PS2-Sitzung8
Einflüsse von Minoritäten und Majoritäten in Gruppen Geschlechtsunterschiede
Einflüsse von Minoritäten und Majoritäten in Gruppen Geschlechtsunterschiede
Fichier Détails
Cartes-fiches | 25 |
---|---|
Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 20.07.2016 / 20.07.2016 |
Lien de web |
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informationaler sozialer Einfluss
• Muzafer Sherif (1906-1988)
• türkisch-amerikanischer
Sozialpsychologe
• beschäftigte sich mit interund
intragruppalen Konflikten,
Gruppendruck und Konformität
• 1935: A study of some social
factors in perception
Sherifs (1935) autokinetischer Effekt II
Jeweils die Hälfte aller Probanden werden einer der folgenden
Bedingungen ausgesetzt:
1. Bedingung:
• Die Versuchspersonen schätzen im ersten Durchgang das
Ausmaß der Bewegungen alleine ein, danach die nächsten
drei Durchgänge in Zweier- oder Dreiergruppen.
2. Bedingung:
• Die Versuchspersonen schätzten das Ausmaß der Bewegungen
in den ersten drei Durchgängen in einer Gruppe
ein, im letzten Durchgang allein.
Sherifs (1935) autokinetischer Effekt I
• Versuchspersonen zunächst allein in einen vollkommen verdunkelten
Raum, in dem ihnen in etwa fünf Metern Entfernung ein stationäres
Licht dargeboten wurde (aufgrund des so genannten autokinetischen
Effektes scheint sich dieses Licht zu bewegen).
• Bitte an die Versuchspersonen, Schätzungen über das Ausmaß der
Bewegungen des Lichtes abzugeben (insgesamt vier Durchgänge
Sherifs (1935) autokinetischer Effekt -
Ergebnisse
1. Bedingung:
• Personen entwickeln einen eigenen Bezugsrahmen
• die Gruppe nimmt Einfluss auf diesen Bezugsrahmen
2. Bedingung:
• die Gruppe „einigt“ sich auf einen Bezugsrahmen
• dieser bildet auch in der isolierten Situation die Grundlage
für die Schätzung
normativer sozialer Einfluss
• Solomon Asch (1907-1996)
• polnisch-amerikanischer
Sozialpsychologe
• beschäftigte sich mit Gestaltpsychologie
und Konformitätsdruck
• 1956: Studies of independence
and conformity: I. A minority
of one against a unanimous
majority
Mechanismen für konformes Verhalten
• informativer Einfluss:
– in einer uneindeutigen Situation wird das Urteil anderer als
wertvoll herangezogen (Orientierungshilfe)
• normativer Einfluss:
– Menschen passen sich häufig dem Verhalten an, das sie bei
anderen Menschen wahrnehmen, obwohl sie im Grunde
genommen von etwas anderem (bis hin zum Gegenteil)
überzeugt sind
• Unterscheidung:
– „öffentliche“ versus „private“ Überzeugung/Zustimmung
Bedingungen konformen Verhaltens
in Gruppen
• Gruppenziel (Belohnung)
• Status innerhalb der Gruppe (niedrig, mittel, hoch)
• wahrgenommene Kompetenz der anderen
• Größe der Majorität (bis zu einem gewissen Grad)
• Einigkeit der Majorität
aber: finden Probanden eine unterstützende Person, verringert
dies die Konformitätsneigung signifikant Minoritäteneinfluss?
Minoritäteneinfluss
Experiment von Moscovici (1969)
• Teilnehmer*innen (TN) hatten die Aufgabe, die Farbe von 36
Dias zu benennen, die eindeutig blau waren, das Blau variierte
nur in seiner Intensität
• in 6-köpfigen Gruppen mit je 2 Konföderierten waren die
Farbvorlagen zu beurteilen
• die Konfidenten beurteilten die Vorlagen konsistent mit „grün“;
die Reihenfolge der Antworten wurde zwischen den Gruppen
variiert
Minoritäteneinfluss - Konsequenzen
• zentrales Merkmal für einen Minoritäteneinfluss: wahrgenommene
Konsistenz
– synchrone Konsistenz: innerhalb der Minorität
– diachrone Konsistenz: über Situationen hinweg
• d.h. konsequent einen eigenen Standpunkt vertreten und immer
wieder Einflüssen der Majorität Stand halten, dabei aber nicht
kompromisslos, ausfällig oder aggressiv werden
• entscheidend ist der Eindruck, welchen die Mehrheit von der
Minderheit erhält (Glaubwürdigkeit, Vertrauenswürdigkeit
usw.)
Geschlecht und Geschlechtsstereotyp
• sex = biologisches Geschlecht
• gender = soziales Geschlecht (kulturelle Prägung, steht im
Zusammenhang mit Geschlechtsstereotypen)
• auf letzterem basieren Erwartungen in Form von Geschlechterrollen
• geschlechtsspezifisches Verhalten: Verhalten, dass ausschließlich
bei einem Geschlecht vorzufinden ist (bspw. stillen); in der
Psychologie insgesamt kaum relevant
• geschlechtstypisches Verhalten: relative Häufigkeit eines
Verhaltens je nach Geschlecht; psychologische Variablen sind
fast ausschließlich geschlechtstypisch
Geschlechtsstereotype im Kulturvergleich
• es finden sich insgesamt universelle Geschlechtsstereotypen (bspw.
Männer gelten kulturübergreifend als aktiver und stärker), inwiefern
sie für das eigene Handeln jedoch als verbindlich angesehen werden,
variiert stark im interkulturellen Vergleich
• Stereotype sind häufig über Generationen hinweg transportiert und
verfestigt
• insgesamt unterscheiden sich Geschlechtsstereotypen hinsichtlich ihrer
sozialen Erwünschtheit von Kultur zu Kultur
weniger geschlechtsstereotypes Handeln korreliert u.a. mit einem hohem
Bruttoinlandsprodukt, einem größeren Frauenanteil und einer hohen Wert-schätzung
von Individualismus
eine egalitäre Geschlechtsrollenideologie führt hingegen nicht zu einer Reduktion
geschlechtsstereotypen Handelns, sondern kann diese sogar teil-weise erhöhen
Geschlechtsstereotype: Sexismus
• = „betont die Unterschiede zwischen den Geschlechtern im Sinne einer
Demonstration der Überlegenheit des Mannes und fixierter
Rollenzuweisungen an die Frau“ (Heitmeyer & Mansel, 2008, S. 19)
• äußert sich in vorurteilsbesetzten Einstellungen und diskriminierenden
Verhaltensweisen aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit einer Person
• „Sexismus gibt es in vielfältiger Form, er reicht von sexualisierten
Beleidigungen und Anmachen bis hin zum Absprechen von Kompetenz
und Können.“ (Walther-Ahrens, 2014, S. 198)
• Sexismus kann sich sowohl gegen das weibliche als auch männliche
Geschlecht richten, wobei sich häufig auf Frauen fokussiert wird
• als Grundlage fungiert in der Regel eine traditionelle Auffassung von
Geschlechterrollenvorstellungen
• sexistische Einstellungen von Männern und Frauen werden durch
sozialisationsbedingte und situative Faktoren begünstigt
pränatale Geschlechtsunterschiede
• Metaanalysen (bereits Eaton & Enns, 1986) zeigen, dass Jungen
bereits vor der Geburt motorisch aktiver sind als Mädchen,
dieser Unterschied bleibt bis zur Einschulung bestehen
psychologische Geschlechtsunterschiede
• Vorreiter USA: jährlich durchlaufen hunderttausende von
Schüler*innen und Studierenden standardisierte Leistungstest
kognitive Unterschiede:
• Jungen / Männer haben im Durchschnitt etwas bessere kognitive
Fähigkeiten bzgl. geometrisch-räumlicher Aufgaben als Mädchen
/ Frauen, bei der mentalen Rotation ist der Unterschied relativ
stark ausgeprägt (Komponente der räumlichen Objekterkennung:
Fähigkeit, mehrdimensionale Objekte im Geiste drehen zu
können
• die Überlegenheit tritt ab etwa 4,5 Jahren und vor allen in westlichen
Industriegesellschaften auf, daher sind kulturelle Einflüsse
der Kindheit zu berücksichtigen; welche Faktoren dabei aber
genau relevant sind, ist bisher nicht geklärt
psychologische Geschlechtsunterschiede
verbale Fähigkeiten:
• insgesamt lässt sich keine prinzipielle Überlegenheit von
Mädchen / Frauen gegenüber Jungen / Männern bezüglich
verbaler Fähigkeiten aufzeigen
• deutliche Unterschiede zeigen sich vor allem im Extrembereich:
starke Leseschwierigkeiten und Legasthenie sind bei Jungen /
Männern fünfmal häufiger
psychologische Geschlechtsunterschiede
mathematische Fähigkeiten:
• Metastudien weisen nicht auf eine generelle Überlegenheit von Jungen
/ Männern gegenüber Mädchen / Frauen hin
• deutliche Unterschiede zeigen sich im Extrembereich, diesmal jedoch
zum Vorteil der Jungen / Männer: so finden sich deutlich mehr mathematisch
hochbegabte Jungen / Männer im Vergleich zu Mädchen /
Frauen
• ggf. gereicht den Jungen / Männer ihre erhöhten Fähigkeiten in der
mentalen Rotation zum Vorteil, da komplexe mathematischen Aufgaben
häufig geometrischer Natur sind oder sich dadurch besser veranschaulichen
lassen
psychologische Geschlechtsunterschiede
• verbale und mathematische Fähigkeiten stehen im Zusammenhang mit
„Interesse“ und „Selbstvertrauen“
• Jungen weisen bspw. insgesamt ein höheres Interesse an mathematisch-
naturwissenschaftlichen und vor allem technischen Fächern auf;
dabei werden sie u.a. auch aufgrund der Geschlechtsrollenerwartungen
positiver bestärkt als Mädchen
• aktuell finden sich verstärkt Diskussionen darüber, getrennt-geschlechtliche
Schulen wieder einzuführen, um den Kinder bessere
Möglichkeiten zu bieten, sich mit „geschlechtsuntypischen“ Themenbereichen
auseinanderzusetzen und diesbezüglich ein höheres Selbstvertrauen
zu erlangen
psychologische Geschlechtsunterschiede
Beziehungsaggression
• Mädchen zeigen durchgängig mehr Beziehungsaggression als Jungen,
wobei dieser Befund insbes. für das Jugendalter aufgezeigt werden konnte
(Archer, 2004)
• mit Blick auf partnerschaftliche Aggression zeigte eine Metastudie von
Archer (2000), dass Frauen (erwartungswidersprechend) minimal häufiger
als Männer physische Aggressionen einsetzten, aber Männer (erwartungskonform)
Frauen deutlich häufiger verletzten (also einen qualitativ höheren
Gewaltgrad anwendeten)
• als Erklärung für den erwartungswidrigen Befund wird u.a. vermutet, dass
Männer außerhalb anonymer Befragungen Gewalterfahrungen eher für
sich behalten (da unpassend zum traditionellen Stereotyp von Männlichkeit)
Erklärungsansätze für psychologische
Geschlechtsunterschiede im Überblick I
• psychoanalytische Ansätze
• lerntheoretische Ansätze
• kognitive Ansätze
• kulturpsychologische Ansätze
• evolutionärpsychologische Ansätze
psychoanalytische Ansätze
– empirisch kaum überprüfbar und - insofern dies möglich ist –
widerlegt; spielen daher aktuell keine Rolle bei der Erklärung von
Geschlechtsunterschieden
• lerntheoretische Ansätze
– auf Grundlage empirischer Untersuchungen sind differentielle Bekräftigungen
ebenso aufgezeigt worden, wie Nachahmungseffekte;
beide können Geschlechtsunterschiede allein nicht ausreichend
erklären
kognitive Ansätze
– Ansätze können gut die Natur der Geschlechtsstereotype erklären
und warum es zu einer Überschätzung vorhandener Unterschiede
kommt, nicht aber tatsächlich bestehende Unterschiede
kulturpsychologische Ansätze
– manche Geschlechtsunterschiede können durch die Arbeitsteilung
erklärt werden, die meisten jedoch nicht
• evolutionärpsychologische Ansätze
– abgeleitete Hypothesen konnten empirisch relativ gut bestätigt
werden
aber:
– da der evolutionäre Prozess auch durch unsystematische Faktoren
bestimmt ist, können bestimmte Geschlechtsunterschiede auch auf
singulären Ereignissen in der Evolution beruhen
– bis dato „sind weder die Gene bekannt, die für die vermuteten
geschlechtstypischen Verhaltensdispositionen verantwortlich sind,
noch die vermittelnden Mechanismen zwischen der Aktivität dieser
Gene und diesen Dispositionen“
Fazit
• die Aussagekraft einzelner Ansätze ist nicht ausreichend, um psychologische
Geschlechtsunterschiede erklären zu können; vielmehr bietet
sich ein integratives Verständnis an
• Asendorpf & Neyer (2012, S. 367) bündeln diese Erkenntnis in
folgender Aussage:
„Psychologische Geschlechtsunterschiede beruhen auf einer durch
Geschlechtsstereotypisierung bedingten kulturellen Verstärkung
genetisch und ökologisch bedingter Geschlechtsunterschiede auf
hormoneller, neuronaler und Verhaltensebene.“
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