M4 Einführung in die Sozialpsychologie 2, Teil 3
Von "Vorurteile und Konflikte in Gruppen" bis zu Kapitel 7 "Soziale Bewegungsbeteiligung"
Von "Vorurteile und Konflikte in Gruppen" bis zu Kapitel 7 "Soziale Bewegungsbeteiligung"
Fichier Détails
Cartes-fiches | 29 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 31.07.2014 / 26.08.2019 |
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Ursachen von Stereotypen und Vorurteilen
-erste systematische Ansätze unter dem Eindruck von Faschismus und Holocaust:
Vorurteile waren Ausdruck einer erziehungs-und sozialisationsbedingten abnormen Persönlichkeitsstruktur der sog. autoritären Persönlichkeit
->durch Erziehung verhielten sich Personen gegenüber Autoritäten übermäßig unterwürfig und verschoben ihre Aggression gegenüber ihnen auf andere Ziele
àmittlerweile weiß man das persönlichkeitstheoretische Ansätze nur zur Klärung extremer Vorurteile taugen
Dual Process Model of Ideology and Prejudice (Duckitt)
zeigt einen indirekten Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren im Sinne der Big Five der über eine erhöhte Anfällgkeit vermittelt wird
-Bsp. Personen mit geringer Offenheit tendieren gegenüber neuen Erfahrungen stärker zu rechtextremen ideologischen Einstellungen;
Dispositionen zur emotionalen Instabilität begünstigen die Übernahme einer sozialen Dominanzorientierung der zufolge Personen Machtunterschiede akzeptieren
-> beides zusammenmanifestiert sich in negativen Stereotypen gegenüber Fremdgruppen
à Entstehung und Verwendung von Vorurteilen und Stereotypen entsteht aus einem Zusammenspiel von individuellen Dispositionen, allgemeinen kognitiven Prozessen und sozialen Einflussprozessen
Akzentuierungprinzip von Tajfel
Kategorisierung führt zu einer perzeptuellen Akzentuierung der wahrgenommenen Ähnlichkeiten und Unterschiede: Unterschiede der Stimuli innerhalb einer Kategorie werden unterschätzt (Personen, Objekte werden als ähnlicher wahrgenommen als sie es sind) und Unterschiede zwischen Stimuli unterschiedlicher Kategorien überschätzt (Objekte oder Ereignisse werden als unähnlicher wahrgenommen) =Kontrastierung als Grundlage für die wahrgenommene Homogenität von Fremdgruppen
-Experimente mit dem „Who-said-what“-Paradigma zeigten, dass Zuordnungsfehler häufig...
....innerhalb der Kategorien auftreten als zwischen den Kategorien
soziale Konstruktionen=
soziale Kategorien + deren Vorurteile + Stereotype
soziale Funktionen
a) Positive Differenzierung/Distinktheit: zur Abgrenzung der Eigengruppe, insbesondere um Merkmalsdmensionen bei denen die Eigengruppe überlegen ist
b) Kausale Erklärung: Zur Ableitung kausaler Erklärungen für Phänomene/Ereignisse
c) Soziale Rechtfertigung: Soziale Rechtfertigung für Behandlung von Mitgliedern anderer Gruppen
Paternalistische Mythen
Vorherrschaft bestimmter Gruppen dient vermeintlich der Stabilität des gesellschaftlichen Systems von der angeblich auch statusniedrige Gruppen profitieren
Legitimierte Mythen
Geteilte Überzeugungssysteme die dazu dienen, bestehende Status- und Machtunterschiede zwischen Gruppen zu rechtfertigen
Soziale Repräsentationen
Sozial geteilte Meinungen und Vorstellungen über bestimmte Sachverhalte innerhalb einer Gesellschaft , die in sozialen Diskursen innerhalb und zwischen Gruppen konstruiert werden; hängen unmittelbar mit Stigmata zusammen; resultieren aus komplexen sozialen Einflussprozessen innerhalb und zwischen Gruppen
Bsp. von Krankheiten: bestehen aus Expertenwissen, Alltagsvorstellungen und kulturellen oder religiösen Überzeugungen, Vorstellungen über Symptome, Verlauf, Übertragungswege, Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten; je nachdem ob man sie als eigen verantwortlich sieht bringt man ihnen Entrüstung oder Mitleid entgegen
Soziale Funktion von Repräsentationen
a) Erklärungs- und Kommunikationsfunktion: Orientierung und Kommunikation ermöglichen das Erkennen potentieller Bedrohung
b) Koordinationsfunktion: Grundlage für eine gesellschaftlich koordinierte Reaktion auf die Krankheit
c) Legitimationsfunktion: liefert moralische Grundlage für das gesundheitspolitische Handeln und den Umgang mit den Betroffenengruppen
-> welche sozialen Erklärungs- oder Interpretationsmuster sich verbreiten hängt von de Fähigkeiten einzelner Akteure Unbeteiligte zu überzeugen und dem Zugang zu den Massenmedien ab, für die soziale Akzeptanz ist relevant:
a) Verankerung durch Integration in bereits bestehende Vorstellungssysteme
b) Vergegenständlichung, was die Umwandlung abstrakter Konzepte in konkrete verständliche Bilder beinhaltet
-Bsp. HIV/AIDS als Schwulenpest führt zur Ausgrenzung der homosexuellen Männer und durch den Begriff Pest zur Strafe Gottes für das sündhafte leben was als politische Strategie genutzt wurde um der Liberalisierung entgegen zu wirken
Stereotype-Content-Model (Fiske):
- Inhalte von Stereotypen in Abhängigkeit von intergruppalen Wettbewerb ( niedriger Wettbewerb geht bei niedrigem Status mit paternalistischen Stereotypen (Behinderte, Hausfrauen) einher und bei hohem Status mit bewundernden Stereotypen (Prominente). Hoher Wettbewerb geht bei niedrigem Status mit verächtlichen Stereotypen (Arbeitslose) und bei hohem Status mit neidvollen Stereotypen (Juden, Asiatische Einwanderer) einher
->Zuschreibung der Eigenschaften hängt ab von:
a) Intergruppaler Wettbewerb: ist die Fremdgruppe verfeindet = wenig warm, kooperieren sie = warm
b) Statusverhältnis zwischen Eigen-und Fremdgruppe: statusniedrige Fremdgruppe = inkompetent, statushohe = kompetent
-> zeigt das Stereotype oft einen ambivalenten Charakter haben wodurch die positiven Teile die negativen verschleiern
Der Einfluss von Stereotypen und Vorurteilen auf das Handeln und die Auswirkung auf die Zielperson: Modell von Devine
Aktivierung von Stereotypen erfolgt automatisch wenn ein relevanter Auslösereiz vorhanden ist (liegt außerhalb der bewussten Kontrolle), ob und in welcher Art das Urteilen und Handeln davon beeinflusst wird hängt von einem nachfolgen kontrollierten Verarbeitungsprozess ab:
a) Hängt von der Motivation ab Urteilen und Handeln zu kontrollieren
b) hängt von der Verfügbarkeit notwendiger kognitiver Ressourcen ab
-> experimentelles Beispiel: Registrierung der Distanz vom Cursor zu einem Bild eines potentiellen Partners zu dem Infos geliefert wurden, je weiter weg der Cursor war, desto mehr Ablehnung; bei HIV anfangs große Ablehnung, die jedoch über die Zeit korrigiert und geringer wurde
->automatisch aktivierte Stereotype können Handeln und Verhalten bestimmen ohne das Personen es wissen
Auswirkungen auf die Zielperson (Stereotype und Vorurteile) (4)
1. öfter Opfer verbaler oder körperlicher Gewalt, seltener Zugang zu guten Bildungseinrichtungen, schlechtere medizinische Versorgung, verdienen weniger Geld
2. Effekte auf das Selbstwertgefühl: Stereotypisierung beeinflusst Konstruktion der sozialen Identität der status-niedrigeren Gruppenmitgliedern, diese negativen Eigenschaften werden internalisiert und es entsteht Selbsthass durch den Fremdhass
->höheres Risiko für Selbstwertminderung, Depressionen oder Herz-Kreislauferkrankungen
->es kann auch passieren, dass statt der Internalisierung das Selbstwertgefühl wächst durch Kompensationsstrategien: z. B. Ablehnungs-Identifikationsmodell von Branscombe zeigt, dass eine starke Identifikation mit der Eigengruppe negative Effekte kompensiert (Eigengruppenmitglieder = wichtige Ressource für emotionale, soziale und materielle Unterstützung im Umgang mit Diskriminierungen)
3. Leistung und Berufswahl: Nervosität kann dazu führen, dass in Testsituationen die Leistungen unterhalb des Potentials bleiben; höhere Wahrscheinlichkeit sich gegen Berufe zu entscheiden wo sie mit Stereotypen konfrontiert werden können (->Selbstselektionsmechanismus à la selbst erfüllende Prophezeiung)
4. Stereotype-Threat: Befürchtung auf der Grundlage von Stereotypen beurteilt zu werden löst bei Mitgliedern sozial abgewerteter Gruppen ein Gefühl der Bedrohung aus
Ursachen von Intergruppenkonflikten
-negative Interdependenz (Sherif):
Einstellungen und Verhaltensweisen von Gruppenmitgliedern gegenüber anderen Gruppen stehen in einem funktionalen Verhältnis zu Gruppeninteressen und Zielen; sind die Ziele von Eigen-und Fremdgruppe unvereinbar resultieren negative Vorurteile und feindselige Verhaltensweisen; sind die Gruppen jedoch aufeinander angewiesen resultiert eine Kooperation und positive Einstellungen
negative Interdependenzsituation
wenn beide Gruppen im Wettbewerb um knapp begrenzte Ressourcen kämpfen und jeder Zugewinn für die Fremdgruppe ein Verlust für die Eigengruppe darstellt (Nullsummen-Spiel)
Relative Deprivation
die Wahrnehmung weniger zu haben als einem zusteht (Gefühl der Unzufriedenheit), entsteht durch sozialen Vergleich
egoistische relative Deprivation
eine Person nimmt war, dass sie weniger besitzt als eine andere durch interpersonalen Vergleich
fraternale relative Deprivation
resultiert aus intergruppalen Vergleichen
-Strategien zur Erreichung einer positiven soziale Identität
a) Soziale Mobilität: verlassen der statusniedrigeren Gruppe und aufsteigen in die statushöhere Gruppe, der Status der Gruppe bleibt unverändert oder attackieren der vorherrschenden sozialen Statushierarchie
b) Soziale Kreativität: Vergleich auf einer neuen Vergleichsdimension auf der die Eigengruppe besser abschneidet, Re-interpretation des Vergleichsergebnisses sodass es positiv erscheint oder wechseln der Vergleichsgruppe; Änderung der innerhalb der Gruppe geteilten Definition der sozialen Identität, nicht aber der objektiven Hierarchie
c) Sozialer Wettbewerb: Wettbewerb der Gruppen auf der relevanten Dimension um sozialen Wandel zu bewirken; beinhaltet Potential für offene Intergruppenkonflikte
Die "Verringerung von Vorurteilen und Feindseligkeiten zwischen Gruppen durch Kontakt" entwickelte sich aus folgenden 2 Traditionen:
der Forschung zu sozialer Kategorisierung und sozialer Identität und der Forschung zur Kontakthypothese
Veränderung der sozialen Kategorisierung
durch Dekategorisierung soll Salienz reduziert werden und die Möglichkeit gegeben werden Fremdgruppenmitglieder als Individuen wahrzunehmen mit einzigartigen Eigenschaften, Interessen, etc. und Personen sollen sich sowohl als Mitglieder unterschiedlicher Gruppen (z. B. Deutsche und Türken) als auch als Mitglieder einer Gruppe (Europäer) ansehen
->Förderung personalisierter Kontakt & Wahrnehmung von Kreuzkategorien (Personen deren Selbstbild durch Zugehörigkeit zu viele Gruppen geprägt ist neigen weniger dazu Mitglieder anderer Gruppen abzuwerten)
Rekategorisierung- Common-Ingroup Identity Model:
Inklusivität der Kategorisierung wird erhöht durch relativ abstrakte Kategorisierungsebene, sodass Personen sich als Teil einer neuen übergeordneten sozialen Kategorie definieren und sich die Wertschätzung der ursprünglichen Fremdgruppenmitglieder auf das Niveau der Eigengruppe anhebt
Wechselseitige Differenzierung
Gruppen werden in positive Interdependenzsituation gebracht und die Kategorisierung dabei aufrecht gehalten, sodass komplementäre Rollen übernommen werden wodurch die Respektierung und Wertschätzung dieser Unterschiede im gegenseitigen Umgang gefördert wird ohne das die Gruppenidentität aufgegeben wird
Kontakthypothese von Allport
Vorurteile können durch gleichberechtigten Kontakt zwischen Majorität und Minorität beim Verfolgen gemeinsamer Ziele verringert werden. Die Wirksamkeit wird erhöht, wenn der Kontakt durch institutionelle Unterstützung sanktioniert wird und so beschaffen ist, dass Entdeckung gemeinsamer Interessen möglich ist.
->historisch gesehen war dieser Ansatz eng mit der Überwindung der Rassentrennung in den USA verbunden
Weiterentwicklung Kontakthypothese von Allport durch Pettigrew (und psychologische Prozesse+Kontaktbedingungen)
indem er die psychologischen Prozesse heraus arbeitete, die den Effekt von Kontakt auf die Einstellung gegenüber Mitgliedern der Fremdgruppe vermitteln und spezifizierte Mechanismen, die zur Generalisierung von Kontakterfahrungen führen
-Kontaktbedingungen:
a) gemeinsame übergeordnete Ziele: durch gemeinsame Anstrengungen zur Erreichung der Ziele wird Neuorientierung im Umgang mit der Fremdgruppe wichtig, die als Nährboden für Kooperation und Solidarität fungiert
b) Kooperation: z. B. durch Jigsaw-Methode: Aufteilung in Kleingruppen, die je eine Teilaufgabe eines Projekts bearbeiten, sodass Kooperation nötig ist
c) Gleicher Status
d) Autoritäten, Normen und Gesetze: fördern gleichberechtigten Umgang, unterstützen den soziale, ökonomischen Status von unterprivilegierten Gruppen, ermöglichen gleichberechtigten Kontakt , fördern Entwicklung von Verhaltensstandards im alltäglichen Umgang
e) freundschaftspotential: Freundschaften fördern den langfristigen Aufbau effektiver Bindungen; schon das Wissen, dass enge Freunde intergruppale Freundschaften pflegen führt zu einer Verbesserung der eigenen Einstellung gegenüber der Fremdgruppe
-vermittelnde psychologische Prozesse von Pettigrew:
a) Wissenserwerb: durch Kontakt besteht Möglichkeit Infos über Fremdgruppe zu sammeln, die Vorurteilen widersprechen
b) Verhaltensänderung: eigene Vorurteile und negative Einstellungen zu reduzieren
c) Aufbau affektiver Bindungen: wiederholter Kontakt verringert die Auftretenswahrscheinlichkeit der „Intergruppenangst“
d) Neubewertung der Eigengruppe: Intergruppenkontakt liefert auch neue Infos über die Eigengruppe und die in der Gruppe vorherrschenden Normen und Werte werden nicht mehr als die einzigen betrachtet, wodurch der unkritischen Bevorzugung der Eigengruppe entgegen gewirkt wird
Problem der Generalisierung
Übertragung von positiven Kontakterfahrungen mit individuellen Mitgliedern wird nicht auf die Fremdgruppe insgesamt bezogen, weil:
a) Wegerklären: Diskrepanz wird auf spezielle Umstände zurück geführt
b) Substereotypisierung: die stereotyp-inkonsistenten Personen werden einem Subtyp zugeordnet
c) Kontrastierung: Personen werden als Ausnahme von der Regel betrachtet
entgegenwirkende Schritte zur Generalisierung:
durch Kombination der Modelle der Dekategorisierung, der wechselseitigen Differenzierung und der Rekategorisierung (Pettigrew, da für ihn jeder der Prozesse für den Erfolg von Kontakt eine wichtige Rolle spielt allerdings in unterschiedlichen zeitlichen Phasen des Kontakts):
1. Initialer Kontakt: Prozesse der Dekategorisierung und Jigsaw Methode, damit freundschaftliche Beziehungen entstehen
2. Etablierter Kontakt: Fremdgruppenmitglieder müssen nun al typische Vertreter der Fremdgruppe angesehen werden damit es zur Generalisierung kommt, sodass die Gruppenzugehörigkeit wieder in den Fokus rückt; nachdem Modell der wechselseitigen Differenzierung müssen Gruppen in positive Interdependenzsituation gebracht werden und komplementäre Rollen übernommen werden (für mehr Respekt, kennen lernen, etc.), sodass Vorurteile abgebaut und positive Eindrücke auf Fremdgruppe insgesamt übertragen werden
3. Gemeinsame Gruppe: veränderte positive Beziehung kann dazu führen, das auf lange Sicht zunehmend Gemeinsamkeiten wahrgenommen werden was im Sinne der Common-Ingroup Identity zur Rekategorisierung führen kann, sodass die wahrgenommene Inklusivität der entsprechenden Kategorie so verändert wird, dass die vorherige Eigengruppe aufgefasst wird ; idealerweise führt dies zur maximalen Reduktion von Vorurteilen und Feindseligkeiten
Sind Vorurteile häufiger die Konsequenz als die Primärursache von Konflikten oder andersrum?
Vorurteile sind häufiger Konsequenz als Primärursache von Konflikten
“Prozess der Beseitigung emotionaler Barrieren, die den Weg zur Beendigung des Intergruppenkonflikts blockieren“ (Nadler):
braucht instrumentelle und sozioemotionale Versöhnung: Opfergruppe erwartet Eingeständnis der Schuld und Versicherung das sich Übergriffe nicht wiederholen, Täter fürchten Ausschluss und brauchen moralische Rehabilitation und Vergebung (apology-forgiveness-cycle)
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