Neuropsychologie
Aufmerksamkeit / Aufmerksamkeitsstörungen
Aufmerksamkeit / Aufmerksamkeitsstörungen
Set of flashcards Details
Flashcards | 19 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 22.01.2016 / 14.04.2020 |
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Begrenzte Aufmerksamkeitskapazität, Broadbent (1958): Filtermodell der Aufmerksamkeit
TREISMAN (u.a. 1960, 1964) Studie zu Aufmerksamkeit
Blockierte Kanäle nicht vollständig blockiert
sondern abgeschwächt verarbeitet
kann erklären, wieso so viel von der Information verarbeitet werden kann, der die Aufmerksamkeit nicht zugewandt wird
Generelle Funktionen der Aufmerksamkeit (theorienübergreifend)
Aufnahme einer großen Menge an Informationen
Sortierung / Gewichtung dieser Informationen
Gezielte Verarbeitung relevanter Reize
-> Mehrkomponentenmodelle der Aufmerksamkeit (Posner et al., 1971, van Zomeren et al., 1994)
Alertness (Aufmerksamkeitsaktivierung)
Allgemeine Reaktionsbereitschaft, kurzfristige Aktivierung der Aufmerksamkeit
• Phasische Alertness: Fähigkeit, auf einen vorherigen Warnreiz hin die Aufmerksamkeitsintensität kurzfristig zu steigern (z.B. Ampelsituation)
• Tonische Alertness: Fähigkeit zur schnellen Aktivierung ohne vorherigen Warnreiz
Vigilanz/Daueraufmerksamkeit
Wahrnehmung von Veränderungen in einer Reihe gleichförmiger Reize. Bei hoher Reizdichte „Daueraufmerksamkeit“
• Beispiel: Qualitätskontrolle von Waren, Tätigkeit des Fluglotsen am Radarbildschirm.
• Ziel der Vigilanz: Aufrechterhaltung eines gleichmäßig hohen Aktivierungsgrads über einen längeren Zeitraum.
Selektive / fokussierte Aufmerksamkeit
Fähigkeit, schnell und zuverlässig auf relevante Reize zu reagieren und sich durch irrelevante Reize nicht stören zu lassen. Es werden nur in diesem Augenblick bedeutsame Reize beachtet.
• Beispiel: „Cocktailparty-Phänomen“.
-> Bei diesem Phänomen geht es um den Effekt, dass man auf einer Party trotz vieler Menschen und deren Gespräche das eigene Gespräch mit dem Gegenüber aufzubauen schafft. Es gelingt durch die selektive Wahrnehmung und somit wird alles andere (irrelevante Information für den Augenblick) ignoriert/ausselektiert. Doch wird der eigene Name irgendwo erwähnt, so wird man plötzlich hellhörig und scheint doch zuzuhören.
Geteilte Aufmerksamkeit
Vermögen, zwei oder mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen.
• Beispiel: Sich beim Autofahren mit dem Beifahrer unterhalten oder zu telefonieren
• Geteilte Aufmerksamkeit ist abhängig von der Situation (Gespräch im Auto wird sofort beendet, wenn der Verkehr anspruchsvoller wird).
Verschiedene Aufmerksamkeitsfunktionen (basierend auf Posner & Bois (1971), van Zomeren & Brouwer (1994)
Testbeispiele zur Erfassung der Aufmerksamkeit
TAP
Farbe-Wort-Interferenztest (Stroop)
Zahlenverbindungstest
D2-Test
Störungen der Aufmerksamkeit (Häufigkeit)
Aufmerksamkeitsstörungen sind nach Hirnschädigungen sehr häufig
Beispielsweise leiden ca. 80 % aller Schlaganfallpatienten unter Aufmerksamkeitsstörungen. Sie sind vergesslich, ermüden schnell, benötigen mehr Zeit, um Aufgaben zu erledigen, und lassen sich schneller ablenken.
Je nach Art der Hirnschädigung können sich Aufmerksamkeitsstörungen sehr unterschiedlich äußern.
ADHS - Begriffserklärung
ADS – Aufmerksamkeits-Defizit-Störung
ADHS – Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung
- ausgeprägt unaufmerksames, teilweise auch impulsives Verhalten
- über einen längeren Zeitraum in mehreren Lebensbereichen
Symptome, diag. Merkmale DSM-IV-TR
Symptome können sich in schulischen, beruflichen oder sozialen Situationen zeigen
A.
(1) Unaufmerksamkeit
(a) beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei den Schularbeiten, bei der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten,
(b) hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten,
(c) scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere ihn/sie ansprechen,
(d) führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht zu Ende bringen (nicht aufgrund oppositionellen Verhaltens oder Verständnisschwierigkeiten)
(e) hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren,
(f) hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt sich häufig nur widerwillig mit Aufgaben, die längerandauernde geistige Anstrengung erfordern (wie Mitarbeit im Unterricht oder Hausaufg.),
(g) verliert häufig Gegenstände, die er/sie für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt (z.B. Spielsachen, Stifte, Bücher etc.),
(h) lässt sich öfter durch äußere Reize leicht ablenken,
(i) ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich.
(2) Hyperaktivität: zappeln, unruhig, häufig „auf Achse“
(3) Impulsivität: ungeduldig, unterbricht und stört andere häufig
B. Einige Symptome der (Hyperaktivität- Impulsivität oder) Unaufmerksamkeit, die Beeinträchtigungen verursachen, treten bereits vor dem Alter von sieben Jahren auf.
C. Beeinträchtigungen durch diese Symptome zeigen sich in zwei oder mehr Bereichen (z.B. in der Schule bzw. am Arbeitsplatz und zu Hause).
D. Es müssen deutliche Hinweise auf klinisch bedeutsame Beeinträchtigungen der sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsfähigkeit vorhanden sein.
E. Die Symptome treten nicht ausschließlich im Verlauf einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung, Schizophrenie oder einer anderen psychotischen Störung auf und können auch nicht durch eine andere psychische Störung besser erklärt werden (z.B. Angststörung oder eine Persönlichkeitsstörung)
Subtypen:ADHS
- Mischtypus: liegt vor, wenn die Symptome von Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität während der letzten sechs Monate erfüllt waren.
- Vorwiegend Unaufmerksamer Typus: liegt vor, wenn überwiegend Symptome von Unaufmerksamkeit während der letzten sechs Monate erfüllt waren.
- Vorwiegend Hyperaktiv-Impulsiver Typus: liegt vor, wenn überwiegend Symptome von H. und I. während der letzten sechs Monate erfüllt waren.
Zugehörige Merkmale: bei ADHS
- unterscheiden sich je nach Alter und Entwicklungsstand
- geringe Frustrationstoleranz, Wutanfälle, Stimmungsschwankungen, Ablehnung durch Gleichaltrige etc.
-> Folgen: Beeinträchtigung schulischer Leistungen, Konflikte mit Familie und Schule
- Familienleben: Verstimmung und Disharmonie
-> In ihrer schweren Ausprägungsform stellt die Störung eine starke Beeinträchtigung dar und stört die soziale, familiäre und schulische Anpassung.
- kommt in verschiedenen Kulturkreisen vor
- unterschiedliche Prävalenzen in den westlichen Staaten,
Grund: verschiedene Diagnosepraktiken
- Störung bei Jungen viel häufiger als bei Mädchen:
Verhältnis reicht von 4:1 bis 9:1 je nach Befragungsbereich
- Prävalenz von ADS/ADHS bei Schulkindern: 3-5%
- Daten bei Jugendlichen und Erwachsenen sind nur begrenzt vorhanden
4. Differentialdiagnose ADHS
Symptome von ADS/ADHS sind zu unterscheiden von:
- altersgemäßen Verhaltensweisen von Kleinkindern
- Symptomen der Unaufmerksamkeit bei Kindern mit niedrigem bzw. sehr hohem IQ, die eine für ihre Fähigkeiten ungeeignete Schule besuchen
- den Schwierigkeiten mit zielgerichtetem Verhalten, die bei Kindern aus unorganisiertem und chaotischen Umfeld kommen
- Personen mit oppositionellem Verhalten (erschwerte Diagnose, da Personen mit ADS/ADHS sekundäre oppositionelle Verhaltensweisen bspw. in der Schule entwickeln)
ADS/ADHS wird nicht diagnostiziert, wenn...
- wenn die Symptome durch eine andere psychische Störung besser erklärt werden können (z.B. Angststörung, Persönlichkeitsstörung, Persönlichkeitsveränderung aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors)
- wenn die Symptome der Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität ausschließlich im Verlauf einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung oder einer psychotischen Störung auftreten
Therapieansätze ADHS
- Multimodale Therapie wird empfohlen. Darunter versteht man eine Kombination aus verschiedenen Therapiemöglichkeiten:
1. Aufklärung und Beratung (Beteiligung von Eltern, Lehrern und betroffenen Kindern)
2. Elterntraining bzw. Erziehungstraining
3. Verhaltenstherapie (neue Verhaltensstrategien erlernen und Strukturen und Grenzen festlegen)
4. Psychotherapie (v.a. bei begleitender Symptomatik wie Angststörung, Abhängigkeit oder Depression)
5. Medikamentöse Therapie (Ritalin bzw. Methylphenidat)
6. sportliche Aktivitäten in Jugendgruppen
Verlauf bis ins Erwachsenenalter
ADHS im Erwachsenenalter
- 10 Prozent
-> Krankheitsbild vollständig erhalten
- 35 Prozent
->Einschränkungen in der Lebensqualität (geringes Selbstwertgefühl, Ängste, aggressives Verhalten etc.)
- 55 Prozent
->Restsymptome
- Zahlreiche Erwachsene mit ADHS nutzen ihre Stärken und finden dadurch den Weg in ihre eigene Selbstständigkeit
- Erstmalige Therapie ist auch im Erwachsenenalter sinnvoll (www.ADS-Projekt.uni-koeln.de)
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