FUH SS15
Kartei Details
Karten | 33 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 08.08.2015 / 11.12.2017 |
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„Drei-Berge-Versuch“
Untersuchung von vier- und sechsjährigen Kindern zur Perspektivübernahmefähigkeit
Nach Wechsel der Position (von Ausgangsposition 1 abwechselnd zu Position 2 und 3) gaben die vierjährigen Kinder zurück in der Ausgangsposition als Lösung die aktuelle eigene Ansicht (Position 1) an. Sie können sich nicht in die Lage eines Beobachters an Position 2 oder 3 hinein versetzen. Die sechsjährigen Kinder hingegen wissen in der Mehrzahl, dass die eigene Perspektive nicht mit der Perspektive eines anderen Betrachters entspricht.
Die unabhängige Variable des Alters hat einen Effekt auf die abhängige Variable der Perspektivübernahme.
16. Was bedeutet Ontogenese?
Phylogenese: Stammesentwicklung
Ontogenese: Individualentwicklung
→ es ist KEINE Auseinandersetzung mit ontologischen Fragen!
Aktualgenese
= die kürzeste Zeitspanne mit gleichzeitig höchster Auflösung;
= Entstehung und Verlauf einer menschlichen Aktivität (z.B. Handlung, Wahrnehmung, Urteil)
Veränderungen auf zeitlicher Mikroebene zu studieren ist aktualgenetischer For-
schung inhärent. Diese ist in der Entwicklungspsychologie vergleichsweise selten,
sondern findet sich hauptsächlich in der Allgemeinen Psychologie (z.B. in der
Wahrnehmungsforschung).
Zeit als Lebensalter
Zeit wird hier in erster Linie als Lebensalter verstanden. Ziel der klassischen
ontogenetischen Perspektive ist die Beschreibung und Erklärung der mit dem
Lebensalter einhergehenden intraindividuellen Veränderungen (Veränderungen
innerhalb der Person) und interindividuellen Unterschiede (zwischen Personen
auftretende Unterschiede) in intraindividuellen Veränderungen. Psychische Phä-
nomene, und dies ist der Pferdefuß, "kennen" jedoch nicht unsere konventionelle
Zeitrechnung, auch wenn sie davon beeinflusst werden können. Sie wissen nichts
von Jahren oder Geburtstagen; sie haben ihre Eigenzeit.
Drei Grundannahmen Sanders (z.B. 1927):
Aktualgenese
1. Wahrnehmen und Erkennen bestehen in einem gewöhnlich unauffälligen, blitzartig ablaufenden Vorgang, dem „eigentlich“ ein sich allmählich stattfindender Erfahrungsprozess zugrunde liegt (Aktualgenese)
2. Die Aktualgenese verläuft in deutlichen Phasen
3. Diese Phasen verlaufen von einem anfänglichen Stadium, in dem ein „ungegliedertes etwas“
mehr erahnt und erfühlt als gesehen wird, über eine Zwischenstadium, in dem eine sogenannte „labile Vorgestalt“ (eine als nicht endgültig erscheinende Gestalt) entsteht, zu einer schließlich klar gegliedert erscheinenden Endgestalt
Zur Prüfung der aktualgenetischen Annahmen wurden spezielle experimentelle Methoden entwi-
ckelt, deren Gemeinsamkeit darin besteht, den schlagartig ablaufenden Prozess der Entstehung einer
Gestalt künstliche zu dehnen, um so die einzelnen Phasen identifizieren zu können.
Diesem Verfahren liegt die Annahme zugrunde, dass der methodische Eingriff den aktualgenetischen
Entfaltungsvorgang nicht grundlegend ändert. Das Zutreffen dieser Annahme muss allerdings nach
neueren Erkenntnissen bezweifelt werden.
ABER:
Unabhängig von der Kritik an der methodischen Herangehensweise ist grundsätz-
liche Logik des aktualgenetischen Ansatzes von hoher Relevanz: Einem norma-
lerweise unmittelbar erfolgendem Wahrnehmungsergebnis liegt ein komplexer
Prozess qualitativer Veränderungen zugrunde. Das, was mit einem Schlag auf
einmal "da" ist, unterliegt einem Transformationsprozess.
20. Warum ist „Alter“ keine unabhängige Variable im eigentlichen Sinne?
- Auch kann das Alter nichts erklären, Alter ist "kausal impotent", wie ich irgend-
wo so einprägsam formuliert las: Ein Kind ist beispielsweise ganz sicherlich nicht
"schulreif", weil es sechs Jahre alt ist. Wir können nicht im juristischen Sinne
Verantwortung tragen oder wählen, weil wir 18 Jahre alt sind. Das Alter erklärt
also nichts, wohl aber die mit dem Alter einhergehenden oder korrelierten Faktoren, die "eigentlich" für bestimmte Entwicklungsergebnisse verantwortlich sind.
Warum kommt es zu Veränderungen und /oder Stabilität, warum gibt es diesbe-
züglich inter- und intraindividuelle Unterschiede? Die Bedingungen dafür können
intern (in der Natur der Spezies Mensch, in den individuellen Anlagen, in der
Person) oder extern (in der physischen, sozialen oder sozial gestalteten Umwelt)
lokalisiert werden. Interne und externe Bedingungen können dabei additiv wirken
oder – realistischer – miteinander interagieren. - „Alter“ hat man, es kann nicht variiert werden wie Beispielsweise ein Medikament oder Trainingsalter.
- Zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben zweier Personen können zu verschiedenen Zeiten verschiedene Entwicklungen statt finden. Es gibt nicht DIE Entwicklung zu DEM bestimmten Alter – wie Schulreife oder Volljährigkeit. Alter ist „kausal impotent“.
- Außerdem: Alter erklärt psychologische Phänomene nicht, es ist also kein explikatives Konstrukt
- das Alter kann nicht im experimentellen Sinner wie eine UV manipuliert werden
- das Alter ist eine sog. Organismusvariable, die lediglich wie eine UV behandelt und
eingesetzt wird
- trotz gleichen Alters kann z.B. der Entwicklungsstand insb. Bei Kindern sehr
unterschiedlich sein
Beziehungen zwischen der Mikro- und der Makroebene
Verknüpfung der Ebenen der Ontogenese und der Aktualgenese → Mikrogenese
Mikroebene → Aktualgenese → Allgemeine Psychologie
Makroebene → Ontogenese → Entwicklungspsychologie
Die „großen“ Entwicklungsschritte auf ontogenetischer Ebene stehen „irgendwie“ mit sehr kleinschrittigen Prozessen auf Mikroebene im Zusammenhang
Veränderungswellen
Der Entwicklungspsychologie geht es in erster Linie um Veränderungen, die in
größeren und längeren Wellen von Jahren auftreten und die systematisch mit dem
Lebensalter korreliert sind. Mit anderen Worten: Es geht um die Individualent-
wicklung "von der Wiege bis zur Bahre", um die Ontogenese.
Die Ontogenese selbst ist jedoch in andere, noch größere "Veränderungswellen"
eingebettet – zum einen in historische/ gesellschaftliche Veränderungen, zum
anderen in Veränderungen innerhalb der Stammesgeschichte (Phylogenese). Mit
letzterem Thema beschäftigt sich vor allem die Evolutionsentwicklungspsycholo-
gie. Dass Entwicklung auch in Prozesse der historischen und gesellschaftlichen
Veränderung eingebunden ist, lässt darauf schließen, dass Entwicklungsprozesse
nicht (nur) natürlich verlaufen. Man kann also unterschiedlichen Zeitachsen und
Zeitdimensionen Aufmerksamkeit schenken, um Veränderungen zu beschreiben.
Die folgenden Ausführungen sind dabei selektiv.
Mögliche Formen des Niederschlags mikrogenetischer Erfahrungen auf ontogenetischer Ebene (Josephs und Valsiner, 2007):
(A) Linearer Einfluss: aktualgenetische Einflüsse wirken sich linear auf die Ontogenese aus
(B) Traumatischer Einfluss: traumatischer Einfluss am Anfang, welcher bei weiteren derartigen Einflüssen nachlässt
(C) Quantitative Zunahme: erst die quantitative Zunahme führt zum Lernerfolg auf der Makroebene
Mikro-, Meso- und Makroebene
Obiges Modell ist zu schlicht, um Komplexität von Entwicklung zu beschreiben.
Menschliche Erfahrungen und menschliches Erleben werden auf einer „mittleren“ Ebene (Mesoebene) organisiert, gefiltert und kanalisiert, dabei aber nicht strikt determiniert. Subjektive Erfahrungen auf Mikroebene werden kulturell durch „Rahmen“ und Schemata geleitet. So finden einzigartige affektive Momente (Tod einer nahestehenden Person) – erst „vermittelt“ durch den mesogenetischen Organisationsbereich (z.B. Trauerrituale)– Eingang in die ontogenetische Struktur.
Die Dimension der Zeit im gesellschaftlichen Wandel
Menschen verändern sich nicht nur im Laufe ihres eigenen Lebens; es verändert sich auch das gesell-
schaftliche Leben selbst, was wiederum seinen Niederschlag auf den menschlichen Lebenslauf findet.
Diese Tatsache ist für die Psychologie nur schlecht zu verschmerzen, da sie doch nach raum- und
zeitunabhängigen Gesetzen der menschlichen Psyche sucht.
22. Erläutern Sie Bronfenbrenners ökologischen Ansatz.
Urie Bronfenbrenner war ein „Kontextualist“, der Entwicklung als die „dauerhafte
Veränderung der Art und Weise, wie die Person die Umwelt wahrnimmt und sich mit ihr
auseinandersetzt“ verstand.
Seine „Ökologie der menschlichen Entwicklung“ befasst sich mit der fortschreitenden
gegenseitigen Anpassung zwischen dem aktiven sich entwickelnden Menschen und den
wechselseitigen Eigenschaften seiner unmittelbaren Lebensbereiche.
Dieser Prozess wird fortlaufend von den Beziehungen dieser Lebensbereiche
untereinander und von den größeren Kontexten, in die die Lebensbereiche eingebettet
sind, beeinflusst.
Das Individuum ist eine „wachsende dynamische Einheit“, die einerseits ihre Umgebung
beeinflusst und verändert und andererseits auch von ihrer Umwelt beeinflusst wird
(Reziprozität).
Die Umwelt beschränkt sich nicht nur auf den unmittelbaren Lebensbereich, sondern
besteht aus mehreren Lebensbereichen, den Verbindungen zwischen den
Lebensbereichen sowie auch äußeren Einflüssen aus der weiteren Umwelt.
Aus ökologischer Perspektive erscheint die Umwelt topologisch als eine ineinander
geschachtelte Anordnung konzentrischer, ineinander gebetteter Strukturen, die als
Mikro-, Meso, Makro-, Exo- und Chronosysteme bezeichnet werden.
23. Querschnittmethode: Beschreibung, Vor- und Nachteile, Begründung für ihren sehr häufigen Einsatz!
Beschreibung:
Untersuchung eines oder mehrerer Merkmale einmalig zu einem bestimmten Zeitpunkt
bei Stichproben aus verschiedenen Altersgruppen.
Aus den Unterschieden zwischen den Altersgruppen wird dann auf den
Entwicklungsverlauf des Merkmals geschlossen.
Begründung für häufigen Einsatz:
- Geringer Zeit- und Personalaufwand, leicht umsetzbar und anzuwenden
- Einsetzbar zur Heuristik und bei Fragestellungen, die an einen bestimmten Zeitpunkt
gebunden sind.
24. Längsschnittmethode: Beschreibung, Vor- und Nachteile, Begründung für ihren seltenen Gebrauch!
Entwicklung
Die Entwicklungspsychologie richtet sich auf die Beschreibung und Erklä-
rung von Veränderungen psychischer Formen und Funktionen in der Zeit.
Jean Piaget
- 1896 – 1980
- Schweizer Entwicklungspsychologe
- 60er/70er Jahre des letzten Jahrhunderts war eher Entwicklungspsychologie des Kindesalters
- Interessierte sich schwerpunktmäßig für die kognitive Entwicklung vom Säuglings- bis zum
Jugendalter
- Hauptinteresse galt der Erforschung der Genese des Denkens, also der Frage, wie Denken
überhaupt entsteht
- Seine Erforschung des kindlichen Denkens führte zu bahnbrechenden Einsichten, seine wis-
senschaftlichen Ergebnisse und Werke wurden weltweit rezipiert
15. Welches sind die vier Stadien der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget? Beschreibung!
1: Senumotorische Phase 0 -2 Jahre:
Durch Kontakt mit seine Umwelt lernt das Kind: Anfassen, Riechen, Lecken, Hören, die Welt
„begreifen“. Objekt und Subjekt verschmelzen. Sensumotorische Problem könne gelöst werden.
2: Präoperationale Phase 2 – 7 Jahre:
Frühere sensumotorische Entdeckungen bekommen Symbole -> Symbolphase, noch kein logisches
Denken
3. Konkret Operationale Phase 7-11 Jahre:
Auch prälogisch genannt. Gegenstände/ Mengen werden wieder erkannt, auch in anderer Form.
Hierarchische Einteilung von Objekten.
4. Formal Operationale Phase 11 Jahre und mehr:
Fähigkeit zur Abstraktion. Denken in Symbolen die sich nicht mehr auf Objekte der realen Welt
beziehen -> höhere Mathematik. Ebenso abstrakte, wissenschaftliche Problemlösung
Diese vier Stufen entstehen durch Prozesse der Assimilation und Akkommodation.
Von Assimilation spricht man, wenn Sachverhalte mit Hilfe der vorhandenen Schemata eingeordnet
werden („Welt“ wird Schemata untergeordnet, z.B. im Symbolspiel). Von Akkommodation spricht
man hingegen, wenn eine Diskrepanz zwischen dem einzuordnenden Sachverhalt und dem
vorhandenen Schema wahrgenommen wird und es zur Anpassung des vorhandenen Schemas oder
zur Erschaffung eines neuen Schemas kommt.
Charlotte Bühler
- 1893 – 1974
- Trug mit ihrem 1921 erschienenen Buch „Das Seelenleben des Jugendli-
chen“ wesentlich zur Entwicklungspsychologie der Jugend bei
- Mit dem 1933 erschienenen Hauptwerk „Der menschliche Lebenslauf als
psychologisches Problem“ wurde erstmals eine einheitliche, empirisch
begründete Konzeption einer lebenslangen Entwicklungspsychologie
vorgelegt
- Ihre Ideen beruhen auf der Idee einer lebenslangen Selbstgestaltung
des Individuums
Entwicklung der Entwicklungspsychologie
- Zweite Hälfte des 19. Jh.: lässt sich durch den Entwicklungsgedanken „im großen“ – die Ent-
wicklungstheorie von Charles Darwin (1893 – 1974) – charakteri-
sieren
- Darwins Interesse galt der Phylogenese (Stammesentwicklung),nicht der Ontogenese (Individualentwicklung)
Seine Gedanken und Erkenntnisse regten jedoch kinder-, tier- und
völkerpsychologische Arbeiten an mit dem Ziel, die Phylogenese weiter zu erfor-
schen. Auch die Erforschung der Individualentwicklung sollte Aufschluss über die
Phylogenese geben.
Das „Biogenetische Grundgesetz“
Die Keimes- oder Embryonalentwicklung rekapituliert in abgekürzter Form die
Stadien der Stammesgeschichte. So lautet das sogenannte biogenetische Grundge-
setz des Zoologen Ernst Haeckel.
Haeckel will damit den Zusammenhang zwischen der Embryonal- oder Keimes-
entwicklung und der Stammesgeschichte (Phylogenese) beschreiben, d.h. die
Ähnlichkeit zwischen bestimmten embryonalen Anlagen und den "im Reifezu-
stand" ausgebildeten Endorganen anderer Tierarten auf Grundlage der Evolutions-
theorie erklären. Die Relevanz seines Grundgesetzes wird in der Fachwelt höchst
unterschiedlich beurteilt. Ein Konsens scheint sich aber dahingehend abzuzeich-
nen, dass unter Berücksichtigung bestimmter Einschränkungen und Modifikatio-
nen wesentliche Teilstücke des Grundgesetzes – heute gefasst als Grundregel oder
Rekapitulationstheorie – als gültig anerkannt werden.
Der eigentliche Beginn der empirischen Untersuchung von Regelhaftigkeiten der
menschlichen Entwicklung
Der eigentliche Beginn der empirischen Untersuchung von Regelhaftigkeiten der
menschlichen Entwicklung liegt in den ersten umfangreichen Aufzeichnungen
von Beobachtungen an (den eigenen) Kleinkindern gegen Ende des vorletzten
Jahrhunderts. Als Meilenstein gilt Wilhelm Preyers Werk Die Seele des Kindes
(1882), das auf Beobachtungen seines Sohns Axel beruht.
Preyer hatte übrigens ein gutes Argument für die Verallgemeinerung aus Einzel-
fällen: Er war nicht an der Gewinnung von Altersnormen und an individuellen
Differenzen im Entwicklungstempo interessiert, sondern an Entwicklungssequen-
zen, also an der Reihenfolge, in der Leistungen und Fähigkeiten erworben werden.
Preyer führte neben den natürlichen Beobachtungen seines Sohnes auch kontrol-
lierte, quasi-experimentelle Beobachtungen durch. Ein Beispiel sind seine syste-
matischen Beobachtungen zur Entwicklung des Farbsinnes mittels der "Magnus'-
schen Tafel zur Erziehung des Farbsinnes", die er vom Ende des zweiten
Lebensjahres an fast täglich seinem Sohn mit der Aufgabe, die Farben zu erken-
nen, vorlegte ("Wo ist das Grün?" "Wo ist das Rot?"). Die Ergebnisse stellt er so
exakt dar, dass jeder quantitativ orientierte Forscher auch heute noch seine Freude
daran hätte.
Kritik an der Tagebuchmethode
- Kritik an der Tagebuchmethode: bekannte Person, nicht generalisierbar etc.
- Aber: Gedanken des Gegenüber müssen gedeutet werden. Dies gelingt umso besser, je grö-
ßer die Interpretationskompetenz des Beobachters ist Tagebuchaufzeichnung unterstützt
diese Kompetenz in drei Punkten:
1. In erster Linie werden Beobachtungen spontanen Verhaltens im Alltag gesammelt
2. Stichprobe der Beobachtungen ist sehr umfangreich
3. Beobachter kennt beobachtete Person sehr gut und kann deshalb seine Handlungen und
Äußerungen nicht nur „theoriebezogen“, sondern auch „personenbezogen“ einordnen
und interpretieren
Subjektive Vorstellungen des Erwachsenseins
Was bedeutet „erwachsen (sein)“?
Als Beispiel der Problematik des Entwicklungsbegriffes
In der Psychologie wird weitgehend anders mit dem Begriff des Erwachsenenal-
ters umgegangen: nicht normativ wertend, sondern vielmehr beschreibend. Es
geht nicht um die Frage, wie man als Erwachsene oder Erwachsener im Gegensatz
zum Kind oder Jugendlichen sein sollte, sondern vielmehr darum, welche Aufga-
ben, Probleme und Anforderungen an Erwachsene unterschiedlicher Altersphasen
gestellt werden und wie diese bewältigt werden können
17. In der Entwicklungspsychologie können ein enger (traditioneller) und ein weiter Entwicklungsbegriff unterschieden werden. Erläutern Sie diese!
Enger Entwicklungsbegriff
- wird mit Lebensalter korreliert
- gerichtet, geordnet und universell gültig
- qualitativ unterscheidbare Stufen
- in Richtung eines höheren Zielzustand
- unumkehrbar mit Endzustand
Kritik:
o von universeller Gültigkeit vieler Entwicklungsprozesse kann keine Rede sein
o höherer Zielzustand. Wo ich etwas gewinne, verliere ich auch wieder etwas
Weiter Entwicklungsbegriff
- Umweltbedingen und Anlage beeinflussen sich gegenseitig
- Es gibt intraindividuelle unterschiede in der Entwicklung
- Individuum gestaltet seine eigene Entwicklung aktiv mit
- Bezeiht sich auf die gesamte Lebensspanne
Die Entwicklungspsychologie beschreibt und erklärt 1. intraindividuelle Veränderung über
die Zeit hinweg und 2. interindividuelle Unterschiede in intraindividueller
Klassische, „alte“ Entwicklungstheorien postulieren: Entwicklung ist ein weitgehend
„natürlicher“ Prozess, der sich ungeachtet von gesellschaftlichen und kulturellen Einflüssen
vollzieht.
Veränderung
Veränderung ist das weitere, Entwicklung das engere Konzept:
Wir selbst und unser Leben unterliegen ständigen Veränderungen, durch die wir uns
entwickeln.
Reifung
Als Reifung werden in der Psychologie, insbesondere der Entwicklungspsychologie, solche Vorgänge klassifiziert, die aufgrund endogen vorprogrammierter und innengesteuerter Wachstumsprozesse einsetzen und auch im weiteren Verlauf größtenteils von diesen gesteuert werden. Alle Vorgänge der Reifung sind also durch Vererbung determiniert, wobei exogene Faktoren wenig bis gar keinen Einfluss auf die Reifung ausüben.
Reifung ist ein wichtiger Motor der Entwicklung.
18. Nennen und beschreiben Sie die Leitsätze? einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne nach Baltes.
19. Was ist das SOK-Modell nach Baltes? Nennen Sie ein eigenes Beispiel.
Selektion, Optimierung und Kompensation
- Nicht auf allen Hochzeiten tanzen, sondern eine Wahl treffen
- Lieber weniger Dinge tun, dafür optimal
- Bei Abbau/ Wegfall von Fähigkeiten flexibel darauf reagieren. Wieder Optimierung und Kompensation
- Nicht alles im Leben wollen, sondern sich auf einen Teil der Lebensoption ausrichten Z.B. Arthur Rubinstein, Konzerntpianist
Selektion: spielte nur noch ausgewählte Stücke
Optimierung: übte diese Stücke intensiver
Kompensation: vor schnellen Pagen spielte er langsamer um zu kontrastieren
Hat sich auch bei der Erforschung des "erfolgreichen Alterns" bewährt.
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