Prüfung Risikomanagement
SS 2014 + WS 2014/2015
SS 2014 + WS 2014/2015
Kartei Details
Karten | 106 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | BWL |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 14.07.2015 / 16.08.2023 |
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Wie berechnet sich beim Risikotransfer durch eine Versicherung die Prämie?
Versicherung-Prämienberechnung
- Erwarteter Schaden (= Risikoprämie) +
- Interne + Externe Kosten (= Underwriting-Prämie = Underwriting und Schadensabwicklungskosten) +
- Kapitalkosten (= Technische Prämie) +
- Gewinnmarge (= Zu realisierende Zielprämie)
Ein Underwriter ist ein Mitarbeiter eines Erst- oder Rückversicherers, der für seine Versicherungsgesellschaft Risiken zeichnet, soll heißen Versicherungsverträge abschließt. Dieser Vorgang wird Underwriting genannt.
Zeichnungsentscheidung im Erst- und Rückversicherungsgeschäft. Dazu gehören auch die Prüfung und Einschätzung von (Rück-)Versicherungsrisiken einschl. der Festsetzung einer angemessenen Prämie.
Zielsetzung: Der Zweck des Underwriting besteht darin, das Versicherungsgeschäft so zu steuern, dass es einerseits für den (Rück-)Versicherten recht und billig, andererseits für den (Rück-)Versicherer profitabel und risikotragfähig ist.
Insbesondere im Geschäft mit Industrie- bzw. allgemein Großrisiken kommt dem Underwriting seine eigentliche Bedeutung zu. Es werden, je nach zu versicherndem Risiko, Bereich und Schaden, umfangreiche Gutachten angefertigt und mögliche Schadenszenarien durchgespielt. Die hierfür eingesetzten Underwriter bei Industrie- sowie Rückversicherungsgesellschaften sind in der Regel Spezialisten, beispielsweise Ingenieure, Geologen, Umweltspezialisten, Juristen, Aktuare etc.
Wie entscheidet man, ob eine Versicherung notwendig ist?
Versicherung notwendig?
- Schadensausmaß/Schadenshäufigkeit
- Kleines Risiko: Grundsätzlich selbst tragen (Kapitalkosten < Versicherungsprämie)
- Mittleres Risiko: Transferieren, wenn ökonomisch sinnvoll
- Katastrophen-Risiko: Transferieren, wann immer möglich (Kapitalkosten > Versicherungsprämie)
Wie erfolgt ein Risikotransfer mit einem Wording?
Wording
- Vertragsklauseln mit Lieferenten/Kunden
- Haftungsausschlüsse (Produkthaftung)
- Klauseln bezüglich eventuellen Zeitverzögerungen bei Lieferungen etc.
Wording: Vertragstext in der Versicherungsbeziehung zwischen Erst- und Rückversicherer. Dabei enthält der Vertragstext die allgemeinen Bestimmungen, sowie in den Anhängen die jeweiligen Modifizierungen des Standardvertragstexts. Siehe auch Contract Certainty.
Wording im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit:
Öffentlichkeitsarbeit, synonym Public Relations (PR), ist ein weit gefasster Begriff für das Management der öffentlichen Kommunikation von Organisationen gegenüber ihren externen und internen Teilöffentlichkeiten bzw. Anspruchsgruppen. Als Organisation werden unter anderem Unternehmen, Non-Profit-Organisationen, Behörden, Parteien und NGOs bezeichnet.
Wie erfolgt eine Risko-Kompensierung?
Risiko-Kompensierung
durch bedingte Finanzmittel
Versicherungen und Optionen sind bedingte Finanzmittel
- Bedingt = z.B. nur im Schadensfall muss gezahlt werden
- gegen die Risikoposition wird ein anderer Finanztitel als Rückhalt gekauft, der durch Gewinne das Risiko kompensieren soll
- Finanztitel zur Risikokompensation sind meist Derivate, aber auch
- Optionen
- Futures
- SWAPs
- Derivate, unbedingte: Unbedingte Derivate sind dadurch charakterisiert, dass sowohl der Verkäufer als auch der Käufer des Derivates eine Verpflichtung eingehen, zu einem späteren Zeitpunkt eine bestimmte Menge des jeweiligen Basiswerts (z.B. Aktie, Währung) zu einem zu Vertragsabschluss festgelegten Preis zu kaufen bzw. zu verkaufen. Unbedingte Derivate sind folglich beidseitig verpflichtend. Zu den unbedingten Derivaten zählen z.B. Futures und Swaps.
- Derivate, bedingte: Unter bedingten Derivaten versteht man eine Form von Derivaten. Bei bedingten Derivate erwirbt der Käufer des Derivats lediglich das Recht zum Kauf (Call-Option) oder Verkauf (Put-Option). Im Gegensatz zum Verkäufer geht der Käufer jedoch keinerlei Kaufs- bzw. Verkaufsverpflichtung ein. Bedingte Derivate sind somit nur einseitig verpflichtend.Optionen sind bedingte Derivate.
Bei der Risiko-Kompensierung werden Optionen verwendet. Erläutern Sie diese.
Optionen
- Optionen sind Derivate
- Derviate (abgeleitete Finanztitel) = Finanztitel 2. Ordnung, der aus Finanztitel der 1. Ordnung (= Basistitel = Basisposition = Underlying) abgeleitet wird.
- Basistitel sind festverzinsliche Wertpapier, Aktien oder Devisen
- Gedeckte Option: Basistitel ist schon im Bestand
- Ungedeckte Option: Basistitel ist nicht im Bestand
- Definition Option: Der Käufer einer Option (= Long Position) hat das Recht (aber nicht die Pflicht) den Basistitel (=Underlying) zu einem vereinbarten Preis (Ausübungspreis) innerhalb einer bestimmten Frist vom Verkäufer der Option (= Short Position = Stillhalter) zu kaufen (= Call = Kaufoption) oder zu verkaufen (= Put = Verkaufsoption). Für dieses Recht zahlt der Käufer der Option eine Optionsprämie.
- Eigenschaften von Optionen
- Optionen sind Termingeschäfte (= heute Preis für Zukunft festgelegt)
- Erfüllungsgeschäft, Zukunft (<> Verpflichtungsgeschäft, heute) --> künftige Verluste von Basispositionen können ausgeglichen werden
- Kauf (Long Position) von Optionen ist durch jedes Unternehmen möglich
- Verkauf (Short Position) können nur bestimmte Personen innerhalb bestimmter Organisationen (Börsen) sein
Stellen Sie die Kaufoption der Verkaufsoption gegenüber.
Kaufoption vs. Verkaufsoption
- Kaufoption ist im Risikomanagement ungeegnet. Es erfolgt keine Risiko-Kompensierung --> Gewinn bei steigenden Preisen
- Verkaufsoption ist gut für Risiko-Kompensierung geeignet, aber ist für normale Unternehmen nicht erlaubt
- Hebeleffekt der Kaufoption: Mit wenig Prämie (100 EUR) kann ein großer Gewinn gemacht werden, wenn der Basistitel steigt (1000 EUR) --> Teilhabe am vollen Umfang der Basisoption.
- Protective Put der Verkaufsoption: Vermögensverluste einer Basisoption sind voll ausgeglichen, Gewinn ist dennoch möglich --> Gewinn-/Risiko-Verhältnis der Basisposition ist deutlich verbessert
Erläutern Sie eine Kauf-Option an einem Beispiel.
Beispiel Kauf-Option (erlaubt für normale Unternehmen)
- Optionsprämie der Kaufoption = 100 EUR
- Ausübungspreis = 1.000 EUR
- Fälligkeit = 6 Monate
- Der Käufer der Option erhält das Recht für 100 EUR den Basistitel um 1.000 EUR nach 6 Monaten zu kaufen.
- Gewinn/Verlust reslutieren aus der Diskrepanz zum Marktwert zum Verkaufszeitpunkt:
- Wenn der Basistitel am Markt billiger ist, wird der Käufer den Basistitel nicht via Option kaufen und hat als Verlust 100 EUR Optionprämie.
- Wenn der Basistitel am Markt teurer ist, wird der Käufer den Basistitel kaufen und gleich wieder zum teuereren Preis verkaufen - und einen Gewinn erwirtschaften.
- Marktpreis 2 (steigt) = 2000 EUR, Option = 1000 EUR, Optionsprämie = 100 EUR: Kauf des Basistitels, weil Gewinn bei steigenden Preisen (1000 EUR - 100 EUR)
- Marktpreis 2 (fällt) = 500 EUR, Option = 1000 EUR, Optionsprämie = 100 EUR: kein Kauf, 100 EUR Verlust wg. Prämie und Verlust aus bereits vorhandenem Investment
- Schlussfolgerung: Keine Risikokompensierung bei Kaufoption
Erläutern Sie eine gedeckte Verkaufsposition an einem Beispiel.
Gedeckte Verkaufsposition
Futures werden bei der Risiko-Kompensierung verwendet. Erläutern Sie diese.
Futures:
- Futures sind unbedingte Finanzmittel: d.h. ohne Option oder Schadensfall wie oben angeführt - der Transfer findet auf alle Fälle statt!
- Defintion Future: Käufer (Long Hedge Position) verpflichtet sich, eine vereinbarte Menge von Basistiteln (Underlying) vom Verkäufer (Short Hedge Position) zum Terminkurs (= Future-Preis) zu kaufen. Der Verkäufer ist verpflichtet, die vereinbarte Menge zu liefern (oft ist die reale Lieferung ausgeschlossen und stattdessen eine Ausgleichszahlung (= Cash Settlement = Differenz Terminpreis zum aktuellen Marktpreis) vereinbart.
- Futures in der Risikosteuerung
- keine Prämienzahlung wegen unmittelbarer Verpflichtung von Käufer und Verkäufer
- für Käufer theoretisch unbegrenzte Gewinne möglich, für Verkäufer sind Verluste begrenzt --> daher strenge Auflagen und nur mäßig geeignete für Risikomanagement in Nicht-Banken
- als Instrument der Risikosteuerung nur Verkäufer geeignet (wenn Marktkurs sinkt, dann steigt Gewinn)
- Future geeignet, wenn Glattstelle hoch ist und kein großer Gewinn erzielt werden soll
- Terminkurs ist entscheidend und wird durch Bestandhaltungskosten (Cost of Cary) bestimmt. Aktueller Basispreis + Bestandhaltungskosten = Terminkurs
- Futures werden meist an Terminbörse zwischen Banken und Finanzmaklern gehandelt --> nicht für normale Unternehmen geeignet.
- Für Normale Unternehmen sind spezielle Futures: Devisentermingeschäfte (für Wechselkursrisiken) und Bund Futures (für Zinsrisiken)
- Risikosteuerung durch Futures als Verkäufer ist möglich
- Future für Verkäufer mit Basisposition im Portfolio absolut gegenläufig
- Limitierter Gewinn (Glattstelle = Terminkurs - aktueller Basispreis) im Gegensatz zur Option
Erläutern Sie den Begriff "Future" anhand eines Beispiels.
Future
- Terminkurs = 120 EUR (mit Bestandhaltungskosten)
- Fälligkeit = 6 Monate
- Investment = 110 EUR
- Future für Verkäufer mit Basisposition im Portfolio absolut gegenläufig: Was auch immer passiert, Gewinn ist immer identisch (10 EUR) = Glattstelle = Terminkurs - aktueller Marktpreis Basistitel --> also nur beschränkte Gewinnmöglichkeiten (<> Option)
Wie werden SWAPs für die Risiko-Kompensierung verwendet?
SWAPs
- Definition: Tauschgeschäfte unterschiedlicher (Güter oder Finanztitel o.a. oder gleiche) Portfolios in der Zukunft zur Ausnutzung komparativer Vorteile auf den Finanz- oder Gütermärkten
- Tausch gleichwertiger Risikopositionen
- Gewinn über Diversifizierung, nicht über etwaige Prämien
- Problem: Geeigneter Tauschpartner muss gefunden werden
- Vorteil von SWAP: Ist gratis (keine Prämie) und die Risiken können transferiert werden
- Erhebliche Verbesserung der Gewinn-/Risiko-Relation, wenn man geeigneten Partner findet
- SWAPs sind unbedingte Finanzmittel, d.h. der Transfer findet auf alle Fälle statt
- Voraussetzung
- Verfügen über detaillierte Unternehmensinformation
- Finden eines geeigneten Partners
- Objektive Portfoliobeurteilung ist möglich
Mit welchem Mittel erfolgt eine Risiko-Übernahme?
Risiko-Übernahme mit Captives
- Captive Insurance Definition: Versicherungsunternehmen im Eigentum eines großen Unternehmens - externe Selbstversicherung: Risiken aus Bereichen der Sach-/Haftplfichtversicherung eines Unternehmens werden "versichert"
- Captive Insurance Companies haben häufig Sitz in steuerlich und aufsichtsrechtlich günstigen Ländern (Bermuda, Bahams, Liechtenstein, Luxemburg...)
- Arten
- Erstversicherungs-Captives: Direkte Übernahme der Risiken des Unternehmens (Pensionskassen) sind Sonderform der Erstversicherungs-Captive
- Rückversicherungs-Captive: Risiken übernimmt normaler Erstversicherer (Fronting), der sie an eine Rückversicherungs-Captive weitergibt, die sich wiederum auf dem Rückversicherungsmarkt retrozediert.
BILD!!
Welche Vor-/Nachteile hat ein Captive?
Vorteile Captive
- Kapazitätsengpässe können durch Captive-Lösungen umgangen werden
- Vereinheitlichung der Risikopolitik im Unternehmen/Konzern, positiver Einfluss auf das Risikomanagement
- Unternehmen kann Teile der versicherbaren Risikos selbst übernehmen - auch wenn es auf dem traditionellen Versicherungsmarkt keine Lösung gibt
- Zugang zum Rückversicherungsmarkt möglich
- Gewinne der Captive dürfen investiert werden, eventuell steuerliche Vorteile (Reservebildung aus steuerlich abzugsfähigen Prämien)
Nachteile Captive
- Diversifizierung oft nicht ausreichend vorhanden:
- Gefahr von Kumulrisiken (zeitlich und örtlich)
- Ohne Risikkontrolle keine versicherungstechnischen Gewinne
Welche Fragen sollte man sich bei der Risikokontrolle stellen?
Kontrolle des Implementierungserfolgs
- Greifen die Maßnahmen?
- Kann man aus eingetroffenen Risiken lernen?
- Die Umstände ändern sich laufend --> Ist die Handlungsstrategie noch adäquat?
- Haben sich die Unternehmensziele geändert?
- Gibt es neue Risiken?
- Wie ist das Qualtiätsmanagementsystem aufgebaut?
--> Risikokontrolle ist sehr wichtig, wird jedoch oft übersehen, da das Projekt bereits "erledigt" ist.
Wie ist der Risikobegriff defniniert?
Risiko:
Risiko
= mögliche negative Auswirkung in der Zukunft
= potentieller Vermögensverlust/Schaden, ohne Gegenüberstellung möglicher Gewinne/Erträge
= Schadensausmaß * Eintrittwahrscheinlichkeit (ISO/IEC Guide 73 Risikomanagement)
= mögliche Planabweichung
→ Der Risikobegriff ist sehr unscharf: Relevant sind Häufigkeit und Ausmaß
→ Chance ist hier NICHT Teil des Risikos
→ Chance und Risiko müssen im Gleichgewicht sein
→ Risiko wird meist bezogen auf einen möglichen künftigen Schaden oder Verlust (von Vermögenspositionen) ohne Berücksichtigung von Gewinnchancen
→ Risiko-Ereignis/Umstand möglichst genau definieren
Insbesondere die Vernachlässigung möglicher Gewinne ist wichtig, da in weiterführenden Konzepten, wie z.B. dem RoRaC-Konzept die Messung des Ertrages getrennt und unabhängig von der Risikomessung erfolgt. Zwischen Risiko und Ertrag muss scharf unterschieden werden, da sonst möglicherweise ein und derselbe Gewinn mehrfach berücksichtigt wird, was zu unschlüssigen Ergebnissen führen könnte.
- Risiko kann positiv, negativ oder eine Abweichung von dem Erwartetem darstellen, in der Literatur wird es jedoch meist nur als negativer Effekt gesehen
- Risiko wird oft beschrieben durch ein Ereignis, eine Änderung der Umstände, eine Folge oder eine Kombination aus diesen und wie sie die Zielerreichung beeinflussen. D.h. auch indirekte Folgen und Umstände werden mit eingeschlossen.
Wie wird die Wahrnehmung eines Risikos gesteuert?
Risikowahrnehmung
Der Mensch ist ein sehr unbegabter Risiko-Abschätzer. Die Wahrnehmung wird leicht beeinflusst. Sie wird gesteuert durch folgende Einflussfaktoren:
- Information
- Angebot
- Qualtiät der "Information": "Monster-Sturm", "Die Natur schlägt zurück"
- Persönliche Disposition
- Emotionale Bindung zum gefährdeten Gegenstand
- Beeinflussbarkeit des Risikos (z.B. Atomkraft)
- Risiko-Toleranz
- Kultureller Kontext
- Historischer/kultureller Kontext: 96 Millionen Lebensversicherungsverträge in Deutschland (GDV)
- Einstellung zum Leben/Religion: von "Kismet" zu "Jeder ist seines Glückes Schmied", Strafe Gottes
- Manipulation
- Wirtschaftliche/politische Interessen
- Echter oder angeblicher Handlungsspielraum (Legislaturperiode)
- Macht (Rating-Agenturen)
- Spektakularität der Ereignisse (World Trade Center, Terrorismus, Tsunami)
Inwiefern wird das Risiko subjektiv wahrgenommen?
Subjektive Wahrnehmung des Risikos
- erfahrungsabhängig
- Know-How-abhängig
- Gewöhnung
→ Welche Berufe sind risikanter (Anzahl tödlicher Unfälle) als andere (USA)? Bauer, Dachdecker, Fischer, Holzfäller, Lastwagenfahrer, Pilot, Müllabfuhr, Stahlarbeiter, Elektriker, Taxifahrer: Ergebnis: Fischer, Holzfäller, Piloten und Flugzeugingenieure hatten die meisten tödlichen Unfälle. Zunächst könnte man z.B. eher an Dachdecker oder Bauer denken.
→ Wo gab es die schlimmsten (Todersopfer) Naturereignisse (Einzelereignisse wie Erdbeben, Sturm, Überschwemmung)?USA, Japan, Thailand, Europa, Afrika, Lateinamerika: Die meisten Toten gab es im asiatischen Raum (China, Indien, Pakistan, Südasien, Japan...). Laut Medienberichten könnte man jedoch denken, dass es die meisten Toten in den USA gab. Dies liegt daran, dass bestimmte Länder in den Medien öfter genannt werden als andere. Laut Diercke Weltatlas werden Länder wie die USA, China, Russland, Deutschland, Japan, Schweiz und Indien im Time Magazine öfter erwähnt als andere. Insgesamt wurde darin nur über 32 Länder berichtet. Damit herrscht eine Manipulation durch die Medien vor. Dadurch wird die Wahrnehmung verzerrt.
→ Welche Gefahr hat in einem Ereignis die meisten Tote gefordert? Überschwemmung, Sturm oder Erdbeben? Flut und Erdbeben, mit großem Abstand zum Wirbelsturm. In den Medien wird jedoch immer ein Sturm besonders hervorgehoben (USA).
→ Die Naturkatastrophen (Einzelereignisse) haben immer eine Abweichung zwischen dem Gesamtschaden und dem versicherten Schaden, nie wird der Schaden komplett abgedeckt.
Risikowahrnehmung: Für den Schutz von welcher Gefahr sollte die Stadt Köln die meisten Gelder aufwenden? Hochwasser und Sturm haben eine höhere Eintrittswahrscheinlichkeit (alle 475 Jahre), aber dafür nur einen Schaden von 100 Millionen Euro (Sturm) bzw. 1.000 Millionen Euro (Hochwasser). Das Erdbeben hat eine niedrigere Eintrittswahrscheinlichkeit (alle 2475 Jahre), aber verursacht dafür einen Schaden von 100.000 Millionen Euro.
Der Kölner Bürgeremsiter hat in den Hochwasserschutz investiert, er sollte aber auch wg. dem großen Schaden für das Erdbeben jährlich etwas zur Seite legen. Tut er aber nicht, weil häufige Ereignisse stärker wahrgenommen werden.
Interessiert das 1000-Jahres-Ereignis? Wie geht es in die Berechnungen ein? Was muss man beachten?
x
Wie ist Risikomanagement definiert?
Risikomanagement
Unter Risikomanagement wird die Risikomessung und -steuerung aller betriebswirtschaftlichen Risiken unter Berücksichtigung von Verbundeffekten verstanden.
Risikomanagement koordiniert Aktivitäten bezüglich Risikorichtlinien und Risikokontrolle in einer Organisation. Das Risikomanagement soll sicherstellen, dass ein ungewolltes Risiko nicht eintritt. Risikomanagement läuft in einem Prozess ab.
Aus welchen Gründen ist ein Risikomanagement im Unternehmen nötig?
Gründe für das Risikomanagment
- Risikowahrnehmung und -bewertung muss objektiviert und systematisiert werden
- Risikobewertung muss von Außenstehenden nachvollzogen werden können
- Methoden zur objektiven Quantifizierung müssen gefunden werden
- Abwägung verschiedener Risiken muss möglich sein
- Risiko muss im Verhältnis zu Gewinnchancen stehen - bezüglich Wahrscheinlichkeit und Höhe
- Aufwand Risikoverringerung/Schadensausmaß - Abwägung
- Risiken verlangen adäquate Handlungsstrategien
- Unabhängigkeit des Risiko-Managers muss gewährleistet sein
- Neue Risiken müssen erkannt werden
Inwiefern kann man das Risikomanagement als Prozess sehen?
Risikomanagement-Prozess
- Risikomanagement wird als Prozess, d.h. als Ablauf in der Zeit sozusagen als dynamischer Vorgang gesehen - im Gegensatz zu einer statischen (einmaligen) Aktion. Der Risikoprozess muss regelmäßig durchlaufen und kontrolliert werden!
- Die 4 Schritte
- Risikoidentifikation: Risikoarten (Markt-, Ausfall-, Betriebs-, Absatzrisiken): Welche Risiken gibt es und was solll erfasst werden?
- Risikomessung und -analyse: Kennzahlen (Maximalverlust, Volatilität, Sensitivität, Value at Risk): Verwende ich quantitative/qualitative Messverfahren? Welche Größe ist relevant?
- Risikosteuerung: Instrumente (Vorsorge, Abwälzung, Kompensation, Diversifikation): Sind die Handlungslösungen/Steuerungen noch konform zu den Unternehmenszielen?
- Risikocontrolling: Organisation (Planung, Kontrolle, Information, Koordination): Regelmäßige Kontrolle notwendig unter Berücksichtigung des Zeitaspekts (Risiken ändern sich laufend)
- Im Risikocontrolling kann ggf. festgstellt werden, dass in den Schritten 1-3 nochmal nachgearbeitet werden muss.
- Die beschriebenen Phasen des Risikomanagement-Prozesses bilden einen Kreislauf, d.h. die Ergebnisse bzw. Entscheidungen im Rahmen der Risikopolitik können zu Maßnahmen der Vorsorge oder Kompensation führen (Risikosteuerung) oder zu einer erneuten Identifikation bisher noch nicht berücksichtigter Risikoarten. Auch kann im Rahmen des Risiko-Controllings eine neue Festlegung der Risikomessmethoden erfolgen oder die Vorgaben für die Risikoanalyse verändert werden.
Beschreiben Sie die Risikoidentifikation im Risikomanagement-Prozess.
Risikoidentifikation
- Erfassung aller betriebswirtschaftlichen Risiken im Sinne der Risikoidentifikation
- Dafür gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, abhängig von Unternehmensbesonderheiten und Organisationsstrukturen
- Verschiedene Instrumente
- Für eine vollständige Erfassung werden die Risiken in Risikoarten untergliedert (Markt-, Ausfall-, Betriebs-, Absatzrisiken)
Beschreiben Sie die Risikomessung im Risikomanagement-Prozess.
Risikomessung und -analyse
- Folgt der Risikoidentifikation
- Bewertung/Analyse der Risiken
- Quantiative und qualitative Messverfahren
- Quantitative Messungen: Kennzahlen, deren Berechnung auf vorhandenen beobachtbaren Preisen, Kursen und sonstigen Marktdaten beruht
- Für zahlreiche Risiken liegen aber derartige Marktdaten aus vielfältigen Gründen nicht vor, dann greift man auf Messverfahren für qualitative Risiken zurück
- Die Kennzahlen mit ihren Funktionsweisen müssen dann an die Besonderheiten der verschiedenen betriebswirtschaftlichen Risikoarten angepasst werden.
- In der Risikoanalyse werden die Messergebnisse ausgewertet. Dabei werden zunächst die relevanten Risiken herausgefiltert. Das zentrale Analyseziel ist es, die Fragen zu beantworten, ob bezüglich der gemessenen und relevanten Risiken ein Handlungsbedarf besteht.
Beschreiben Sie die Risikosteuerung im Risikomanagement-Prozess.
Risikosteuerung
- Ergebnis der Risikoanalyse ist die Grundlage der Risikosteuerung
- Einteilung der Instrumente in
- Vorsorgemaßnahmen
- Abwälzung
- Kompensation
- Diversifikation
- Diese Instrumente werden dann auf die unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Risikoarten übertragen.
Beschreiben Sie das Risikocontrolling im Risikomanagement-Prozess.
Risikocontrolling
- Berücksichtigung des organisatorischen Aspekts des Risikomanagements
- Wie werden risikoverursachende und risikokontrollierende Organisationseinheiten aufbau- und ablauforganisatorisch im Unternehmen eingebettet bzw. verknüpft?
- Hauptaufgaben des Risikocontrollings
- Methodenhoheit der Messverfahren
- Organisation und Überwachung der Messverfahren
- Risiko-Reporting
- Unterstützung der Unternehmensführung
- Das Risikocontrolling wird als Bestandteil des Risikomanagments gesehen, welches die Unternehmensführung bei der Planung und Steuerung von Unternehmensrisiken unterstützt. Das Risiko-Controlling erfüllt aus dieser Sichtweise stärker organisatorische und überwachende Funktion während dagegen im Risikomanagement die konkrete Durchführung von Maßnahmen zur Risikomessung und Risikosteuerung im Mittelpunkt stehen. Das Risiko-Controlling stellte einen Teilabschnitt in der prozessorientierten Darstellung des Risikomanagements dar.
- Im Rahmen der Zusammenbarbeit zwischen Risikocontrolling und Unternehmensführung wird schließlich die eigentliche risikobasierte Unternehmenssteuerung durchgeführt. Kernstück einer risikoorientierten Unternehmenssteuerung bildet das so genannte Konzept des "Return on Risk adjusted Capital" (=RoRaC)
In welchen komplexen Rahmenbedingungen ist das Risikomanagement eingebunden?
Komplexe Rahmenbedingungen
- Gesetzliche Vorgaben
- Volkswirtschaftliche Ursachen
- Technologischer Fortschritt
- Rückkoppelungen der Portefeuilles (=Portfolios)
→ Es genügt heute nicht mehr, sich auf Finanzrisiken zu beschränken! Risikomanagement muss holistisch (ganzheitlich) auf alle Risiken ausgedehnt werden, auch in kleineren Unternehmen.
Erläutern Sie die komplexe Rahmenbedingung "gesetzliche Vorgaben" für das Betreiben eines Risikomanagements.
Gesetzliche Vorgaben in Deutschland
- für Industrie, Diensleistung, Handel (Nichtbanken)
- Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmen (KonTraG)
- Erweiterung des Aktien- und GmbH-Gesetzes (§ 91 (2) AktG, §43 GmbHG)
- Erweiterung der Sorgfaltspflichten der Unternehmensführung
- Forderung des Ausweises der Unternehmensrisiken im Lagebericht
- für Banken
- Basel II als Grundlage für Ausgestaltung des Risikomanagements
- für Versicherungen
- Solvency II
- branchenspezifische Besonderheiten
- Corporate Governance
- Vorschriften zur Offenlegung von Risiken
- § 315 (2), 2. HGB (Handelsgesetzbuch), DRS 5 (Deutscher Rechnungslegungsstandard)
- IFRS 7 (International Financial Reporting Standards) für Berichtszeitraum 2007
- Schwerpunkt liegt hier jedoch auf der externen Berichterstattung
→ Internationale Abstimmung/Globalisierung
→ Relativ rascher Gesetzes- und Vorschriftenwechsel
Erläutern Sie die komplexe Rahmenbedingung "volkswirtschaftliche Ursachen".
Volkswirtschaftliche Ursachen
- Veränderte Rahmenbedingungen der Finanzmärkte durch Einführung neuer Finanzmarktinstrumente (insbesondere im Derivatebereich)
- Abschaffung fixer Wechselkurse
- zunehmende gesetzliche Deregulierung der Finanzmärkte
- Globale Vernetzung - Unabhängigkeit der Volkswirtschaften ist nicht mehr gegeben
- Möglichkeit der Expansion in neue Märkte
- Rasch sich ändernde Wettbewerbssituation
- Wirtschaftspolitische Maßnahmen
- Turbulenzen an Aktienmärkten
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