verbessern kann, gilt die Funktion der Muskeln. Die Art, wie der Körper «gebraucht» oder bewegt wird, entscheidet darüber, welche Bewegungsradien in welchem Umfang ausgeführt werden können.
Faktoren, welche die Beweglichkeit beeinflussen:
- Alter: Die Beweglichkeit ist im Alter von 7 – 11 Jahren am höchsten und lässt sich durch regelmässiges Beweglichkeitstraining lange Zeit weitgehend erhalten.
- Genetische Voraussetzungen der Gelenksanatomie.
- Geschlecht: Frauen sind beweglicher als Männer. Dies ist anatomisch und hormonell bedingt. Unter Einfluss von Östrogen weisen Frauen eine geringere Gewebedichte und einen etwas schwächeren Muskeltonus auf.
- Die Temperatur der Muskulatur beeinflusst die Beweglichkeit. Eine Temperaturerhöhung (aufwärmen, heisses Bad) verbessert die Dehnfähigkeit. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit erhöht und das Verletzungsrisiko reduziert.
- Ermüdung: Ermüdete Muskeln tolerieren weniger Dehnspannung und sind somit auch anfälliger auf Verletzungen.
- Tageszeit: Die Beweglichkeit ist in der Regel mittags und abends etwas grösser als am Morgen.
Ausser bei einem Krankheitsbild geht einer strukturellen Verkürzung eines Muskels immer ein individuelles, einseitiges Bewegungsverhalten voraus. Durch Mobilisation der Muskeln und Gelenke mit möglichst grossen Bewegungsradien kann der Bewegungsumfang der Gelenke verbessert werden. Verspannte Muskeln lassen sich entspannen und somit Haltungsprobleme und Schmerzen vermeiden. Mobilisieren und regelmässiges Dehnen erhalten die Funktionalität der Gelenke und ermöglichen harmonische und ökonomische Bewegungsabläufe. Durch eine monotone, sitzende Arbeits- und Freizeithaltung kommt es bereits bei Kindern und Jugendlichen zu Muskelverkürzungen. Diese schränken die Beweglichkeit ein, erhöhen das Verletzungsrisiko und können zu Fehlhaltungen sowie zu Einschränkungen der Leistungsfähigkeit führen.
Methoden im Beweglichkeitstraining
Methoden im Beweglichkeitstraining
In der Praxis des Sports und der Physiotherapie haben sich verschiedene Muskeldehntechniken etabliert. Während in den Siebziger- und Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts vor allem das statische Dehnen empfohlen wurde, liegt heute im Sport das dynamische Dehnen im Trend.
dynamisches Dehnen
Das dynamische Dehnen
Das dynamisch langsame, bewusst kontrollierte Dehnen in rhythmischen kleinen Bewegungen in die maximale Dehnposition und zurück hat sich im Sport bewährt. Dieser dynamische Akzent am Ende der Bewegung soll nicht mit grossen Schwungbewegungen gesetzt werden. Bei unkontrollierter Schwunggymnastik bis an den Anschlag der Gelenke besteht Verletzungsgefahr.
statisches Dehnen (Stretching)
Das statische Dehnen (Stretching)
Die Dehnposition wird eingenommen und über 10 bis 90 Sekunden gehalten. Die Dehnung kann durch die Atmung und Konzentration auf die gedehnte Körperstelle unterstützt werden. Die Dehnung kommt durch die Zugkraft des Antagonisten (Gegenspieler der gedehnten Muskulatur) oder durch äussere Kräfte, z.B. der Schwerkraft zu Stande.
Methodische Aspekte im Beweglichkeitstraining
Methodische Aspekte im Beweglichkeitstraining
- Mobilisieren, Spannen, Entspannen, Dehnen und Lockern sind wichtige funktionserhaltende Massnahmen für den Bewegungsapparat und gehören darum in jede Sportlektion.
- Das dynamische wie das statische Dehnen können zur Erhöhung der Dehntoleranz der Muskulatur und zur Optimierung der Beweglichkeit beitragen.
- Ob Stretching eine wirksame Massnahme zur Verletzungsprophylaxe ist bleibt umstritten. Sicher ist, dass nach ungewohnter, exzentrischer Beanspruchung eines Muskels der Schaden (Muskelkater) durch Dehnen nicht rückgängig gemacht werden kann (vgl. Kapitel Sportbiologie, Muskelkater).
- Wenn gedehnt wird, muss für den Erhalt einer grösstmöglichen Gelenkstabilität auch gekräftigt werden.
- Die Erfahrungen zeigen, dass ein Muskel nach statischem Dehnen für einige Zeit weniger kontraktionsbereit ist und weniger Explosivkraft erzeugen kann. Um die Kontraktionsbereitschaft eines Muskels zu erhöhen soll der Muskel vor der Aktivität aktiv gedehnt und tonisiert (in Anspannung gebracht) werden.
- Verkürzungen haben häufig auch emotionale Ursachen. Das bedeutet, dass wir uns beim Dehnen bewusst entspannen sollen.
Nicht nur für das Beweglichkeitstraining sondern auch im Rahmen normaler sportlicher Aktivitäten sowie der Vorbereitung auf sportliche Tätigkeiten soll dem Dehnen genügend Raum gegeben werden.
Dehnen vor körperlicher Belastung
Dehnen vor körperlicher Belastung
Das Dehnen soll das Aufwärmen und Mobilisieren vor Trainings-, Spiel- und Wettkampfeinheiten ergänzen aber nicht ersetzen. Wenn das anschliessende Training Bewegungen im maximalen Bewegungsradius fordert, wird das Dehnen sehr zentral. Dies ist beispielsweise der Fall beim Hürdenlauf oder Rad schlagen. Welche Körperbereiche gedehnt werden müssen und welche Übungen dafür ausgewählt werden, ist abhängig von der nachfolgenden Aktivität. Vor dem Sport wird ausschliesslich dynamisch gedehnt. Die Muskulatur wird damit ausreichend durchblutet und die Kontraktionsbereitschaft wird verbessert (siehe Kapitel Sportbiologie, Aufwärmen). Das Aufwärmen wird nicht durch Dehnübungen sondern durch Tonisieren (leichtes Kräftigen, Spannen) abgeschlossen.
Dehnen nach körperlicher Belastung
Dehnen nach körperlicher Belastung
Die Regeneration wird durch aktives Auslaufen eingeleitet, das durch Dehnübungen ergänzt wird. Nach dem Sport eignet sich das statische Dehnen. Eine besondere Form davon ist das intermittierende Dehnen: Langsam in die Dehnstellung gehen, ca. vier Sekunden halten und dann wieder in die Ausgangsstellung zurückgehen. Die Dehnstellung wird 3 – 8 Mal wiederholt und entsprechend auch variiert. Auch leichtes Stretching kann nach dem Auslaufen angewendet werden. Danach können die Gelenke noch mobilisiert werden, so dass sie optimal mit Gelenkflüssigkeit und Nährstoffen versorgt werden.
Hinweise zum Training der Beweglichkeit
Hinweise zum Training der Beweglichkeit
Durch ein regelmässiges Anwenden von statischen und/oder dynamischen Dehnübungen verbunden mit Krafttraining kann die Beweglichkeit verbessert und die Gelenkstabilität erhalten werden.
- Die prophylaktische Förderung der Bewegungs- und Haltefunktionen durch Mobilisieren, Kräftigen und Dehnen hat längerfristig gesehen eine zentrale Bedeutung und gehört in jede Sportlektion.
- Vor dem Dehnen aufwärmen und sich bewusst entspannen.
- Sich langsam der maximalen Dehnstellung nähern, die Schmerzgrenze respektieren.
- Dehnen mit Kräftigen verbinden.
- Im ermüdeten Zustand auf intensives Dehnen verzichten.
Konditionelle Substanz = Konditionelle Fähigkeiten
Konditionelle Substanz = Konditionelle Fähigkeiten
Birrer et. al. beschreiben im Kernlehrmittel Jugend & Sport die konditionelle Substanz als alle energieliefernden physischen Aspekte der sportlichen Leistung: Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit, sowie Mischformen davon. Diese körperlichen Leistungsvoraussetzungen sind vorwiegend durch die Form und die Beschaffenheit der Organe (z.B. Muskelquerschnitt, Herzgrösse, usw.) und von den Stoffwechselleistungen (z.B. Enzymaktivität) bestimmt. Kraft Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit – auch konditionelle Fähigkeiten genannt – beeinflussen sich gegenseitig und können nur in der Theorie isoliert betrachtet werden. Diese Abhängigkeit wird in der folgenden Abbildung veranschaulicht.
Kraft
Kraft
Die Kraftleistungsfähigkeit der Muskulatur ist ein wichtiger Faktor der körperlichen Gesundheit. Im Zusammenspiel mit der Muskelkoordination und der Ausdauerleistungsfähigkeit ist sie für die aufrechte Haltung des Körpers während des Tages und für die Bewegungskontrolle zuständig. Die Kraftfähigkeit beeinflusst die Leistungsfähigkeit und die Belastbarkeit des ganzen Organismus. Eine gut ausgebildete Muskulatur prägt unser Erscheinungsbild und hat somit auch Einfluss auf das Selbstvertrauen. Krafttraining ist deshalb nicht nur für die Steigerung der Leistungsfähigkeit oder die Prävention von Verletzungen wichtig, sondern auch für die Erhaltung der Lebensqualität.
Arbeitsweisen (Muskelkraft)
Muskelkraft ist die Fähigkeit des neuromuskulären Systems, Spannung zu erzeugen. Diese Spannung kann mit unterschiedlicher Wirkung auf den Körper oder die Umgebung erzeugt werden. Die Kraftleistung kann erzeugt werden um dadurch bei…
…isometrischer Arbeitsweise äusseren und inneren Kräften einen statischen Wiederstand entgegenzusetzen. Der Körper bleibt dabei in Ruhe.
Beispiele: Stabilisation des Rumpfes beim Turnen im Handstand, Beugehang an stehenden Ringen halten.
…dynamisch-konzentrischer Arbeitsweise äussere und innere Widerstände zu überwinden. Der Körper oder Teile davon bewegen sich gleichförmig bzw. werden beschleunigt.
Beispiele: Treppen Steigen, Treten beim Radfahren.
…dynamisch-exzentrischer Arbeitsweise Kräften bremsend, dynamisch-nachgebend entgegenzuwirken. Der Körper bewegt sich abbremsend.
Beispiele: Landen beim Niedersprung, bergabwärts gehen.
Erscheinungsformen der Kraft
Maximalkraft
Maximalkraft
Die grösstmögliche Kraft, die ein Muskel oder eine Muskelgruppe bei maximaler, willkürlicher Aktivierung entfalten kann, heisst Maximalkraft.
Die Maximalkraft kann durch eine Vergrösserung des Muskelquerschnitts und/oder neuronalen Anpassungen gesteigert werden. Beim Training zur Vergrösserung des Muskelquerschnitts verdicken sich die Muskelfasern. Durch ein Training der intramuskulären Koordination gelingt es mehr Muskelfasern eines Muskels gleichzeitig zu aktivieren. Somit kann kurzeitig mehr Kraftleistung erbracht werden. Auch durch das Training der intermuskulären Koordination kann die Maximalkraft gesteigert werden. Die verschiedenen Muskelgruppen arbeiten besser zusammen, der Rumpf und die Gelenke werden optimal stabilisiert.
Beispiel: Im Kunstturnen beim Turnen des Kreuzhangs an den Ringen ist die Maximalkraft im Zusammenhang mit der Kraftausdauer absolut leistungsbestimmend. Je grösser die äusseren Kräfte sind, desto grösser ist die Bedeutung der Maximalkraft. Die reine Maximalkraft, wie oben in der Definition beschrieben, kommt jedoch in keiner Sportart isoliert vor. Sie wird im Fitness- und Leistungssport oft verwendet um den Trainingsstand auf dem die Trainingsplanung aufbaut, zu erheben.
Schnellkraft
Schnellkraft
Die Fähigkeit, einen grossen Impuls (Kraftstoss) innerhalb einer kurzen Zeit zu realisieren, Widerstände mit hoher Kontraktionsgeschwindigkeit zu überwinden und einen Gegenstand oder den eigenen Körper zu beschleunigen, heisst Schnellkraft.
Die Schnellkraft wird massgeblich durch die Maximalkraft bestimmt, d.h. durch den Muskelfaserquerschnitt und vor allem durch die Fähigkeit, die schnellsten motorischen Einheiten (Typ II-Fasern) zu rekrutieren und synchron zum Einsatz zu bringen.
Beispiele: Absprung im Weit- oder Hochsprung, Absprünge bei Spielen, Start beim Sprinten.
Reaktivkraft
Reaktivkraft
Die Fähigkeit, in einem Dehnungs-Verkürzungszyklus einen hohen Kraftimpuls zu realisieren, indem eine vorgespannte Muskelschlinge in kurzer Folge abbremsende und beschleunigende Arbeit leistet, heisst Reaktivkraft.
Bei einigen sportlichen Bewegungen wird die eigentliche Bewegung (z.B. Abwurf) durch eine Ausholbewegung eingeleitet. In diesen Situationen kommt es zu einem schnellen Wechsel zwischen einer abbremsenden (exzentrischen) und einer verkürzenden (konzentrischen) Arbeit der Muskulatur. In vielen Sportarten dominieren solche reaktiven Muskelaktionen.
Beispiele: Bei Wurfbewegungen arbeiten die Brustmuskeln und die vorderen Schultermuskeln reaktiv: Der Wurfarm befindet sich in der Ausholposition, dann geht die Wurfschulter der Abwurfbewegung des Arms voraus, die Brust und Schultermuskeln werden gedehnt und kontrahieren sich dann explosiv. Ein Beispiel für Bewegungen mit einem eher langen Dehn-Verkürzungszyklus ist der Blocksprung beim Volleyball: Einem relativ langsamen Senken zur tiefen Kniebeuge folgt eine explosive Kontraktion.
Kraftausdauer
Kraftausdauer
Kraftausdauer bedeutet Ermüdungsresistenz bei dynamischer oder statischer Muskelarbeit, die über einen längeren Zeitraum ausgeführt wird. Die Kraftausdauer wird durch die Maximalkraft, die Leistungsfähigkeit des Energiestoffwechsels und durch die Ermüdungsresistenz des Nervensystems bestimmt.
Beispiele: Treppensteigen, Aufstieg mit dem Mountainbike, Rudern.
Hinweise zum Krafttraining in der Schule
Hinweise zum Krafttraining in der Schule
Ziele des Krafttrainings in der Schule sind die optimale Leistungsfähigkeit für den Alltag und den Schulsport zu erhalten, sowie eine beschwerdefreie, physiologisch korrekte Haltung zu fördern. Dabei steht die Stabilität des Rumpfes und der Gelenke im Zentrum.
Krafttraining im Kindergarten
Krafttraining im Kindergarten
Im Kindergarten ist ein gezieltes Krafttraining nicht sinnvoll. Wenn Kinder ihren Bewegungsdrang ausleben können, entwickeln sich die Muskulatur und der passive Bewegungsapparat ausreichend. Die Erwachsenen sollen das Bewegungsumfeld der Kinder so einrichten, dass diese ihren Drang nach Bewegung und Anwendung ihrer motorischen Fähigkeiten befriedigen können und Gelegenheit haben, regelmässig zu hangen, schwingen, stützen, rollen usw.
Beispiele für den Sportunterricht sind: Bewegen im Gerätegarten, Klettern und Niederspringen, Kriechen, Gehen auf allen Vieren, Gleiten auf Teppichen, usw.
Krafttraining in der Unterstufe
Krafttraining in der Unterstufe
In der Unterstufe soll der Bewegungsdrang so befriedigt werden, dass die gesamte Muskulatur und speziell die Rumpfmuskulatur durch herausfordernde Bewegungsaufgaben und andererseits durch Körperübungen regelmässig beansprucht und dynamisch gekräftigt werden. Mit dem Erwerb und dem Anwenden von motorischen Fertigkeiten ist automatisch eine Zunahme der Kraft verbunden.
Durch z.B. Klettern an Bäumen, Stangen, Kletterwänden; Turnen am Boden und an Geräten; Schwimmen, Skaten und Fussball spielen entwickeln sich die neuromuskulären Fähigkeiten, ohne dass die Muskelmasse stark zunimmt. Die Zunahme der Kraft beruht vor allem auf der Entwicklung der intermuskulären und intramuskulären Koordination (siehe Maximalkraft).
Krafttraining ab der Mittelstufe und vor allem in der Oberstufe
Krafttraining ab der Mittelstufe und vor allem in der Oberstufe
Ab der Mittelstufe und vor allem in der Oberstufe ist eine systematische Kräftigung notwendig. Dabei ist darauf zu achten, dass der passive Bewegungsapparat (Bänder, Sehnen, Knorpel usw.) und die Wirbelsäule dosiert und physiologisch belastet werden. Die Geschlechtshormone, welche den zweiten Gestaltwandel in der Pubertät bedingen, haben eine anabole (=aufbauende) Wirkung. Sie beeinflussen die Entwicklung der Knochendichte und der Muskelmasse positiv. Bei Jugendlichen muss diese wichtige Phase für die Entwicklung der Muskelmasse und auch der Knochendichte, sowie der konditionellen Substanz allgemein, optimal genutzt werden. Der Stabilität des Rumpfes und der Gelenke gehört die erste Priorität. Als Trainingsmittel dienen in erster Linie das eigene Körpergewicht oder angemessene Zusatzgewichte wie zum Beispiel Medizinbälle, Sandsäcke oder Kleinhanteln. Auch Partnerübungen eignen sich in diesem Alter. Als Methode empfiehlt sich das Training mit 10 – 20 Wiederholungen bei mittleren Krafteinsätzen.
Krafttraining im frühen Erwachsenenalter (Adoleszenz)
Krafttraining im frühen Erwachsenenalter (Adoleszenz)
Im frühen Erwachsenenalter (Adoleszenz) sind die hormonellen Voraussetzungen für die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit ideal. Die Belastung kann sukzessive gesteigert werden. Die Realität zeigt aber, dass das Erwachsenenalter häufig geprägt ist durch eine zivilisations- und berufsbedingte Bewegungsarmut. Ein Hauptziel ist es darum, durch Ganzkörperübungen vor allem die tiefe Rumpfmuskulatur (schräge Bauchmuskulatur, quer verlaufende Bauchmuskeln, kleine Muskeln der Lenden- und Brustwirbelsäule) sowie die Schultermuskulatur zu stärken. Der Aufwand für die Erhaltung der Kraftfähigkeit lohnt sich auf jeden Fall, weil die Belastungstoleranz und die Gesundheit, die Freizeit- und Sporttauglichkeit sowie die Lebensqualität ganz direkt davon abhängig sind.
Lokale und allgemeine Ausdauer
Lokale und allgemeine Ausdauer
Ermüdungsresistenz bei Belastungen, bei denen weniger als ein Sechstel der gesamten Skelettmuskulatur beteiligt ist, wird als lokale Ausdauer bezeichnet. Die lokale Ausdauer wird durch die lokalen Faktoren beeinflusst. Das sind Energie-, Enzym- und Sauerstoffangebot in den involvierten Muskelfasern. Leistungsbestimmend dafür ist vorwiegend die Kapillardichte in diesen Muskeln.
Ermüdungsresistenz bei Belastungen, bei denen mehr als ein Sechstel der gesamten Skelettmuskulatur beteiligt ist, nennt man allgemeine Ausdauer. Die allgemeine Ausdauer wird einerseits durch die lokalen Voraussetzungen (Kapillardichte und Anzahl Mitochondrien) und die Kapazität der globalen Systeme (Herz, Kreislauf, Atmungsorgane, Blut, Leber) sowie durch die Motivation und die Leistungsbereitschaft bestimmt.
Je nach Intensität der Belastung unterscheidet man zwei Erscheinungsformen der Ausdauer:
- aerobe Ausdauer
- anaerobe Ausdauer
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